Rollenspiel: Unterschied zwischen den Versionen
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Wissenschaftliche Analysen von Rollenspielen, die wegen möglicher Bobachtungseffekte ohnehin schwierig sind, bestätigen unrealistische Handlungsfolgen. Wenn eine "Kundin" in einem Rollenspiel sofort auf das gewünschte Buch verzichtet und sich ein anderes aussucht, so ist dies kein realistisches Verhalten (Beispiel aus: Brons-Albert 1995:123). | Wissenschaftliche Analysen von Rollenspielen, die wegen möglicher Bobachtungseffekte ohnehin schwierig sind, bestätigen unrealistische Handlungsfolgen. Wenn eine "Kundin" in einem Rollenspiel sofort auf das gewünschte Buch verzichtet und sich ein anderes aussucht, so ist dies kein realistisches Verhalten (Beispiel aus: Brons-Albert 1995:123). | ||
− | Rollenspiele eignen sich (so Griesshaber 1987:55) nicht dazu, sprachliche Äußerungen zu elizitieren. Vielmehr lassen sich Rollenspiele als eine eigene Form sprachliche Handelns bezeichnen, die zwar einerseits realistisch ist, aber andererseits gerade dadurch wirkt, dass sie verkürzt und folgenlos bleibt (ebd. S.25). Für den Unterricht bedeutet das die Notwendigkeit, die Lerner mit dieser besonderen Form des sprachlichen Handelns vertraut zu machen. | + | Rollenspiele eignen sich (so Griesshaber 1987:55) nicht dazu, sprachliche Äußerungen zu elizitieren (jemanden zu entlocken). Vielmehr lassen sich Rollenspiele als eine eigene Form sprachliche Handelns bezeichnen, die zwar einerseits realistisch ist, aber andererseits gerade dadurch wirkt, dass sie verkürzt und folgenlos bleibt (ebd. S.25). Für den Unterricht bedeutet das die Notwendigkeit, die Lerner mit dieser besonderen Form des sprachlichen Handelns vertraut zu machen. |
==Anwendungsbeispiele== | ==Anwendungsbeispiele== |
Version vom 24. November 2006, 14:38 Uhr
Vorlage:Babel-1 Das Rollenspiel ist eine Methode um handlungsorientiertes Lernen bei Schülern zu fördern. Es kann sowohl im muttersprachlichen als auch im fremdsprachlichen Unterricht eingesetzt werden.
Inhaltsverzeichnis |
Phasen des Rollenspiels
Die Phasen basieren auf der Einteilung in Günther Gugel: Methoden-Manual II: Neues Lernen, Beltz-Verlag, ISBN 3-407-25259-5
Aufwärmphase
1. Spielsituation
2. Rollenanalyse
- Welche Meinungen werden vertreten?
- Wie könnten Mimik und Gestik der beteiligten Personen das Rollenspiel wirkungsvoll unterstützen?
Spielphase
3. Rollenzuteilung (Aufgaben siehe Rollenkarten)
- Spielerrollen
- Beobachterrolle
- Publikum
4. Spiel
- Die SchülerInnen nehmen ihre Rollen ein, fühlen sich spielerisch in die Situation ein, argumentieren auf Grundlage ihrer Rollenzuweisung.
Reflexionsphase
5. Spielkritik
- BeobachterInnen berichten.
- Bewertung der gespielten Rollen: Wurde tatsächlich gespielt?
- Ergänzungen des Publikums (Argumentation, spielerische Umsetzung)
6. Rollendistanz
- Wiederholung des Rollenspiels in anderer Besetzung oder Variation der Rahmenbedingungen: Wie würden die Personen argumentieren, wenn die Situation geringfügig verändert wird?
7. Transfer
- Reflexion der im Spiel vorgebrachten Argumente.
Didaktischer Nutzen
Rollenspiele sind eine Möglichkeit, den Unterrichtsraum gedanklich zu verlassen und Situationen und Handlungen in den Unterricht einzubringen, die im Unterrichtszusammenhang sonst normalerweise nicht vorkommen. Besonders für den Sprachunterricht ist es wichtig, die Lerner auf sprachliche Handlungen vorzubereiten, die sie innerhalb des Unterrichtsraumens so nicht erleben. Aber es stellt sich bei Rollenspiele auch die Frage nach der Realitätsnähe der gespielten Situationen.
Wissenschaftliche Analysen von Rollenspielen, die wegen möglicher Bobachtungseffekte ohnehin schwierig sind, bestätigen unrealistische Handlungsfolgen. Wenn eine "Kundin" in einem Rollenspiel sofort auf das gewünschte Buch verzichtet und sich ein anderes aussucht, so ist dies kein realistisches Verhalten (Beispiel aus: Brons-Albert 1995:123).
Rollenspiele eignen sich (so Griesshaber 1987:55) nicht dazu, sprachliche Äußerungen zu elizitieren (jemanden zu entlocken). Vielmehr lassen sich Rollenspiele als eine eigene Form sprachliche Handelns bezeichnen, die zwar einerseits realistisch ist, aber andererseits gerade dadurch wirkt, dass sie verkürzt und folgenlos bleibt (ebd. S.25). Für den Unterricht bedeutet das die Notwendigkeit, die Lerner mit dieser besonderen Form des sprachlichen Handelns vertraut zu machen.
Anwendungsbeispiele
- Rollenspiel zum Kurzfilm Gregors größte Erfindung
- Rollenspiel in der Lehrerausbildung
Literatur
·Brons-Albert,Ruth (1995), Auswirkungen von Kommunikationstraining auf das Geprächsverhalten, (=Kommunikation und Institution 22), Tübingen
·Grießhaber, Wilhelm (1987), Rollenspiele im Sprachunterricht, Authentisches und zitierendes Handeln, Bd. 2. o.O.
Weblinks
- Online-Texte zum Rollenspiel, weiterführende Literatur
- Peter Massing: Das Rollenspiel im Politikunterricht
- Arbeitspapier zu allgemeinen Merkmalen/Phasen des Rollenspiels von Claudia Bachorz