Chemie-Lexikon/Redoxreaktionen mit Elektronenübertragung und Sokrates: Unterschied zwischen den Seiten

Aus ZUM-Unterrichten
< Chemie-Lexikon(Unterschied zwischen Seiten)
KKeine Bearbeitungszusammenfassung
Markierung: 2017-Quelltext-Bearbeitung
 
Keine Bearbeitungszusammenfassung
Markierung: 2017-Quelltext-Bearbeitung
 
Zeile 1: Zeile 1:
In der Mittelstufe werden die Begriffe Reduktion und Oxidation meist im Zusammenhang mit Verfahren zur Gewinnung von Metallen besprochen, wobei eine Übertragung von Sauerstoff stattfindet.
'''Sokrates''' war einer der für das Abendland bedeutendsten griechischen Philosophen der Antike. Die folgenden Unterrichtsbausteine sind für die Klassenstufen 10 oder 11 konzipiert.  


== Wiederholung: Redoxreaktionen als Sauerstoffübertragungsreaktionen ==
== Einleitung ==
{{Aufgabe|1. Schaut euch das folgende Musikvideo an:
{{#ev:youtube|IZewwfc9v3E}}


<div class="grid">
2. Haltet eine [[Standpunktrede]] zu einer der folgenden Fragen.
<div class="width-2-3">
*Was kann ich wissen?
In der Mittelstufe kommen Redoxreaktionen im Rahmen der Verfahren zur Gewinnung von Metallen zur Sprache. Typischerweise betrachtet man die Reduktion von Kupfererzen mit Hilfe von Kohle und den Hochofen-Prozess. Aber auch bei der Thermitreaktion handelt es sich um ein Redoxreaktion: 
*Was wollen wir wissen?
*Was wollen wir nicht wissen?
*Was dürfen wir wissen wollen?
*Belastet Wissen?
*Was ist uns ein reines Gewissen wert?


<!--<math>Fe_2O_3 + 2 \ Al \longrightarrow Al_2O_3 + 2 \ Fe</math>-->
3. Gebt euch anschließend Rückmeldung zur Standpunktrede und diskutiert die angesprochenen Aspekte in der Gruppe.}}


Hier findet zum einen die '''Oxidation von Aluminium''' statt, hin zu <math>Al_2O_3</math>. Zum anderen die '''Reduktion von''' <math>Fe_2O_3</math> hin zu Eisen.
{{Box|Zitate|Stell dir vor, auf dem Markplatz steht ein Mann und spricht mit den Leuten. Die unten stehenden Zitate sind Sätze, die dabei fallen. Lies die Zitate und suche dir das aus, was dich spontan am meisten anspricht. Begründe deine Auswahl.
</div>
* Ich weiß, dass ich nichts weiß.
<div class="width-1-3">
* Es lohnt sich nicht, ein nicht hinterfragtes Leben zu leben. 
[[Datei:Velp-thermitewelding-1.jpg]]
* Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.    
</div></div>
* Schönheit übt eine kurzlebige Tyrannei aus.    
* Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf.    
* Wo es kein Gespräch mehr gibt, beginnt die Gewalt.    
* Wir sollten nie tun, was moralisch falsch ist, egal wie vorteilhaft die Konsequenzen sein mögen.    
* Ich halte es immer so, dass ich nichts anderem in mir folge als dem Gedanken/Satz, der sich mir beim Nachdenken als der beste erweist. 
*  Bei der Frage nach Richtig und Falsch/Recht und Unrecht sollten nicht Gefühle und nicht die Meinung der Meisten entscheiden, sondern Vernunftgründe und eigenes Denken. 
* Nicht dies ist schwierig: die Vermeidung des Todes, sondern noch weit mehr die der Schlechtigkeit; die kann nämlich schneller laufen als der Tod.|Zitat}}


Beide Teil-Reaktionen haben eine Funktion in der Gesamtreaktion.  
== Erarbeitung ==
* Die '''Oxidation von Aluminium''' liefert die für die Reduktion benötigte Energie, denn Oxidationen sind immer exotherm und Reduktionen endotherm. Aluminium ist daher auch das '''Reduktionsmittel'''.
===Sokrates als Person ===
* Die '''Reduktion von '''<math>Fe_2O_3</math> führt zur Freisetzung von Sauerstoff, was die Oxidation begünstigt und damit verstärkt. <math>Fe_2O_3</math> wirkt damit als '''Oxidationsmittel'''.
[[Datei:Sokrates-British Museum.jpg|mini|Sokrates]]
{{Aufgabe|
#Höre den [https://www.br.de/mediathek/podcast/radiowissen/sokrates-der-ahnherr-der-philosophen/426102 Podcast über Sokrates].
#Woher wissen wir etwas über Sokrates und welche Fakten kennen wir?
#Wie lautete die Anklage gegen Sokrates? War sie berechtigt?
#Wer sind die Naturforscher und wie stehen die Athener zu ihnen?
#Wer sind die Sophisten und wie stehen die Athener zu ihnen?
#Was war die eigentliche Leistung des Sokrates, die ihn teils auch so verhasst gemacht hat?
#Was macht Sokrates auch heute noch als Vorbild?}}


<center>[[Datei:Redox_Thermit_mit_Beschriftung.png|350px]]</center>
{{Aufgabe|
Das Bild zeigt Sokrates kurz vor seinem Tod.
Formuliere die Gedanken der Personen auf dem Bild.
[[Datei:Sokrates' død i fængslet.jpg|600px|Sokrates kurz vor seinem Tod]]}}


Noch einmal kompakt die Begriffe zusammengefasst:
===Sophisten===


{{Box|DEFINITIONEN zu den Redoxreaktionen bei Sauerstoffbeteiligung|2=
In Athen trafen die rationale (vernunftbestimmte) Tradition der ionischen Naturphilosophie und die ebenfalls rationale Entwicklung der Demokratie aufeinander, die mit der Idee des demokratischen Individuums und des freien Bürgers einherging. Der Vollbürger von Athen erhob Anspruch auf politische Freiheit und war gewohnt, Entscheidungen im Widerstreit gegensätzlicher Ideen und Meinungen zu treffen. Dies setzte ein hohes Maß an Meinungs- und Geistesfreiheit voraus.
* '''Oxidation''' = Reaktion mit Aufnahme von Sauerstoff
* '''Reduktion''' = Reaktion mit Abgabe von Sauerstoff
* '''Oxidationsmittel''' = Stoff, der die Oxidation ermöglicht, indem er selber Reduziert wird.
* '''Reduktionsmittel''' = Stoff, der die Reduktion ermöglicht, indem er selber oxiddiert.  
|3=Hervorhebung2}}


== Redoxreaktionen ohne Sauerstoff ==
Mit den Sophisten brach nun die griechische Aufklärung an. Hauptvertreter waren Protagoras (490 - 410 v.Chr.), Gorgias (um 480 - nach 380 v.Chr.) sowie Prodikos (465 oder 450 v. Chr. - nach 399 v. Chr.). Traditionen wurden kritisch beleuchtet und erschüttert, die Sprache untersucht, die Redekunst ([[Rhetorik]]) entwickelt. Die neue Denkrichtung wurde auch in der Jugenderziehung praktisch angewandt, man wollte freie, vielseitig gebildete und redegewandte Bürger, denen der Erfolg, vor allem auch in der Politik, sicher sein sollte. Überhaupt waren die Sophisten Praktiker.


Betrachtet man Reaktionen an denen kein Sauerstoff beteiligt ist, dann kann man Gemeinsamkeiten zu den Reaktionen mit Sauerstoff erkennen.
Skepsis gegen alles Religiöse und Mythische, Skepsis aber auch als generelle Haltung und als moralischer Relativismus: das zerstörte die Grundlagen des Staates und schien das Zusammenleben der Menschen in der Gesellschaft zu bedrohen. Privat wie staatlich opferten die Athener ihren Göttern und erwarteten dafür konkrete Gegenleistungen. Wer die Götter leugnete, wer nicht an die Wirksamkeit der Opfer glaubte, schien dem Staat zu schaden.


'''<u>Beispiel:</u>'''
Die Sophistik ist ein neuer Bildungstypus, der viele altüberlieferte An­schauungen und Werte in Frage stellt, relativiert. Um sie zu verstehen, muss hier kurz die Entwicklung Athens berührt werden. Athen wird nach den Perserkriegen (500-479) zur führenden wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Macht im großgriechischen Raum. Nach der vollständigen Zer­störung Milets durch die Perser (494) verlagert sich der wirtschaftliche Schwerpunkt von lonien vor allem nach Athen und Städten wie Korinth und Ägina; ablesbar ist dies etwa an der schnellen Durchsetzung der athenischen Eulenmünzen als allgemein anerkannter Währung im griechi­schen Handelsraum. Durch seine Führung im delisch-attischen Seebund (gegründet 477) und dessen Umwandlung in ein »Attisches Reich« (448) wird Athen zur Vormacht, die über einen großen Reichtum verfügt, aber auch alle Kräfte anspannen muss, um ihrer Rolle gerecht zu werden. Die Einführung der Demokratie durch die »Reform« des Kleisthenes in den Jahren 509 bis 507 stellt eine revolutionäre Veränderung dar, da sie den Einzelnen aus der Bindung an Stamm und Geschlecht löst und die politi­sche Ordnung der Polis jetzt auf einem rational ausgeklügelten System der Gleichheit beruht. Mit der alten Stammesordnung hat dieses System nur noch den Namen gemeinsam. Und mit der Zulassung der dritten Klasse zum Archontat, dem höchsten Staatsamt (458), wird die Demokratie in Athen insofern vollendet, als sich erstmals in der Geschichte jeder, der das volle Bürgerrecht besitzt, an der Führung der Staatsgeschäfte beteiligen kann.
<!--
* <math>2 \;Cu  +  \;O_2  \longrightarrow 2 \; CuO</math>
* <math>Cu \; + \; S \longrightarrow CuS</math>
-->
In beiden Reaktionen geben die Kupferatome Elektronen ab und es entstehen <math>Cu ^{ 2 \oplus}</math>


* <math>2 \;Cu  + \; O_2  \longrightarrow 2 \; Cu ^{ 2 \oplus} + 2 \; O^{ 2 \ominus}</math>
Der Zeitraum nach den Perserkriegen bis in den Peloponnesischen Krieg hinein (431-404) wird im allgemeinen als Blüte Athens bezeichnet, vor allem die Zeit unter der Führung des Perikles (443-429), dem sog. Perikleischen Zeitalter. Und in der Tat finden wir hier ein neues gemeinschaftliches und persönliches Bewusstsein; neue Fähigkeiten und Kräfte, die sich auf alle Gebiete erstrecken: etwa die schöpferische Bautätigkeit in Athen; die Plastiken eines Phidias; die Tragödien des Aischylos, Sophokles und Euripides-, die attische Komödie; die Geschichtsschreibung des Thukydides; der rationalere Zugang zum Menschen in der griechischen Medizin bei Hippokrates. Diese Blüte erwächst aber - und das wird gerne vergessen über der Pracht - auf der Grundlage einer labilen, in ständiger Veränderung begrif­fenen, durch Besitz- und Rechtsverhältnisse in Klassen gespaltenen Gesell­schaft. Ein englischer Historiker hat das einmal folgendermaßen ausge­drückt: »Der Zivilisation gehört alle Größe und Schönheit an, die dem Menschen bekannt war; aber auch der Riss im Herzen der menschlichen Gesellschaft.«. In Athen, der fortgeschrittensten Polis der alten Welt, sind diese Widersprüche für die Zeitgenossen am deutlichsten spürbar gewesen, zu Bewusstsein gekommen und zum Ausdruck gebracht worden. Die Blüte der Philosophie in Athen gehört, wie alle kulturellen Leistungen, in diesen Zusammenhang: als Ausdruck eines geschichtlich Neuen und als Versuch, die Probleme, die dieses Neue mit sich bringt, zu bewältigen
* <math>Cu \; + \; S \longrightarrow Cu ^{ 2 \oplus} + S^{ 2 \ominus}</math>


Das heißt, in beiden Beispiel reagiert das Kupfer genauso: es gibt sowohl bei der Reaktion mit Sauerstoff Elektronen ab, also auch bei der Reaktion von Kupfer mit Schwefel. Daher macht es Sinn, die Oxidation bzw. Reduktion in Zusammenhang mit der Übertragung von Elektronen zu betrachten.
"Die Leugnung objektiver Maßstäbe für Wahrheit und Gerechtigkeit, in Verbindung mit der Tatsache, dass die Sophisten für ihren Unterhalt eine nicht zu geringe Bezahlung zu nehmen pflegten (während den Griechen die dem Erwerb dienende Arbeit an sich als verächtlich galt), führte zu dem etwas zweifelhaften Beigeschmack, den der Name Sophisten bald erhielt [...]" (Störig, a.a.O., S. 145).


=== Geschichtliches und Verallgemeinerung ===
Das rief religiöse und konservative Kräfte auf den Plan, die mit einer Reihe von Gottlosigkeitsprozessen reagierten. Der Naturphilosoph Anaxagoras, aus Kleinasien nach Athen gekommen, wurde zum Tode verurteilt, konnte sich aber der Vollstreckung durch Flucht entziehen, ebenso floh Protagoras.
Der Begriff Oxidation wurde ursprünglich von dem französischen Chemiker Antoine Laurent de Lavoisier geprägt, der damit die Reaktionen von Elementen und chemischen Verbindungen mit dem Element Sauerstoff ''(Oxygenium, franz: oxygène)'' und dessen Aufnahme, unter Bildung von Oxiden, beschreiben wollte. Als Lavoisier die Theorie in den 1780er Jahren veröffentlichte, hatte er anfänglich gegen die Anhänger der Phlogiston-Theorie zu kämpfen, konnte sich aber durchsetzen.


Später erfolgte eine Erweiterung des Begriffes, indem man Reaktionen mit einbezog, bei denen einer Verbindung Wasserstoffatome entzogen wurden (Dehydrierung). Auf Grundlage der Ionentheorie und des Bohrschen Atommodells konnte die Oxidation schließlich unter Betrachtung der Aufnahme und Abgabe von Elektronen interpretiert und verallgemeinert werden.
Störig sieht die Bedeutung der Sophisten in drei Leistungen: "Die Sophisten haben zum ersten Mal in der griechischen Philosophie den Blick von der Natur weg und in vollem Umfang auf den  gelenkt. Sie haben zweitens das  selbst zum ersten Mal zum Gegenstand des Denkens gemacht und mit einer Kritik seiner Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen begonnen. Sie haben endlich auch die  Wertmaßstäbe einer ganz vernunftgemäßen Betrachtung unterzogen und damit die Möglichkeit eröffnet, die Ethik wissenschaftlich zu behandeln und in ein philosophisches System folgerichtig einzubauen. Daneben haben die Sophisten aufgrund ihrer eingehenden Beschäftigung mit Stilkunde und Beredsamkeit auch Sprachwissenschaft und Grammatik beträchtlich vorangebracht" (Störig, a.a.O., S. 147). <ref>Text ergänzt nach Station 1: Vorsokratiker und Sophisten, Ausgangsmaterialien des Landesbildungsservers Baden-Württemberg am Landesinstitut für Schulentwicklung unter http://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/gesellschaftswissenschaftliche-und-philosophische-faecher/geschichte/unterrichtsmaterialien/sekundarstufe-II/antike-sekii/griechenland-philosophie/vorsokratiker.html, [https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de CC-by-SA 4.0] </ref>


Daher werden heute die Begriffe zu den Redoxreaktionen mit Hilfe der Aufnahme und Abgabe von Elektronen definiert.  
{{Aufgabe|
#Erkläre, wie es zum etwas zweifelhaften Ruf der Sophisten kam und dazu, dass berühmten Sophisten der Prozess gemacht wurde.
#Erläutere, worin die Bedeutung der Sophisten liegt.
#Siehst du Parallelen in unserer Zeit oder ist die Situation in der die Sophisten nach Antworten suchten, deiner Meinung nach historisch vergangen?}}


{{Box|ZUSAMMENFASSUNG Grundbegriffe zu Redoxreaktionen|2=
===Grundbegriffe bei Sokrates===
* '''Oxidation''' = Elektronenabgabe
*[[Sokratisches Gespräch]]
* '''Reduktion''' = Elektronenaufnahme
*Mäeutik: so wie die Hebamme der Mutter bei der Geburt des Kindes hilft, so hilft Sokrates den Menschen bei der Erlangung von Erkenntnis. Diese Erkenntnis ist bereits im Menschen vorhanden, muss jedoch ans Licht gebracht werden. Bei Sokrates geschieht dies durch das Gespräch.
* '''Reduktionsmittel''' = Stoff, der beim Reaktionspartner die Reduktion bewirkt, indem er ihm Elektronen abgibt
*[[Dialektik]]: Dialog zwischen verschiedenen Parteien (auch innerer Dialog), zielgerichtet auf Erkenntnis
* '''Oxidationsmittel''' = Stoff, der beim Reaktionspartner die Oxidation bewirkt, indem er ihm Elektronen abnimmt
*Sokratische Ironie: Sokrates gibt vor, unwissend zu sein. Er stellt seine Fragen so, dass der Gesprächspartner zum Nachdenken gezwungen wird. In seinen Fragen liegt jedoch die Antwort bereits verborgen.
|3=Hervorhebung1}}


Beispiele:
===Lysis===
* <math>Fe \longrightarrow \ Fe^{2\ \oplus} + 2 e ^{\ominus}</math> ... da die Eisen-Atome Elektronen abgeben findet eine '''Oxidation''' statt.
* <math>Pb^{4\oplus} + 2 e ^{\ominus} \longrightarrow \ Pb^{2\ \oplus}</math> ... hier muss man etwas genauer überlegen. Die Ladung 4+ bedeutet, dass vier Elektronen fehlen und bei der der Ladung 2+ fehlen "nur noch" 2 Elektronen. Also sind zwei Elektronen dazugekommen. Da ist es eine '''Reduktion'''.
* <math>2 PbO + O_2 \longrightarrow \ 2 PbO_2</math> ... hier könnte man noch klären, welche Ladung Blei in der Verbindungen <math>PbO</math> und <math>PbO_2</math> jeweils hat. Allerdings ist die "alte" Definition bezüglich der Oxidation bei Sauerstoff-Aufnahme immer noch gültig. Daher findet hier auch eine '''Oxidation''' statt.
* <math>Cl_2 + 2 e ^{\ominus} \longrightarrow \ 2\ Cl^{\ominus}</math> ... da die Chloratome hier Elekronen aufnehmen, findet eine '''Reduktion''' statt.


Schon bei diesen Beispiel zeigt, sich, dass man sicher der Bedeutung einer Ladung sein muss. Damit man also erkennen kann, ob Elektronen aufgenommen werden oder abgegeben werden. Wenn Sauerstoff beteiligt ist, so können wir eigentlich immer diesen auch mit betrachten und können allgemein merken.


{{Box|ZUSAMMENFASSUNG Grundbegriffe zu Redoxreaktionen|2=
===Kriton===
* '''Oxidation''' = Sauerstoffaufnahme oder Elektronenabgabe
* '''Reduktion''' = Sauerstoffabgabe oder Elektronenaufnahme
* '''Reduktionsmittel''' = Stoff, der beim Reaktionspartner die Reduktion bewirkt, indem er ihm Elektronen abgibt.
* '''Oxidationsmittel''' = Stoff, der beim Reaktionspartner die Oxidation bewirkt, indem er ihm Elektronen abnimmt.
|3=Hervorhebung1}}


Als kleine Ergänzung noch ein Begriff, der später noch einmal wichtig sein wird.


{{Box|BEGRIFF Redoxpaar|2=Unter einem '''Redoxpaar''' versteht man ein Paar von Teilchen, die durch Auf- bzw. Abnahme von Elektronen ineinander überführt werden können. Zum Beispiel:
==Siehe auch==
:<math>Na \underset{Red} {\overset{Ox} \rightleftharpoons} Na ^{ \oplus} + e^{ \ominus}</math> und <math>O_2 + 2 e^{ \ominus} \underset{Ox} {\overset{Red} \rightleftharpoons} O ^{2 \ominus} </math>
|3=Hervorhebung1}}


=== Oxidation/Reduktion erkennen===
<references />
 
[[Kategorie:Ethik]]
 
[[Kategorie:Philosophie]]
{{Box|AUFGABE X - Verständnisfragen zu Oxidation und Reduktion|2=
[[Kategorie:Philosophen]]
<iframe src="https://h5p.org/h5p/embed/389379" width="1091" height="275" frameborder="0" allowfullscreen="allowfullscreen"></iframe>
[[Kategorie:Unterrichtsidee]]
|3=Üben}}
[[Kategorie:Sekundarstufe 2]]
 
 
{{Box|AUFGABE X - Red, Ox, beides oder nichts!?|2=
<iframe src="https://learningapps.org/watch?app=2157800" style="border:0px;width:100%;height:500px" webkitallowfullscreen="true" mozallowfullscreen="true"></iframe>
|3=Üben}}
 
Eine grundlegende Aufgabe ist die '''Bestimmung der Ladung von Ionen der Hauptgruppenelemente'''. Weil diese Aufgabe so grundlegend ist und sie häufig besprochen wurde, werden die folgenden Aufgaben für einige etwas einfach sein, aber Übung schadet trotzdem ist, oder? Das PSE ([https://www.wolfenthal.de/drucken/pse-schwarzweiss.pdf '''⇒ Download PSE''']) ist hier ein wichtiges Hilfsmittel! Hier noch mal die wichtigsten Infos dazu:
 
{{Box|Elektronen-Aufnahme oder -abgabe bei Hauptgruppen-Elementen|2=
Folgende Regeln sollte man beachten:
* Die Atome der Hauptgruppen-Elemente versuchen den Edelgaszustand (meist 8 Außenelektronen) zu erreichen, indem sie Elektronen aufnehmen oder abgeben. Beispiel: Na erreicht die Ne-Elektronenkonfiguration und P erreicht Elektronenkonfiguration von Ar. <small>''Die Ausnahme ist das Helium mit zwei Außenelektronen''</small>
* Da der Edelgaszustand immer durch Abgabe oder Aufnahme erreicht werden kann, wird es meist so sein, das so wenig wie möglich Elektronen aufgenommen oder abgegeben werden.
:: Also <math>As + 3 e^{ \ominus}\rightarrow As^{ 3 \ominus}</math> statt <math>As \rightarrow As^{ 5 \oplus} + 5 e^{ \ominus}</math>.
* Die Gesamtanzahl an aufgenommenen oder abgegebenen Elektronen soll so klein wie möglich sein, wenn man eine Ionen-Verbindung betrachtet.
* In Ionenverbindungen haben '''Metalle meist eine positive Ladung''', die Nichtmetalle haben meist eine negative Ladung und die  Halbmetalle haben je nach Partner eine positive oder negative Ladung.
:<small>''Diese Regel kann aber nicht für Moleküle verwendet werden, dabei wird die Oxidationszahl mit eigenen Regeln bestimmt!''</small>
|3=Hervorhebung2}}
 
 
{{Box|AUFGABE X - Elektronenaufnahme oder -abgabe bei Elementen|2=
<iframe src="https://learningapps.org/watch?app=2159867" style="border:0px;width:100%;height:500px" webkitallowfullscreen="true" mozallowfullscreen="true"></iframe>
|3=Üben}}
 
 
{{Box|AUFGABE X - Elektronenaufnahme oder -abgabe bei beliebigen Redoxpaaren|2=
<iframe src="https://learningapps.org/watch?v=pxtbj4h7316" style="border:0px;width:100%;height:500px" webkitallowfullscreen="true" mozallowfullscreen="true"></iframe>
|3=Üben}}
 
== Oxidationszahl ==
 
Um festzustellen, ob eine Oxidation oder eine Reduktion bei einem Redoxpaar stattfindet haben wir bisher immer die Ladungen der Ionen betrachtet. Das ist bei zusammengesetzen Ionen, wie <math>SO_4^{2\ominus}</math> oder <math>MnO_4^{\ominus}</math> nicht möglich, da das geladene Teilchen ein zusammenhängendes Molekül ist.
 
Man nutzt dann die '''Oxidationszahl''' (manchmal auch ''Oxidationsstufe, Oxidationswert, elektrochemische Wertigkeit''), die die theoretische Ionenladung eines Atoms innerhalb einer chemischen Verbindung oder eines mehratomigen Ions angibt. Dabei geht man davon aus, dass das zusammengesetzte Molekül in Ionen zerlegt wird. Anders als bei den tatsächlichen Ionenladungen, die als Zahl mit nachgestelltem <math>\oplus</math> oder <math>\ominus</math> geschrieben werden, wird bei Oxidationszahlen das + oder − als Vorzeichen vorangestellt und die Zahl mit '''römischen Ziffern''' angegeben. Im Falle der Oxidationszahl Null wird ±0 geschrieben.
 
{{Box|DEFINITION Oxidationszahl|2=
Die Oxidationszahl ist eine gedachte Ladung eines Atoms innerhalb einer chemischen Verbindung oder eines mehratomigen Ions. Eine wesentliche Rolle spielt dabei die Elektronegativität, bei anorganischen Verbindungen kann man sich auf einige Regeln zur Bestimmung konzentrieren.
:Beispiel für die Schreibweise: <math>\overset{+VII}{Mn}\overset{-II}O_4^{\ \ominus}</math>
|3=Hervorhebung2}}
 
'''HINWEIS:''' Bei Metallverbindungen kommen die römischen Ziffern für die Oxidationsstufen auch auch vor. Bei Eisen(II)oxid geht es um eine Eisenoxid, bei dem Eisen die Oxidationsstufe +II hat. Das Vorzeichen kann man bei Metallen auch deshalb weglassen, da Metalle immer eine positive Ladung bzw. Oxidationsstufe haben.
 
{{Box|AUFGABE X - Wiederholung Säureanionen|2=
[[Datei:ARBEITSBLATT Ionen, Säuren, Ladungen, Namen.pdf|right|180px]]Da wir bei den folgenden Aufgaben öfters mehratomige Ionen anschauen, wiederholen wir an der Stelle noch einmal einige Namen dieser Ionen, die Säurenrestanionen sind und auch wie man Ionenverbindungen benennt und die Formel angibt. Nachdem wir geklärt haben, wie man bei mehratomigen Ionen die Oxidationszuahl bestimmt, werden wir das Arbeitsblatt wieder zur Hand nehmen.
: [[:Datei:ARBEITSBLATT Ionen, Säuren, Ladungen, Namen.pdf|'''⇒ Download PDF: Datei Ionen, Säuren und Ladungen''']]
|3=Hervorhebung1}}
 
Bei den einzelnen Ionen, vor allem den Hauptgruppen-Elementen, nutzen wir die Hauptgruppennummer, um die Ladung der Metall-Ionen zu bestimmen. Dabei wird die Edelgasregel benutzt. Diese Edelgasregel ist zwar wichtig und richtig, aber sie gilt gerade bei Elementen ab der 3. Periode nicht mehr so streng. Das liegt vor allem daran, dass ab der 3. Schale Platz für mehr als 8 Elektronen ist.
 
Wie schon erwähnt, spielt die Elektronegativität ein Rolle. Allerdings werden wir, statt immer ins PSE gucken zu müssen, einige Regeln festhalten, mit denen man auch ohne die Elektronegativität entscheiden kann, wie die Oxidationszahl eines Atoms in der Verbindung ist. Hinter diesen Regeln steht aber die Elektronegativität, denn in einer Verbindung werden bindende Elektronenpaare gedanklich dem elektronegativeren Bindungspartner zugewiesen (''Fachbegriff: heterolytische Spaltung'').
 
{| class="wikitable"
|-
! Nr.
! style="width:40%" |Regel
! Erklärung
! style="width:30%" | Beispiele
|-
| 1 || '''Atome im elementaren Zustand haben immer die Oxidationszahl ±0''' || Die Atome haben die Elektronenanzahl, die zum Kern passt, also ist die Ladung 0 || I<sub>2</sub>, C, O<sub>2</sub>, P<sub>4</sub>, S<sub>8</sub>
|-
| 2 || '''Bei einatomigen Ionen entspricht die Oxidationszahl der Ionenladung'''|| wie bisher || Cu<sup>2+</sup> hat die Oxidationszahl&nbsp;+II, <br />Ag<sup>+</sup> hat die Oxidationszahl&nbsp;+I
|-
| 3 || '''Die Summe aller Oxidationszahlen in einer Verbindung/einem Molekül entspricht der Ladung'''
|| Die Gesamt-Ladung (e<sup>-</sup> und p<sup>+</sup>) muss stimmen. Das kann bei einer neutralen Verbindung zusammen Null sein, bei einem geladenen Molekül ist es dessen Ladung.
||CH<sub>4</sub> <br />→ C&nbsp;-IV und H&nbsp;je&nbsp;+I also -4&nbsp;+&nbsp;4*(+1)&nbsp;=&nbsp;0<br />SO<sub>4</sub><sup>2-</sup><br />→ S + VI und O -II also +6&nbsp;+&nbsp;4*(-2)&nbsp;=&nbsp;-2
|-
| 4 || '''Fluor hat in Verbindungen immer die Oxidationszahl&nbsp;−I''' || Wegen der höchsten Elektronegativität|| KF, HF, ...
|-
| 5 || '''Sauerstoff hat meist die Oxidationszahl&nbsp;−2''' <br /><small><u>Ausnahmen:</u> In Peroxiden (mit -O-O-) und in Verbindungen mit Fluor.</small>
|| Die Fluor-Regel hat eine höhere Priorität!
|| H<sub>2</sub>O<sub>2</sub> → O&nbsp;-I und H&nbsp;+I, OF<sub>2</sub> → O&nbsp;+II und F&nbsp;-I
|-
| 6 || '''Weitere Halogenatome (Cl, Br, I) haben meist die Oxidationszahl&nbsp;−I''' <br /><small><u>Ausnahmen:</u> In Verbindungen mit Fluor, Sauerstoff und einem anderen Halogen mit höherem EN-Wert</small>
|| Die vorherigen Regeln haben Vorrang und wegen der Defintion der Elektronegativität
|| ClO<sub>2</sub> → Cl&nbsp;+IV und O&nbsp;-II<br />BrCl → Br&nbsp;+I und Cl&nbsp;-I
|-
| 7 || '''Metallatome haben in Verbindungen immer eine positive Oxidationszahl'''<br /><small><u>Ausnahme:</u> Halbmetalle können sich auch wie Nichtmetalle verhalten.</small>
|| Metalle geben Elektronen leicht ab. || Na<sup>+</sup>, Hg<sup>2+</sup>, Al<sup>3+</sup>, Si<sup>4+</sup>, As<sup>5+</sup>, ...  <br /><u>aber:</u> Natriumarsenid Na<sub>3</sub>As → Na&nbsp;+I und As&nbsp;-III
|-
| 8 || '''Alkalimetalle haben als Oxidationszahl +I und Erdalkalimetalle +II''' || Ergibt sich aus der Edelgasregel. || Beispiel
|-
| 9 || '''Wasserstoffatome bekommen die Oxidationszahl +I''' <br /><small><u>Ausnahmen:</u> Wenn Wasserstoff mit „elektropositiveren“ Atomen wie Metallen oder sich selbst direkt verbunden ist.</small>
|| Wegen der Defintion der Elektronegativität.
|| H<sub>2</sub>O → H&nbsp;+I und O&nbsp;-II und HCl → H&nbsp;+I und Cl&nbsp;-I <br /> <u>aber:</u> Natrium<u>hydrid</u> NaH → Na&nbsp;+I und H&nbsp;-I
|-
|}
 
An zwei Beispielen soll die Anwendung der Regeln und die sich daraus ergebende Folgerung für Atomsorten, die nicht in der Tabelle festgelegt sind.
 
'''Beispiel 1: Bestimmung der Oxidationszahl von Phosphor in der Phosphorsäure <math>H_3PO_4</math>'''
 
Aufgrund der Regeln, die in der Tabelle vorgegeben sind, wissen wir die Oxidationszahlen von Sauerstoff (-II) und Wasserstoff (+I). Weiterhin wissen wir, dass das gesamte Molekül neutral geladen ist, weil keine Ladung angegeben ist.
:<math>\overset{+I}{H}_3\overset{x}{P}\overset{-II}{O}_4</math>
Aufgrund der Anzahl der Atome im Molekül müsste also gelten:<math>3 \cdot (+1) + x + 4 \cdot (-1) = 0 </math>.
Daraus ergibt sich <math>x=+5</math>
 
{{Box|ACHTUNG - Fehlergefahr!|2=Man muss immer bedenken, dass die Oxidationszahl immer die von einem der Atome ist. Man gibt niemals eine <u>gemeinsame</u> Oxidationszahl von mehrfach vorkommenen Atomen an, wie bei der Phosphorsäure die 3 Wasserstoffatome oder vier Sauerstoff-Atome!|3=Hervorhebung1}}
 
'''Beispiel 2: Bestimmung der Oxidationszahl von Stickstoff im Dithionat-Ion <math>S_2O_6^{2\ominus}</math>.'''
 
Aufgrund der Regeln, die in der Tabelle vorgegeben sind, wissen wir die Oxidationszahlen von Sauerstoff (-II). Das Dithionat ist ein Ion und hat die Ladung -2
:<math>\overset{x}{S}_2{\overset{-II}{O}_6}^{2\ominus}</math>
Aufgrund der Anzahl der Atome im Molekül müsste also gelten:<math>2 \cdot x + 6 \cdot (-2) = -2 </math>.
Daraus ergibt sich <math>x = +5</math>
 
{{Box|AUFGABE X - Bestimmung der Oxidationszahlen in anorganischen Verbindungen und Molekül-Ionen|2=
''Hier gibt es zum Austoben ein paar Aufgaben'' ... Bestimmt die Oxidationszahlen in den folgenden Verbindungen:
:H<sub>2</sub>O, MgO, Al<sub>2</sub>O<sub>3</sub>, NaCl, N<sub>2</sub>, NaOH, NH<sub>3</sub>, SO<sub>2</sub>, CaO, H<sub>2</sub>S, SO<sub>3</sub>, K<sub>2</sub>O, Na<sub>2</sub>CO<sub>3</sub> , N<sub>2</sub>O<sub>3</sub> , BaO<sub>2</sub> , Cl<sub>2</sub>O<sub>4</sub>, K<sub>2</sub>SnO<sub>3</sub>, H<sub>2</sub>N<sub>2</sub>O<sub>2</sub>, CaB<sub>2</sub>O<sub>4</sub>, Cr<sub>2</sub>O<sub>4</sub><sup>2-</sup>, Cr<sub>2</sub>O<sub>7</sub><sup>2-</sup>, AsO<sub>4</sub><sup>3-</sup>, MnO<sub>4</sub><sup>-</sup>, HOBr, HBrO<sub>2</sub>, HBrO<sub>3</sub>, HBrO<sub>4</sub>, SCl<sub>2</sub>, PCl<sub>3</sub>, BCl<sub>3</sub>, SnH<sub>4</sub>, SbCl<sub>5</sub>, SeF<sub>6</sub>
{{Lösung versteckt|{{Box|LÖSUNG zu Aufgabe X|2=
<center>[[File:Lösungen Oxidationszahlen-Übung1.png|800px]]</center>
Achtung Fehlerteufel: Die Oxidationszahlen bei Cr<sub>2</sub>O<sub>4</sub><sup>2-</sup>, Cr<sub>2</sub>O<sub>7</sub><sup>2-</sup> und SnH<sub>4</sub> sind falsch!
|3=Lösung}}}}
|3=Üben}}
 
 
{{Box|AUFGABE X - Bestimmung der Oxidationszahlen bei Säurerest-Ionen|2=
Bestimme auf dem Arbeitsblatt mit den Säurerest-Ionen die Oxidationszahlen aller Atome.
{{Lösung versteckt|{{Box|LÖSUNG zu Aufgabe X|2=
<center>[[File:Lösungen Oxidationszahlen-Übung2.png|800px]]</center>
|3=Lösung}}}}
|3=Üben}}
 
Abschließend zu den ersten Übungen zu den Oxidationsstufen ist ein Blick nach "draußen" vielleicht einmal interessant.
* Wikipedia liefert ein {{wpde|Liste_der_Oxidationsstufen_der_chemischen_Elemente|Liste aller möglichen Oxidationszahlen}}
* In einem [http://www.nature.com/nature/journal/v514/n7523/full/nature13795.html Artikel der Zeitschrift "Nature"], wird von dem Element mit der bisher höchsten Oxidationsstufe +IX berichtet.
 
 
{{Box|AUFGABE X - Redoxreaktion bei dem Bleiakku|2=
[[Datei:Starterbatterie.jpg|rechts|250px]]Der Bleiakku ist eine Batterie, die im Auto genutzt wird, um Strom für die Elektrik und für die Zündkerzen zur Verfügung zu haben. Der Aufbau ist recht einfach und das Laden und Aufladen ist ohne Probleme möglich.
 
Die dabei ablaufende Reaktion kann sowohl nach rechts ablaufen (Strom wird geliefert = Entladen) oder nach links (Akku wird geladen).
:<math>\mathrm{ Pb + PbO_2 + 2 \,H_2SO_4 \rightleftharpoons 2\, PbSO_4 + 2 \,H_2O }</math>
 
'''AUFGABE:''' Bestimme alle Oxidationsstufen für das Entladen und bestimme, wo die Oxidation und wo die Reduktion stattfindet.
{{Lösung versteckt|{{Box|LÖSUNG zu Aufgabe X|2=
<math>\mathrm{ \overset{\pm 0}Pb + \overset{+IV}Pb\overset{-II}O_2 + 2 \,\overset{+I}H_2\overset{+VI}S\overset{-II}O_4 \rightleftharpoons 2\, \overset{+II}Pb\overset{+VI}S\overset{-II}O_4 + 2 \,\overset{+I}H_2\overset{-II}O }</math>
 
Man sieht, dass sich die Oxidationszahl nur beim Blei ändert. Das elementare Blei (<math>\pm 0</math>) gibt zwei Elektronen hab und oxidiert deshalb zu Pb^{2\oplus}. Das Blei im <math>PbO_2</math> mit der Oxidationszahl +IV nimmt zwei Elektronen auf und reduziert  zu Pb^{2\oplus}.
|3=Lösung}}}}
|3=Üben}}
 
 
=== Oxidationszahl bei Organischen Verbindungen ===
 
Komplizierter ist die Bestimmung der Oxidationszahlen bei Verbindungen, wenn sie organische Verbindungen sind. Kohlenstoff kann mit verschiedenen Atomen verbunden sein kann, wie Wasserstoff, Sauerstoff, Stickstoff, Halogene usw. und auch mit Doppelbindungen. Dadurch kann der Kohlenstoff ganz verschiedene Oxidationszahlen annehmen, durchaus auch verschiedene in einem Molekül.
 
Beispielhaft sei das bei der Oxidation des Alkohols Ethanol betrachtet:
 
<center>[[Datei:Oxidation Ethanol zu Essigsäure.svg|800px]]</center>
 
Obwohl sich die Menge an Sauerstoff vom Ethanol zum Ethanal nicht erhöht, ändert sich die Oxidationszahl.
 
Man braucht dann, um die Oxidationszahlen zu bestimmen, die Lewisschreibweise/Strukturformel des Moleküls. Dann sucht man sich die Elektronegativität der beteiligten Elemente heraus und spaltet gedanklich jede Bindung auf und somit das ganze Molekül in einzelne Ionen auf. Welches der Bindungspartner die jeweiligen Bindungselektronen bekommt, ist abhängig von der Elektronegativität: das Atom mit der größeren Elektronegativität erhält die Bindungselektronen zwischen den zwei Partnern. Diese gedachten Ionen werden dann meist eine Elektronenanzahl (bzw. die Valenzelektronen/Außenelektronen) haben, die nicht der normalen Anzahl entspricht. Daraus ergibt sich eine Ladung, die dann der Oxidationszahl entspricht.
 
[[Datei:Beispiel_1_zur_Bestimmung_der_Oxidationszahlen.svg|thumb|Beispiel zur Bestimmung der Oxidationszahlen]] Die Zeichnung rechts zeigt die Vorgehensweise bei der Bestimmung  der Oxidationszahlen der Atome im Molekül rechts, dass man als 5-Hydroxycytosin bezeichnet.
 
Vorab suchen wir für alle beteiligten Atomsorten die Elektronegativitätswerte heraus. Man sollte sich dazu auf eine Quelle beschränken, damit man nicht Werte aus verschiedenen Skalen mischt:
* EN(C) = 2.5 , EN(H) = 2.2, EN(O) = 3.5, EN(N) = 3.07
 
Betrachten wir anhand von zwei Kohlenstoff-Atomen und einem Stickstoff-Atom beispielhaft die Vorgehensweise:
* Das linke untere C (''das die Oxidationszahl ±0 hat'') ist unter anderem mit einem C verbunden. Da beide den gleichen EN-Wert haben, teilt man die zwei Bindungselektronenpaare gleichmäßig auf. Außerdem hängt daran ein N-Atom, dass einen höheren EN-Wert hat als der Kohlenstoff (''EN(C) < EN(N)''). Deshalb zählt man das Elektronenpaar zwischen diesen zwei Atomen zum Stickstoff. Die Bindung zum H-Atom wird zum C-Atom gezählt, da ''EN(C) > EN(H)''. Die roten Kreisbögen machen die Zuordnung deutlich. Nun zähle ich die Elektronen, die aufgrund von dieser Entscheidung/Markierung zu dem betrachteten C-Atom gehören und das sind 4 Stück (''2 von der Bindung zum H und zweimal je 1 von der Doppelbindung zum anderen C-Atom''). Damit hat dieses Kohlenstoff-Atom gleichviele Elektronen wie im normalen Zustand (laut Periodensystem) und somit ist die Oxidationszahl ±0.
* Das untere rechte C-Atom bekommt keines der Bindungselektronenpaare zugesprochen, da die Bindungspartner alle einen höheren EN-Wert haben. Ohne Elektronen fehlen also 4 Elektronen zum Normalzustand (weniger negative Ladung) und damit überwiegt die positive Ladung und zwar hat man dann +IV.
* Das untere mittlere Stickstoffatom hat nach der Aufteilung 8 Elektronen zugesprochen bekommen. Im Vergleich zu den 5 Außenelektronen, die es normalerweise hat sind das 3 Elektronen zuviel, also hat man die Oxidationszahl -III.
 
Zur Überprüfung können alle ermittelten Oxidationszahlen addiert werden. Ihre Summe muss insgesamt Null ergeben, wenn das Gesamtmolekül ungeladen ist - wie es vorher auch schon war.
 
{{Box|AUFGABE X - Bestimmung der Oxidationszahlen bei kleinen Molekülen|2=
Bestimme von den folgenden kleinen Molekülen alle Oxidationszahlen. '''ACHTUNG:''' Es gibt eine Falle!
<center>[[Datei:AUFGABENBILD Oxidationszahlen 1.svg]]</center>
{{Lösung versteckt|{{Box|LÖSUNG zu Aufgabe X|2=
<center>[[Datei:LÖSUNGSBILD Oxidationszahlen 1.svg|100%]]</center>
|3=Lösung}}}}
|3=Üben}}
 
{{Box|AUFGABE X - Bestimmung der Oxidationszahlen bei Molekülen|2=
Bestimme von den folgenden Molekülen die Oxidationszahlen der Kohlenstoffatome.
{{Lösung versteckt|{{Box|LÖSUNG zu Aufgabe X|2=
<center>''Ohne Aufgabe keine Lösung!''</center>
|3=Lösung}}}}|3=Üben}}
 
=== Redoxreaktionen bei Organischen Verbindungen ===
 
Bei den folgenden Aufgaben geht es um verschiedene Anwendungszwecke, bei den Redoxreaktionen vorkommen. Nicht immer hat die Abgabe bzw. Aufnahme der Elektronen ein so wichtige Bedeutung wie für die Batterien und Akkus als Stromquelle.
 
In diesen Aufgaben musst du immer die Oxidationszahlen bei den vorhandenen Molekülen bestimmen und dazu vorher die Strukturformeln bestimmen. Das ist nicht immer bei allen  Verbindungen nötig. Gerade wenn mehrere Kohlenstoff-Atome in verschiedenen Kombinationen vorkommen, muss man diese untersuchen. Bestimmte Gruppen behalten meist ihre Oxidationszahlen, wie das Sulfat-Ion/-Gruppe in der ersten Aufgabe. Aufmerksam muss man sein, wenn Atome elementar auftreten, was bei Wasserstoff oder Sauerstoff vorkommen kann.
 
{{Box|AUFGABE X - Oxidation bei der chemischen Atemalkoholbestimmung|2=Der Nachweis des Atemalkoholgehaltes wurde vor der Einführung eines elektronischen Messgerätes "Chemisch" bestimmt.
[[Datei:Bafometro-BrDSC 7400.jpg|250px|miniatur|rechts]]
:''Die bereits 1953 entwickelten Blasröhrchen basieren auf einer chemischen Reaktion, wobei das in der Atemluft enthaltene Ethanol dabei mit den im Röhrchen befindlichen Chemikalien reagiert, was durch eine Farbveränderung sichtbar wird. Jedes Röhrchen enthält eine Mischung aus Kaliumdichromat und Schwefelsäure auf einer unreaktiven Trägersubstanz aus Kieselgel. Wird mit der Ausatemluft Ethanol durch diese Mischung geblasen, so wird das Ethanol zu Acetaldehyd (= Ethanal) oxidiert und das orangerote Kaliumdichromat zu grünem Chrom(III)-sulfat reduziert. Die Schwefelsäure dient als Protonendonator, da die Reaktion im sauren Milieu stattfindet. Außerdem bindet sie das entstehende Wasser, um eine Weiterreaktion des Acetaldehyds zu vermeiden. Die Länge der Verfärbung des Packungsbetts gibt einen groben Hinweis auf den Gehalt an Ethanol in der Atemluft. Mittels einer aufgedruckten Linie kann die Überschreitung eines Grenzwerts kenntlich gemacht werden. Die Reaktion läuft wie folgt ab:''
 
:<math>\mathrm{3 \ CH_{3}CH_2OH + K_2Cr_{2}O_7 + 4 \ H_2SO_4 \longrightarrow 3 \ CH_{3}CHO + Cr_2(SO_4)_3 + 7 \ H_2O + K_2SO_4}</math>
 
<u>'''Aufgabe:'''</u> Bestimme die Oxidationszahlen, um nachzuweisen, dass eine Oxidation und eine Reduktion stattfinden.
 
{{Lösung versteckt|{{Box|LÖSUNG zu Aufgabe X|2=
<center>''Fehlt noch - Bild mit Oxidationszahlen und Pfeilen, wo Oxidation und Reduktion!''</center>
|3=Lösung}}}}|3=Üben}}
 
 
{{Box|AUFGABE X - Brenstoffzellen mit Methanol|2=
[[Datei:Fuel cell NASA p48600ac.jpg|150px|miniatur|rechts]]Die Direktmethanolbrennstoffzelle ''(engl. Direct Methanol Fuel Cell, DMFC)'' ist eine Variante einer Brennstoffzelle, die mit flüssigem Methanol betrieben wird. Wie alle Brennstoffzellen wandelt sie chemische Energie in elektrische Energie um. Methanol ist der einfachste Vertreter aus der Stoffgruppe der Alkohole, wobei der Brennstoff zumeist als wässrige Methanollösung zugeführt wird. Eine Flüssigkeit hat Vorteile gegenüber dem gasförmigen Wasserstoff ''(einfacherer Tank)'' und einer Batterie ''(schneller zu "betanken")''. Als Reaktionspartner wird der Brennstoffzelle in der Regel Luft, in Sonderfällen reiner Sauerstoff, zugeführt. Die Trennung der Zellteile (Kathoden- und Anodenraum) erfolgt durch eine spezielle ionendurchlässige Membran. Die wichtigsten Anwendungen von Direktmethanolbrennstoffzellen liegen bei der mobilen oder netzunabhängigen Stromversorgung kleiner Elektrogeräte, z. B. beim Camping, für militärische Geräte im Feld oder entlegene Messstationen.
 
<math>2\ CH_3OH + 3\ O_2 \longrightarrow 4\ H_2O + 2\ CO_2</math>
 
<u>'''Aufgabe:''' </u> Bestimme die Oxidationszahlen und stelle fest, wo die Oxidation und wo die Reduktion stattfindet.
 
{{Lösung versteckt|{{Box|LÖSUNG zu Aufgabe X|2=
<center>''Fehlt noch - Bild mit Oxidationszahlen und Pfeilen, wo Oxidation und Reduktion!''</center>
|3=Lösung}}}}|3=Üben}}
 
 
{{Box|AUFGABE X - Bestimmung der Oxidationszahlen bei Molekülen|2=
Bestimme von den folgenden Molekülen die Oxidationszahlen der Kohlenstoffatome.
{{Lösung versteckt|{{Box|LÖSUNG zu Aufgabe X|2=
<center>''Ohne Aufgabe keine Lösung!''</center>
|3=Lösung}}}}|3=Üben}}

Version vom 17. Dezember 2018, 13:52 Uhr

Sokrates war einer der für das Abendland bedeutendsten griechischen Philosophen der Antike. Die folgenden Unterrichtsbausteine sind für die Klassenstufen 10 oder 11 konzipiert.

Einleitung

Aufgabe

1. Schaut euch das folgende Musikvideo an:

2. Haltet eine Standpunktrede zu einer der folgenden Fragen.

  • Was kann ich wissen?
  • Was wollen wir wissen?
  • Was wollen wir nicht wissen?
  • Was dürfen wir wissen wollen?
  • Belastet Wissen?
  • Was ist uns ein reines Gewissen wert?
3. Gebt euch anschließend Rückmeldung zur Standpunktrede und diskutiert die angesprochenen Aspekte in der Gruppe.


Zitate

Stell dir vor, auf dem Markplatz steht ein Mann und spricht mit den Leuten. Die unten stehenden Zitate sind Sätze, die dabei fallen. Lies die Zitate und suche dir das aus, was dich spontan am meisten anspricht. Begründe deine Auswahl.

  • Ich weiß, dass ich nichts weiß.
  • Es lohnt sich nicht, ein nicht hinterfragtes Leben zu leben.
  • Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten soll. Die jungen Leute stehen nicht mehr auf, wenn ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern, schwadronieren in der Gesellschaft, verschlingen bei Tisch Süßspeisen, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer.   
  • Schönheit übt eine kurzlebige Tyrannei aus.   
  • Wie zahlreich sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf.   
  • Wo es kein Gespräch mehr gibt, beginnt die Gewalt.   
  • Wir sollten nie tun, was moralisch falsch ist, egal wie vorteilhaft die Konsequenzen sein mögen.   
  • Ich halte es immer so, dass ich nichts anderem in mir folge als dem Gedanken/Satz, der sich mir beim Nachdenken als der beste erweist.
  •  Bei der Frage nach Richtig und Falsch/Recht und Unrecht sollten nicht Gefühle und nicht die Meinung der Meisten entscheiden, sondern Vernunftgründe und eigenes Denken.
  • Nicht dies ist schwierig: die Vermeidung des Todes, sondern noch weit mehr die der Schlechtigkeit; die kann nämlich schneller laufen als der Tod.

Erarbeitung

Sokrates als Person

Sokrates
Aufgabe
  1. Höre den Podcast über Sokrates.
  2. Woher wissen wir etwas über Sokrates und welche Fakten kennen wir?
  3. Wie lautete die Anklage gegen Sokrates? War sie berechtigt?
  4. Wer sind die Naturforscher und wie stehen die Athener zu ihnen?
  5. Wer sind die Sophisten und wie stehen die Athener zu ihnen?
  6. Was war die eigentliche Leistung des Sokrates, die ihn teils auch so verhasst gemacht hat?
  7. Was macht Sokrates auch heute noch als Vorbild?


Aufgabe

Das Bild zeigt Sokrates kurz vor seinem Tod. Formuliere die Gedanken der Personen auf dem Bild.

Sokrates kurz vor seinem Tod

Sophisten

In Athen trafen die rationale (vernunftbestimmte) Tradition der ionischen Naturphilosophie und die ebenfalls rationale Entwicklung der Demokratie aufeinander, die mit der Idee des demokratischen Individuums und des freien Bürgers einherging. Der Vollbürger von Athen erhob Anspruch auf politische Freiheit und war gewohnt, Entscheidungen im Widerstreit gegensätzlicher Ideen und Meinungen zu treffen. Dies setzte ein hohes Maß an Meinungs- und Geistesfreiheit voraus.

Mit den Sophisten brach nun die griechische Aufklärung an. Hauptvertreter waren Protagoras (490 - 410 v.Chr.), Gorgias (um 480 - nach 380 v.Chr.) sowie Prodikos (465 oder 450 v. Chr. - nach 399 v. Chr.). Traditionen wurden kritisch beleuchtet und erschüttert, die Sprache untersucht, die Redekunst (Rhetorik) entwickelt. Die neue Denkrichtung wurde auch in der Jugenderziehung praktisch angewandt, man wollte freie, vielseitig gebildete und redegewandte Bürger, denen der Erfolg, vor allem auch in der Politik, sicher sein sollte. Überhaupt waren die Sophisten Praktiker.

Skepsis gegen alles Religiöse und Mythische, Skepsis aber auch als generelle Haltung und als moralischer Relativismus: das zerstörte die Grundlagen des Staates und schien das Zusammenleben der Menschen in der Gesellschaft zu bedrohen. Privat wie staatlich opferten die Athener ihren Göttern und erwarteten dafür konkrete Gegenleistungen. Wer die Götter leugnete, wer nicht an die Wirksamkeit der Opfer glaubte, schien dem Staat zu schaden.

Die Sophistik ist ein neuer Bildungstypus, der viele altüberlieferte An­schauungen und Werte in Frage stellt, relativiert. Um sie zu verstehen, muss hier kurz die Entwicklung Athens berührt werden. Athen wird nach den Perserkriegen (500-479) zur führenden wirtschaftlichen, politischen und kulturellen Macht im großgriechischen Raum. Nach der vollständigen Zer­störung Milets durch die Perser (494) verlagert sich der wirtschaftliche Schwerpunkt von lonien vor allem nach Athen und Städten wie Korinth und Ägina; ablesbar ist dies etwa an der schnellen Durchsetzung der athenischen Eulenmünzen als allgemein anerkannter Währung im griechi­schen Handelsraum. Durch seine Führung im delisch-attischen Seebund (gegründet 477) und dessen Umwandlung in ein »Attisches Reich« (448) wird Athen zur Vormacht, die über einen großen Reichtum verfügt, aber auch alle Kräfte anspannen muss, um ihrer Rolle gerecht zu werden. Die Einführung der Demokratie durch die »Reform« des Kleisthenes in den Jahren 509 bis 507 stellt eine revolutionäre Veränderung dar, da sie den Einzelnen aus der Bindung an Stamm und Geschlecht löst und die politi­sche Ordnung der Polis jetzt auf einem rational ausgeklügelten System der Gleichheit beruht. Mit der alten Stammesordnung hat dieses System nur noch den Namen gemeinsam. Und mit der Zulassung der dritten Klasse zum Archontat, dem höchsten Staatsamt (458), wird die Demokratie in Athen insofern vollendet, als sich erstmals in der Geschichte jeder, der das volle Bürgerrecht besitzt, an der Führung der Staatsgeschäfte beteiligen kann.

Der Zeitraum nach den Perserkriegen bis in den Peloponnesischen Krieg hinein (431-404) wird im allgemeinen als Blüte Athens bezeichnet, vor allem die Zeit unter der Führung des Perikles (443-429), dem sog. Perikleischen Zeitalter. Und in der Tat finden wir hier ein neues gemeinschaftliches und persönliches Bewusstsein; neue Fähigkeiten und Kräfte, die sich auf alle Gebiete erstrecken: etwa die schöpferische Bautätigkeit in Athen; die Plastiken eines Phidias; die Tragödien des Aischylos, Sophokles und Euripides-, die attische Komödie; die Geschichtsschreibung des Thukydides; der rationalere Zugang zum Menschen in der griechischen Medizin bei Hippokrates. Diese Blüte erwächst aber - und das wird gerne vergessen über der Pracht - auf der Grundlage einer labilen, in ständiger Veränderung begrif­fenen, durch Besitz- und Rechtsverhältnisse in Klassen gespaltenen Gesell­schaft. Ein englischer Historiker hat das einmal folgendermaßen ausge­drückt: »Der Zivilisation gehört alle Größe und Schönheit an, die dem Menschen bekannt war; aber auch der Riss im Herzen der menschlichen Gesellschaft.«. In Athen, der fortgeschrittensten Polis der alten Welt, sind diese Widersprüche für die Zeitgenossen am deutlichsten spürbar gewesen, zu Bewusstsein gekommen und zum Ausdruck gebracht worden. Die Blüte der Philosophie in Athen gehört, wie alle kulturellen Leistungen, in diesen Zusammenhang: als Ausdruck eines geschichtlich Neuen und als Versuch, die Probleme, die dieses Neue mit sich bringt, zu bewältigen

"Die Leugnung objektiver Maßstäbe für Wahrheit und Gerechtigkeit, in Verbindung mit der Tatsache, dass die Sophisten für ihren Unterhalt eine nicht zu geringe Bezahlung zu nehmen pflegten (während den Griechen die dem Erwerb dienende Arbeit an sich als verächtlich galt), führte zu dem etwas zweifelhaften Beigeschmack, den der Name Sophisten bald erhielt [...]" (Störig, a.a.O., S. 145).

Das rief religiöse und konservative Kräfte auf den Plan, die mit einer Reihe von Gottlosigkeitsprozessen reagierten. Der Naturphilosoph Anaxagoras, aus Kleinasien nach Athen gekommen, wurde zum Tode verurteilt, konnte sich aber der Vollstreckung durch Flucht entziehen, ebenso floh Protagoras.

Störig sieht die Bedeutung der Sophisten in drei Leistungen: "Die Sophisten haben zum ersten Mal in der griechischen Philosophie den Blick von der Natur weg und in vollem Umfang auf den  gelenkt. Sie haben zweitens das  selbst zum ersten Mal zum Gegenstand des Denkens gemacht und mit einer Kritik seiner Bedingungen, Möglichkeiten und Grenzen begonnen. Sie haben endlich auch die  Wertmaßstäbe einer ganz vernunftgemäßen Betrachtung unterzogen und damit die Möglichkeit eröffnet, die Ethik wissenschaftlich zu behandeln und in ein philosophisches System folgerichtig einzubauen. Daneben haben die Sophisten aufgrund ihrer eingehenden Beschäftigung mit Stilkunde und Beredsamkeit auch Sprachwissenschaft und Grammatik beträchtlich vorangebracht" (Störig, a.a.O., S. 147). [1]


Aufgabe
  1. Erkläre, wie es zum etwas zweifelhaften Ruf der Sophisten kam und dazu, dass berühmten Sophisten der Prozess gemacht wurde.
  2. Erläutere, worin die Bedeutung der Sophisten liegt.
  3. Siehst du Parallelen in unserer Zeit oder ist die Situation in der die Sophisten nach Antworten suchten, deiner Meinung nach historisch vergangen?

Grundbegriffe bei Sokrates

  • Sokratisches Gespräch
  • Mäeutik: so wie die Hebamme der Mutter bei der Geburt des Kindes hilft, so hilft Sokrates den Menschen bei der Erlangung von Erkenntnis. Diese Erkenntnis ist bereits im Menschen vorhanden, muss jedoch ans Licht gebracht werden. Bei Sokrates geschieht dies durch das Gespräch.
  • Dialektik: Dialog zwischen verschiedenen Parteien (auch innerer Dialog), zielgerichtet auf Erkenntnis
  • Sokratische Ironie: Sokrates gibt vor, unwissend zu sein. Er stellt seine Fragen so, dass der Gesprächspartner zum Nachdenken gezwungen wird. In seinen Fragen liegt jedoch die Antwort bereits verborgen.

Lysis

Kriton

Siehe auch

  1. Text ergänzt nach Station 1: Vorsokratiker und Sophisten, Ausgangsmaterialien des Landesbildungsservers Baden-Württemberg am Landesinstitut für Schulentwicklung unter http://www.schule-bw.de/faecher-und-schularten/gesellschaftswissenschaftliche-und-philosophische-faecher/geschichte/unterrichtsmaterialien/sekundarstufe-II/antike-sekii/griechenland-philosophie/vorsokratiker.html, CC-by-SA 4.0