Lernpfade Ethik/Schöne neue Welt und Krisenjahr 1923/Inflation: Unterschied zwischen den Seiten

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Die größte und im Gedächtnis der Deutschen bedeutendste Krise des [[Krisenjahr 1923|Krisenjahrs 1923]] war die Inflation - eine Geldentwertung, für die Zeitgenossen keine Erklärung hatten.
|Titel=Schöne neue Welt
|Bild = [[Datei:Aldous Huxley 1947.png|mini|Aldous Huxley]]
|Der Lernpfad ist ein Teil des Lernbereiches „Utopien“. Er soll den SuS utopische Lebensweisen bewusst machen, ihnen ermöglichen, kritische, aktuelle Fragen zu stellen und gemeinsam nach Antwortmöglichkeiten zu suchen. Die SuS sollen ihr Wissen über die Utopien "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley <ref>Schöne neue Welt, Aldous Huxley; Fischer Verlag: 68. Auflage, Januar 2012</ref> anwenden und die Menschen, die darin leben und deren Lebensweisen kritisch hinterfragen. Außerdem soll ein Bezug zu der eigenen Lebenswelt hergestellt werden.


*'''Zeitbedarf: 4 Unterrichtsstunden je 45 Minuten'''
{{Aufgabe|Erstelle ein Poster.
*'''Material: Roman "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley, Hefter, Stifte, Internetfähiger Computer (YouTube-Videos müssen abspielbar sein)'''
# Erkläre den Begriff Inflation in eigenen Worten.
*'''Lehrplanbezug: Lehrplan Gymnasium des Landes Sachsen, 10. Klasse, Lernbereich 3: Utopien'''
## Gib an, welche Ursachen zur Inflation führten.
*'''Vorbereitung: Die SuS haben bestenfalls die Utopie von Aldous Huxley in einem anderen Fach schon gelesen.'''|LernpfadNeu}}
## Überlege, ob eine Geldentwertung auch positive Auswirkungen haben kann.
# Erkläre, warum man für die Inflation 1923 den Begriff Hyperinflation verwendet.
## Gib Beispiele, wie die Hyperinflation das Leben der Leute beeinflusste und beeinträchtigte.
}}


==Ursachen==


== Einführung ==
{{Definition|'''Inflation''' (von lat. inflatio „Aufblähen“, „Anschwellen“) bezeichnet eine allgemeine und anhaltende Erhöhung des Preisniveaus von Gütern und Dienstleistungen ('''Teuerung'''), gleichbedeutend mit einer Minderung der Kaufkraft des Geldes.<br>aus {{wpde|Inflation}} }}
In der Einführung soll es um die Annäherung an den Utopie-Begriff gehen.


{{Zitat|1='''Ursachen der Inflation'''<br>Die Reichsregierung hob kurz nach dem Beginn des [[erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]es am 4. August 1914 die gesetzliche Noteneinlösungspflicht der Reichsbank in Gold auf. Außerdem wurden die staatlichen Möglichkeiten zur Schuldenaufnahme und der Vermehrung der Geldmenge bei den Scheidemünzen und Banknoten durch die Aufhebung des Goldankers (= gesetzliche Dritteldeckung der Reichsbanknoten durch Gold) ausgeweitet. Diese Geldvermehrung sollte durch Kriegsanleihen anstatt durch Steuern gegenfinanziert werden. Denn der Aufmarsch und die Versorgung der  Millionen Soldaten brachte nie dagewesene Kosten mit sich.


{{Aufgabe|Schreibe anhand dieses Abschnitts '''deine eigene Definition von Utopie''' in deinen Hefter. Was erscheint dir als wichtig? Schreibe ca. 5-6 kurze Sätze.
Gleichzeitig sollte die Kaufkraft der Bevölkerung für den Militärbedarf abgeschöpft bzw. stillgelegt werden, um bei der vorauszusehenden kriegsbedingten Güterverknappung im Inland der Schwarzmarktbildung durch Geldverknappung bei den Bürgern entgegenwirken zu können. Um an zusätzliches Geld und Gold zu kommen, wurden mehrere Kriegsanleihen und die ''Aktion Gold gab ich für Eisen'' aufgelegt. Anders als in Großbritannien und Frankreich, wo der Krieg durch Vermögenssteuern finanziert wurde, sollten diese Kriegsanleihen nach dem „Siegfrieden“ mit der „Kriegsbeute“ in Form von Reparationen dann wieder abgelöst werden. Die hohen Reparationen, die Frankreich nach dem verlorenen Krieg 1870/71 gezahlt hatte, waren vielen noch in Erinnerung.


(Zeitvorgabe: 10 min.)}}
Nach der [[Novemberrevolution]] 1918 verpflichtete der [[Versailler Vertrag|Friedensvertrag von Versailles]] 1919 Deutschland zu Reparationszahlungen an die Siegermächte (insbesondere an Frankreich). Deutsche Reparationsleistungen mussten in Goldmark, Devisen und Sachgütern geleistet werden und waren daher nicht von der Inflation betroffen. Im Januar 1920 hatte die Mark gegenüber dem US-Dollar nur noch ein Zehntel ihres  Wechselkurses vom August 1914.


Auch die anderen kriegsbeteiligten Staaten hatten unter den Folgen des Weltkrieges zu leiden. In den Jahren 1921 und 1922 kam es zu einem weltweiten Konjunktureinbruch. Die deutsche Volkswirtschaft konnte sich in dieser Zeit erholen. Die entwerteten Löhne und Einkommen wirkten wie Lohndumping. Das deutsche Wirtschaftswachstum war stärker als in den Volkswirtschaften der Sieger.


"Utopien kommen auf keiner Landkarte (''u-topia: ohne Ort, Platz'') vor - sind aber nützliche Denkanstösse und Stimulanzien die uns auf neue Möglichkeiten, Erfindungen, Entdeckungen vorbereiten. Utopien entwickeln quasi im Gedankenlabor eine neue Wirklichkeit - die aber stärkere oder schwächere Verbindung zur Alltagsrealität hat.
Im Oktober 1921 wies die Mark noch ein Hundertstel ihres Wertes vom August 1914 auf, im Oktober 1922 nur mehr ein Tausendstel.|2=aus {{wpde|Deutsche Inflation 1914 bis 1923}}}}
* Utopien sind zukunftsorientierte Spekulationen über Möglichkeiten gesellschaftlicher Strukturen - und manchmal realisierbare Programme. Häufig liegt ihnen die Sehnsucht nach wahrer Gerechtigkeit zugrunde, weshalb sie des Öfteren als sittenstrenger Staatssozialismus enden. Typisch sind meist auch Selbstbescheidung, Mäßigung, Verzicht auf Luxus, also Subsistenzwirtschaft.
* Utopien zeigen, wie unsere Welt nicht ist - aber sein sollte
* Utopien sind konstruktivistische Leistungen die eine neue Welt bauen, neue Konzepte und Ordnungsentwürfe, neue Orientierung geben. Sie zeigen was denkbar ist - wenn auch nicht unbedingt wünschbar.
* Utopien sind Modelle rationalen sozialen Theoretisierens. Jede Utopie ist Zeitkritik, da die vorherrschenden Tendenzen als negativ betrachtet werden oder zumindest als verbesserungswürdig. Utopien sind also auch Gesellschaftskritik und in der Funktion unverzichtbar.


Negative Utopien, Anti- Utopien oder '''Dystopien''' die totalitäre Ungeheuer, Freiheitsbeschränkung, Manipulation und Überwachung zeigen bis hin zur Apokalypse - oft gerade wegen der Perfektionierung von Wissenschaft, Technik und rationaler Verwaltung. Schwarze Utopien wie George Orwells "1984" sollen als Warnung verstanden werden.
==Hyperinflation==
[[Datei:Bundesarchiv Bild 183-R1215-506, Berlin, Reichsbank, Geldauflieferungsstelle.jpg|mini|400px|Geldauslieferungsstelle (Sammelstelle) in der Berliner Reichsbank, Oktober 1923]]
[[Datei:Billionmarks.jpg|mini|400px|left|Überdruckte Banknote von Dezember 1922]]
{{clear}}


'''Positive Utopien''' zielen auf Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden. Sie basieren auf dem Prinzip Hoffnung und präsentieren ein Ideal, eine von Ausbeutung und Elend, von Lastern, von Übeln, von Not, kurzum von allem Bösen befreite Welt."
Weil die Reichsregierung nicht mehr in der Lage war, die Reparationen zu bezahlen, kam es zur [[Krisenjahr 1923/Ruhrbesetzung|Ruhrbesetzung]] durch französische und belgische Truppen. Die deutsche Regierung rief zum „Ruhrkampf“, zum passiven Widerstand gegen die militärische Besetzung auf. Um die Streikenden bei Laune zu halten, wurden ihnen entsprechende finanzielle Hilfen ausgezahlt – in einer Mark, die sich durch die von der Regierung betriebene Geldvermehrung immer rascher entwertete. Damit begannen die Monate der '''Hyperinflation''', die noch Generationen von Deutschen als Beispiel für die Schrecken einer Inflation verfolgten. Immer schneller vervielfachte sich die Abwertung gegenüber dem US-Dollar, bis schließlich im November 1923 der Kurs für einen US-Dollar 4,2&nbsp;Billionen Mark entsprach.
''(aus http://www.brainworker.ch/Politik/utopien.htm, 07.03.2014)''


Die Hyperinflation sorgte für einen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft und des Bankensystems. Zwei komplette Auflagen von 1000&nbsp;Mark- und 5000&nbsp;Mark-Banknoten konnten Anfang 1923 nicht mehr in Umlauf gebracht werden, sie mussten Ende 1923 mit „1&nbsp;Milliarde“ und „500&nbsp;Milliarden“-Aufdrucken verwendet werden. Der Aktienindex des Statistischen Reichsamtes stieg im Dezember 1923 im Monatsdurchschnitt auf einen Wert von 26,89&nbsp;Billionen Punkte und der Goldpreis auf 86,81&nbsp;Billionen Mark pro {{wpde|Feinunze}}.


{{Aufgabe|Beantworte anhand dieses Abschnitts folgende Frage schriftlich in deinem Hefter:
===Auswirkungen===
'''Welche Negativen Aspekte werden vom Autor angesprochen?''' Antworte in Stichpunkten (mindestens 4)!
====Geldscheine====
<gallery>
Datei:Reichsbanknote 100 Mark Netz.png|100 Mark, November 1920
Datei:Reichsbanknote 2000000 Mark Nr 52 59 16 von 1923 a wiki.png|2.000.000 Mark, Juli 1923
Datei:Reichsbanknote 10000000 Mark Juli 1923 A 0535826 wiki.png|10 Millionen Mark, Juli 1923
Datei:Reichsbanknote 50000000 Mark U 5479307 Juli 1923 Wiki.png|50 Millionen Mark, Juli 1923
Datei:Reichsbanknote 200000 Mark August 1923 ohne Nummerierung Wiki.png|200.000 Mark, August 1923
Datei:REichsbanknote 20 Millionen Mark Januar 1924 Wikipedia.png|10 Millionen Mark, 1924
</gallery>


(Zeitvorgabe: 15 min.)}}
Die Bilder können nur ansatzweise den Verlauf der Geldentwertung aufzeigen. Banknoten aus dem Kaiserreich sind so groß, dass sie nur in Brieftaschen passen. Sie waren auch so viel wert, dass sie nicht (oder fast nie) gefaltet wurden.


Mit der fortschreitenden Geldentwertung wurden die Scheine kleiner und dünner, da die Kosten des Papiers zu teuer wurden. Schließlich wurde nur die Vorderseite bedruckt, um Farbe zu sparen. Oben wurde bereits erwähnt, dass alte Geldscheine, deren Nominalwert zu gering war, mit neuen Werten überdruckt wurden.


== Gefahren des Utopischen ==
====Briefverkehr====
[[File:Inflationsbrief_Norden_1923-11-04.jpg|mini|400px|Umschlag eines Inlandbriefs von Wilhelmshaven nach Norden mit sog. {{wpde|Dachziegelfrankatur}}, gestempelt am 4. November 1923]]
Nicht nur die Geldscheine, auch die Briefmarken mussten stets an die steigenden Preise angepasst werden.


Der sprichwörtliche schlechte Ruf von "Utopie" hat mehrere Gründe, die zugleich von ihrem Wesen ablenken. Der erste Grund liegt im Begriff selbst. Die (Kunst-)Wortschöpfung "Utopia" von Thomas Morus hat sich schematisch vollständig verselbstständigt. Der Begriff, wörtlich mit "Nicht-Ort" und "Nirgends" übersetzt, legt ab ovo die falsche Spur der Nichterreichbarkeit oder macht seinen Inhalt ausgedacht und all beliebig, in den frühen Staatsromanen und Gesellschaftsentwürfen von Morus, Campanella und Bacon setzte sich nicht die darin enthaltene Kritik durch, sondern die Macht der erzeugten utopischen Bilder überschattete die Motive.
Im Extremfall wogen die Briefmarken mehr als der Brief selbst, sodass man eigentlich für das höhere Gewicht noch mehr Briefmarken hätte verwenden müssen.


Dem utopischen in "Utopia", im "Gottesstaat" und in "Nova Atlantis" wurden die ihnen zugrunde gelegten Ideen (z.B. gerechte Verteilung der Güter, Selbstbestimmung über den technischen Fortschritt etc.) geopfert. Auch die neuzeitlichen Utopien wie das "Kommunistische Manifest" und Dystopien wie "1984" und "Schöne neue Welt" erzeugen angreifbare Bilder auf Kosten der Idee (z.B. Abschaffung des entfremdeten Menschen). Die in den utopischen Entwürfen angelegte Sprengkraft löste alles andere aus als den Ideen entsprechende Revolutionen und führte zu Implosionen des Denkens. Die Idealisierung und Perfektionierung von Freiheits- und Gleichheitsgrundsätzen hatte die Pervertierung und nachhaltige Diskreditierung der Utopie zur Folge. Die Macht der utopischen Bilder tilgte die Kritik.
Siehe auch: {{wpde|Briefmarken-Jahrgang 1923 der Deutschen Reichspost}}
{{clear}}


Der zweite Grund für den schlechten Ruf von "Utopie" liegt in ihrer örtlichen oder zeitlichen Entgrenzung, mit all den Folgen einer uneindeutigen Begriffssemantik. Die Geschichte der Utopie der Utopie seit der Renaissance zeigt, dass die Menschen ihre utopischen Vorstellungen durchgängig an einen anderen Ort, in eine andere Zeit oder gar in eine andere Welt verlegt haben. Orts- und zeitversetzte Ferne katapultiert die Utopie ins Reich des Irrealen. Neue, in ausgedachten Modellwelten eingerichtete Gesellschaftsbilder führten zur Entfremdung von der Gegenwart. Die früheren Utopien sind dem Genre des Staatsromans zugeordnet und dem Verdacht auf Fiktivität ausgeliefert, bis heute. Solcherart abstrakte Utopie >> ist an sich nichts als ein Wunschtraumgebilde [...], ohne ein Bedürfnis [es] zu prüfen auf [seine] reale Gültigkeit, auf [seine] Vermittlung mit der Realität (Ernst Bloch, Experimentum Mundi. Frage, Kategorien des Herausbringens, Praxis, GA Bd. 15, Frankfurt/Main 1975,277) <<"
====Lohntüte====
Betrachte folgende Lohntüte:
{{Box|Download|
* [http://www.1914-detailfragen.de/Docs/Bilder/Lohntuete_Arbeiter_Anbald_Baugeschaeft_Erfurt_19230907.pdf Lohntüte einer Baufirma aus Erfurt, 09.07.1923] (1914-detailfragen.de)
* [http://www.1914-detailfragen.de/Docs/Bilder/Lohnscheck_Basse_Selve_Altena_19230810.pdf Lohnscheck über 500.000.-, der nur zur Verrechnung ausgestellt wurde] (1914-detailfragen.de)
|Download}}


''(aus: Kufeld, Klaus: Zeit für Utopie. In: Julian Nida- Rümelin/Klaus Kufeld (Hg.): Die Gegenwart der Utopie- Zeitkritik und Denkwende. Alber, Freiburg/München, 2011, S. 9f)''<nowiki>}}</nowiki>
Früher hatten nur die wenigsten Deutschen ein Konto bei einer Bank. Arbeiter bekamen freitags oder samstags nach der Arbeit eine Lohntüte, in der ihr Lohn in bar ausgezahlt wurde.


{{Aufgabe|#Überlege, wie die Familie den Lohn möglichst sinnvoll verwenden kann.
# Überlege, vor welchen Problemen sie während der Hyperinflation stehen. Was passiert mit dem Geld nach einer Woche?
# Auf der Lohntüte ist das Wort {{wpde|Vorschuss_(Wirtschaft)#Arbeitsrecht|Vorschuss}} vermerkt. Erkläre, was das ist und welche Vorteile es hat.}}


== Gesellschaft ==
{{Lösung versteckt|Bei der schnell fortschreitenden Hyperinflation musste versucht werden, noch am gleichen Tag einzukaufen, da das Geld am kommenden Montag schon wieder weniger wert sein würde.
In diesem Teil soll die Gesellschaftsform in der Utopie näher betrachtet werden. Außerdem geht es um das operante Konditionieren und psychische Lenkung in unserer Gesellschaft.


{{Aufgabe|'''Löse die folgenden Aufgaben schriftlich in deinem Hefter:'''
Am Besten wäre es, wenn man in der Vorwoche anschreiben hätte können, d.h. Waren bereits erhalten hatte, die man dann am Wochenschluss bezahlen würde.


1. Informiere dich [http://flexikon.doccheck.com/de/Operante_Konditionierung hier] über das '''operante Konditionieren'''! Versuche mindestens ein Beispiel zu einer Situation zu finden, in welcher du operantes Konditionieren, vielleicht auch unbewusst, angewendet hast! Beschreibe dieses Beispiel in mindestens 3 Sätze.
Ähnlich funktioniert der Vorschuss, der einem einen Teil des Lohns vorher auszahlt, damit man sich Essen kaufen kann.}}


2. '''Begründe''' mit deinem Wissen über das Buch "Schöne neue Welt" warum die Kinder im ersten Abschnitt Blumen und Bücher verachten sollen! Welche gesellschaftlichen Vorteile ergeben sich daraus? (maximal eine halbe A4-Seite)
==Nachwirkung==
In den Zwanziger Jahren gab es nur wenig volkswirtschaftliche Kenntnisse, wieso es zur Inflation kam. Umso stärker wurden die Auswirkungen auf das eigene Leben oder von Bekannten als [[Oral History]] an die Nachkommen vergeben.


(Zeitvorgabe: 25 min.)}}
===Der Ziegeleibesitzer===
Meine Oma erzählte immer von einem Ziegeleibesitzer, den sie kannte (oder von dem sie nur gehört hatte), der Anfang 1923 seine Ziegelei mit allem Grund verkaufte und dafür sehr viel Geld bekam. Durch die Hyperinflation verlor dieses Geld seinen Wert und ein halbes Jahr später hatte er weder Geld noch eine Arbeit oder Produktionsmittel, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.


===Der Universitätsprofessor===
Der Universitätsprofessor aus der Stadt erhielt sein bislang gutes Gehalt monatlich, wobei die Gehälter nur nachträglich an die Geldentwertung angepasst wurden.


"„Ein heftiger Knall. Gellendes und immer gellenderes Sirenengeheul. Rasendes Schrillen von Alarmglocken. Die Kinder fuhren zusammen. Sie begannen zu schreien, die Gesichtchen von Entzetzen verzerrt. >>Und jetzt<< , brüllt der Direktor, denn der Lärm war ohrenbetäubend, >>werden wir ihnen die Lektion mit einem kleinen elektrischen Schlag einbleuen.<< Er winkte abermals, die Oberpflegerin drückte einen zweiten Hebel. Das Schreien der Kinder hörte sich plötzlich anders an. Verzweiflung, fast Wahnsinn klang aus diesen durchdringenden Schreikrämpfen. Die kleinen Körper zuckten und erstarrten, ihre Arme und Beine bewegten sich ruckartig, wie von unsichtbaren Drähten gezogen. >>Wir können diesen Teil des Fußbodens unter Strom setzen<<, brüllte der Direktor erklärend. >>Aber jetzt genug!<< bedeutete er der Pflegerin. Die Detonationen hörten auf, die Klingeln verstummten, das Sirenengeheul erstarb nach und nach. Die zuckenden Kinderleiber lösten sich aus ihrem Krampf, das irre Stöhnen und Schreien ebbte zu einem gewöhnlichen Angstgeplärr ab. >>Geben sie ihnen nochmal die Blumen und Bücher!<< Die Pflegerinnen gehorchten, aber beim bloßen Anblick der Rosen, der bunten Bilder mit den Mietzekatzen, Hottehüpfpferdchen und Bählämmern wichen die Kinder schaudernd zurück; ihr Geplärr schwoll sogleich wieder zu Entsetzgeschrei an . >>Beachten sie das meine Herren<<, sagte der Direktor triumphierend, >>beachten sie das genau!<< Bücher und unerträglicher Lärm, Blumen und elektrische Schläge- schon der kindliche Verstand verband diese Begriffe miteinander, und nach zweihundert Lektionen dieser oder ähnlicher Art waren sie unlösbar miteinander verknüpft. Was der Mensch zusammenfügt, das kann die Natur nicht trennen. >>So wachsen sie mit einem, wie die Psychologen zu sagen pflegen >instinktiven< Hass gegen Bücher und Blumen auf. Wir normen ihnen unausrottbare Reflexe an. Ihr ganzes Leben lang sind sie gegen Druckerschwärze und Wiesengrün gefeit.<<“
Um seine Familie zu ernähren, zogen viele Bürgerliche auf's Land, um Lebensmittel einzutauschen. Die Bauern wollten natürlich keine (bald) wertlosen Geldscheine und tauschten Milch, Kartoffeln und Eier gegen Silberbesteck und andere Wertgegenstände. Ein Bauer hatte angeblich einen Perserteppich in seinen Kuhstall gelegt.  
(Seite 36/37)


{{1923}}


„>>- tragen alle Grün.<< begann eine leise, ungemein klare Stimme mitten im Satz, >>und Deltakinder tragen Khaki. Nein ich mag nicht mit Deltakindern spielen. Und Epsilons sind noch schlimmer. Sie sind zu dumm zum Lesen und Schreiben. Außerdem tragen sie Schwarz, und das ist eine abscheuliche Farbe. Oh wie froh ich bin, dass ich ein Beta bin!<< Pause, dann begann die Stimme von neuem. >> Alphakinder tragen grau. Sie arbeiten viel und mehr als wir, weil sie so schrecklich klug sind. Oh wie froh bin ich, dass ich ein Beta bin und nicht so viel arbeiten muss! Wir Betas sind etwas viel besseres als Gammas und Deltas. Gammas sind dumm. Sie tragen alle grün, und Deltakinder tragen Khaki. Nein ich mag nicht Deltakindern spielen. Und Epsilons sind noch schlimmer. Sie sind zu dumm zum -<< Der BUND drehte den Knopf zurück. Die Stimme schwieg, nur ein dünnes Wispern geisterte Weiter unter den achtzig Kissen weiter. >>Bis sie aufwachen, werden Sie es jetzt noch vierzig bis fünfzigmal wiederholt bekommen, dann Donnerstag und Sonnabend wieder, Hundertzwanzig Wiederholungen, dreimal in der Woche, dreißig Monate lang. Danach erhalten sie Unterricht für Fortgeschrittene.<<“
==Weblinks==
(Seite 42/43)


„>>Wir prädestinieren und normen auch. Wenn wir unsere Kleinlinge entkorken, haben sie bereits ihren festen Platz in der Gesellschaft, als Alphas oder Epsilons, als künftige Kanalreiniger oder künftige - << Er hatte künftige Weltaufsichtsräte sagen wollen, verbesserte sich aber und sagte >>künftige Brutdirektoren<<.“
*{{wpde|Deutsche Inflation 1914 bis 1923}}
(Seite 30)
*{{wpde|Hyperinflation}}


{{Aufgabe|
{{lemo|http://www.dhm.de/lemo/html/weimar/innenpolitik/inflation/index.html|Die Inflation von 1914 bis 1923}}
1. '''Übertrage die Tabelle in deinen Hefter''' und ergänze schriftlich die Lücken! Durch klicken auf das Bild, kannst du es vergrößern!


2. '''Beurteile''' mit Hilfe einer Begriffsanalyse zu psychischer Lenkung, wo dir diese in deinem Umfeld auffällt, zum Beispiel durch Medien, Schule, Freundeskreis,... Kommentiere dazu den Blogeintrag "Gesellschaft in Schöne neue Welt" auf unserem Klassenblog!
*[http://ralf-arndt.de/notgeld.html Notgeld aus Bamberg] (Ralf Arndt)


(Zeitvorgabe: 20 min.)}}
:"Viele besitzen sie noch, die Notgeldscheine aus der Zeit der Weimarer Republik.
<br />
:In der zweiten Jahreshälfte 1923 galoppierte die Inflation in Deutschland wie nie zuvor. Hintergrund waren die hohen Reparationsleistungen an die Siegermächte des Ersten Weltkrieges und der "Ruhrkampf" nach der Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich.
:Die Alltagssorgen der Menschen der damaligen Zeit spiegelt dieser Geldschein aus dem katholischen Bamberg wider."


{{Box|Methode: Begriffsanalyse|'''Begriffsanalyse''' bedeutet eine Art Definition von einem Begriff zu finden, hier "psychische Lenkung". Geht dabei auf die einzelnen Bestandteile der Wörter ein und definiert sie.|Merke}}
*[http://www.solingen-internet.de/si-hgw/notgeld.htm Wenke: Mein Solingen / Notgeld]




[[Datei:Schöne neue Welt Arbeitsblatt.jpg|mini|zentriert|500px|Arbeitsblatt zum Kastensystem in Aldous Huxleys "Schöne neue Welt"]]




<br />
==Siehe auch==


== Bildung und Normung ==
*[[Weimarer Republik]]
Hier soll es vor allem um die Bildung und Normung in der Utopie von Aldous Huxley gehen. Wie sehen Schulen im Weltstaat aus? Wie werden Kinder behandelt?


 
[[Kategorie:Weimarer Republik]]
{{Aufgabe|
1. '''Löse das Wörtgitter''' und finde 10 Begriffe zur Bildung in der Schönen Neuen Welt!
 
2. '''Suche dir einen Begriff''' von den gefunden aus und '''versuche diesen zu beschreiben.''' Es ist dir freigestellt, ob du darüber schreibst, eine Collage erstellst oder versuchst den Begriff zu zeichnen. Die Ergebnisse werden in der nächsten Unterrichtsstunde von allen vorgestellt.
 
(Zeitvorgabe: 20 min.)}}
 
 
{{LearningApp|app=p4r2nng0a01|width=100%|height=720px|minWidth=1320px}}
 
== Glück ==
In diesem Teil wird es eine kurze Wiederholung zum Begriff "Glück" geben und näher auf das glücklich sein in Aldous Huxleys Schöne neue Welt eingegangen.
 
 
{{Aufgabe|
1. '''Sieh dir das folgende YouTube- Video genau an.'''
 
2. Notiere dir anhand des Videos die genannte '''Definition von Glück''' (1 Stichpunkt). Welche Meinung vertrat Aristoteles, Konfuzius und Epikur zum Thema Glück? (je 1 Stichpunkt)
 
(Zeitvorgabe: 10 min.)}}
 
 
{{#ev:youtube|jcCbussNDx0|800|center}}
 
 
{{Aufgabe|
1. '''Lies dir den Text genau durch.'''
 
2. '''Notiere''' dir anhand des Textes wie in der Schönen Neuen Welt Unglück vermieden wird. (mindestens 3 Stichpunkte)
 
3. Du kennst jetzt unsere heutige Definition von Glück und weißt warum die Menschen in der Schönen Neuen Welt "glücklich" sind. Wenn du dich bei der Diskussion von Mustafa Mannesmann und dem "Wilden" Michel '''für eine Seite entscheiden''' müsstest, welche würdest du wählen? Begründe deine Entscheidung schriftlich im Hefter! (mindestens 2 Argumente mit Begründung!)
 
(Zeitvorgabe: 20 min.)}}
 
 
">>Mein lieber junger Freund<< sagte Mustafa Mannesmann. >>Die Zivilisation hat nicht den geringsten Bedarf an Edelmut oder Heldentum. Die Dinge sind Merkmale politischer Untüchtigkeit. In einer wohlgeordneten Gesellschaft wie der unseren findet niemand Gelegenheit zu Edelmut und Heldentum. Solche Gelegenheiten ergeben sich nur in ganz ungefestigten Verhältnissen. Wo es Kriege gibt, Gewissenskonflikte, Versuchungen, den man widerstehen, und Liebe, die man erkämpfen oder verteidigen muss - dort haben Heldentum und Edelmut selbstverständlich einen gewissen Sinn. Aber heutzutage gibt es keine Kriege mehr, mit größter Sorgfalt verhindern wir, dass ein Mensch den anderen zu sehr liebt. Und so etwas wie Gewissenskonflikte gibt es auch nicht mehr: Man wird so genormt, dass man nichts anderes tun kann, als man tun soll. Und was man tun soll, ist im Allgemeinen so angenehm und gewährt den natürlichen Trieben so viel Spielraum, dass es auch keine Versuchungen mehr gibt. Sollte sich durch einen unglücklichen Zufall wirklich einmal etwas Unangenehmes ereignen, nun denn, dann gibt es Soma, um sich von der Wirklichkeit zu beurlauben. Immer ist Soma zur Hand, um Ärger zu besänftigen, einen mit seinen Feinden zu versöhnen, Geduld und Langmut zu verleihen. Früher konnte man das alles nur durch große Willensanstrengung und nach jahrelanger harter Charakterbildung erreichen. Heute schluckt man zwei, drei Halbgrammtabletten, und damit gut! Jeder kann heutzutage tugendhaft sein. Man kann mindestens sein halbes Ethos in einem Flächschen bei sich tragen. Christentum ohne Tränen - das ist Soma [...] Und es gibt keine Fliegen und Moskitos, die stechen können. Wir haben sie vor Jahrhunderten ausgerottet.<<
[...]
>>Ich brauche keine Bequemlichkeiten. Ich will Gott, ich will Poesie, ich will wirkliche Gefahren und Freiheit und Tugend. ich will Sünde.<< >>Kurzum<<, sagte Mustafa Mannesmann, >>Sie fordern das Recht auf Unglück."
(Seite 233 ff)
 
 
== Zusammenfassung ==
 
In diesem Teil soll es um eine Zusammenfassung der vorher besprochenen Themen gehen. Anhand einer Mindmap werden wichtige Schlagworte zusammengetragen.
 
 
{{Aufgabe|
1. '''Erstellt in Partnerarbeit eine Mindmap''' zur Utopie "Schöne neue Welt" von Aldous Huxley. Name der Mindmap soll Schöne neue Welt sein. Verwendet als Äste die Begriffe "Glück", "Bildung" und "Gesellschaft", zu denen ihr jeweils und mindestens 3 Unterpunkte finden sollt. Speichert die Mindmap so ab, dass wir uns verschiedene in der nächsten Unterrichtsstunde ansehen können!
 
(Zeitvorgabe: 20 min.)}}
 
{{LearningApp|app=p96kagj4201|width=100%|height=400px}}
 
== Deine eigene Utopie ==
Im letzten Teil soll es um das Reflektieren der vorhergehenden Themen und den eigenen Bezug dazu gehen.
 
 
{{Aufgabe|'''Beschreibe schriftlich''', auf mindestens 1 A4-Seite, '''deine eigene, von dir erdachte Utopie.''' Beziehe die Problemkreise Gesellschaft, Bildung / Arbeit, Politik und Glück mit ein. '''Begründe ausführlich''', warum du dich für diese Form der Utopie entschieden hast und warum du darin leben willst!
 
(Zeitvorgabe: 40 min.)}}
 
 
 
{{mitgewirkt|* [[Benutzer:Sopieellis|Sopieellis]]}}
 
;Einzelnachweis:
<references />
 
[[Kategorie:Utopie]]
[[Kategorie:Ethik]]
[[Kategorie:Lernpfad]]
[[Kategorie:Interaktive Übung]]
[[Kategorie:Sekundarstufe 2]]

Version vom 27. November 2021, 21:37 Uhr

Die größte und im Gedächtnis der Deutschen bedeutendste Krise des Krisenjahrs 1923 war die Inflation - eine Geldentwertung, für die Zeitgenossen keine Erklärung hatten.


Aufgabe

Erstelle ein Poster.

  1. Erkläre den Begriff Inflation in eigenen Worten.
    1. Gib an, welche Ursachen zur Inflation führten.
    2. Überlege, ob eine Geldentwertung auch positive Auswirkungen haben kann.
  2. Erkläre, warum man für die Inflation 1923 den Begriff Hyperinflation verwendet.
    1. Gib Beispiele, wie die Hyperinflation das Leben der Leute beeinflusste und beeinträchtigte.

Ursachen

Definition
Inflation (von lat. inflatio „Aufblähen“, „Anschwellen“) bezeichnet eine allgemeine und anhaltende Erhöhung des Preisniveaus von Gütern und Dienstleistungen (Teuerung), gleichbedeutend mit einer Minderung der Kaufkraft des Geldes.
aus InflationWikipedia-logo.png




Zitat
Ursachen der Inflation
Die Reichsregierung hob kurz nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges am 4. August 1914 die gesetzliche Noteneinlösungspflicht der Reichsbank in Gold auf. Außerdem wurden die staatlichen Möglichkeiten zur Schuldenaufnahme und der Vermehrung der Geldmenge bei den Scheidemünzen und Banknoten durch die Aufhebung des Goldankers (= gesetzliche Dritteldeckung der Reichsbanknoten durch Gold) ausgeweitet. Diese Geldvermehrung sollte durch Kriegsanleihen anstatt durch Steuern gegenfinanziert werden. Denn der Aufmarsch und die Versorgung der Millionen Soldaten brachte nie dagewesene Kosten mit sich.

Gleichzeitig sollte die Kaufkraft der Bevölkerung für den Militärbedarf abgeschöpft bzw. stillgelegt werden, um bei der vorauszusehenden kriegsbedingten Güterverknappung im Inland der Schwarzmarktbildung durch Geldverknappung bei den Bürgern entgegenwirken zu können. Um an zusätzliches Geld und Gold zu kommen, wurden mehrere Kriegsanleihen und die Aktion Gold gab ich für Eisen aufgelegt. Anders als in Großbritannien und Frankreich, wo der Krieg durch Vermögenssteuern finanziert wurde, sollten diese Kriegsanleihen nach dem „Siegfrieden“ mit der „Kriegsbeute“ in Form von Reparationen dann wieder abgelöst werden. Die hohen Reparationen, die Frankreich nach dem verlorenen Krieg 1870/71 gezahlt hatte, waren vielen noch in Erinnerung.

Nach der Novemberrevolution 1918 verpflichtete der Friedensvertrag von Versailles 1919 Deutschland zu Reparationszahlungen an die Siegermächte (insbesondere an Frankreich). Deutsche Reparationsleistungen mussten in Goldmark, Devisen und Sachgütern geleistet werden und waren daher nicht von der Inflation betroffen. Im Januar 1920 hatte die Mark gegenüber dem US-Dollar nur noch ein Zehntel ihres Wechselkurses vom August 1914.

Auch die anderen kriegsbeteiligten Staaten hatten unter den Folgen des Weltkrieges zu leiden. In den Jahren 1921 und 1922 kam es zu einem weltweiten Konjunktureinbruch. Die deutsche Volkswirtschaft konnte sich in dieser Zeit erholen. Die entwerteten Löhne und Einkommen wirkten wie Lohndumping. Das deutsche Wirtschaftswachstum war stärker als in den Volkswirtschaften der Sieger.

Im Oktober 1921 wies die Mark noch ein Hundertstel ihres Wertes vom August 1914 auf, im Oktober 1922 nur mehr ein Tausendstel.
aus Deutsche Inflation 1914 bis 1923Wikipedia-logo.png

Hyperinflation

Geldauslieferungsstelle (Sammelstelle) in der Berliner Reichsbank, Oktober 1923
Überdruckte Banknote von Dezember 1922



Weil die Reichsregierung nicht mehr in der Lage war, die Reparationen zu bezahlen, kam es zur Ruhrbesetzung durch französische und belgische Truppen. Die deutsche Regierung rief zum „Ruhrkampf“, zum passiven Widerstand gegen die militärische Besetzung auf. Um die Streikenden bei Laune zu halten, wurden ihnen entsprechende finanzielle Hilfen ausgezahlt – in einer Mark, die sich durch die von der Regierung betriebene Geldvermehrung immer rascher entwertete. Damit begannen die Monate der Hyperinflation, die noch Generationen von Deutschen als Beispiel für die Schrecken einer Inflation verfolgten. Immer schneller vervielfachte sich die Abwertung gegenüber dem US-Dollar, bis schließlich im November 1923 der Kurs für einen US-Dollar 4,2 Billionen Mark entsprach.

Die Hyperinflation sorgte für einen Zusammenbruch der deutschen Wirtschaft und des Bankensystems. Zwei komplette Auflagen von 1000 Mark- und 5000 Mark-Banknoten konnten Anfang 1923 nicht mehr in Umlauf gebracht werden, sie mussten Ende 1923 mit „1 Milliarde“ und „500 Milliarden“-Aufdrucken verwendet werden. Der Aktienindex des Statistischen Reichsamtes stieg im Dezember 1923 im Monatsdurchschnitt auf einen Wert von 26,89 Billionen Punkte und der Goldpreis auf 86,81 Billionen Mark pro FeinunzeWikipedia-logo.png.

Auswirkungen

Geldscheine

Die Bilder können nur ansatzweise den Verlauf der Geldentwertung aufzeigen. Banknoten aus dem Kaiserreich sind so groß, dass sie nur in Brieftaschen passen. Sie waren auch so viel wert, dass sie nicht (oder fast nie) gefaltet wurden.

Mit der fortschreitenden Geldentwertung wurden die Scheine kleiner und dünner, da die Kosten des Papiers zu teuer wurden. Schließlich wurde nur die Vorderseite bedruckt, um Farbe zu sparen. Oben wurde bereits erwähnt, dass alte Geldscheine, deren Nominalwert zu gering war, mit neuen Werten überdruckt wurden.

Briefverkehr

Umschlag eines Inlandbriefs von Wilhelmshaven nach Norden mit sog. DachziegelfrankaturWikipedia-logo.png, gestempelt am 4. November 1923

Nicht nur die Geldscheine, auch die Briefmarken mussten stets an die steigenden Preise angepasst werden.

Im Extremfall wogen die Briefmarken mehr als der Brief selbst, sodass man eigentlich für das höhere Gewicht noch mehr Briefmarken hätte verwenden müssen.

Siehe auch: Briefmarken-Jahrgang 1923 der Deutschen ReichspostWikipedia-logo.png


Lohntüte

Betrachte folgende Lohntüte:

Früher hatten nur die wenigsten Deutschen ein Konto bei einer Bank. Arbeiter bekamen freitags oder samstags nach der Arbeit eine Lohntüte, in der ihr Lohn in bar ausgezahlt wurde.


Aufgabe
  1. Überlege, wie die Familie den Lohn möglichst sinnvoll verwenden kann.
  2. Überlege, vor welchen Problemen sie während der Hyperinflation stehen. Was passiert mit dem Geld nach einer Woche?
  3. Auf der Lohntüte ist das Wort VorschussWikipedia-logo.png vermerkt. Erkläre, was das ist und welche Vorteile es hat.

Bei der schnell fortschreitenden Hyperinflation musste versucht werden, noch am gleichen Tag einzukaufen, da das Geld am kommenden Montag schon wieder weniger wert sein würde.

Am Besten wäre es, wenn man in der Vorwoche anschreiben hätte können, d.h. Waren bereits erhalten hatte, die man dann am Wochenschluss bezahlen würde.

Ähnlich funktioniert der Vorschuss, der einem einen Teil des Lohns vorher auszahlt, damit man sich Essen kaufen kann.

Nachwirkung

In den Zwanziger Jahren gab es nur wenig volkswirtschaftliche Kenntnisse, wieso es zur Inflation kam. Umso stärker wurden die Auswirkungen auf das eigene Leben oder von Bekannten als Oral History an die Nachkommen vergeben.

Der Ziegeleibesitzer

Meine Oma erzählte immer von einem Ziegeleibesitzer, den sie kannte (oder von dem sie nur gehört hatte), der Anfang 1923 seine Ziegelei mit allem Grund verkaufte und dafür sehr viel Geld bekam. Durch die Hyperinflation verlor dieses Geld seinen Wert und ein halbes Jahr später hatte er weder Geld noch eine Arbeit oder Produktionsmittel, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.

Der Universitätsprofessor

Der Universitätsprofessor aus der Stadt erhielt sein bislang gutes Gehalt monatlich, wobei die Gehälter nur nachträglich an die Geldentwertung angepasst wurden.

Um seine Familie zu ernähren, zogen viele Bürgerliche auf's Land, um Lebensmittel einzutauschen. Die Bauern wollten natürlich keine (bald) wertlosen Geldscheine und tauschten Milch, Kartoffeln und Eier gegen Silberbesteck und andere Wertgegenstände. Ein Bauer hatte angeblich einen Perserteppich in seinen Kuhstall gelegt.


Weblinks

Lemo3-20.gifLeMO: Die Inflation von 1914 bis 1923 (dhm.de)

"Viele besitzen sie noch, die Notgeldscheine aus der Zeit der Weimarer Republik.
In der zweiten Jahreshälfte 1923 galoppierte die Inflation in Deutschland wie nie zuvor. Hintergrund waren die hohen Reparationsleistungen an die Siegermächte des Ersten Weltkrieges und der "Ruhrkampf" nach der Besetzung des Ruhrgebiets durch Frankreich.
Die Alltagssorgen der Menschen der damaligen Zeit spiegelt dieser Geldschein aus dem katholischen Bamberg wider."



Siehe auch