Kriegsende 1918
Seit September 1914 waren die Fronten im Ersten Weltkrieg erstarrt. Alle Versuche, das Heft des Handelns wieder in die Hand zu nehmen scheiterten. Erst 1918 schien sich die geostrategische Lage mit dem Ausscheiden Russlands durch die Oktoberrevolution und dem Frieden von Brest-Litowsk zu ändern.
Wäre nun ein Siegfrieden möglich oder könnte man zumindest bessere Konditionen für einen Verhandlungsfrieden erzielen?
Siegfrieden oder Verhandlungsfrieden?
- Wie denkt der österreichische Kaiser Karl I. über Frankreich?
- Erkläre, welche Kompromisse Karl eingehen möchte.
- Überlege, warum Karls Verhandlungsbereitschaft wirkungslos bleibt.
Karl ist zwar bereit Elsass-Lothringen an Frnakreich abzutreten und Belgien wiederherzustellen. Dies ist mit Deutschland aber nicht abgesprochen, die weder auf das Elsaas verzichten wollen, noch Annexionsplänen Belgiens aufgegeben haben.
Die Billigung französischer Ansprüche auf Elsaß-Lothringen durch den Kaiser stand in offensichtlichem Gegensatz zum Unwillen, eigene territoriale Zugeständnisse (etwa bei der Frage der Abtretung des Trentinos an Italien) zu machen.
Sieg im Osten
- Fasse kurz zusammen, welche Erfolge Deutschland und Österreich erreicht haben.
- Überlege, welche Auswirkungen der Friede an der Ostfront auf die anderen Fronten haben könnte.
Frieden von Brest-Litowsk
Mit dem Frieden von Brest-Litowsk im März 1918 wurde der Krieg im Osten beendet.
Die Mittelmächte verzichteten zwar auf Annexionen und Reparationen. Russland verlor durch diesen Friedensvertrag aber 26 % des damaligen europäischen Territoriums, 27 % des anbaufähigen Landes, 26 % des Eisenbahnnetzes, 33 % der Textil- und 73 % der Eisenindustrie sowie 73 % der Kohlegruben. Die Randvölker des ehemaligen russischen Kaiserreiches tauschten die russische Herrschaft mit dem Protektorat der Mittelmächte. Alle abzutretenden Gebiete umfassten insgesamt 1,42 Millionen km², auf denen rund 60 Millionen Menschen (mehr als 1/3 der Gesamtbevölkerung des einstigen Russischen Reiches) lebten.
Finnland, Litauen, Kurland, Polen und die Ukraine wurden selbständig, Estland und Weißrussland blieben von Deutschland besetzt. Deutschland hoffte, durch Verträge wie den im Feb. 1918 abgeschlossenen „Brotfrieden“ mit der Ukraine diese neuen Staaten als Satellitenstaaten ausbeuten und damit seine wirtschaftliche Lage verbessern zu können.
Frühjahrsoffensive und Siegfriedstellung
Im März 1918 starte Deutschland eine Frühjahroffensive, die vor Ankunft der amerikanschen Truppen die Entscheidung bringen sollte. Nach anfänglichen Erfolgen, die wieder wie im September 1914 die Marne erreichten, mussten sich die Deutschen aber zur Siegfriegstellung zurückziehen, die als begradigte, damit efiizienter zu verteidigende Line mit großem Aufwand gebaut worden war. Diese wurde am 27. September 1918 von den Allierten durchbrochen.
Da es östlich von ihr keine militärischen Befestigungsanlagen des Deutschen Reichs mehr gab, bestand seitdem die akute Gefahr, dass die deutsche Westfront zusammenbrechen würde. Der alliierte Sieg an der Siegfriedstellung war einer der Gründe, aus denen Generalquartiermeister Erich Ludendorff am 29. September 1918 die Einleitung von Waffenstillstandsverhandlungen und die Parlamentarisierung des Reiches verlangte.
Oktoberreformen
Mit den Oktoberreformen sollte das Deutsche Reich eine zivile Regierung mit klaren Rechten gegenüber dem Kaiser erhalten. Prinz Max von Baden wurde neuer Reichskanzler.
Diese Bemühungen um eine Verfassungsreform zusammen mit Wahlrechtsreformen wurden durch den Zusammenbruch an der Westfront und das Drängen der Generäle auf Einleitung von Waffenstillstandsverhandlungen überholt.
Da die Bevölkerung bis jetzt nur Siegmeldungen über geglückte Offensiven und einen „geplanten Rückzug auf begradigte und ausgebaute Stellungen“ gewohnt war, wurde sie von den Verhandlungen überrascht, was die positive Rezeption der Dolchstoßlegende ermöglichte.