Wir erforschen den Boden/Mineralische Zusammensetzung und Die Theorie von Thünen 1826: Unterschied zwischen den Seiten

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== Annahmen ==
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Bild:Große Eiche Ottersdorf, 2.jpg |thumb|right|180px|Home
default [[Datei:Benutzer:Cereale]]
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='''Erster Teil:= 
* der Staat hat eine kreisrunde Form
=Der Boden in seiner mineralischen Zusammensetzung =
* er ist von der übrigen Welt angeschlossen
==Wir bestimmen die Bodenart'''==
* die Naturfaktoren sind überall gleich (gleiche Bodenart, gleiches Klima, eine große Ebene, keinerlei schiffbare Gewässer
 
* der Staat liegt in der gemäßigten Zone
===Informationen zum  Thema===
* der Absatzmarkt ist eine Stadt im Zentrum des Staates
An der Erdoberfläche, dort wo Wind und Wetter an der Erdrinde nagen, hat sich im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende eine Verwitterungsschicht gebildet, welche zur Lebensgrundlage aller Landbewohner, Pflanzen, Tiere und Menschen geworden ist. Diese zwischen dem Erdgestein und der Luft liegende, Leben erfüllte  Schicht der Erde nennen wir Boden. Je nach Ausgangsgestein, geographischer Lage, Klima, Wassereinfluss, Bewuchs, Tiergemeinschaft und nicht zuletzt unter dem Einfluss des Menschen haben sich vielfältige Böden entwickelt. Was allen Böden gemeinsam ist, das ist ihr Anteil an Mineralien, Humus, Bodenlebewesen, Luft und Wasser. 
* die Landwirtschaft wird nach mitteleuropäischer Art betrieben, sämtliche Landgüter sind gleich groß
 Der Boden besteht überwiegend aus mineralischen Bestandteilen  unterschiedlicher Korngröße (Ausnahme: Moorboden), welche die Bodenstruktur  und damit die Eigenschaften des Wasser – und Nährstoffhaushalts  prägen. #  
* alleiniges Transportmittel ist der Wagen, wobei die Straßen gerade auf das Zentrum zuführen
 
* alle Landwirte haben den gleichen hohen Bildungsstand
'''Was sind Bodenarten?'''
* die Landwirte wirtschaften nach dem ökonomischen Prinzip. Das Ziel ist ein möglichst hoher Reinertrag


Die Bodenarten ergeben sich aus den Anteile: Sand, Schluff, Ton. Sie sind jedoch nicht  gegen einander abgegrenzt, sondern werden durch bestimmte Begriffe ( z.B. Lehm) oder durch die Benennung nach hervorstechenden Bestandteilen  (z.B. Moor) erweitert.


Aus historischen Gründen gibt es unterschiedliche  Bezeichnungen der Bodenarten.
== Folgerungen ==


<big>'''Korngrößengruppen  und ihre Bezeichnung '''
* für den in der Stadt erzielten Gewinn sind die Transportkosten entscheidend
* da die Transportkosten mit der Entfernung zum Absatzmarkt steigen, müssen am Rand des Staates solche Produkte erzeugt werden, die im Verhältnis zu ihrem Wert geringe Transportkosten verursachen und die nicht leicht verderben
* im Zentrum hingegen müssen Produkte erzeugt werden, die leicht verderblich sind bzw. frisch auf den markt gelangen sollen und solche, auf die hohe Transportkosten entfallen


Bezeichnung    Durchmesser in mm 
                                                                           
  
Ton (T)        Kleiner als 0,002 
    
Schluff (U)    0,002-0,0063


Feinschluff    0,0063-0,02 
== Das Modell ==


Mittelschluff  0,0063-0,02 
Um den Absatzmarkt ergeben sich konzentrische Ringe mit nach außen abnehmender landwirtschaftlicher Intensität
Grobschluff    0,02-0,063 
Sand (S) 


Feinstsand    0,063-0,1  
[[Datei:Thuenen 1.gif|links]]
 
'''1 Freie Wirtschaft''': Es werden Produkte erzeugt, die keinen weiten Transportweg vertragen, z. B. Gemüse, Blumen, Milch. Da Dünger in beliebiger Menge zur Verfügung steht, kann sehr intensiv gewirtschaftet werden. Erwerbsgartenbau.
Feinsand      0,1-0,2
 
Mittelsand    0,2-0,63 
 
Grobsand      0,63-2,
  
Kies, Steine 
Feinkies, Grus  2-6
     
Geschiebe        6-200 
 
  
Steine,Blöcke über 200 mm  <big/>
 
   [[Bild:Nannospalax_ehrenbergi_soil_mounds01.jpg|miniatur|right|framed|Kulturboden]]


  
'''2 Forstwirtschaft''', da der Transport des Nutzholzes teuer ist.
 
Bezeichnung der Bodenarten


'''3 Fruchtwechselwirtschaft'''. Wechsel von Halmenfrüchten (Getreide) und Blattfrüchten (Futterpflanzen)


S - Sand 
'''4 Koppelwirtschaft'''. Eine Art Feldgraswirtschaft, bei der das Land abwechselnd bebaut und beweidet wird.


uS – schluffiger Sand
'''5 Dreifelderwirtschaft''' mit Brache


lS- lehmiger Sand
'''6 Viehzucht als Weidewirtschaft'''. Vieh wird vor dem Verbrauch im innersten Ring gemästet.


lS- toniger Sand


U- Schluff
== Vergleich Modell - Wirklichkeit ==


sU sandiger Schluff
;Gartenbauzonen in der Nähe großer Städte (Erwerbsgartenbau)
[[Datei:Thuenen 2.gif|rechts]]
LU- lehmiger Schluff
Knoblauchsland bei Nürnberg, Hamburg, Frankfurt, Stuttgart


sL – sandiger Lehm
Die Intensität des Erwerbsgartenbaus:


uL – schluffiger Lehm
* hohe Arbeitsintensität auf der Beetflur mit viel Handarbeit, häufig kleine Betriebe (2 - 3 ha sind viel), der Direktabsatz spielt eine gewisse Rolle
* hohe Flächenintensität (während einer Vegetationsperiode mehrere Anbauprodukte auf einem Feld)
* hohe Kapitalintensität (Gewächshäuser, Berieselungs- und Beregnungsanlagen, Spezialtraktoren usw.)


tL – toniger Lehm
Die Abbildung stammt aus dem Programm "'''Das Thünensche Modell'''" der Didaktik der Geographie, Nürnberg


sT – sandiger Ton
;Dairy Belt und Truck in den USA


lT – lehmiger Ton
;Die Anbauzonen Argentiniens


T- Ton
;Die mittelalterlichen Stadtwälder (Nürnberger Reichswald)
<big/>




== Kritik am ursprünglichen Ansatz ==


* Es gibt kein Land mit überall gleichen Naturvoraussetzungen
* Es gibt keine große Stadt, die nicht an einem Fluß liegt
* Es gibt keinen Staat mit nur einer Stadt




== Bedeutungsverlust der Theorie ==


Der Distanzfaktor spielt heute keine entscheidende Rolle mehr:


* Durch den Fortschritt im Transportwesen wurde der Zeit- und Kostenaufwand stark reduziert. Verderbliche Güter können auch in großer Marktferne produziert werden.
* Durch Kühlwagen und Konservierungsmöglichkeiten werden Transport, Umschlag und Lagerung stark erleichtert. Entscheidend für die Produktion sind heute die Ausstattung mit Naturfaktoren und der sich u. U. daraus ergebende Saisonvorteil (Tomaten aus Spanien und Israel).
* Die Abgeschlossenheit wird durch die zunehmende Öffnung des Agrarmarktes aufgehoben (siehe EU), der Direktabsatz spielt heute eine geringe Rolle.
* Der direkte Absatzmarkt sind die Nahrungsmittelindustrie, der Groß- und Einzelhandel.
* Es gibt keinen punkthaften städtischen Markt, da die nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung heute flächenhaft überwiegt.


== Linkliste ==


* [https://www.klett.de/alias/1010953 Infoblatt Theorie der Landnutzung (Thünen'sche Ringe)] (Klett.de)
* {{wpde|Thünensche Ringe}}


 
== Quelle ==
 
 
{{Erdkunde|Dieser Text wurde von Jürgen Becker unter der Adresse https://www.zum.de/Faecher/Ek/BAY/mek/mek/lk12_1/agricul/standort/thuenen.htm erstellt (Erstellungsdatum oder Datum der letzten Bearbeitung: 07.07.2001).}}
 
 
[[Kategorie:Erdkunde|Thünen]]

Version vom 25. Januar 2017, 12:19 Uhr

Die Thünenschen Ringe in einer Darstellung in der Wikipedia

Annahmen

  • der Staat hat eine kreisrunde Form
  • er ist von der übrigen Welt angeschlossen
  • die Naturfaktoren sind überall gleich (gleiche Bodenart, gleiches Klima, eine große Ebene, keinerlei schiffbare Gewässer
  • der Staat liegt in der gemäßigten Zone
  • der Absatzmarkt ist eine Stadt im Zentrum des Staates
  • die Landwirtschaft wird nach mitteleuropäischer Art betrieben, sämtliche Landgüter sind gleich groß
  • alleiniges Transportmittel ist der Wagen, wobei die Straßen gerade auf das Zentrum zuführen
  • alle Landwirte haben den gleichen hohen Bildungsstand
  • die Landwirte wirtschaften nach dem ökonomischen Prinzip. Das Ziel ist ein möglichst hoher Reinertrag


Folgerungen

  • für den in der Stadt erzielten Gewinn sind die Transportkosten entscheidend
  • da die Transportkosten mit der Entfernung zum Absatzmarkt steigen, müssen am Rand des Staates solche Produkte erzeugt werden, die im Verhältnis zu ihrem Wert geringe Transportkosten verursachen und die nicht leicht verderben
  • im Zentrum hingegen müssen Produkte erzeugt werden, die leicht verderblich sind bzw. frisch auf den markt gelangen sollen und solche, auf die hohe Transportkosten entfallen


Das Modell

Um den Absatzmarkt ergeben sich konzentrische Ringe mit nach außen abnehmender landwirtschaftlicher Intensität

Thuenen 1.gif

1 Freie Wirtschaft: Es werden Produkte erzeugt, die keinen weiten Transportweg vertragen, z. B. Gemüse, Blumen, Milch. Da Dünger in beliebiger Menge zur Verfügung steht, kann sehr intensiv gewirtschaftet werden. Erwerbsgartenbau.

2 Forstwirtschaft, da der Transport des Nutzholzes teuer ist.

3 Fruchtwechselwirtschaft. Wechsel von Halmenfrüchten (Getreide) und Blattfrüchten (Futterpflanzen)

4 Koppelwirtschaft. Eine Art Feldgraswirtschaft, bei der das Land abwechselnd bebaut und beweidet wird.

5 Dreifelderwirtschaft mit Brache

6 Viehzucht als Weidewirtschaft. Vieh wird vor dem Verbrauch im innersten Ring gemästet.


Vergleich Modell - Wirklichkeit

Gartenbauzonen in der Nähe großer Städte (Erwerbsgartenbau)
Thuenen 2.gif

Knoblauchsland bei Nürnberg, Hamburg, Frankfurt, Stuttgart

Die Intensität des Erwerbsgartenbaus:

  • hohe Arbeitsintensität auf der Beetflur mit viel Handarbeit, häufig kleine Betriebe (2 - 3 ha sind viel), der Direktabsatz spielt eine gewisse Rolle
  • hohe Flächenintensität (während einer Vegetationsperiode mehrere Anbauprodukte auf einem Feld)
  • hohe Kapitalintensität (Gewächshäuser, Berieselungs- und Beregnungsanlagen, Spezialtraktoren usw.)

Die Abbildung stammt aus dem Programm "Das Thünensche Modell" der Didaktik der Geographie, Nürnberg

Dairy Belt und Truck in den USA
Die Anbauzonen Argentiniens
Die mittelalterlichen Stadtwälder (Nürnberger Reichswald)


Kritik am ursprünglichen Ansatz

  • Es gibt kein Land mit überall gleichen Naturvoraussetzungen
  • Es gibt keine große Stadt, die nicht an einem Fluß liegt
  • Es gibt keinen Staat mit nur einer Stadt


Bedeutungsverlust der Theorie

Der Distanzfaktor spielt heute keine entscheidende Rolle mehr:

  • Durch den Fortschritt im Transportwesen wurde der Zeit- und Kostenaufwand stark reduziert. Verderbliche Güter können auch in großer Marktferne produziert werden.
  • Durch Kühlwagen und Konservierungsmöglichkeiten werden Transport, Umschlag und Lagerung stark erleichtert. Entscheidend für die Produktion sind heute die Ausstattung mit Naturfaktoren und der sich u. U. daraus ergebende Saisonvorteil (Tomaten aus Spanien und Israel).
  • Die Abgeschlossenheit wird durch die zunehmende Öffnung des Agrarmarktes aufgehoben (siehe EU), der Direktabsatz spielt heute eine geringe Rolle.
  • Der direkte Absatzmarkt sind die Nahrungsmittelindustrie, der Groß- und Einzelhandel.
  • Es gibt keinen punkthaften städtischen Markt, da die nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung heute flächenhaft überwiegt.

Linkliste

Quelle

Vorlage:Erdkunde