Digitale Medien im Ethikunterricht

Aus ZUM-Unterrichten

Digitale Medien sind aus unserem Alltag nicht mehr weg zu denken.

Allgemein

Digitale Medien ermöglichen mehr als nur die Übersetzung von analogem Unterricht ins digitale. Insbesondere die Zeit des Fernlernens erfordert neue Aufgabenformate, neue Bewertungsansätze, andere Diskussionswerkzeuge und andere Wege der Vermittlung. Das Medium kann mehr sein, es muss zur Produktion sinnstiftender Arbeitsergebnisse genutzt werden. Es kann in den Prozess des Unterrichtens derart eingreifen, dass eine andere Didaktik notwendig wird.

Generelle Überlegungen zum Unterricht mit digitalen Medien finden sich u.a. im SAMR-Modell.

SAMR-Modell

Lehrer*innen und Schüler*innen als Produzent*innen

Lehrer und Schüler können Inhalte im Netz im Sinne des Web 2.0, verändern und ergänzen. Dazu kommen noch die verschiedenen Möglichkeiten der Social Media, bei denen es darum geht mit anderen Nutzern zu interagieren. Im Folgenden werden unterschiedliche Plattformen und deren Arbeitsweise kurz erläutert, im Anschluss daran jeweils einige Beispiele zur Nutzung im philosophischen Unterricht. Das Weblogschreiben wird exemplarisch am Ausführlichsten dargestellt, da es aus meiner Sicht die zur Zeit am besten nutzbare Möglichkeit digitalen Lernens im philosophischen Unterricht ist. Die weiteren Plattformen / Medien werden kürzer behandelt und die wesentlichen Unterschiede herausgestellt. Festzuhalten ist, dass die Öffnung mit Hilfe digitaler Medien den Unterricht bereichern kann. Es können Meinungen von Betroffenen oder von Außenstehenden eingeholt werden. Außerdem kommen die Schüler mit Standpunkten in Berührung, die im Unterricht sonst erst mühsam vom Lehrer vorgebracht werden müssten. Diese Horizonterweiterung übt die Schüler in Toleranz und Respekt vor anders denkenden.

Ein guter Rat bei allen angesprochenen Nutzungsmöglichkeiten ist, diese vorher selbst auszuprobieren. Nur durch eigene Tests können die Verfahren soweit verinnerlicht werden, dass Schüler angeleitet werden können. Es muss dabei beispielsweise kein Weblog über mehrere Monate geführt werden, aber einige Testeinträge sollten schon vorgenommen werden. Diese können anschließend wieder gelöscht werden. Bei der Erstellung von Inhalten im Netz spielen Urheberrecht sowie Lizenzen eine große Rolle. Wir bitten um Beachtung.

Möglichkeiten

hilfreiche Tools

  • ZUMPad - zur kollaborativen Texterstellung, didaktische Hinweise, s.o.
  • Padlet - strukturierte Sammlung von Ideen, Kanban-Board für Portfolio-Arbeit
  • Tricider - Zur Diskussion von Standpunkten, Ranking von verschiedenen Argumenten
  • H5P - Übungen - zur Erstellung von Übungen, Quizzen, etc.
  • Kialo-Edu - Argumentations- und Diskussionstool

Lehrer*innen und Schüler*innen als Konsument*innen

1. Recherche

Die gefundenen Ergebnisse müssen nach verschiedenen Kriterien untersucht werden. Hilfreich ist die Frage „Wer hat was warum geschrieben?“:

  • Wer? Wer ist der Autor der gefundenen Seite?
  • Was? Sind die gefundenen Informationen glaubhaft? Können diese auf anderen Seiten auch gefunden werden? Wie alt sind die Informationen? Oft findet sich eine Jahreszahl der letzten Aktualisierung auf einer Internetseite.
  • Warum? Ein Blick ins Impressum ist zwingen notwendig um die Intentionen der Veröffentlichung zu erkennen. Auch eine Suche der Seite mit einem vorgestellten „über:URL“ gibt Aufschluss auf den Hintergrund und evtl. Kritik an der Seite.

Diese einfache Suchfrage hilft die Qualität der gefundenen Ergebnisse zu bewerten. Neben dieser Bewertung sollten im Unterrichtsgespräch auch der eigene Anspruch der Mündigkeit des Lesers, die ständige Verfügbarkeit von Informationen, die daraus folgende Konsequenzen, der Unterschied zwischen Wissen und Information sowie die Entstehung und Veränderung der eigenen Filterblase reflektiert werden.

2. philosophische Inhalte aus dem Internet

Kurzfilme und Hörbeispiele

Kurzfilme und Podcasts, gesprochene Sendungen zum Hören, bieten eine gute Möglichkeit um philosophische Inhalte kurz und prägnant in einem Schülern gut zugänglichen Medium zu präsentieren. Kurzfilme eignen sich in besonderer Weise, da sie auf einen Handlungsstrang reduziert sind und durch ihre Kürze auch mehrfach angeschaut werden können um einzelne Szenen zu diskutieren. Es gibt eine Reihe von Kurzfilmen im Internet die im philosophischen Unterricht beispielsweise zur Anwendung philosophischer Theorien sowie als Diskussionsanlass eingesetzt werden können.

Podcast sind gesprochene Sendungen zum Hören. Meist werden diese ausschließlich für das Internet produziert. Aber auch vom öffentlich-rechtlichen Radio gibt es insbesondere für Philosophie viele gut geeignete Sendungen, die man sich herunterladen und zeitsouveränen Nachhören kann. Einige Beispiele sind

Im Sinne eines umgedrehten Unterrichts, Flipped Classroom, können diese Podcasts als vorbereitende Hausaufgabe dienen und der eigentliche Unterricht wird zur Diskussion genutzt. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass die schwierigen Inhalte zu Hause im individuellen Tempo durch Stoppen der Aufzeichnung und nochmaliges Anschauen erarbeitet werden können und die Unterrichtszeit zur Klärung von Verständnisfragen sowie zur Vertiefung genutzt wird.

Kurzfilme:

MOOCs, TED-Talks

Online-Kurse, die jedem zugänglich sind, so genannte Massive Open Online Courses (MOOCs) bieten eine Fülle an bereits didaktisch aufbereiteten Informationen.

TED ist eine Plattform für Vorträge, die in Form von Videos online zur Verfügung stehen. Es gibt eine Liste der Videos zu philosophischenThemen, darunter ist auch eine Reihe noch lebender Denker.

Beide Informationsquellen können ebenfalls für das Konzept des Flipped Classroom heran gezogen werden, der Aneignung komplexer Inhalte dienen oder Diskussionsanlässe bieten.

Lernpfade

„Ein Lernpfad besteht aus vorgegebenen Lernschritten, die sicher zum Lernziel und -erfolg führen sollen. Der Begriff wird in erster Linie im Zusammenhang mit computergestützten Lernformen verwendet.“ Mit Hilfe verschiedener Medien ermöglichen Lernpfade selbstgesteuertes Lernen im eigenen Tempo. Sie erinnern an Stationenarbeiten, greifen jedoch auf verfügbare Ressourcen im Internet zurück.

Für das Fach Ethik gibt es bereits einige solcher Lernpfade. Diese können direkt eingesetzt werden oder vom Lehrer auf eine eigene Seite kopiert und für seine Schüler angepasst werden. Da die Lernpfade in einem Wiki realisiert wurden, können sie sehr schnell und einfach an das aktuelle Lernszenario angepasst werden. Eine Diskussion bzw. eine Zusammenfassung der Arbeitsergebnisse sollte in jedem Fall im Plenum erfolgen.


hilfreiche Links: