Katholische Religionslehre/Religionskritik: Unterschied zwischen den Versionen

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Voltaire war ein sarkastischer Romanautor, Diderots Hauptanliegen die Enzyklopädie; beider Interessen an einer materialistischen Philosophie waren eher Nebensache. Das ändert sich bei Paul Dietrich von Holbach (1723-1789) - in Frankreich nannte er sich [http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Henri_Thiry_d%E2%80%99Holbach Paul Thiry d'Holbach]. -, der seinen Materialismus auf eine systematische Grundlage stellt:  
Voltaire war ein sarkastischer Romanautor, Diderots Hauptanliegen die Enzyklopädie; beider Interessen an einer materialistischen Philosophie waren eher Nebensache. Das ändert sich bei Paul Dietrich von Holbach (1723-1789) - in Frankreich nannte er sich [http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Henri_Thiry_d%E2%80%99Holbach Paul Thiry d'Holbach]. -, der seinen Materialismus auf eine systematische Grundlage stellt:  
{{Zitat|Die Natur kann alles; sobald eine Sache existiert, ist es ein Beweis, dass die Natur sie hervorgebracht hat.<ref>D'Holbach. System der Natur dt. Frankfurt 1978, 416</ref>|}}
{{Zitat|Die Natur kann alles; sobald eine Sache existiert, ist es ein Beweis, dass die Natur sie hervorgebracht hat.<ref>D'Holbach. System der Natur dt. Frankfurt 1978, 416</ref>|}}
Die Entstehung der Religion erklärt er aus der ''Unkenntnis der Natur'', entsprechdend ´sagt er voraus, dass sie bald verschwinden wird:
Die Entstehung der Religion erklärt er aus der ''Unkenntnis der Natur'', entsprechend sagt er voraus, dass sie bald verschwinden wird:
{{Zitat|Je klüger der Mensch wird, um so mehr Kräfte und Hilfsquellen wird er sich mit seinen Einsichten erschließen; die Wissenschaften, die Künste und der Fleiß helfen ihm, und die Erfahrung gibt ihm Gewissheit oder verschafft ihm Mittel, sich dem streben vieler Ursachen zu widersetzen, die ihn nicht mehr beunruhigen, sobald er sie erkannt hat. Kurz, seine Furcht verringert sich in demselben Maße, wie sich sein Geist aufklärt. Der unterrichtete Mensch hört auf, abergläubisch zu sein.<ref>ebd. S. 317</ref>|}}
{{Zitat|Je klüger der Mensch wird, um so mehr Kräfte und Hilfsquellen wird er sich mit seinen Einsichten erschließen; die Wissenschaften, die Künste und der Fleiß helfen ihm, und die Erfahrung gibt ihm Gewissheit oder verschafft ihm Mittel, sich dem streben vieler Ursachen zu widersetzen, die ihn nicht mehr beunruhigen, sobald er sie erkannt hat. Kurz, seine Furcht verringert sich in demselben Maße, wie sich sein Geist aufklärt. Der unterrichtete Mensch hört auf, abergläubisch zu sein.<ref>ebd. S. 317</ref>|}}
und "Aberglauben" im Sinne d'Holbachs ist jede Überzeugung, die sich auf etwas Übernatürliches richtet. Da macht er keinen Unterschied zwischen den Mythen der ''Wilden'', der ausgefeilten christlichen Theologie und den Gottesbeweisen der zeitgenössischen Philosophie.


== Feuerbach, Marx und Freud ==
== Feuerbach, Marx und Freud ==

Version vom 3. Januar 2010, 18:09 Uhr

Vorlage:ZBK Dieser Artikel behandelt Religionskritik als Thema für den Abiturjahrgang (je nachdem Stufe 12 oder 13)

Antike: Euhemeros und Lukrez

Euhemeros (340-260 v. Chr.)

Ob Euhemeros tatsächlich der Vater der Religionskritik war oder für den "Euhemerismus" nur aufgrund der dürftigen Quellenlage verantwortlich gemacht wurde, ist schwer zu sagen.
Religiöse Menschen verehren ihre Götter, weil sie den Menschen Gutes und Böses bringen können; das ist die Motivation "von innen". Unter Euhemerismus versteht man nun eine alternative Erklärung, dass nämlich Menschen historische Vorbilder zu Göttern übersteigert haben und es auf diese Weise zur Verehrung der Götter gekommen sei: Das ist eine Erklärung religiöser Phänomene "von außen", die ihre religiöse Erklärung relativieren kann.

Lukrez (97-55 v. Chr.)

Der römische Dichter Titus Lucretius Carus ist durch seine Lehrgedichte berühmt geworden, vor allem: De natura - Über die Natur.[1]
Sein Ideal ist die heitere Gelassenheit des Weisen, wie sie ein unbeteilgter Zuschauer einer erbitterten Schlacht oder der unbehelligte Beobachter eines Seemannes genießt, der sich in Seenot geraten abmüht. Sein Tempel ist nicht Sitz der Götter, sondern des unparteiischen Wissens, sein Vorbild ist Epikur (341-270 v. Chr.).
Vor den Priestern warnt Lukrez, weil sie den Menschen um dieses Glück betrügen, indem sie ihm Märchen erzählen, die mit lähmender Angst sein Glück vollständig verwirren. Die Göttergeschichten, die sie dazu verwenden, erklärt Lukrez als Träume, die fälschlich für real gehalten wurden.
Es ist nicht so, dass Lukrez die Götter für nichtexistent gehalten hätte; aber es vertrug sich mit seinem Ideal heiterer Gelassenheit natürlich nicht, dass sich die Götter um den Menschen kümmern und auf seine Gebete und Gaben reagieren könnten.

Frühe Neuzeit: Voltaire, Diderot, D'Holbach

Für die weitere Geschichte der Religionskritik ist vor allem die französische Aufklärung entscheidend.
François Marie Arouet (1694-1778), der sich selbst Voltaire nannte,
Voltaire war ein sarkastischer Romanautor, Diderots Hauptanliegen die Enzyklopädie; beider Interessen an einer materialistischen Philosophie waren eher Nebensache. Das ändert sich bei Paul Dietrich von Holbach (1723-1789) - in Frankreich nannte er sich Paul Thiry d'Holbach. -, der seinen Materialismus auf eine systematische Grundlage stellt:

Zitat
Die Natur kann alles; sobald eine Sache existiert, ist es ein Beweis, dass die Natur sie hervorgebracht hat.[2]

Die Entstehung der Religion erklärt er aus der Unkenntnis der Natur, entsprechend sagt er voraus, dass sie bald verschwinden wird:

Zitat
Je klüger der Mensch wird, um so mehr Kräfte und Hilfsquellen wird er sich mit seinen Einsichten erschließen; die Wissenschaften, die Künste und der Fleiß helfen ihm, und die Erfahrung gibt ihm Gewissheit oder verschafft ihm Mittel, sich dem streben vieler Ursachen zu widersetzen, die ihn nicht mehr beunruhigen, sobald er sie erkannt hat. Kurz, seine Furcht verringert sich in demselben Maße, wie sich sein Geist aufklärt. Der unterrichtete Mensch hört auf, abergläubisch zu sein.[3]

und "Aberglauben" im Sinne d'Holbachs ist jede Überzeugung, die sich auf etwas Übernatürliches richtet. Da macht er keinen Unterschied zwischen den Mythen der Wilden, der ausgefeilten christlichen Theologie und den Gottesbeweisen der zeitgenössischen Philosophie.

Feuerbach, Marx und Freud

Religionskritik aus Sicht der Theologie

Anmerkungen

  1. Lukrez Werke sind auch in deutscher Sprache und im lateinischen Original im Internet veröffentlicht.
  2. D'Holbach. System der Natur dt. Frankfurt 1978, 416
  3. ebd. S. 317