Fiktiver Sprecher
Unter dem "lyrischen Ich" versteht man zunächst den Sprecher in einem Gedicht. Dieser teilt dem Leser subjektiv empfundene Erlebnisse mit, die mit Gefühlen verbunden sein können und die momentane Befindlichkeit des Sprechers erkennen lassen (z.B. Zustand der Freude, Angst, Einsamkeit, Glück).
Wohin ich geh und schaue,
Joseph von Eichendorff |
Dabei darf das lyrische Ich nicht mit dem Verfasser gleichgesetzt werden, auch wenn sich durchaus autobiographische Züge in einem Gedicht zeigen mögen. Vielmehr steht das lyrische Ich in einem bestimmten Verhältnis zum Verfasser, d.h. es kann dem lyrischen Ich ein Erlebnis, eine Empfindung des Autors zugrunde liegen, allerdings unterscheidet sich der Beziehungsgrad durch den künstlerischen Prozess. So sollte man vielmehr dem lyrischen Ich als autonomen Aussagesubjekt begegnen, das in seiner Wirklichkeitserfahrung und -darstellung Eigenständigkeit besitzt.