Farbkreis

Aus ZUM-Unterrichten

Mittels des Farbkreises können die Verwandschaften von Farben und die Mischverhältnisse veranschaulicht werden.[1]

Problematik des Ittenschen Farbkreises

Farbkreis nach Johannes Itten, 1961, Problem: Das Rot, das Itten als Primärfarbe darstellt, ist eigentlich ein Mischfarbe

Häufig wird in der Schule mit dem Farbkreis von Johannes Itten gearbeitet. Dieser ist allerdings problematisch, da er von falschen Grundfarben ausgeht. So ist das Rot, das er als Primärfarbe ausgibt, eigentlich eine Mischfarbe. Mischt man dieses mit Blau, so kann aus dieser Mischung nur ein sehr graustichiges Violett entstehen, keinesfalls aber das Violett, das in Ittens Farbkreis als Sekundarfarbe ausgegeben wird.

Dieses Missverständnis ist aber weit verbreitet und kann dazu führen, dass manche Kinder ein regelrechtes Aha-Erlebnis haben, wenn sie zum ersten Mal von den richtigen Grundfarben erfahren und das Mischen von Violett plötzlich gelingt.

Farbverwandschaften

Nach dem Farbsystem des Drucktechnikers und Dozenten Harald Küppers korrigierter Farbkreis mit den Grundfarben Magenta, Cyan und Gelb.

Nur mit den drei Grundfarben Gelb, Cyanblau und Magentarot gelingt es wirklich, alle Farben des Regenbogens zu mischen. Sie werden daher auch als Primärfarben (von lat. "primus", der Erste) genannt.

Aus ihrer Mischung entstehen die Sekundärfarben (von lat. "sekundus", der Zweite) (Dunkel-)blau, Grün und Rot.

Mischt man die Sekundärfarben jeweils mit ihrer benachbarten Primärfarbe, so entstehen die sechs Tertiärfarben.

Unterrichtsideen

Die Arbeit mit dem Farbkreis bietet sich an weiterführenden Schulen vor allem zu Beginn der fünften Klasse an, wenn die Kinder im Kunstunterricht zum ersten Mal mit Wasserfarben malen.

Zu Beginn kann die Frage gestellt werden, welche (bunten) Farben im Wasserfarbkasten die wichtigsten sind. Hier kommen Schüler*Innen meist schnell auf die Idee, die Farben Gelb, Rot und Blau zu nennen. Schwarz wird ebenfalls oft genannt. Man kann hier die Rückfrage stellen, ob Schwarz überhaupt eine Farbe ist und den Begriff der "unbunten Farben" (Schwarz, Weiß, Grau) einführen.

Wenn die Schüler*Innen die Farben Gelb, Rot und Blau genannt haben und dies damit begründet haben, das man aus diesen Farben alle anderen mischen kann, ist es wichtig, rückzufragen, welche Farben sie genau darunter verstehen. Meistens werden bei Blau sowohl Cyanblau als auch Ultramarinblau, bei Rot Zinnoberrot und Magentarot genannt. Durch eine kurze Abstimmung kann man herausfinden, was die Mehrheit der Klasse jeweils für die "richtige" Grundfarbe hält.

Danach kann man die drei wirklichen Grundfarben auflösen, kurz etwas über das Missverständnis, das sich durch Itten verbreitet hat, erzählen und anschließend die "These" von den drei Grundfarben Magenta, Gelb und Cyan prüfen, indem man die Grundfarbenfelder des Farbkreises ausmalen lässt und danach die Sekundärfarben anmischt.

Hier sollten - je nach Stand der Klasse - auch die Regeln des korrekten Mischen besprochen oder wiederholt werden:

Regeln für sauberes Mischen

  1. Prüfe, ob dein Pinsel sauber ist und wasche ihn im Zweifelsfall aus
  2. Wann immer es geht: Beginne mit den hellsten Farben und arbeite dich zu den dunkleren vor (Erst Gelb, dann Magenta, dann Cyan)
  3. Rühre die Farbe mit Wasser an, bis sie schäumt (Berühre den Farbtopf aber nur mit den Pinselhaaren und nicht mit dem Metall des Pinsels, sonst franst der Pinsel schnell aus und geht kaputt.)
  4. Streife die angerührte Farbe in einem der Mischnäpfchen des Farbkastens ab. Überlege, wie viel Farbe du brauchst und versuche gleich genug Farbe anzurühren, damit du möglichst wenig nachmischen musst.

Während der Arbeit am Farbkreis sollte man darauf achten, dass die Schüler*Innen die Farben wirklich selber mischen und nicht tricksen, indem sie die fertiggemischten Farben aus dem Wasserfarbkasten verwenden.

Exkurs: Additives Farbsystem und Komplementärkontrast
Die additive Farbmischung

Bei den Sekundärfarben können je nach Pigmentstärke des verwendeten Wasserfarbkastens und Mischtechnik der Schüler*Innen leicht variierende Töne herauskommen. Statt Dunkelblau entsteht so bei einigen Schüler*Innen eher ein dunkles Violett, statt Rot ein leuchtendes Orange. Manchmal liegt das auch daran, dass Schüler hier "mischen, was sie erwarten".

Die Unterschiede bei den gemischten Tönen kann man aufgreifen und thematisieren. Viele Schüler*Innen reagieren überrascht oder sogar ungläubig, dass Ultramarinblau und Zinnoberrot gemischt werden können, da sie beides bisher als unmischbare Grundfarben wahrgenommen haben.

Hier kann man aufgreifen, dass es sich bei diesen Farben durchaus in gewisser Weise um Grundfarben handelt - allerdings im additiven Farbsystem, also bei Bildschirmen oder LEDs.

Um das zu veranschaulichen, kann man ein Kind bitten, sein Handy zu zeigen und mit einer Lupe die einzelnen Pixel und ihren Aufbau aus Farben sichtbar machen. Man kann stattdessen aber auch ein farbiges LED-Band mitbringen, bei dem die einzelnen LEDs erkennbar sind, und die Kinder beschreiben lassen, aus welchen drei Farben sich das Licht gemischt hat.

Ausblick: Komplementärfarben
Schaue zirka 30 Sekunden lang genau auf die Mitte des Quadrats mit vier Farben. Blicke anschließend auf das Feld mit dem kleinen Punkt in der Mitte. Was fällt dir auf?

Spätestens, wenn man den Komplementärkontrast einführt, kommt die Frage nach den korrekten Primär- und Sekundärfarben erneut auf. Hier kann es helfen, mit einer optischen Übung einzusteigen. Die Schüler*Innen werden gebeten, verschiedene Farbflächen (es können dazu große Tonpapiere an die Tafel gehängt werden oder die Fragen kann als Kahoot oder H5P-Aufgabe aufbereitet werden) für etwa 30 Sekunden zu betrachten und danach auf eine weiße Fläche zu blicken. Sie sollen schildern, was sie gesehen haben.

Die entstandenen Gegenfarben werden gesammelt und die Schüler*Innen sollen den Farbkreis zur Hilfe nehmen, um Regelmäßigkeiten auszumachen. So ergibt sich, dass die Farben, die bei der Nachbildübung erscheinen, (idealerweise) dieselben sind, die sich im Farbkreis gegenüber liegen.