Konjunktiv & Konditional und Konjunktiv: Unterschied zwischen den Seiten

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==Basiswissen==
Der Konjunktiv ist ein MODUS des Verbs. Mit diesem Modus können wir unterschiedliche Einstellungen ausdrücken, wie sich das, was wir sagen, zur Wirklichkeit verhält.
[[Datei:Grammatik-wordle1.jpg|200px|rechts]]


{{Box|Worum geht's|
Jedes Verb kann in drei MODI stehen:
:„Wenn man gut durch geöffnete Türen kommen will, muß man die Tatsache achten, daß sie einen festen Rahmen haben: dieser Grundsatz ... ist einfach eine Forderung des Wirklichkeitssinns. Wenn es aber Wirklichkeitssinn gibt, ... dann muß es auch etwas geben, das man '''Möglichkeitssinn''' nennen kann.[[Datei:Grammatik-wordle1.jpg|300px|rechts]]
  a) im Indikativ z.B. Er geht nach Hause. (Der neutrale Aussage-Modus)
:Wer ihn besitzt, sagt beispielsweise nicht: Hier ist dies oder das geschehen, wird geschehen, muß geschehen; sondern er erfindet: Hier '''könnte''', '''sollte''' oder '''müßte''' geschehen; und wenn man ihm von irgend etwas erklärt, daß es so '''sei''', wie es '''sei''', dann denkt er: Nun, es '''könnte''' wahrscheinlich auch anders sein. So '''ließe''' sich der Möglichkeitssinn geradezu als die Fähigkeit definieren, alles, was ebensogut sein '''könnte''', zu denken und das, was ist, nicht wichtiger zu nehmen als das, was nicht ist. ... Möglichkeitsmenschen leben, wie man sagt, in einem feineren Gespinst, in einem Gespinst von Dunst, Einbildung, Träumerei und '''Konjunktiven'''; Kindern, die diesen Hang haben, treibt man ihn nachdrücklich aus ..."
  b) im Imperativ      Geh’ jetzt nach Hause! (Befehls- oder Aufforderungsmodus)
  c) im Konjunktiv    Er sagte, er gehe jetzt nach Hause. (Diese Aussage drückt eine distanzierte Haltung
                        zum Gesagten aus. Vielleicht stimmt es ja gar nicht und niemand geht nach Hause.)


<small>Robert Musil: Der Mann ohne Eigenschaften (v. 1930), zitiert nach [http://gutenberg.spiegel.de/buch/der-mann-ohne-eigenschaften-erstes-buch-7588/5 Projekt Gutenberg DE]</small>
Der Konjunktiv wird gern MÖGLICHKEITSFORM genannt. Mit ihm kann man aber viel mehr ausdrücken als nur 'Mögliches'


|Hervorhebung1}}
Der KONJUNKTIV wird verwendet,
  a) um indirekte Rede zu kennzeichnen. Hierzu wird üblicherweise Konjunktiv I benutzt.
      Beispiel: Er meinte, es gehe schon besser.


{{Navigation|
  b) um einen Sachverhalt als bloß möglich oder gedacht zu kennzeichnen. Hier wird normalerweise Konjunktiv II verwendet.
{{2Spalten
  Beispiel:
|1=
      Wenn ich an deiner Stelle wäre, dann würde ich mich entschuldigen.
'''Der Konjunktiv'''
      Es wäre schön, wenn morgen die Schule ausfiele.


* [[Konjunktiv|Konjunktiv - das Wichtigste]]
  c) um höflich zu sein (ebenfalls Konjunktiv II):
* [[Konjunktiv I/Übung 1|Konjunktiv lernen mit Sebastian Sick]]
      Dürfte ich ihnen einen Stuhl anbieten?
      Könnten sie bitte hier unterschreiben?
      Ich möchte gerne bezahlen.


* [[Deutsch lernen/Konjunktiv| Konjunktiv I: Indirekte Rede]]
==Woran man ihn erkennt==
<!--* [[Deutsch lernen/Indirekte Rede| Konjunktiv I: Noch mehr indirekte Rede]]-->
Es gibt zwei Arten des Konjunktivs, die der Einfachheit halber Konjunktiv I und II genannt werden.


* [[Konjunktiv_II/Übung_1| Konjunktiv II: Gefühle ausdrücken]]
"Was aber hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne,
* [[Konjunktiv_II/Übung_2| Konjunktiv II: Höflich sein]]
  und nähme doch Schaden an seiner Seele." (Matthäus 16,26 Luther-Bibel 1956)
* [[Konjunktiv II/Übung 3| Konjunktiv II: Würde und Wahrheit]]


|2=
In diesem so fremd klingenden Bibel-Zitat erkennt man die Konjunktiv-Form des Verbs gleich an den Umlauten ü-ö-ä.
'''Das Konditional'''
Das gilt aber nur für den Konjunktiv II, wie man an dieser Tabelle sehen kann:


* [[Konditional|Wichtige Verwendungsformen]]
Die GRAMMATIK des Konjunktivs:
* [[Konditional/Übung 1|Konditional: Wenn das Wetter ...]]
* [[Konditional/Übung 2|Konditional: Wenn-dann-Kettenreaktion]]
  Indikativ            Konjunktiv 1        Konjunktiv II
+--------------------------------------------------------------+
|  ich habe (keine Zeit)  habe                  hätte        |
|      hast                habest                hättest      |
|      hat                habe                  hätte        |
|  wir haben              haben                  hätten      |
|      habt                habet                  hättet      |
|      haben              haben                  hätten      |
+ -------------------------------------------------------------+
|  ich denke              denke                  dächte      |
|      denkst              denkest                dächtest    |
|      denkt              denke                  dächte      |
|      denken              denken                dächten      |
|      denkt              denket                dächtet      |
|      denken              denken                dächten      |
+------------------------------------------------------------- +
Der Konjunktiv I ist durch das >e< in der Endung gekennzeichnet.
    Er sagt, er habe keine Zeit.
    Sie meint, sie halte das für eine Ausrede.
 
Der Konjunktiv II wird aus dem Präteritum des Verbs abgeleitet und zwar durch Umlautung:
    er wusste ... wenn er wüsste / er dachte ... wenn er dächte
    du halfst ... wenn du hälfest / ich mochte ... wenn du möchtest
 
Wenn sich Indikativ und Konjunktiv I Formen nicht unterscheiden, wird oft auf die Konjunktiv-II-Form ausgewichen:
    Beispiel: Sie sagen, sie denken (!) nicht ans Aufhören.
    Ersatzform: Sie sagen, sie dächten nicht ans Aufhören.
 
Weil aber die Konjunktiv-II-Form sich manchmal seltsam veraltet anhört, wird besonders in der Umgangssprache gerne die Ersatzform >würde + Infinitiv< verwendet. Beispiel:
  Wenn ich mehr Geld hätte, flöge (!) ich nach Tahiti.
  Wenn ich mehr Geld hätte, würde ich nach Tahiti fliegen.
 
==Stilfragen==
{{Box|„würde" und guter Stil|
Mit der würde-Ersatzform sollte man sparsam umgehen, wenn es 'gutes' Deutsch sein soll!
 
Nehmen wir wieder das Bibel-Zitat vom Anfang:
 
<pre>
Was aber würde es dem Menschen helfen,
    wenn er die ganze Welt gewinnen würde,
      aber er würde Schaden an seiner Seele nehmen.
</pre>
Wie klingt das? Nicht falsch, aber auch nicht elegant.
 
Darum zwei Vorschläge für guten Stil und zur Vermeidung von Wiederholungen:
# EINE Verbform ist meistens besser als eine GETEILTE: „ich ginge" statt „ich würde gehen”.
# Im Wenn-Satz sollte ein >würde< nicht vorkommen: Wenn er zu spät ''käme'', würde er etwas verpassen.
|Merksatz}}
 
:&rarr; Zur [[Konjunktiv II/Übung 3|Übung]]
 
==Unterrichtsideen==
===Gefühl äußern mit Konjunktiv II===
[[Datei:Donalds.gif|rechts|300px]]
{{Box|Donalds Gefühle|
Was mag Donald alles durch den Kopf gehen?
 
Wünsche, Hoffnungen, Enttäuschungen, Verwünschungen?
Sie könnten mit "Oh" oder "Ach" oder "Wenn" oder "Hätte" oder "Wäre" beginnen.
 
Ordne jedem dieser Stimmungen einen Satz zu, in dem ein Konjunktiv vorkommt.  
|Unterrichtsidee}}
 
:&rarr; Gehe zur [[Konjunktiv II/Übung 1|'''Übung''']]
 
===Höflich sein mit Konjunktiv II===
Der Ton macht bekanntlich die Musik, das gilt auch für gute Umgangsformen! Hier kann uns der Konjunktiv II ganz entscheidend weiterhelfen. Er sorgt sozusagen für den sprachlichen Wohlklang im täglichen Miteinander. Hierfür ein einfaches Beispiel:
 
Die einfache Aufforderung: ''Mach die Tür auf!''


Siehe auch:
kann als höfliche Formulierung z.B. so klingen:
* [[Englisch/Grammatik/If-sentences|English Grammar: If-sentences]] Basiswissen und Übungen
• Könntest Du (bitte) die Türe aufmachen.
• Wärest Du so freundlich/nett/zuvorkommend und würdest die Türe öffnen.
• Ich wäre dir sehr/außerordentlich/über alle Maßen dankbar, wenn ...


}}
:&rarr; Zur [[Konjunktiv II/Übung 2|'''Übung''']]
}}
 
[[Benutzer:Klaus Dautel|Klaus Dautel]] ([[Benutzer Diskussion:Klaus Dautel|Diskussion]])
===Konjunktive mit Sebastian Sick lernen===
Sebastian Sick, der Autor von „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod", hat auf seiner Website auch eine Rubrik [http://bastiansick.de/category/fuer-den-unterricht/ '''Für den Unterricht'''] eingerichtet. Alle Texte, die in dieser Rubrik gelistet sind, werden dem Schulunterricht kostenlos zur Verfügung gestellt.
 
:&rarr; Zur [[Konjunktiv I/Übung 1|'''Übung''']]
 
==Siehe auch==
 
*[[Konjunktiv & Konditional]] - Der Überblick
 
*[[Konjunktiv_II/Übung_1| Konjunktiv II: Donalds Gefühle]]
*[[Konjunktiv_II/Übung_2| Konjunktiv II: Höflich sein]]
 
*[[Konditional|Eine bedeutungsvolle Verwendungsform: Das KONDITIONAL]]
 
[[Kategorie: Grammatik]]
[[Kategorie: Deutsch]]
[[Kategorie: Deutsch]]
[[Kategorie: Englisch]]
[[Kategorie: Sekundarstufe 1]]
[[Kategorie: Grammatik]]
[[Kategorie:Konjunktiv]]
[[Kategorie:Sekundarstufe 1]]

Version vom 23. August 2021, 13:44 Uhr

Basiswissen

Der Konjunktiv ist ein MODUS des Verbs. Mit diesem Modus können wir unterschiedliche Einstellungen ausdrücken, wie sich das, was wir sagen, zur Wirklichkeit verhält.

Grammatik-wordle1.jpg

Jedes Verb kann in drei MODI stehen:

  a) im Indikativ z.B. Er geht nach Hause. (Der neutrale Aussage-Modus)
  b) im Imperativ      Geh’ jetzt nach Hause! (Befehls- oder Aufforderungsmodus)
  c) im Konjunktiv     Er sagte, er gehe jetzt nach Hause. (Diese Aussage drückt eine distanzierte Haltung 
                       zum Gesagten aus. Vielleicht stimmt es ja gar nicht und niemand geht nach Hause.)

Der Konjunktiv wird gern MÖGLICHKEITSFORM genannt. Mit ihm kann man aber viel mehr ausdrücken als nur 'Mögliches'

Der KONJUNKTIV wird verwendet,

  a) um indirekte Rede zu kennzeichnen. Hierzu wird üblicherweise Konjunktiv I benutzt.
     Beispiel: Er meinte, es gehe schon besser.
  b) um einen Sachverhalt als bloß möglich oder gedacht zu kennzeichnen. Hier wird normalerweise Konjunktiv II verwendet.
  Beispiel:
     Wenn ich an deiner Stelle wäre, dann würde ich mich entschuldigen.
     Es wäre schön, wenn morgen die Schule ausfiele.
  c) um höflich zu sein (ebenfalls Konjunktiv II):
     Dürfte ich ihnen einen Stuhl anbieten?
     Könnten sie bitte hier unterschreiben?
     Ich möchte gerne bezahlen.

Woran man ihn erkennt

Es gibt zwei Arten des Konjunktivs, die der Einfachheit halber Konjunktiv I und II genannt werden.

"Was aber hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne,
  und nähme doch Schaden an seiner Seele." (Matthäus 16,26 Luther-Bibel 1956)

In diesem so fremd klingenden Bibel-Zitat erkennt man die Konjunktiv-Form des Verbs gleich an den Umlauten ü-ö-ä. Das gilt aber nur für den Konjunktiv II, wie man an dieser Tabelle sehen kann:

Die GRAMMATIK des Konjunktivs:

  Indikativ             Konjunktiv 1         Konjunktiv II
+--------------------------------------------------------------+
|  ich habe (keine Zeit)   habe                   hätte        |
|      hast                habest                 hättest      |
|      hat                 habe                   hätte        |
|  wir haben               haben                  hätten       |
|      habt                habet                  hättet       |
|      haben               haben                  hätten       |
+ -------------------------------------------------------------+
|  ich denke               denke                  dächte       |
|      denkst              denkest                dächtest     |
|      denkt               denke                  dächte       |
|      denken              denken                 dächten      |
|      denkt               denket                 dächtet      |
|      denken              denken                 dächten      |
+------------------------------------------------------------- +

Der Konjunktiv I ist durch das >e< in der Endung gekennzeichnet.

   Er sagt, er habe keine Zeit.
   Sie meint, sie halte das für eine Ausrede. 

Der Konjunktiv II wird aus dem Präteritum des Verbs abgeleitet und zwar durch Umlautung:

    er wusste ... wenn er wüsste / er dachte ... wenn er dächte
    du halfst ... wenn du hälfest / ich mochte ... wenn du möchtest

Wenn sich Indikativ und Konjunktiv I Formen nicht unterscheiden, wird oft auf die Konjunktiv-II-Form ausgewichen:

   Beispiel: Sie sagen, sie denken (!) nicht ans Aufhören.
   Ersatzform: Sie sagen, sie dächten nicht ans Aufhören.

Weil aber die Konjunktiv-II-Form sich manchmal seltsam veraltet anhört, wird besonders in der Umgangssprache gerne die Ersatzform >würde + Infinitiv< verwendet. Beispiel:

  Wenn ich mehr Geld hätte, flöge (!) ich nach Tahiti.
  Wenn ich mehr Geld hätte, würde ich nach Tahiti fliegen.

Stilfragen

„würde" und guter Stil

Mit der würde-Ersatzform sollte man sparsam umgehen, wenn es 'gutes' Deutsch sein soll!

Nehmen wir wieder das Bibel-Zitat vom Anfang:

 Was aber würde es dem Menschen helfen, 
     wenn er die ganze Welt gewinnen würde,
       aber er würde Schaden an seiner Seele nehmen.

Wie klingt das? Nicht falsch, aber auch nicht elegant.

Darum zwei Vorschläge für guten Stil und zur Vermeidung von Wiederholungen:

  1. EINE Verbform ist meistens besser als eine GETEILTE: „ich ginge" statt „ich würde gehen”.
  2. Im Wenn-Satz sollte ein >würde< nicht vorkommen: Wenn er zu spät käme, würde er etwas verpassen.
→ Zur Übung

Unterrichtsideen

Gefühl äußern mit Konjunktiv II

Donalds.gif
Donalds Gefühle

Was mag Donald alles durch den Kopf gehen?

Wünsche, Hoffnungen, Enttäuschungen, Verwünschungen? Sie könnten mit "Oh" oder "Ach" oder "Wenn" oder "Hätte" oder "Wäre" beginnen.

Ordne jedem dieser Stimmungen einen Satz zu, in dem ein Konjunktiv vorkommt.

→ Gehe zur Übung

Höflich sein mit Konjunktiv II

Der Ton macht bekanntlich die Musik, das gilt auch für gute Umgangsformen! Hier kann uns der Konjunktiv II ganz entscheidend weiterhelfen. Er sorgt sozusagen für den sprachlichen Wohlklang im täglichen Miteinander. Hierfür ein einfaches Beispiel:

Die einfache Aufforderung: Mach die Tür auf!

kann als höfliche Formulierung z.B. so klingen:

• Könntest Du (bitte) die Türe aufmachen.
• Wärest Du so freundlich/nett/zuvorkommend und würdest die Türe öffnen.
• Ich wäre dir sehr/außerordentlich/über alle Maßen dankbar, wenn ...
→ Zur Übung

Konjunktive mit Sebastian Sick lernen

Sebastian Sick, der Autor von „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod", hat auf seiner Website auch eine Rubrik Für den Unterricht eingerichtet. Alle Texte, die in dieser Rubrik gelistet sind, werden dem Schulunterricht kostenlos zur Verfügung gestellt.

→ Zur Übung

Siehe auch