Demographischer Wandel und Katholische Religionslehre/Geist: Unterschied zwischen den Seiten

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{{ZBK}}
== Intelligenz kann nicht künstlich hergestellt werden ==


Demographie (griech.: „Bevölkerungsbeschreibung") beschreibt unter Zuhilfenahme statistischer Methoden (vgl. [[Bevölkerungspyramide]]), wie sich Zahl und Struktur der Bevölkerung (z.B. Alter, Geschlecht, Familienstand, Kinderzahl, Gesundheitszustand etc.) durch demographische Verhaltensmuster und Ereignisse (heiraten, umziehen, Kinder bekommen, sterben ...) verändern.


== Phasen des demographischen Wandels ==
=== Was Maschinen können und was nicht ===


In Deutschland unterscheidet man unterschiedliche Phasen der Bevölkerungsentwicklung:
Vor 20 Jahren schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann die künstliche In¬telligenz in der Lage sein würde, den Menschen so weit nachzuahmen, dass er sich von seinen eigenen Produkten nicht mehr würde unterscheiden können. Inzwischen ist es um diesen Forschungszweig ruhiger geworden. Die Erkennung von Schreibmaschinenschrift hat gute Fortschritte gemacht, korrekte Handschrift wird vom Computer zu 95 % erkannt, besser ist es, man lernt eine Schrift wie Grafity, die auf Erkennbarkeit ausgelegt ist. Die Spracherkennung hat die Marke 80-prozentiger und 90-prozentiger Erkennungsgenauigkeit übertroffen, aber bei der 95-prozentigen Genauigkeit gibt es anscheinend eine schwer überwindliche Grenze. Wollte man weiterkommen, müsste die Maschine den Menschen verstehen, und das kann sie nicht.


* '''1. Phase 1945 - 1974''': Die erste Phase ist gekennzeichnet von einem rapiden Bevölkerungsanstieg durch einen Babyboom bis Mitte der 60er Jahre und durch die Einwanderungswellen (Ostvertriebene/Flüchtlinge, DDR-Flüchtlinge, Gastarbeiter)
Wo ist das Problem? – Wenn man das so exakt sagen könnte, dann könnte man das Problem beheben. Vielleicht kann man es so ausdrücken:  
Eine Maschine verfügt immer nur über die Informationen, die man ihr einpro¬grammiert hat, oder auf deren Beschaffung man sie programmiert hat.


* '''2. Phase bis 1986''': Stagnation der Bevölkerungszahl mit leicht rückläufiger Tendenz (u.a. „Pillenknick“)
{{Kasten_gelb|Ein Beispiel: Das Rechtschreibprogramm sucht nicht nach „Fehlern“ in einem Text, sondern es sucht exakt danach, ob die durch Freizeichen abgegrenzten Buchstabenfolgen im Text mit einer der Buchstabenfolgen im Wörterverzeichnis übereinstimmen oder nicht.


* '''3. Phase bis 2005''': erneutes Bevölkerungswachstum (Spätaussiedler aus dem Osten, Zuzug aus der DDR nach der Wende)
Es ist schon glaubhaft, dass es demnächst Programme gibt, die raffinierter sind, weil sie das Nutzerverhalten schärfer beobachten, verschiedene Informationen zusammenführen und dergleichen; das ändert aber nichts daran, dass es nicht mehr als zwei Informationsquellen gibt: Die Programmroutinen und die Nutzereingaben.}}


* '''4. Phase ...?'''
Im Gegensatz dazu weiß ein Mensch stets, wenn auch manchmal grob und unscharf,
# was Wissen ist und wozu es gut ist,
# ob er eine bestimmte Sache wissen will,
# viele Dinge, die ihm niemand gesagt oder zu suchen befohlen hat.


Das Problem des „Alltagswissens“ beschäftigt die Erforscher der Künstlichen Intelligenz (KI) mindestens seit Gründung der Firma Cycorp 1994. Das {{wpde|Cyc|Cyc}} - Projekt versucht alles, was Menschen wissen, den Common sense, in Form von 100 Millionen Basisaussagen zur Verfügung zu stellen. Darin ist zum Beispiel enthalten, dass es derselbe elektrische Strom ist, der in der Glühbirne das Licht, im Backofen die Hitze und bei Berührung Strom führender Leiter erhebliche Verletzungen verursacht. Wie auch andere Ansätze der KI-Forschung wird auch das Cyc-Projekt nützliche Anwendungen unterstützen (zum Beispiel bei der Zusammenführung von Datenbanken); aber es zeigt sich – wie so oft – gerade am „Erfolg“ eines Projektes, worin sich der Mensch von der Maschine unterscheidet: Es gelang nicht ein „Format“ von Wissen im Allgemeinen zu definieren, man weiß nicht, in welches „Formular“ man alles und jedes eintragen kann, was sich wissen lässt, und zwar so, dass die Maschine es dann, wenn sie danach sucht, auch sicher findet.


[[Datei:Mk Natürliche Bevölkerungsentwicklung.png|600px|center]]
Eine kleine tabellarische Aufstellung benennt, worin heute Maschinen den (meisten) Menschen überlegen sind und umgekehrt:


Sprechen wir von einem demographischen Wandel, sprechen wir von einem grundsätzlichen Wandel in der Bevölkerungsstruktur. Gekennzeichnet ist der demographische Wandel in Deutschland vom '''Rückgang der Geburtenziffern''' und einem '''Anstieg der Lebenserwartung'''.
{|border="2" cellspacing="5" cellpadding="4" style="background:#DDDDDD;"
! Was Maschinen besser können
! Was der Mensch besser kann
|-
| Schach spielen
| Fußball spielen
|-
| Integrale berechnen
| Sich mit Gesten verständigen
|-
| Daten wiederfinden
| Gesichter erkennen
|-
| Unbestechliche Kontrolle
| Sprache verstehen
|-
| Komplizierte Entscheidungen
| Gehörtes Verstehen
|-
| Arbeiten in lebensfeindlicher Umgebung
| Auto fahren
|}


== Ursachen und Folgen des demographischen Wandels ==
Zwei gemeinsame Prinzipien dieser Gegenüberstellung seien benannt:
# Der Mensch ist eine Einheit aus Körper und – ich sage das als Zugeständnis: – „Informationsverarbeitung“, die Maschine nicht. Für das Programm eines Computers ist es vollkommen egal, in welcher Form es physikalisch gespeichert ist, letztlich ist es für ein CAD Programm sogar gleichgültig, ob damit beispielsweise ein Roboter gesteuert wird, der wirklich Autos zusammenschweißt, oder ob das Programm nur am Bildschirm gestestet wird.
# Auch diejenigen Leistungen, die die Überlegenheit der Maschine zu zeigen scheinen, werden in unserem Gehirn „locker“ erbracht: Wir können ganz gut abschätzen, wie weit eine Bocciakugel fliegen wird, die wir werfen, ob wir mit unserer Sprungkraft über einen Graben kommen; ich weiß zwar manchmal nicht, wo ich meinen Hut habe, aber ich weiß mit unfehlbarer Gewissheit, dass ich einen gehabt habe, was „Haben“ bedeutet, wozu der Hut gut war, bei welchen Gelegenheiten ich ihn trug …


'''a) Ursachen für den Rückgang der Geburtenziffern'''
Es ist eben nur so, dass die Hauptmasse der Berechnungs- und Datenverarbeitungsleistungen des Gehirns dem Ich nicht bewusst werden. Wie viele nützliche Maschinen uns die KI-Forschung auch immer schenken wird, das Ich, die Seele, der Geist des Menschen spielt schlicht in einer anderen Liga, und zwar beginnend  mit den ersten Äußerungen des Foetus und des Babys. Davon im nächsten Kapitel mehr!


* Funktions- und Strukturwandel der Familie
=== Zur Vorgeschichte der KI ===
* Emanzipation der Frau
* Schwierigkeiten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf
* Lebensstil


'''b) Ursachen für den Anstieg der Lebenserwartung'''
„Künstliche Intelligenz“ lässt sich historisch gesehen in eine Reihe stellen von Menschenerklärungsversuchen, die stets etwas mehr versprachen, als sie dann halten konnten: Als im 17. und 18. Jahrhundert die mechanischen Systeme (wie Uhrwerke) perfekter wurden, schrieb {{wpde|Lammetrie|Lammetrie}} (1709-1751) ein Buch über die Menschenmaschine. Der genaiale Mechaniker {{wpde|Jacques de Vaucanson|Jacques de Vaucanson}} schien die Visionen des Maschinenmenschen der Realität nahezubringen.


* medizinischer Fortschritt
Als {{wpde|Friedrich Wöhler|Friedrich Wöhler}} 1828 erstmals einen organischen Stoff aus anorganischen Vorstufen synthetisierte, fügte [[Goethe]] in seinen Faust II die Figur des {{wpde|Homunculus|Homunculus}}, des künstlich geschaffenen Menschen, ein, nachdem er bereits in seinem Roman die {{wpde|Wahlverwandschaften|Wahlverwandschaften}} (1809) mit der Chemie als Metapher für menschliches Verhalten gespielt hatte. Zeitlich parallel entstammt {{wpde|Mary Shelley|Mary Shelley}}s Figur {{wpde|Frankenstein (Roman)|Frankenstein}} (1819) einem ähnlichen Denken, bezieht aber neben der Anatomie vor allem die Elektrizität in die Menschen nachahmende Phantasiebildung ein. In unserer Zeit sind es vor allem die Biochemie und die Computersimulation, die das Versprechen auf ein vollständiges Verstehen des „System Mensch“, doch die {{wpde|Künstliche Intelligenz|KI-Forschung}} ist bereits in ein Stadium eingetreten, in welchem wir des grundsätzlichen Unterschiedes ansichtig werden zwischen Informationsverarbeitung und dem, was ein Geist tut.
* verbesserte Hygiene
* Unfallverhütung
* soziale Sicherung
* Steigerung des Wohlstands


;Folgen des demographischen Wandels 
== Neurologie und Anthropologie ==


Die durch die steigende Lebenserwartung und den Geburtenrückgang bedingte Alterung der Gesellschaft ist unumkehrbar, erhöht die Kosten im Gesundheitswesen und zerstört allmählich die Grundlage der Alterssicherung (vgl. {{wpd|Generationenvertrag}}). Die sinkende Anzahl der Beitragszahler hat schwerwiegende Folgen für die sozialen Sicherungssysteme in Deutschland. Allerdings lässt sich der demographische Wandel durch Zuwanderung entschärfen, wenn auch nicht aufhalten.
=== Lokalisierung von Gehirnaktivitäten durch bildgebende Verfahren ===


{{Kasten_blass|vgl. hierzu [http://www.bpb.de/publikationen/KN8WS2,4,0,Soziale_Auswirkungen_der_demographischen_Entwicklung.html „Soziale Auswirkungen der demographischen Entwicklung]", in: Informationen zur politischen Bildung, Heft 282, 2004}}
Biologie und Medizin versuchen seit langem den '''materiellen Strukturen des menschlichen Gehirns''' die '''Leistungen des menschlichen Geistes''' zuzuordnen. Naheliegend ist es zu beobachten, welche geistigen Leistungen ausfallen, wenn bestimmte Areale des Gehirns durch einen Gehirnschlag oder einen Tumor geschädigt sind. So weiß man, welche Gebiete des Gehirns damit beschäftigt sind zu sprechen und Sprache zu verstehen. Eine feinere Auflösung wird durch moderne bildgebende Verfahren<ref>
Die Universität des Saarlandes hat auf ihrer homepage eine gute [http://www.htw-saarland.de/Members/michael.moeller/BMTImgSys/bildgebendeverfahren_tdoh_2008_ohne_video.pdf Übersicht über die bildgebenden Verfahren in der Medizin], aus der man sich vor allem über die technische Seite unterrichten kann.</ref> erreicht, die Gehirnaktivitäten beim lebendigen Menschen in guter räumlicher Zuordnung sichtbar machen können.<ref>Eine [http://neurologie.onlinehome.de/neukurs8.htm Übersicht] von G. Figge unterrichtet über die gängigen neurologischen Untersuchungsmethoden</ref>


;Lösungsvorschläge in Deutschland
Diese Forschungen haben aber niemals Ergebnisse der Art gebracht: „Da ist das Gehirngebiet, in dem alle Gesichter und die zugehörigen Namen abgespeichert sind.“ oder: „In dieser Gehirnregion sind alle Bilder von Möbeln.“ Die Ergebnisse lauten vielmehr: „Wenn der Mensch an Personen, Tiere oder Werkzeuge denkt, sind bestimmte Bereiche des Temporallappens der Großhirnrinde besonders aktiv."
Wenn man daraus ohne weiteres schließt, dass die Gedanken an Personen, Tiere oder Werkzeuge an dieser Stelle „gedacht werden“, könnte man aber ziemlich falsch liegen. Mit einem Gedankenexperiment möchte ich das verdeutlichen:


* Reform der Krankenkassen
{{Kasten_blau|Gedankenexperiment: Ein Geheimdienst möchte gerne bestimmte Daten eines Computers stehlen, kann aber das ganze Gerät nicht mitnehmen, und man möchte herausfinden, in welchem Speicherbereich sich die Daten befinden. Man stellt fest, dass in einem USB-Stick Aktivität festzustellen ist, wenn die gesuchten Daten abgerufen werden; zur Sicherheit wird noch getestet, was passiert, wenn man den Stick entfernt, und siehe da: Die Daten sind weg. Schön, dass man nur das kleine Teil mitzunehmen braucht. Bei der Analyse zu Hause stellt man allerdings fest, dass auf dem Stick nur der Passwortmanager gespeichert ist, der bei Aufruf der geschützten Daten das Passwort liefern muss. Die Daten selbst befinden sich auf einem anderen Träger.
* Reform des Rentensystems


== Denkanstöße ==
Aus der bloßen Feststellung von „Aktivität“ (Stromverbrauch im Falle eines Computers, Sauerstoffverbrauch im Falle der Gehirn-Untersuchung) kann durchaus nicht geschlossen werden, '''welcher Beitrag zur Informationsverarbeitung''' am Ort der Aktivität geleistet wird, solange man das System insgesamt nicht versteht.
* {{wpd|Unwort#Unwörter des Jahres}}
}}
# (im Jahr 1996) "Rentnerschwemme"
# (im Jahr 1998) "sozialverträgliches Frühableben"


== Aktuelle Debatte ==
Was wir nach langen Jahren der Forschung von der Arbeitsweise des Gehirns wissen, hat tendenziell immer weiter weggeführt von unserer Selbstwahrnehmung.


=== Zuwanderung ===
{{Kasten_gelb|Beispiel: Es gibt die Krankheit der Aphasie; unter der Menschen leiden, die zwar der Melodie gesprochener Sprache entnehmen können, welche Emotionen der Sprecher ausdrückt, aber sie können Sprache nicht hinsichtlich ihrer Wortbedeutungen und Grammatik analysieren. Im normalen Gespräch fallen solche Leute kaum auf, weil sie auf unsere emotional getönte Sprache meist sinnvoll reagieren. Gegenüber einer gleichförmig vorgetragenen Computerstimme sind sie machtlos. Die gegenteilige Entsprechung, Agnosie genannt - der Verlust der Fähigkeitdie Tonmelodie wahrzunehmen bei Erhalt der Fähigkeit, den grammatischen und lexikalischen Sinn des Gesprochenen zu verstehen -, ist viel seltener. Für beide Fähigkeiten sind weit voneinander entfernte Areale des Gehirns zuständig, denn sonst könnte ja nicht eine der Fähigkeiten durch Gehirnschädigung ausfallen und die andere erhalten bleiben.
* [http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hiwi/453019/ Deutschland sieht alt aus] - "Selbst wenn unter dem Strich pro Jahr 200.000 Menschen nach Deutschland einwandern, wird die deutsche Bevölkerung bis 2050 drastisch sinken. Spürbar ist der Wandel schon jetzt im Ruhrgebiet und, noch dramatischer, in Ostdeutschland." <br> [http://www.dradio.de/aodflash/player.php?station=1&broadcast=57995&playtime=1136137214&fileid=eced4164& Radio-on-demand], dlf, 1.1.06


=== Rente ab 67 ===
Das ist nun der entscheidende Punkt: In unserer normalen Redepraxis war uns nie aufgefallen, dass das Erkennen von Grammatik und Wörtern eine ganz andere Leistung ist als das Erkennen der Sprachmelodie und ihrer Gefühlstönung. Wir sprechen einfach und verstehen, was gesagt wird, und zu Bewusstsein kommen uns nur diese Inhalte.
* [http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID5184490_REF1,00.html Tagesschau] - "Bundessozialminister Franz Müntefering hat sich dafür ausgesprochen, schon im Jahr 2029 oder sogar 2023 vollständig auf die Rente mit 67 umzustellen. Er könne sich das Erreichen dieses Ziels, ausgehend vom geplanten Starttermin 2012, "statt nach 24 Jahren auch nach 18 oder zwölf vorstellen", sagte der SPD-Politiker dem Magazin "Focus". Im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD ist vorgesehen, das Rentenalter ab 2012 schrittweise bis spätestens 2035 auf 67 Jahre anzuheben.", 12.02.2006
}}
* [http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,399148,00.html Beck will Ausnahmen für Dachdecker - Spiegel-Online]Wer soll wie lange arbeiten - über diese Frage zerstreitet sich derzeit die ganze Republik. SPD-Politiker fordern jetzt bei der geplanten Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre zahlreiche Ausnahmen. Die Wirtschaft empört sich unterdessen über das neue Altersteilzeitprogramm von VW.  
* {{wpde|Renteneintrittsalter|Renteneintrittsalter}}
* Karl Mai (Nachdenkseiten vom 10.02.2006): [http://www.nachdenkseiten.de/?p=238 Die Manipulation der Renten-„Reformer“]
: ''Die Panikmache als Methode zum Abbau der gesetzlichen Rentenversicherung und der Umwandlung in eine (zusätzliche) private Altersvorsorge lenkt von den wirklichen Problemen der Umlagefinanzierung ab. Durch hypothetische Spekulationen über die Rentenentwicklung und isolierten „Reform“-Vorstößen wie etwa der Anhebung des Renteneintrittsalters und immer neuen Alarmrufen von sog. Rentenexperten werden Ängste bei Jung und Alt geschürt. Damit wird eine Diskussion über auf dem Tisch liegende Vorschläge für einen dauerhaften Ausweg aus den gegenwärtigen Finanzierungsproblemen der gesetzlichen Rente systematisch verweigert.''


=== Gesundheitsreform ===
{{Kasten_gelb|Beispiel: Jeder und jede hat wohl schon die '''Erfahrung des Trainings''' gemacht, etwa beim Erlernen des Autofahrens. Während man anfangs sehr bewusst den Fuß auf Gas und Kupplung führen muss und häufiger durch falsche Abstimmung den Motor abwürgt, geht einem der richtige Bewegungsablauf im Laufe des Trainings ''in Fleich und Blut über'', wie der Volksmund sehr treffend sagt. Autofahrer, die schon ein paar tausend Kilometer gefahren sind, brauchen nicht mehr darüber nachzudenken, wie sie die Füße bewegen müssen, um anzufahren.}}
...


== Linkliste ==
=== Wie ist das Bewusstsein in der Materie des Gehirns abgebildet? ===
* Wilfried Köhler (Ministerium für Bau und Verkehr Sachsen-Anhalt): [http://www.katholische-akademie-magdeburg.de/upload/download/vortraege/Deutschland_in_der_demografischen_Revolution.pdf Deutschland in der demografischen Revolution (PDF-Datei, 6 Seiten)]
: ''Beitrag für Kirchenzeitschrift.''
* [http://www.berlin-institut.org/studien/deutschland-2020.html Institut für Bevölkerung und Entwicklung Berlin]
* http://www.zdwa.de/zdwa/artikel/index_dateien/index_01W3DnavidW261.php Rostocker Zentrum für demographischen Wandel]


== Siehe auch ==
Diese Frage kann man nicht exakt beantworten, aber meines Erachtens nicht deshalb, weil wir noch nicht genug wissen, sondern weil die richtige Antwort allzu exakte Angaben ausschließt.
* [[Familie]]
* [[Altern]] - [[Jugend]]
* [[Bevölkerungsentwicklung]]
* [[Bevölkerungspyramide]]
* [[Wirtschaft]]
* [[Modell (Wirtschaft)]]


[[Kategorie:Politik_und_Sozialwissenschaften]]
{{Kasten_blau|Vergleich: Mit dem Gehirn ist es wie mit dem Wetter: Alle {{wpde|Navier-Stokes-Gleichungen|physikalischen Prinzipien}}, die das Verhalten flüssiger und gasförmiger Körper bestimmen,  sind wohlbekannt, aber gerade daher wissen wir, dass die Vorhersage des Wetters, abhängig von der Daten- und Wetterlage, mal für drei bis sechs Tage, mal für zehn bis 14 Tage zuverlässig ist und nicht länger.
[[Kategorie:Wirtschaft]]
 
[[Kategorie:Gesellschaft im Wandel]]
So resultiert aus der Hirnforschung, dass "Gedanken" und "Gefühle", "Aufmerksamkeit" und "Schlafen" im Gehirn repräsentiert sind durch koordinierte Aktivität zahlreicher einzelner Nervenzellen, analog der Bewegung zahlreicher Luftmoleküle, die sich gegenseitig beeinflussen. Gerade darum ist das Verhalten des Gehirns nicht langfristig vorhersagbar.}}
 
Im EEG, das die Aktivität des gesamten Gehirns misst, finden sich charakteristische Wellenmuster. Diese Muster korrespondieren Aussagen wie: „Ich bin hellwach“, „Ich fühle mich schläfrig“,  „Ich bin aufgeregt“. „Ich bin gestresst“.
 
[[Datei:Befindlichkeiten_sind_im_EEG_zu_sehen.jpg]]
 
Auch Gerüche und Entscheidungen konnten mit charakteristischen Wellenmustern identifiziert werden, allerdings nur individuell: Die Forschungsergebnisse an einer Person sind also nicht auf eine andere übertragbar; die Methode eignet sich nicht zum Lesen unbekannter Gedanken unbekannter Menschen.
 
{{Kasten_gelb|Bespiel: Sehr viel Wirbel erregte das {{wpde|Libet-Experiment|Libet-Experiment}}, vor allem, weil es entgegen den Intentionen von Benjamin Libet als Test der Willensfreiheit gedeutet wurde.
 
Libet bat seine Probanden eine Hand zu bewegen. In einer Versuchsreihe sollten sie das sofort tun, wenn sie den "Drang" dazu verspürten, in einer anderen Reihe sollten sie eine Sekunde mit der Audführung ihrer Absicht warten. Zugleich sollte sie sich in dem Augenblick, in dem sie den Entschluss fassten, genau die Zeigerstellung einer Uhr merken, die sie ständig sahen.
 
Dabei zeigte sich, dass im EEG der Entschluss um 0,2 Sekunden früher nachweisbar war als die Probanden selbst ihren Entschluss bemerkten. Anders gesagt: Die Zeigerkonstellation, die für die Probanden den Zeitpunkt des Entschlusses markierte, lag 0,2 Sekunden später als der Zeitpunkt, an dem im EEG anhand individuell ermittelter charakteristischer Veränderungen bereits erkennbar war, dass sich der Proband zur Armbewegung entschließen würde.}}
 
Wenn man eine physikalische Analogie der Gedanken sucht, dann ist der Begriff des {{wpde|Attraktor|Attraktors}} hilfreich. Attraktoren bilden sich in physikalischen Systemen, die aus sehr vielen Teilen bestehen, die sich gegenseitig beeinflussen. Außerdem handelt es sich um Systeme, die sich dauerhaft im Ungleichgewicht befinden. In einer solchen Ungleichgewichtslage erzeugen die beteiligten Kräfte oft dennoch eine für eine Zeit stabile Erscheinung. Beispiele für Attraktoren sind Wolken, Tiefdruckgebiete, Strudel im Fluss, Kerzenflammen, Protonen, Atome, Galaxien.
 
Lebewesen befinden sich ebenfalls in einem chemisch-physikalischen Ungleichgewicht, man spricht von einem {{wpde|Fließgleichgewicht|Fließgleichgewicht}} (steady-state). Die Stabilität lebendiger Materie und ihrer Formen besteht ja nicht in ihren materiellen Bestandteilen, sondern in der Kontinuität charakteristischer biochemischer Prozesse. Man kann also auch von Attraktoren sprechen, wenn das Wachstum von Organismen immer wieder charakteristische Formen, nie aber exakte Kopien hervorbringt.
 
In diesem Sinne sind auch "Gedanken", "Gefühle" und "Entscheidungen" physikalisch gesehen Attraktoren in der koordinierten Aktivität von Milliarden Nervenzellen - und eben darum individuell und nicht längerfristig (was im Gehirn schon mit 2 Sekunden anfängt) vorhersagbar.
 
=== Anthropologische Folgerungen ===
 
Die vorangegangenen Überlegungen können selbstverständlich nur einen allerersten Einblick geben in Forschungsgebiete, die sich schon deshalb einer zusammenfassenden Darstellung sperren, weil die Forschung ständig weitergeht – und zwar mit Bahn brechenden Entdeckungen und Paradigmenwechseln. Gleichwohl können die folgenden – für eine theologische Anthropologie relevanten – Aussagen mit guten Gründen formuliert werden.
 
{{Kasten_blass|
# Die Prozesse in unserem Gehirn, die uns als Gedanken bewusst werden, sind nicht im physikalischen Sinne determiniert. Wir erleben uns auch so, dass es keine zwingenden Übergänge von einem Gedanken zum nächsten, von einem Entschluss zum nächsten gibt.
# Attraktoren sind aber voneinander eindeutig unterscheidbare Zustände; das entspricht unserem Erleben: Wir können den Gedanken an einen Stuhl von dem Gedanken an einen Tisch und auch noch sehr viel feinere Abstufungen absolut unterscheiden.
# Auf die Frage nach der Ursache unserer Gedanken könnten wir einfach nur antworten: Es gibt keine Ursache. Es ist wie mit dem Wetter: Es gibt physikalische Prinzipien und Umgebungsbedingungen, aber welche Attraktoren jeweils die Oberhand gewinnen, bleibt dem Zufall überlassen.
# Aber wir erleben es anders. Ich kenne das schon, dass ich meine Gedanken frei schweifen lasse und darauf warte, was mir einfällt. Aber ich kenne auch das: Ich nehme mich zusammen und richte meine Aufmerksamkeit auf einen Punkt, ich suche gezielt nach der Lösung einer bestimmten Frage. Das ist ja die eigentliche Tätigkeit des Bewusstseins, des „Ich“.
# An dieser Stelle muss die Physik passen. Eine Ursache, die die Zufallsbewegung von Milliarden Einzelteilen lenkt, die Attraktoren eine bestimmte Richtung vorgibt, ist in der Physik nicht vorgesehen.
# Das begrenzt auch die Möglichkeit künstlicher Herstellung von Intelligenz. Auch dazu ein Gedankenexperiment: Forscher konstruieren eine Art neuronales Netz  und überlassen dessen Aktivität dem Zufall. Wenn dieses neuronale Netzwerk auf einmal „intelligente“ Aktivitäten zeigen würde, beispielsweise sich bei seinen Programmierern für seine Existenz bedanken, wüssten wir nicht, wie es dahin gelangt ist. Die Theorie, eine „Seele“ habe von dem neuronalen Netz Besitz ergriffen, wäre plausibler als die Erklärung zielstrebigen Verhaltens durch Zufall (der nun mal der Inbegriff der Negation von Zielstrebigkeit ist).
}}
{{Zitat|Die Kirche lehrt:<ref>Auszüge aus dem [http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_INDEX.HTM Katechismus der katholischen Kirche]</ref>
382 Der Mensch ist in Leib und Seele einer [GS 14,1]. Die Glaubenslehre sagt, dass die geistige, unsterbliche Seele unmittelbar von Gott erschaffen ist.
 
357 Weil er nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, hat der Mensch die Würde, Person zu sein; er ist nicht bloß etwas, sondern jemand. Er ist imstande, sich zu erkennen, über sich Herr zu sein, sich in Freiheit hinzugeben und in Gemeinschaft mit anderen Personen zu treten, und er ist aus Gnade zu einem Bund mit seinem Schöpfer berufen, um diesem eine Antwort des Glaubens und der Liebe zu geben, die niemand anderer an seiner Stelle geben kann.
 
1730 Gott hat den Menschen als vernunftbegabtes Wesen erschaffen und ihm die Würde einer Person verliehen, die aus eigenem Antrieb handelt und über ihre Handlungen Herr ist. Gott wollte nämlich den Menschen ‚der Macht der eigenen Entscheidung überlassen‘ [Sir 15,14], so dass er von sich aus seinen Schöpfer suche und frei zur vollen und seligen Vollendung gelange, indem er ihm anhängt [GS 17].
Der Mensch ist vernünftig und dadurch das Ebenbild Gottes, geschaffen in Freiheit und Herr seines Tuns. [Irenäus, hær. 4,4,3]
|}}
 
== Geist ist das Umgehen mit Sinn. ==
Die ursprüngliche Bedeutung des altdeutschen Wortes "Sinn" kommt noch in Zusammensetzungen zum Ausdruck wie "Uhrzeigersinn". Gemeint ist die '''Richtung''', in die sich etwas bewegt.
 
=== An ihren Fehlern sollt ihr sie erkennen! ===
 
== Anmerkungen ==
<references/>

Version vom 21. September 2010, 20:46 Uhr

Vorlage:ZBK

Intelligenz kann nicht künstlich hergestellt werden

Was Maschinen können und was nicht

Vor 20 Jahren schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann die künstliche In¬telligenz in der Lage sein würde, den Menschen so weit nachzuahmen, dass er sich von seinen eigenen Produkten nicht mehr würde unterscheiden können. Inzwischen ist es um diesen Forschungszweig ruhiger geworden. Die Erkennung von Schreibmaschinenschrift hat gute Fortschritte gemacht, korrekte Handschrift wird vom Computer zu 95 % erkannt, besser ist es, man lernt eine Schrift wie Grafity, die auf Erkennbarkeit ausgelegt ist. Die Spracherkennung hat die Marke 80-prozentiger und 90-prozentiger Erkennungsgenauigkeit übertroffen, aber bei der 95-prozentigen Genauigkeit gibt es anscheinend eine schwer überwindliche Grenze. Wollte man weiterkommen, müsste die Maschine den Menschen verstehen, und das kann sie nicht.

Wo ist das Problem? – Wenn man das so exakt sagen könnte, dann könnte man das Problem beheben. Vielleicht kann man es so ausdrücken: Eine Maschine verfügt immer nur über die Informationen, die man ihr einpro¬grammiert hat, oder auf deren Beschaffung man sie programmiert hat.


Ein Beispiel: Das Rechtschreibprogramm sucht nicht nach „Fehlern“ in einem Text, sondern es sucht exakt danach, ob die durch Freizeichen abgegrenzten Buchstabenfolgen im Text mit einer der Buchstabenfolgen im Wörterverzeichnis übereinstimmen oder nicht.

Es ist schon glaubhaft, dass es demnächst Programme gibt, die raffinierter sind, weil sie das Nutzerverhalten schärfer beobachten, verschiedene Informationen zusammenführen und dergleichen; das ändert aber nichts daran, dass es nicht mehr als zwei Informationsquellen gibt: Die Programmroutinen und die Nutzereingaben.

Im Gegensatz dazu weiß ein Mensch stets, wenn auch manchmal grob und unscharf,

  1. was Wissen ist und wozu es gut ist,
  2. ob er eine bestimmte Sache wissen will,
  3. viele Dinge, die ihm niemand gesagt oder zu suchen befohlen hat.

Das Problem des „Alltagswissens“ beschäftigt die Erforscher der Künstlichen Intelligenz (KI) mindestens seit Gründung der Firma Cycorp 1994. Das CycWikipedia-logo.png - Projekt versucht alles, was Menschen wissen, den Common sense, in Form von 100 Millionen Basisaussagen zur Verfügung zu stellen. Darin ist zum Beispiel enthalten, dass es derselbe elektrische Strom ist, der in der Glühbirne das Licht, im Backofen die Hitze und bei Berührung Strom führender Leiter erhebliche Verletzungen verursacht. Wie auch andere Ansätze der KI-Forschung wird auch das Cyc-Projekt nützliche Anwendungen unterstützen (zum Beispiel bei der Zusammenführung von Datenbanken); aber es zeigt sich – wie so oft – gerade am „Erfolg“ eines Projektes, worin sich der Mensch von der Maschine unterscheidet: Es gelang nicht ein „Format“ von Wissen im Allgemeinen zu definieren, man weiß nicht, in welches „Formular“ man alles und jedes eintragen kann, was sich wissen lässt, und zwar so, dass die Maschine es dann, wenn sie danach sucht, auch sicher findet.

Eine kleine tabellarische Aufstellung benennt, worin heute Maschinen den (meisten) Menschen überlegen sind und umgekehrt:

Was Maschinen besser können Was der Mensch besser kann
Schach spielen Fußball spielen
Integrale berechnen Sich mit Gesten verständigen
Daten wiederfinden Gesichter erkennen
Unbestechliche Kontrolle Sprache verstehen
Komplizierte Entscheidungen Gehörtes Verstehen
Arbeiten in lebensfeindlicher Umgebung Auto fahren

Zwei gemeinsame Prinzipien dieser Gegenüberstellung seien benannt:

  1. Der Mensch ist eine Einheit aus Körper und – ich sage das als Zugeständnis: – „Informationsverarbeitung“, die Maschine nicht. Für das Programm eines Computers ist es vollkommen egal, in welcher Form es physikalisch gespeichert ist, letztlich ist es für ein CAD Programm sogar gleichgültig, ob damit beispielsweise ein Roboter gesteuert wird, der wirklich Autos zusammenschweißt, oder ob das Programm nur am Bildschirm gestestet wird.
  2. Auch diejenigen Leistungen, die die Überlegenheit der Maschine zu zeigen scheinen, werden in unserem Gehirn „locker“ erbracht: Wir können ganz gut abschätzen, wie weit eine Bocciakugel fliegen wird, die wir werfen, ob wir mit unserer Sprungkraft über einen Graben kommen; ich weiß zwar manchmal nicht, wo ich meinen Hut habe, aber ich weiß mit unfehlbarer Gewissheit, dass ich einen gehabt habe, was „Haben“ bedeutet, wozu der Hut gut war, bei welchen Gelegenheiten ich ihn trug …

Es ist eben nur so, dass die Hauptmasse der Berechnungs- und Datenverarbeitungsleistungen des Gehirns dem Ich nicht bewusst werden. Wie viele nützliche Maschinen uns die KI-Forschung auch immer schenken wird, das Ich, die Seele, der Geist des Menschen spielt schlicht in einer anderen Liga, und zwar beginnend mit den ersten Äußerungen des Foetus und des Babys. Davon im nächsten Kapitel mehr!

Zur Vorgeschichte der KI

„Künstliche Intelligenz“ lässt sich historisch gesehen in eine Reihe stellen von Menschenerklärungsversuchen, die stets etwas mehr versprachen, als sie dann halten konnten: Als im 17. und 18. Jahrhundert die mechanischen Systeme (wie Uhrwerke) perfekter wurden, schrieb LammetrieWikipedia-logo.png (1709-1751) ein Buch über die Menschenmaschine. Der genaiale Mechaniker Jacques de VaucansonWikipedia-logo.png schien die Visionen des Maschinenmenschen der Realität nahezubringen.

Als Friedrich WöhlerWikipedia-logo.png 1828 erstmals einen organischen Stoff aus anorganischen Vorstufen synthetisierte, fügte Goethe in seinen Faust II die Figur des HomunculusWikipedia-logo.png, des künstlich geschaffenen Menschen, ein, nachdem er bereits in seinem Roman die WahlverwandschaftenWikipedia-logo.png (1809) mit der Chemie als Metapher für menschliches Verhalten gespielt hatte. Zeitlich parallel entstammt Mary ShelleyWikipedia-logo.pngs Figur FrankensteinWikipedia-logo.png (1819) einem ähnlichen Denken, bezieht aber neben der Anatomie vor allem die Elektrizität in die Menschen nachahmende Phantasiebildung ein. In unserer Zeit sind es vor allem die Biochemie und die Computersimulation, die das Versprechen auf ein vollständiges Verstehen des „System Mensch“, doch die KI-ForschungWikipedia-logo.png ist bereits in ein Stadium eingetreten, in welchem wir des grundsätzlichen Unterschiedes ansichtig werden zwischen Informationsverarbeitung und dem, was ein Geist tut.

Neurologie und Anthropologie

Lokalisierung von Gehirnaktivitäten durch bildgebende Verfahren

Biologie und Medizin versuchen seit langem den materiellen Strukturen des menschlichen Gehirns die Leistungen des menschlichen Geistes zuzuordnen. Naheliegend ist es zu beobachten, welche geistigen Leistungen ausfallen, wenn bestimmte Areale des Gehirns durch einen Gehirnschlag oder einen Tumor geschädigt sind. So weiß man, welche Gebiete des Gehirns damit beschäftigt sind zu sprechen und Sprache zu verstehen. Eine feinere Auflösung wird durch moderne bildgebende Verfahren[1] erreicht, die Gehirnaktivitäten beim lebendigen Menschen in guter räumlicher Zuordnung sichtbar machen können.[2]

Diese Forschungen haben aber niemals Ergebnisse der Art gebracht: „Da ist das Gehirngebiet, in dem alle Gesichter und die zugehörigen Namen abgespeichert sind.“ oder: „In dieser Gehirnregion sind alle Bilder von Möbeln.“ Die Ergebnisse lauten vielmehr: „Wenn der Mensch an Personen, Tiere oder Werkzeuge denkt, sind bestimmte Bereiche des Temporallappens der Großhirnrinde besonders aktiv." Wenn man daraus ohne weiteres schließt, dass die Gedanken an Personen, Tiere oder Werkzeuge an dieser Stelle „gedacht werden“, könnte man aber ziemlich falsch liegen. Mit einem Gedankenexperiment möchte ich das verdeutlichen:

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Was wir nach langen Jahren der Forschung von der Arbeitsweise des Gehirns wissen, hat tendenziell immer weiter weggeführt von unserer Selbstwahrnehmung.


Beispiel: Es gibt die Krankheit der Aphasie; unter der Menschen leiden, die zwar der Melodie gesprochener Sprache entnehmen können, welche Emotionen der Sprecher ausdrückt, aber sie können Sprache nicht hinsichtlich ihrer Wortbedeutungen und Grammatik analysieren. Im normalen Gespräch fallen solche Leute kaum auf, weil sie auf unsere emotional getönte Sprache meist sinnvoll reagieren. Gegenüber einer gleichförmig vorgetragenen Computerstimme sind sie machtlos. Die gegenteilige Entsprechung, Agnosie genannt - der Verlust der Fähigkeitdie Tonmelodie wahrzunehmen bei Erhalt der Fähigkeit, den grammatischen und lexikalischen Sinn des Gesprochenen zu verstehen -, ist viel seltener. Für beide Fähigkeiten sind weit voneinander entfernte Areale des Gehirns zuständig, denn sonst könnte ja nicht eine der Fähigkeiten durch Gehirnschädigung ausfallen und die andere erhalten bleiben.

Das ist nun der entscheidende Punkt: In unserer normalen Redepraxis war uns nie aufgefallen, dass das Erkennen von Grammatik und Wörtern eine ganz andere Leistung ist als das Erkennen der Sprachmelodie und ihrer Gefühlstönung. Wir sprechen einfach und verstehen, was gesagt wird, und zu Bewusstsein kommen uns nur diese Inhalte.


Beispiel: Jeder und jede hat wohl schon die Erfahrung des Trainings gemacht, etwa beim Erlernen des Autofahrens. Während man anfangs sehr bewusst den Fuß auf Gas und Kupplung führen muss und häufiger durch falsche Abstimmung den Motor abwürgt, geht einem der richtige Bewegungsablauf im Laufe des Trainings in Fleich und Blut über, wie der Volksmund sehr treffend sagt. Autofahrer, die schon ein paar tausend Kilometer gefahren sind, brauchen nicht mehr darüber nachzudenken, wie sie die Füße bewegen müssen, um anzufahren.

Wie ist das Bewusstsein in der Materie des Gehirns abgebildet?

Diese Frage kann man nicht exakt beantworten, aber meines Erachtens nicht deshalb, weil wir noch nicht genug wissen, sondern weil die richtige Antwort allzu exakte Angaben ausschließt.

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Im EEG, das die Aktivität des gesamten Gehirns misst, finden sich charakteristische Wellenmuster. Diese Muster korrespondieren Aussagen wie: „Ich bin hellwach“, „Ich fühle mich schläfrig“, „Ich bin aufgeregt“. „Ich bin gestresst“.

Befindlichkeiten sind im EEG zu sehen.jpg

Auch Gerüche und Entscheidungen konnten mit charakteristischen Wellenmustern identifiziert werden, allerdings nur individuell: Die Forschungsergebnisse an einer Person sind also nicht auf eine andere übertragbar; die Methode eignet sich nicht zum Lesen unbekannter Gedanken unbekannter Menschen.


Bespiel: Sehr viel Wirbel erregte das Libet-ExperimentWikipedia-logo.png, vor allem, weil es entgegen den Intentionen von Benjamin Libet als Test der Willensfreiheit gedeutet wurde.

Libet bat seine Probanden eine Hand zu bewegen. In einer Versuchsreihe sollten sie das sofort tun, wenn sie den "Drang" dazu verspürten, in einer anderen Reihe sollten sie eine Sekunde mit der Audführung ihrer Absicht warten. Zugleich sollte sie sich in dem Augenblick, in dem sie den Entschluss fassten, genau die Zeigerstellung einer Uhr merken, die sie ständig sahen.

Dabei zeigte sich, dass im EEG der Entschluss um 0,2 Sekunden früher nachweisbar war als die Probanden selbst ihren Entschluss bemerkten. Anders gesagt: Die Zeigerkonstellation, die für die Probanden den Zeitpunkt des Entschlusses markierte, lag 0,2 Sekunden später als der Zeitpunkt, an dem im EEG anhand individuell ermittelter charakteristischer Veränderungen bereits erkennbar war, dass sich der Proband zur Armbewegung entschließen würde.

Wenn man eine physikalische Analogie der Gedanken sucht, dann ist der Begriff des AttraktorsWikipedia-logo.png hilfreich. Attraktoren bilden sich in physikalischen Systemen, die aus sehr vielen Teilen bestehen, die sich gegenseitig beeinflussen. Außerdem handelt es sich um Systeme, die sich dauerhaft im Ungleichgewicht befinden. In einer solchen Ungleichgewichtslage erzeugen die beteiligten Kräfte oft dennoch eine für eine Zeit stabile Erscheinung. Beispiele für Attraktoren sind Wolken, Tiefdruckgebiete, Strudel im Fluss, Kerzenflammen, Protonen, Atome, Galaxien.

Lebewesen befinden sich ebenfalls in einem chemisch-physikalischen Ungleichgewicht, man spricht von einem FließgleichgewichtWikipedia-logo.png (steady-state). Die Stabilität lebendiger Materie und ihrer Formen besteht ja nicht in ihren materiellen Bestandteilen, sondern in der Kontinuität charakteristischer biochemischer Prozesse. Man kann also auch von Attraktoren sprechen, wenn das Wachstum von Organismen immer wieder charakteristische Formen, nie aber exakte Kopien hervorbringt.

In diesem Sinne sind auch "Gedanken", "Gefühle" und "Entscheidungen" physikalisch gesehen Attraktoren in der koordinierten Aktivität von Milliarden Nervenzellen - und eben darum individuell und nicht längerfristig (was im Gehirn schon mit 2 Sekunden anfängt) vorhersagbar.

Anthropologische Folgerungen

Die vorangegangenen Überlegungen können selbstverständlich nur einen allerersten Einblick geben in Forschungsgebiete, die sich schon deshalb einer zusammenfassenden Darstellung sperren, weil die Forschung ständig weitergeht – und zwar mit Bahn brechenden Entdeckungen und Paradigmenwechseln. Gleichwohl können die folgenden – für eine theologische Anthropologie relevanten – Aussagen mit guten Gründen formuliert werden.

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Zitat
Die Kirche lehrt:[3]

382 Der Mensch ist in Leib und Seele einer [GS 14,1]. Die Glaubenslehre sagt, dass die geistige, unsterbliche Seele unmittelbar von Gott erschaffen ist.

357 Weil er nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, hat der Mensch die Würde, Person zu sein; er ist nicht bloß etwas, sondern jemand. Er ist imstande, sich zu erkennen, über sich Herr zu sein, sich in Freiheit hinzugeben und in Gemeinschaft mit anderen Personen zu treten, und er ist aus Gnade zu einem Bund mit seinem Schöpfer berufen, um diesem eine Antwort des Glaubens und der Liebe zu geben, die niemand anderer an seiner Stelle geben kann.

1730 Gott hat den Menschen als vernunftbegabtes Wesen erschaffen und ihm die Würde einer Person verliehen, die aus eigenem Antrieb handelt und über ihre Handlungen Herr ist. Gott wollte nämlich den Menschen ‚der Macht der eigenen Entscheidung überlassen‘ [Sir 15,14], so dass er von sich aus seinen Schöpfer suche und frei zur vollen und seligen Vollendung gelange, indem er ihm anhängt [GS 17]. Der Mensch ist vernünftig und dadurch das Ebenbild Gottes, geschaffen in Freiheit und Herr seines Tuns. [Irenäus, hær. 4,4,3]


Geist ist das Umgehen mit Sinn.

Die ursprüngliche Bedeutung des altdeutschen Wortes "Sinn" kommt noch in Zusammensetzungen zum Ausdruck wie "Uhrzeigersinn". Gemeint ist die Richtung, in die sich etwas bewegt.

An ihren Fehlern sollt ihr sie erkennen!

Anmerkungen

  1. Die Universität des Saarlandes hat auf ihrer homepage eine gute Übersicht über die bildgebenden Verfahren in der Medizin, aus der man sich vor allem über die technische Seite unterrichten kann.
  2. Eine Übersicht von G. Figge unterrichtet über die gängigen neurologischen Untersuchungsmethoden
  3. Auszüge aus dem Katechismus der katholischen Kirche