Sprachwandel und Fußballliteratur: Unterschied zwischen den Seiten

Aus ZUM-Unterrichten
(Unterschied zwischen Seiten)
Main>Karl Kirst
(→‎Kanak Sprak und andere Mischsprachen: Falsch oder eine neue Regel?)
 
Main>Klaus Dautel
 
Zeile 1: Zeile 1:
{{Augenmerk|April 2007}}
==Fußball-Poesie==
{{Babel-1|Links}}
{{Zitat|1=
Der Artikel '''Sprachwandel''' soll eine Übersicht über Phänomene des Sprachwandels ermöglichen und dabei folgende Funktionen erfüllen:
<poem>
* Auf Phänome des Sprachwandels aufmerksam machen
<table cellspacing="25"><tr><td width="250px">
* Helfen, diese Phänomene zu verstehen
'''Fußball'''
* Helfen, mit diesen Phänomenen (besser) umzugehen
* Ideen und Materialien bieten, die auch im Unterricht eingesetzt werden können


== Sprachwandel: Gefahr, Herausforderung, Chance? ==
(nebst Abart und Ausartung)


Sprache wandelt sich und hat sich immer gewandelt. Eine Banalität. Dennoch oder gerade deswegen fallen einige Phänomene besonders stark auf. Das gilt sicherlich besonders für Veränderungen in der Rechtschreibung, da diese beonders augenfällig sind.
:''Joachim Ringelnatz''


Erfreulicherweise gibt es bei allen Schwierigkeiten mit der deutschen Rechtschreibung auch Möglichkeiten sich dieser mit Humor anzunähern. Das dokumentiert z. B. [http://www.spiegel.de/kultur/0,1518,k-4050,00.html '''Der Zwiebelfisch'''].  
Der Fußballwahn ist eine Krank-
heit, aber selten, Gott sei Dank!
Ich kenne wen, der litt akut
an Fußballwahn und Fußballwut.
{{Zeile|5}}Sowie er einen Gegenstand
in Kugelform und ähnlich fand,
so trat er zu und stieß mit Kraft
ihn in die bunte Nachbarschaft.
Ob es ein Schwalbennest, ein Tiegel,
{{Zeile|10}}ein Käse, Globus oder Igel,
ein Krug, ein Schmuckwerk am Altar,
ein Kegelball, ein Kissen war,
und wem der Gegenstand gehörte,
das war etwas, was ihn nicht störte.
{{Zeile|15}}Bald trieb er eine Schweineblase,
bald steife Hüte durch die Straße.
Dann wieder mit geübtem Schwung
stieß er den Fuß in Pferdedung.
</td><td width="250px">
Mit Schwamm und Seife trieb er Sport.
{{Zeile|20}}Die Lampenkuppel brach sofort.
Das Nachtgeschirr flog zielbewusst
der Tante Berta an die Brust.
Kein Abwehrmittel wollte nützen,
nicht Stacheldraht in Stiefelspitzen,
{{Zeile|25}}noch Puffer, außen angebracht.
Er siegte immer, 0 zu 8,
und übte weiter frisch, fromm, frei
mit Totenkopf und Straußenei.
Erschreckt durch seine wilden Stöße,
{{Zeile|30}}gab man ihm nie Kartoffelklöße.
Selbst vor dem Podex und den Brüsten
der Frau ergriff ihn ein Gelüsten,
was er jedoch als Mann von Stand
aus Höflichkeit meist überwand.
{{Zeile|35}}Dagegen gab ein Schwartenmagen
dem Fleischer Anlass zum Verklagen.
Was beim Gemüsemarkt geschah,
kommt einer Schlacht bei Leipzig nah.


Auch das [http://www.goethe.de Goethe-Institut] befasst sich mit dem Problem des Sprachwandels:
</td><td width="250px">
* [http://www.goethe.de/kug/prj/dds/de142853.htm Wegen dem Regen? - Grammatische Veränderungen im heutigen Deutsch]
Da schwirrten Äpfel, Apfelsinen
{{Zeile|40}}durch Publikum wie wilde Bienen.
Da sah man Blutorangen, Zwetschen
an blassen Wangen sich zerquetschen.
Das Eigelb überzog die Leiber,
ein Fischkorb platzte zwischen Weiber.
{{Zeile|45}}Kartoffeln spritzten und Zitronen.
Man duckte sich vor den Melonen.
Dem Krautkopf folgten Kürbisschüsse.
Dann donnerten die Kokosnüsse.
Genug! Als alles dies getan,
{{Zeile|50}}griff unser Held zum Größenwahn.
Schon schäkernd mit der U-Boots-Mine,
besann er sich auf die Lawine.
Doch als pompöser Fußballstößer
Fand er die Erde noch viel größer.
{{Zeile|55}}Er rang mit mancherlei Problemen.
Zunächst: Wie soll man Anlauf nehmen?
Dann schiffte er von dem Balkon
sich ein in einen Luftballon.
Und blieb von da an in der Luft,
{{Zeile|60}}verschollen. Hat sich selbst verpufft. -
Ich warne euch, ihr Brüder Jahns,
vor dem Gebrauch des Fußballwahns!


==Wörter und Unwörter==
:Turngedichte 1920-23
* '''Aktuell:''' [http://www.deutscher-sprachrat.de/ ''Ausgewanderte Wörter''] sucht der Deutsche Sprachrat "einschließlich deren Bedeutung. Wir möchten wissen, wie die Menschen sie benutzen und was sie dabei empfinden. Die einen wecken vielleicht positive Gefühle, die anderen negative. Mit unserer Ausschreibung suchen wir sie alle. Berichten Sie uns über ein ursprünglich deutsches Wort in Ihrer Sprache und erzählen Sie uns etwas darüber." (bis 30. Sept. 2006)
</td></tr></table>
* Aktion [http://www.stiftung-deutsche-sprache.de/aktion.php ''Lebendiges Deutsch''] - Jeden Monat drei Fremdwörter eindeutschen (www.stiftung-deutsch-sprache.de)
</poem>
:"... werden wir von nun an jeden Monat drei Vorschläge machen oder erbitten, welche griffigen und treffenden deutschen Wörter an die Stelle englischer Wörter treten können, wenn die überflüssig, hässlich oder nicht allgemein verständlich sind."
|2=<!-- Quelle -->}}
* [http://www.stiftung-deutsche-sprache.de/eindeutschungen.php ''Was uns gefällt und was nicht'']
:Beispiele für schöne, erfolgreiche, misslungene und hässliche Eindeutschungen - nach Ansicht der "Stiftung deutsche Sprache"


* [http://www.deutscher-sprachrat.de/dsdw/index.html ''Das schönste deutsche Wort''] Mit einer Fülle von Einsendungen schöner Wörter und begleitet von einem großen, internationalen Medienecho ist der vom Deutschen Sprachrat und dem Goethe-Institut initiierte, internationale Wettbewerb »Das schönste deutsche Wort«  am 1. August 2004 zu Ende gegangen. Insgesamt 22.838 Wörter nebst Begründungen aus 111 Ländern gingen bei den Veranstaltern des Wettbewerbs ein. Der Gewinner des Wettbewerbs »Das schönste deutsche Wort« war »Habseligkeiten«. Auf diesen Seiten finden Sie die siegreichen Wörter und die mehr oder weniger einleuchtenden Begründungen.
*[http://www.goethe.de/ges/spr/prj/tor/lit/deindex.htm Fußball und Literatur] Eine umfangreiche und kommentierte Literaturliste zum Thema (www.goethe.de)


<!-- 2 Container nebeneinander -->
* Rainer Moritz (Hg.): Doppelpass und Abseitsfalle. Ein Fußball-Lesebuch, Reclam UB 9349 ([https://www.buecher.de/shop/buecher/doppelpass-und-abseitsfalle/moritz-rainer-hrsg-/products_products/detail/prod_id/05710476/ Inhaltsverzeichnis und Pressestimmen])
{| width="99%"
| style="vertical-align:top" |
<!-- linke Spalte -->
<div style="margin: 0; margin-right:10px; border: 2px solid #dfdfdf; padding: 0em 1em 1em 1em; background-color:#eeeeee; align:left;">
'''Die meistgenannten Wörter - Inland'''<br>
Liebe<br>
Gemütlichkeit<br>
Sehnsucht<br>
Heimat<br>
Kindergarten<br>
Freiheit<br>
gemütlich <br>
Frieden <br>
Sonnenschein <br>
Schmetterling<br>
</div>


<!-- rechte Spalte -->
* Praxis Deutsch: Zeitschrift für den Deutschunterricht März 2006 (196): ''Fußball''
| width="50%" style="vertical-align:top" |


<!--- rechter Container --->
==Weltmeisterschaft 1954==
<div style="margin:0;  border:2px solid #dfdfdf; padding: 0em 1em 1em 1em; background-color:#eeeeee; align:left;">


'''Das meistgenannte Wort - Ausland'''<br>
Fußball im Kino (50er-Jahre)
USA - Gemütlichkeit<br>
:"Der Sport versöhnt die Völker. Zwanzigtausend starren auf einen Ball. Es ist höchst langweilig. Aber dann holt das Teleobjektiv der Filmkamera einzelne Gesichter aus den Zwanzigtausend heraus: erschreckende Gesichter, verkrampfte Kinnladen, hassverzehrte Münder, Mordgier im Blick. [...] War dies des Menschen Antlitz? War so erschreckend des Zeitgenossen Gesicht? Wohin war man verschlagen, und welchem Zufalle verdankte er es [...] dass nicht auch er verrührt war in diesen Brei der Zwanzigtausend (Minister saßen auf den Bänken und wurden vom Kameraauge erfasst, Minister waren volksverbunden, sie waren es oder sie taten so: hervorragende Mimiker) und mit verklemmten Kierfern den Ball verfolgte? Ihm klopfte das Herz hier nicht, sein Blut pulste nicht schneller, er empfand nicht die Wut: an die Kehle dem Schiedsrichter, schlagt den Hund, Schiebung, ein Elfmeter, kein Elfmeter, Pfiffe! [...] Sie waren vereint, sie akkumulierten, sie waren eine gefährliche Häufung von Nullen, eine explosive Mischung, zwanzigtausend erregte Herzen und zwanzigtausend hohle Köpfe. Natürlich warteten sie auf ihren Führer, auf die Nummer Eins, auf den, der sich positiv mit ihnen konfrontiert und sie erst zur gewaltigen Ziffer macht, zum Volk ..."  
Schweiz -  Liebe<br>
::Wolfgang Koeppen: Das Treibhaus 1953, suhrkamp S. 137/8
Österreich -  Liebe<br>
Polen - Vergissmeinnicht<br>
Italien -  Sehnsucht<br>
Slowenien -  Liebe<br>
Bulgarien -  Liebe<br>
UK -  Schmetterling<br>
Finnland -  Vergissmeinnicht<br>
Südkorea -  Mutter<br>
Frankreich - Sehnsucht<br>
Niederlande -  Fingerspitzengefühl
</div>
|}


* [http://www.gfds.de/woerter.html Wörter und Unwörter der Jahre 1971 - 2005] auf den Seiten der Gesellschaft für deutsche Sprache (GDFS)
Fußball im Radio 1954
:"... was ich schamhaft und heimlich gewünscht hatte, ich war zum Weltmeister geworden, und das wollte ich mir nicht nehmen lassen durch Beschwichtigungen ... ''die Spieler gebärden sich, als ob sie ein Schloss gewonnen hätten'' ... ich hatte mehr gewonnen, mir liefen Tränen, Siegerehrung, eine Greisenstimme sprach im Hintergrund gegen den Jubel, der Reporter redete darüber hinweg ... ''der stolze Triumph unserer deutschen Weltmeister ... Höhepunkt'' ... nannte noch einmal die Namen der Spieler, des Bundestrainers, ich wurde ruhiger ... ''ich kann mir vorstellen, wie Sie in der Heimat Anteil nehmen werden ... jetzt erfolgt die feierliche Übergabe des Pokals an Fritz Walter, den Kapitän der deutschen Weltmeistermannschaft'' ... Fritz zeigte den Pokal, den ich nicht sah, die Hymne wurde gespielt, ich hörte Deutschland, Deutschland, über alles mehr geschrien als gesungen, ich verstand die Worte nicht genau, weil offenbar zwei Fassungen gleichzeitig gesungen wurden, die verbotene erste und die erlaubte dritte Strophe, vor wenigen Tagen erst, vor der Feierstunde zum 17. Juni war uns beigebracht worden, Einigkeit und Recht und Freiheit zu singen und nicht Deutschland, Deutschland, über alles, deutlich verstand ich brüderlich zusammenhält und die miteinander aufsteigenden Stimmen über alles in der Welt, ein dumpfer Jubel in der Wiederholung aus befreiten Kehlen, Deutschland, Deutschland, über alles, über alles in der Welt, ehe der Gesang in wildes Johlen ausuferte, das nach Ej! oder Ja! oder Heil! klang ..."
::F.C.Delius: Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde, 1994, zitiert nach Buchners Schulbibliothek der Moderne, Bamberg 2000 S.74f


== Grammatische Veränderungen im heutigen Deutsch ==
Elke Heidenreich erinnert sich
* [http://www.goethe.de/kue/lit/dos/dds/de142853.htm Wegen dem Regen? Grammatische Veränderungen im heutigen Deutsch] (Goethe-Institut)
:„Am 4. Juli 1954 passierte viel.
:" Grammatik verändert sich nicht so kurzfristig und schnell wie der Wortschatz. Tendenzen, Zweifelsfälle oder neue Entwicklungen in der Grammatik des Deutschen sind zumeist die Ausläufer längerfristiger Entwicklungen."
:Gegenüber war die Gaststätte Schulte. Die Ersten betranken sich schon am frühen Morgen. Wetten wurden abgeschlossen. Ich wurde zu Schulte geschickt, um für meinen Vater und meinen Onkel Hans mehrere Flaschen Stauder-Bier zu kaufen („Ruhrrevier trinkt Stauderbier“, so die damalige Werbung). Wer Leute kannte, die einen Fernseher hatten, war glücklich dran. Wir kannten niemanden mit Fernseher. Wir hatten den Loewe-Opta-Radioapparat mit dem grünen Auge in der Küche stehen, und mein Vater und mein Onkel Hans, Mutters Bruder, saßen am Küchentisch, tranken Stauder-Bier („Kind, hol noch vier Flaschen!") und diskutierten die bisherigen Fußballweltmeister: Uruguay, Italien - alles Stümper. WIR würden es machen, und meine Mutter sagte: „Sonst noch was? IHR habt gerade genug gemacht."
:[...] Was meine Mutter an dem Tag machte, weiß ich nicht mehr. Aber mein Vater und Onkel Hans saßen vorm Radio, ich saß am Fenster, und als die „Tooor, Tooor, Tooor, ich werd verrückt!"-Rufe nicht mehr zu überhören waren, sah ich aus allen Häusern Männer strömen: Herrn Metzkowitz und Herrn Josefiak, Herrn Mürl, Herrn Wiedemeier, Herrn Stein, Herrn Stratmann und Herrn Wille - sonst waren sie untereinander total zerstritten über Fragen wie West- oder Ostfront, wer mehr gelitten hatte, ob der Jude nicht letztlich doch selbst schuld war, wie Deutschland aussähe, wenn man den Krieg gewonnen hätte, ob der Führer wohl in Argentinien lebte, sie la-gen sich jetzt in den Armen, auch mein Vater rannte nach unten, auf der Straße war Geschrei, Bierflaschen flogen, und mein Onkel Hans, ein sanfter, stiller, leicht behinderter Mensch, der der Ver-nichtungsmaschinerie der Nazis gerade eben so entkommen war, stand neben mir im Erker, sah sich das Treiben auf der Kunigundastraße an und sagte: „Jetzt denken sie wieder Gott weiß, wer sie sind."
:Und meine Mutter sagte: "Hört das denn nie auf?"
:Die ganze Nacht wurde bei Schulte gesoffen, und gegen Morgen grölten sie das Lied, in dem uns heute Deutschland gehört und morgen die ganze Welt."
::aus: Wo waren Sie, als Deutschland zum ersten Mal Fußballweltmeister wurde? Zehn Augen- und Ohrenzeugen erinnern sich [http://www.zeit.de/2003/40/Wunder_2fEinleitung_40 (c) DIE ZEIT 25.09.2003 Nr. 40]


== Kanak Sprak und andere Mischsprachen ==
Klaus Theweleit erinnert sich auf seine Weise:
* [http://www.qantara.de/webcom/show_article.php/_c-299/_nr-337/_p-1/i.html Mischsprachen und Identitäten: "He Alder, hassu Ei-Pott bei"] (Qantara.de, 18.07.2006)
:„Heute steht in allen Büchern, der WM-Sieg der deutschen Kicker 1954 in Bern sei so etwas wie die Auslöschung der Kriegsniederlage gewesen. . . Deutschland wieder aufgenommen in den Kreis der anständigen Völker... die Nazi-Schande gelöscht. Mag sein, dass einige vergangenheitsbewältigende Reporter- und Funktionärsköpfe die Sache gleich so aufgefasst haben, also ihre Ausschlachtbarkeit erkannten - Nutzen bringender Fußball! Sonst ist es eher eine nachträgliche Übertreibung.
:"Seit knapp zwei Jahrzehnten gehören die von jüngeren Immigranten geschaffenen und oft sehr kreativ weiterentwickelten "Mischsprachen" ("mixed languages") zur gesprochenen deutschen Alltagssprache. Klaus Hübner berichtet"
:Die Kriegsgeneration, jedenfalls wie ich sie um mich herum werkeln sah, feierte diesen Sieg nicht in solcher Weise. Sie war viel zu sehr mit ihren zwei Haupttätigkeiten beschäftigt. Die erste bestand in der absoluten Nichtbefassung mit der eigenen Verstricktheit ins Hitlertum; das fraß schon mal eine große Menge der Tagesenergie. Die zweite war die Befassung mit dem, was sie euphorisch den Wiederaufbau nannten. Für groß Fußballsinn blieb da nicht viel. Sie fügten diesen Sieg dem Schatz hinzu, den sie sich sowieso schon erworben hatten. Im Fach aller Fächer, dem übergreifenden Hauptfach Fleiß, waren sie längst im Besitz der allerverdientesten Bestnoten mit der Anstecknadel des »Wir sind wieder wer«. Weltmeister in deutschem Fleiß - ein bisschen wichtiger als Fußballsiege! - und sogar vor den so siegreichen Alliierten. Erst waren sie die Fleißigsten gewesen im Europa-Zerdeppern, dann die Fleißigsten im Ausblenden von Kriegsursachen und Kriegsfolgen, jetzt häuften sie fleißig Stein auf Stein und segelten voran mit bewimpelten Pirogen ins Wirtschaftswunderfleißland ...“
::Klaus Theweleit: Tor zur Welt, Fußball als Realitätsmodell, Kiepenheuer&Witsch, Köln 2006 S.42f


== Falsch oder eine neue Regel? ==
Ror Wolf: Neunzehnhundertvierundfünfzig
:[...]
:Boss Rahn, im Fallen jubelnd, hat getroffen,
:mit seinem linken Fuß, das sieht man gern,
:an einem schiefergrauen Tag in Bern.
:Für Deutschland ist der ganze Himmel offen.
:Der Chef: man sieht, wie er in Bern verschmitzt
:hoch auf den Schultern seiner Männer sitzt.
::zit. nach Rainer Moritz (Hg.): Doppelpass und Abseitsfalle, Reclam 1995 S. 214


{{Meinung|„Ich geh' Schulhof“ ist eine durchaus übliche Formulierung muttersprachlicher [!] deutscher SchülerInnen. - Bei türkischstämmigen SprecherInnen ist so etwas dies durchaus erklärlich, da die [[Türkisch|türkische Sprache]] keinen Artikel kennt. Somit ist dann auch erklärlich, warum so mancher, wenn er in der Heimat seiner Eltern Urlaub machen will, sagt: „Ich fahre Türkei.“ - Aber, wie gesagt, auch muttersprachige SchülerInnen unserer Schule fragen sich im Hinblick auf unser Ganztagsangebot: „Kommst du mit Disko?
;Weblinks und Downloads
*[http://www.fcdelius.de/buecher/sonntag.html F.C. Delius: Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde] - Rezensionen, Pressestimmen, Zitate (www.fcdelius.de)
*[http://www.stiftunglesen.de/wundervonbern/ Das Wunder von Bern], die Broschüre zum Kinostart Oktober 2003 - Unterrichtsmaterial (1,34 MB)
*[http://www.bpb.de/publikationen/59P3AK,0,0,Das_Wunder_von_Bern.html Das Wunder von Bern], Filmheft der Bundeszentrale für politische Bildung (www.bpb.de)
*[http://www.bpb.de/publikationen/DSVSJU,0,0,Was_symbolisiert_das_Wunder_von_Bern.html Was symbolisiert das "Wunder von Bern"?] Den gesellschaftspolitischen Beitrag, den der Fußball leisten kann, zeigt Norbert Seitz in seinem Essay anhand des "Wunders von Bern" auf. Es sei ein Teil des deutschen "Geschichtsgefühls" geworden. Aus Politik und Zeitgeschichte (B 26/2004)
*[http://www.zeit.de/2004/28/WundervonBern© DIE ZEIT 01.07.2004 Nr.28 „Als wir scharf und sprühend waren“] "Nach 50 Jahren glauben die Deutschen mehr denn je an das Wunder von Bern. Warum bloß?" Ein ZEIT-Beitrag von Christof Siemes


Naja, die Migranten können halt nicht so gut Deutsch, kann man jetzt denken. Und Jugendliche haben schon immer dazu geneigt, in eigenen Codes zu reden, ohne dass dies die Sprache gleich grundlegend geändert hätte. Aber halt: Heißt es nicht auch in der „Tagesschau“ in Untertiteln zu Fotos „Präsident USA“? Und im Beitrag kann dann durchaus auch von der „Wirtschaft in USA“ die Rede sein, vermute ich.
==Weltmeisterschaft 1974==
Einer packt aus! Aus dem Monolog eines ehemaligen DDR-Fußballtrainers:
:"Nehmen wir das Sparwasser-Tor. Sparwasser hat viele Tore gemacht, aber nur eines wurde das Sparwasser-Tor. Vierundsiebzig bei der WM hat er gegen den Westen das Einsnull für die DDR gemacht. War eine Riesen-Sensation. Hat ja damals keiner mit gerechnet, daß die DDR den Westen schlägt. Zuallerletzt die DDR selber. Heinz-Florian Oertel hat nicht mal von der BRD-Nationalmannschaft sprechen dürfen, sondern nur von der DFB-Auswahl. Damit die DDR nicht gegen die BRD verliert, sondern gegen den DFB. Nach dem Spiel traute sich Oertel zu sagen, daß die DDR die BRD besiegt hat. Erst der Sieg der DDR hat den DFB zur BRD gemacht! Aber das nur am Rande."
::Thomas Brussig: Leben bis Männer, Fischer 2001 S. 35f
::Siehe dazu auch [http://www.thomasbrussig.de/Seiten/Buecher/buch_leben.html www.thomasbrussig.de]
<!--
* Ludwig Harig/Dieter Kühn: ''Netzer kam aus der Tiefe des Raumes. Notwendige Beiträge zur Fußballweltmeisterschaft.'' - Leider nur gebraucht erhältlich
-->


In solchen wie in zahlreichen anderen Fällen frage ich mich immer wieder, ob ich mit meinen Vorstellungen von den Regeln der deutschen Sprache richtig liege, gegen Windmühlenflügel ankämpfe oder bereits hoffnungslos veralteten Vorstellungen nachhänge.
==Europa-Meisterschaft 1976==
Anlässlich des verschossenen Hoeneß-Elfmeters im Endspiel gegen die Tschechoslowakei verfasste Annemarie Schimmel, Professorin für Orientalistik, einen [[Limericks|Limerick]]:
{{Zitat|
:Inmitten gewalt'gen Getöses
:verschoss den Elfmeter der Hoeneß.
:Das Spiel ist verloren ...
:Mit hängenden Ohren
:betrachtet der Trainer, Herr Schön, es.
|Sonderbeilage der Stuttgarter Zeitung zur WM 2010, 6. Juni 2010}}


Mir steht immer noch vor Augen, wie in meiner Schulzeit in den sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts einer meiner damaligen Deutschlehrer uns (durchaus mit gewissem Erfolg) beizubringen suchte, dass zweimal „würde“ nebeneinander stilistisch absolut unmöglich sei: Wenn dieser Kollege heute noch leben würde (!), würde (!) er sich wohl so häufig im Grab umdrehen müssen, dass diese Rotation der gegenwärtigen Erderwärmung durchaus entgegenwirken könnte.
==Weltmeisterschaft 1990==
...


So ehrenwert die Vorstellungen meines damaligen Deutschlehrers waren, so sehr sind sie zumindest mittlerweile heute von der Sprachrealität überholt. - Welche meiner eigenen Vorstellungen müsste ich denn heute über Bord werfen? Soll ich z.B. akzeptieren, dass ein Großteil meiner SchülerInnen behauptet, „bei Herr [!] Kirst“ Unterricht zu haben? --[[Benutzer:Karl.Kirst|Karl.Kirst]] 11:29, 20. Apr 2007 (CEST)}}
==Weltmeisterschaft 2006==
*[http://www.goethe.de/ges/spr/prj/tor/fum/ans/deindex.htm Die Zeitschrift "ANSTOSS"]
:"Das Magazin ANSTOSS ist die Zeitschrift des Kunst- und Kulturprogramms zur FIFA WM 2006. Die Zeitschrift bietet den etwa vierzig Projekten ein Forum, die von der Nationalen DFB Kulturstiftung gefördert werden. Sie zielt dabei auf ein Publikum, das intelligent, neugierig und urban ist und sich vor allem für die Überschneidungen zwischen dem Massenphänomen Fußball und den Elitegenres Bildende Kunst, Literatur, Musik, Tanz, Film und Kunstfotografie interessiert.
:6 Ausgaben erscheinen in der Zeit von November 2004 bis August 2006."


== Einzelne Phänomene des Sprachwandels ==
* [http://www.dfb-kulturstiftung.de/projekte/literatur/dort-wo-der-ball-rollt.plakate-52.de.html '''Fußball+Poesie'''] - ''Dort wo der Ball rollt'' - die Plakataktion der Literaturhäuser zur WM 2006


=== Mit oder ohne Apostroph? ===
* [http://www.fluter.de/look/article.tpl?IdLanguage=5&IdPublication=2&NrIssue=47&NrSection=40&NrArticle=4904 ''Fußball zwischen zwei Buchdeckeln''] - Eine literarische Aufstellung von Anne Haeming & Barbara Lich  (1.4.2006)
* {{wpde|Apostrophitis|Apostrophitis}} (Wikipedia)
:"Fußball kann man nicht nur spielen und schauen. Über Fußball kann man auch eine Menge lesen. Im WM-Jahr stellt fluter.de kluge Klassiker und unterhaltsame Neuerscheinungen vor. Damit auch der Bücherschrank für die Weltmeisterschaft gerüstet ist." (www.fluter.de: Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung)
* [http://members.aol.com/apostrophs/ Die Apostroph-S-Hass-Seite] (Daniel Fuchs): Alle`s über Info`s und dergleichen
* [http://www.apostroph.de/ Das Kapostropheum] (Philipp Oelwein): Eine "Gruselgalerie der falschen Apostrophe"


=== Mit oder ohne Bindestrich? ===
* [http://www.literaturhaeuser.net/projekte/2005/wm_2006_autorinnen.htm ''Aus der Tiefe des Traumes''] Das Debüt von Deutschlands literarischer Damenelf
:<small>"Bisher ... gab es kaum eine weibliche Stimme – höchste Zeit daher, im Jahr der Fußball-WM in Deutschland eine literaturgeschichtliche Wende anzuregen: Das Netzwerk der Literaturhäuser hat elf Autorinnen gebeten, einen Stoff zu bearbeiten, der bisher den Männern vorbehalten schien ..."</small>


* [http://www.agopunktion.de/ Die Agopunktions-Galerie] (Philipp Oelwein): Eine "Gruselgalerie der vernachlässigten Bindestriche"
* [http://www.hanser.de/buch.asp?task=002&isbn=3-446-20719-8&lp_id=2512812227-42 Ludwig Harig: Die Wahrheit ist auf dem Platz - Fußballsonette]
:"Zur WM 2006 hat Harig den endgültigen Sonettband zusammengestellt, mit dem der Fußball nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf dem Papier zu einem vergnüglichen Zeitvertreib wird." (www.hanser.de)


=== Getrennt oder zusammen? ===
==Weltmeisterschaft 2010==
* [http://www.deppenleerzeichen.de/ Deppen Leer Zeichen] (Martin Pittelkow): Der Titel beschreibt das Problem
* [http://www.fussball-kultur.org/fussball-kulturpreis/fussballbuch-2010.html Deutscher Fußball-Kulturpreis 2010]  
* [http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,333774,00.html Dem Wahn Sinn eine Lücke] (Zwiebelfisch)
:"Wer hat das beste Fußballbuch der Saison geschrieben? Zur Wahl stehen Werke mit eindeutigem Bezug zum Thema Fußball aus allen Gattungen: gleich ob Belletristik, Drama, Lyrik, Sachbuch, wissenschaftliche Studie, Kinder-/Jugendbuch, literarisch kommentierte (Foto-) Bildbände - alle deutschsprachigen Neuerscheinungen der Saison haben die Chance auf die Auszeichnung als Fußballbuch des Jahres. In diesem Jahr sind (vorläufig) etwa 400 Bücher gelistet  ... " (Deutsche Akademie für Fußballkultur)
:Hier die [http://www.fussball-kultur.org/fileadmin/redaktion/pdfs/Neuerscheinungen_2009_2010.pdf Liste als pdf]


=== Eine Leerstelle , aber bitte nicht hier ===
==Weltmeisterschaft 2014==
* {{wpde|Plenk|Plenk}} bezeichnet im {{wpde|Netzjargon|Netzjargon}} Leerzeichen vor Satzzeichen, vor denen sie nach den Regeln der {{wpde|Deutsche_Rechtschreibung|deutschen Rechtschreibung}} nicht stehen dürften.
* Eine passende Lektüre zum Weltmeisterschaftsland [[Brasilien]] ist das [[Kinder- und Jugendliteratur|Jugendbuch]] von [[#Mal Peet: Keeper|Mal Peet: '''Keeper''']]. Mehr dazu siehe: [[#Fußballbücher für Jugendliche|Fußballbücher für Jugendliche]] (hier unten).
* Michael Horeni: '''Die Brüder Boateng'''. Eine deutsche Familiengeschichte. ISBN 978-3-608-50308-1
:"Drei Brüder, zwei Mütter, ein Vater und nur ein Ziel: Fußballprofi zu werden! George, der älteste, hat es nicht geschafft. Seine Brüder Kevin und Jérôme aber sind heute berühmte und erfolgreiche Fußballstars - auch wenn die Wege dorthin sehr unterschiedlich, steinig und hart waren.
:Dieses Buch erzählt eine bewegende Familiengeschichte vom Aufwachsen in zwei grundverschiedenen Berliner Stadtteilen, von Unterstützung und Vernachlässigung, vom Aufstieg im Profifußball, von Vätern und Söhnen, rivalisierenden Brüdern und von Integration und Ausgrenzung. Es geht um Ehrgeiz und den Willen zum Erfolg, ums Kämpfen und Aufgeben, ums Hinfallen und wieder Aufstehen und um ein berühmtes Foul." ([http://www.lektueren.com/deutsch/titel/isbn/978-3-12-666905-4/die-brueder-boateng.html www.lektueren.com])
:[http://newsletter.klett.de/u/gm.php?prm=28HCLFgK1O_117112111_597189_26036 Buchpräsentation mit Autor] (Seite des Klett-Verlages)
* Albert Ostermaier: [http://www.suhrkamp.de/buecher/fluegelwechsel-albert_ostermaier_19395.html Flügelwechsel. Fußball-Oden]. Suhrkamp 2014. ISBN 978-3-458-19395-1
:"Als »Expressionist« unter den zeitgenössischen Dichtern ist es nicht erstaunlich, wenn Albert Ostermaier sich der Sportart zuwendet, die an die Emotionen vieler Menschen rührt, den Fußball. Als »klassischen« unter den zeitgenössischen Dichtern versteht es sich von selbst, dass er die strenge Form variiert: die Ode. Bekannt geworden ist vor allem Albert Ostermaiers Ode an den »Titan«, den Torhüter Oliver Kahn: »wenn er beim eckball wie ein blonde katze aus dem tor stürmt auf einer welle der begeisterung durch die blauen lüfte fliegt«. Die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien bildet den Anlass, um eine Auswahl seiner Fußball-Gedichte zu veröffentlichen – illustriert von dem Fußball-Narr Florian Süßmayr." (www.suhrkamp.de) - Mit Leseprobe: ''Sechste Ode an Kahn''
* Horst Evers: [http://www.wdr2.de/kultur/buecher/quasiweltmeister100.html Vom Mentalen her quasi Weltmeister.] Rowohlt 2014. ISBN 978-3-87134-776-4
:"... das Überzeugende an diesem Buch von Horst Evers ist, dass es mit Fußball so gut wie nichts zu tun hat, sondern eine Länderkunde von 50 mehr oder weniger großen Fußballnationen bietet und dabei eine Menge Erkenntnisse liefert." (Von Thomas Koch, wdr2.de)


=== Anglizismen / Denglisch ===
==Fußballer-Bücher==
* Aktion [http://www.aktionlebendigesdeutsch.de/index.php ''Lebendiges Deutsch''] - Jeden Monat drei Fremdwörter eindeutschen (www.aktionlebendigesdeutsch.de/index.php)
:Hier einige Beispiele für gut gemeinte Eindeutschungen (aus dem Archiv der Aktion):
:- für Public Viewing : Schau-Arena (Juli 06)
:- statt Website : Netzauftritt (August 06)
:- für No-go-area : Meidezone (September 06)


* ''Siehe: [[Anglizismen]]''
Wer viel Zeit und Lust hat und in der Nähe einer gut ausgestatteten Bücherei wohnt, kann auch nach diesen mehr oder weniger historischen Titeln Ausschau halten:
:Fritz Walter: 3:2: Die Spiele zur Weltmeisterschaft, München 1954
:Gerd Müller: Tore entscheiden. München 1969
:Gerd Müller: Goldene Beine [ein Bildband] Rosenheim 1971
:Hans-Hubert Vogts: Klein, aber oho! [Die Autobiographie e. sympath. Sportlers] Rosenheim 1971
:Hans-Hubert Vogts: Aus meiner Sicht [Bildband] Rosenheim 1974
:Franz Beckenbauer: Einer wie ich, C. Bertelsmann, München, 1975
:Franz Beckenbauer: Ich - Wie es wirklich war, C. Bertelsmann, München
:Rudi Völler, Hans-Dieter Schütt [Hrsg.]: Rudi Völler, Superstar. Berlin 1992
:Toni Schumacher: Anpfiff: Enthüllungen über den deutschen Fußball. München 1997
:Günter Netzer (und Helmut Schümann): Aus der Tiefe des Raums. Mein Leben. Hamburg 2004
:Oliver Kahn: Nummer eins. München 2004. ISBN 978-3426273463
:Michael Horeni: Klinsmann: Stürmer, Trainer, Weltmeister. Frankfurt 2005. ISBN 9783502150459


* ''Siehe auch: [[Alltagssprache (Informatik)]]''
==Fußballbücher für Jugendliche==
:Begriffe aus der Computerfachsprache gehen langsam aber sicher in unseren Sprachgebrauch über. Auch Markennamen und Abkürzungen werden zu Begriffen.
===dtv-Lehrerportal===
*Der [http://www.dtv.de/aktuelles_thema_fussball_944.html Deutsche Taschenbuchverlag (dtv)] bietet im "Lehrerportal" (Registrierung nötig) kostenlose Unterrichtsmodelle zu einer Reihe von Kinder/Jugendbüchern an. z.B.:
:Klasse 4-6: Joachim Masannek, Die Wilden Fußballkerle: Vanessa, die Unerschrockene
:Außerdem werden 14 weitere Titel zum Thema Fußball kurz vorgestellt (Stand Juni 2012)


===Jugendsprache===
* Unter http://www.dtv-kinderbuch.de/die_wilden_fussballkerle_buecher_888.html findet man eine Übersicht über alle (bisherigen) 13 "Wilde-Kerle-Fußballbücher" mit Kurzinformationen


*[http://www.detlev-mahnert.de/Jugendsprache.html#bock Tendenzen der Jugendsprache] "Isch geh Schule, wie isch Bock hab"
===Mal Peet: Keeper===
Aus dem Englischen von Eike Schönfeld, Carlsen Verlag 2007, 220 Seiten, 6,95 €. ISBN 9783551356987


*[http://www.derweg.org/aktuell/deutschland/vollkrass.html Neue Trends in der Jugendsprache]  „Is voll krass eh" - Eine Webseite der christlichen Lebenshilfe-Zeitschrift "Der Weg" mit einem kleinen Glossar
{{Meinung|Wenige Tage nach Gewinn der Fußballweltmeisterschaft erzählt der weltbeste Torhüter, El Gato genannt, dem berühmten Fußballjournalisten Faustino seine Lebensgeschichte. Diese  beginnt in den Tropenwäldern Brasiliens, wo die Familie in einem Holzfäller-Camp lebte und der Vater täglich mit einem Trupp Männer in den Urwald fuhr und am Abend todmüde vom Holzfällen nach Hause kam. Dass in dieser Welt ein Junge zum genialen Torhüter heranwächst, gleicht einem Wunder und ist auch eines. Diese wunderbare Geschichte handelt also nicht nur vom Fußballspielen und Torehüten, sondern vom Leben hart arbeitender Menschen am Rande der Gesellschaft und der Tropenwälder. Und während der Journalist Faustino eigentlich nur eine gut bezahlte Exklusivgeschichte für seine Zeitung schreiben will, geht es El Gato um mehr: Er will seinen Eltern, insbesondere seinem Vater und dessen Arbeitskollegen ein Denkmal setzen und der Welt Einblicke in deren Lebensweise ermöglichen.


* [http://bildung.focus.msn.de/bildung/schlaumaeuse/test „Check die Nudel, Alter!“ Verstehen Sie Jugend-Deutsch?]
Darum ist dieser Roman auch nicht nur für fußballbegeisterte Jungs geeignet, sondern für alle, die mehr über das Leben in anderen Kulturen und sozialen Verhältnissen erfahren wollen.  
:Das neue „Wörterbuch der Jugendsprache“ 2005 (Pons-Verlag) leistet wertvolle Verständigungs-Hilfe zwischen Heranwachsenden und ihren Eltern. Die kurzweilige Broschüre listet 350 Stichwörter und Wendungen auf. Besonders „Noobs“ (= Ahnungslose) werden dies zu schätzen wissen.


=== Verdrehte Sprichwörter und Redensarten ===
Mal Peet ist ein englischer Autor und Buchillustrator, "Keeper" ist sein erster Roman für Jugendliche und war 2007 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.
* [http://www1.spiegel.de/active/zwiebelfischquiz/fcgi/zwiebelfischquiz2.fcgi Reden ist schweigen - Silber ist Gold!] - Von Bastian Sick (Spiegel-Online, 21.09.2005)
:Empfohlen zur Behandlung in Klasse 6-7 unter dem Aspekt ''Interkulturelle Verständigung'' ([[Benutzer:Klaus Dautel|Klaus Dautel]]).}}
:"Sind Sie auf Leitung? Oder haben Sie manchmal einen langen Draht? Machen Sie mit beim SPIEGEL-ONLINE-Quiz rund um verdrehte Sprichwörter und Redensarten. Setzen Sie aus jeweils drei Bestandteilen den richtigen Spruch zusammen und werden Sie sprichwörtlicher Meister!"


=== An was oder woran? ===
* Siehe auch: [http://www.zeit.de/2006/12/KJ-Keeper_tab Du musst das Spiel lesen] - Zwei große Jugendromane über Fußball, die über die gewohnten Erfolgsgeschichten hinausgehen und von der Magie des Sports erzählen. Von Konrad Heidkamp | 16. März 2006  DIE ZEIT Literaturbeilage.  
'''Über Pronominaladverbien'''
* Beim zweiten in diesem ZEIT-Artikel besprochenen Roman handelt es sich um Lieneke Dijkzeuls Jugendroman "Ein Traum vom Fußball" (ISBN 978-3401029955), der "das Leben eines afrikanischen Dorfes im Fußballspiel mit nackten Füßen" schildert.
* [http://www.spiegel.de/unispiegel/schule/0,1518,376735,00.html ZWIEBELFIBEL: An was erkennt man schlechten Stil?] - Von Bastian Sick (Spiegel-Online, 27.09.2005)
:"Auf was kommt es beim Sprechen besonders an? Über was sollte man sich mehr Gedanken machen? Gegen was sollte man sich wehren? Das sind Fragen, die es in sich haben! Menschliches Sagen und Ver-sagen spielt dabei eine entscheidende Rolle."


== Literatur ==
==Siehe auch==
* Bernhard Stör, Aspekte der JUGENDSPRACHE: Krass, endgeil und abgefuckt, in [[http://www.deutschmagazin.de DeutschMagazin]], Ideen und Materialien für die Unterrichtspraxis 5-13, Ausgabe 1/07 S. 19-26
* [[Fußball]]
* Bastian Sick: '''Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod'''. 240 Seiten, Taschenbuch. Kiepenheuer & Witsch, 2004. ISBN 3-462-03448-0
:* Bastian Sick: Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod. Die Zwiebelfisch-Kolumnen. Die Rechtschreibreform für die Ohren! Gelesen von Rudolf Kowalski. 2 CDs mit Booklet. 153 Minuten. ISBN 3-89813-400-8. DAV / SPIEGEL ONLINE. 19,95 EURO   
::"Ein Buch über die deutsche Sprache - muß das kein Besserwisserbuch sein? - Weit gefehlt: Bastian Sick empfiehlt augenzwinkernd unsere sprachlichen Ungenauigkeiten, wenn er über "Deutschland, deine Apostroph's", "Stop making sense!" und "Bratskartoffeln und Spiegelsei" herfällt. Es ist ein Spaß, sich jetzt auch akustisch von Bastian Sick und seinem Alter ego, dem Schauspieler Rudolf Kowalski, durchs Todestal des Genitivs und an sprachlichen Fallgruben vorbeiführen zu lassen."
* Bastian Sick: '''Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod, Folge 2'''. Neues aus dem Irrgarten der deutschen Sprache. Die Zwiebelfisch-Kolumnen. ISBN 3-462-03606-8. Kiepenheuer & Witsch. 272 Seiten | KiWi 900 | Taschenbuch. Euro (D) 8,90 | SFr 16,50 | Euro (A) 9,10
:* Parallel zum Buch erscheint die Fortsetzung auch als Hörbuch - vom Autor selbst gelesen. Der Audio Verlag, 2 CDs, ISBN 3-89813-445-8, 19,95 Euro
::"Kann man sich mit Interpunktion, gutem Stil, Grammatik und den Zweifelsfällen deutscher Rechtschreibung amüsieren? Eine Million Leser sagen "Ja": Der Überraschungserfolg "Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod" entlarvt nicht nur sprachliche Ungenauigkeiten, er unterhält auch aufs köstlichste. Dieses Hörbuch führt sicher durch den Irrgarten der deutschen Sprache. Der Autor Bastian Sick liest selbst aus seinen neuen, herrlich witzigen Kolumnen über den traurigen Konjunktiv, das gefühlte Komma und viele weitere große und kleine Sprachvergehen."
{{Meinung|Es macht Spaß, die [http://www.spiegel.de/kultur/zwiebelfisch Zwiebelfisch]-Kolumnen von Bastian Sick zu lesen. Und es ist ein Vergnügen, ihn selbst seine Texte lesen zu hören: Ich hatte gestern Abend das Vergnügen ihn bei einer Autorenlesung in [http://www.hattingen.de Hattingen] zu erleben. - Das Lachen über leichte und grobe Verstöße gegen die Grammatik oder einen guten Stil hilft, sich [[#Phänomene des Sprachwandels|Probleme des Sprachwandels]] bewusst zu machen, diese als Lehrkraft vielleicht auch mit mehr Humor zu ertragen und dann hoffentlich auch besser damit umgehen zu gehen, wobei mir manchmal nicht klar ist, ob ich jetzt einen Kampf gegen die Windmühlenflügel des Don Quichotte kämpfe, wenn ich z. B. versuche, darauf hinzuweisen, dass "weil" einen Nebensatz einleitet, oder ob ich solche Kämpfe noch gewinnen kann und muss. Denn einen [[#Sprachwandel: Gefahr, Herausforderung, Chance?|Wandel der Sprache]] hat es immer gegeben und ist ja an sich auch nichts Schlechtes. - Wo sind die entscheidenden Grenzen? --[[Benutzer:Karl.Kirst|Karl.Kirst]] 07:16, 28. Sep 2005 (CEST)}}


== Unterricht ==
[[Kategorie:Literatur]]
 
[[Kategorie:Motive in der Literatur]]
=== Unterrichtsmodelle ===
[[Kategorie:Fußball]]
 
[[Kategorie:ZUM2Edutags]][[Kategorie:Koffer_gepackt]]
=== Materialien ===
<metakeywords>ZUM2Edutags,ZUM-Wiki,ZUM.de,OER,Fußballliteratur,Fußball,Literatur,Sport,Deutsch</metakeywords>
* [http://lbs.hh.schule.de/welcome.phtml?unten=/faecher/deutsch/sprachwandel/index.htm Sprachwandel] - Linkliste (Hamburger Bildungsserver)
 
== Weblinks ==
* [http://www.hamburger-bildungsserver.de/welcome.phtml?unten=/faecher/deutsch/sprachwandel/index.htm Sprachwandel] - Linkliste (Hamburger Bildungsserver)
 
 
== Siehe auch ==
* [[Alltagssprache (Informatik)]]
* [[Anglizismen]]
* [[Rechtschreibung]]
* [[Rechtschreibreform]]
 
[[Kategorie:Deutsch]]
[[Kategorie:Sprache]]
[[Kategorie:Sprachen]]
[[Kategorie:Augenmerk]]

Version vom 9. Mai 2018, 12:22 Uhr

Fußball-Poesie

Zitat

Fußball

(nebst Abart und Ausartung)

Joachim Ringelnatz

Der Fußballwahn ist eine Krank-
heit, aber selten, Gott sei Dank!
Ich kenne wen, der litt akut
an Fußballwahn und Fußballwut.
Vorlage:ZeileSowie er einen Gegenstand
in Kugelform und ähnlich fand,
so trat er zu und stieß mit Kraft
ihn in die bunte Nachbarschaft.
Ob es ein Schwalbennest, ein Tiegel,
Vorlage:Zeileein Käse, Globus oder Igel,
ein Krug, ein Schmuckwerk am Altar,
ein Kegelball, ein Kissen war,
und wem der Gegenstand gehörte,
das war etwas, was ihn nicht störte.
Vorlage:ZeileBald trieb er eine Schweineblase,
bald steife Hüte durch die Straße.
Dann wieder mit geübtem Schwung
stieß er den Fuß in Pferdedung.


Mit Schwamm und Seife trieb er Sport.
Vorlage:ZeileDie Lampenkuppel brach sofort.
Das Nachtgeschirr flog zielbewusst
der Tante Berta an die Brust.
Kein Abwehrmittel wollte nützen,
nicht Stacheldraht in Stiefelspitzen,
Vorlage:Zeilenoch Puffer, außen angebracht.
Er siegte immer, 0 zu 8,
und übte weiter frisch, fromm, frei
mit Totenkopf und Straußenei.
Erschreckt durch seine wilden Stöße,
Vorlage:Zeilegab man ihm nie Kartoffelklöße.
Selbst vor dem Podex und den Brüsten
der Frau ergriff ihn ein Gelüsten,
was er jedoch als Mann von Stand
aus Höflichkeit meist überwand.
Vorlage:ZeileDagegen gab ein Schwartenmagen
dem Fleischer Anlass zum Verklagen.
Was beim Gemüsemarkt geschah,
kommt einer Schlacht bei Leipzig nah.


Da schwirrten Äpfel, Apfelsinen
Vorlage:Zeiledurch Publikum wie wilde Bienen.
Da sah man Blutorangen, Zwetschen
an blassen Wangen sich zerquetschen.
Das Eigelb überzog die Leiber,
ein Fischkorb platzte zwischen Weiber.
Vorlage:ZeileKartoffeln spritzten und Zitronen.
Man duckte sich vor den Melonen.
Dem Krautkopf folgten Kürbisschüsse.
Dann donnerten die Kokosnüsse.
Genug! Als alles dies getan,
Vorlage:Zeilegriff unser Held zum Größenwahn.
Schon schäkernd mit der U-Boots-Mine,
besann er sich auf die Lawine.
Doch als pompöser Fußballstößer
Fand er die Erde noch viel größer.
Vorlage:ZeileEr rang mit mancherlei Problemen.
Zunächst: Wie soll man Anlauf nehmen?
Dann schiffte er von dem Balkon
sich ein in einen Luftballon.
Und blieb von da an in der Luft,
Vorlage:Zeileverschollen. Hat sich selbst verpufft. -
Ich warne euch, ihr Brüder Jahns,
vor dem Gebrauch des Fußballwahns!

Turngedichte 1920-23


  • Praxis Deutsch: Zeitschrift für den Deutschunterricht März 2006 (196): Fußball

Weltmeisterschaft 1954

Fußball im Kino (50er-Jahre)

"Der Sport versöhnt die Völker. Zwanzigtausend starren auf einen Ball. Es ist höchst langweilig. Aber dann holt das Teleobjektiv der Filmkamera einzelne Gesichter aus den Zwanzigtausend heraus: erschreckende Gesichter, verkrampfte Kinnladen, hassverzehrte Münder, Mordgier im Blick. [...] War dies des Menschen Antlitz? War so erschreckend des Zeitgenossen Gesicht? Wohin war man verschlagen, und welchem Zufalle verdankte er es [...] dass nicht auch er verrührt war in diesen Brei der Zwanzigtausend (Minister saßen auf den Bänken und wurden vom Kameraauge erfasst, Minister waren volksverbunden, sie waren es oder sie taten so: hervorragende Mimiker) und mit verklemmten Kierfern den Ball verfolgte? Ihm klopfte das Herz hier nicht, sein Blut pulste nicht schneller, er empfand nicht die Wut: an die Kehle dem Schiedsrichter, schlagt den Hund, Schiebung, ein Elfmeter, kein Elfmeter, Pfiffe! [...] Sie waren vereint, sie akkumulierten, sie waren eine gefährliche Häufung von Nullen, eine explosive Mischung, zwanzigtausend erregte Herzen und zwanzigtausend hohle Köpfe. Natürlich warteten sie auf ihren Führer, auf die Nummer Eins, auf den, der sich positiv mit ihnen konfrontiert und sie erst zur gewaltigen Ziffer macht, zum Volk ..."
Wolfgang Koeppen: Das Treibhaus 1953, suhrkamp S. 137/8

Fußball im Radio 1954

"... was ich schamhaft und heimlich gewünscht hatte, ich war zum Weltmeister geworden, und das wollte ich mir nicht nehmen lassen durch Beschwichtigungen ... die Spieler gebärden sich, als ob sie ein Schloss gewonnen hätten ... ich hatte mehr gewonnen, mir liefen Tränen, Siegerehrung, eine Greisenstimme sprach im Hintergrund gegen den Jubel, der Reporter redete darüber hinweg ... der stolze Triumph unserer deutschen Weltmeister ... Höhepunkt ... nannte noch einmal die Namen der Spieler, des Bundestrainers, ich wurde ruhiger ... ich kann mir vorstellen, wie Sie in der Heimat Anteil nehmen werden ... jetzt erfolgt die feierliche Übergabe des Pokals an Fritz Walter, den Kapitän der deutschen Weltmeistermannschaft ... Fritz zeigte den Pokal, den ich nicht sah, die Hymne wurde gespielt, ich hörte Deutschland, Deutschland, über alles mehr geschrien als gesungen, ich verstand die Worte nicht genau, weil offenbar zwei Fassungen gleichzeitig gesungen wurden, die verbotene erste und die erlaubte dritte Strophe, vor wenigen Tagen erst, vor der Feierstunde zum 17. Juni war uns beigebracht worden, Einigkeit und Recht und Freiheit zu singen und nicht Deutschland, Deutschland, über alles, deutlich verstand ich brüderlich zusammenhält und die miteinander aufsteigenden Stimmen über alles in der Welt, ein dumpfer Jubel in der Wiederholung aus befreiten Kehlen, Deutschland, Deutschland, über alles, über alles in der Welt, ehe der Gesang in wildes Johlen ausuferte, das nach Ej! oder Ja! oder Heil! klang ..."
F.C.Delius: Der Sonntag, an dem ich Weltmeister wurde, 1994, zitiert nach Buchners Schulbibliothek der Moderne, Bamberg 2000 S.74f

Elke Heidenreich erinnert sich

„Am 4. Juli 1954 passierte viel.
Gegenüber war die Gaststätte Schulte. Die Ersten betranken sich schon am frühen Morgen. Wetten wurden abgeschlossen. Ich wurde zu Schulte geschickt, um für meinen Vater und meinen Onkel Hans mehrere Flaschen Stauder-Bier zu kaufen („Ruhrrevier trinkt Stauderbier“, so die damalige Werbung). Wer Leute kannte, die einen Fernseher hatten, war glücklich dran. Wir kannten niemanden mit Fernseher. Wir hatten den Loewe-Opta-Radioapparat mit dem grünen Auge in der Küche stehen, und mein Vater und mein Onkel Hans, Mutters Bruder, saßen am Küchentisch, tranken Stauder-Bier („Kind, hol noch vier Flaschen!") und diskutierten die bisherigen Fußballweltmeister: Uruguay, Italien - alles Stümper. WIR würden es machen, und meine Mutter sagte: „Sonst noch was? IHR habt gerade genug gemacht."
[...] Was meine Mutter an dem Tag machte, weiß ich nicht mehr. Aber mein Vater und Onkel Hans saßen vorm Radio, ich saß am Fenster, und als die „Tooor, Tooor, Tooor, ich werd verrückt!"-Rufe nicht mehr zu überhören waren, sah ich aus allen Häusern Männer strömen: Herrn Metzkowitz und Herrn Josefiak, Herrn Mürl, Herrn Wiedemeier, Herrn Stein, Herrn Stratmann und Herrn Wille - sonst waren sie untereinander total zerstritten über Fragen wie West- oder Ostfront, wer mehr gelitten hatte, ob der Jude nicht letztlich doch selbst schuld war, wie Deutschland aussähe, wenn man den Krieg gewonnen hätte, ob der Führer wohl in Argentinien lebte, sie la-gen sich jetzt in den Armen, auch mein Vater rannte nach unten, auf der Straße war Geschrei, Bierflaschen flogen, und mein Onkel Hans, ein sanfter, stiller, leicht behinderter Mensch, der der Ver-nichtungsmaschinerie der Nazis gerade eben so entkommen war, stand neben mir im Erker, sah sich das Treiben auf der Kunigundastraße an und sagte: „Jetzt denken sie wieder Gott weiß, wer sie sind."
Und meine Mutter sagte: "Hört das denn nie auf?"
Die ganze Nacht wurde bei Schulte gesoffen, und gegen Morgen grölten sie das Lied, in dem uns heute Deutschland gehört und morgen die ganze Welt."
aus: Wo waren Sie, als Deutschland zum ersten Mal Fußballweltmeister wurde? Zehn Augen- und Ohrenzeugen erinnern sich (c) DIE ZEIT 25.09.2003 Nr. 40

Klaus Theweleit erinnert sich auf seine Weise:

„Heute steht in allen Büchern, der WM-Sieg der deutschen Kicker 1954 in Bern sei so etwas wie die Auslöschung der Kriegsniederlage gewesen. . . Deutschland wieder aufgenommen in den Kreis der anständigen Völker... die Nazi-Schande gelöscht. Mag sein, dass einige vergangenheitsbewältigende Reporter- und Funktionärsköpfe die Sache gleich so aufgefasst haben, also ihre Ausschlachtbarkeit erkannten - Nutzen bringender Fußball! Sonst ist es eher eine nachträgliche Übertreibung.
Die Kriegsgeneration, jedenfalls wie ich sie um mich herum werkeln sah, feierte diesen Sieg nicht in solcher Weise. Sie war viel zu sehr mit ihren zwei Haupttätigkeiten beschäftigt. Die erste bestand in der absoluten Nichtbefassung mit der eigenen Verstricktheit ins Hitlertum; das fraß schon mal eine große Menge der Tagesenergie. Die zweite war die Befassung mit dem, was sie euphorisch den Wiederaufbau nannten. Für groß Fußballsinn blieb da nicht viel. Sie fügten diesen Sieg dem Schatz hinzu, den sie sich sowieso schon erworben hatten. Im Fach aller Fächer, dem übergreifenden Hauptfach Fleiß, waren sie längst im Besitz der allerverdientesten Bestnoten mit der Anstecknadel des »Wir sind wieder wer«. Weltmeister in deutschem Fleiß - ein bisschen wichtiger als Fußballsiege! - und sogar vor den so siegreichen Alliierten. Erst waren sie die Fleißigsten gewesen im Europa-Zerdeppern, dann die Fleißigsten im Ausblenden von Kriegsursachen und Kriegsfolgen, jetzt häuften sie fleißig Stein auf Stein und segelten voran mit bewimpelten Pirogen ins Wirtschaftswunderfleißland ...“
Klaus Theweleit: Tor zur Welt, Fußball als Realitätsmodell, Kiepenheuer&Witsch, Köln 2006 S.42f

Ror Wolf: Neunzehnhundertvierundfünfzig

[...]
Boss Rahn, im Fallen jubelnd, hat getroffen,
mit seinem linken Fuß, das sieht man gern,
an einem schiefergrauen Tag in Bern.
Für Deutschland ist der ganze Himmel offen.
Der Chef: man sieht, wie er in Bern verschmitzt
hoch auf den Schultern seiner Männer sitzt.
zit. nach Rainer Moritz (Hg.): Doppelpass und Abseitsfalle, Reclam 1995 S. 214
Weblinks und Downloads

Weltmeisterschaft 1974

Einer packt aus! Aus dem Monolog eines ehemaligen DDR-Fußballtrainers:

"Nehmen wir das Sparwasser-Tor. Sparwasser hat viele Tore gemacht, aber nur eines wurde das Sparwasser-Tor. Vierundsiebzig bei der WM hat er gegen den Westen das Einsnull für die DDR gemacht. War eine Riesen-Sensation. Hat ja damals keiner mit gerechnet, daß die DDR den Westen schlägt. Zuallerletzt die DDR selber. Heinz-Florian Oertel hat nicht mal von der BRD-Nationalmannschaft sprechen dürfen, sondern nur von der DFB-Auswahl. Damit die DDR nicht gegen die BRD verliert, sondern gegen den DFB. Nach dem Spiel traute sich Oertel zu sagen, daß die DDR die BRD besiegt hat. Erst der Sieg der DDR hat den DFB zur BRD gemacht! Aber das nur am Rande."
Thomas Brussig: Leben bis Männer, Fischer 2001 S. 35f
Siehe dazu auch www.thomasbrussig.de

Europa-Meisterschaft 1976

Anlässlich des verschossenen Hoeneß-Elfmeters im Endspiel gegen die Tschechoslowakei verfasste Annemarie Schimmel, Professorin für Orientalistik, einen Limerick:

Zitat
Inmitten gewalt'gen Getöses
verschoss den Elfmeter der Hoeneß.
Das Spiel ist verloren ...
Mit hängenden Ohren
betrachtet der Trainer, Herr Schön, es.

Sonderbeilage der Stuttgarter Zeitung zur WM 2010, 6. Juni 2010

Weltmeisterschaft 1990

...

Weltmeisterschaft 2006

"Das Magazin ANSTOSS ist die Zeitschrift des Kunst- und Kulturprogramms zur FIFA WM 2006. Die Zeitschrift bietet den etwa vierzig Projekten ein Forum, die von der Nationalen DFB Kulturstiftung gefördert werden. Sie zielt dabei auf ein Publikum, das intelligent, neugierig und urban ist und sich vor allem für die Überschneidungen zwischen dem Massenphänomen Fußball und den Elitegenres Bildende Kunst, Literatur, Musik, Tanz, Film und Kunstfotografie interessiert.
6 Ausgaben erscheinen in der Zeit von November 2004 bis August 2006."
  • Fußball+Poesie - Dort wo der Ball rollt - die Plakataktion der Literaturhäuser zur WM 2006
"Fußball kann man nicht nur spielen und schauen. Über Fußball kann man auch eine Menge lesen. Im WM-Jahr stellt fluter.de kluge Klassiker und unterhaltsame Neuerscheinungen vor. Damit auch der Bücherschrank für die Weltmeisterschaft gerüstet ist." (www.fluter.de: Magazin der Bundeszentrale für politische Bildung)
"Bisher ... gab es kaum eine weibliche Stimme – höchste Zeit daher, im Jahr der Fußball-WM in Deutschland eine literaturgeschichtliche Wende anzuregen: Das Netzwerk der Literaturhäuser hat elf Autorinnen gebeten, einen Stoff zu bearbeiten, der bisher den Männern vorbehalten schien ..."
"Zur WM 2006 hat Harig den endgültigen Sonettband zusammengestellt, mit dem der Fußball nicht nur auf dem Rasen, sondern auch auf dem Papier zu einem vergnüglichen Zeitvertreib wird." (www.hanser.de)

Weltmeisterschaft 2010

"Wer hat das beste Fußballbuch der Saison geschrieben? Zur Wahl stehen Werke mit eindeutigem Bezug zum Thema Fußball aus allen Gattungen: gleich ob Belletristik, Drama, Lyrik, Sachbuch, wissenschaftliche Studie, Kinder-/Jugendbuch, literarisch kommentierte (Foto-) Bildbände - alle deutschsprachigen Neuerscheinungen der Saison haben die Chance auf die Auszeichnung als Fußballbuch des Jahres. In diesem Jahr sind (vorläufig) etwa 400 Bücher gelistet ... " (Deutsche Akademie für Fußballkultur)
Hier die Liste als pdf

Weltmeisterschaft 2014

"Drei Brüder, zwei Mütter, ein Vater und nur ein Ziel: Fußballprofi zu werden! George, der älteste, hat es nicht geschafft. Seine Brüder Kevin und Jérôme aber sind heute berühmte und erfolgreiche Fußballstars - auch wenn die Wege dorthin sehr unterschiedlich, steinig und hart waren.
Dieses Buch erzählt eine bewegende Familiengeschichte vom Aufwachsen in zwei grundverschiedenen Berliner Stadtteilen, von Unterstützung und Vernachlässigung, vom Aufstieg im Profifußball, von Vätern und Söhnen, rivalisierenden Brüdern und von Integration und Ausgrenzung. Es geht um Ehrgeiz und den Willen zum Erfolg, ums Kämpfen und Aufgeben, ums Hinfallen und wieder Aufstehen und um ein berühmtes Foul." (www.lektueren.com)
Buchpräsentation mit Autor (Seite des Klett-Verlages)
"Als »Expressionist« unter den zeitgenössischen Dichtern ist es nicht erstaunlich, wenn Albert Ostermaier sich der Sportart zuwendet, die an die Emotionen vieler Menschen rührt, den Fußball. Als »klassischen« unter den zeitgenössischen Dichtern versteht es sich von selbst, dass er die strenge Form variiert: die Ode. Bekannt geworden ist vor allem Albert Ostermaiers Ode an den »Titan«, den Torhüter Oliver Kahn: »wenn er beim eckball wie ein blonde katze aus dem tor stürmt auf einer welle der begeisterung durch die blauen lüfte fliegt«. Die Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien bildet den Anlass, um eine Auswahl seiner Fußball-Gedichte zu veröffentlichen – illustriert von dem Fußball-Narr Florian Süßmayr." (www.suhrkamp.de) - Mit Leseprobe: Sechste Ode an Kahn
"... das Überzeugende an diesem Buch von Horst Evers ist, dass es mit Fußball so gut wie nichts zu tun hat, sondern eine Länderkunde von 50 mehr oder weniger großen Fußballnationen bietet und dabei eine Menge Erkenntnisse liefert." (Von Thomas Koch, wdr2.de)

Fußballer-Bücher

Wer viel Zeit und Lust hat und in der Nähe einer gut ausgestatteten Bücherei wohnt, kann auch nach diesen mehr oder weniger historischen Titeln Ausschau halten:

Fritz Walter: 3:2: Die Spiele zur Weltmeisterschaft, München 1954
Gerd Müller: Tore entscheiden. München 1969
Gerd Müller: Goldene Beine [ein Bildband] Rosenheim 1971
Hans-Hubert Vogts: Klein, aber oho! [Die Autobiographie e. sympath. Sportlers] Rosenheim 1971
Hans-Hubert Vogts: Aus meiner Sicht [Bildband] Rosenheim 1974
Franz Beckenbauer: Einer wie ich, C. Bertelsmann, München, 1975
Franz Beckenbauer: Ich - Wie es wirklich war, C. Bertelsmann, München
Rudi Völler, Hans-Dieter Schütt [Hrsg.]: Rudi Völler, Superstar. Berlin 1992
Toni Schumacher: Anpfiff: Enthüllungen über den deutschen Fußball. München 1997
Günter Netzer (und Helmut Schümann): Aus der Tiefe des Raums. Mein Leben. Hamburg 2004
Oliver Kahn: Nummer eins. München 2004. ISBN 978-3426273463
Michael Horeni: Klinsmann: Stürmer, Trainer, Weltmeister. Frankfurt 2005. ISBN 9783502150459

Fußballbücher für Jugendliche

dtv-Lehrerportal

  • Der Deutsche Taschenbuchverlag (dtv) bietet im "Lehrerportal" (Registrierung nötig) kostenlose Unterrichtsmodelle zu einer Reihe von Kinder/Jugendbüchern an. z.B.:
Klasse 4-6: Joachim Masannek, Die Wilden Fußballkerle: Vanessa, die Unerschrockene
Außerdem werden 14 weitere Titel zum Thema Fußball kurz vorgestellt (Stand Juni 2012)

Mal Peet: Keeper

Aus dem Englischen von Eike Schönfeld, Carlsen Verlag 2007, 220 Seiten, 6,95 €. ISBN 9783551356987

Vorlage:Meinung

  • Siehe auch: Du musst das Spiel lesen - Zwei große Jugendromane über Fußball, die über die gewohnten Erfolgsgeschichten hinausgehen und von der Magie des Sports erzählen. Von Konrad Heidkamp | 16. März 2006 DIE ZEIT Literaturbeilage.
  • Beim zweiten in diesem ZEIT-Artikel besprochenen Roman handelt es sich um Lieneke Dijkzeuls Jugendroman "Ein Traum vom Fußball" (ISBN 978-3401029955), der "das Leben eines afrikanischen Dorfes im Fußballspiel mit nackten Füßen" schildert.

Siehe auch

<metakeywords>ZUM2Edutags,ZUM-Wiki,ZUM.de,OER,Fußballliteratur,Fußball,Literatur,Sport,Deutsch</metakeywords>