Naturlyrik und Texterschließung: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Deutsch/Abitur|
Eine '''Texterschließung''' als Arbeitsform zielt im Unterschied zur [[Textwiedergabe]] nicht darauf ab, einen Text so klar und übersichtlich wie möglich vorzustellen, sondern aufzuzeigen, was man von einem vorliegenden schwierigen Text verstanden hat.  
;Baden-Württembert 2016 ff: [[Naturlyrik vom Sturm und Drang bis zur Gegenwart]]}}
{{Kurzinfo|Idee}}
Für die Abiturprüfung 2016 und danach ist das Thema "Naturlyrik vom Sturm & Drang bis zur Gegenwart" in Baden-Württemberg Pflicht.
==Worum geht's?==
{{Aufgabe|
Einstiege:
;Gruppe 1: Geht ins Schulgelände und sammelt dort mindestens fünf Gegenstände, die irgendetwas mit „Natur“ zu tun haben! Stellt eure Sammlung vor und begründet eure Wahl.
;Gruppe 2: Geht ins Schulgelände und sammelt dort fünf Gegenstände, die '''nichts''' mit „Natur“ zu tun haben! Bringt diese mit und begründet eure Wahl.
;Gruppe 3 (der Großteil des Kurses / der Klasse): bleibt in der Schule und stellt schriftlich (!) Vermutungen darüber an, was Gruppe 1 oder Gruppe 2 mitbringen könnte.
;Gruppe 4: Führt in der Bibliothek und/oder im Internet Recherchen zum Begriff „Natur“ durch und einigt euch auf eine Definition.
Erweiterungen:
;Gruppe 5 (zur Erweiterung): Erstellt einen Wortspeicher, in dem die Wörter „Natur“ und „natürlich“ in allen erdenklichen Verbindungen vorkommen. Lässt sich das ordnen?
;Gruppe 6: Sammelt Vergleiche, in denen Naturphänomene vorkommen, z.B. schön wie / schöner als eine Rose …. Erfindet noch welche dazu.
}}
----
'''Was ist das / was meinen wir mit: Natur?'''
{{Zitat|
Natur, in vielfältiger Funktion bedeutender und häufig zentraler Gegenstand der Dichtung. Sie ist primärer Daseins- und Erlebnisraum des Menschen; zum Ausdruck seiner elementaren Empfindungen und Gefühle bedarf er, bedarf die Poesie der Naturbilder. Gerade die [[Lyrik]] lebt von Naturbildern: der ›Natureingang‹ des [[Minnesang]]s, die Naturanrufung und das Beschwören einer ursprünglichen Einheit von Mensch und Natur in der [[Goethe]]zeit, der [[Romantik|romantische]] Bildzauber, die ›naturmagische‹ Lyrik des 20. Jh.s.  


Neben dieser gleichsam elementaren Bedeutung der N. und des Naturbilds für die Lyrik gibt es eine spezifische Naturdichtung, Dichtung, die N. thematisiert: als Objekt ästhetischer Anschauung, als Detail, als [[Landschaft]] (Barthold Heinrich Brockes, Annette v. Droste-Hülshoff, Wilhelm Lehmann, Karl Krolow u. a.), als über sich hinausweisender Ort (etwa in der allegorisierenden Naturdichtung des [[Barock]], der symbolischen Naturauffassung [[Goethe]]s und der [[Romantik]]er u. a.), als Gegenwelt zur als mangelhaft empfundenen gesellschaftlichen Wirklichkeit (in der Hirten- und Schäferdichtung und der Idylle).
Das ist besonders interessant bei naturwissenschaftlichen Texten, kann im Deutschunterricht aber auch sinnvoll an überdurchschnittlich schwierigen Texten geübt und getestet werden.  
|Volker Meid, Sachwörterbuch zur Deutschen Literatur, Reclam, ISBN 978-3-15-018129-4}}


== Beispiele ==
Zur Texterschließung gehören die Schritte:
===Barthold Heinrich Brockes (1680–1747)===
# Orientierung im Text
Naturlyrik der Frühaufklärung.
# Bildung von Verstehensinseln (Heraussuchen der Stellen, wo man etwas versteht)
:"Anders als noch im Barock erscheint hier die Fliege nicht mehr als emblematisches Zeichen der Unvollkommenheit, sondern wird zum Signum der Freude an der Natur. Die Natur wird en détail beschrieben und dabei sowohl Mikro- als auch Makrokosmos einbezogen. Die Freude über das unscheinbare Geschöpf führt zu irdischem Vergnügen - und damit auch zur Verehrung Gottes, daselbst in dem kleinsten Tier Gottes kreative Omnipotenz erscheint." (aus der Vorlesung von Prof. Dr. Albert Meier, Wintersemester 2006/07 Uni Kiel, zu "Die Literatur des 18. Jahrhunderts", siehe unten)
# Verbindungen zwischen Verstehensinseln suchen
# den roten Faden suchen
# abschließend über das Verstandene reflektieren


<table width=100% cellpadding=10><tr>
Dies kann man an unterschiedlich schwierigen Texten üben. Für den Test empfiehlt sich ein etwas einfacherer Text, für den nur '''drei''' Schritte ausformuliert werden sollen: Thema (Worum geht es?), Textwiedergabe und roter Faden.
<td width=300>


<poem>
== Beispiel eines Tests zur Texterschließung ==
'''Die kleine Fliege'''


Neulich sah ich, mit Ergetzen,
Lessing in der [http://de.wikisource.org/wiki/Vorrede_zu_einem_Entwurf_einer_Abhandlung_%C3%BCber_%22Bibliolatrie%22 Vorrede] zu einem Entwurf einer Abhandlung über »Bibliolatrie« (Bibelverehrung) aus dem Jahre 1779:
Eine kleine Fliege sich,
Auf ein Erlen-Blättchen setzen,
{{Zeile|5}}Deren Form verwunderlich
Von den Fingern der Natur,
So an Farb′, als an Figur,
Und an bunten Glantz gebildet.
Es war ihr klein Köpfgen grün,
{{Zeile|10}}Und ihr Körperchen vergüldet,
Ihrer klaren Flügel Paar,
Wenn die Sonne sie beschien,
Färbt ein Roth fast wie Rubin,
Das, indem es wandelbar,
{{Zeile|15}}Auch zuweilen bläulich war.
Liebster Gott! wie kann doch hier
Sich so mancher Farben Zier
Auf so kleinem Platz vereinen,
Und mit solchem Glantz vermählen,
{{Zeile|20}}Daß sie wie Metallen scheinen!
Rief ich, mit vergnügter Seelen.
</poem>
</td><td width=280>
<poem>
:
Wie so künstlich! fiel mir ein,
Müssen hier die kleinen Theile
In einander eingeschrenckt,
{{Zeile|25}}durch einander hergelenckt
Wunderbar verbunden seyn!
Zu dem Endzweck, daß der Schein
Unsrer Sonnen und ihr Licht,
Das so wunderbarlich-schön,
{{Zeile|30}}Und von uns sonst nicht zu sehn,
Unserm forschenden Gesicht
Sichtbar werd, und unser Sinn,
Von derselben Pracht gerühret,
Durch den Glantz zuletzt dahin
{{Zeile|35}}Aufgezogen und geführet,
Woraus selbst der Sonnen Pracht
Erst entsprungen, der die Welt,
Wie erschaffen, so erhält,
Und so herrlich zubereitet.
{{Zeile|40}}Hast du also, kleine Fliege,
Da ich mir an die vergnüge,
selbst zur Gottheit mich geleitet. &nbsp; &nbsp; &nbsp; &nbsp;
:
</poem>
</td><td width=400>
''Kurzkommentar:'' Die Bewunderung für die Fliege resultiert aus dem Gedanken, dass nur ein genialer oberster Mechanikus ein derartiges Wunderwerk zustandebringen kann, dass also die Kunstfertigkeit, die selbst oder gerade auch in den kleinsten und lästigsten Wesen zu finden ist, ein Beweis für eine obersten Konstrukteur sein muss. Dieser Konstrukteurs-Gott ist mehr als nur ein Schöpfer - sein Denken und seine Schöpfung, also die „Natur“, gehorchen den Prinzipien der mechanischen Wissenschaften. Das Geheimnis der Natur ist gelüftet durch genaue Beobachtung: Sie ist nichts Eigenständiges, sondern ein Beweisstück für die Rationalität der Welt. Die aufgeklärte Vernunft findet sich auf diese Weise in der Natur wieder, die Naturphänomene dienen der Selbstbespiegelung der aufgeklärten Vernunft. (K.D.)
</td>
</tr></table>
Barthold Hinrich Brockes: "Irdisches Vergnügen in Gott", eine Gedichtsammlung, die zwischen 1721 und 1748 in neun Bänden mit insgesamt mehr als 5500 Seiten erschienen.


=== J.W.Goethe ===
====Einordnung des Textes====
''' Natur & Liebe: Eine neue Religion'''
:Im 18. Jahrhundert wird „der Begriff der Natur zum Zentrum eines kritischen Gegendiskurses gegen den Rationalismus. Im Begriff der Natur sammelt sich die System- und Kulturkritik der Aufklärung. … Dabei werden nun mit dem Naturbegriff sehr unterschiedliche Vorstellungskomplexe verbunden: sowohl die Vorstellung einer von Menschen unberührten, sei es paradiesischen, sei es wilden Natur, als auch die Vorstellung einer Befreiung von Mensch und Natur - die Leitidee des englischen Gartens - als auch - und dies vor allem seit Rousseau - die Befreiung der Natur des Menschen von Zwängen, Regeln und Normenvorgaben der Gesellschaft verbindet sich mit einem polemisch-kulturkritischen Naturbegriff."(Silvio Vietta: Die vollendete Speculation führt zur Natur zurück. Natur und Ästhetik. Reclam Leipzig 1995, S.88)


<table width=100% cellpadding=10><tr>
In diesem Entwurf zu einem Vorwort versucht Lessing im {{wpde|Fragmentenstreit|Fragmentenstreit}} sein Plädoyer für ein aufgeklärtes Verhältnis zu Religionen als einen Versuch der Vermittlung zwischen {{wpde|Orthodoxie|orthodoxem}} Bibelverständnis und radikaler {{wpde|Religionskritik|Religionskritik}} zu beschreiben. Insofern kann man den Text als eine rationale Rechtfertigung der Intention seines im selben Jahre erschienenen Theaterstücks [[Nathan der Weise]] verstehen.
<td width=300>
<poem>
'''''J. W. Goethe'''''


'''Maifest'''
===Text===


Wie herrlich leuchtet
Der bessere Teil meines Lebens ist - glücklicher- oder unglücklicherweise? - in eine Zeit gefallen, in welcher Schriften für die Wahrheit der christlichen Religion gewissermaßen Modeschriften waren. Nun werden Modeschriften, die meistenteils aus Nachahmung irgendeines vortrefflichen Werks ihrer Art entstehen, das sehr viel Aufsehn macht, seinem Verfasser einen sehr ausgebreiteten Namen erwirbt, . . . nun werden Modeschriften, sag' ich, eben weil es Modeschriften sind, sie mögen sein, von welchem Inhalte sie wollen, so fleißig und allgemein gelesen, daß jeder Mensch, der sich nur in etwas mit Lesen abgibt, sich schämen muß, sie nicht auch gelesen zu haben. Was Wunder also, daß meine Lektüre ebenfalls darauf verfiel und ich gar bald nicht eher ruhen konnte, bis ich jedes neue Produkt in diesem Fache habhaft werden und verschlingen konnte. Ob ich daran gut getan, auch wenn es möglich gewesen wäre, daß bei dieser Unersättlichkeit, die nämliche wichtige Sache nur immer von einer Seite plädieren zu hören, die Neugierde nie entstanden wäre, endlich doch auch einmal zu erfahren, was von der andern Seite gesagt werde, will ich hier nicht entscheiden. Genug, was unmöglich ausbleiben konnte, blieb bei mir auch nicht einmal lange aus. Nicht lange, und ich suchte jede neue Schrift wider die Religion nun ebenso begierig auf und schenkte ihr ebendas geduldige unparteiische Gehör, das ich sonst nur den Schriften für die Religion schuldig zu sein glaubte. So blieb es auch eine geraume Zeit. Ich ward von einer Seite zur andern gerissen; keine befriedigte mich ganz. Die eine sowohl als die andere ließ mich nur mit dem festen Vorsatze von sich, die Sache nicht eher abzuurteln, quam utrinque plenius fuerit peroratum (als bis sie von beiden Seiten ausführlicher durchgesprochen wäre). Bis hieher, glaub' ich, ist es manchem andern gerade ebenso gegangen. Aber auch in dem, was nun kömmt?
Mir die Natur!
Wie glänzt die Sonne!
Wie lacht die Flur!


{{Zeile|5}}Es dringen Blüten
Je zusetzender die Schriftsteller von beiden Teilen wurden - und das wurden sie so ziemlich in der nämlichen Progression; der neueste war immer der entscheidendste, der hohnsprechendste - desto mehr glaubte ich zu empfinden, daß die Wirkung, die ein jeder auf mich machte, diejenige gar nicht sei, die er eigentlich nach seiner Art hätte machen müssen. War mir doch oft, als ob die Herren, wie dort in der Fabel, Der Tod und Liebe, ihre Waffen vertauscht hätten! Je bündiger mir der eine das Christentum erweisen wollte, desto zweifelhafter ward ich. Je mutwilliger und triumphierender mir es der andere ganz zu Boden treten wollte, desto geneigter fühlte ich mich, es wenigstens in meinem Herzen aufrechtzuerhalten.

Aus jedem Zweig 

Und tausend Stimmen

Aus dem Gesträuch,


Und Freud und Wonne
Das konnte von einer bloßen Antiperistasis, von der natürlichen Gegenwirkung unsrer Seele, die mit Gewalt ihre Lage ändern soll, nicht herkommen. Es mußte folglich mit an der Art liegen, mit der jeder seine Sache verteidigte.
{{Zeile|10}}
Aus jeder Brust.
|[http://de.wikisource.org/wiki/Vorrede_zu_einem_Entwurf_einer_Abhandlung_%C3%BCber_%22Bibliolatrie%22 Lessing in der Vorrede zu einem Entwurf einer Abhandlung über »Bibliolatrie« (Bibelverehrung) aus dem Jahre 1779]; 20.10.2006
O Erd, o Sonne! 

O Glück, o Lust!


O Lieb, o Liebe, 

So golden schön,

{{Zeile|15}}Wie Morgenwolken

Auf jenen Höhn!


Du segnest herrlich
{{Aufgabe|

Das frische Feld,
# Worüber schreibt Lessing im vorliegenden Text?
Im Blütendampfe 

# Geben Sie den Text mit Ihren eigenen Worten wieder.
{{Zeile|20}}Die volle Welt.
# Stellen Sie kurz den „roten Faden“ dar.}}
</poem>
</td><td width=250 >
<poem>
O Mädchen, Mädchen,

Wie lieb ich dich!

Wie blickt dein Auge!

Wie liebst du mich!
 
{{Zeile|25}}So liebt die Lerche

Gesang und Luft, 

Und Morgenblumen 

Den Himmelsduft,
 
Wie ich dich liebe 

{{Zeile|30}}Mit warmem Blut, 

Die du mir Jugend 

Und Freud und Mut
 
Zu neuen Liedern

Und Tänzen gibst. 

{{Zeile|35}}Sei ewig glücklich, 

Wie du mich liebst!
 
(1771)
</poem>
</td><td width="400">
''Kurzkommentar:'' „... So liebt die Lerche / Gesang und Luft, ... Wie ich dich liebe / mit warmem Blut“. In diesem Vergleich fallen die "Liebe" der Tier- und Pflanzenwelt und der Menschenwelt zusammen, alle unterliegen sie einer Naturkraft, die die Elemente und die Spezies zusammendrängt, zueinander führt.
 
Die Liebe der Lerche ist keine Parabel oder Analogie-Konstruktion, sondern lediglich eine andere Verwirklichung derselben unwiderstehlichen Gewalt: Lieben ist göttlich, weil Liebe ein anderes Wort für den Gott des Pantheismus ist, in der Naturerfahrung offenbart sich Liebe als Grundprinzip allen Wachsens und Werdens und Liebesdienst ist Gottesdienst. (K.D.)
</td>
</tr></table>
 
=== Friedrich Hölderlin ===
'''Freiheitsraum Natur - Knechtschaft Gesellschaft'''
:„Das vorneuzeitliche Denken hatte der Natur Eigenständigkeit und Eigenleben zugesprochen. Der Begriff Natur, abgeleitet vom lateinischen Stamm nasci (d.h. geboren werden, entstehen), meint ursprünglich die von Menschenhand unberührte, gewachsene Welt der Dinge sowie das von Geburt Mitgebrachte, Angeborene. Ähnlich bezeichnet das griechische Wort physis den Bereich des von der Natur, nicht dem Menschen, Hervorgebrachten, Wachsenden und Werdenden. […] Natur ist dieser Vorstellung nach (gemeint ist die Naturlehre des Aristoteles, K.D.) gerade das aus sich selbst heraus Lebensfähige und Wirksame, und sie ist dies nach griechischer Vorstellung auch nicht von Gnaden eines Schöpfergottes oder gar des Menschen.“ (Silvio Vietta: Die vollendete Speculation führt zur Natur zurück. Natur und Ästhetik. Reclam Leipzig 1995 S. 13)
 
<table width=100% cellpadding=10><tr>
<td width=450>
'''Friedrich Hölderlin (1770 - 1843)'''
 
'''Die Eichbäume'''
:Aus den Gärten komm ich zu euch, ihr Söhne des Berges!
:Aus den Gärten, da lebt die Natur geduldig und häuslich,
:Pflegend und wieder gepflegt mit dem fleißigen Menschen zusammen.
:Aber ihr, ihr Herrlichen! steht, wie ein Volk von Titanen
:In der zahmeren Welt und gehört nur euch und dem Himmel,
:Der euch nährt` und erzog, und der Erde, die euch geboren.
:Keiner von euch ist noch in die Schule der Menschen gegangen,
:Und ihr drängt euch fröhlich und frei, aus der kräftigen Wurzel,
:Unter einander herauf und ergreift, wie der Adler die Beute,
:Mit gewaltigem Arme den Raum, und gegen die Wolken
:Ist euch heiter und groß die sonnige Krone gerichtet.
:Eine Welt ist jeder von euch, wie die Sterne des Himmels
:Lebt ihr, jeder ein Gott, in freiem Bunde zusammen.
:Könnt ich die Knechtschaft nur erdulden, ich neidete nimmer
:Diesen Wald und schmiegte mich gern ans gesellige Leben.
:Fesselte nur nicht mehr ans gesellige Leben das Herz mich,
:Das von Liebe nicht läßt, wie gern würd ich unter euch wohnen.
</td><td width="300">
:Ein wunderbares Beispiel für oben Gesagtes ist das Gedicht von Fr. Hölderlin: Die Eichbäume (1798). Die Attribute, mit denen diese Bäume versehen werden: Unabhängigkeit, Selbstgenügsamkeit und Freiheit, eingespannt zwischen Himmel und Erde und an beiden Sphären teilhabend, die Schilderung / Lobpreisung von deren natürlicher Lebensform zeugt von einem Naturbild, das sich zwar am antiken Naturverständnis orientiert, zugleich aber auf das moderne Ideal von Autonomie hinzielt. Dass beides nicht geht, Autonomie und moderne Gesellschaft schafft den elegischen Grundton. (K.D.)
</td></tr></table>
 
 
=== J.v. Eichendorff  ===
Natur als Motiv in der Lyrik bedeutet nicht unbedingt, dass die Natur oder ein Naturverhältnis zentral oder realistisch thematisiert wird. Häufig bildet der Bildbereich Natur eine Art Kulisse für die Stimmung des lyrischen Ichs, während andere Motive im Zentrum der Aussage des Gedichts stehen. Insbesondere J.v.Eichendorffs Gedichte zeigen - mit Mühlenrad und Wiesengrund, oft auch mit Waldhornklang und Waldesrauschen - eine stereotypische Bildlichkeit.
 
<table width=100% cellpadding=10><tr>
<td width=400>
<poem>
'''''Joseph von Eichendorff '''''
 
'''Das zerbrochene Ringlein'''
<font>In einem kühlen Grunde </font>
<font>Da geht ein Mühlenrad, </font>
<font>Mein' Liebste ist verschwunden, </font>
<font>Die dort gewohnt hat.</font>
 
{{Zeile|5}}<font>Sie hat mir Treu' versprochen, </font>
<font>Gab mir ein'n Ring dabei, </font>
<font>Sie hat die Treu' gebrochen, </font>
<font>Mein Ringlein sprang entzwei.</font>
 
<font>Ich möcht' als Spielmann reisen </font>
{{Zeile|10}}<font>Weit in die Welt hinaus, </font>
<font>Und singen meine Weisen, </font>
<font>Und gehn von Haus zu Haus.</font>
 
<font>Ich möcht' als Reiter fliegen </font>
<font>Wohl in die blut'ge Schlacht, </font>
{{Zeile|15}}<font>Um stille Feuer liegen </font>
<font>Im Feld bei dunkler Nacht.</font>
 
<font>Hör' ich das Mühlrad gehen: </font>
<font>Ich weiß nicht, was ich will - </font>
<font>Ich möcht' am liebsten sterben, </font>
<font>Da wär's auf einmal still!</font>
</poem>
</td><td>
<poem>
'''Im Walde'''
 
Es zog eine Hochzeit den Berg entlang,
ich hörte die Vögel schlagen,
da blitzten viel Reiter, das Waldhorn klang,
das war ein lustiges Jagen!
 
{{Zeile|5}}Und eh ichs gedacht, war alles verhallt,
die Nacht bedecket die Runde,
nur von den Bergen noch rauschet der Wald
und mich schauert im Herzensgrunde.
:
:
:</poem>
 
''Kurzkommentar (K.D.):'' Der Mensch (der Romantik) ist in Naturvorgänge eingefügt, die ihm rätselhaft und undurchschaubar bleiben, die ihn in seiner Existenz gefährden und die durch kein Wissen und keine Wissenschaft gebändigt werden können. Dieses Wissen, das bei hellem Tage verdrängt wird, kehrt wieder, meldet sich gleichsam, am Tagesende, bei Einbruch der Nacht (siehe auch: [[http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/romantik/eichend_2.htm "Zwielicht"]]. Dann ist der "Wald" auch nicht ein Ort der Ruhe, der Heimkehr und Erholung - wie der Garten - sondern ein Ort des "Schauerns", der Orientierungslosigkeit, der Verwirrung oder gar des Untergangs - wie in  "Waldgespräch":
 
:Es ist schon spät, es wird schon kalt,
:Was reit’st du einsam durch den Wald?
:Der Wald ist lang, du bist allein,
:...
</td></tr></table>
 
* {{zum|http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/romantik/index.htm|Romantik & Lyrik}} - Gedichtinterpretationen zu J.v.Eichendorffs "Sehnsucht", "Zwielicht" und "Im Walde".
 
=== Orte 1: Am Meer ===
'''Meeresstimmungen'''. Trotz Volksliedstrophe, Träumen, Schauern und Stimmen eher unheimlich als heimelig.
<table cellpadding="5"><tr><td width=350>
<poem>
'''Heinrich Heine'''
'''Fragen'''
 
Am Meer, am wüsten, nächtlichen Meer
Steht ein Jüngling-Mann,
Die Brust voller Wehmut, das Haupt voll Zweifel,
Und mit düstern Lippen fragt er die Wogen:
 
"O löst mir das Rätsel des Lebens,
Das qualvoll uralte Rätsel,
Worüber schon manche Häupter gegrübelt,
Häupter in Hieroglyphenmützen.
Häupter im Turban und schwarzem Barett,
Perückenhäupter und tausend andre
Arme, schwitzende Menschenhäupter -
Sag mir, was bedeutet der Mensch?
Woher ist er kommen? Wo geht er hin?
Wer wohnt dort oben auf goldenen Sternen?"
 
Es murmeln die Wogen ihr ewges Gemurmel,
Es wehet der Wind, es fliehen die Wolken,
Es blinken die Sterne, gleichgültig und kalt,
Und ein Narr wartet auf Antwort.
</poem>
 
aus: Buch der Lieder (v. 1824), Die Nordsee - Zweiter Zyklus
</td><td>
<poem>
'''''Theodor Storm'''''
'''Meeresstrand'''
 
Ans Haff nun fliegt die Möwe,
Und Dämmerung bricht herein;
Über die feuchten Watten
Spiegelt der Abendschein.
 
{{Zeile|5}}Graues Geflügel huschet
Neben dem Wasser her;
Wie Träume liegen die Inseln
Im Nebel auf dem Meer.
 
Ich höre des gärenden Schlammes
{{Zeile|10}}Geheimnisvollen Ton,
Einsames Vogelrufen –
So war es immer schon.
 
Noch einmal schauert leise
Und schweiget dann der Wind;
{{Zeile|15}}Vernehmlich werden die Stimmen,
Die über der Tiefe sind.
 
Erstdruck 1854
</poem>
 
</td></tr></table>
 
===Orte 2: Im Wald ===
{{Zitat|
'''Impuls 1'''
 
„Das Massensymbol der Deutschen war das Heer. Aber das Heer war mehr als das Heer: es war der marschierende Wald. In keinem modernen Land der Welt ist das Waldgefühl so lebendig geblieben wie in Deutschland. Das Riige udn Parallele der aufrechtstehenden Bäume, ihe Dichte und ihre Zahl erfüllt das Herz des Deutschen mit tiefer und geheimnisvoller Freude. Er sucht den Wald, in dem seine Vorfahren gelebt haben, noch heute gern auf und fühlt sich ein mit Bäumen.
Ihre Sauberkeit und Abgegrenztheit gegeneinander, die Betonung der Vertikalen, unterscheidet diesen Wald von dem tropischen, wo Schlinggewächse in jeder Richtung durcheinanderwachsen. Im tropischen Wald verliert sich das Auge in der Nähe, es ist eine chaotische, ungegliederte Masse, auf eine bunteste Weise belebt, die jedes Gefühl von Regel und gleichmäßiger Wiederholung ausschließt. Der Wald der gemäßigten Zone hat seinen anschaulichen Rhythmus. Das Auge verliert sich, an sichtbaren Stämmen entlang, in eine immer gleiche Ferne. Der einzelne Baum aber ist größer als der einzelne Mensch und wächst immer weiter ins Reckenhafte. Seine Standhaftigkeit hat viel von derselben Tugend des Kriegers. [...]
 
Der Knabe, den es aus der Enge zu Hause in den Wald hinaustrieb, um, wie er glaubte, zu träumen und allein zu sein, erlebte dort die Aufnahme ins Heer voraus. Im Wald standen schon die anderen bereit, die treu und wahr und aufrecht waren, wie er sein wollte, einer wie der andere, weil jeder gerade wächst, und doch ganz verschieden an Höhe und Stärke. Man soll die Wirkung dieser frühen Waldromantik auf den Deutschen nicht unterschätzen, in hundert Liedern und Gedichten nahm er sie auf, und der Wald, der in ihnen vorkam, hieß oft deutsch.“
|Aus dem Kapitel: Massensymbole der Nationen, in Elias Canetti: Masse und Macht, Fischer 1980 (1960) S. 190f}}
{{Zitat|
'''Impuls 2'''
 
"Wie still dieser Wald! Wie schön in seinem Schweigen!"
 
Zwischen den Wurzeln einer möchtigen Fichte ließ sich der Einsame zur Ruhe nieder. So saß er, den Kopf an den Stamm gelehnt, die Hände um das Knie geschlungen. Lächelnd, als wäre die Ruhe und das Nimmerdenken über ihn gekommen, staunte er träumend hinein in die wundersame Stille. Kein Halm zu seinen Füßen und kein Zweig zu seinen Häupten bewegte sich. Auch nicht der leiseste Lufthauch atmete durch den Wald. Stark und ruhig stiegen die hundertjährigen Bäume zum Himmel auf, jeder ein König in seiner sturmerprobten Kraft. Alle kleinen, niederen Gewächse waren verkümmert und gestorben im Schatten dieser Großen; sie allein bestanden, und bescheidenes Moos nur webte zwischen ihren weitgespannten Wurzeln seinen grünen Samt über Grund und Steine. Sogar vom eigenen Leibe hatten die Riesen alle niedrigstehenden Äste abgestoßen und gesundes, saftiges Leben nur den strebenden Zweigen bewahrt, die sich aufwärts streckten bis zur Höhe des Lichtes. Das flutete goldleuchtend um die Wipfel her, ließ selten einen verlorenen Schimmer niedergleiten in den Schatten, der zwischen den braunen Stämmen lag, und dort nur, wo der Grund zu steigen anfing, brach es, einer Lichtung folgend, mit breiter brennender Welle quer durch den Wald.  
 
"Wer das so könnte wie der Wald: alles Schwächliche und Niedrige von sich abstoßen, nur bestehen lassen, was stark ist und gesund! So stolz und aufrecht hinaussteigen über den Schatten der Tiefe und die Helle suchen, die hohen, reinen Lüfte! Wer das so könnte!"
|Ludwig Ganghofer: Das Schweigen im Walde (1899), [http://gutenberg.spiegel.de/buch/2144/2 1. Kapitel]}}
{{Aufgabe|Der Wald als Metapher:
Vergleiche die Waldbeschreibung bei Ludwig Ganghofer mit dem Gedicht "Die Eichbäume" von Friedrich Hölderlin: Beide Male werden die Bäume gepriesen. Wofür stehen sie - jeweils?}}
 
===Orte 3: Die Stadt ===
<table cellpadding="5"><tr><td width=400>
<poem>
'''Joseph von Eichendorff'''
 
'''In Danzig 1842'''
 
Dunkle Giebel, hohe Fenster,
Türme tief aus Nebeln sehn,
Bleiche Statuen wie Gespenster
Lautlos an den Türen stehn.
 
{{Zeile|5}}Träumerisch der Mond drauf scheinet,
Dem die Stadt gar wohl gefällt,
Als läg' zauberhaft versteinet
Drunten eine Märchenwelt.
 
Ringsher durch das tiefe Lauschen,
{{Zeile|10}}Über alle Häuser weit,
Nur des Meeres fernes Rauschen -
Wunderbare Einsamkeit!
 
Und der Türmer wie vor Jahren
Singet ein uraltes Lied:
{{Zeile|15}}Wolle Gott den Schiffer wahren,
Der bei Nacht vorüberzieht.
 
 
</poem>
 
:''Kurzkommentar (K.D.):''
:Eine ganz bestimmte Stadt liegt dem lyrischen Ich vor Augen, zu einem bestimmten Zeitpunkt, von daher ist Konkretheit in der Anschauung zu erwarten. Aber: Die Nacht hat die Stadt verwandelt.
:1. Die Umrisse werden schemenhaft („Gespenster“)
:2. Das Mondlicht verzaubert die Stadt, lässt sie unwirklich werden („als läge ...“), schafft die Illusion einer anderen Welt: „Märchenwelt“
:3. In der Ruhe bzw Lautlosigkeit vermischen sich die Elemente Wasser und Land, darin wird das Alleinsein vom lyrischen Ich als „wunderbar“ erfahren, vielleicht im Gegensatz zum geschäftigen Tagtreiben.
:4. All dies beschwört eine alte Zeit der Aufgeräumtheit und Geborgenheit, der Türmer wird zum Symbol der stillstehenden, geschichtslosen Zeit,  aus seinem Lied spricht Gottvertrauen und Schicksalsergebenheit.
:Fazit: Die nächtliche Stadt verlebendigt sich, wacht zu Zauberleben auf, bildet eine Gegenwelt zur Tagwelt: Die Nacht romantisiert die Stadt und lässt sie wieder Natur werden! Eine Rückverwandlung.
</td><td width="450" valign="top">
<poem>
'''Georg Heym'''
'''Die Stadt'''


Sehr weit ist diese Nacht. Und Wolkenschein
=== Beispiel für eine Lösung ===
Zerreißet vor des Mondes Untergang.
Und tausend Fenster stehn die Nacht entlang
Und blinzeln mit den Lidern, rot und klein.


{{Zeile|5}}Wie Aderwerk gehn Straßen durch die Stadt,
{{Box|1=
Unzählig Menschen schwemmen aus und ein.
====Thema====
Und ewig stumpfer Ton von stumpfem Sein
Eintönig kommt heraus in Stille matt.


Gebären, Tod, gewirktes Einerlei,
Über die Wirkung der Lektüre religiöser Schriften auf Lessing ''(Wortblock)''
{{Zeile|10}}Lallen der Wehen, langer Sterbeschrei,
Im blinden Wechsel geht es dumpf vorbei.


Und Schein und Feuer, Fackeln rot und Brand,
Lessing schreibt darüber, weshalb er so viele Schriften über Wahrheit und Unwahrheit der Religion gelesen hat, und darüber, wodurch er in seinem Urteil verunsichert wurde. ''(Satz)''
Die drohn im Weiten mit gezückter Hand
Und scheinen hoch von dunkler Wolkenwand.


                              Nov. 1911
====Textwiedergabe====


Lessing führt in seiner Vorrede zu einem Entwurf einer Abhandlung über Biblioatrie aus, die wesentliche Phase seines Lebens habe in einer Zeit gelegen, wo Schriften über das Christentum populär, ja geradezu Mode gewesen seien. Zu Modeschriften komme es meist, wenn ein hervorragendes Werk zu einem Gegenstand erschienen sei und sich andere an dessen Erfolg anzuschließen suchten. Weil in einem solchen Fall so viel zu diesem Thema erscheint, müsse jemand, der als informiert gelten wolle, sich auch damit beschäftigen. So habe auch er praktisch alles, was zu dieser Frage an Neuem erschienen sei, gelesen. Dadurch sei bei ihm allerdings die Neugier entstanden, zu erfahren, was gegen die Religion gesagt werde. Ob es insofern ein Fehler gewesen sei, so viele Schriften ''für'' das Christentum zu lesen, wolle er offen lassen. Jedenfalls habe er alle Schriften gegen die Religion ebenso unparteiisch gelesen wie die für das Christentum. So habe er bei dieser Lektüre einige Zeit zwischen beiden Seiten geschwankt, je nach dem, welche Schrift er gerade gelesen habe. Und so sei es wohl auch anderen ergangen.


</poem>
Doch dann habe er festgestellt, dass die Texte, je polemischer sie wurden, auf ihn immer weniger den Eindruck machten, den sie anstrebten. Vielmehr hätten ihn die Schriften für das Christentum am Christentum zweifeln lassen, während die Schriften dagegen ihn dazu gebracht hätten, am Christentum festzuhalten.  
:''Kurzkommentar (K.D.):'' Der bestimmte Artikel in der Überschrift (''„Motto“'' im Sonett) legt nahe, dass es hier um keine bestimmte Stadt geht, sondern um die Stadt an sich, dass also Wesentliches am Phänomen Stadt veranschaulicht bzw. geschildert werden soll.
:Strophe 1 und 2 (''„pictura“''): Stadtbeschreibung, der Himmel ist bewegt, Unbelebtes wird belebt („Fenster“, „Aderwerk“), Lebendiges wird dinghaft („Menschen schwemmen..“)
:Die Geräusche in ihrer Gleichförmigkeit bilden einen „stumpfen Ton“ (zweimal „stumpf“), eine Art falscher Stille, „matt“ genannt, die keine Ruhe gönnt.
:Strophe 3 und 4 (''„scriptura“''): Dieses Charakteristikum des Stadtlebens wird nun verallgemeinert zum Wesenszug des Daseins überhaupt: „blinder Wechsel“, und gipfelt schließlich in einem Bild der umfassenden Bedrohung durch die Elemente bzw. modernen Naturkräfte.
:Die Stadt wird zum Sinnbild der bedrohten Existenz des Menschen.
:Bevorzugung dunkler, kräftiger Vokale, wie auch dunkler Farben (zweimal „rot“). Vorherrschend sind Substantive, häufig mit Adjektiven verstärkt bzw. eingefärbt.


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Seiner Meinung nach kann das nicht allein an einer normalen Reaktion auf einen Druck, sich für eine Meinung entscheiden zu sollen, liegen, sondern muss auch mit der Argumentationsweise der Schriften zusammenhängen.


== Unterrichtsmaterialien==
===Roter Faden===
===Verlage===
*  Bode, Dietrich (Hrsg.): Deutsche Naturlyrik. Eine Auswahl, Reclam Verlag Stuttgart 2012 (= RUB 18944), ISBN 978-3-15-018944-3
* [https://www.bange-shop.de/naturlyrik-vom-mittelalter-bis-zur-gegenwart Blecken, Gudrun: "Naturlyrik vom Mittelalter bis zur Gegenwart - Wichtige Interpretationen zum Themenfeld: Naturlyrik"] - aus der Reihe "Königs Erläuterungen Spezial". ISBN 978-3-8044-3031-0
:"... Mithilfe der ausführlichen Informationen zur jeweiligen Epoche, den wichtigsten Vertretern und deren Werken sind Schüler fundiert und umfassend vorbereitet auf Abitur, Matura, Klausuren und Referate zu diesem Thema." - Der Verlag bietet hierzu auch folgende kostenlose Downloads: Musterseiten - Inhaltsverzeichnis - Ergänzendes Kapitel mit neun weiteren Gedichten von Goethe bis Trakl (pdf)


* Lindenhahn, R., Merkel, P.: Natur und Mensch in der Lyrik vom Sturm und Drang bis zur Gegenwart. Cornelsen Verlag, Berlin 2013, ISBN 978-3-464-61236-1. (Handreichungen: ISBN 978-3-464-61237-8)
Lessing schreibt, er habe viele Schriften über Religion gelesen, weil sie in Mode waren. Da er so viele davon gelesen habe, habe er auch Interesse für die Schriften der Gegenseite entwickelt und sich bei der Lektüre um ein gerechtes Urteil bemüht. Dabei sei er, je mehr Schriften er gelesen habe, desto mehr durch die Schriften ''für'' das Christentum gegen das Christentum eingenommen worden, dagegen von den Schriften ''gegen'' das Christentum darin bestärkt worden, am Christentum festzuhalten. Das müsse auch mit der Art, wie in diesen Schriften argumentiert worden sei, zusammenhängen.
|Lösung}}


* [http://f.sbzo.de/onlineanhaenge/files/978-3-14-022550-2_inhalt.pdf Einfach Deutsch: Naturlyrik] - Inhaltsverzeichnis (pdf) - Unterrichtsmodell, Schoening-Verlag, ISBN 978-3-14-022550-2
== Reflexion zur Aufgabenstellung ==


===Links===
Es ist ''nicht'' ganz einfach zu erkennen, dass Lessing mit dieser Vorrede zu seiner geplanten Schrift über Bibelverehrung zu verstehen gibt, dass seiner Meinung nach die eifrigsten Verteidiger des Christentums dem Christentum den größten Schaden antun. Und das, obwohl er es in den letzten Sätzen ganz deutlich ausspricht.  
* [http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/veranstaltungen/vorlesungen/literatur18/Die%20Literatur%20des%2018_3010.pdf Lyrik der Frühaufklärung (Barthold Heinrich Brockes)] - Aus der Vorlesung von Prof. Dr. Albert Meier (Wintersemester 2006/07 Uni Kiel) zu [http://www.literaturwissenschaft-online.uni-kiel.de/veranstaltungen/vorlesungen/literatur18jhdt.asp Die Literatur des 18. Jahrhunderts]:
:"Brockes ist die herausragende Gestalt in der Naturlyrik der Frühaufklärung." - Vorgeführt an dessen Gedicht "Die kleine Fliege" (1736).


*[http://www.fachverband-deutsch.de/index.php?page=48&message=E888D4FE-09E5-2C7E-727F-D0AEE2DBA5B4 Materialien zur baden-württembergischen Jahrestagung des Fachverbandes Deutsch beim Deutschen Germanistiktages]:
Denn er hütet sich - wie auch in seiner Schrift "Über den Beweis des Geistes und der Kraft" - ''offen'' auszusprechen, dass er einen vernunftwidrigen Glauben an Wunder für ein Zeichen von Unverstand hält. Vielmehr verteilt er in dieser Vorrede die Kritik noch gleichmäßig auf Verteidiger und Kritiker des Christentums. Dass er als [[Aufklärung|Aufklärer]] aber kein Befürworter von Bibelverehrung ohne vernünftige Kritik sein kann, das kann man sich denken, auch wenn er aus Rücksicht auf die orthodoxe buchstabengläubige Mehrheit es vermeidet, das ganz deutlich auszusprechen.  
:"Am 21. und 22. Februar 2014 fand die Jahrestagung des baden-württembergischen Landesverbandes in der Landesakademie Bad Wildbad statt. Die vielfältigen, sowohl für die Unterrichtspraxis als auch für die Bildungsdebatte interessanten Ergebnisse werden nun der Öffentlichkeit vorgestellt." - Mit '''"Naturlyrik"''' und deren Vermittlung in der Kursstufe beschäftigen sich die Beiträge von Gerhard Friedl und Hans Spielmann.


*[http://www.lindenhahn.de/referate/natlyr/Naturlyrik.htm Reinhard Lindenhahn: Rosen statt Keulen! – Kreative Wege der Texterschließung] - durch- und vorgeführt an Naturlyrik von J.W.Goethe bis Sarah Kirsch.
Er kündigt also keine Schrift für oder gegen das Christentum an, sondern eine Schrift über Bibelverehrung. Und dass diese kritisch ausfallen wird, rechtfertigt er in diesem Vorwort.


=== Interessantes ===
== Unterrichtsreihen ==
* [http://dsb.zum.de/wiki/Deutsch/Erschlie%C3%9Fung_poetischer_Texte_am_Beispiel_von_Kafkas_Parabel_Heimkehr/Texterschlie%C3%9Fung Erschließung poetischer Texte – Kurzprosa] ([[Digitale Schule Bayern/Deutsch]])


* Kein Beitrag zur Natur'''lyrik''', aber ein philosophischer Essay zum Thema [http://www.hoheluft-magazin.de/wp-content/uploads/2014/03/natur.pdf '''Zurück zur Natur?'''] aus dem HOHE LUFT Magazin / 31.03.2014 / Leseprobe  (pdf)
== Weblinks ==
:"Alle Welt scheint sich heute nach mehr Naturverbundenheit zu sehnen. Gegen die moderne Technik hingegen gibt es ein tiefes Misstrauen. Doch wie sinnvoll ist es, die Natur zu verklären? Und worum geht es wirklich beim Wunsch, zu den Wurzeln zurückzukehren? HOHE LUFT-Volontärin Greta Lührs widmet sich diesen Fragen in der aktuellen Ausgabe von HOHE LUFT."
* [http://www.uni-koblenz.de/~odsleis/leseverstehen2004/ Josef Leisen: Leseverstehen in den naturwissenschaftlichen Fächern der Sekundarstufen]
:"Natur ist in. Landleben, Bio, Naturbelassenheit und Nachhaltigkeit werden nicht mehr mit dem zotteligen Öko-Freak in Verbindung gebracht, sondern stehen für einen modernen, umsichtigen Lifestyle. Ferien im Grünen sind angesagt, Outdoor-Sportarten boomen, ein grünes, naturverbundenes Image gehört für ein erfolgreiches Unternehmen zum guten Ton. Auf der anderen Seite erleben wir einen rasanten Fortschritt in Wissenschaft und Technik, der uns immer weiter von der Natur zu entfernen scheint. Jeder möchte natürlich sein, dennoch tun wir alles dafür, den Lauf der Natur zu beeinflussen, ihn aufzuhalten. Doch was ist Natur überhaupt? Oder anders gefragt: Was ist nicht natürlich? Und ist das Natürliche auch automatisch gut?"
** [http://www.uni-koblenz.de/~odsleis/leseverstehen2004/4.pdf Das Fünf-Phasen-Schema zur Texterschließung (pdf, 1 Seite)]


==Siehe auch==
== Siehe auch ==
* [[Landschaftsbeschreibung in der Literatur]]
* [[Arbeitstechniken]]
* [[Landschaft]]
* [[Methoden im Deutschunterricht]]
* [[Lyrik]]
* [[Reziprokes Lesen]]
* [[Natur im Kunstunterricht]]
* [[Texte aktiv lesen]]
* [[Unterrichtsmethoden]]




[[Kategorie:Abitur im Fach Deutsch]]
[[Kategorie:Texterschließung|!]]
[[Kategorie:Lyrik]]
[[Kategorie:Unterrichtsidee]]
[[Kategorie:Motive in der Literatur]]
[[Kategorie:Deutsch]]
[[Kategorie:ZUM2Edutags]]<metakeywords>ZUM2Edutags,ZUM-Wiki,ZUM.de,OER,Naturlyrik,Natur,Lyrik,Literatur,Deutsch,Abitur</metakeywords>

Version vom 5. November 2018, 07:49 Uhr

Eine Texterschließung als Arbeitsform zielt im Unterschied zur Textwiedergabe nicht darauf ab, einen Text so klar und übersichtlich wie möglich vorzustellen, sondern aufzuzeigen, was man von einem vorliegenden schwierigen Text verstanden hat.

Das ist besonders interessant bei naturwissenschaftlichen Texten, kann im Deutschunterricht aber auch sinnvoll an überdurchschnittlich schwierigen Texten geübt und getestet werden.

Zur Texterschließung gehören die Schritte:

  1. Orientierung im Text
  2. Bildung von Verstehensinseln (Heraussuchen der Stellen, wo man etwas versteht)
  3. Verbindungen zwischen Verstehensinseln suchen
  4. den roten Faden suchen
  5. abschließend über das Verstandene reflektieren

Dies kann man an unterschiedlich schwierigen Texten üben. Für den Test empfiehlt sich ein etwas einfacherer Text, für den nur drei Schritte ausformuliert werden sollen: Thema (Worum geht es?), Textwiedergabe und roter Faden.

Beispiel eines Tests zur Texterschließung

Lessing in der Vorrede zu einem Entwurf einer Abhandlung über »Bibliolatrie« (Bibelverehrung) aus dem Jahre 1779:

Einordnung des Textes

In diesem Entwurf zu einem Vorwort versucht Lessing im FragmentenstreitWikipedia-logo.png sein Plädoyer für ein aufgeklärtes Verhältnis zu Religionen als einen Versuch der Vermittlung zwischen orthodoxemWikipedia-logo.png Bibelverständnis und radikaler ReligionskritikWikipedia-logo.png zu beschreiben. Insofern kann man den Text als eine rationale Rechtfertigung der Intention seines im selben Jahre erschienenen Theaterstücks Nathan der Weise verstehen.

Text

Der bessere Teil meines Lebens ist - glücklicher- oder unglücklicherweise? - in eine Zeit gefallen, in welcher Schriften für die Wahrheit der christlichen Religion gewissermaßen Modeschriften waren. Nun werden Modeschriften, die meistenteils aus Nachahmung irgendeines vortrefflichen Werks ihrer Art entstehen, das sehr viel Aufsehn macht, seinem Verfasser einen sehr ausgebreiteten Namen erwirbt, . . . nun werden Modeschriften, sag' ich, eben weil es Modeschriften sind, sie mögen sein, von welchem Inhalte sie wollen, so fleißig und allgemein gelesen, daß jeder Mensch, der sich nur in etwas mit Lesen abgibt, sich schämen muß, sie nicht auch gelesen zu haben. Was Wunder also, daß meine Lektüre ebenfalls darauf verfiel und ich gar bald nicht eher ruhen konnte, bis ich jedes neue Produkt in diesem Fache habhaft werden und verschlingen konnte. Ob ich daran gut getan, auch wenn es möglich gewesen wäre, daß bei dieser Unersättlichkeit, die nämliche wichtige Sache nur immer von einer Seite plädieren zu hören, die Neugierde nie entstanden wäre, endlich doch auch einmal zu erfahren, was von der andern Seite gesagt werde, will ich hier nicht entscheiden. Genug, was unmöglich ausbleiben konnte, blieb bei mir auch nicht einmal lange aus. Nicht lange, und ich suchte jede neue Schrift wider die Religion nun ebenso begierig auf und schenkte ihr ebendas geduldige unparteiische Gehör, das ich sonst nur den Schriften für die Religion schuldig zu sein glaubte. So blieb es auch eine geraume Zeit. Ich ward von einer Seite zur andern gerissen; keine befriedigte mich ganz. Die eine sowohl als die andere ließ mich nur mit dem festen Vorsatze von sich, die Sache nicht eher abzuurteln, quam utrinque plenius fuerit peroratum (als bis sie von beiden Seiten ausführlicher durchgesprochen wäre). Bis hieher, glaub' ich, ist es manchem andern gerade ebenso gegangen. Aber auch in dem, was nun kömmt?

Je zusetzender die Schriftsteller von beiden Teilen wurden - und das wurden sie so ziemlich in der nämlichen Progression; der neueste war immer der entscheidendste, der hohnsprechendste - desto mehr glaubte ich zu empfinden, daß die Wirkung, die ein jeder auf mich machte, diejenige gar nicht sei, die er eigentlich nach seiner Art hätte machen müssen. War mir doch oft, als ob die Herren, wie dort in der Fabel, Der Tod und Liebe, ihre Waffen vertauscht hätten! Je bündiger mir der eine das Christentum erweisen wollte, desto zweifelhafter ward ich. Je mutwilliger und triumphierender mir es der andere ganz zu Boden treten wollte, desto geneigter fühlte ich mich, es wenigstens in meinem Herzen aufrechtzuerhalten.

Das konnte von einer bloßen Antiperistasis, von der natürlichen Gegenwirkung unsrer Seele, die mit Gewalt ihre Lage ändern soll, nicht herkommen. Es mußte folglich mit an der Art liegen, mit der jeder seine Sache verteidigte. |Lessing in der Vorrede zu einem Entwurf einer Abhandlung über »Bibliolatrie« (Bibelverehrung) aus dem Jahre 1779; 20.10.2006


Aufgabe
  1. Worüber schreibt Lessing im vorliegenden Text?
  2. Geben Sie den Text mit Ihren eigenen Worten wieder.
  3. Stellen Sie kurz den „roten Faden“ dar.

Beispiel für eine Lösung

Lösung
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Reflexion zur Aufgabenstellung

Es ist nicht ganz einfach zu erkennen, dass Lessing mit dieser Vorrede zu seiner geplanten Schrift über Bibelverehrung zu verstehen gibt, dass seiner Meinung nach die eifrigsten Verteidiger des Christentums dem Christentum den größten Schaden antun. Und das, obwohl er es in den letzten Sätzen ganz deutlich ausspricht.

Denn er hütet sich - wie auch in seiner Schrift "Über den Beweis des Geistes und der Kraft" - offen auszusprechen, dass er einen vernunftwidrigen Glauben an Wunder für ein Zeichen von Unverstand hält. Vielmehr verteilt er in dieser Vorrede die Kritik noch gleichmäßig auf Verteidiger und Kritiker des Christentums. Dass er als Aufklärer aber kein Befürworter von Bibelverehrung ohne vernünftige Kritik sein kann, das kann man sich denken, auch wenn er aus Rücksicht auf die orthodoxe buchstabengläubige Mehrheit es vermeidet, das ganz deutlich auszusprechen.

Er kündigt also keine Schrift für oder gegen das Christentum an, sondern eine Schrift über Bibelverehrung. Und dass diese kritisch ausfallen wird, rechtfertigt er in diesem Vorwort.

Unterrichtsreihen

Weblinks

Siehe auch