Mit Gedichten arbeiten: Umformen und Konjunktiv: Unterschied zwischen den Seiten

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==Gedichte formen==
==Basiswissen==
{{Box||
Der Konjunktiv ist ein MODUS des Verbs. Mit dem Modus können wir unterschiedliche Einstellungen ausdrücken, wie sich das, was wir sagen, zur Wirklichkeit verhält.
Gedichte sind in Form gebrachte Sprache.
:Gedichte sind zuallererst durch ihr äußeres Erscheinungsbild gekennzeichnet, durch gebrochene Zeilen, unterschiedliche Zeilenlängen, durch die Gruppierung von Zeilen zu Strophen.
:Indem der Verfasser/die Verfasserin dem Wortmaterial eine eigene Ordnung gibt, also indem er/sie Worte zu Zeilen gruppiert oder auch isoliert, können diese mit zusätzlicher Bedeutung angereichert werden.
|Hervorhebung1}}
==Unterrichtsidee==
{{Box|Vom Fließtext zur Gedichtform|
1. Der Gedichtband '''Zaubersprüche''' von Sarah Kirsch (Ebenhausen bei München, 1974, S. 5) beginnt mit diesem ''Fließ-Text'':
<pre>Anziehung


Der Nebel zieht auf, das Wetter schlägt um. Der Mond versammelt Wolken im Kreis. Das Eis auf dem See hat Risse und reibt sich. Komm über den See.
Jedes Verb kann in drei MODI stehen:
</pre>
  a) im Indikativ z.B. Er geht nach Hause. (Der neutrale Aussage-Modus)
Die Aufgabe lautet:
  b) im Imperativ      Geh’ jetzt nach Hause! (Befehls- oder Aufforderungsmodus)
:Bringt diesen Text in die Gestalt eines Gedichtes. Verwendet dazu ein DIN A4 Papier - oder größer.
  c) im Konjunktiv    Er sagte, er gehe jetzt nach Hause. (Diese Aussage drückt eine distanzierte Haltung
:Alles ist möglich, nur nicht das Weglassen oder Hinzufügen von Wörtern.
                        zum Gesagten aus. Vielleicht stimmt es ja gar nicht und niemand geht nach Hause.)
:Gebt anschließend über eure Überlegungen Auskunft.
 
[[Datei:Viermalanziehung.jpg|400px|rechts|Umformungen: vom Fließtext zum Gedicht]]
Der Konjunktiv wird gern MÖGLICHKEITSFORM genannt. Mit ihm kann man aber viel mehr ausdrücken als nur 'Mögliches'
Hier mögliche Umsetzungen &rarr;&rarr;&rarr;
 
Der KONJUNKTIV wird verwendet,
  a) um indirekte Rede zu kennzeichnen. Hierzu wird üblicherweise Konjunktiv I benutzt.
      Beispiel: Er meinte, es gehe schon besser.
 
  b) um einen Sachverhalt als bloß möglich oder gedacht zu kennzeichnen. Hier wird normalerweise Konjunktiv II verwendet.
  Beispiel:
      Wenn ich an deiner Stelle wäre, dann würde ich mich entschuldigen.
      Es wäre schön, wenn morgen die Schule ausfiele.
 
  c) um höflich zu sein (ebenfalls Konjunktiv II):
      Dürfte ich ihnen einen Stuhl anbieten?
      Könnten sie bitte hier unterschreiben?
      Ich möchte gerne bezahlen.
 
==Woran man ihn erkennt==
Es gibt zwei Arten des Konjunktivs, die der Einfachheit halber Konjunktiv I und II genannt werden.
 
"Was aber hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne,
  und nähme doch Schaden an seiner Seele." (Matthäus 16,26 Luther-Bibel 1956)
 
In diesem so fremd klingenden Bibel-Zitat erkennt man die Konjunktiv-Form des Verbs gleich an den Umlauten ü-ö-ä.
Das gilt aber nur für den Konjunktiv II, wie man an dieser Tabelle sehen kann:
 
Die GRAMMATIK des Konjunktivs:
  Indikativ            Konjunktiv 1        Konjunktiv II
+--------------------------------------------------------------+
|  ich habe (keine Zeit)  habe                  hätte        |
|      hast                habest                hättest      |
|      hat                habe                  hätte        |
|  wir haben              haben                  hätten      |
|      habt                habet                  hättet      |
|      haben              haben                  hätten      |
+ -------------------------------------------------------------+
|  ich denke              denke                  dächte      |
|      denkst              denkest                dächtest    |
|      denkt              denke                  dächte      |
|      denken              denken                dächten      |
|      denkt              denket                dächtet      |
|     denken              denken                dächten      |
+------------------------------------------------------------- +
Der Konjunktiv I ist durch das >e< in der Endung gekennzeichnet.
    Er sagt, er habe keine Zeit.
    Sie meint, sie halte das für eine Ausrede.
 
Der Konjunktiv II wird aus dem Präteritum des Verbs abgeleitet und zwar durch Umlautung:
    er wusste ... wenn er wüsste / er dachte ... wenn er dächte
    du halfst ... wenn du hälfest / ich mochte ... wenn du möchtest


'''Kurzkommentar:'''
Wenn sich Indikativ und Konjunktiv I Formen nicht unterscheiden, wird oft auf die Konjunktiv-II-Form ausgewichen:  
    Beispiel: Sie sagen, sie denken (!) nicht ans Aufhören.
    Ersatzform: Sie sagen, sie dächten nicht ans Aufhören.


Das ist zunächst keine schwierige Aufgabe. Ihre Durchführung kann aber Interpretationsgespräche auslösen und die Aufmerksamkeit auf Wortbedeutungen lenken. Dadurch kann sich des Weiteren die Sinnhaftigkeit von - scheinbar willkürlichen - Zeilenbrüchen erschließen.  
Weil aber die Konjunktiv-II-Form sich manchmal seltsam veraltet anhört, wird besonders in der Umgangssprache gerne die Ersatzform >würde + Infinitiv< verwendet. Beispiel:
  Wenn ich mehr Geld hätte, flöge (!) ich nach Tahiti.
  Wenn ich mehr Geld hätte, würde ich nach Tahiti fliegen.


Auch die ästhetische Gestaltung spielt eine Rolle: Die Farbe, die Schrift, die Platzierung auf dem Papier, eventuell auch die Umrandungen und Hintergründe. Wird diese Aufgabe mit '''Computer oder Tablet''' bearbeitet, dann kommen noch weitere typografische Aspekte hinzu wie z.B. die Wahl der Schriftfamilie (&rarr; [[Typografie-Tipps]]).
==Stilfragen==
{{Box|„würde" und guter Stil|
Mit der würde-Ersatzform sollte man sparsam umgehen, wenn es 'gutes' Deutsch sein soll!


Probieren Sie's mal aus.
Nehmen wir wieder das Bibel-Zitat vom Anfang:
|Unterrichtsidee}}
<poem>
==Weiteres==
Was aber würde es dem Menschen helfen,
{{Box|Vom Gedicht zum Fließtext und zurück|
    wenn er die ganze Welt gewinnen würde,
Man präsentiere ein Gedicht als Fließtext und lasse diesen zu einem Gedicht formen. Geeignet sind reimlose Gedichte, damit die Überlegungen zur Gestaltung sich auf eine innere, gedankliche Struktur konzentrieren. Also nicht ein romantisches Gedicht in Volksliedstrophen. Aber z.B. das Gedicht "Hälfte des Lebens" von Friedrich Hölderlin:
      aber er würde Schaden an seiner Seele nehmen.
</poem>
Wie klingt das? Nicht falsch, aber auch nicht elegant.


:'' Mit gelben Birnen hänget und voll mit wilden Rosen das Land in den See, Ihr holden Schwäne, und trunken von Küssen tunkt ihr das Haupt ins heilig-nüchterne Wasser. Weh mir, wo nehm ich, wenn es Winter ist, die Blumen, und wo den Sonnenschein, und Schatten der Erde? Die Mauern stehn sprachlos und kalt, im Winde klirren die Fahnen.''
Darum zwei Vorschläge für guten Stil und zur Vermeidung von Wiederholungen:
# EINE Verbform ist meistens besser als eine GETEILTE: „ich ginge" statt „ich würde gehen”.
# Im Wenn-Satz sollte ein >würde< nicht vorkommen: Wenn er zu spät ''käme'', würde er etwas verpassen.
|Merksatz}}


Der Vergleich mit dem 'Original' kann dann zu interessanten Interpretationsgesprächen führen, in denen nicht zwingend das Original besser wegkommen muss. (Bei Hölderlin allerdings schon. K.D.)
==Konjunktiv II mit Gefühl==
[[Datei:Donalds.gif|rechts|350px]]
{{Box|Donalds Gefühle|
Was mag Donald alles durch den Kopf gehen?


Gedichte von '''Bertolt Brecht''' - solche ohne Reim und Metrum - sind ebenfalls gut geeignet für derartige Interpretationsgespräche. Nehmen wir als Beispiel das wohl bekannteste und daraus die letzten Zeilen:
Wünsche, Hoffnungen, Enttäuschungen, Verwünschungen?


:''Ihr aber, wenn es so weit sein wird, daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist, gedenkt unsrer mit Nachsicht.''
Sie könnten mit "Oh" oder "Ach" oder "Wenn" oder "Hätte" oder "Wäre" beginnen.


Welche Darstellungsformen sind möglich und bedeutungsvoll, und welche wählte Bertolt Brecht?
Ordne jedem dieser Stimmungen einen Satz zu, in dem ein Konjunktiv vorkommt.
{{Lösung versteckt|
|Unterrichtsidee}}
1=  
:=> Gehe zur [[Konjunktiv II/Übung 1|'''Übung''']]
<pre>  Ihr aber, wenn es so weit sein wird
 
  Daß der Mensch dem Menschen ein Helfer ist
==Unterrichtsidee: Mit Sebastian Sick lernen==
  Gedenkt unsrer
Sebastian Sick, der Autor von „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod", hat auf seiner Website auch eine Rubrik [http://bastiansick.de/category/fuer-den-unterricht/ ''Für den Unterricht'']] eingerichtet. Alle Texte, die in dieser Rubrik gelistet sind, werden dem Schulunterricht kostenlos zur Verfügung gestellt.
  Mit Nachsicht.
</pre>
<small>Bertolt Brecht: An die Nachgeborenen (1938)</small>
|2= B. Brechts Gedicht |3=schließen}}


Noch etwas ergiebiger könnte die Arbeit an diesem Gedicht von '''Günter Kunert''' (* 1929) werden, weil darin auf eigenwillige Art mit dem Mittel der Wiederholung (hier: Parallelismus) verfahren wird.
Zum '''Konjunktiv''' ist dies
*ein recht unterhaltsamer Erklärungstext ([http://bastiansick.de/wp-content/uploads/old-site2/content/kolumnen/Bastian_Sick_-_Der_traurige_Konjunktiv_fur_den_Unterricht.pdf "Der traurige Konjunktiv" (pdf)])
* In der Rubrik Gedichte findet man ein nettes Konjunktivgedicht mit dem Titel: ([http://bastiansick.de/kolumnen/gedichte/ode-an-den-konjunktiv-1/ „Ode an den Konjunktiv" (pdf)]). Hier die ersten beiden Strophen:
<pre>
Wär der Konjunktiv wieder in, gebrauchte ich ihn permanent!
Ich fühlte mich darin – ganz in meinem Element.
Die Energie der Möglichkeit brächte mich auf Trab.
Ich würfe die Vergangenheit einfach von mir ab.


:''Auf der Schwelle des Hauses''
Ich zöge los und ginge, wohin ich immer wollte,
:''In den Dünen sitzen. Nichts sehen als Sonne. Nichts fühlen als Wärme. Nichts hören als Brandung. Zwischen zwei Herzschlägen glauben: Nun ist Frieden.''
Und täte lauter Dinge, auch die, die ich nicht sollte.
Ich spielte und gewönne; verlör ich, dann nicht viel.
Ich würbe und begönne manch zartes Liebesspiel.
</pre>
* Anregend - nicht nur wegen der Konjunktive - ist auch das Gedicht [http://bastiansick.de/wp-content/uploads/2016/06/wurde_goethe_heut_noch_leben_3.pdf "Würde Goethe heut noch leben" (pdf)] Hier der Anfang:
<pre>
Würde Goethe heut noch leben,
Wär er sicherlich verwundert;
Weil wir alle anders reden
Als im 19. Jahrhundert.  


{{Lösung versteckt|
Würde Goethe heut noch leben,
1= ''Auf der Schwelle des Hauses''
Müsst er Werbeslogans schreiben –
<pre>  In den Dünen sitzen. Nichts sehen
Oder bloggen oder eben
  Als Sonne. Nichts fühlen als
ein verkannter Autor bleiben.
  Wärme. Nichts hören
  Als Brandung. Zwischen zwei
  Herzschlägen glauben: Nun
  Ist Frieden.
</pre>
</pre>
<small>Günter Kunert: Erinnerung an einen Planeten. München 1980, S. 87</small>
{{Box|Arbeitsauftrag|
|2= G. Kunerts Gedicht |3=schließen}}
#Lade den Erklärungstext ([http://bastiansick.de/wp-content/uploads/old-site2/content/kolumnen/Bastian_Sick_-_Der_traurige_Konjunktiv_fur_den_Unterricht.pdf "Der traurige Konjunktiv" (pdf)]) von Bastian Sick herunter (oder in dein Tablet)
#Lies (mindestens) die ersten beiden Seiten gründlich und markiere die darin vorgestellten "Funktionsbereiche" des Konjunktivs.
#Schreibe sie in Kurzform heraus, mit Beispielen.
#Für Freiwillige: Wer ist Sebastian Sick? Recherchiere auf seine Webseite.
|Üben}}
|Üben}}


==Siehe auch==
==Siehe auch==
*[[Mit Gedichten arbeiten: Autor-Interview]]
* [[Deutsch lernen/Konjunktiv| Indirekte Rede]]
*[[Mit Gedichten arbeiten: W-Fragen]]
* [[Deutsch lernen/Indirekte Rede| Noch mehr indirekte Rede]]
*[[Mit Gedichten arbeiten: Verdichten]]
* [[Konjunktiv_II/Übung_1| Konjunktiv II: Donalds Gefühle]]
*[[Mit Gedichten arbeiten: Wiederholen, verändern, fortsetzen]]
* [[Konjunktiv_II/Übung_2| Konjunktiv II: Höflich sein]]
*[[Mit Gedichten arbeiten: Vergleichen]]
*[[Mit Gedichten arbeiten: Gestalten]]


* [[Konditional|Eine wichtige Verwendungsform: Konditional]]


[[Kategorie: Deutsch]][[Kategorie: Lyrik]]
[[Kategorie: Grammatik]]
[[Kategorie: Deutsch]]
[[Kategorie: Sekundarstufe 1]]

Version vom 23. Januar 2019, 11:45 Uhr

Grammatik-wordle1.jpg

Basiswissen

Der Konjunktiv ist ein MODUS des Verbs. Mit dem Modus können wir unterschiedliche Einstellungen ausdrücken, wie sich das, was wir sagen, zur Wirklichkeit verhält.

Jedes Verb kann in drei MODI stehen:

  a) im Indikativ z.B. Er geht nach Hause. (Der neutrale Aussage-Modus)
  b) im Imperativ      Geh’ jetzt nach Hause! (Befehls- oder Aufforderungsmodus)
  c) im Konjunktiv     Er sagte, er gehe jetzt nach Hause. (Diese Aussage drückt eine distanzierte Haltung 
                       zum Gesagten aus. Vielleicht stimmt es ja gar nicht und niemand geht nach Hause.)

Der Konjunktiv wird gern MÖGLICHKEITSFORM genannt. Mit ihm kann man aber viel mehr ausdrücken als nur 'Mögliches'

Der KONJUNKTIV wird verwendet,

  a) um indirekte Rede zu kennzeichnen. Hierzu wird üblicherweise Konjunktiv I benutzt.
     Beispiel: Er meinte, es gehe schon besser.
  b) um einen Sachverhalt als bloß möglich oder gedacht zu kennzeichnen. Hier wird normalerweise Konjunktiv II verwendet.
  Beispiel:
     Wenn ich an deiner Stelle wäre, dann würde ich mich entschuldigen.
     Es wäre schön, wenn morgen die Schule ausfiele.
  c) um höflich zu sein (ebenfalls Konjunktiv II):
     Dürfte ich ihnen einen Stuhl anbieten?
     Könnten sie bitte hier unterschreiben?
     Ich möchte gerne bezahlen.

Woran man ihn erkennt

Es gibt zwei Arten des Konjunktivs, die der Einfachheit halber Konjunktiv I und II genannt werden.

"Was aber hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne,
  und nähme doch Schaden an seiner Seele." (Matthäus 16,26 Luther-Bibel 1956)

In diesem so fremd klingenden Bibel-Zitat erkennt man die Konjunktiv-Form des Verbs gleich an den Umlauten ü-ö-ä. Das gilt aber nur für den Konjunktiv II, wie man an dieser Tabelle sehen kann:

Die GRAMMATIK des Konjunktivs:

  Indikativ             Konjunktiv 1         Konjunktiv II
+--------------------------------------------------------------+
|  ich habe (keine Zeit)   habe                   hätte        |
|      hast                habest                 hättest      |
|      hat                 habe                   hätte        |
|  wir haben               haben                  hätten       |
|      habt                habet                  hättet       |
|      haben               haben                  hätten       |
+ -------------------------------------------------------------+
|  ich denke               denke                  dächte       |
|      denkst              denkest                dächtest     |
|      denkt               denke                  dächte       |
|      denken              denken                 dächten      |
|      denkt               denket                 dächtet      |
|      denken              denken                 dächten      |
+------------------------------------------------------------- +

Der Konjunktiv I ist durch das >e< in der Endung gekennzeichnet.

   Er sagt, er habe keine Zeit.
   Sie meint, sie halte das für eine Ausrede. 

Der Konjunktiv II wird aus dem Präteritum des Verbs abgeleitet und zwar durch Umlautung:

    er wusste ... wenn er wüsste / er dachte ... wenn er dächte
    du halfst ... wenn du hälfest / ich mochte ... wenn du möchtest

Wenn sich Indikativ und Konjunktiv I Formen nicht unterscheiden, wird oft auf die Konjunktiv-II-Form ausgewichen:

   Beispiel: Sie sagen, sie denken (!) nicht ans Aufhören.
   Ersatzform: Sie sagen, sie dächten nicht ans Aufhören.

Weil aber die Konjunktiv-II-Form sich manchmal seltsam veraltet anhört, wird besonders in der Umgangssprache gerne die Ersatzform >würde + Infinitiv< verwendet. Beispiel:

  Wenn ich mehr Geld hätte, flöge (!) ich nach Tahiti.
  Wenn ich mehr Geld hätte, würde ich nach Tahiti fliegen.

Stilfragen

„würde" und guter Stil

Mit der würde-Ersatzform sollte man sparsam umgehen, wenn es 'gutes' Deutsch sein soll!

Nehmen wir wieder das Bibel-Zitat vom Anfang:

 Was aber würde es dem Menschen helfen,
     wenn er die ganze Welt gewinnen würde,
       aber er würde Schaden an seiner Seele nehmen.

Wie klingt das? Nicht falsch, aber auch nicht elegant.

Darum zwei Vorschläge für guten Stil und zur Vermeidung von Wiederholungen:

  1. EINE Verbform ist meistens besser als eine GETEILTE: „ich ginge" statt „ich würde gehen”.
  2. Im Wenn-Satz sollte ein >würde< nicht vorkommen: Wenn er zu spät käme, würde er etwas verpassen.

Konjunktiv II mit Gefühl

Donalds.gif
Donalds Gefühle

Was mag Donald alles durch den Kopf gehen?

Wünsche, Hoffnungen, Enttäuschungen, Verwünschungen?

Sie könnten mit "Oh" oder "Ach" oder "Wenn" oder "Hätte" oder "Wäre" beginnen.

Ordne jedem dieser Stimmungen einen Satz zu, in dem ein Konjunktiv vorkommt.

=> Gehe zur Übung

Unterrichtsidee: Mit Sebastian Sick lernen

Sebastian Sick, der Autor von „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod", hat auf seiner Website auch eine Rubrik Für den Unterricht] eingerichtet. Alle Texte, die in dieser Rubrik gelistet sind, werden dem Schulunterricht kostenlos zur Verfügung gestellt.

Zum Konjunktiv ist dies

Wär der Konjunktiv wieder in, gebrauchte ich ihn permanent!
Ich fühlte mich darin – ganz in meinem Element.
Die Energie der Möglichkeit brächte mich auf Trab.
Ich würfe die Vergangenheit einfach von mir ab.

Ich zöge los und ginge, wohin ich immer wollte,
Und täte lauter Dinge, auch die, die ich nicht sollte.
Ich spielte und gewönne; verlör ich, dann nicht viel.
Ich würbe und begönne manch zartes Liebesspiel.
Würde Goethe heut noch leben, 
Wär er sicherlich verwundert; 
Weil wir alle anders reden 
Als im 19. Jahrhundert. 

Würde Goethe heut noch leben, 
Müsst er Werbeslogans schreiben – 
Oder bloggen oder eben 
ein verkannter Autor bleiben.
Arbeitsauftrag
  1. Lade den Erklärungstext ("Der traurige Konjunktiv" (pdf)) von Bastian Sick herunter (oder in dein Tablet)
  2. Lies (mindestens) die ersten beiden Seiten gründlich und markiere die darin vorgestellten "Funktionsbereiche" des Konjunktivs.
  3. Schreibe sie in Kurzform heraus, mit Beispielen.
  4. Für Freiwillige: Wer ist Sebastian Sick? Recherchiere auf seine Webseite.

Siehe auch