Krisenjahr 1923/test und Krisenjahr 1923/Hyperinflation: Unterschied zwischen den Seiten
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==Gruppe 2: Hyperinflation== | |||
{{Aufgabe|Erstelle ein Poster/ eine Präsentation. | |||
# Erkläre, warum man für die Inflation 1923 den Begriff '''Hyperinflation''' verwendet. | |||
## Gib Beispiele, wie die Hyperinflation das Leben der Leute beeinflusste und beeinträchtigte. | |||
## Überlege, ob eine Geldentwertung auch positive Auswirkungen haben kann. | |||
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Weil die Reichsregierung nicht mehr in der Lage war, die Reparationen zu bezahlen, kam es zur [[Krisenjahr 1923/Ruhrbesetzung|Ruhrbesetzung]] durch französische und belgische Truppen. Die deutsche Regierung rief zum „Ruhrkampf“, zum passiven Widerstand gegen die militärische Besetzung auf. Um die Streikenden bei Laune zu halten, wurden ihnen entsprechende finanzielle Hilfen ausgezahlt – in einer Mark, die sich durch die von der Regierung betriebene Geldvermehrung immer rascher entwertete. Damit begannen die Monate der '''Hyperinflation''', die noch Generationen von Deutschen als Beispiel für die Schrecken einer Inflation verfolgten. Immer schneller vervielfachte sich die Abwertung gegenüber dem US-Dollar, bis schließlich im November 1923 der Kurs für einen US-Dollar 4,2 Billionen Mark entsprach. | |||
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R1215-506, Berlin, Reichsbank, Geldauflieferungsstelle.jpg|mini|400px|Geldauslieferungsstelle (Sammelstelle) in der Berliner Reichsbank, Oktober 1923]] | |||
[[Datei:Billionmarks.jpg|mini|400px|left|Überdruckte Banknote von Dezember 1922]] | |||
{{clear}} | |||
Die Hyperinflation sorgte für einen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft und des Bankensystems. Zwei komplette Auflagen von 1000 Mark- und 5000 Mark-Banknoten konnten Anfang 1923 nicht mehr in Umlauf gebracht werden, sie mussten Ende 1923 mit „1 Milliarde“ und „500 Milliarden“-Aufdrucken verwendet werden. Der Aktienindex des Statistischen Reichsamtes stieg im Dezember 1923 im Monatsdurchschnitt auf einen Wert von 26,89 Billionen Punkte und der Goldpreis auf 86,81 Billionen Mark pro {{wpde|Feinunze}}. | |||
===Auswirkungen=== | |||
====Geldscheine==== | |||
<gallery> | |||
Datei:Reichsbanknote 100 Mark Netz.png|100 Mark, November 1920 | |||
Datei:Reichsbanknote 2000000 Mark Nr 52 59 16 von 1923 a wiki.png|2.000.000 Mark, Juli 1923 | |||
Datei:Reichsbanknote 10000000 Mark Juli 1923 A 0535826 wiki.png|10 Millionen Mark, Juli 1923 | |||
Datei:Reichsbanknote 50000000 Mark U 5479307 Juli 1923 Wiki.png|50 Millionen Mark, Juli 1923 | |||
Datei:Reichsbanknote 200000 Mark August 1923 ohne Nummerierung Wiki.png|200.000 Mark, August 1923 | |||
Datei:REichsbanknote 20 Millionen Mark Januar 1924 Wikipedia.png|10 Millionen Mark, 1924 | |||
</gallery> | |||
Die Bilder können nur ansatzweise den Verlauf der Geldentwertung aufzeigen. Banknoten aus dem Kaiserreich sind so groß, dass sie nur in Brieftaschen passen. Sie waren auch so viel wert, dass sie nicht (oder fast nie) gefaltet wurden. | |||
Mit der fortschreitenden Geldentwertung wurden die Scheine kleiner und dünner, da die Kosten des Papiers zu teuer wurden. Schließlich wurde nur die Vorderseite bedruckt, um Farbe zu sparen. Oben wurde bereits erwähnt, dass alte Geldscheine, deren Nominalwert zu gering war, mit neuen Werten überdruckt wurden. | |||
==== Briefverkehr ==== | |||
[[File:Inflationsbrief_Norden_1923-11-04.jpg|mini|400px|Umschlag eines Inlandbriefs von Wilhelmshaven nach Norden mit sog. {{wpde|Dachziegelfrankatur}}, gestempelt am 4. November 1923]] | |||
Nicht nur die Geldscheine, auch die Briefmarken mussten stets an die steigenden Preise angepasst werden. | |||
Im Extremfall wogen die Briefmarken mehr als der Brief selbst, sodass man eigentlich für das höhere Gewicht noch mehr Briefmarken hätte verwenden müssen. | |||
'''Porto für einen einfachen Fernbrief der ersten Gewichtsstufe bis 20g''' | |||
{|style="text-align:right;" | |||
| 1.10.1918 | |||
| 0,15ℳ | |||
|- | |||
| 1.10.1919 | |||
| 0,20ℳ | |||
|- | |||
| 1.04.1921 | |||
| 0,60ℳ | |||
|- | |||
| 1.07.1922 | |||
| 6,00ℳ | |||
|- | |||
| 15.11.1922 | |||
| 25,00ℳ | |||
|- | |||
| 15.01.1923 | |||
| 50,00ℳ | |||
|- | |||
| 1.03.1923 | |||
| 100,00ℳ | |||
|- | |||
| 1.07.1923 | |||
| 300,00ℳ | |||
|- | |||
| 1.08.1923 | |||
| 1.000,00ℳ | |||
|- | |||
| 24. 8.1923 | |||
| 20.000,00ℳ | |||
|- | |||
| 1. 9.1923 | |||
| 75.000,00ℳ | |||
|- | |||
| 20. 9.1923 | |||
| 250.000,00ℳ | |||
|- | |||
| 1.10.1923 | |||
| 2.000.000,00ℳ | |||
|- | |||
| 10.10.1923 | |||
| 5.000.000,00ℳ | |||
|- | |||
| 1.11.1923 | |||
| 100.000.000,00ℳ | |||
|- | |||
| 5.11.1923 | |||
| 1.000.000.000,00ℳ | |||
|- | |||
| 12.11.1923 | |||
| 10.000.000.000,00ℳ | |||
|- | |||
| 20.11.1923 | |||
| 20.000.000.000,00ℳ | |||
|- | |||
|26.11.1923 | |||
| 80.000.000.000,00ℳ | |||
|- | |||
| 1.12.1923 | |||
| 100.000.000.000,00ℳ | |||
|} | |||
Am 1. 12. wurde als neue Währung die Rentenmark eingeführt: 10.000.000.000ℳ = 0,01 Rentenmark | |||
Das Porto betrug deshalb 0,10 Rentenmark. | |||
Quelle: Briefmarkenspiegel 3/87, S. 27 | |||
Siehe auch: {{wpde|Briefmarken-Jahrgang 1923 der Deutschen Reichspost}} | |||
{{clear}} | |||
====Lohntüte==== | |||
[[File:Lohntuete Arbeiter Anbald Baugeschaeft Erfurt 1923-09-07.jpg|500px|thumb|right|Lohntüte einer Baufirma aus Erfurt, 09.07.1923 (1914-detailfragen.de)]] | |||
[[File:Lohnscheck Basse Selve Altena 1923-08-10.jpg|500px|thumb|right|Lohnscheck über 500.000.-, der nur zur Verrechnung ausgestellt wurde (1914-detailfragen.de)]] | |||
Betrachte folgende Lohntüte: | |||
Früher hatten nur die wenigsten Deutschen ein Konto bei einer Bank. Arbeiter bekamen freitags oder samstags nach der Arbeit eine Lohntüte, in der ihr Lohn in bar ausgezahlt wurde. | |||
{{Aufgabe|#Überlege, wie die Familie den Lohn möglichst sinnvoll verwenden kann. | |||
# Überlege, vor welchen Problemen sie während der Hyperinflation stehen. Was passiert mit dem Geld nach einer Woche? | |||
# Auf der Lohntüte ist das Wort {{wpde|Vorschuss_(Wirtschaft)#Arbeitsrecht|Vorschuss}} vermerkt. Erkläre, was das ist und welche Vorteile es hat.}} | |||
{{Lösung versteckt|Bei der schnell fortschreitenden Hyperinflation musste versucht werden, noch am gleichen Tag einzukaufen, da das Geld am kommenden Montag schon wieder weniger wert sein würde. | |||
Am Besten wäre es, wenn man in der Vorwoche anschreiben hätte können, d.h. Waren bereits erhalten hatte, die man dann am Wochenschluss bezahlen würde. | |||
Ähnlich funktioniert der Vorschuss, der einem einen Teil des Lohns vorher auszahlt, damit man sich Essen kaufen kann.}} | |||
'''Lebensmittelpreise''' | |||
<div style="border:thin solid; padding:0.5em"> | |||
Berliner Preise vom 10. Juni 1923: | |||
<hr> | |||
Heute kosten in Berlin: | |||
{| | |||
|Markenbrot (1900g)* | |||
| 2.500 Mark | |||
|- | |||
| Markenschrippe* | |||
| 80 Mark | |||
|- | |||
| Markenfreies Brot (1200g) | |||
| 4.500 Mark | |||
|- | |||
|Milch 1 Liter | |||
| 1.140 Mark | |||
|- | |||
| Briketts (50kg, frei Keller) | |||
| 11.430 Mark | |||
|- | |||
| Gas:cbm. | |||
| 200 Mark | |||
|- | |||
|Strom, Licht und Kraft | |||
| 2.000 Mark | |||
|- | |||
| Straßenbahn: 600, Kind 300 Mark (ab Montag) | |||
|- | |||
|Hochbahn: III. Kl. 250 und 350 Mark,<br>II. Kl. 350 und 450 Mark<br>Omnibus. 600 u. 800 M | |||
|} | |||
Quelle: G.Kotowski (Hrsg.): Historisches Lesebuch 3: 1914-1933. Frankfurt 1968, S.214 | |||
</div> | |||
==Gruppe 3: Nachwirkung== | |||
In den Zwanziger Jahren gab es nur wenig volkswirtschaftliche Kenntnisse, wieso es zur Inflation kam. Umso stärker wurden die Auswirkungen auf das eigene Leben oder von Bekannten als [[Oral History]] an die Nachkommen vergeben. | |||
{{Zitat| „Nichts hat das deutsche Volk so erbittert, so hasswütig, so hitlerreif gemacht wie die Inflation.|Stefan Zweig<ref>Die Welt von gestern: Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt/M.: Fischer, 1978. S. 361, ISBN 3-10-097030-6</ref>}} | |||
===Der Ziegeleibesitzer=== | |||
Meine Oma erzählte immer von einem Ziegeleibesitzer, den sie kannte (oder von dem sie nur gehört hatte), der Anfang 1923 seine Ziegelei mit allem Grund verkaufte und dafür sehr viel Geld bekam. Durch die Hyperinflation verlor dieses Geld seinen Wert und ein halbes Jahr später hatte er weder Geld noch eine Arbeit oder Produktionsmittel, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen. | |||
===Der Universitätsprofessor=== | |||
Der Universitätsprofessor aus der Stadt erhielt sein bislang gutes Gehalt monatlich, wobei die Gehälter nur nachträglich (oder gar nicht) an die Geldentwertung angepasst wurden. | |||
Um ihre Familien zu ernähren, zogen viele Bürgerliche auf's Land, um Lebensmittel einzutauschen. Die Bauern wollten natürlich keine (bald) wertlosen Geldscheine und tauschten Milch, Kartoffeln und Eier gegen Silberbesteck und andere Wertgegenstände. Ein Bauer hatte angeblich einen Perserteppich in seinen Kuhstall gelegt, da er im Haus schon genug davon hatte. | |||
{{Fortsetzung| | {{Fortsetzung| | ||
vorherlink=Krisenjahr_1923/ | vorherlink=Krisenjahr_1923/Inflation|vorher=Inflation<br>(Ursachen und ...)| | ||
weiterlink=Krisenjahr_1923/ | weiterlink=Krisenjahr_1923/innere Krise|weiter=innere Krise| | ||
}} | |||
{{1923}} | {{1923}} | ||
== Weblinks == | == Weblinks == | ||
*{{wpde|Deutsche Inflation 1914 bis 1923}} | |||
*{{wpde|Hyperinflation}} | |||
* [https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Inflation,_1914-1923 Inflation, 1914-1923] (historisches-lexikon-bayerns.de)<br>sehr guter Grundlagenartikel | |||
* [https://www.berliner-zeitung.de/mensch-metropole/inflation-berlin-1922-1923-irre-preise-hilflose-behoerden-li.232097 Inflation in Berlin 1922-1923: Irre Preise, hilflose Behörden] (berliner-zeitung.de) | |||
{{lemo|http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/innenpolitik/inflation/index.html|Die Inflation von 1914 bis 1923}} | |||
=== Notgeld === | |||
Das Notgeld mit seinen bunten Scheinen dient oft der Illustration der „schwierigen Zeit“, diente aber oft eher nur als zusätzliche Einnahmequelle für finanzschwache Städte. Viele Ausgaben kamen gar nicht in den Umlauf, sondern wurden gleich von Sammlern aufgekauft. | |||
* [https://www.das-deutsche-notgeld.de/home.htm#home1 das-deutsche-notgeld.de]<br>sehr umfangreiche Sammlung und Grundlagenartikel, der den Sammelaspekt gut erklärt | |||
* [https://www.spiegel.de/geschichte/notgeld-a-947870.html Notgeld] Der schöne Schein (Spiegel.de) | |||
* [http://ralf-arndt.de/notgeld.html Notgeld aus Bamberg] (Ralf Arndt)<br>"Viele besitzen sie noch, die Notgeldscheine aus der Zeit der Weimarer Republik.<br>In der zweiten Jahreshälfte 1923 galoppierte die Inflation in Deutschland wie nie zuvor. Hintergrund waren die hohen Reparationsleistungen an die Siegermächte des Ersten Weltkrieges und der "Ruhrkampf" nach der Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich.<br>Die Alltagssorgen der Menschen der damaligen Zeit spiegelt dieser Geldschein aus dem katholischen Bamberg wider." | |||
*[http://www.solingen-internet.de/si-hgw/notgeld.htm Wenke: Mein Solingen / Notgeld] (Münzen aus minderwertigem Metall) | |||
[[Kategorie:Weimarer Republik]] | |||
[[Kategorie:Geschichte]] |
Aktuelle Version vom 7. Februar 2023, 10:01 Uhr
Gruppe 2: Hyperinflation
Erstelle ein Poster/ eine Präsentation.
- Erkläre, warum man für die Inflation 1923 den Begriff Hyperinflation verwendet.
- Gib Beispiele, wie die Hyperinflation das Leben der Leute beeinflusste und beeinträchtigte.
- Überlege, ob eine Geldentwertung auch positive Auswirkungen haben kann.
Weil die Reichsregierung nicht mehr in der Lage war, die Reparationen zu bezahlen, kam es zur Ruhrbesetzung durch französische und belgische Truppen. Die deutsche Regierung rief zum „Ruhrkampf“, zum passiven Widerstand gegen die militärische Besetzung auf. Um die Streikenden bei Laune zu halten, wurden ihnen entsprechende finanzielle Hilfen ausgezahlt – in einer Mark, die sich durch die von der Regierung betriebene Geldvermehrung immer rascher entwertete. Damit begannen die Monate der Hyperinflation, die noch Generationen von Deutschen als Beispiel für die Schrecken einer Inflation verfolgten. Immer schneller vervielfachte sich die Abwertung gegenüber dem US-Dollar, bis schließlich im November 1923 der Kurs für einen US-Dollar 4,2 Billionen Mark entsprach.
Die Hyperinflation sorgte für einen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft und des Bankensystems. Zwei komplette Auflagen von 1000 Mark- und 5000 Mark-Banknoten konnten Anfang 1923 nicht mehr in Umlauf gebracht werden, sie mussten Ende 1923 mit „1 Milliarde“ und „500 Milliarden“-Aufdrucken verwendet werden. Der Aktienindex des Statistischen Reichsamtes stieg im Dezember 1923 im Monatsdurchschnitt auf einen Wert von 26,89 Billionen Punkte und der Goldpreis auf 86,81 Billionen Mark pro Feinunze.
Auswirkungen
Geldscheine
Die Bilder können nur ansatzweise den Verlauf der Geldentwertung aufzeigen. Banknoten aus dem Kaiserreich sind so groß, dass sie nur in Brieftaschen passen. Sie waren auch so viel wert, dass sie nicht (oder fast nie) gefaltet wurden.
Mit der fortschreitenden Geldentwertung wurden die Scheine kleiner und dünner, da die Kosten des Papiers zu teuer wurden. Schließlich wurde nur die Vorderseite bedruckt, um Farbe zu sparen. Oben wurde bereits erwähnt, dass alte Geldscheine, deren Nominalwert zu gering war, mit neuen Werten überdruckt wurden.
Briefverkehr
Nicht nur die Geldscheine, auch die Briefmarken mussten stets an die steigenden Preise angepasst werden.
Im Extremfall wogen die Briefmarken mehr als der Brief selbst, sodass man eigentlich für das höhere Gewicht noch mehr Briefmarken hätte verwenden müssen.
Porto für einen einfachen Fernbrief der ersten Gewichtsstufe bis 20g
1.10.1918 | 0,15ℳ |
1.10.1919 | 0,20ℳ |
1.04.1921 | 0,60ℳ |
1.07.1922 | 6,00ℳ |
15.11.1922 | 25,00ℳ |
15.01.1923 | 50,00ℳ |
1.03.1923 | 100,00ℳ |
1.07.1923 | 300,00ℳ |
1.08.1923 | 1.000,00ℳ |
24. 8.1923 | 20.000,00ℳ |
1. 9.1923 | 75.000,00ℳ |
20. 9.1923 | 250.000,00ℳ |
1.10.1923 | 2.000.000,00ℳ |
10.10.1923 | 5.000.000,00ℳ |
1.11.1923 | 100.000.000,00ℳ |
5.11.1923 | 1.000.000.000,00ℳ |
12.11.1923 | 10.000.000.000,00ℳ |
20.11.1923 | 20.000.000.000,00ℳ |
26.11.1923 | 80.000.000.000,00ℳ |
1.12.1923 | 100.000.000.000,00ℳ |
Am 1. 12. wurde als neue Währung die Rentenmark eingeführt: 10.000.000.000ℳ = 0,01 Rentenmark
Das Porto betrug deshalb 0,10 Rentenmark.
Quelle: Briefmarkenspiegel 3/87, S. 27
Siehe auch: Briefmarken-Jahrgang 1923 der Deutschen Reichspost
Lohntüte
Betrachte folgende Lohntüte:
Früher hatten nur die wenigsten Deutschen ein Konto bei einer Bank. Arbeiter bekamen freitags oder samstags nach der Arbeit eine Lohntüte, in der ihr Lohn in bar ausgezahlt wurde.
- Überlege, wie die Familie den Lohn möglichst sinnvoll verwenden kann.
- Überlege, vor welchen Problemen sie während der Hyperinflation stehen. Was passiert mit dem Geld nach einer Woche?
- Auf der Lohntüte ist das Wort Vorschuss vermerkt. Erkläre, was das ist und welche Vorteile es hat.
Bei der schnell fortschreitenden Hyperinflation musste versucht werden, noch am gleichen Tag einzukaufen, da das Geld am kommenden Montag schon wieder weniger wert sein würde.
Am Besten wäre es, wenn man in der Vorwoche anschreiben hätte können, d.h. Waren bereits erhalten hatte, die man dann am Wochenschluss bezahlen würde.
Ähnlich funktioniert der Vorschuss, der einem einen Teil des Lohns vorher auszahlt, damit man sich Essen kaufen kann.
Lebensmittelpreise
Berliner Preise vom 10. Juni 1923:
Heute kosten in Berlin:
Markenbrot (1900g)* | 2.500 Mark |
Markenschrippe* | 80 Mark |
Markenfreies Brot (1200g) | 4.500 Mark |
Milch 1 Liter | 1.140 Mark |
Briketts (50kg, frei Keller) | 11.430 Mark |
Gas:cbm. | 200 Mark |
Strom, Licht und Kraft | 2.000 Mark |
Straßenbahn: 600, Kind 300 Mark (ab Montag) | |
Hochbahn: III. Kl. 250 und 350 Mark, II. Kl. 350 und 450 Mark Omnibus. 600 u. 800 M |
Quelle: G.Kotowski (Hrsg.): Historisches Lesebuch 3: 1914-1933. Frankfurt 1968, S.214
Gruppe 3: Nachwirkung
In den Zwanziger Jahren gab es nur wenig volkswirtschaftliche Kenntnisse, wieso es zur Inflation kam. Umso stärker wurden die Auswirkungen auf das eigene Leben oder von Bekannten als Oral History an die Nachkommen vergeben.
Der Ziegeleibesitzer
Meine Oma erzählte immer von einem Ziegeleibesitzer, den sie kannte (oder von dem sie nur gehört hatte), der Anfang 1923 seine Ziegelei mit allem Grund verkaufte und dafür sehr viel Geld bekam. Durch die Hyperinflation verlor dieses Geld seinen Wert und ein halbes Jahr später hatte er weder Geld noch eine Arbeit oder Produktionsmittel, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
Der Universitätsprofessor
Der Universitätsprofessor aus der Stadt erhielt sein bislang gutes Gehalt monatlich, wobei die Gehälter nur nachträglich (oder gar nicht) an die Geldentwertung angepasst wurden.
Um ihre Familien zu ernähren, zogen viele Bürgerliche auf's Land, um Lebensmittel einzutauschen. Die Bauern wollten natürlich keine (bald) wertlosen Geldscheine und tauschten Milch, Kartoffeln und Eier gegen Silberbesteck und andere Wertgegenstände. Ein Bauer hatte angeblich einen Perserteppich in seinen Kuhstall gelegt, da er im Haus schon genug davon hatte.
- Ruhrbesetzung
- Inflation
- Inflation (Ursachen und Verlauf)
- Hyperinflation
- innere Krise
- Hitlerputsch
Weblinks
- Deutsche Inflation 1914 bis 1923
- Hyperinflation
- Inflation, 1914-1923 (historisches-lexikon-bayerns.de)
sehr guter Grundlagenartikel - Inflation in Berlin 1922-1923: Irre Preise, hilflose Behörden (berliner-zeitung.de)
LeMO: Die Inflation von 1914 bis 1923 (dhm.de)
Notgeld
Das Notgeld mit seinen bunten Scheinen dient oft der Illustration der „schwierigen Zeit“, diente aber oft eher nur als zusätzliche Einnahmequelle für finanzschwache Städte. Viele Ausgaben kamen gar nicht in den Umlauf, sondern wurden gleich von Sammlern aufgekauft.
- das-deutsche-notgeld.de
sehr umfangreiche Sammlung und Grundlagenartikel, der den Sammelaspekt gut erklärt - Notgeld Der schöne Schein (Spiegel.de)
- Notgeld aus Bamberg (Ralf Arndt)
"Viele besitzen sie noch, die Notgeldscheine aus der Zeit der Weimarer Republik.
In der zweiten Jahreshälfte 1923 galoppierte die Inflation in Deutschland wie nie zuvor. Hintergrund waren die hohen Reparationsleistungen an die Siegermächte des Ersten Weltkrieges und der "Ruhrkampf" nach der Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich.
Die Alltagssorgen der Menschen der damaligen Zeit spiegelt dieser Geldschein aus dem katholischen Bamberg wider." - Wenke: Mein Solingen / Notgeld (Münzen aus minderwertigem Metall)
- ↑ Die Welt von gestern: Erinnerungen eines Europäers. Frankfurt/M.: Fischer, 1978. S. 361, ISBN 3-10-097030-6