Industrielle Revolution und Deutschland, England über alles: Unterschied zwischen den Seiten

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'''Deutschland, England über alles. Rückkehr als Besatzungsoffizier''' ist ein 1984 erschienener autobiographischer Bericht von Michael Thomas (Geburtsname: ''Ulrich Hollaender''), der sich vornehmlich mit dem Wiederaufbau einer demokratischen Politik in Deutschland ab 1945 beschäftigt.  


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Thomas<ref>vgl. Rudolf Augsteins als Information über dies Buch und seinen Verfasser sehr gehaltvoller [http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-9224715.html Bericht im Spiegel vom 2.10. 1995]</ref> war bei Kriegsausbruch am 1.9.1939 auf englischem Boden. Als Sohn von {{wpde|Felix Hollaender}} war er nach Nazigesetzen deutscher Halbjude, wurde als solcher in England interniert, meldete sich zum britischen Militärdienst, kämpfte von der {{wpde|Operation_Overlord|Invasion}} (6. Juni 1944) ab gegen Nazideutschland und beobachtete als Verbindungsoffizier von {{wpde|Gerald_Templer|General Templer}} den Aufbau der deutschen Nachkriegspolitik in der britischen Zone aus nächster Nähe. Vermutlich war sein Einfluss darauf, dass die britische Militärregierung ihr Misstrauen gegenüber den deutschen Politikern trotz anfänglich sehr großen Vorbehalten dann doch relativ rasch abbaute, nicht gering.


Die Industrialisierung hat durch Fortschritte in den Naturwissenschaften sowie technische Innovationen das Leben und Arbeiten der Menschen seit dem 19. Jahrhundert nachhaltig verändert. Begonnen hat die Industrialisierung im 18. Jahrhundert in England. Von dort breitete sie sich im 19. Jahrhundert über Europa auf der ganzen Welt aus. Deutschland blieb zunächst hinter der Entwicklung in England zurück. Dies hatte mehrer Gründe:
Als Sohn seines Vaters kannte er die intellektuelle Szene um Max Reinhardt (wenn auch nur aus der Perspektive des Kindes), als Schüler stand er in enger Beziehung mit Personen des {{wpde|George-Kreis|Stefan-George-Kreises}} nahe, den er freilich nicht so genannt sehen wollte, als Student gewann er die Freundschaft oder doch zumindest ein freundschaftliches Verhältnis zu Carlo Schmid. In seiner Eigenschaft als Presseoffizier freundete er sich mit dem damals 23-jährigen Rudolf Augstein an.


* Die territoriale Zersplitterung und die damit verbundenen Zollgrenzen sowie unterschiedliche Währungen behinderten die wirtschaftliche Entwicklung
Dass er als Konservativer {{wpde|Kurt Schumacher}} näher stand als Konrad Adenauer (S.149) und als Freund {{wpde|Rudolf Augstein|Rudolf Augsteins}} {{wpde|Axel Springer}} als ideenreichen Innovateur des deutschen Pressewesens schildert (S.176-179), macht seinen Bericht als Quelle noch wertvoller.
* Viele Bauern gingen noch Nebenerwerben nach, sodass die landwirtschaftlichen Erträge sehr gering ausfielen. Des weiteren schränkte die Abhängigkeit der Bauern von ihren Grundherren die Mobilität stark ein.
* Die Standesschranken und die fehlende Investitionsfreudigkeit der vermögenden Schichten hemmten ebenfalls die wirtschaftliche Entwicklung.
* Die Handwerker unterlagen ihren Zunftordnungen, die innovatorische Entwicklungen unterbanden.
* Der Merkantilismus unterband die Entstehung freier Märkte.


Diese Hürden galt es abzubauen, um die Voraussetzungen für die Industrialisierung zu schaffen. In Deutschland wurde der Eisenbahnbau zum Wegbereiter der Industrie, der zu einer rasanten Produktionssteigerung beitrug. Dabei kam dem Staat eine große Bedeutung als Förderer oder Finanzier des Eisenbahnbaus zu, da sonst nicht genug Kapital zur Verfügung stand. Die Zahl der Beschäftigten im gewerblichen Sektor nahm stark zu. Schon um 1880 hatte das Sozialprodukt aus Handel und Gewerbe die Landwirtschaft in Deutschland überholt.
Ein Interview mit ihm ist 1984 in der ZEIT erschienen.<ref>sieh: [http://www.zeit.de/1984/39/deutschland-england-ueber-alles/komplettansicht Deutschland, England über alles], ZEIT 21.9.1984, leider beim Einscannen [nicht von mir] ziemlich verderbt</ref>.
Nach der 1. industriellen Revolution des 18./19. Jahrhunderts, die durch die Textilindustrie, Eisenindustrie und den Eisenbahnbau geprägt war, setzte um 1900 die 2. industrielle Revolution ein. Nach der Reichsgründung 1871 kam es trotz des industriellen Fortschrittes zuerst zu einer großen Depression in der Wirtschaft.  


Gründe für die zahlreichen Neugründungen von Firmen, Kapitalgesellschaften und Banken (Gründerjahre) waren
'''Zitat über britische Internierungslager:'''


* der wachsende Konsum durch den Bevölkerungsanstieg und eine leichte Erhöhung der Reallöhne.
{{Zitat|Ich ließ nicht locker und wurde nun mit den haarsträubenden Vorgängen in Bad Nenndorf konfrontiert. - Folterungen bei Verhören! Nazimethoden in den eigenen Reihen! Ich traute meinen Ohren nicht.<br />
* die Steigerung der Produktion durch verstärkte Investitionen in Ausbau und Modernisierung der Kapazitäten.
[...] Ich wußte, daß die Verpflegung in den Lagern miserabel war, aber ich hatte keine Ahnung von den Verhörmethoden, bei denen, wie man später erfuhr, Grausamkeiten und Folter vorkamen. Und mit einem der erantwortlichen hatte ich das Badezimmer geteilt.<br />
* der neu entstandene einheitliche große Wirtschaftsraum (verstärkt durch die annektierten Gebiete Elsass und Lothringen), der der Industrie bessere Absatzmöglichkeiten bot und die Investitionsfreudigkeit steigerte.
Wer aber hätte mir meine Unkenntnis geglaubt? Seither kann ich mir vorstellen, daß es selbst im {{wpd|Reichssicherheitshauptamt}} Leute gab, die "von alledem nichts gewußt" haben.|Michael Thomas: Deutschland ..., S.165}}


Die fortschreitende ungebremste Industrialisierung führte zu einer Hochkonjunktur. In Deutschland kam es zu einer sprunghaften Gründung von Aktiengesellschaften. Die steigende Nachfrage nach Kriegsmaterial, die französischen Reparationszahlungen (Deutsch-Französischer Krieg) und die wirtschaftlichen Wachstumserwartungen provozierten übersteigerte Investitionen, sodass es Anfang der 70er Jahre zum Wirtschaftsumschwung (Gründerkrach) und zu einer wirtschaftlichen Depression kam. Die Krise traf vor allem die Landwirtschaft. Schwere Kursstürze rissen zahlreiche Banken und Industrieunternehmungen in ganz Europa in den Untergang. Erst ab 1873 kam es wieder zu einem (verlangsamten) Wirtschaftswachstum, wobei es Mitte der 90er Jahre zu einem erneuten Aufschwung durch neue Industriezweige (Elektrotechnik, Chemie, Motoren) kam.
== Anmerkungen ==


<center>'''Industrielles Wachstum in Deutschland'''</center>
<references/>


[[Bild:Industrielles_Wachstum_1870-1913.jpg|600px|center]]
== Linkliste ==
* [https://books.google.de/books/about/Deutschland_England_%C3%BCber_alles.html?id=pge8AAAAIAAJ&redir_esc=y als Googlebuch] mit (beschränkter) Möglichkeit der Suche im Text


Die nachfolgenden Einzelkapitel geben dir einen Einblick in die wichtigen Themenfelder zur Industrialisierung im 19. Jahrhundert. Sie setzen sich mit folgenden Fragen auseinander:
[[Kategorie:Deutsche Geschichte]]
* Welche Veränderungen bewirkte die Industrialisierung in den Lebens- und Arbeitsverhältnissen?
[[Kategorie:Deutschland nach 1945]]
* Welche sozialen Spannungen und Konflikte entstanden im Zuge der Industrialisierung und welche Konsequenzen zogen die beteiligten Gruppierungen daraus?
* Welche Lösungsvorschläge wurden vorgebracht und umgesetzt?
 
 
*[[Lernpfad Industrialisierung/Arbeitswelten|Arbeitswelten im 19. Jahrhundert]]
* [[Lernpfad Industrialisierung/Lebenswelten|Industrielle Lebenswelten im 19. Jahrhundert]]
* Bedingungen des Wandels
* [[Lernpfad Industrialisierung/Soziale Frage|Die soziale Frage - praktische Ansätze zu ihrer Lösung im Überblick]]
* Familiengemeinschaften und Geschlechterrollen
* Die Frauenbewegung
* [[Lernpfad Industrialisierung/Bevölkerungsentwicklung|Grundlinien der Bevölkerungsentwicklung bis zum Ende des 19. Jahrhunderts]]
 
Methodenarbeit:
 
* Kartenarbeit
* Arbeit mit Statistiken
* Bildanalyse und -interpretation
 
 
 
;Abschließender Wissenscheck zur Einheit
 
Setze dich mit folgenden Aufgaben auseinander. Du kannst sie allerdings erst abarbeiten, wenn du die einzelnen Themengebiete wiederholt und gelernt hast.
 
''1. Erst zu Beginn der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts setzte in Deutschland die Industrialisierung ein. Erkläre diesen Umstand unter Berücksichtigung der Ausgangssituation in Deutschland!''
 
''2. Stelle den Verlauf der industriellen Revolution in Deutschland dar!''
 
''3. Erörtere die Veränderungen der Lebensbedingungen im Verlauf der industriellen Revolution!''
 
''4. Erörtere die Problematik der sozialen Frage!''
 
''5. Diskutiere unterschiedliche Lösungsansätze zur sozialen Frage unter Berücksichtigung unterschiedlicher gesellschaftlicher Gruppierungen!''
 
 
 
 
<div style="margin:0; margin-right:4px; margin-left:1px; border:1px solid  #6C7B8B; padding: 1em 1em 1em 1em; background-color:#f4f0e4;">
 
<center><table border="0" width=96% cellpadding=5 cellspacing=15><tr>
<td  width=75% valign="top">
[[Bild:Exclamation mark red.png|100px|left]]
'''Grundwissen'''
 
Die folgenden Begriffe solltest du kennen:
 
Merkantilismus, Verlagswesen, Fabrik, soziale Frage, Sozialgesetzgebung, Sozialistengesetz, industrielle Revolution, Urbanisierung
 
</td></tr></table></center>
 
</div>
 
[[Kategorie:Gesellschaft_im_Wandel]]

Version vom 25. Februar 2018, 20:21 Uhr

Vorlage:Kurzinfo Deutschland, England über alles. Rückkehr als Besatzungsoffizier ist ein 1984 erschienener autobiographischer Bericht von Michael Thomas (Geburtsname: Ulrich Hollaender), der sich vornehmlich mit dem Wiederaufbau einer demokratischen Politik in Deutschland ab 1945 beschäftigt.

Thomas[1] war bei Kriegsausbruch am 1.9.1939 auf englischem Boden. Als Sohn von Felix HollaenderWikipedia-logo.png war er nach Nazigesetzen deutscher Halbjude, wurde als solcher in England interniert, meldete sich zum britischen Militärdienst, kämpfte von der InvasionWikipedia-logo.png (6. Juni 1944) ab gegen Nazideutschland und beobachtete als Verbindungsoffizier von General TemplerWikipedia-logo.png den Aufbau der deutschen Nachkriegspolitik in der britischen Zone aus nächster Nähe. Vermutlich war sein Einfluss darauf, dass die britische Militärregierung ihr Misstrauen gegenüber den deutschen Politikern trotz anfänglich sehr großen Vorbehalten dann doch relativ rasch abbaute, nicht gering.

Als Sohn seines Vaters kannte er die intellektuelle Szene um Max Reinhardt (wenn auch nur aus der Perspektive des Kindes), als Schüler stand er in enger Beziehung mit Personen des Stefan-George-KreisesWikipedia-logo.png nahe, den er freilich nicht so genannt sehen wollte, als Student gewann er die Freundschaft oder doch zumindest ein freundschaftliches Verhältnis zu Carlo Schmid. In seiner Eigenschaft als Presseoffizier freundete er sich mit dem damals 23-jährigen Rudolf Augstein an.

Dass er als Konservativer Kurt SchumacherWikipedia-logo.png näher stand als Konrad Adenauer (S.149) und als Freund Rudolf AugsteinsWikipedia-logo.png Axel SpringerWikipedia-logo.png als ideenreichen Innovateur des deutschen Pressewesens schildert (S.176-179), macht seinen Bericht als Quelle noch wertvoller.

Ein Interview mit ihm ist 1984 in der ZEIT erschienen.[2].

Zitat über britische Internierungslager:

Zitat
Ich ließ nicht locker und wurde nun mit den haarsträubenden Vorgängen in Bad Nenndorf konfrontiert. - Folterungen bei Verhören! Nazimethoden in den eigenen Reihen! Ich traute meinen Ohren nicht.

[...] Ich wußte, daß die Verpflegung in den Lagern miserabel war, aber ich hatte keine Ahnung von den Verhörmethoden, bei denen, wie man später erfuhr, Grausamkeiten und Folter vorkamen. Und mit einem der erantwortlichen hatte ich das Badezimmer geteilt.

Wer aber hätte mir meine Unkenntnis geglaubt? Seither kann ich mir vorstellen, daß es selbst im Vorlage:Wpd Leute gab, die "von alledem nichts gewußt" haben.
Michael Thomas: Deutschland ..., S.165

Anmerkungen

  1. vgl. Rudolf Augsteins als Information über dies Buch und seinen Verfasser sehr gehaltvoller Bericht im Spiegel vom 2.10. 1995
  2. sieh: Deutschland, England über alles, ZEIT 21.9.1984, leider beim Einscannen [nicht von mir] ziemlich verderbt

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