Integralrechnung/Vorüberlegungen und Guter Unterricht: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Navigation verstecken|{{Lernpfad Integral}}}}
==Was ist guter Unterricht?==
==Vorüberlegungen: Vom Speziellen zum Allgemeinen==
Auf der ersten Seite hast Du gelernt, dass der zurückgelegte Weg in einem Diagramm, in dem die Geschwindigkeit gegen die Zeit aufgetragen ist, gleich dem Flächeninhalt zwischen dem Graphen und der x-Achse ist.
<br><br>
{{Frage|Aber wie kann man diesen Flächeninhalt denn nun genau bestimmen bzw. berechnen?}}
<br>
<div align="center">
Dies ist die zentrale Frage des vorliegenden Lernpfades!
</div>
<br>
Um einer Lösung näher zu kommen, fangen wir mit einfachen und sehr speziellen Graphen von Funktionen an und arbeiten uns ausgehend davon immer weiter hin zu schwierigeren und allgemeineren Graphen von Funktionen vor, damit wir am Ende eine Lösung für alle Eventualitäten in Händen halten!
<br>
{{Box|1=Aufgabe 2|2=
Bestimme die Flächeninhalte zwischen den Graphen und der x-Achse innerhalb der angegebenen Grenzen in nachfolgenden Diagrammen. <br>
Beschreibe dabei immer Deine Vorgehensweise!
|3=Arbeitsmethode}}


<br>
=== Hilbert Meyer ===
a) Konstante Funktion: &nbsp; <math>f(x)=5</math> &nbsp; in den Grenzen <math>x_1=2</math> und <math>x_2=6</math>
<br><br>
[[Bild:const_fkt.png|zentriert|500px]]
<br>
{{Lösung versteckt|1=Flächeninhalt: <math>A = 20.</math> <br>
Die Fläche ist rechteckig, also berechnet sich der Flächeninhalt nach der Formel <math>A = </math>  Breite <math>\cdot</math> Höhe. <br>
Die Breite ist dabei durch die Grenzen <math>x_1</math> und <math>x_2</math> festgelegt, misst also
<math>x_2 - x_1 = 6 - 2 = 4.</math> <br>
Die Höhe ist durch den (konstanten) Funktionswert <math>f(x)=5</math> festgelegt. <br>
Also: <math>A=4 \cdot 5 = 20.</math>
}}
<br>
b) Lineare, nicht-konstante Funktion: &nbsp; <math>f(x)= 0,5 x + 1</math> &nbsp; in den Grenzen <math>x_1=2</math> und <math>x_2=6</math>
<br><br>
[[Bild:lin_fkt.png|zentriert|500px]]
<br>
{{Lösung versteckt|1=Flächeninhalt: <math>A = 12.</math> <br>
Die Fläche lässt sich aufteilen in einen rechteckigen Teil ( Höhe <math> = y_1 = 2,</math> Breite <math> = x_2-x_1 = 4</math> ) mit <math>A=8</math> <br>
und einen dreieckigen Teil ( Höhe <math> = y_2-y_1 = 2,</math> Grundseite <math> = x_2-x_1 = 4</math> ) mit <math>A=4</math>. <br>
Also: <math>A = A_{\mathrm{Rechteck}} + A_{\mathrm{Dreieck}} = 8 + 4 = 12.</math>
<br>


'''Merke'''
[http://www.member.uni-oldenburg.de/hilbert.meyer/9287.html ''Hilbert Meyer: Was ist guter Unterricht?''] Auf den Seiten der Uni Oldenburg stellt Hilbert Meyer aus seinem Buch (Cornelsen Scriptor Berlin Herbst 2004) Inhaltsverzeichnis, Einleitung und [http://www.member.uni-oldenburg.de/hilbert.meyer/9290.html ''Zehn Merkmale für guten Unterricht''] zur Verfügung. Hieraus die ersten drei:
{{Zitat|
# klare Strukturierung des Unterrichts (Prozess-, Ziel- und Inhaltsklarheit; Rollenklarheit, Absprache von Regeln, Ritualen und Freiräumen)
# Hoher Anteil echter Lernzeit (durch gutes Zeitmanagement, Pünktlichkeit; Auslagerung von Organisationskram; Rhythmisierung des Tagesablaufs)
# Lernförderliches Klima (durch gegenseitigen Respekt, verlässlich eingehaltene Regeln, Verantwortungsübernahme, Gerechtigkeit und Fürsorge) ...
|[http://www.member.uni-oldenburg.de/hilbert.meyer/9290.html Zehn Merkmale für guten Unterricht] }}


Allgemein berechnet sich eine solche aus Rechteck- und Dreieckfläche zusammengesetzte Fläche natürlich nach der Formel <math>A = a \cdot b + \frac{1}{2} \cdot h \cdot b</math>, wenn <math>a</math> die Höhe des Rechtecks, <math>h</math> die Höhe des Dreiecks und <math>b</math> die Breite des Dreiecks bzw. Rechtecks sind. <br>
Die anderen sieben Merkmale in Schlagworten:
Diese Summe aus den beiden Einzelflächen kann nun interpretiert werden als der Mittelwert der  unteren Rechteckfläche (Rechteck ABCD) und der oberen Rechteckfläche (Rechteck BCEF)! <br>
:4. inhaltliche Klarheit
Seine Fläche entspricht dem Rechteck BCGH.
:5. sinnstiftendes Kommunizieren
[[Bild:Flaeche_mittelwert.png|zentriert|350px]]
:6. Methodenvielfalt
:7. individuelles Fördern
:8. intelligentes Üben
:9. klare Leistungserwartungen
:10. vorbereitete Umgebung


}}
=== Andreas Helmke ===
<br>
Andreas Helmke (Uni Konstanz-Landau) stellte ''Merkmale der Unterrichtsqualität'' vor (vgl. Friedrich Jahresheft 2007, S. 64):
c) Ausgehend von den Aufgabenteilen a) und b) sollst Du hier nur eine Möglichkeit beschreiben, wie man die markierte Fläche zumindest näherungsweise bestimmen könnte. Dazu soll eine
* Strukturiertheit, Klarheit, Verständlichkeit
Funktion dritten Grades als Beispiel für eine Funktion im Allgemeinen dienen: <math>f(x) = \frac{1}{100} \cdot x^3 + \frac{1}{50} \cdot x^2 - \frac{7}{10} \cdot x + 5</math> &nbsp; in den Grenzen -8 und 10.<br>
* Effiziente Klassenführung und Zeitnutzung
<br><br>
* Lernförderliches Unterrichtsklima
[[Bild:flaeche_allgemein.png|zentriert|500px]]
* Ziel-, Wirkungs- und Kompetenzorientierung
<br>
* Schülerorientierung, Unterstützung
{{Lösung versteckt|1=Man könnte die Fläche unter dem Graphen von <math>f</math> in viele schmale Trapeze aufteilen, deren Fläche berechnen und die gesuchte Fläche durch die Summe der Trapezflächen (''Trapezsumme'') annähern.
* Angemessene Variation von Methoden und Sozialformen
<br>
* Aktivierung: Förderung aktiven, selbstständigen Lernens
Das Ganze sähe dann mit <math>n = 6</math> gleich breiten Trapezstreifen folgendermaßen aus: <br>
* Konsolidierung, Sicherung, Intelligentes Üben
[[Bild:flaeche_allgemein_summen.png|zentriert|350px]]
* Vielfältige Motivierung
* Passung: Umgang mit heterogenen Lernvoraussetzungen
=== John Hattie ===
* Aus dem Interview mit Prof. Dr. Andreas Helmke zur Hattie-Studie, interviewt von Prof. Dr. Volker Reinhardt, veröffentlicht in ''Lehren & Lernen'' (7–2013 S.14), als Download verfügbar auf der Webseite von [http://andreas-helmke.de/wordpress/wp-content/uploads/2013/05/Helmke-Interview-Vorabdruck.pdf Andreas Helmke] und auf der Webseite [http://visible-learning.org/de/2013/07/andreas-helmke-hatties-motto-lehrerzentrierter-aber-schulerorientierter-schuleraktivierender-unterricht/ "visible learning"] von Sebastian Waack.
:"Reinhardt: Was charakterisiert denn nun guten Unterricht?
:Helmke: Gut im Sinne von Hattie, also lernwirksam, ist ein Unterricht,
:(1) in dem den Schülern viel zugetraut, aber auch zugemutet wird,
:(2) in dem jeder einzelne Schüler an die Grenzen seines Potenzials geführt wird,
:(3) der alle Möglichkeiten nutzt, sich im Austausch mit Kollegen kontinuierlich ein Bild der Lernprozesse der Schüler sowie des eigenen Lehrens zu machen,
:(4) der durch strukturierte, effiziente, störungspräventive Klassenführung geeignete Rahmenbedingungen für das Lernen schafft und
:(5) der in einem Klima stattfindet, das durch Fürsorge, Respekt, Wertschätzung und Freundlichkeit gekennzeichnet ist."


'''Merke'''
* Aus: "Unterrichtsentwicklung: Was guten Unterricht kennzeichnet", von Marcus Pietsch in [https://www.gew-bw.de/Binaries/Binary35275/Unterrichtsentwicklung_Was_guten_Unterricht_kennzeichnet.pdf ''bildung & wissenschaft'' 12 / 2013 (pdf)] (www.gew-bw.de)
:"Ob und wie gut Unterricht gelingt, lässt sich gut anhand einzelner Schlüsselmerkmale von Unterrichtsqualität festmachen. So liegen bereits seit einigen Jahren sowohl in der Schulpädagogik (Meyer, 2004) als auch der pädagogischen Psychologie (Helmke, 2006) empirisch begründete Kriterienkataloge vor, die Hinweise darauf geben, was aufseiten von Unterricht und Lehrkraft positiv zu Lernentwicklungen beitragen kann.
:Neue und verstärkte Bedeutung erfahren haben diese Merkmale jüngst durch die Arbeiten des Australiers John Hattie (2009), der Befunde zur Wirksamkeit von Unterricht aus mehr als 60000 Einzelstudien zusammengefasst und systematisiert hat. Anhand der Lernfortschritte von mehr als 88 Millionen Schülerinnen und Schülern konnte so gezeigt werden, welche Merkmale eher lernförderlich sind als andere. Alle diese Arbeiten verdeutlichen, dass es in der Regel tiefenstrukturelle Merkmale des Unterrichts – und weniger Oberflächenmerkmale, wie z.B. bestimmte Lehrmethoden oder Sozialformen – sind, die zu einer Verbesserung von Lernergebnissen von Schülerinnen und Schülern beitragen. Unterrichtsmerkmale, die demnach einen besonders positiven Einfluss auf die Lernentwicklung von Schülerinnen und Schülern haben, sind z.B. regelmäßiges Feedback oder selbstreguliertes Lernen. Merkmale wie „individualisiertes“ oder „entdeckendes Lernen“ sind hingegen für sich selbst genommen nur wenig wirksam."


Mathematisch sehr viel einfacher zu handhaben sind jedoch Rechteckflächen. Man unterscheidet ''Obersumme'' und ''Untersumme''. Die gesuchte Fläche liegt dann zwischen Ober- und Untersumme.
* Mehr zur Hattie-Studie in dem ZEIT-Artikel von Martin Spiewak: [http://www.zeit.de/2013/02/Paedagogik-John-Hattie-Visible-Learning/komplettansicht ''Ich bin superwichtig!''] vom 14. Januar 2013:
<br>
:"Kleine Klassen bringen nichts, offener Unterricht auch nicht. Entscheidend ist: Der Lehrer, die Lehrerin. Das sagt John Hattie. Noch nie von ihm gehört? Das wird sich ändern."
[[Bild:flaeche_summen.png|zentriert|350px]]


}}
* Der Hattie-Studie und ihrem Autor widmet sich auch die Webseite [http://www.visiblelearning.de/ ''visible learning'' - Lernprozesse sichtbar machen] vom Institut für angewandtes Schulmanagement (IFAS).


* Siehe auch: [http://www.zum.de/buch/index.php?controller=front&action=view&id=7063 '''Hattie für gestresste Lehrer.''' Kernbotschaften und Handlungsempfehlungen aus John Hatties "Visible Learning".] - Von Klaus Zierer, Schneider Verlag (2015), 130 Seiten. Eine Buchbesprechung von Klaus Dautel


=== Hans Haenisch ===
Einen weiteren Merkmalskatalog (Merkmale erfolgreichen Unterrichts) findet man bei Hans Haenisch (vgl. Friedrich Jahresheft 2007, S. 64):
* Unterricht Struktur geben und Klarheit über Ziele herstellen
* Grundformen des Unterrichts gut ausbalancieren
* Wissen- und Kompetenzerwerb leiten und organisieren
* Lern- und Arbeitsformen variabel gestalten
* Selbstgesteuertes Lernen zulassen und unterstützen
* Lernen in sinnstiftende Kontexte einbinden
* Variationsreich Üben und Wiederholen
* Lern- und Leistungssituationen trennen
* Erfahrung von Kompetenzzuwachs ermöglichen
* Systematisch Gelerntes in lebenspraktischen Situationen anwenden
* Vertrauen in die Fähigkeit von Schülerinnen und Schülern zeigen
* Lernstoffe vertikal vernetzen
* Lösungswege gemeinsam diskutieren
* Zeit zum Lernen lassen
* Lernhandlungen auswerten und glaubwürdige Rückmeldung geben
== Guter Fachunterricht ==
Die oben genannten Merkmale sind unabhängig von Fächern. Da Unterricht aber immer fachbezogen ist, müssen diese Merkmale auf den jeweiligen Fachunterricht herunter gebrochen werden. Hilbert Meyers Kriterien basieren auf einem Kriterienmix: Zum einen wurden die Ergebnisse vieler empirischer Studien berücksichtigt, zum anderen enthalten sie aber auch seine normative Sicht auf guten Unterricht. Vor allem diese normative Seite macht es notwendig in fachliche Diskurse einzutreten; absolute Merkmale kann es nicht geben. Ansätze zur Findung von Merkmalen guten Fachunterrichts auf der Basis der 10 Merkmale von Hilbert Meyer finden Sie hier:


{{Fortsetzung|weiter=Ober- und Untersumme|weiterlink=Integral/Ober- und Untersumme}}
== Literatur zur Qualität im Fachunterricht ==
* [[Qualität im Deutschunterricht|Qualität im Deutschunterricht - eine Rezension]]
* [http://www.lfs.nrw.de/vero2277.htm Was ist guter Fachunterricht?] Beiträge zur fachwissenschaftlichen Diskussion, 2. Auflage 2002, 156 Seiten Bestellnummer 2277 € 6,- Im Einzelnen umfasst diese Broschüre folgende Beiträge:
:*Hans Brügelmann: Qualität und die Kunst, den Erfolg von Unterricht zu messen - Oder: Sieben Mythen der aktuellen Diskussion über Evaluation und Rechenschaft
:*Hans Haenisch: Merkmale erfolgreichen Unterrichts. Forschungsbefunde als Grundlage für die Weiterentwicklung von Unterrichtsqualität
:*Albert Bremerich-Vos: Was ist guter Deutschunterricht?
:*Annelie Knapp: Aspekte guten Englischunterrichts
:*Hans Werner Heymann: Was ist guter Mathematikunterricht?
:*Hans E. Fischer: Erfolgreiche Lehr- und Lernformen aus physikdidaktischer Sicht
== Vorschläge aus dem Schulalltag ==
Was guter Unterricht ist, zeigt sich auch aufgrund der Erfahrung im Schulalltag. Daraus folgende Vorschläge können die oben dargelegten theoretischen Ausführungen ergänzen.
* Viel anwesend sein - auch in den Pausen -, aber wenig Hektik verbreiten. So wird der Unterricht auch entspannter und dadurch besser.
* Guten Kontakt zu Eltern halten, da gespannte Verhältnisse auch den Unterricht belasten können.
* Material frühzeitig vorbereiten, damit kurz vor Unterrichtsbeginn keine Hektik aufkommt.
== Weblinks ==
*[http://www.guterunterricht.de/ Guter Unterricht]
Das ''Handwerkszeug für Lehrer-Profis und Referendare: Unterrichtsmethoden, Unterrichtsmaterialien, Notebooks'' wird hier von Thomas Unruh & Susanne Petersen zusammengestellt. Die Webseiten der beiden Autoren behandeln unter anderem folgende Themen und Aspekte eines guten Unterrichts:
*Drei Grundelemente für guten Unterricht: das relevante Thema, die konsequente Schülerorientierung, die konstruktive Atmosphäre
*Zum „erzieherischen Einfluss“ von Lehrern
*Unterrichtsphasen
*Unterrichtsphasen trennen
*Unterrichtseinstiege
*Selbstständig lernen
*Lernen mit Computer und Internet
*Unterrichtsgespräche
*Ergebnisse präsentieren
*Lehrerinfos
*[[Schülerfeedback|Feedback zum Unterricht]]
*Lernen lernen
*Allgemeinbildung
Die Checkliste „Guter Unterricht“ soll helfen, die eigenen Kompetenzen und Stärken als Lehrer aufzuspüren, ebenso wie die „blinden Flecken“, die Möglichkeiten für die Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen bieten - eine Ideenliste für die Selbstevaluation. - Weitere Themen sind: ''Lernen mit Notebooks in der Lehrerausbildung und im Unterricht'': KnowHow für Computer und Internet, Dateiablage, Website und Mailingliste fürs Seminar, Seminarprojekte mit Notebooks, Fitnesstest Computer & Internet und ...
*'''Das Buch:''' Thomas Unruh und Susanne Petersen: Guter Unterricht, 154 Seiten - AOL-Verlag, Mai 2002, ISBN 389111639X, 14,90 €
* [http://www.rete-mirabile.net/lernen/unruh-guter-unterricht '''Buchtipp:''' Thomas Unruh und Susanne Petersen: Guter Unterricht] (Rete-Mirabile.net)
== Siehe auch ==
*[[vielfalt-lernen:Guter Unterricht]]
* [[Evaluation]]
* [[Qualität im Deutschunterricht]]
 
[[Kategorie: Fachdidaktik Deutsch]]
[[Kategorie:ZUM2Edutags]]
<metakeywords>ZUM2Edutags,ZUM-Wiki,guter Unterricht,Hilbert Meyer,Didaktik</metakeywords>

Version vom 16. Februar 2019, 13:48 Uhr

Was ist guter Unterricht?

Hilbert Meyer

Hilbert Meyer: Was ist guter Unterricht? Auf den Seiten der Uni Oldenburg stellt Hilbert Meyer aus seinem Buch (Cornelsen Scriptor Berlin Herbst 2004) Inhaltsverzeichnis, Einleitung und Zehn Merkmale für guten Unterricht zur Verfügung. Hieraus die ersten drei:

Zitat
  1. klare Strukturierung des Unterrichts (Prozess-, Ziel- und Inhaltsklarheit; Rollenklarheit, Absprache von Regeln, Ritualen und Freiräumen)
  2. Hoher Anteil echter Lernzeit (durch gutes Zeitmanagement, Pünktlichkeit; Auslagerung von Organisationskram; Rhythmisierung des Tagesablaufs)
  3. Lernförderliches Klima (durch gegenseitigen Respekt, verlässlich eingehaltene Regeln, Verantwortungsübernahme, Gerechtigkeit und Fürsorge) ...

Zehn Merkmale für guten Unterricht

Die anderen sieben Merkmale in Schlagworten:

4. inhaltliche Klarheit
5. sinnstiftendes Kommunizieren
6. Methodenvielfalt
7. individuelles Fördern
8. intelligentes Üben
9. klare Leistungserwartungen
10. vorbereitete Umgebung

Andreas Helmke

Andreas Helmke (Uni Konstanz-Landau) stellte Merkmale der Unterrichtsqualität vor (vgl. Friedrich Jahresheft 2007, S. 64):

  • Strukturiertheit, Klarheit, Verständlichkeit
  • Effiziente Klassenführung und Zeitnutzung
  • Lernförderliches Unterrichtsklima
  • Ziel-, Wirkungs- und Kompetenzorientierung
  • Schülerorientierung, Unterstützung
  • Angemessene Variation von Methoden und Sozialformen
  • Aktivierung: Förderung aktiven, selbstständigen Lernens
  • Konsolidierung, Sicherung, Intelligentes Üben
  • Vielfältige Motivierung
  • Passung: Umgang mit heterogenen Lernvoraussetzungen

John Hattie

  • Aus dem Interview mit Prof. Dr. Andreas Helmke zur Hattie-Studie, interviewt von Prof. Dr. Volker Reinhardt, veröffentlicht in Lehren & Lernen (7–2013 S.14), als Download verfügbar auf der Webseite von Andreas Helmke und auf der Webseite "visible learning" von Sebastian Waack.
"Reinhardt: Was charakterisiert denn nun guten Unterricht?
Helmke: Gut im Sinne von Hattie, also lernwirksam, ist ein Unterricht,
(1) in dem den Schülern viel zugetraut, aber auch zugemutet wird,
(2) in dem jeder einzelne Schüler an die Grenzen seines Potenzials geführt wird,
(3) der alle Möglichkeiten nutzt, sich im Austausch mit Kollegen kontinuierlich ein Bild der Lernprozesse der Schüler sowie des eigenen Lehrens zu machen,
(4) der durch strukturierte, effiziente, störungspräventive Klassenführung geeignete Rahmenbedingungen für das Lernen schafft und
(5) der in einem Klima stattfindet, das durch Fürsorge, Respekt, Wertschätzung und Freundlichkeit gekennzeichnet ist."
"Ob und wie gut Unterricht gelingt, lässt sich gut anhand einzelner Schlüsselmerkmale von Unterrichtsqualität festmachen. So liegen bereits seit einigen Jahren sowohl in der Schulpädagogik (Meyer, 2004) als auch der pädagogischen Psychologie (Helmke, 2006) empirisch begründete Kriterienkataloge vor, die Hinweise darauf geben, was aufseiten von Unterricht und Lehrkraft positiv zu Lernentwicklungen beitragen kann.
Neue und verstärkte Bedeutung erfahren haben diese Merkmale jüngst durch die Arbeiten des Australiers John Hattie (2009), der Befunde zur Wirksamkeit von Unterricht aus mehr als 60000 Einzelstudien zusammengefasst und systematisiert hat. Anhand der Lernfortschritte von mehr als 88 Millionen Schülerinnen und Schülern konnte so gezeigt werden, welche Merkmale eher lernförderlich sind als andere. Alle diese Arbeiten verdeutlichen, dass es in der Regel tiefenstrukturelle Merkmale des Unterrichts – und weniger Oberflächenmerkmale, wie z.B. bestimmte Lehrmethoden oder Sozialformen – sind, die zu einer Verbesserung von Lernergebnissen von Schülerinnen und Schülern beitragen. Unterrichtsmerkmale, die demnach einen besonders positiven Einfluss auf die Lernentwicklung von Schülerinnen und Schülern haben, sind z.B. regelmäßiges Feedback oder selbstreguliertes Lernen. Merkmale wie „individualisiertes“ oder „entdeckendes Lernen“ sind hingegen für sich selbst genommen nur wenig wirksam."
  • Mehr zur Hattie-Studie in dem ZEIT-Artikel von Martin Spiewak: Ich bin superwichtig! vom 14. Januar 2013:
"Kleine Klassen bringen nichts, offener Unterricht auch nicht. Entscheidend ist: Der Lehrer, die Lehrerin. Das sagt John Hattie. Noch nie von ihm gehört? Das wird sich ändern."

Hans Haenisch

Einen weiteren Merkmalskatalog (Merkmale erfolgreichen Unterrichts) findet man bei Hans Haenisch (vgl. Friedrich Jahresheft 2007, S. 64):

  • Unterricht Struktur geben und Klarheit über Ziele herstellen
  • Grundformen des Unterrichts gut ausbalancieren
  • Wissen- und Kompetenzerwerb leiten und organisieren
  • Lern- und Arbeitsformen variabel gestalten
  • Selbstgesteuertes Lernen zulassen und unterstützen
  • Lernen in sinnstiftende Kontexte einbinden
  • Variationsreich Üben und Wiederholen
  • Lern- und Leistungssituationen trennen
  • Erfahrung von Kompetenzzuwachs ermöglichen
  • Systematisch Gelerntes in lebenspraktischen Situationen anwenden
  • Vertrauen in die Fähigkeit von Schülerinnen und Schülern zeigen
  • Lernstoffe vertikal vernetzen
  • Lösungswege gemeinsam diskutieren
  • Zeit zum Lernen lassen
  • Lernhandlungen auswerten und glaubwürdige Rückmeldung geben

Guter Fachunterricht

Die oben genannten Merkmale sind unabhängig von Fächern. Da Unterricht aber immer fachbezogen ist, müssen diese Merkmale auf den jeweiligen Fachunterricht herunter gebrochen werden. Hilbert Meyers Kriterien basieren auf einem Kriterienmix: Zum einen wurden die Ergebnisse vieler empirischer Studien berücksichtigt, zum anderen enthalten sie aber auch seine normative Sicht auf guten Unterricht. Vor allem diese normative Seite macht es notwendig in fachliche Diskurse einzutreten; absolute Merkmale kann es nicht geben. Ansätze zur Findung von Merkmalen guten Fachunterrichts auf der Basis der 10 Merkmale von Hilbert Meyer finden Sie hier:

Literatur zur Qualität im Fachunterricht

  • Hans Brügelmann: Qualität und die Kunst, den Erfolg von Unterricht zu messen - Oder: Sieben Mythen der aktuellen Diskussion über Evaluation und Rechenschaft
  • Hans Haenisch: Merkmale erfolgreichen Unterrichts. Forschungsbefunde als Grundlage für die Weiterentwicklung von Unterrichtsqualität
  • Albert Bremerich-Vos: Was ist guter Deutschunterricht?
  • Annelie Knapp: Aspekte guten Englischunterrichts
  • Hans Werner Heymann: Was ist guter Mathematikunterricht?
  • Hans E. Fischer: Erfolgreiche Lehr- und Lernformen aus physikdidaktischer Sicht

Vorschläge aus dem Schulalltag

Was guter Unterricht ist, zeigt sich auch aufgrund der Erfahrung im Schulalltag. Daraus folgende Vorschläge können die oben dargelegten theoretischen Ausführungen ergänzen.

  • Viel anwesend sein - auch in den Pausen -, aber wenig Hektik verbreiten. So wird der Unterricht auch entspannter und dadurch besser.
  • Guten Kontakt zu Eltern halten, da gespannte Verhältnisse auch den Unterricht belasten können.
  • Material frühzeitig vorbereiten, damit kurz vor Unterrichtsbeginn keine Hektik aufkommt.

Weblinks

Das Handwerkszeug für Lehrer-Profis und Referendare: Unterrichtsmethoden, Unterrichtsmaterialien, Notebooks wird hier von Thomas Unruh & Susanne Petersen zusammengestellt. Die Webseiten der beiden Autoren behandeln unter anderem folgende Themen und Aspekte eines guten Unterrichts:

  • Drei Grundelemente für guten Unterricht: das relevante Thema, die konsequente Schülerorientierung, die konstruktive Atmosphäre
  • Zum „erzieherischen Einfluss“ von Lehrern
  • Unterrichtsphasen
  • Unterrichtsphasen trennen
  • Unterrichtseinstiege
  • Selbstständig lernen
  • Lernen mit Computer und Internet
  • Unterrichtsgespräche
  • Ergebnisse präsentieren
  • Lehrerinfos
  • Feedback zum Unterricht
  • Lernen lernen
  • Allgemeinbildung

Die Checkliste „Guter Unterricht“ soll helfen, die eigenen Kompetenzen und Stärken als Lehrer aufzuspüren, ebenso wie die „blinden Flecken“, die Möglichkeiten für die Weiterentwicklung der eigenen Kompetenzen bieten - eine Ideenliste für die Selbstevaluation. - Weitere Themen sind: Lernen mit Notebooks in der Lehrerausbildung und im Unterricht: KnowHow für Computer und Internet, Dateiablage, Website und Mailingliste fürs Seminar, Seminarprojekte mit Notebooks, Fitnesstest Computer & Internet und ...

Siehe auch

<metakeywords>ZUM2Edutags,ZUM-Wiki,guter Unterricht,Hilbert Meyer,Didaktik</metakeywords>