Ries-Ereignis

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Im Rieskratermuseum Nördlingen

Beim Ries-Ereignis (auch Ries-Impakt) handelt es sich um einen Meteoriteneinschlag, der sich vor etwa 15 Millionen Jahren im heutigen Süddeutschland ereignet hat. Heute zeugt das Nördlinger Ries, ein langhialer Einschlagkrater mit einem Durchmesser von etwa 24 km, von den gewaltigen Energien, die bei diesem Ereignis freigesetzt wurden. Gleichzeitig mit dem Ries entstanden vermutlich das Steinheimer Becken sowie möglicherweise auch eine Anzahl kleiner Krater auf der Fränkischen Alb und im Gebiet des Bodensees.




Blick zum Ipf
Das Gestein Suevit (Schwabenstein)
Blick über das Ries
Bunte Brekkzie und Suevit

Die Entstehung des Rieses

Geländebefunde
  • Suevit gleicht dem Trass (vgl. Trasszement) wie z.B. im Neuwieder Becken und wurde daher vulkanischer Entstehung zugeordnet.
  • Schliffspuren auf Gesteinen (ähnlich Gletscherschliffen) am Rand des Rieses
  • Erratische Blöcke (> 20 cm) bis Donauwörth (allochthon, nicht autochthon vorkommend - also ortsfremd)
  • kreisrunde Form des äußeren Walles, ein weiterer (kristalliner) innerer Wall


Heutige Theorie
Ries-EreignisWikipedia-logo.png-Grafiken in der Wikipedia
Datei:Ries Impact 1 de.png
Datei:Ries Impact 2.png
Datei:Ries Impact 3.png
Datei:Ries Impact 4.png
Datei:Ries Impact 5 de.png


Phase I Ries1.gif
Phase II Ries2.gif
Phase III Ries3.gif
Phase IV Ries4.gif
Phase V Ries5.gif
Phase VI Ries6.gif

Zeichnungen nach Kavasch (umgezeichnet)

Siehe auch:


Aufgabe
  • Beschreibe mit eigenen Worten die Abläufe der Entstehung des Rieses in den Phasen I-VI
Beweise für die Theorie
  • Stishovit und Coesit sind Mineralien, die nur bei sehr hohem Druck entstehen. Es handelt sich dabei um sog. Hochdruckmodifikationen von Siliziumdioxid (Quarz).

Diese findet man in den Gesteinen des Rieses

Datei:Shatter Cone.jpg
Shatter-Cone aus dem Steinheimer Becken - ein weiterer Meteoritenkrater
  • "Shattercones" (ein Bild mit einem Shatter-Cone aus dem Ries wird nachgereicht)
Weitere Bilder von Shatter-Cones

Vergleich mit anderen Impaktstrukturen

Luftbild des Barringer-KratersWikipedia-logo.png in Arizona

Während kleinere Krater keinen inneren kristallinen Ring besitzen, weisen größere Krater diesen auf. Dies wird erklärt durch die Energieumwandlung in Wärmeenergie, die zum Aufschmelzen des getroffenen Gesteins führt. Vergleichbar mit dem Aufprall eines Gegenstandes auf Wasser bildet sich dann kurzfristig so ein kleiner Wall. Bei Meteoritenkratern erstarrt dann das Material während dieser Phase.

Vorlage:Meinung


Erst die vom Mond mitgebrachten Gesteinsproben bei den Apollo-Unternehmen 1969 und folgenden bestätigten die heutige Theorie.

Literatur
  • Chao E. C. T; Hüttner, R; Schmidt-Kaler, H: Aufschlüsse im Ries-Meteoriten-Krater, Bayerisches Geologisches Landesamt München, 1978
  • Bayerisches Geologisches Landesam (Hsg)t : Erläuterungen zur Geologischen Karte des Rieses 1:50000, in: Geologica Bavarica, 76, 1977
  • Geologisches Landesamt (Hsg): Erläuterungen zur Geologischen karte von Bayern 1: 500 000
  • Grau, W. und Höfling,R.: Das Nördlinger Ries - ein Objekt geowissenschaftlicher Forschung, Reihe List Geographie Oberstufenthemen, H. 1, (nach 1979 erschienen)
  • Kavasch Julius: Mondkrater Ries: e. geolog. Führer, Verlag, 1976
  • Olbert, G: Geologie - Die Wissenschaft von der Erdgeschichte , Arbeitshefte Geographie, Verlag Ernst Klett 198<b

Hinweise:

  • Geologische Karten des Rieses können Sie auf den Seiten des Bayerischen Landesamtes für Umweltals pdf-Dateien downloaden bzw. zusätzlich im Bodeninformations Bayern mit weiteren Geodaten verknüpfen sowie in 3-D-Darstellung sich anzeigen lassen.
  • Geologica Bavarica mit Geologischer Sonderkarte Band 104: Die Geologische Karte des Rieses 1:50 000 (2., überarbeitete Auflage) (a). Geologica Bavarica Varia (b). Downloadmöglichkeit unter [1]

Ältere Theorien der Riesentstehung

Die Vulkantheorie

Im Jahr 1789 suchte der aus dem Rheinland an die Festung Ingolstadt berufene Ingenieur Caspers nach Material zur Herstellung eines wasserhärtenden Zements. Er war aus seiner bisherigen Tätigkeit mit der Verwendung von vulkanischem Traß, wie er sich im Rheinland findet, zur Her stellung eines solchen Zements vertraut. Tatsächlich fand er im Raum des Nördlinger Rieses verschiedene Vorkommen eines Materials, die er für vulkanischen Traß hielt. Dieser Traß, später auch Suevit (Schwabenstein) genannt, diente bereits seit Jahrhunderten als Baumaterial. So wurde daraus z. B. die Nördlinger St.Georgskirche erbaut. 1870 beschreibt C. W. Gümbel der königlich-bayerischen Akadamie der Wissenschaften zu München: "Die Frage, welche hier zunächst zu beantworten versucht werden soll, bezieht sich auf den Ursprung der Riestuffe und was damit zunächst im Zusammenhang steht. Die Riestuffe sind vul kanische Tuffe und Produkte der Eruption eines früheren Vulkans in der Riesgegend. Sie beste hen aus einer Grundmasse, die der vulkanischen Asche entspricht, aus in dieser eingeschlossenen Lapilli, die in Form von Schlacken und Bimssteinen ausgebildet sind und endlich aus mehr zerstreut vorkommenden vulkanischen Bomben. So frägt man sich mit Recht nach dem Bestand des Vulkans selbst. Ein solcher fehlt aber jetzt im ganzen Ries ohne allen Zweifel; nirgends bemerken wir irgend einen vulkanischen Schutthügel, eine kraterähnliche Bildung oder Lava- ströme. Ein wirklich thätiger Vulkan war mitten im Ries vorhanden. Jetzt ist er mit Ausnahme seiner Auswurfprodukte spurlos verschwunden und dieses Verschwinden kann nur als Folge einer späteren Rücksenkung in die Tiefe gedacht werden"


Aufgabe
  • Stellen Sie Argumente für und gegen die Vulkantheorie einander gegenüber.
  • Erklärt Gümbel die Form und Entstehung des Rieses?
  • Wo in Deutschland findet man Zeugnisse vulkanischer Tätigkeit?
  • Kläre den Begriff 'Vulkanische Bombe' und vergleiche mit dem rechts stehenden Bild.
  • Welche Besonderheiten des Rieses werden nicht erklärt, bzw. widersprechen einer vulkanischen Entstehung des Rieses?
Die Lakkoliththeorie

Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Riestheorie zunehmend in Frage gestellt. Vergleiche mit Resten erloschener Vulkane in Deutschland ergaben das Fehlen echter Lava bzw. daraus ent- standener Gesteine (Basalt), auch fielen besonders am Riesrand viele umgelagerte Schollen auf, so daß kein Vergleich mit dem Rand eines echten Vulkanes möglich war. Auch das Auftreten von Graniten und Gneisen an der Riesoberfläche erforderte weitere Deutungsversuche. So nahmen W. Branco und E. Fraas 1901 an, daß aus der Tiefe aufsteigender Glutfluß (Magma), der aber nicht ganz zur Erdoberfläche gelangt war, und als sog. Lakkolith im Untergrund stecken blieb, einen Riesberg aufgewölbt habe. Von ihm glitten Gesteinsschichten ab und zerbrachen. Nach dem Erkalten sank durch Volumenveränderung im Magma der Rieskessel ein. Im Jahr 1903 ergänzte E. Fraas diese Theorie über die Wirkung eines Lakkolithen durch die Annahme zusätzlicher Explosionen und Sprenungen; er lehnte aber eine einfache "vulkanische Wasserdampfexplosion" wie sie die Vertreter der Explosionstheorie ab. Da der Explosionskrater auf dem Festland liegt, hielten viele Forscher eine so ungeheure Wasserdampfexplosion für unmöglich.


Aufgabe
  • Beschreiben Sie mit eigenen Worten, was man unter einem Lakkolithen versteht
Die Explosionstheorie

Im Jahre 1883 wurde der Vulkan Krakatau in der Sundastraße zwischen Sumatra und Java durch eine gewaltige Explosion gesprengt . Durch die Entspannung eines gewaltigen Gasdruckes im Erdinneren wurden rund 18 Kubikkilometer Gesteinsmaterial durch die Luft bewegt. Noch gewal- tiger war die Explosion des Vulkans Santorin südlich von Kreta um etwa 1400 v. Chr. Damals wurden rund 130 Kubikkilometer Material durch in die Luft geschleudert. In beiden Fällen nimmt man eine gigantische Wasserdampfexlosion als Ursache an, in beiden Fällen lassen sich durch die Explosion entstandene, heut vom Meer bedeckte Krater nachweisen. 1909 nimmt E. Suess für die Riesentstehung ebenfalls eine große vulkanische Explosion an. Der dazu notwendige Wasser- dempf sei aus Grundwasser in glutflüssigen Gesteinszonen unter der Erdoberfläche entstanden. Diese von vielen Geologen lange Zeit vertretene Ansicht war bis in die jüngste Zeit die wichtigste Riestheorie.

Noch 1960 Georg Wagner schreibt in seinem Buch "Einführung in die Erd- und Landschaftsgeschichte" (Verlag Hohenlohe´sche Buchhandlung, Öhringen) auf Seite 596ff "Völlig einzigartig ist das Ries ... Es erscheint als ein Riesenmaar, dessen tieferer Bau aber von jüngeren Ablagerungen verhüllt ist... Die Tatsache einer riesenhaften vulkanischen Sprengung stehen fes; die Ursachen besonders die Vorgänge in der Tiefe, bedürfen aber noch einer weiterer Klärung.



Aufgabe
  • Beschreiben Sie den Ablauf der Riesentstehung nach dieser Theorie!
  • Welche Besonderheiten des Rieses werden durch die Explosionstheorie erklärt?
Die Gletschertheorie

"Geschliffene und geschrammte Flächen wurden vor Jahrzehnten im Ries entdeckt ... Die verwirrende Mannigfaltigkeit im Gebiete des Riesrandes lässt die Einwirkungen der glacialen Kräfte nicht immer leicht von den Äusserungen der tektonischen oder vulkanischen abtrennen. Um zu einer Entscheidung zu gelangen, habe ich das Wörnitzthal, ... genauer Untersucht. Das Resultat war der Nachweis von glacialen Schuttanhäufungen, Schliffflächen und Rundhöckern bis in die nächste Nachbarschaft von Donauwörth ..."

Nach E. Koken (Neues Jahrbuch für Mineralogie, zitiert in Grau u. Höfling, a.a. O. S. 14 Datei:Charte von Schwaben Tafel 08 Nördlingen.jpg


Aufgabe
  • Erarbeite den Formenschatz der 'glazialen Serie'
Glossar zur Glazialmorphologie
  • Welche Beobachtungen Kokens sprechen für die Entstehung durch einen Gletscher? Was erklärt Koken nicht?
  • Was könnten nach Kokens Vorstellungen in der Karte aus dem 19. Jahrhundert Rundhöcker sein?
Diskussion in den 1970er Jahren

Trebs, W. (1964 in Geologica Bavarica, 76, S. 228 ff zitiert Chao und Shoemaker (1961) und Weisskirchner 1962 sowie weitere: "... kann das Ries auf Grund beider Theorien als eine Erscheinungsform des jungtertiären Vulkanismus aufgefaßt werden... Neuerdings ist nun bereits die früher erwogene, aber mangels ausreichender Beweise abgelehnte Erklärung der Riesphänome durch einen Meteoriteneinschlag wieder in den Vordergrund gerückt, nachdem in einigen Suevitvorkommen die für einen Meteoritenkrater als charakteristisch angesehenen Mineralien Coesit und Stishovit, sowie winzige Nickel-Eisen-Kügelchen und andere durch Meteoraufprall erklärbare Anzeichen in Gläsern des Suevits gefunden wurden..."

Jean Pohl und Horst Gall (Geologica Bavarica, 1977,a.a.O., S. 168) schreiben: "Nach dem bisher Gesagten ist der Ries-Krater als Impakt-Krater ... gekennzeichnet: ..."


Das Steinheimer Becken


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Aufgabe
  • Sieh Dir die beiden Videos an!
  • Ergänze Deine Aufzeichnungen zum Ries.

Arbeitsblätter und Exkursionsführer