Katholische Religionslehre/Ethik und Katholische Religionslehre/Geist: Unterschied zwischen den Seiten

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Dieser Artikel behandelt "[[Ethik]]" als Bestandteil des katholischen Religionsunterrichtes. Der griechische Begriff "Ethik", wie ihn beispielsweise {{wpde|Aristoteles}} (384-322) verwendet ist gleichbedeutend mit dem lateinischen  Begriff "mores", wie zum Beispiel bei {{wpde|Cicero}} (108-48) Es geht darum, über Gut und Böse vernünftig zu reden. '''Moral''' wird zur '''Moraltheologie''', wenn außer Argumenten der Vernunft auch die Offenbarungsschriften des Christentums - die hebräische und die griechische Bibel - und die Lehrentscheidungen der Kirche als Quellen der Wahrheitserkenntnis einbezogen werden.
== Intelligenz kann nicht künstlich hergestellt werden ==




== Das griechische und das jüdische Erbe ==
=== Was Maschinen können und was nicht ===


Das Christentum ist Erbe des {{wpde|Judentum}}s und der griechischen {{wpde|Philosophie}}, zweier tendentiell monotheistischer Bewegungen der Antike. Dem Judentum verdanken wir die {{wpde|Offenbarung}}, das ist die Vorstellung einer für ein ganzes „Volk“ maßgeblichen religiösen Erfahrung. Den Griechen verdanken wir den Generationen übergreifenden Dialog, die Philosophie, in der sich Erfahrungen mit der Natur und mit dem Denken sammeln und Irrwege und Fehlschlüsse als solche erkannt und von da an vermieden werden.  
Vor 20 Jahren schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann die künstliche In¬telligenz in der Lage sein würde, den Menschen so weit nachzuahmen, dass er sich von seinen eigenen Produkten nicht mehr würde unterscheiden können. Inzwischen ist es um diesen Forschungszweig ruhiger geworden. Die Erkennung von Schreibmaschinenschrift hat gute Fortschritte gemacht, korrekte Handschrift wird vom Computer zu 95 % erkannt, besser ist es, man lernt eine Schrift wie Grafity, die auf Erkennbarkeit ausgelegt ist. Die Spracherkennung hat die Marke 80-prozentiger und 90-prozentiger Erkennungsgenauigkeit übertroffen, aber bei der 95-prozentigen Genauigkeit gibt es anscheinend eine schwer überwindliche Grenze. Wollte man weiterkommen, müsste die Maschine den Menschen verstehen, und das kann sie nicht.


Juden und Griechen haben sich zentral für die Frage interessiert, wie Menschen sich verhalten sollen; in der Bibel lautet die generelle Antwort, dass wir alle Bestimmungen der Weisung (TORA) halten sollen. <ref>z.B. Deuteronomium 29,28</ref> Aristoteles nennt denjenigen einen Philosophen, der seine Strebungen nach der Vernunft richtet und demgemäß handelt. <ref>ARISTOTELES Nikomachische Ethik, 1. Buch, 1095 a9</ref> Die mittelalterliche Theologie hat viel Energie darauf verwandt, die Einheit zwischen Vernunft und biblischem Glauben aufrechtzuerhalten. Berühmt sind die Formeln des Anselm von Canterbury (1033-1108) – Der Glaube strebt nach Verstehen: fides quaerens intellectum – und des Thomas von Aquino (1225-1274): Die Gnade setzt die Natur voraus: gratia praesupponit naturam.  
Wo ist das Problem? – Wenn man das so exakt sagen könnte, dann könnte man das Problem beheben. Vielleicht kann man es so ausdrücken:
Eine Maschine verfügt immer nur über die Informationen, die man ihr einpro¬grammiert hat, oder auf deren Beschaffung man sie programmiert hat.


[[Datei:ethiksystem.jpg|thumb|center|600px|]]
{{Kasten_gelb|Ein Beispiel: Das Rechtschreibprogramm sucht nicht nach „Fehlern“ in einem Text, sondern es sucht exakt danach, ob die durch Freizeichen abgegrenzten Buchstabenfolgen im Text mit einer der Buchstabenfolgen im Wörterverzeichnis übereinstimmen oder nicht.


Das ethische Problem, also die Frage nach dem Guten im menschlichen Handeln, stellt sich – grob unterschieden - auf zwei Ebenen:
Es ist schon glaubhaft, dass es demnächst Programme gibt, die raffinierter sind, weil sie das Nutzerverhalten schärfer beobachten, verschiedene Informationen zusammenführen und dergleichen; das ändert aber nichts daran, dass es nicht mehr als zwei Informationsquellen gibt: Die Programmroutinen und die Nutzereingaben.}}
<ol>
<li>Was soll ich jetzt und hier tun? - Das ist die Frage nach den Regeln und ihrer Verletzung.
<li>Welche Eigenschaften an mir sollte ich pflegen und welche sollte ich mir besser abgewöhnen? - Das ist die Frage nach den wünschenswerten Charaktereigenschaften, den '''Tugenden'''.
</ol>


=== Regeln ===
Im Gegensatz dazu weiß ein Mensch stets, wenn auch manchmal grob und unscharf,
# was Wissen ist und wozu es gut ist,
# ob er eine bestimmte Sache wissen will,
# viele Dinge, die ihm niemand gesagt oder zu suchen befohlen hat.


Zur Beantwortung der ersten Frage - Was soll ich jetzt und hier tun? - beschreibt '''das {{wpde|Recht}}''' die verschiedenen Ordnungswidrigkeiten, Vergehen und Verbrechen, die in einer Rechtsordnung mit Sanktionen geahndet werden. Freundschaft und Ehe, das Zusammenleben mit Kindern und Jugendlichen, Arbeitsklima und Mannschaftsgeist lassen sich aber nicht LÜCKENLOS durch gesetzliche Vorschriften beschreiben. Was Respekt und Dankbarkeit fordern, wie Ehrgeiz und Genuss, Eigensinn und Geborgenheit in das Lebensganze zu integrieren sind, das ist das Feld der Moral oder Ethik im engeren Sinn. Auf die Frage nach dem moralisch Richtigen gibt es Antworten in Form von konkreten Handlungsrichtlinien: Wer den Geringen bedrückt, schmäht dessen Schöpfer. [Sprichwörter 14,31] oder: Eine sanfte Antwort dämpft die Erregung; kränkende Rede reizt zum Zorn. [Sprichwörter 15,1] Denkt man darüber nach, werden die Fragen aber nicht weniger: Wo ist die Grenze zwischen berechtigtem Eigeninteresse und Missachtung der berechtigten Ansprüche anderer? Wo die zwischen Prinzipientreue und Sturheit, zwischen Friedfertigkeit und Konfliktscheu?
Das Problem des „Alltagswissens“ beschäftigt die Erforscher der Künstlichen Intelligenz (KI) mindestens seit Gründung der Firma Cycorp 1994. Das {{wpde|Cyc|Cyc}} - Projekt versucht alles, was Menschen wissen, den Common sense, in Form von 100 Millionen Basisaussagen zur Verfügung zu stellen. Darin ist zum Beispiel enthalten, dass es derselbe elektrische Strom ist, der in der Glühbirne das Licht, im Backofen die Hitze und bei Berührung Strom führender Leiter erhebliche Verletzungen verursacht. Wie auch andere Ansätze der KI-Forschung wird auch das Cyc-Projekt nützliche Anwendungen unterstützen (zum Beispiel bei der Zusammenführung von Datenbanken); aber es zeigt sich wie so oft – gerade am „Erfolg“ eines Projektes, worin sich der Mensch von der Maschine unterscheidet: Es gelang nicht ein „Format“ von Wissen im Allgemeinen zu definieren, man weiß nicht, in welches „Formular“ man alles und jedes eintragen kann, was sich wissen lässt, und zwar so, dass die Maschine es dann, wenn sie danach sucht, auch sicher findet.


Welche Eigenschaften benötigt der Mensch, um die moralischen Gebote auch richtig auf die jeweilige Situation anzuwenden? Wie bekommt man es hin, dem Gebot und der Vernunft gemäß zu handeln und sich nicht von Leidenschaft, Verführungskunst oder Denkfaulheit ein Verhalten diktieren zu lassen, das man nachher seiner Resultate wegen bereut? Damit sind wir bei der Frage nach den wünschenswerten moralischen Eigenschaften des Menschen, die klassisch „Tugenden“ genannt werden. Hier haben wir von den Griechen die Lehre von den vier Kardinaltugenden in die christliche Ethik übernommen, aus der Bibel die Lehre von den drei „göttlichen“ Tugenden.
Eine kleine tabellarische Aufstellung benennt, worin heute Maschinen den (meisten) Menschen überlegen sind und umgekehrt:


=== Tugenden ===
{|border="2" cellspacing="5" cellpadding="4" style="background:#DDDDDD;"
! Was Maschinen besser können
! Was der Mensch besser kann
|-
| Schach spielen
| Fußball spielen
|-
| Integrale berechnen
| Sich mit Gesten verständigen
|-
| Daten wiederfinden
| Gesichter erkennen
|-
| Unbestechliche Kontrolle
| Sprache verstehen
|-
| Komplizierte Entscheidungen
| Gehörtes Verstehen
|-
| Arbeiten in lebensfeindlicher Umgebung
| Auto fahren
|}


In vielen Kulturen gibt es Tugendlisten, die oft auch abgeleitet werden von einigen wenigen {{wpde|Kardinaltugenden}}. Die griechische Philosophie legte die nachfolgende Vierzahl von Kardinaltugenden zugrunde.<ref>Informationen über Definition und Darstellung gibt es [http://glaube-und-kirche.de/tugenden.htm hier] (Katholische Pfarrgemeinde "Heiligste Dreifaltigkeit" Altdorf b. Nürnberg)</ref>.
Zwei gemeinsame Prinzipien dieser Gegenüberstellung seien benannt:
# Der Mensch ist eine Einheit aus Körper und – ich sage das als Zugeständnis: – „Informationsverarbeitung“, die Maschine nicht. Für das Programm eines Computers ist es vollkommen egal, in welcher Form es physikalisch gespeichert ist, letztlich ist es für ein CAD Programm sogar gleichgültig, ob damit beispielsweise ein Roboter gesteuert wird, der wirklich Autos zusammenschweißt, oder ob das Programm nur am Bildschirm gestestet wird.
# Auch diejenigen Leistungen, die die Überlegenheit der Maschine zu zeigen scheinen, werden in unserem Gehirn „locker“ erbracht: Wir können ganz gut abschätzen, wie weit eine Bocciakugel fliegen wird, die wir werfen, ob wir mit unserer Sprungkraft über einen Graben kommen; ich weiß zwar manchmal nicht, wo ich meinen Hut habe, aber ich weiß mit unfehlbarer Gewissheit, dass ich einen gehabt habe, was „Haben“ bedeutet, wozu der Hut gut war, bei welchen Gelegenheiten ich ihn trug …


{{blau|Die Kardinaltugenden heißen
Es ist eben nur so, dass die Hauptmasse der Berechnungs- und Datenverarbeitungsleistungen des Gehirns dem Ich nicht bewusst werden. Wie viele nützliche Maschinen uns die KI-Forschung auch immer schenken wird, das Ich, die Seele, der Geist des Menschen spielt schlicht in einer anderen Liga, und zwar beginnend  mit den ersten Äußerungen des Foetus und des Babys. Davon im nächsten Kapitel mehr!
* Weisheit (Sophia, sapientia, prudentia)
* Besonnenheit (Sophrosyne, modestia, constantia)
* Tapferkeit (areteia, fortitudo, virtus)
* Gerechtigkeit (dikaiosyne, iustitia)}}


[[Datei:Raffael Allegorie der Tugenden.jpg|thumb|center|700px|Raffaele Santo (1511) - Allegorie der Tugend (Darstellung der vier Kardinaltugenden)]]
=== Zur Vorgeschichte der KI ===


'''Weisheit''' ist die Lenkerin der Tugenden. Anders als das Wissen befrachtet sie uns nicht mit neutraler, bedeutungsloser „Information“, sondern ermöglicht es, alles Begegnende in den richtigen Bedeutungsrahmen zu stellen und in jedem Augenblick zu erkennen, welche Handlungsoptionen vernünftig und gut sind.
„Künstliche Intelligenz“ lässt sich historisch gesehen in eine Reihe stellen von Menschenerklärungsversuchen, die stets etwas mehr versprachen, als sie dann halten konnten: Als im 17. und 18. Jahrhundert die mechanischen Systeme (wie Uhrwerke) perfekter wurden, schrieb {{wpde|Lammetrie|Lammetrie}} (1709-1751) ein Buch über die Menschenmaschine. Der genaiale Mechaniker {{wpde|Jacques de Vaucanson|Jacques de Vaucanson}} schien die Visionen des Maschinenmenschen der Realität nahezubringen.


'''Gerechtigkeit''' korrespondiert der Weisheit, indem sie ihr einen Maßstab gibt. Gerecht ist das Gesetzliche und die Gleichheit, sagt Aristoteles <ref>Nikomachische Ethik 5. Buch 1129, a36</ref> Der Gerechte tut alles, damit jeder und jede in seinem Verantwortungsbereich zu seinem und ihrem Recht kommt.  
Als {{wpde|Friedrich Wöhler|Friedrich Wöhler}} 1828 erstmals einen organischen Stoff aus anorganischen Vorstufen synthetisierte, fügte [[Goethe]] in seinen Faust II die Figur des {{wpde|Homunculus|Homunculus}}, des künstlich geschaffenen Menschen, ein, nachdem er bereits in seinem Roman die {{wpde|Wahlverwandschaften|Wahlverwandschaften}} (1809) mit der Chemie als Metapher für menschliches Verhalten gespielt hatte. Zeitlich parallel entstammt {{wpde|Mary Shelley|Mary Shelley}}s Figur {{wpde|Frankenstein (Roman)|Frankenstein}} (1819) einem ähnlichen Denken, bezieht aber neben der Anatomie vor allem die Elektrizität in die Menschen nachahmende Phantasiebildung ein. In unserer Zeit sind es vor allem die Biochemie und die Computersimulation, die das Versprechen auf ein vollständiges Verstehen des „System Mensch“, doch die {{wpde|Künstliche Intelligenz|KI-Forschung}} ist bereits in ein Stadium eingetreten, in welchem wir des grundsätzlichen Unterschiedes ansichtig werden zwischen Informationsverarbeitung und dem, was ein Geist tut.


'''Besonnenheit''' versetzt den Menschen in die Lage, sich bei wichtigen Entscheidungen nicht von augenblicklichen Regungen, sondern von Vernunft und Gebot – in christlicher Sprache: Von seinem {{wpde|Gewissen}} - leiten zu lassen.
== Neurologie und Anthropologie ==


'''Tapferkeit''' schließlich ermöglicht es dem Menschen, dem einmal für richtig Erkannten – oder: seinem Gewissen - auch dann zu folgen, wenn man nicht Anerkennung, sondern Verachtung und Verfolgung zu erwarten hat.
=== Lokalisierung von Gehirnaktivitäten durch bildgebende Verfahren ===


=== Idealismus ===
Biologie und Medizin versuchen seit langem den '''materiellen Strukturen des menschlichen Gehirns''' die '''Leistungen des menschlichen Geistes''' zuzuordnen. Naheliegend ist es zu beobachten, welche geistigen Leistungen ausfallen, wenn bestimmte Areale des Gehirns durch einen Gehirnschlag oder einen Tumor geschädigt sind. So weiß man, welche Gebiete des Gehirns damit beschäftigt sind zu sprechen und Sprache zu verstehen. Eine feinere Auflösung wird durch moderne bildgebende Verfahren<ref>
Die Universität des Saarlandes hat auf ihrer homepage eine gute [http://www.htw-saarland.de/Members/michael.moeller/BMTImgSys/bildgebendeverfahren_tdoh_2008_ohne_video.pdf Übersicht über die bildgebenden Verfahren in der Medizin], aus der man sich vor allem über die technische Seite unterrichten kann.</ref> erreicht, die Gehirnaktivitäten beim lebendigen Menschen in guter räumlicher Zuordnung sichtbar machen können.<ref>Eine [http://neurologie.onlinehome.de/neukurs8.htm Übersicht] von G. Figge unterrichtet über die gängigen neurologischen Untersuchungsmethoden</ref>


Ein Ansatz der Ethik besteht darin, die ethischen Begriffe oder "Ideen" - das Gute, die Gerechtigkeit z.B. - zu untersuchen und daraus Verhaltensregeln abzuleiten.  
Diese Forschungen haben aber niemals Ergebnisse der Art gebracht: „Da ist das Gehirngebiet, in dem alle Gesichter und die zugehörigen Namen abgespeichert sind.“ oder: „In dieser Gehirnregion sind alle Bilder von Möbeln.“ Die Ergebnisse lauten vielmehr: „Wenn der Mensch an Personen, Tiere oder Werkzeuge denkt, sind bestimmte Bereiche des Temporallappens der Großhirnrinde besonders aktiv."
Wenn man daraus ohne weiteres schließt, dass die Gedanken an Personen, Tiere oder Werkzeuge an dieser Stelle „gedacht werden“, könnte man aber ziemlich falsch liegen. Mit einem Gedankenexperiment möchte ich das verdeutlichen:


{{blau|Beispiel: Platos Dialog "Der Staat" (Politeia)|}}
{{Kasten_blau|Gedankenexperiment: Ein Geheimdienst möchte gerne bestimmte Daten eines Computers stehlen, kann aber das ganze Gerät nicht mitnehmen, und man möchte herausfinden, in welchem Speicherbereich sich die Daten befinden. Man stellt fest, dass in einem USB-Stick Aktivität festzustellen ist, wenn die gesuchten Daten abgerufen werden; zur Sicherheit wird noch getestet, was passiert, wenn man den Stick entfernt, und siehe da: Die Daten sind weg. Schön, dass man nur das kleine Teil mitzunehmen braucht. Bei der Analyse zu Hause stellt man allerdings fest, dass auf dem Stick nur der Passwortmanager gespeichert ist, der bei Aufruf der geschützten Daten das Passwort liefern muss. Die Daten selbst befinden sich auf einem anderen Träger.


=== Pflicht ===
Aus der bloßen Feststellung von „Aktivität“ (Stromverbrauch im Falle eines Computers, Sauerstoffverbrauch im Falle der Gehirn-Untersuchung) kann durchaus nicht geschlossen werden, '''welcher Beitrag zur Informationsverarbeitung''' am Ort der Aktivität geleistet wird, solange man das System insgesamt nicht versteht.
}}


{{wpde|Immanuel Kant}} (1724-1804) leitet seinen Begriff der moralischen Pflicht aus dem Grundsatz der Vernünftigkeit ab, die er als Vermögen der Verallgemeinerung  begreift. Regeln sind also gültig, wenn sie der Verallgemeinerung fähig sind. Pflichtgemäßes Handeln folgt also einer obersten Regel, einem kategorischen Imperativ:
Was wir nach langen Jahren der Forschung von der Arbeitsweise des Gehirns wissen, hat tendenziell immer weiter weggeführt von unserer Selbstwahrnehmung.
{{Zitat|Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne.<ref>Immanuel Kant: Kritik der praktischen Vernunft,I,I,1, § 7, in der [http://www.korpora.org/Kant/aa05/Inhalt5.html Internetausgabe] S. 30.</ref>|}}


Wer [[Immanuel Kant]] und seine Ethik im Unterricht diskutieren will, für den steht ein {{pdf|Kant_Depositum.pdf|Arbeitsblatt}} zur Verfügung, das auf Kants Lieblingsbeispiel, der Geschichte vom hinterlegten Geld (Depositum) aufbaut.
{{Kasten_gelb|Beispiel: Es gibt die Krankheit der Aphasie; unter der Menschen leiden, die zwar der Melodie gesprochener Sprache entnehmen können, welche Emotionen der Sprecher ausdrückt, aber sie können Sprache nicht hinsichtlich ihrer Wortbedeutungen und Grammatik analysieren. Im normalen Gespräch fallen solche Leute kaum auf, weil sie auf unsere emotional getönte Sprache meist sinnvoll reagieren. Gegenüber einer gleichförmig vorgetragenen Computerstimme sind sie machtlos. Die gegenteilige Entsprechung, Agnosie genannt - der Verlust der Fähigkeitdie Tonmelodie wahrzunehmen bei Erhalt der Fähigkeit, den grammatischen und lexikalischen Sinn des Gesprochenen zu verstehen -, ist viel seltener. Für beide Fähigkeiten sind weit voneinander entfernte Areale des Gehirns zuständig, denn sonst könnte ja nicht eine der Fähigkeiten durch Gehirnschädigung ausfallen und die andere erhalten bleiben.


=== Utilitarismus ===
Das ist nun der entscheidende Punkt: In unserer normalen Redepraxis war uns nie aufgefallen, dass das Erkennen von Grammatik und Wörtern eine ganz andere Leistung ist als das Erkennen der Sprachmelodie und ihrer Gefühlstönung. Wir sprechen einfach und verstehen, was gesagt wird, und zu Bewusstsein kommen uns nur diese Inhalte.
Als [[Utilitarismus]] bezeichnet man eine neuzeitliche philosophische Richtung, die die Nützlichkeit zum entscheidenden Prinzip der ethischen Qualität einer Handlung erklärt (vgl. Brockhaus multimediales Lexikon) Als Begründer gilt [[Jeremy Bentham]] (1748-1832); vor allem aber der einflussreiche Politiker, Wirtschaftstheoretiker und Philosoph {{wpde|John Stuart Mill}} (1806-1873) und seine Frau Harriet, geb. Taylor (1807-1858) verhalfen dieser [[Philosophie]] zu großer Anerkennung in England und den USA, und mit dem wirtschaftlichen Erfolg dieser Länder verbreitete sich auch der Einfluss des Utilitarismus weltweit.
}}


==== Glück ====
{{Kasten_gelb|Beispiel: Jeder und jede hat wohl schon die '''Erfahrung des Trainings''' gemacht, etwa beim Erlernen des Autofahrens. Während man anfangs sehr bewusst den Fuß auf Gas und Kupplung führen muss und häufiger durch falsche Abstimmung den Motor abwürgt, geht einem der richtige Bewegungsablauf im Laufe des Trainings ''in Fleich und Blut über'', wie der Volksmund sehr treffend sagt. Autofahrer, die schon ein paar tausend Kilometer gefahren sind, brauchen nicht mehr darüber nachzudenken, wie sie die Füße bewegen müssen, um anzufahren.}}
Nun ist Nutzen eine Relation, nützlich ist etwas für etwas anderes: Die Hand ist nützlich zum Greifen, und Greifen ist nützlich für das Überleben des Menschen. Um also überhaupt von Nützlichkeit sprechen zu können, braucht man ein umfassendes Ziel. Für Bentham und die Mills ist das letzte Ziel das größtmögliche Glück der größtmöglichen Zahl. - Wenn man das Glück im Frieden Gottes verwirklicht sieht, gibt es für Christen kein Problem mit einer auf das Glück zentrierten Nützlichkeitsethik.


==== Wert ====
=== Wie ist das Bewusstsein in der Materie des Gehirns abgebildet? ===
Nun sind aber nicht alle Menschen Christen, und sie haben vielleicht vom Glück ganz andere oder gar keine bestimmten Vorstellungen. Trotzdem können sie sich über den Nutzen und damit über den Wert von Dingen, Handlungen und Einrichtungen ganz gut verständigen, indem sie ihm einen „Preis“ zuordnen.
{{gelb|Beispiel


Man muss sich nicht groß Gedanken machen, welchen Nutzen eine Luxusjacht und die darin verbaute Arbeitszeit von vielen Menschen für das Glück der Menschheit hat, wenn man einfach sagen kann: Das Schiff kostet eine Million €, ist es dir das wert oder nicht?}}
Diese Frage kann man nicht exakt beantworten, aber meines Erachtens nicht deshalb, weil wir noch nicht genug wissen, sondern weil die richtige Antwort allzu exakte Angaben ausschließt.
Der Markt aus Angebot und Nachfrage funktioniert, auch ohne dass sich die Menschen über ihr letztes Ziel einig sind, und die Theorie des Marktes, wie sie von John Stuart Mill mitformuliert wurde, sagt aus: Wenn in der Wirtschaft jeder Marktteilnehmer seinen Nutzen sucht, wird auch für das Glück und den Frieden der Gesellschaft insgesamt am besten gesorgt.


Das kann auch funktionieren, aber es funktioniert nur, wenn die Menschen sich wirklich für Glück und Frieden einsetzen und nicht in die Falle des Ökonomismus tappen, indem sie den Wert der Dinge und Handlungen ausschließlich an ihrem Preis bemessen. Wahr bleibt: Selbstbewusstsein und Selbstverwirklichung ist für Geld nicht zu kaufen; Schuld ist mit Geld nicht wegzuwischen und in Weltvertrauen zu verwandeln; eine Gemeinschaft des Friedens und Wohlwollens beruht auf anderen Werten als dem Geld. Wenn darüber Einigkeit besteht in Familien und anderen menschlichen Gemeinschaften, dann können auch Christen unbefangen mit dem Geld und den Gütern dieser Welt hantieren.
{{Kasten_blau|Vergleich: Mit dem Gehirn ist es wie mit dem Wetter: Alle {{wpde|Navier-Stokes-Gleichungen|physikalischen Prinzipien}}, die das Verhalten flüssiger und gasförmiger Körper bestimmen,  sind wohlbekannt, aber gerade daher wissen wir, dass die Vorhersage des Wetters, abhängig von der Daten- und Wetterlage, mal für drei bis sechs Tage, mal für zehn bis 14 Tage zuverlässig ist und nicht länger.


== Ethische Aussagen der Bibel ==
So resultiert aus der Hirnforschung, dass "Gedanken" und "Gefühle", "Aufmerksamkeit" und "Schlafen" im Gehirn repräsentiert sind durch koordinierte Aktivität zahlreicher einzelner Nervenzellen, analog der Bewegung zahlreicher Luftmoleküle, die sich gegenseitig beeinflussen. Gerade darum ist das Verhalten des Gehirns nicht langfristig vorhersagbar.}}


=== Zehn Gebote ===
Im EEG, das die Aktivität des gesamten Gehirns misst, finden sich charakteristische Wellenmuster. Diese Muster korrespondieren Aussagen wie: „Ich bin hellwach“, „Ich fühle mich schläfrig“,  „Ich bin aufgeregt“. „Ich bin gestresst“.


=== Tugenden und Laster ===
[[Datei:Befindlichkeiten_sind_im_EEG_zu_sehen.jpg]]


=== Liebe ===
Auch Gerüche und Entscheidungen konnten mit charakteristischen Wellenmustern identifiziert werden, allerdings nur individuell: Die Forschungsergebnisse an einer Person sind also nicht auf eine andere übertragbar; die Methode eignet sich nicht zum Lesen unbekannter Gedanken unbekannter Menschen.


== Aktuelle Diskussionen ==
{{Kasten_gelb|Beispiel: Sehr viel Wirbel erregte das {{wpde|Libet-Experiment|Libet-Experiment}}, vor allem, weil es entgegen den Intentionen von Benjamin Libet als Test der Willensfreiheit gedeutet wurde.


=== Bioethik ===
Libet bat seine Probanden eine Hand zu bewegen. In einer Versuchsreihe sollten sie das sofort tun, wenn sie den "Drang" dazu verspürten, in einer anderen Reihe sollten sie eine Sekunde mit der Ausführung ihrer Absicht warten. Zugleich sollten sie sich in dem Augenblick, in dem sie den Entschluss fassten, genau die Zeigerstellung einer Uhr merken, die sie ständig sahen.
==== Fragestellungen ====
<ul>
<li>Darf man befruchtete menschliche Eizellen und menschliche Embryonen benutzen zu Forschungs- und Therapiezwecken und zu diesem Zweck solche Zellen nach Bedarf vermehren und abtöten?
<li>Darf man anstelle der natürlichen die künstliche Befruchtung wählen, um anhand genetischer Analyse der Eizellen die gesunden zur Entwicklung zuzulassen und die genetisch defekten zu verwerfen?
<li>Muss man zugängliches Wissen - zum Beispiel über erhöhtes Krebs- oder Herzkrankheitsrisiko oder über AIDS - auch wollen oder hat der Mensch ein Recht darauf, nicht wissen zu wollen?
<li>Dürfen Arbeitgeber oder Versicherungen genetische Analysen verlangen, zum Beispiel bei einem Piloten, bei dem ein Herzinfarkt Hunderte Menschen mit in den Tod reißen könnte?
<li>Was sagt dazu der christliche Personalismus?
</ul>


==== Die Wahl der Analogie ====
Dabei zeigte sich, dass im EEG der Entschluss um 0,2 Sekunden früher nachweisbar war als die Probanden selbst ihren Entschluss bemerkten. Anders gesagt: Die Zeigerkonstellation, die für die Probanden den Zeitpunkt des Entschlusses markierte, lag 0,2 Sekunden später als der Zeitpunkt, an dem im EEG anhand individuell ermittelter charakteristischer Veränderungen bereits erkennbar war, dass sich der Proband zur Armbewegung entschließen würde.}}
Man wird sehen: Es ist immer die Wahl der Analogien und Vergleiche, die einem ethischen Lösungsansatz Profil geben.


Die Befürworter der verbrauchenden Embryonenforschung machen geltend, eine Zelle könne nicht den Wert eines entwickelten Menschen haben, daher rechtfertige auch die geringste Aussicht auf Therapie für Menschen jeden Umgang mit – menschlichen – Zellen.
Wenn man eine physikalische Analogie der Gedanken sucht, dann ist der Begriff des {{wpde|Attraktor|Attraktors}} hilfreich. Attraktoren bilden sich in physikalischen Systemen, die aus sehr vielen Teilen bestehen, die sich gegenseitig beeinflussen. Außerdem handelt es sich um Systeme, die sich dauerhaft im Ungleichgewicht befinden. In einer solchen Ungleichgewichtslage erzeugen die beteiligten Kräfte oft dennoch eine für eine Zeit stabile Erscheinung. Beispiele für Attraktoren sind Wolken, Tiefdruckgebiete, Strudel im Fluss, Kerzenflammen, Protonen, Atome, Galaxien.  


In einem gewissen Anachronismus wird auf ältere Vorstellungen der Beseelung des Menschen zurückgegriffen, als müsse dem Foetus oder dem Kleinkind etwas hinzugefügt werden wie einem Computer ein Betriebssystem.
Lebewesen befinden sich ebenfalls in einem chemisch-physikalischen Ungleichgewicht, man spricht von einem {{wpde|Fließgleichgewicht|Fließgleichgewicht}} (steady-state). Die Stabilität lebendiger Materie und ihrer Formen besteht ja nicht in ihren materiellen Bestandteilen, sondern in der Kontinuität charakteristischer biochemischer Prozesse. Man kann also auch von Attraktoren sprechen, wenn das Wachstum von Organismen immer wieder charakteristische Formen, nie aber exakte Kopien hervorbringt.  


==== Das Beziehungswesen ====
In diesem Sinne sind auch "Gedanken", "Gefühle" und "Entscheidungen" physikalisch gesehen Attraktoren in der koordinierten Aktivität von Milliarden Nervenzellen - und eben darum individuell und nicht längerfristig (was im Gehirn schon mit 2 Sekunden anfängt) vorhersagbar.


Wir beobachten aber nichts dergleichen. Frage ich mich, wie bin ich geworden, was ich heute bin, dann ist es völlig ausgeschlossen, eine konkrete Erinnerung als absoluten Anfang zu reklamieren. Viele Biografen erzählen zuerst von den Eltern, [[Goethe]] fing seine Autobiografie Dichtung und Wahrheit mit einem Horoskop an; lange vor den eigenen ersten Erinnerungen hat also schon etwas begonnen, das es überhaupt erst möglich machte, irgendein Erlebnis zu erinnern. Traumanalytiker zeigen, dass Menschen in ihrem Unbewussten die Erinnerung an das Trauma der Geburt, an den im Mutterleib wahrgenommenen Herzrhythmus lebenslang aufbewahren. Von äußerer Forschung wissen wir, dass die Kommunikation zwischen Mutter und Kind unmittelbar nach der Befruchtung einsetzt, die ausgesandten Hormone der kaum entstandenen Zygote signalisieren: Es gibt mich. Und der mütterliche Organismus reagiert durch Aussetzen der Periode und Vorbereitung der Einnistung des Embryos.
=== Anthropologische Folgerungen ===
Solche Vorgänge sind tief unbewusst und nicht einmal in Traumbildern zu fassen, aber sie sind unerlässliche Voraussetzungen dafür, am Du ein Ich zu werden, also in die personale Existenzweise eines Menschen einzutreten.


Ähnliches wird erlebt, wenn bewusstlose Menschen von ihren Angehörigen gepflegt werden. Das Ausharren bei der bewegungsunfähigen Person, Anschauen, Streicheln, das bedeutet für diese Menschen einen Kontakt mit dem geliebten Mitmenschen, der nicht Gespräch ist im üblichen Sinn, sehr wohl aber Erfahrung der Gegenwart des anderen und Erfahrung der Antwort des anderen auf die eigene Gegenwart. Der Film {{wpde|Zeit des Erwachens}}, der auf Erfahrungen von Oliver Sacks aufbaut, enthält bestürzende Beispiele.
Die vorangegangenen Überlegungen können selbstverständlich nur einen allerersten Einblick geben in Forschungsgebiete, die sich schon deshalb einer zusammenfassenden Darstellung sperren, weil die Forschung ständig weitergeht – und zwar mit Bahn brechenden Entdeckungen und Paradigmenwechseln. Gleichwohl können die folgenden – für eine theologische Anthropologie relevanten – Aussagen mit guten Gründen formuliert werden.


Folgerung: Der Mensch ist Beziehungswesen weit über die Erfahrungen hinaus, die er bewusst erinnern und sprachlich benennen kann. Bildhafte Hilfskonstrukte der Selbstbeschreibung müssen genommen werden als das, was sie sind und dürfen nicht als wissenschaftlich-begriffliche Formulierungen missdeutet werden: Der Mensch ist nicht zusammengesetzt aus Körper und Seele; es gibt auch keinen Sitz der Seele im Körper; es gibt ebenso wenig einen Zeitpunkt der Beseelung.
{{Kasten_blass|
Es ist vielmehr folgendermaßen: Wir kennen nur stoffliches Leben, Lebewesen, die einen Ort, eine Zeit, ein Gewicht haben, aus Atomen und Molekülen bestehen, usw. Deren Lebensqualitäten sind zuerst vegetativ (Wachstum, Stoffwechsel,...). Das vegetative Leben ist Voraussetzung animalischen Lebens (gekennzeichnet durch sinnliche Wahrnehmung, willkürliche Bewegung, Steuerung durch Nervensysteme,...). Beides ist Voraussetzung für humanes, personales Leben. Aber ein Mensch wächst von der ersten Minute an zum Menschen heran. Zug um Zug wachsen Gehirn, Kehlkopf- und Hörapparat, die nur gedacht sein können für das Plappern und die Silben und Sätze des Babys, mit denen die bewusste sprachliche Kommunikation einsetzt. Dafür werden in der menschlichen Entwicklung die Jagd- und Fluchtinstinkte vernach-lässigt, sonst dürften wir Mutter und Kind nicht so viel ruhige Zeit gönnen. Alles an jedem Menschen ist unverwechselbar menschlich, von seiner personalen Existenzweise unverkennbar geprägt: Jede Zelle, jeder Muskel, jedes Organ, jeder Stoffwechselvorgang, jedes Entwicklungsstadium, jede Wahrnehmung, jedes Wort. Und der Mensch gehört niemals einem anderen Menschen; der Mensch gehört seinem Schöpfer, und dieses Herrschaftsverhältnis wird ihm nicht aufgezwungen, sondern angeraten. Wer auf Erden was von einem Menschen will, muss ihn darum fragen. Wenn das heute gilt, gilt es auch gestern und vorgestern und so weiter bis zurück zum Tag der Befruchtung, und es wird gelten bis Gott mich nach Hause holt in seine Liebe, die mich auch ins Dasein rief.
# Die Prozesse in unserem Gehirn, die uns als Gedanken bewusst werden, sind nicht im physikalischen Sinne determiniert. Wir erleben uns auch so, dass es keine zwingenden Übergänge von einem Gedanken zum nächsten, von einem Entschluss zum nächsten gibt.
# Attraktoren sind aber voneinander eindeutig unterscheidbare Zustände; das entspricht unserem Erleben: Wir können den Gedanken an einen Stuhl von dem Gedanken an einen Tisch und auch noch sehr viel feinere Abstufungen absolut unterscheiden.
# Auf die Frage nach der Ursache unserer Gedanken könnten wir einfach nur antworten: Es gibt keine Ursache. Es ist wie mit dem Wetter: Es gibt physikalische Prinzipien und Umgebungsbedingungen, aber welche Attraktoren jeweils die Oberhand gewinnen, bleibt dem Zufall überlassen.
# Aber wir erleben es anders. Ich kenne das schon, dass ich meine Gedanken frei schweifen lasse und darauf warte, was mir einfällt. Aber ich kenne auch das: Ich nehme mich zusammen und richte meine Aufmerksamkeit auf einen Punkt, ich suche gezielt nach der Lösung einer bestimmten Frage. Das ist ja die eigentliche Tätigkeit des Bewusstseins, des „Ich“.
# An dieser Stelle muss die Physik passen. Eine Ursache, die die Zufallsbewegung von Milliarden Einzelteilen lenkt, die Attraktoren eine bestimmte Richtung vorgibt, ist in der Physik nicht vorgesehen.
# Das begrenzt auch die Möglichkeit künstlicher Herstellung von Intelligenz. Auch dazu ein Gedankenexperiment: Forscher konstruieren eine Art neuronales Netz  und überlassen dessen Aktivität dem Zufall. Wenn dieses neuronale Netzwerk auf einmal „intelligente“ Aktivitäten zeigen würde, beispielsweise sich bei seinen Programmierern für seine Existenz bedanken, wüssten wir nicht, wie es dahin gelangt ist. Die Theorie, eine „Seele“ habe von dem neuronalen Netz Besitz ergriffen, wäre plausibler als die Erklärung zielstrebigen Verhaltens durch Zufall (der nun mal der Inbegriff der Negation von Zielstrebigkeit ist).
}}
{{Zitat|Die Kirche lehrt:<ref>Auszüge aus dem [http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_INDEX.HTM Katechismus der katholischen Kirche] (ab jetzt: KKK)</ref>
382 Der Mensch ist in Leib und Seele einer [GS 14,1]. Die Glaubenslehre sagt, dass die geistige, unsterbliche Seele unmittelbar von Gott erschaffen ist.


==== Die Notwendigkeit absoluter Orientierung ====
357 Weil er nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, hat der Mensch die Würde, Person zu sein; er ist nicht bloß etwas, sondern jemand. Er ist imstande, sich zu erkennen, über sich Herr zu sein, sich in Freiheit hinzugeben und in Gemeinschaft mit anderen Personen zu treten, und er ist aus Gnade zu einem Bund mit seinem Schöpfer berufen, um diesem eine Antwort des Glaubens und der Liebe zu geben, die niemand anderer an seiner Stelle geben kann.
Der Utilitarismus offenbart in dieser Debatte seine Schwäche: Unter Gleichen klappt der freie Markt recht gut; Ein Filmemacher hat mehr Erfolg, wenn viele Leute seine Filme sehen wollen, ein Arzt, ein Politiker kommt voran, wenn ihm viele vertrauen. Aber der Markt versagt bei großen Ungleichheiten. Der Embryo kann anderen in diesem Stadium kaum etwas geben, ist aber von anderen absolut abhängig. Und daraus entsteht ein Paradox: Wenn das Leben in seinen frühesten Stufen als heilig und unantastbar geachtet wird, ist sein Preis „null“, weil es weder für den Forscher, noch für den Patienten, der auf neue Heilungsmethoden wartet, Nutzen bringt. Achtet man die Würde des ungeborenen [[Mensch]]en etwas geringer, steigt er im Preis, weil er nun nutzbar wird, und dem Forscher Erkenntnisse, Auszeichnungen und Spitzengehälter winken.


Wenn sich die {{wpde|Gesellschaft}} aber auf derartige Kalkulationen einmal einlässt, erhebt sich sofort die Frage, auf welche anderen Fälle sie anwendbar sind: Tut die VR [[China]] Recht daran, die Organe von Hingerichteten für Transplantationszwecke zu verwenden, anstatt sie achtlos mitzubeerdigen? Und Hitlers Euthanasieprogramm?
1730 Gott hat den Menschen als vernunftbegabtes Wesen erschaffen und ihm die Würde einer Person verliehen, die aus eigenem Antrieb handelt und über ihre Handlungen Herr ist. Gott wollte nämlich den Menschen ‚der Macht der eigenen Entscheidung überlassen‘ [Sir 15,14], so dass er von sich aus seinen Schöpfer suche und frei zur vollen und seligen Vollendung gelange, indem er ihm anhängt [GS 17].
Der Mensch ist vernünftig und dadurch das Ebenbild Gottes, geschaffen in Freiheit und Herr seines Tuns. [Irenäus, hær. 4,4,3]
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Utilitarismus und Ökonomismus ohne feste Vorgaben und Grenzziehungen werden unmenschlich. Aber wer verteidigt solche Vorgaben und Grenzen gegen eine interessierte Minderheit bei der üblichen Ignoranz der Mehrheit? – Die Gesellschaft kann nicht alles mit Abstimmungen regeln. Die [[Menschenrechte]] sind nicht verhandelbar, nicht abwählbar. Aber sie gestatten einen Interpretationsspielraum, der gerne nach den eigenen Vorurteilen und Bequemlichkeiten angepasst wird. Zum Beispiel stehen [[Migranten]] und Einheimischen prinzipiell die gleichen Menschenrechte zu, das Recht auf Leben und auf körperliche Unversehrtheit. Die italienische und französische Regierung stellen aber in ihrem Kampf gegen illegale Einwanderung ganz normale menschliche Zuwendung diesem Personenkreis gegenüber unter Strafe, sodass ein Schiff, das Ertrinkende aufnimmt, oder ein mitleidiger Mensch, der einem Illegalen etwas zu essen gibt, unter Umständen bestraft werden. Die Mehrheit der Bevölkerung stützt solche Maßnahmen.
== Geist ist das Arbeiten mit Sinn. ==
Wie alle alltagssprachlichen Begriffe, mit denen der Geist sich auf seine eigene Funktionsweise bezieht, hat auch der Begriff "Sinn" eine metaphorische Vorgeschichte. Die ursprüngliche Bedeutung des altdeutschen Wortes "Sinn" kommt noch in Zusammensetzungen zum Ausdruck wie "Uhrzeigersinn". Gemeint ist die '''Richtung''', in die sich etwas bewegt. "Bedeutung" kommt vom Deuten mit dem Finger, zu dem das Baby eines seiner ersten Wörter sagt: "Da".  


So ist es in vielen Fällen bequem, menschlichen Lebenszuständen, die sich nicht äußern können wie Embryonen oder Wachkomapatienten, oder Menschen, die nicht mehr leben wollen, oder Menschen, die in entführten Flugzeugen sitzen, die auf Ziele wie Atomkraftwerke oder Hochhäuser gesteuert werden, oder den Verbrechern selbst das Lebensrecht einfach abzusprechen. Aber auch wenn eine Mehrheit zustimmt, gibt sich der {{wpde|Rechtsstaat}} auf, wenn er so etwas zulässt. Deshalb hat die Gesellschaft eine Institution wie die Kirche bitter nötig, die berufen ist, den Sprachlosen eine Stimme zu geben.
Sinn, Bedeutung: Die Begriffe bezeichnen die paradoxe Eigenschaft von Dingen, mehr zu sein, als sie (im physikalischen Sinne) sind: Ein Drucker mag sich über die chemische Zusammensetzung des Schwarz der gedruckten Buchstaben Gedanken machen: Den Leser interessiert, für was sie stehen. Er setzt sie zu Wörtern und Sätzen zusammen, lässt sich zu Emotionen bewegen, findet eine Romanstelle spannend oder eine Nachricht entsetzlich.  
{{Meinung|{{blau|1= [[Armut#Denkanstöße|'''Bitter nötig''']] hat "die" Gesellschaft: <br /><center>'''Menschen,''' die ''in Verantwortung vor Ihren Mitmenschen'' ihr Leben gemäß ''(bzw. im Sinne von)'' [http://www.bibleserver.com/go.php?lang=de&bible=EU&ref=Matth%C3%A4us7,12 Matth. 7,12] '''- aktiv -''' gestalten.</center> --[[Benutzer:Sandra Burger|Sandra Burger]] 16:41, 5. Feb. 2010 (UTC)}}
(Die '''{{wpde|Institution}} Kirche''' hat im Verlauf der Menschheitsgeschichte großes Unheil angerichtet: {{wpde|Kreuzzüge}}, {{wpde|Religionskrieg|Religionskriege}}, {{wpde|Hexenverfolgung}}, {{wpde|Exorzismus}} - <small>vgl. beispielsweise: {{wpde|Anneliese Michel}}</small> - und so weiter usf.)


Immerhin - ein „Mea culpa“ von Papst Johannes Paul II. im Heiligen Jahr 2000:
Auch die Dinge in unserer Umgebung behmen wir nicht einfach deshalb wahr, weil sie eben da sind, sondern weil sie uns etwas bedeuten, weil wir sie erkennen wollen um unsere Ziele erreichen, unsere Aufgaben erledigen zu können.
{{Zitat_wpde|''[...] Am 12. März 2000 sprach der Papst Johannes Paul II. ein „Mea culpa“ für die Kirche wegen ihrer Verfehlungen wie Glaubenskriege, Judenverfolgungen und Inquisition aus. [...]''|Johannes_Paul_II.#Heiliges_Jahr_2000|11:56, 15. Apr. 2010}}}}


=== Krieg und Frieden ===


=== Soziale Aufgaben ===
=== An ihren Fehlern sollt ihr sie erkennen! ===


== Weiterführende Weblinks ==
[[Datei:Rote_Kugeln.jpg]]
* Päpstlicher Rat für Gerechtigkeit und Frieden (Vatikanstadt, 1. Mai 2000): [http://www.thesocialagenda.org/pdfs/german.pdf Die soziale Agenda (PDF-Datei, 244 Seiten)]
: ''Eine Sammlung von Texten aus der katholischen Soziallehre.''


== Siehe auch ==
Man weiß ja, worauf es hinausläuft, und wenn man nachmisst, wird es bestätigt: Die beiden roten Kugeln sind exakt gleich groß. Und doch '''sieht''' man es nicht so: Denn unser Verstand unterstellt eine dreidimensionale Realität; er unterscheidet relative und absolute Größen und ermittelt seine Abschätzungen durch Vergleich mit der Umgebung. Also nehmen wir auf der linken Seite eine Situation an, die uns näher liegt als die auf der rechten, und darum halten wir die linke rote Kugel für kleiner und die rechte für größer, weil sie trotz angenommener weiterer Entfernung gleich groß aussieht.
* [[Soziale_Frage_als_politische_Frage#Religion]] (Päpstliche Sozial-Enzykliken)


== Anmerkungen ==
[[Datei:Farbenspiel.jpg]]
 
Auch können wir uns wider besseres Wissen nicht enthalten, das Türkis im hellen Feld dunkler wahrzunehmen als das Türkis im dunklen Feld, obgleich es sich um dieselbe Farbe handelt. Die Leistung, die hier getäuscht wird, setzt uns zum Beispiel in Stand, zu unterscheiden, ob unser Nachbar im Urlaub seine Hautfarbe ver¬ändert hat, oder ob sich die Lichtverhältnisse verändert haben.
 
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Die Eigenschaften der Wahrnehmung (die sie auch täuschbar machen):
#Die Wahrnehmung unterstellt eine dreidimensionale Wirklichkeit
#Sie erstrebt Dingkonstanz, das heißt näherhin
##Raumkonstanz: Der Raum wird bei eigener Bewegung als stehend erlebt.
##Farbkonstanz: Die Farbe des Objektes wird mit der Farbe des Lichtes verrechnet. Z.B: Ich sehe etwas anderes, wenn das Licht gedimmt wird, oder wenn jemand gebräunt aus dem Urlaub kommt, obwohl die objektiv auf der Netzhaut auftreffenden Lichtwellen vielleicht in beiden Fällen dieselbe Frequenz haben.
##Größenkonstanz: Trotz unterschiedlicher Entfernung bleibt die Größe der Dinge gleich.
##Vollständigkeitskonstanz: Auch verdeckte Objekte werden als vollständig angesehen.
##Personenkonstanz: Dieselbe Person wird in unterschiedlichsten Kontexten wiedererkannt.
#Die Wahrnehmung ist holografisch. (Einem Objekt - zum Beispiel einem Gesicht - entspricht eine unendliche Menge möglicher Sinneseindrücke aus verschiedenen Perspektiven, in unterschiedlicher Beleuchtung usw.)
#Die Wahrnehmung ist dialogisch. (Zwischen unserer Aufmerksamkeit und den wahrgenommenen Objekten entwickelt sich eine Art Dialog, z.B. Im Augenwinkel nehme ich etwas wahr; es könnte ein Vogel sein, der mich interessiert; ich beachte es näher und will genauer wissen was es ist; es stellt sich als ein vom Wind bewegtes Blatt heraus, meine Aufmerksamkeit wendet sich Interessanterem zu.
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[[Datei:Baerhinterbaum.jpg]]
 
Mit dieser Zeichnung kommen wir dem evolutionären Vorteil der Dingkonstanz näher: Obwohl ein Blatt Papier ebenso flach ist wie ein PC-Bildschirm, konstruiert unsere Wahrnehmung ohne Umschweife eine dreidimensionale Szene: Ein Bär, der sich am Baum festhält, von dem aber nur vier Tatzen und die Ohren zu sehen sind. Es ist klar, dass einem Lebewesen die wenigen Andeutungen genügen müssen, um eine Situation einschätzen zu können. Denn wenn hinter dem Baum ein Bär ist, könnte es für eine Flucht reichlich spät sein, wenn man wartet, bis er sich vollständig zeigt und zum Angriff übergeht.
 
=== Freiheit ===
Freiheit ist nicht die Fähigkeit zwischen roten und grünen Drops, also beliebigen Alternativen, wählen zu können (wie einige Experimente suggerieren). Freiheit ist vielmehr die Fähigkeit, sinnvoll zu handeln. Die alternative Erklärung des menschlichen Handelns lautet „Zufall“.  Wir erleben unser Handeln aber als beabsichtigt und nicht als zufällig. Freiheit ist auch nicht der Normalfall, sondern eine Spitzenleistung des menschlichen Geistes.
 
Der Mensch ist fähig zur Beobachtung und Beurteilung des eigenen Verhaltens (reditio completa in seipsum). Diese Fähigkeit heißt "Gewissen" (conscientia, Syneidesis). Diese Fähigkeit muss gepflegt werden und reifen. Man wird nicht Fünfjährigen ein Küchenmesser geben, Zehnjährige nicht auf der Straße Auto fahren lassen, und man wird Zwanzigjährige nicht ins Bundeskanzleramt wählen. Aber mancher Fünfzigjährige benimmt sich auf der Straße wie ein Halbwüchsiger, weil er eben sein Gewissen als Verkehrteilnehmer nicht weiter entwickelt hat anhand seiner Erfahrungen im Verkehr und seiner Lebenserfahrung insgesamt.
 
{{Zitat|Die Kirche lehrt:<ref>KKK siehe oben!</ref>
1733 Je mehr man das Gute tut, desto freier wird man. Wahre Freiheit gibt es nur im Dienst des Guten und der Gerechtigkeit. Die Entscheidung zum Ungehorsam und zum Bösen ist ein Missbrauch der Freiheit und macht zum Sklaven der Sünde.|}}
 
Das sieht man insbesondere dann, wenn Menschen sich einer an sich guten Sache (Arbeit, Konsum, Spaß, Sexualität, Alkohol oder andere Drogen) in einem solchen Maß hingeben, dass sie die Kontrolle verlieren. Suchtkranke Menschen sind wirklich zum Sklaven ihres Suchtmittels geworden und deshalb ein deutliches Bild dessen, was das Christentum unter "Sünde" versteht.
 
=== Auf ein Ziel hin geschaffen ===


<references/>
Im Sinne des Christentums ist der Mensch auf ein Ziel hin geschaffen. Das Konstruieren von Bedeutungen, von Sinn, die Formulierung und Verwirklichung von Absichten, ist für Christen auch ein Erkennen des Sinnes, für den die Dinge von ihrem Schöpfer gemacht wurden, und eine Nachfolge, ein Gehorsam den Absichten gegenüber, die der Schöpfer mit der Welt von Anfang an verband: Dabe geht es um das "Reich Gottes", und das heißt zweierlei: Glück für jeden einzelnen und Frieden für alle zusammen.


{{Zitat|Die Kirche lehrt:<ref>KKK, siehe oben!</ref>
163 Der Glaube lässt uns schon im voraus die Freude und das Licht der beseligenden Gottesschau genießen, die das Ziel unseres irdischen Weges ist. Wir werden dann Gott von Angesicht zu Angesicht  [1 Kor 13,12], wie er ist [1 Joh 3,2], sehen. Der Glaube ist somit schon der Beginn des ewigen Lebens.
Wir erwarten den Genuss der uns aus Gnade verheißenen Güter. Wenn wir sie im Glauben wie in einem Spiegel betrachten, sind sie uns schon gegenwärtig. [Basilius, Spir. 15,36 Vgl. Thomas v. A., s. th. 2-2,4,1.]
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== Anmerkungen ==
[[Kategorie:ZUM-Wiki-Buch Katholische Religionslehre]]
<references/>

Version vom 24. September 2010, 18:03 Uhr

Vorlage:ZBK

Intelligenz kann nicht künstlich hergestellt werden

Was Maschinen können und was nicht

Vor 20 Jahren schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, wann die künstliche In¬telligenz in der Lage sein würde, den Menschen so weit nachzuahmen, dass er sich von seinen eigenen Produkten nicht mehr würde unterscheiden können. Inzwischen ist es um diesen Forschungszweig ruhiger geworden. Die Erkennung von Schreibmaschinenschrift hat gute Fortschritte gemacht, korrekte Handschrift wird vom Computer zu 95 % erkannt, besser ist es, man lernt eine Schrift wie Grafity, die auf Erkennbarkeit ausgelegt ist. Die Spracherkennung hat die Marke 80-prozentiger und 90-prozentiger Erkennungsgenauigkeit übertroffen, aber bei der 95-prozentigen Genauigkeit gibt es anscheinend eine schwer überwindliche Grenze. Wollte man weiterkommen, müsste die Maschine den Menschen verstehen, und das kann sie nicht.

Wo ist das Problem? – Wenn man das so exakt sagen könnte, dann könnte man das Problem beheben. Vielleicht kann man es so ausdrücken: Eine Maschine verfügt immer nur über die Informationen, die man ihr einpro¬grammiert hat, oder auf deren Beschaffung man sie programmiert hat.


Ein Beispiel: Das Rechtschreibprogramm sucht nicht nach „Fehlern“ in einem Text, sondern es sucht exakt danach, ob die durch Freizeichen abgegrenzten Buchstabenfolgen im Text mit einer der Buchstabenfolgen im Wörterverzeichnis übereinstimmen oder nicht.

Es ist schon glaubhaft, dass es demnächst Programme gibt, die raffinierter sind, weil sie das Nutzerverhalten schärfer beobachten, verschiedene Informationen zusammenführen und dergleichen; das ändert aber nichts daran, dass es nicht mehr als zwei Informationsquellen gibt: Die Programmroutinen und die Nutzereingaben.

Im Gegensatz dazu weiß ein Mensch stets, wenn auch manchmal grob und unscharf,

  1. was Wissen ist und wozu es gut ist,
  2. ob er eine bestimmte Sache wissen will,
  3. viele Dinge, die ihm niemand gesagt oder zu suchen befohlen hat.

Das Problem des „Alltagswissens“ beschäftigt die Erforscher der Künstlichen Intelligenz (KI) mindestens seit Gründung der Firma Cycorp 1994. Das CycWikipedia-logo.png - Projekt versucht alles, was Menschen wissen, den Common sense, in Form von 100 Millionen Basisaussagen zur Verfügung zu stellen. Darin ist zum Beispiel enthalten, dass es derselbe elektrische Strom ist, der in der Glühbirne das Licht, im Backofen die Hitze und bei Berührung Strom führender Leiter erhebliche Verletzungen verursacht. Wie auch andere Ansätze der KI-Forschung wird auch das Cyc-Projekt nützliche Anwendungen unterstützen (zum Beispiel bei der Zusammenführung von Datenbanken); aber es zeigt sich – wie so oft – gerade am „Erfolg“ eines Projektes, worin sich der Mensch von der Maschine unterscheidet: Es gelang nicht ein „Format“ von Wissen im Allgemeinen zu definieren, man weiß nicht, in welches „Formular“ man alles und jedes eintragen kann, was sich wissen lässt, und zwar so, dass die Maschine es dann, wenn sie danach sucht, auch sicher findet.

Eine kleine tabellarische Aufstellung benennt, worin heute Maschinen den (meisten) Menschen überlegen sind und umgekehrt:

Was Maschinen besser können Was der Mensch besser kann
Schach spielen Fußball spielen
Integrale berechnen Sich mit Gesten verständigen
Daten wiederfinden Gesichter erkennen
Unbestechliche Kontrolle Sprache verstehen
Komplizierte Entscheidungen Gehörtes Verstehen
Arbeiten in lebensfeindlicher Umgebung Auto fahren

Zwei gemeinsame Prinzipien dieser Gegenüberstellung seien benannt:

  1. Der Mensch ist eine Einheit aus Körper und – ich sage das als Zugeständnis: – „Informationsverarbeitung“, die Maschine nicht. Für das Programm eines Computers ist es vollkommen egal, in welcher Form es physikalisch gespeichert ist, letztlich ist es für ein CAD Programm sogar gleichgültig, ob damit beispielsweise ein Roboter gesteuert wird, der wirklich Autos zusammenschweißt, oder ob das Programm nur am Bildschirm gestestet wird.
  2. Auch diejenigen Leistungen, die die Überlegenheit der Maschine zu zeigen scheinen, werden in unserem Gehirn „locker“ erbracht: Wir können ganz gut abschätzen, wie weit eine Bocciakugel fliegen wird, die wir werfen, ob wir mit unserer Sprungkraft über einen Graben kommen; ich weiß zwar manchmal nicht, wo ich meinen Hut habe, aber ich weiß mit unfehlbarer Gewissheit, dass ich einen gehabt habe, was „Haben“ bedeutet, wozu der Hut gut war, bei welchen Gelegenheiten ich ihn trug …

Es ist eben nur so, dass die Hauptmasse der Berechnungs- und Datenverarbeitungsleistungen des Gehirns dem Ich nicht bewusst werden. Wie viele nützliche Maschinen uns die KI-Forschung auch immer schenken wird, das Ich, die Seele, der Geist des Menschen spielt schlicht in einer anderen Liga, und zwar beginnend mit den ersten Äußerungen des Foetus und des Babys. Davon im nächsten Kapitel mehr!

Zur Vorgeschichte der KI

„Künstliche Intelligenz“ lässt sich historisch gesehen in eine Reihe stellen von Menschenerklärungsversuchen, die stets etwas mehr versprachen, als sie dann halten konnten: Als im 17. und 18. Jahrhundert die mechanischen Systeme (wie Uhrwerke) perfekter wurden, schrieb LammetrieWikipedia-logo.png (1709-1751) ein Buch über die Menschenmaschine. Der genaiale Mechaniker Jacques de VaucansonWikipedia-logo.png schien die Visionen des Maschinenmenschen der Realität nahezubringen.

Als Friedrich WöhlerWikipedia-logo.png 1828 erstmals einen organischen Stoff aus anorganischen Vorstufen synthetisierte, fügte Goethe in seinen Faust II die Figur des HomunculusWikipedia-logo.png, des künstlich geschaffenen Menschen, ein, nachdem er bereits in seinem Roman die WahlverwandschaftenWikipedia-logo.png (1809) mit der Chemie als Metapher für menschliches Verhalten gespielt hatte. Zeitlich parallel entstammt Mary ShelleyWikipedia-logo.pngs Figur FrankensteinWikipedia-logo.png (1819) einem ähnlichen Denken, bezieht aber neben der Anatomie vor allem die Elektrizität in die Menschen nachahmende Phantasiebildung ein. In unserer Zeit sind es vor allem die Biochemie und die Computersimulation, die das Versprechen auf ein vollständiges Verstehen des „System Mensch“, doch die KI-ForschungWikipedia-logo.png ist bereits in ein Stadium eingetreten, in welchem wir des grundsätzlichen Unterschiedes ansichtig werden zwischen Informationsverarbeitung und dem, was ein Geist tut.

Neurologie und Anthropologie

Lokalisierung von Gehirnaktivitäten durch bildgebende Verfahren

Biologie und Medizin versuchen seit langem den materiellen Strukturen des menschlichen Gehirns die Leistungen des menschlichen Geistes zuzuordnen. Naheliegend ist es zu beobachten, welche geistigen Leistungen ausfallen, wenn bestimmte Areale des Gehirns durch einen Gehirnschlag oder einen Tumor geschädigt sind. So weiß man, welche Gebiete des Gehirns damit beschäftigt sind zu sprechen und Sprache zu verstehen. Eine feinere Auflösung wird durch moderne bildgebende Verfahren[1] erreicht, die Gehirnaktivitäten beim lebendigen Menschen in guter räumlicher Zuordnung sichtbar machen können.[2]

Diese Forschungen haben aber niemals Ergebnisse der Art gebracht: „Da ist das Gehirngebiet, in dem alle Gesichter und die zugehörigen Namen abgespeichert sind.“ oder: „In dieser Gehirnregion sind alle Bilder von Möbeln.“ Die Ergebnisse lauten vielmehr: „Wenn der Mensch an Personen, Tiere oder Werkzeuge denkt, sind bestimmte Bereiche des Temporallappens der Großhirnrinde besonders aktiv." Wenn man daraus ohne weiteres schließt, dass die Gedanken an Personen, Tiere oder Werkzeuge an dieser Stelle „gedacht werden“, könnte man aber ziemlich falsch liegen. Mit einem Gedankenexperiment möchte ich das verdeutlichen:

Vorlage:Kasten blau

Was wir nach langen Jahren der Forschung von der Arbeitsweise des Gehirns wissen, hat tendenziell immer weiter weggeführt von unserer Selbstwahrnehmung.


Beispiel: Es gibt die Krankheit der Aphasie; unter der Menschen leiden, die zwar der Melodie gesprochener Sprache entnehmen können, welche Emotionen der Sprecher ausdrückt, aber sie können Sprache nicht hinsichtlich ihrer Wortbedeutungen und Grammatik analysieren. Im normalen Gespräch fallen solche Leute kaum auf, weil sie auf unsere emotional getönte Sprache meist sinnvoll reagieren. Gegenüber einer gleichförmig vorgetragenen Computerstimme sind sie machtlos. Die gegenteilige Entsprechung, Agnosie genannt - der Verlust der Fähigkeitdie Tonmelodie wahrzunehmen bei Erhalt der Fähigkeit, den grammatischen und lexikalischen Sinn des Gesprochenen zu verstehen -, ist viel seltener. Für beide Fähigkeiten sind weit voneinander entfernte Areale des Gehirns zuständig, denn sonst könnte ja nicht eine der Fähigkeiten durch Gehirnschädigung ausfallen und die andere erhalten bleiben.

Das ist nun der entscheidende Punkt: In unserer normalen Redepraxis war uns nie aufgefallen, dass das Erkennen von Grammatik und Wörtern eine ganz andere Leistung ist als das Erkennen der Sprachmelodie und ihrer Gefühlstönung. Wir sprechen einfach und verstehen, was gesagt wird, und zu Bewusstsein kommen uns nur diese Inhalte.


Beispiel: Jeder und jede hat wohl schon die Erfahrung des Trainings gemacht, etwa beim Erlernen des Autofahrens. Während man anfangs sehr bewusst den Fuß auf Gas und Kupplung führen muss und häufiger durch falsche Abstimmung den Motor abwürgt, geht einem der richtige Bewegungsablauf im Laufe des Trainings in Fleich und Blut über, wie der Volksmund sehr treffend sagt. Autofahrer, die schon ein paar tausend Kilometer gefahren sind, brauchen nicht mehr darüber nachzudenken, wie sie die Füße bewegen müssen, um anzufahren.

Wie ist das Bewusstsein in der Materie des Gehirns abgebildet?

Diese Frage kann man nicht exakt beantworten, aber meines Erachtens nicht deshalb, weil wir noch nicht genug wissen, sondern weil die richtige Antwort allzu exakte Angaben ausschließt.

Vorlage:Kasten blau

Im EEG, das die Aktivität des gesamten Gehirns misst, finden sich charakteristische Wellenmuster. Diese Muster korrespondieren Aussagen wie: „Ich bin hellwach“, „Ich fühle mich schläfrig“, „Ich bin aufgeregt“. „Ich bin gestresst“.

Befindlichkeiten sind im EEG zu sehen.jpg

Auch Gerüche und Entscheidungen konnten mit charakteristischen Wellenmustern identifiziert werden, allerdings nur individuell: Die Forschungsergebnisse an einer Person sind also nicht auf eine andere übertragbar; die Methode eignet sich nicht zum Lesen unbekannter Gedanken unbekannter Menschen.


Beispiel: Sehr viel Wirbel erregte das Libet-ExperimentWikipedia-logo.png, vor allem, weil es entgegen den Intentionen von Benjamin Libet als Test der Willensfreiheit gedeutet wurde.

Libet bat seine Probanden eine Hand zu bewegen. In einer Versuchsreihe sollten sie das sofort tun, wenn sie den "Drang" dazu verspürten, in einer anderen Reihe sollten sie eine Sekunde mit der Ausführung ihrer Absicht warten. Zugleich sollten sie sich in dem Augenblick, in dem sie den Entschluss fassten, genau die Zeigerstellung einer Uhr merken, die sie ständig sahen.

Dabei zeigte sich, dass im EEG der Entschluss um 0,2 Sekunden früher nachweisbar war als die Probanden selbst ihren Entschluss bemerkten. Anders gesagt: Die Zeigerkonstellation, die für die Probanden den Zeitpunkt des Entschlusses markierte, lag 0,2 Sekunden später als der Zeitpunkt, an dem im EEG anhand individuell ermittelter charakteristischer Veränderungen bereits erkennbar war, dass sich der Proband zur Armbewegung entschließen würde.

Wenn man eine physikalische Analogie der Gedanken sucht, dann ist der Begriff des AttraktorsWikipedia-logo.png hilfreich. Attraktoren bilden sich in physikalischen Systemen, die aus sehr vielen Teilen bestehen, die sich gegenseitig beeinflussen. Außerdem handelt es sich um Systeme, die sich dauerhaft im Ungleichgewicht befinden. In einer solchen Ungleichgewichtslage erzeugen die beteiligten Kräfte oft dennoch eine für eine Zeit stabile Erscheinung. Beispiele für Attraktoren sind Wolken, Tiefdruckgebiete, Strudel im Fluss, Kerzenflammen, Protonen, Atome, Galaxien.

Lebewesen befinden sich ebenfalls in einem chemisch-physikalischen Ungleichgewicht, man spricht von einem FließgleichgewichtWikipedia-logo.png (steady-state). Die Stabilität lebendiger Materie und ihrer Formen besteht ja nicht in ihren materiellen Bestandteilen, sondern in der Kontinuität charakteristischer biochemischer Prozesse. Man kann also auch von Attraktoren sprechen, wenn das Wachstum von Organismen immer wieder charakteristische Formen, nie aber exakte Kopien hervorbringt.

In diesem Sinne sind auch "Gedanken", "Gefühle" und "Entscheidungen" physikalisch gesehen Attraktoren in der koordinierten Aktivität von Milliarden Nervenzellen - und eben darum individuell und nicht längerfristig (was im Gehirn schon mit 2 Sekunden anfängt) vorhersagbar.

Anthropologische Folgerungen

Die vorangegangenen Überlegungen können selbstverständlich nur einen allerersten Einblick geben in Forschungsgebiete, die sich schon deshalb einer zusammenfassenden Darstellung sperren, weil die Forschung ständig weitergeht – und zwar mit Bahn brechenden Entdeckungen und Paradigmenwechseln. Gleichwohl können die folgenden – für eine theologische Anthropologie relevanten – Aussagen mit guten Gründen formuliert werden.

Vorlage:Kasten blass

Zitat
Die Kirche lehrt:[3]

382 Der Mensch ist in Leib und Seele einer [GS 14,1]. Die Glaubenslehre sagt, dass die geistige, unsterbliche Seele unmittelbar von Gott erschaffen ist.

357 Weil er nach dem Bilde Gottes geschaffen ist, hat der Mensch die Würde, Person zu sein; er ist nicht bloß etwas, sondern jemand. Er ist imstande, sich zu erkennen, über sich Herr zu sein, sich in Freiheit hinzugeben und in Gemeinschaft mit anderen Personen zu treten, und er ist aus Gnade zu einem Bund mit seinem Schöpfer berufen, um diesem eine Antwort des Glaubens und der Liebe zu geben, die niemand anderer an seiner Stelle geben kann.

1730 Gott hat den Menschen als vernunftbegabtes Wesen erschaffen und ihm die Würde einer Person verliehen, die aus eigenem Antrieb handelt und über ihre Handlungen Herr ist. Gott wollte nämlich den Menschen ‚der Macht der eigenen Entscheidung überlassen‘ [Sir 15,14], so dass er von sich aus seinen Schöpfer suche und frei zur vollen und seligen Vollendung gelange, indem er ihm anhängt [GS 17]. Der Mensch ist vernünftig und dadurch das Ebenbild Gottes, geschaffen in Freiheit und Herr seines Tuns. [Irenäus, hær. 4,4,3]


Geist ist das Arbeiten mit Sinn.

Wie alle alltagssprachlichen Begriffe, mit denen der Geist sich auf seine eigene Funktionsweise bezieht, hat auch der Begriff "Sinn" eine metaphorische Vorgeschichte. Die ursprüngliche Bedeutung des altdeutschen Wortes "Sinn" kommt noch in Zusammensetzungen zum Ausdruck wie "Uhrzeigersinn". Gemeint ist die Richtung, in die sich etwas bewegt. "Bedeutung" kommt vom Deuten mit dem Finger, zu dem das Baby eines seiner ersten Wörter sagt: "Da".

Sinn, Bedeutung: Die Begriffe bezeichnen die paradoxe Eigenschaft von Dingen, mehr zu sein, als sie (im physikalischen Sinne) sind: Ein Drucker mag sich über die chemische Zusammensetzung des Schwarz der gedruckten Buchstaben Gedanken machen: Den Leser interessiert, für was sie stehen. Er setzt sie zu Wörtern und Sätzen zusammen, lässt sich zu Emotionen bewegen, findet eine Romanstelle spannend oder eine Nachricht entsetzlich.

Auch die Dinge in unserer Umgebung behmen wir nicht einfach deshalb wahr, weil sie eben da sind, sondern weil sie uns etwas bedeuten, weil wir sie erkennen wollen um unsere Ziele erreichen, unsere Aufgaben erledigen zu können.


An ihren Fehlern sollt ihr sie erkennen!

Rote Kugeln.jpg

Man weiß ja, worauf es hinausläuft, und wenn man nachmisst, wird es bestätigt: Die beiden roten Kugeln sind exakt gleich groß. Und doch sieht man es nicht so: Denn unser Verstand unterstellt eine dreidimensionale Realität; er unterscheidet relative und absolute Größen und ermittelt seine Abschätzungen durch Vergleich mit der Umgebung. Also nehmen wir auf der linken Seite eine Situation an, die uns näher liegt als die auf der rechten, und darum halten wir die linke rote Kugel für kleiner und die rechte für größer, weil sie trotz angenommener weiterer Entfernung gleich groß aussieht.

Farbenspiel.jpg

Auch können wir uns wider besseres Wissen nicht enthalten, das Türkis im hellen Feld dunkler wahrzunehmen als das Türkis im dunklen Feld, obgleich es sich um dieselbe Farbe handelt. Die Leistung, die hier getäuscht wird, setzt uns zum Beispiel in Stand, zu unterscheiden, ob unser Nachbar im Urlaub seine Hautfarbe ver¬ändert hat, oder ob sich die Lichtverhältnisse verändert haben.

Vorlage:Kasten blass

Baerhinterbaum.jpg

Mit dieser Zeichnung kommen wir dem evolutionären Vorteil der Dingkonstanz näher: Obwohl ein Blatt Papier ebenso flach ist wie ein PC-Bildschirm, konstruiert unsere Wahrnehmung ohne Umschweife eine dreidimensionale Szene: Ein Bär, der sich am Baum festhält, von dem aber nur vier Tatzen und die Ohren zu sehen sind. Es ist klar, dass einem Lebewesen die wenigen Andeutungen genügen müssen, um eine Situation einschätzen zu können. Denn wenn hinter dem Baum ein Bär ist, könnte es für eine Flucht reichlich spät sein, wenn man wartet, bis er sich vollständig zeigt und zum Angriff übergeht.

Freiheit

Freiheit ist nicht die Fähigkeit zwischen roten und grünen Drops, also beliebigen Alternativen, wählen zu können (wie einige Experimente suggerieren). Freiheit ist vielmehr die Fähigkeit, sinnvoll zu handeln. Die alternative Erklärung des menschlichen Handelns lautet „Zufall“. Wir erleben unser Handeln aber als beabsichtigt und nicht als zufällig. Freiheit ist auch nicht der Normalfall, sondern eine Spitzenleistung des menschlichen Geistes.

Der Mensch ist fähig zur Beobachtung und Beurteilung des eigenen Verhaltens (reditio completa in seipsum). Diese Fähigkeit heißt "Gewissen" (conscientia, Syneidesis). Diese Fähigkeit muss gepflegt werden und reifen. Man wird nicht Fünfjährigen ein Küchenmesser geben, Zehnjährige nicht auf der Straße Auto fahren lassen, und man wird Zwanzigjährige nicht ins Bundeskanzleramt wählen. Aber mancher Fünfzigjährige benimmt sich auf der Straße wie ein Halbwüchsiger, weil er eben sein Gewissen als Verkehrteilnehmer nicht weiter entwickelt hat anhand seiner Erfahrungen im Verkehr und seiner Lebenserfahrung insgesamt.

Zitat
Die Kirche lehrt:[4] 1733 Je mehr man das Gute tut, desto freier wird man. Wahre Freiheit gibt es nur im Dienst des Guten und der Gerechtigkeit. Die Entscheidung zum Ungehorsam und zum Bösen ist ein Missbrauch der Freiheit und macht zum Sklaven der Sünde.

Das sieht man insbesondere dann, wenn Menschen sich einer an sich guten Sache (Arbeit, Konsum, Spaß, Sexualität, Alkohol oder andere Drogen) in einem solchen Maß hingeben, dass sie die Kontrolle verlieren. Suchtkranke Menschen sind wirklich zum Sklaven ihres Suchtmittels geworden und deshalb ein deutliches Bild dessen, was das Christentum unter "Sünde" versteht.

Auf ein Ziel hin geschaffen

Im Sinne des Christentums ist der Mensch auf ein Ziel hin geschaffen. Das Konstruieren von Bedeutungen, von Sinn, die Formulierung und Verwirklichung von Absichten, ist für Christen auch ein Erkennen des Sinnes, für den die Dinge von ihrem Schöpfer gemacht wurden, und eine Nachfolge, ein Gehorsam den Absichten gegenüber, die der Schöpfer mit der Welt von Anfang an verband: Dabe geht es um das "Reich Gottes", und das heißt zweierlei: Glück für jeden einzelnen und Frieden für alle zusammen.

Zitat
Die Kirche lehrt:[5]

163 Der Glaube lässt uns schon im voraus die Freude und das Licht der beseligenden Gottesschau genießen, die das Ziel unseres irdischen Weges ist. Wir werden dann Gott von Angesicht zu Angesicht [1 Kor 13,12], wie er ist [1 Joh 3,2], sehen. Der Glaube ist somit schon der Beginn des ewigen Lebens. Wir erwarten den Genuss der uns aus Gnade verheißenen Güter. Wenn wir sie im Glauben wie in einem Spiegel betrachten, sind sie uns schon gegenwärtig. [Basilius, Spir. 15,36 Vgl. Thomas v. A., s. th. 2-2,4,1.]


Anmerkungen

  1. Die Universität des Saarlandes hat auf ihrer homepage eine gute Übersicht über die bildgebenden Verfahren in der Medizin, aus der man sich vor allem über die technische Seite unterrichten kann.
  2. Eine Übersicht von G. Figge unterrichtet über die gängigen neurologischen Untersuchungsmethoden
  3. Auszüge aus dem Katechismus der katholischen Kirche (ab jetzt: KKK)
  4. KKK siehe oben!
  5. KKK, siehe oben!