2052 - Der neue Bericht an den Club of Rome und Das Klima-Buch: Unterschied zwischen den Seiten

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[[Datei:Randers_2052.jpg|right|200px]]'''2052. Der neue Bericht an den Club of Rome. Eine globale Prognose für die nächsten 40 Jahre''' ist eine Beschreibung von Tendenzen der globalen Entwicklung von {{wpde|Jorgen Randers}}, die an den ersten weltweit bekannt gewordenen Bericht an den Club of Rome {{wpde|Die Grenzen des Wachstums}} von 1972 anknüpft.
'''Das Klima-Buch'''<ref>''Das Klima-Buch''. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrike und Michael Bischoff. S. Fischer, Frankfurt am Main 2022</ref> von Greta Thunberg stellt eine Gemeinschaftsleistung von vielen Wissenschaftlern und Wissenschaftsjournalisten dar, die durch eine übergreifende Gliederung in fünf Teile und Einleitungen von Thunberg zu jedem größeren Abschnitt zusammengehalten werden.


Er unterscheidet sich vor allem durch drei Eigenschaften von seinem Vorgängerbericht. Zum ersten beschreibt er nicht ein drohendes Katastrophenszenario, sondern er zeigt nur Tendenzen auf. Zum zweiten ist er vor dem Hintergrund der Erfahrung seit 1972 zu lesen, nämlich der, dass die gesamte Menschheit auf den Bericht reagiert hat, aber mit 20- bis 40-jähriger Verzögerung. Drittens bietet er nicht nur Zukunftsszenarien an, sondern macht konkrete Vorschläge, wie der einzelne auf die sich abzeichnenden Entwicklungen reagieren sollte.
==Wie das Klima funktioniert==
===1.1 "Um dieses Problem zu lösen, müssen wir es zunächst verstehen", 2===


{{Box|Meinung|Diese drei Eigenschaften machen den Bericht meiner Meinung nach pädagogisch geeigneter als "Die Grenzen des Wachstums":
''Thunberg'': "[...] Ich bin fest überzeugt, dass wir die schlimmsten Folgen dieser aufkommenden Existenzkrise nur abwenden können, wenn wir eine kritische Masse von Menschen zusammenbringen, die die notwendigen Veränderungen fordern. Damit das geschieht, müssen wir schnell Bewusstsein schaffen, denn noch immer fehlt es in der breiten Öffentlichkeit an grundlegendem Wissen, das notwendig ist um die Notlage zu begreifen, in der wir uns befinden.
[...Dies] Buch enthüllt das Handeln der Verantwortlichen und das Versagen derer, die den Bürgerinnen und Bürgern der Welt diese Informationen schon längst hätten vermitteln müssen. [...]" (S.2/3)


* Weil er keine Katastrophe andeutet, sondern nur Tendenzen beschreibt, setzt er sich nicht so sehr dem fundamentalen Widerspruch aus, sondern lädt zur Diskussion ein.  
"Selbstverständlich gibt es Fortschritte, hören wir. Manche Länder und Regionen melden eine recht erstaunliche Reduzierung der CO2-Emissionen – zumindest in den Jahren, seit die Welt erstmals die Rahmenwerke zur Handhabung unserer Statistiken ausgehandelt hat. Aber wie steht es um all diese Reduzierungen, wenn wir statt der sorgfältig manipulierten Landesstatistiken unsere Gesamtemissionen einbeziehen? Also all die Emissionen, die wir so erfolgreich aus diesen Zahlen herausgerechnet haben. Zum Beispiel durch die Verlagerung von Fabriken in ferne Erdteile und das Auslassen der Emissionen von internationalen Flug- und Schiffsverkehr in unseren Statistiken [...]" (S.4)


* Weil man im Rückblick auf den {{wpde|Kyoto-Protokoll#1992:_Rio_und_die_Klimarahmenkonvention|Umweltgipfel von Rio}} sieht, dass die Warnungen von 1972 aufgegriffen wurden, aber erst mit 20jähriger Verspätung und bisher ohne eindrucksvollen Erfolg, erhält der Bericht Gewicht und regt dazu an, sich sofort seine Gedanken über mögliche Veränderungen zu machen.  
====1.2 Die umfassende Geschichte des Kohlendioxids====
''Peter Brannen'': "Wegen seiner erstaunlichen Bedeutung für alle Teile des Erdsystems ist Kohlendioxid nicht bloß einer von vielen abträglichen industriellen Schadstoffen wie Fluorkohlenwasserstoff oder Blei. Vielmehr ist es [...] 'der wichtigste Stoff in der Biosphäre'. (S. 6/7)


* Weil er konkrete Ratschläge gibt und die zum Teil zynisch formuliert, regt er zur Diskussion an.--[[Benutzer:Fontane44|Fontane44]] 08:45, 14. Jan. 2013 (CET)|Meinung}}
"Angesichts der zentralen Bedeutung des Kohlendioxids für die Biosphäre sollten wir vielleicht nicht überrascht sein, dass es derart zuverlässig zu Verwüstungen planetaren Ausmaßes führen kann, wenn dieses System so sehr aus dem Gleichgewicht gebracht wird." (S. 8)


== Hintergrund ==
==== 1.3 Unser Einfluss auf die Evolution====
===Ist eine Prognose möglich?===
Randers verweist darauf, dass er nicht einzelne Ereignisse voraussagen will, sondern nur allgemeine Trends.


"Meine Prognose schließt den freien Willen nicht aus; sie gründet vielmehr auf der Überzeugung, dass die menschlichen Entscheidungen von den Bedingungen, unter denen sie getroffen werden, beeinflusst sind. Kleinere Familien sind das Ergebnis eines höheren Bildungsstandards. Soziale Unruhen nehmen zu, wenn die Einkommen ungleich verteilt sind. Wenn es Gründe gibt für die Annahme, dass die Bedingungen sich in einer gewissen Weise entwickeln, kann man sinnvollerweise auch die sich daraus ergebenden Entscheidungen prognostizieren." ''(Randers: 2025, S. 25)''
==== 1.4 Zivilisation und Ausserben=====


===Warum 40 Jahre?===
=== 1.5 "Die Wissenschaft ist so zuverlässig wie sie nur sein kann", 18===
Randers bezieht sich auf "Die Grenzen des Wachstums" von 1972 und fährt fort:
"Die bemerkenswerte klimatische Stabilität des Holozäns ermöglichte es unserer Spezies – dem Homo sapiens –, von der Lebensweise der Jäger und Sammler zu der von Bauern überzugehen, die Land kultivierten. [...] Würden wir die Weltgeschichte in die Zeitspanne von einem Jahr übersetzen, hätte die [[Industrielle Revolution]] am Silvesterabend etwa eineinhalb Sekunden vor Mitternacht stattgefunden. Seit der Entstehung der menschlichen {{wpde|Zivilisation}} haben wir die Hälfte der Bäume auf der Erde gefällt, mehr als zwei Drittel der Wildtiere und Wildpflanzen ausgerottet, die Meere mit Plastik gefüllt und ein potentielles massenhaftes Artensterben und eine Klimakatastrophe in Gang gesetzt. Wir haben angefangen, die Systeme zu destabilisieren, auf denen das Leben basiert und auf die wir alle angewiesen sind. Mit anderen Worten: wir sägen den Ast ab, auf dem wir leben.


"Wir sind gut informiert über die Gründe hinter den in diesen Jahrzehnten getroffenen Entscheidungen. Und haben einen ziemlich guten Einblick in die Zwänge, die uns an verschiedenen Fronten in Untätigkeit blockiert halten. Wir haben erfahren, wie schnell es gehen kann, bestimmte lösbare Probleme durch Technik zu lösen, und wie langsam die Menschheit bei weniger leicht zu lösenden Problemen vorankommt. Da wir über die ersten 40 Jahre so viel wissen, scheint es sinnvoll, aus eben diesen 40 Jahren gewisse Lehren zu ziehen und die nächsten 40 Jahre in den Blick zu nehmen. Wenn man ein dynamisches Phänomen untersucht, sollte man zu Beginn genauso weit zurückschauen, wie man nach vorne zu schauen plant." ''(Randers: 2025, S. 25)''
Aber die meisten von uns sind sich immer noch nicht darüber im Klaren, was vorgeht, und viele kümmert es offenbar auch gar nicht. Das liegt an diversen Faktoren, von denen dieses Buch viele behandelt. Einer dieser Faktoren, das so genannte '{{wpde|Everything will change|Shifting-Baseline-Syndrom}}' oder die {{wpde|Amnesie|Generationenamnesie}}, bezeichnet den Umstand, dass wir uns an Neues gewöhnen und anfangen, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Für meine Urgroßeltern wäre ein achtspuriges Autobahnkreuz vermutlich unvorstellbar gewesen, aber für meine Generation ist es etwas völlig Normales. Manchen von uns erscheint es sogar als etwas Natürliches, Sicheres und Beruhigendes, je nach den Umständen." (S.18/19)
===Das Ende des Kapitalismus?===


"Der Kapitalismus der alten Schule wird also in manchen Teilen der Welt überleben, in anderen wird er dagegen stark modifiziert werden." (S.44)
"Die schnell eskalierende Klima- und Ökologiekrise ist eine globale Krise: Sie betrifft alle Pflanzen und Lebewesen. Zu behaupten, die gesamte Menschheit sei dafür verantwortlich, ist jedoch sehr weit von der Wahrheit entfernt. Die meisten Menschen leben gegenwärtig durchaus innerhalb der von der Erde gesetzten Grenzen. Lediglich eine Minderheit von uns hat diese Krise verursacht und treibt sie weiter voran. Aus diesem Grunde ist die gängige Behauptung: 'Es gibt zu viele Menschen', äußerst irreführend. Die Weltbevölkerung spielt zwar eine Rolle, aber nicht alle Menschen verursachen Emissionen und verbrauchen die Ressourcen der Erde, sondern nur manche Menschen – es sind die Gewohnheiten und das Verhalten mancher Menschen in Verbindung mit unseren Wirtschaftsstrukturen, die diese Katastrophe verursachen.


===Das Ende des Wirtschaftswachstums?===
Die Industrielle Revolution, angetrieben von Sklaverei und Kolonialisierung, brachte dem globalen Norden unvorstellbaren Reichtum, besonders einer kleinen Minderheit der dort lebenden Menschen. Diese extreme Ungerechtigkeit ist die Grundlage, auf der unsere modernen Gesellschaften aufgebaut sind. Das ist der Kern des Problems: ''das Leiden vieler, die zum Nutzen weniger bezahlen''. Der Reichtum dieser wenigen hatte einen Preis: Unterdrückung, Völkermord, ökologische Zerstörung und klimatische Instabilität. Die Rechnung für all diese Zerstörung ist noch nicht beglichen. Tatsächlich ist sie noch nicht einmal zusammengerechnet worden und wartet noch darauf, gestellt zu werden.  
Es ist deutlich, "dass die Umweltbelastungen durch die Menschheit – würde der Konsum aller Menschen auf das Niveau der Vereinigten Staaten angehoben – um das Fünf – bis Zehnfache ansteigen würden. Nach meiner Einschätzung wird es auf unserem begrenzten Planeten nicht so weit kommen, einfach weil dafür nicht genug Platz ist. Aber die Menschheit wird es auf jeden Fall versuchen [...]" (S.52)


===Das Ende der "langsamen" Demokratie?===
[...] Warum sollten wir in einer solchen Notlage nicht Vergangenes vergangen sein lassen und lieber nach Lösungen für unsere gegenwärtigen Probleme suchen? [...] Die Antwort lautet, dass diese Krise nicht nur hier und jetzt stattfindet. Vielmehr hat sich die Klima- und Ökologiekrise kumulativ entwickelt und reicht letztlich zurück bis in die Kolonialisierung und noch darüber hinaus. Es ist eine Krise, die auf der Vorstellung beruht, manche seien mehr wert als andere und hätten daher das Recht, anderen Menschen Land, Ressourcen, zukünftige Lebensbedingungen und sogar das Leben zu nehmen. Und das geschieht weiterhin.
"Wir werden zu lange dem Ideal verhaftet bleiben, dass individuelle Rechte Priorität gegenüber dem Allgemeinwohl genießen, eine Sichtweise, die in einer immer dichter gedrängten Welt immer weniger hilfreich sein wird." (S.58)
[...] Es gibt eindeutige Belege, dass große Erdölkonzerne wie Shell und ExxonMobil seit mindestens vier Jahrzehnten über die Folgen ihres Handelns Bescheid wussten. Das gilt auch für die Nationen der Welt [...] Die Welt wusste Bescheid. Es läuft auf die Schwarz-Weiß-Fragen hinaus. [...] Es gibt viele Sachverhalte, die sind schwarz oder weiß. Entweder man stürzt von einer Klippe oder nicht. [...] Entweder alle Bürger dürfen wählen oder nicht." (S.19-21)


===Das Ende der Eintracht zwischen den Generationen?===
"Das Problem ist, das sich die derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse nach sämtlichen Belegen auf einem Kollisionskurs zu unserem gegenwärtigen Wirtschaftssystem und der Lebensweise befinden, auf die viele Menschen im globalen Norden einen Anspruch zu haben glauben. [...]
Die Ära der Eintracht zwischen den Generationen wird zu Ende gehen. Der Umverteilungskampf wird zu einem niedrigeren Produktivitätswachstum führen. Dennoch gilt nach Rangers: "Wir werden weiter optimieren, aber in erster Linie für unsere eigene Generation und die unserer Kinder. Infolgedessen werden es unsere Enkel in der Welt schwer haben." (S. 64)


===Das Ende des stabilen Klimas?===
Was bleibt, ist weitgehend Taktik. Wie soll man die Informationen verpacken, formulieren und vermitteln? Wie störend wagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufzutreten? [...] Eine zutiefst spaltende Frage ist heutzutage, ob man Gleichheit und historische Emissionen in die Diskussionen über die erforderlichen Maßnahmen gegen die Umweltkrise einbeziehen sollte. Da solche Zahlen aus unseren internationalen Rahmenwerken herausverhandelt wurden, ist es sicher verlockend, sie zu ignorieren, weil sie eine düstere Botschaft noch trostloser erscheinen lassen. Allerdings lässt es diejenigen, die einen ganzheitlichen Ansatz vertreten und sie einzubeziehen versuchen, nach alarmistischer erscheinen als ihre Kolleginnen und Kollegen, und das ist ein großes Problem." (Seite 21/22)
"Die negativen Auswirkungen werden erheblich sein – aber nicht katastrophal, zumindest nicht vor 2052. Es gibt dann mehr Dürren, Hochwasser, Extremwetterereignisse und Insektenplagen. Der Meeresspiegel ist um 0,3 Meter gestiegen, das Sommereis der Arktis ist verschwunden und das neue Wetter belastet Landwirte und Urlauber gleichermaßen. Ökosysteme sind einige 100 km in Richtung der Pole gewandert oder einige 100 Meter bergauf. Den schalenbildenden Tieren in den Ozeanen macht das saure Wasser zu schaffen. Viele Arten sind ausgestorben." (S.71)


== Globale Prognose ==
"Eine amerikanische Wissenschaftlerin, die ein breites heimisches Publikum ansprechen will, dürfte aber kein sonderliches Interesse daran haben, die ganze Netto-Null-Idee bis 2050 als völlig unzureichend abzutun. In der Debatte in den USA gilt die Vorstellung, innerhalb von drei Jahrzehnten auf Netto-Null- Emissionen zu kommen, schon als extrem radikal. Und diese Taktik ergibt durchaus einen Sinn. Das Problem ist jedoch, dass wir Gleichheit und historische Emissionen einbeziehen müssen, wenn das Pariser Abkommen in globalem Maßstab funktionieren soll. Daran geht kein Weg vorbei. [...]
===Die der Prognose zugrunde liegende Logik===
Randers geht von zwei Leitfragen aus: "Wie wird sich der Konsum über die nächsten 40 Jahre entwickeln?" und "Unter welchen Bedingungen – in welchem gesellschaftlichen und natürlichen Umfeld – wird dieser zukünftige Konsum stattfinden?" (S.78) Dabei setzt er Computermodelle ein, um Rückkopplungseffekte nicht zu übersehen. Die Prognose für 2052 geht auf viele - sich zum Teil widersprechende - Einzelprognosen zurück.<ref> Meine Prognose wird linear dargestellt [...] Sie wurde aber keineswegs auf diese Weise entwickelt. Sie wurde vielmehr in einen iterativen Verfahren entwickelt. Nach langem Herumprobieren landete ich schließlich bei der hier präsentierten Prognose." (S.82)</ref>


===Bevölkerung und Konsum===
Wir haben es seit unserem Jäger und Sammler-Vorfahren weit gebracht. Aber unsere Instinkte hatten nicht genügend Zeit, Schritt zu halten. Sie funktionieren immer noch weitgehend so wie vor fünfzigtausend Jahren, in einer anderen Welt, lange bevor wir Landwirtschaft, Häuser, Netflix und Supermärkte entwickelt haben. Wir sind für eine völlig andere Wirklichkeit gemacht, und unserem Gehirn fällt es schwer, auf Bedrohungen zu reagieren, die für viele von uns nicht unmittelbar und plötzlich auftauchen, Gefahren wie die Klima– und Ökologiekrise. Gefahren, die wir nicht klar erkennen, weil sie zu komplex, zu langsam und zu weit entfernt sind.
Die Bevölkerungszahl wird etwa ab 2040 abnehmen.
Die Erwerbsbevölkerung wird ihren Höchststand etwa 2030 haben.
Die Produktivität wird wachsen, aber auf Hindernisse treffen.
Das Buttoinlandsprodukt wird wachsen, aber immer langsamer.
Investitionen – erzwungene und freiwillige – werden zunehmen.
Neue Kosten werden entstehen.
Anpassungs- und Katastrophenkosten werden explodieren.
Der Staat wird sich stärker einmischen.
Der Konsum wird stagnieren und mancherorts sinken.


===Energie und CO<sub>2</sub>===
[...] Sind wir imstande, unser Können, unser Wissen und unsere Technologie für einen Kulturwandel einzusetzen, der uns dazu bewegt, uns rechtzeitig zu verändern, um eine Klima- und Umweltkatastrophe abzuwenden? Dazu sind wir eindeutig in der Lage. Ob wir es auch tun, liegt ganz an uns." (S.22)
Die Energieeffizienz wird weiter zunehmen.  
Der Energieverbrauch wird steigen, aber nicht endlos.  
Die Klimaintensität wird durch erneuerbare Energien gesenkt.
Die CO<sub>2</sub>-Emissionen durch Energieverbrauch erreichten 2030 ihren Höhepunkt. "Die CO<sub>2</sub>–Konzentration in der Atmosphäre wird mit Sicherheit ansteigen, vor 2052 aber keinen sich selbst verstärkenden Klimawandel auslösen." (S.41)
Die Temperatur wird um mehr als zwei Grad steigen und das wird zu ernsthaften Problemen führen.


===Ernährung und Fußabdruck===
===1.9 "Dies ist die größte Geschichte der Welt", 42===
Beim Wettlauf um die letzten Rohstoffquellen wird die {{wpde|Biokapazität}} der Welt immer stärker ausgenutzt werden. Die Städte werden ergiebigere Rohstoffquellen für Metall werden als die letzten noch nicht ausgebeuteten Rohstofflagerstätten in der Natur ({{wpde|rban ining|''urban mining''}}). So wie gegenwärtig die Zoos letzte Zufluchtsstätte für manche bedrohte Tierarten geworden sind, werden es dann Parks für die Natur ganz allgemein werden.
"Unsere Ursprünge lassen sich wie die aller anderen Lebewesen durch die Tiefen der Zeit bis zu den Quellen des Lebens zurückverfolgen, und daher sind wir untrennbar mit der Natur verbunden, soweit wir uns auch von ihr entfernen mögen.
[...] Wer ist dafür verantwortlich, diese umfassende, ganzheitliche Geschichte zusammenzufügen? [...] Die Antwort ist: niemand – oder vielmehr wir alle. [...] Der Wandel, den wir brauchen, um diese sichere Zukunft zu gewährleisten, wird nicht aus dem Nichts kommen. Er wird aus einem Wandel der öffentlichen Meinung erwachsen, und dieser Wandel muss von uns mit allen effektiven Mitteln herbeigeführt werden, die wir aufbieten können. Er wird davon getrieben, wie wir entscheiden, diese Geschichte zu vermitteln. Es gibt keine Einheitsbotschaft, die für alle funktioniert. Es sind Tausende – sogar Millionen – unterschiedliche Herangehensweisen notwendig, aber im Augenblick sind unsere Ressourcen, gelinde gesagt, beschränkt. Wir müssen ''koka soppa pa en spik'', wie wir in Schweden sagen, 'aus einem Nagel eine Suppe kochen', also mit dem auskommen, was wir haben. Und was wir haben ist Moral, Empathie, wissenschaftliche Erkenntnisse, Medien und – in einigen glücklichen Teilen der Welt – Demokratie. Das sind einige der besten Instrumente, über die wir gegenwärtig verfügen, und wir alle müssen anfangen, sie zu nutzen." (S.42/43)


===Die nicht-materielle Zukunft===
==Wie unser Planet verändert wird==
"Wenn das BIP des Jahres 2052 geringer als erwartet ausfällt – in ökologischer Hinsicht ein Segen für den Planeten – dann liegt es nicht am mangelnden Wachstumsstreben der Staaten und ihrer Bevölkerung. Durch Überalterung und Bevölkerungsschwund der Gesellschaft werden einfach weniger tätige Hände verfügbar sein. Insbesondere aber wird die Produktivität der reifen Volkswirtschaften durch soziale Spannungen aufgrund der zunehmenden Ungerechtigkeit sehr viel langsamer steigen." (S.198)


"Die traditionelle psychologische und erkenntnistheoretische Trennung zwischen dem geschriebenen und gesprochenen Wort ist bereits jetzt am Verschwinden und als Reaktion darauf entwickeln sich neue Normen, was Vertrauen, Privatsphäre und den Austausch von Gefühlen betrifft. Die Besonderheit der elektronischen Kommunikation über SMS, E-Mail und soziale Medien ist dabei, dass alles aufgezeichnet wird und zurückverfolgt werden kann.  [...] Das Paradoxe dabei: Was in elektronischer Form "zu den Akten" gelegt wird, muss etwa alle zehn Jahre aufgefrischt werden und ist damit weit weniger dauerhaft als Aufzeichnungen auf Papier, die Jahrhunderte überdauern können." (S.210)
===2.1 "Das Wetter scheint auf Steroiden zu sein", 50===


"Jeder wird mit einer Berührung der Fingerspitze (oder vielleicht mit einem bloßen Gedanken, den ein Implantat auffängt) auf das gesamte Wissen der Menschheit zurückgreifen können.  Im Idealfall sollte das die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität insgesamt erhöhen, da die richtige Antwort stets zur Hand ist. Dies gilt aber nur, wenn der Mangel an Wissen einen Engpass darstellt – beispielsweise bei der Suche nach dem passenden Saatgut, wenn sich das Klima so rasch verändert, dass keine Zeit dafür bleibt, in jahrelangen Aussaatversuchen eigene Erfahrungen zu sammeln.
===2.8 "Der Schneeball ist ins Rollen gebracht", 74===


Gerade in demokratischen Staaten aber werden menschliche Bemühungen nicht durch mangelndes Wissen, sondern durch mangelnden Konsens eingegrenzt. Der Zugang zu zusätzlichen Informationen erleichtert es nicht zwangsläufig, dass man zu einer  Einigung kommt – ebenso gut können sich dadurch die Fronten verhärten. Die Erfahrung zeigt, dass sich Menschen durch unangenehme Informationen nur wenig beeinflussen lassen. (S.211)
'''Vielleicht ist die Bezeichnung''' das Problem. ''Klimawandel''. Das klingt nicht sonderlich schlimm. [...] Menschen, die in einem der zahlreichen Länder des globalen Nordens mit hohen Emissionen leben, könnten die Vorstellung eines Klimawandels durchaus für alles andere als beunruhigend und gefährlich halten. Eine sich ändernde Welt. Ein wärmer werdender Planet. Was sollte man daran nicht mögen?


Aufmerksamen Lesern ist sicherlich aufgefallen, dass die meisten der genannten Besonderheiten, die verloren gehen werden, für den Durchschnittsbürger kaum von Interesse sind, weil ihr Genuss für ihn ohnehin nie erschwinglich war. Das ist tatsächlich der Fall, und es ist einer der Hauptgründe, weswegen ich glaube, dass sich keine demokratische Mehrheit für vorbeugende Maßnahmen zu ihren Erhalt finden wird. (S.214)
[...] Aber das Klima verändert sich nicht einfach nur, es destabilisiert sich. Es bricht zusammen. (S. 74)


"Ich vermute, der Übergang des Militärs zur "grünen Truppe" – vielleicht Hand in Hand mit den Frieden stiftenden Blauhelmen der Vereinten Nationen – wird sehr viel rascher erfolgen als erwartet. Dies wird der immaterielle Ausdruck des vielleicht bedeutendsten nicht–materiellen Wandels der kommenden 40 Jahre sein: des geänderten Feindbilds. Nicht der nächste Nachbar mit einer abweichenden Meinung über Regierungssysteme oder Religionen wird der Feind sein, sondern der vom Menschen verschuldete Klimawandel. Nicht jemand anderes, sondern das Kollektiv, dem jeder von uns angehört - oder um ein Poster vom  ersten Earth Day 1970  zu zitieren: 'Wir sind dem Feind begegnet und wir sind es selbst.'" (S.227)
--


===Der Zeitgeist von 2052===
===2.15 "Es ist viel näher als wir glauben", 96===
====Betonung lokaler/regionaler Lösungen====


'''Schottland und die skandinavischen Staaten als Gewinner des Klimawandels'''
==Die Folgen für uns==


"Ich glaube, in 40 Jahren wird sich das Kräftegleichgewicht in Europa Richtung Norden verschieben. Die aufstrebenden Länder sind dann Skandinavien, Deutschland, die Beneluxstaaten und die Baltischen Staaten. Schottland wird seine Trennung vom Vereinigten Königreich vollziehen [...]  Südliche Länder wie Spanien, Portugal, Griechenland, Italien und der Balkan werden unter Temperaturanstiegen und Wasserknappheit leiden, wodurch es zu Nahrungsmittelknappheit, Gesundheitsproblemen und Unruhen kommt. Die Folgen sind Bevölkerungsverschiebungen und Einwanderungsschübe aus Nordafrika." (Catherine Cameron, S.230)
===3.1 "Die Welt hat Fieber", 142===


'''Angleichung der Staaten nördlich und südlich des Mttelmeeres aneinander'''
===3.8 "Wir sitzen nicht alle im selben Boot", 166===


Trotz der Eurokrise bleiben die Staaten nördlich des Mittelmeeres für die nordafrikanischen Staaten attraktiv. "Trotz dieser düsteren Entwicklungen im mediterranen Norden nimmt die illegale Zuwanderung aus Afrika und Asien explosionsartig zu, hauptsächlich in Richtung Italien und Griechenland und in schwächerem Ausmaß nach Spanien, Malta und Zypern." (Thymio Papayannis, S.235)
"Wir sollten unser rasch schwindendes Kohlenstoffbudget als genau das sehen, was es ist: eine begrenzte natürliche Ressource, die allen Lebewesen gleichermaßen gehört. Die Tatsache, dass 90 Prozent des verbliebenen Budgets, damit wir eine 67-prozentige Chance haben, die Erderwärmung unter 1,5° C zu halten, bereits überwiegend vom globalen Norden – verbraucht sind, ist gar nicht zu übersehen. Ebenso wenig die Tatsache, dass die reichen Länder - wie meines – den Rest dieses Budgets derzeit mit erheblich größerer Geschwindigkeit verbrauchen als diejenigen, die historisch von eben diesen Staaten ausgebeutet worden.


'''Slum-Urbanismus in Afrika'''
[...] Die Tatsache, dass drei Milliarden Menschen pro Kopf und Jahr weniger Energie verbrauchen als ein amerikanischer Standardkühlschrank, vermittelt eine Vorstellung davon, wie weit wir derzeit von globaler Gleichheit und Klimagerechtigkeit entfernt sind.


Edgar Pieterse nimmt an, "dass Slum-Urbanismus angesichts des schwachen BIP – Wachstums, der anhaltenden Lohnungleichheit und systemischen politischen Fehlfunktion ein vorherrschende Zug afrikanischer Städte bleiben wird. [...] Vom Staat wird nichts erwartet, genauso wenig wie vom privaten Markt. Statt dessen finden sich die Bewohner in verschiedenen Konstellationen zusammen und versuchen, ihr minimales Einkommen zu strecken, indem sie ihre gegenseitige Unterstützung, ihr Wissen und ihre Arbeitskraft einsetzen, um langsam aber systematisch alle nach vorne zu bringen. Im Kern dieses sozialen Betriebssystems steckt die Möglichkeit, die Ressourcen und Erwartungen der geordneten Stadt außerhalb des Slums ausschlachten, unterwandern, in Besitz nehmen und umformen zu können."  (Edgar Pieterse, S.241)
Die Klimakrise ist nichts, was '''wir''' hervorgebracht haben. [...] Die Menschen in den Teilen der Welt, die für diese Krise am meisten Verantwortung tragen, müssen sich klar machen, dass es auch andere Sichtweisen gibt und sie anfangen müssen, sich damit auseinanderzusetzen. [...] Sie mögen viele Kolonien sich selbst regieren lassen, aber stattdessen kolonialisieren sie nun die Atmosphäre [...]


;Geringere Fixierung auf Wirtschaftswachstum
Indem der globale Norden die Reste unseres Kohlenstoffbudgets verbraucht, stiehlt er nicht nur seinen eigenen Kindern die Gegenwart und die Zukunft, sondern vor allen den Menschen, die in den am schlimmsten betroffenen Teilen der Welt leben [...]." (S.166/67)
"Ich glaube nicht, dass der Kapitalismus in den kommenden 40 Jahren unverändert weiter existieren wird. Der Name wird bleiben, doch die Funktionsweise der kapitalistischen Gesellschaft wird sich auf zweierlei Arten wandeln: Investitionsströme werden nicht mehr nur von Profitabilität gesteuert werden und Unternehmen werden gezwungen sein, nicht nur über ihre finanziellen Leistungen Rechenschaft abzulegen, sondern auch über die ökologischen und gesellschaftlichen Konsequenzen ihres Handelns.


[...] Die globale Gesellschaft wird sich in den kommenden 40 Jahren wachsenden Herausforderungen gegenübersehen, deren Lösung zusätzliche Investitionen verlangt.  In immer mehr Fällen wird ein Eingreifen notwendig sein, bevor diese Investitionsprojekte aus wirtschaftlicher Sicht profitabel werden. Idealerweise löst der Staat solche Probleme durch eine Anpassung der relativen Preise (die "Internalisierung externer Kosten und Nutzen"), aber dieses könnte sich in der Praxis als schwierig erweisen. Rascher geht es, wenn man die Steuern erhöht und die Einnahmen direkt in die gesellschaftlich notwendigen Projekte investiert.
====3.12 Der Anstieg des Meeresspiegels und kleine Inseln, 183====
''Michael Taylor'':


Ein gutes Beispiel ist die Entscheidung der deutschen Regierung, während der 2000er-Jahre bedeutende Investitionen in Wind- und Solarenergie zu tätigen und die Verbraucher für die Rechnungen aufkommen zu lassen." (S.250)
====3.13 Regen in der Sahelzone, 186====


"Bis 2052 wird China der Welt gezeigt haben, wie eine starke Regierung viel eher in der Lage ist, den Herausforderungen zu begegnen, die sich der Menscheid im 21. Jahrhundert stellen. Denn China wird die fünf Prozent seines BIP, die benötigt werden,  um die einbrechenden Probleme zu bewältigen, ganz einfach um lenken können.  Und während dessen werden die Marktwirtschaft noch zaudern, ob sie weiterer 100 Milliarden US-Dollar (weniger als 0,1 Prozent ihres BIP) zur Unterstützung klimafreundlicher Technologien einsetzen. " (S.252)
''Hindou Oumarou Ibrahim'': "In der Sahelzone bedeutet Regen alles. [...] Seit langer Zeit schon kümmern wir uns um die Natur nicht allein um unserer selbst willen, sondern auch für die kommenden sieben Generationen. [...] Die Artenvielfalt ist unser bester Partner. denn wir halten die Natur nicht für ein bloßes Werkzeug, das man besitzt, benutzt und zerstört. Die Natur ist unser Supermarkt, unsere Apotheke, unser Krankenhaus, unsere Schule. [...] Vor jeder wichtigen Entscheidung sollte man sich fragen, was die sieben letzten Generationen in dieser Situation getan hätten und welche Auswirkungen die Entscheidung auf die nächsten sieben Generationen haben wird." (Seite 186 bis 188)


;Modifizierter Kapitalismus
====3.14 Winter in Sápmi, 189====
"Der modifizierte Kapitalismus wird ein System sein, in dem das Wohl der Allgemeinheit über den Profit des Einzelnen gestellt wird. [...] (S.252)


Modifizierter Kapitalismus könnte außerdem gelebt werden, wenn Kapitalströme von Rentenfonds besteuert würden, die sich auf Ihre wahre Aufgabe besinnen, nämlich in 30 Jahren ein sicheres Renteneinkommen für ihre Kunden zu sichern anstatt Indices nachzujagen, die maximale kurzfristige Profite versprechen.
''Alien Anna Labba'': [...] {{wpde|Sápmi}} erstreckt sich über vier Länder, den nördlichen Teil Schwedens, Norwegens, Finnlands und der Halbinsel {{wpde|Kola}} in Russland. Die {{wpde|Samen}}, Europas einziges indigene Volk, haben eine lange Tradition in der Rentierhaltung und in der Tierpflege. [...] Selbst kleine Kinder lernen zu heilen. Aber vor allem lernen sie, für den Wald und die Berge zu kämpfen, als wären sie die letzten, denn genau das lehrt sie das Leben, wenn sie sich neben dem sterbenden Kalb niederkauern. Für alles kämpfen, als wäre es das letzte – und das ist es ja auch. Als Kinder der Sonne müssen die Menschen das Land schützen, denn sonst wären wir nicht hier.  
Ein paar private Unternehmen und wenige wirklich vorausdenkende Rentenffonds könnten vielleicht den schmalen Pfad beschreiten und (zusammen mit der Kommunistischen Partei Chinas) in langfristige Lösungen wie die Abscheidung und Speicherung von CO<sub>2</sub> oder die Frischwasserversorgung in Slums investieren – in der Hoffnung, in einigen Jahrzehnten stabile Einkommen zu erzielen. (S. 253)


Den Klimawandel aufhalten und Armut abmildern sind Engagements, die meist viel weniger Anlagenrendite bringen als die Produktion von Konsumgütern und die Bereitstellung von Dienstleistungen. Somit werden die gesellschaftlich vorteilhaften Projekte den internen Kampf um Firmenkapital nicht gewinnen können. (S. 253)
'''In Ländern, die ihre eigene Geschichte noch nicht aufgearbeitet haben, sehen die Menschen nicht, dass sie sich wiederholt und dass der Kolonialismus seine Gestalt ändert und neue Argumente, neue Formen findet.''' (S.189-191)


;Kollektive Kreativität
====3.15 Kampf für den Wald, 192====
"Das World Wide Web wird der Wissenschaft und Forschung vieles erleichtern, da sämtliche Informationen mit einem Klick in Echtzeit verfügbar sein werden. Und so weiter.


Von dieser Entwicklung wird auch die menschlichen Kreativität profitieren. Das Potential lässt sich bereits im explosiven Wachstum von Wikipedia ablesen – die sich ständig weiterentwickelnde Enzyklopädie wurde in wenigen Jahren von eine selbstrekrutierten Gruppe Individuen aufgebaut, die über sehr wenig Organisation, kein großes Budget und kein System der Governance verfügte. [...] Die Internetnutzung nach Wiki-Art ermöglicht es, praktisch das gesamte Wissen der Menschheit zu jedem beliebigen Projekt abzufragen. Sie ermöglicht es, das freiwillige Engagement vieler Individuen zu einem großen Werk zusammenzufassen – wie es früher nur die Kirche oder besonders erfolgreiche gesellschaftliche Bewegungen geschafft hätten.
''Sônja Guajajara'':


Solche kollektiven Unternehmungen werden meiner Ansicht nach in Zukunft von großer Bedeutung sein. Sie werden helfen, Engagement und Macht zu dezentralisieren." (S.258)
===3.16 "Es warten enorme Herausforderungen", 196===


"Beinahe 40 Prozent der Firmenchefs weltweit erwarten, dass ein Großteil der zukünftigen Innovationen mit Partnern von außerhalb entwickelt werden wird. Anstatt des alten Modells der firmeninternen Innovationen in abgeschirmten Forschungs- und Entwicklungsabteilungen und der Geheimhaltung und aggressiven Kontrolle geistigen Eigentums werden Konzerne externe wie interne Ideen kommerzialisieren, indem sie äußere wie betriebseigene Marktzutritte nutzen.
==Was wir dagegen unternommen haben==


Die Grenzen zwischen den Ideen eines Unternehmens und den Ideen seiner Umgebung werden immer durchlässiger. Bis 2052 wird das not-invented-here-Syndrom (NIH), das den Gebrauch externe Ideen begrenzte, endlich vergessen sein. (S. 261f.)
===4.1 "Wie können wir unser Versagen ungeschehen machen, wenn wir nicht einmal zugeben können, dass wir versagt haben?", 218===


;Generationengerechtigkeit
===4.4 "Wir gehen nicht in die richtige Richtung", 236===
"Ich weiß nicht, mit welchen Waffen der Dritte Weltkrieg oder gar der Viertele Weltkrieg ausgetragen werden wird. Doch lässt sich todsicher davon ausgehen, das zukünftige Kriege uns bis 2052 einen Weltgerichtshof der Generationen bringen werden, durch den Regierung, Konzerne und andere Akteure wegen Ökozids und massiver Beeinträchtigung der Interessen zukünftiger Generationen angeklagt und verfolgt werden können. "(John Elkington, zitiert auf  S. 267)


Randers ist sich da nicht so sicher.
''Thunberg zu dem Gedanken, man könne mit neuen Technologien wichtige Erfolge erzielen:'' "weltweit sind bislang nur etwa 20 Anlagen zur {{wpde|CO2-Abscheidung_und_-Speicherung|Kohlenstoffabscheidung und –speicherung}} in Betrieb, von denen einige nachweislich mehr CO2 freisetzen, als sie abscheiden.


== Analyse ==
Wir können uns den Ausweg aus der Klima– und Ökologiekrise nicht einfach mit Geld, Investitionen und Anlagenbau erkaufen. Dennoch steht Geld stark im Zentrum des Problems. Investitionen sind überaus wichtig. [...]  
===Gedanken über die Zukunft===
Das häufig vorgebrachte Argument: 'Wir haben nicht genug Geld', wurde schon oft widerlegt. Laut dem Internationalen Währungsfond wurde die Produktion und Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas allein 2020 mit 5,9 Billionen US-Dollar subventioniert. Das sind in jeder Minute über 11 Millionen Dollar für die Zerstörung unseres Planeten. [...] Im Juni 2021 kam die internationale Energieagentur zu dem Schluss, dass von dem historischen globalen Rettungsplan gerade einmal triste 2 Prozent in grüne Energie investiert wurden – was immer 'grün' in diesem Fall heißen mag so konnten die 2 % in der EU durchaus für den Kauf von Erdgas aus Putins Russland oder für die Verbrennung von Biomasse aus Waldrodungen [!] ausgegeben werden, da diese – und viele andere – Aktivitäten nach der neuen EU-Taxonomie im Augenblick als grün gelten.
Randers nimmt an, dass der Lebensstandard in den nächsten 40 Jahren weltweit gesehen nicht plötzlich zusammenbrechen wird. Als Grund dafür nimmt er an, dass zum einen 2 - 3 Milliarden Menschen arm bleiben werden und nicht vom Produktivitätszuwachs profitieren werden und zum anderen die Reichen alles tun werden, um ihren Lebensstandard trotz aller Verknappungen zu erhalten.<ref>Meiner Prognose zufolge wird der Lebensstandard in den nächsten 40 Jahren nicht plötzlich und massiv einbrechen. [...]
Ein Grund ist die Tatsache, dass ein Großteil der Weltbevölkerung – 2 bis 3 Milliarden Menschen – arm bleiben wird. Ein zweiter Grund ist, so meine Überzeugung, dass die Weltgesellschaft vorübergehende Verknappungen (die die wenigen treffen, die zahlen können) überbrücken wird, indem sie einfach sehr viel Geld in die Hand nimmt, das Problem quasi mit der Brechstange löst." (S.277)</ref>
Allerdings werde das im Wesentlichen erst geschehen, wenn man die Ursachen der Verknappungen nicht mehr bekämpfen könne.<ref>Die größte Herausforderung in unserer gemeinsamen Zukunft ist also nicht das Lösen der Probleme, sondern die Entscheidung, sie auch lösen zu wollen. Das erfordert viel Überzeugungsarbeit: Menschen und Kapitaleigner müssen überzeugt werden, kurzfristig Opfer zu bringen, die Ärmel hochzukrempeln und mit anzupacken. Die Einsicht, dass wir handeln müssen, wird kommen. Aber spät. Und das Handeln selbst wird noch später kommen. Und noch später erst sehen wir die Ergebnisse des Handelns." (S.277)</ref>


Dabei gebe es einen relativ einfachen und wirksamen Plan, den CO<sub>2</sub>-Ausstoß innerhalb von 20 Jahren auf  nahezu 0 zu verringern. Randers führt ihn mit einer rhetorischen Frage ein:
Unsere Regierenden haben also nicht nur 'etwas falsch gemacht' – sie haben völlig versagt. Und das tun sie auch weiterhin; [...]" (S.237)


"Was wäre, wenn die führenden Politiker weltweit beschließen würden, im Rahmen eines gemeinsamen Plans 20 Jahre lang jedes Jahr fünf Prozent des weltweiten BIP zur Lösung des Klimaproblems zu verwenden? Das würde bedeuten, dass fünf Prozent der arbeitenden Bevölkerung und fünf Prozent des Kapitals für die Herstellung und Erbringung klimafreundlicher Güter und Dienstleistungen arbeiten würden. Dieses große Projekt würde das Klimaproblem lösen. Nach 20 Jahren gemeinsamer und gut geplante Anstrengungen wäre die Weltwirtschaft emissionsfrei." (S.298)<ref>"Eine sehr einfache Möglichkeit, dies zu erreichen, wäre eine Kohlenstoffsteuer von {{wpde|Internationaler Dollar|100 KKP-Dollar}} pro Tonne CO<sub>2</sub>, die am Abbaupunkt der Kohle, an der Ölquelle und am Eintrittspunkt des Gases in die Pipeline erhoben wird. Dies würde pro Jahr drei Billionen KKP-Dollar (100 KKP-Dollar für jede der 32 Milliardentonnen CO<sub>2</sub>, die derzeit jedes Jahr ausgestoßen werden) generieren, was fünf Prozent des weltweiten BIP im Jahr 2010 von 760 Milliarden KKP-Dollar jährlich entspräche. Das Geld könnten die Regierungen von den Energiekonzernen eintreiben, die die Kosten an die Verbraucher weiterreichen würden. Die Regierung könnte allen Bürgern genau diese Extrakosten erstatten, allerdings mit einem pauschalen Pro-Kopf-Betrag. Das würde die Wettbewerbsfähigkeit erneuerbarer Energien enorm steigern und die Beseitigung fossiler Energie beschleunigen." (S.299)</ref>
====4.5 Die Hartnäckigkeit der fossilen Brennstoffe, 239====
''Bill McKibben'': "Energie bildet den rot glühenden Kern der Klimakrise. [...] Bis zum 18. Jahrhundert verbrannten die Menschen nur geringe Menden fossiler Brennstoffe. Damals stand Holz im Zentrum unserer Energiewirtschaft. [...] Wenn wir sehen, woher unsere Energie kommt, könnte uns das auch dazu ermahnen, nicht so verschwenderisch damit umzugehen. Elektroautos sind in gewissen Sinne eine Übergangslösung, bis wir ein ordentliches (elektrisch angetriebenes) öffentliches Verkehrssystem aufgebaut haben. Denn wenn wir billige erneuerbare Energie nutzen, um immer größere Häuser zu bauen und sie mit immer mehr Krempel zu füllen, werden wir auch weiterhin die Ackerflächen und Wälder der Welt verbrauchen und die dort lebenden Tiere töten. Eine Energiewende mag unsere dringlichste Krise darstellen, aber sie markiert keineswegs die einzige Gefahr, die uns droht.
[...] Wir haben den Punkt erreicht, wo wir aufhören müssen, Dinge an der Erdoberfläche zu verbrennen. Wir sollten nicht weiterhin Kohle [...]. Stattdessen sollten wir uns auf die brennende Gaskugel in 150 Millionen km Entfernung von unserer Erde verlassen. Auf Energie vom Himmel statt aus der Hölle." (S.239-243)


Die moderne Finanztheorie ignoriert die natürlichen Ressourcen und impliziert daher, dass der Strom der Ökosystemdienstleistungen fließt und ebenso unerschöpflich das Wirtschaftswachstum antreibt. Naturkapital kommt weder in den Bilanzen der Unternehmen noch in denen der Volkswirtschaften vor. [...] Verglichen mit der andauernden (Fehl)Allokation von Kapital in fossile Vorräte ist die Subprime-Blase nur eine Kleinigkeit. [...] Finanzkrisen entstehen dann, wenn die Märkte erkennen, dass sich das, was bisher als solider Wert galt, in Luft auflöst. [...]  In der Kohlenstoffkrise werden es die überbewerteten fossil-basierten Unternehmen sein. Aufgabe der Finanzregulierungsbehörden, die die systemischen Risiken der Märkte managen sollen, wird es sein, die Bombe "fossile Kapitalanlagen" zu entschärfen, bevor sie hochgeht. (Nick Robins, S.306-308)
====4.6 Der Aufstieg der Erneuerbaren, 244 ====
''Glen Peters'': [...] Ein rasches Wachstum bei der Solar- und Windenergie reicht nicht aus, um die steigende Nachfrage zu befriedigen, weshalb der Verbrauch fossiler Energie und die CO2-Emissionen weiter hinzunehmen. Die Länder mit mittlerem oder niedrigem Einkommen tun durchaus viel, um ihre Emissionen zu stabilisieren und schließlich zu reduzieren. Vielfach sind sie sogar weltweit führend in der Nutzung sauberer Technologien. [... ''Technologie, Verhaltensänderungen und Politik werden das Problem nicht je alleine lösen können'' ...]. Der Fortschritt liegt im Schnittbereich der Einflussfaktoren. Mit einer sich wechselseitig ergänzenden Mischung aus Technologie, Verhaltensänderungen und politischen Wandel werden wir einen gesellschaftlichen Wandel herbeiführen, durch den wir die größten Gefahren der Klimakrise abwenden können. '''Die fortschreitende Klimakrise erlaubt es uns nicht, dem langsamen Übergang weg von fossilen Brennstoffe zuzuschauen.''' (S.245-248)


Die Welt muss lernen, mit geringerem Wirtschaftswachstum als heute üblich zu leben. Das gelingt uns nur, wenn wir auch lernen, wie man ohne Wachstum umverteilt. (Randers, S.309)
===4.10 "Eine ganz neue Art zu denken", 263===


===Fünf regionale Zukünfte im Blick auf 2052===
" ''''Der American way of life''' ist nicht verhandelbar. Punkt.'
In den USA werden die Konsumenten "eine ganze Generation lang absolut keine Lohnsteigerungen erleben. Doch die US-Landmasse ist im Vergleich zur Bevölkerung enorm und so wird das Land auch weiterhin in der Lage sein, sich mit natürlichen Ressourcen zu versorgen und immer noch bedeutende Reserven haben. Die Nahrungsmittelerzeugung pro Kopf wird gemessen an internationalen Standards sehr hoch bleiben und wenngleich ein beträchtlicher Teil des Überschusses für Biobrennstoffe verwendet wird, kann wohl trotzdem noch einiges an Nahrungsmitteln exportiert werden." (S.315)


Überraschend für viele Bewohner der westlichen Welt wird die chinesische Bevölkerung ihren Höchststand bereits in den 2020er-Jahren erreichen – aber es wird ein flaches und langes Maximum  sein. Auf diese Weise wird das Land einen frühen und immens großen Vorteilen aus seiner unpopulären Ein-Kind – Politik der letzten Generation ziehen. Die zusätzlichen Belastungen durch mehrere 100 Millionen Menschen wird China erspart bleiben und das Land wird in der Lage sein, die frei gewordenen Ressourcen zu nutzen, um für die 1,4 Milliarden Menschen, die in den 2020er-Jahren dort leben werden, eine bessere Existenz zu schaffen. (S.320)
Das sagte US-Präsident George H. W. Busch 1992 vor dem UN-Erdgipfel in Rio de Janeiro. Rückblickend stellt sich heraus, dass er im Namen des gesamten globalen Norden sprach. Und bis heute ist das unsere Position.  [...]  Was wir tun müssen, ist, die Emission von Treibhausgasen einzustellen, was theoretisch ziemlich einfach ist oder zumindest früher einfach gewesen wäre – wenn wir das Problem nicht hätten außer Kontrolle geraten lassen.  [...


Für die OECD-ohne-USA zeichnet Randers folgendes Bild:
Seit Präsident George H. W. Busch diese Äußerung tat, sind unsere CO2-Emotionen um über 60 Prozent gestiegen und haben das, was damals eine 'große Herausforderung' war, in eine existenzielle Notlage verwandelt. [...] Dennoch hat uns das Wirtschaftswachstum seit dem Erdgipfel in Rio 19 92 zumindest einen großen Vorteil gebracht – es hat zweifelsfrei bewiesen, dass wir nie den Ehrgeiz hatten, das Klima zu retten, sondern dass es uns immer nur darum ging, unsere Lebensweise zu retten. Und das gilt immer noch


"Das Gesamt-BIP der Region wird langsam ansteigen und anfahren der 2030er- Jahre etwa 15% über dem derzeitigen Niveau seinen Höchststand erreichen. Dieses langsame Wachstum wird in erster Linie dem Bevölkerungsrückgang, aber auch dem langsamen Produktivitätswachstum geschuldet sein. [...] Die hauptsächliche Produktionsreserve liegt in der Chance, einen noch höheren Anteil der potentiellen Erwerbsbevölkerung in Beschäftigung zu bringen. So gesehen sind die derzeitigen hohen Arbeitslosenzahlen in der OECD – mehr als 10% der potentiellen Erwerbsbevölkerung – eine einmalige Gelegenheit. Die Region verfügt über die notwendigen Arbeitskräfte, um die alternde Bevölkerung zu versorgen. Dies bedingt jedoch einen Einkommentransfer von den derzeit Beschäftigten zu den Einsteigern. Mehr Menschen in Brot und Arbeit zu bringen, wird Führungsstärke und die Bereitschaft der Mehrheit zu Investitionen erfordern, um die zahlreichen Herausforderungen zu meistern, welche auf die Regionen zukommen, einschließlich jener, die das Altern der Bevölkerung und der Klimawandel nach sich ziehen.
[...] Wenn wir eine Chance haben sollen, die weiteren irreparablen Schäden möglichst gering zu halten, müssen wir uns jetzt entscheiden. Entweder wir retten die Lebensbedingungen für alle zukünftigen Generationen oder wir lassen einige wenige Reiche ihr ständiges destruktives Streben nach unmittelbarer Profitmaximierung fortsetzen. Wenn wir uns für die erste Möglichkeiten entscheiden und beschließen, als Zivilisation fortzubestehen, müssen wir anfangen Prioritäten zu setzen. [...]
In dieser Hinsicht wird die Region OECD-ohne-USA einen besseren Ausgangspunkt haben als die Vereinigten Staaten." (S. 329-331)


"Meine vierte Region, BRISE, besteht aus Brasilien, Russland, Indien, Südafrika und zehn großen Schwellenländern, mit 2010 insgesamt 2,4 Milliarden Menschen. [...] Diese Region ist so mannigfaltig, dass es fast sinnlos ist, über Mittelwerte zu sprechen. Immerhin umfasst sie derzeit ein Drittel der Erde. Das derzeitige BIP von BRISE übertrifft das von China. Der einzige gute Grund, diese Länder in eine Gruppe zusammenzufassen, ist, dass sie groß (die durchschnittliche Bevölkerung beträgt 170 Millionen) und alle auf dem Weg zur Industrienation sind. [...] Die Nahrungsmitteloroduktion wird wegen der immensen ungenutzten anbaufähigen Flächen der Regionen (z.B. In Brasilien, der Ukraine und Sibirien) trotz des Verlusts einen Teils des Ackerlandes weiter steigen. Allerdings wird die Region auch zum Schauplatz potentieller Klimakatastrophen infolge der Erderwärmung." (S. 334-335)
Jenseits der einfachsten Grundlagen muss unsere Priorität sein, unsere verbliebenen Kohlenstoffbudgets gerecht und ganzheitlich in der Welt zu verteilen, um unsere enormen historischen Schulden zu begleichen. [...]  


Der Rest der Welt "ist eine eklektische Mischung aus etwa 183 Staaten mit einer Gesamtbevölkerung von 2,1 Milliarden Menschen im Jahr 2010 und damit Heimat eines Drittels der Weltbevölkerung. [...] Das durchschnittliche BIP pro Kopf beträgt etwa zwei Drittel dessen der Region BRISE-Region. Die Bevölkerung wächst noch rasch – 1,9 Prozent jährlich –, verglichen mit 2,4 Prozent vor 40 Jahren. Die Wachstumsrate wird jedoch weiter fallen [...] Konsum und Produktion pro Kopf werden wachsen, doch die drei Milliarden Menschen dieser Region werden auch 2052 noch immer weit hinter den fünf Milliarden zurückliegen, " die in der übrigen Welt leben werden  "- und dies trotz der 40 Jahre Stagnation in der OECD-Region." (S.342-346)
Wir Klima Aktivistinnen und -aktivisten werden immer wieder gefragt, was wir tun sollten, um das Klima zu retten. Aber vielleicht ist diese Frage an sich schon falsch. Vielleicht sollten wir stattdessen anfangen zu fragen, was wir nicht mehr tun sollten? [...] Ich bin der festen Überzeugung, wenn wir es schaffen, es richtig anzugehen, wird unser Leben mehr Sinn bekommen. [...] Auf keinen Fall sollte das als Rückschritt in unserer Entwicklung gelten. Im Gegenteil wäre es menschliche Evolution – menschliche Revolution."


===Vergleich mit anderen Zukünften===
===4.18 "Ständig sagen sie das eine und tun das andere", 308===
Randers vergleicht seine Studie mit der von "Die Grenzen des Wachstums" (GdW)  (1972) und stellt heraus, dass damals nur recht grobe Szenarios aus als denkbare Zukunftsalternativen vorgestellt wurden. Er habe ein wahrscheinliches Szenario (in der Ausgabe von GdW (2004) Abbildung 6-1, S. 210) ausgewählt und von da aus eine präzisere Prognose formuliert.<ref>Im weitesten Sinn kann meine Prognose als Ausarbeitung eines der Grenzüberziehung-und-Niedergang-Szenarios in GdW betrachtet werden. Sie befasst sich mit einer Welt, die sich rasch auf eine von einer sehr offensichtlichen Grenze verursachten Klimakrise zu bewegt: nämlich die begrenzte Kapazität der Erdatmosphäre CO<sub>2</sub> aufzunehmen, ohne sich zu erwärmen. (Randers, S.351)</ref>


Wenn 1972 von Überziehung (overshoot) und dem daraus folgenden Zusammenbruch des Systems gesprochen wurde, so bedeute das freilich noch nicht ein Aussterben der Menschheit, sondern nur, dass ein Leben ''wie zuvor'' ganz ausgeschlossen werde.<ref>Viele werden die GdW-Szenarios völlig korrekt als eine Darstellung gelesen
===4.23 "Hier ziehen wir die Grenze", 331===
haben, in der die Menschheit so rapide an die Grenzen der Welt stößt,
dass schon dieser Aufprall selbst die menschliche Lebensdauer durch Hunger
aufgrund von Überbevölkerung und toxischer Umweltverschmutzung
reduziert. Zudem hat dieser Aufprall einen Peitscheneffekt, da dieselben
toxischen Inputs auch die' Agrarproduktivität verringern und so, ganz der
Bevölkerungstheorie von Malthus entsprechend, eine weitere Verringerung
der Lebensdauer und noch mehr Hunger verursachen. In der heutigen globalisierten
Welt des Geldes und des Handels ist es jedoch wahrscheinlicher,
dass der Niedergang die Form verringerter Kaufkraft und nicht die einer
erhöhten Mortalität annehmen wird. Ich würde allerdings sagen, dass der
Effekt in beiden Fällen eine reduzierte Lebensqualität ist. Was also in den
overshoot kommt und kollabiert, ist das »Wohlergehen«, nicht die Bevölkerung
oder das BIP.
Grenzüberziehung-und-Zusammenbruch-Szenarios beinhalten eine begrenzte
Zeitspanne, in der das Niveau des »Wohlergehens« das übersteigt,
was erwiesenermaßen langfristig aufrechterhalten werden kann. Angesichts
eines bedrohlich nahenden Niedergangs wäre eine mögliche menschliche
Reaktion, die Vorstellung von »Wohlergehen« neu zu definieren, so dass es
nur enthält, was nachhaltig verfügbar gemacht werden kann. Eine andere
Lösung wäre zu warten, bis die globale Bevölkerung klein genug wird, um
allen die Privilegien zu gewähren, die heute nur wenige genießen. Ich gehe
davon aus, dass die Menschheit im 21. Jahrhundert ein wenig von beidem
tun wird.
Wenn wir es also vermeiden, die Welt in diesem Prozess zu zerstören -
wenn wir den sich selbst verstärkenden Klimawandel vermeiden -, dann
besteht Hoffnung: Im Jahr 2100 wird die Weltbevölkerung wesentlich kleiner
als heute und das Energiesystem zu 100 Prozent solar sein. Die Menschheit
wird einem Zustand der Nachhaltigkeit um vieles näher sein, vor allem,
wenn sich auf dem Weg dahin einige nicht-nachhaltige Werte verändert
haben werden. (Randers, S.353)</ref>
In den auf 1972 folgenden Jahren sei "Die Grenzen des Wachstums" als widerlegt angesehen worden, weil in einzelnen Fällen die Rohstoffe - aus den verschiedensten Gründen - nicht so früh ausgingen wie vorhergesehen. Dabei wurde die entscheidende Aussage der Studie von 1972 verkannt, nämlich der Hinweis, dass die Menschheit bald insgesamt mehr verbrauchen werde, als das auf Dauer durchhaltbar sei. Also das, was in den 1990er Jahren als zu großer {{wpde|Ökologischer Fußabdruck|ökologischer Fußabdruck}} bezeichnet wurde.<ref>Die Botschaft »Grenzüberziehung aufgrund verzögerter Entscheidungen« von GdW stößt nicht auf breites Verständnis. Das war vor einer Generation
nicht überraschend, denn 1972 (als der menschliche ökologische Fußabdruck
etwa halb so groß war wie heute) wurde es als ziemlich undenkbar gesehen,
dass sich die Weltgesellschaft erlauben würde, über die nachhaltige Tragfähigkeit
des Planeten hinaus zu wachsen. […]
Kluge Politik muss sicherstellen, dass der menschliche Fußabdruck keine nicht-nachhaltige
Größenordnung annimmt. Das bedeutet, von Expansion abzusehen, die
einen nur kurzfristigen Vorteil brächte. Dies ist schwierig in einer Demokratie,
die von kurzfristig denkenden Wählern bestimmt wird, und in Märkten,
die von kurzfristig denkenden Investoren dominiert werden.(Randers, S.359-361)</ref>


===Welche Möglichkeiten haben wir noch?===
"'''Das ist die Seite 331.''' Markiert sie euch. [...] Dieses Buch enthält manche krasse Botschaft, die ein bisschen schwer zu begreifen sein mag. Wann immer ihr Zweifel habt oder diese Fakten und Ideen infrage stellt, schlagt diese Seite auf und lest sie noch einmal. [...]  
"Meine Prognose für die globalen Entwicklungen bis zum Jahr 2052 ist pessimistisch, aber nicht katastrophal. [...] Fast drei Milliarden Menschen werden immer noch keinen für meine Begriffe ausreichenden Lebensstandard haben, ohne angemessene Nahrung, Wohnung, Gesundheitsversorgung oder Sicherheit leben müssen. Man wird sich in den nächsten 40 Jahren um eine Lösung dieser Probleme bemühen, aber die Bemühungen werden nicht ausreichen um die Armut bis 2052 zu beseitigen. [...] die reichen Länder werden einen sehr viel größeren Teil ihrer Wirtschaftskraft aufwenden müssen, um die Flut neuer Probleme zu lösen, wie in den nächsten 40 Jahren auf sie zukommen werden. [...] Die armen Länder werden ein Problem, dessen volle Auswirkungen sie erst in 30 Jahren wirklich spüren werden, nicht als besonders dringlich behandeln. Und was den Klimawandel angeht, ist es wohl auch ihr gutes Recht, es nicht zu tun: Schließlich haben die reichen Länder das Klimaproblem erst geschaffen [...]" (Randers, S.373-374)
Es geht nicht um eine Meinung oder einen beliebigen Bericht. Es geht um das, worauf die derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Ergebnisse mehr oder weniger hinauslaufen. Und wie man wahrscheinlich beim Lesen dieses Buches festgestellt hat, entspricht es dem Wesen der Wissenschaft, alles andere als aller mystisch oder übertrieben vorzugehen. Sie ist vorsichtig und sorgfältig.


Die reichen "Länder werden nicht in die Anarchie stürzen, aber sie werden kein ausreichend schnelles Wachstum schaffen, um Arbeitslosigkeit und Ungerechtigkeit zu beseitigen. Obwohl es möglich wäre, werden sie ihre Wirtschaft nicht neu beleben können, weil sie nicht in der Lage sind, die notwendigen Entscheidungen zu treffen." (S.374)
Die Medien und unsere politischen Führungskräfte haben die Chance, drastische, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, aber sie entscheiden sich, es nicht zu tun. [...] Vielleicht sind sie sich der Lage nicht bewusst. Vielleicht haben Sie vor den Lösungen mehr Angst als vor dem Problem. Vielleicht befürchten Sie, soziale Unruhen auszulösen. [...]


Zur Frage der richtigen Strategie für eine erfolgreiche Veränderung argumentiert Randers:
Im heutigen Wirtschaftssystem können wir nicht nachhaltig leben. Aber man sagt uns ständig, wir könnten genau das tun. [...] Wie soll das möglich sein, wenn wir noch keine technischen Lösungen haben, die diese Krise allein bewältigen können, und die Option, bestimmte Dinge nicht mehr zu tun, von unserem gegenwärtigen wirtschaftlichen Standpunkt aus inakzeptabel ist? Was werden wir tun? Nun ja, die Antwort ist dieselbe wie immer: Wir betrügen. Wir nutzen sämtliche Schlupflöcher und die Mittel kreativer Buchführung [...] Wir verbrennen Bäume, Wälder und Biomasse, da sie aus den offiziellen Statistiken entfernt worden. Wir speichern Jahrzehnte an Emissionen in der Infrastruktur für fossiles Gas und nenne es ''grünes'' Gas. [...]


"50 Jahre Entwicklungshilfe und Experimente mit verschiedenen Wirtschaftsformen
Bei unserem gegenwärtigen Kurs wird die Welt am Ende dieses Jahrhunderts um 3,2 °C wärmer sein – und das gilt, wenn die Länder sämtliche beschlossenen Maßnahmen umsetzen, Maßnahmen die häufig auf mangelhaften und lückenhaften Zahlen basieren. In vielen fällen tun Sie das aber noch nicht einmal annähernd. [...] Hinzukommt unsere bisherige Bilanz des Versagens, wenn es um die Einhaltung all der unverbindlichen Zusagen und Versprechungen geht." (Seite 331-333)
haben gezeigt, dass stabile staatliche Einrichtungen und Bildung
für alle, insbesondere für Frauen, unverzichtbare Voraussetzungen für
langfristiges wirtschaftliches Wachstum sind. Die Erfahrung hat auch gezeigt,
dass gegen die Armut keine Lösung von außen hilft, die Lösung muss von
den Menschen vor Ort selbst kommen. [...] Unverzichtbar sind aber wohl geordnete, verlässliche Rahmenbedingungen, geringe Korruption und ausreichende Investitionen in die Zukunft.


Solche Lösungen tatsächlich umzusetzen, ist die eigentliche wirtschaftliche Herausforderung. Die letzten 50 Jahre haben gezeigt, dass dies leichter
--
gesagt als getan ist. Die Vergangenheit hat außerdem gezeigt, dass es sehr viel sinnvoller ist, die Ressourcen eines Entwicklungslandes für den Aufbau
des Landes zu verwenden, als sie an ausländische Investoren zu verkaufen." (Randers S.375)


{{Zitat|Was aber kann und sollte jede und jeder Einzelne in dieser Angelegenheit unternehmen? Meiner Meinung nach sollte sich jeder öffentlich für eine Verringerung der Emissionen aussprechen, darauf hinweisen, dass der Klimawandel ein ernsthaftes Problem darstellt und dass so schnell wie möglich Gegenmaßnahmen ergriffen werden müssen, dass eine Lösung technisch möglich und relativ billig ist und dass man selbst bereit ist, seinen Teil der Kosten dafür zu tragen, wenn die Mehrheit sich dafür entscheidet. Wenn Sie darüber hinaus noch in Ihrem täglichen Leben beweisen, wie einfach es ist, die Treibhausgasemissionen durch den persönlichen Lebensstil zu senken, dann haben Sie meiner Meinung nach mehr als Ihre Pflicht getan. Denn Sie haben zur politischen Willensbildung beigetragen, die notwendig ist, um einen deutlichen und zielgerichteten Schritt in eine klimafreundliche Zukunft zu veranlassen und mitzutragen. Aber wie Sie aus meiner Prognose wissen, wird dieser Schritt wohl leider erst sehr viel später, in den 2030er-Jahren, in großem Umfang gegangen werden.|Randers, S.377}}
==Was wir jetzt tun müssen S.356 ff.==
Eine Beratergruppe des Generalsekretärs der Vereinten Nationen hat eine "bemerkenswert deutliche Liste mit Handlungsempfehlungen"<ref>[http://www.menschliche-entwicklung-staerken.de/fileadmin/user_upload/PUBLIKATIONEN/Blaue_Reihe/BlaueReihe-112.pdf Menschliche Entwicklung stärken] (pdf)</ref> herausgebracht.


=== 20 Ratschläge ===
===5.1 "Der effektivste Weg aus dieser verfahrenen Lage ist, uns weiterzubilden, 356===
1. Legen Sie mehr Wert auf Zufriedenheit als auf Einkommen.


2. Vermeiden Sie eine Vorliebe für Dinge, die bald verschwunden seien werden.
===5.8 "Wir müssen jetzt das scheinbar Unmögliche tun", 390===


{{Box|Meinung|Es ist besser, sich die Liebe zu unberührter Natur abzugewöhnen, bevor es sie nicht mehr gibt. Dasselbe gilt für potentielle PferdefreundInnen. In der Hochhauswohnung in der Großstadt, wo bald die Mehrheit der Menschen wohnen wird, die nicht in Slums und auf Müllhalden wohnen, lassen sich Pferde schlecht halten. Verschiedene Sorten von Computern passen da rein. --[[Benutzer:Fontane44|Fontane44]] 09:33, 14. Jan. 2013 (CET)|Meinung}}
===5.15 "Ehrlichkeit, Solidarität, Integrität und Klimagerechtigkeit", 426===


3. Investieren Sie in hochwertige Unterhaltungselektronik als Ersatz für die Realität.
====5.20 Klima-Reparationen, 450====
{{Zitat|Wenn ihre Mutter dreidimensional und geruchsecht elektronisch in den Raum projiziert wird, wie oft werden Sie sie dann noch tatsächlich besuchen fahren?|Jorgen Randers: 2052, S.382}}
Was Randers dabei nicht ausspricht, aber andeutet:
Sollte man sich nicht früh daran gewöhnen, dass man vieles nicht mehr unternehmen kann, was früher möglich war?


4. Erziehen sie Ihre Kinder nicht zu Naturliebhabern.
{{wpde|Olúfemi O. Táíwò}}:


{{Zitat|Wenn Sie Ihrem Kind beibringen, die Einsamkeit der unberührten Wildnis zu lieben, so wird es etwas lieben, das es immer seltener geben wird. Sie erhöhen dadurch die Chance, dass Ihr Kind unglücklich wird, weil es das, was es sich wünscht, nicht mehr finden wird in einer Welt mit acht Milliarden Einwohnern und einem im Vergleich zu heute doppelt so hohen Bruttoinlandsprodukt. Die neue Generation lernt besser von Anfang an, im pulsierenden Leben der Megastädte zu Frieden, Ruhe und Zufriedenheit zu finden und bei endloser Musikuntermalung in den Ohren."|Jorgen Randers: 2052, S.383-84}}
====5.21 Unser Verhältnis zur Erde in Ordnung bringen, 455====
5. Wenn Ihnen die Vielfalt des Lebens am Herzen liegt, genießen Sie sie, solange Sie noch können.


6. Besuchen Sie die Sehenswürdigkeiten der Welt, bevor sie durch die Menschenmassen ruiniert werden.
{{wpde|Robin Wall Kimmerer}}: "[...] 2020 wurden schätzungsweise 30 Millionen Menschen durch Düren, Überschwemmungen Waldbrände und Hitzewellen vertrieben, die aufgrund des Klimawandels an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Was ist mit den Vogelpopulationen und den Waldtieren? Was ist mit ihrer Vertreibung und ihrem ungezählten Leid?


7. Wohnen sie an einem Ort, der vom Klimawandel möglichst wenig betroffen ist.
Meine Pirole fliegen zwischen dem nördlichen Bundesstaat New York und Mittelamerika hin und her. Hier bei mir sind sie sicher, aber auf dem Weg in ihre Winterquartiere überqueren Sie zerstörte Landschaften. In meiner Lebenszeit sind sechzig Prozent aller Singvögel verloren gegangen. [...]


8. Ziehen Sie in ein Land, in dem Entscheidungen getroffen werden können.
Oft werde ich gefragt, woher ich in diesen finsteren Zeiten die Hoffnung nehme. [...] Mit Hoffnung kenne ich mich nicht aus, wohl aber mit Liebe. Ich glaube, wir befinden uns in einem gefährlichen Moment, weil wir die Erde nicht genug geliebt haben, und Liebe ist das, was uns in Sicherheit bringen wird. [...]"(S.455-460)


9. Finden Sie heraus, welche Folgen fehlender Nachhaltigkeit ihre Lebensqualität am meisten beeinträchtigen
===5.22 "Hoffnung muss man sich verdienen", S. 462 ff.===
werden.
''Thunberg'': "[...] Für mich ist Hoffnung nichts, was einem geschenkt wird, sie ist etwas, was man sich verdienen, was man schaffen muss. Sie ist nicht passiv zu bekommen, in dem man dasteht und darauf wartet, dass jemand anderes etwas unternimmt. Hoffnung heißt, etwas zu tun. Es heißt, aus seiner Komfortzone herauszutreten. [...] Wir leben derzeit auf einem Planeten, auf dem Technologie es möglich gemacht hat, dass wir fast alle miteinander in Verbindung stehen. In manchen Ländern lässt das politische Regime dies nicht zu. Wenn irgendwo auf dem Globus etwas ausreichend wichtiges passiert, werden es trotzdem nahezu alle sofort erfahren. [...] Ich bin überzeugt, dass es gesellschaftliche Kipppunkte gibt, die sich zu unseren Gunsten auswirken, sobald genügend von uns sich entschließen, etwas zu unternehmen. Daraus erwachsen unendliche Möglichkeiten. Die Zerstörung der Biosphäre, die Destabilisierung des Klimas und die Vernichtung unserer gemeinsamen zukünftigen Lebensbedingungen sind keineswegs vorherbestimmt und unausweichlich. Sie liegen auch nicht in der Natur des Menschen – wir sind nicht das Problem. Das alles passiert, weil man uns, dem Volk, unsere Lage und die Konsequenzen dessen, was gerade geschieht, noch nicht völlig bewusst gemacht hat. Wir wurden belogen. [...] Wenn wir erst einmal die ganze Geschichte kennen – und nicht nur etwas, was wieder einmal zum Nutzen bestimmter kurzfristiger Wirtschaftsinteressen erfunden wurde –, werden wir wissen, was zu tun ist." (S.462-463)
===='''Was nun?''' S.465====
"Wir brauchen Leuten nicht ständig zu sagen, sie sollten ihre Glühlampen austauschen, zur Wahl gehen oder aufhören, Lebensmittel weg zu werfen. Nicht etwa, weil solche Dinge nicht wichtig wären – das sind sie –, sondern weil wir sicher annehmen dürfen, dass die Leute, die über die Klimakrise Bücher lesen, Fernsehdokumentationen ansehen oder Seminare besuchen, sich der Bedeutung des demokratischen Prozesses und der Tatsache schon bewusst sind, dass Menschen im globalen Norden weniger Ressourcen verbrauchen sollten.


10. Wenn Sie nicht im Dienstleistungsbereich oder in der Pflege arbeiten wollen, suchen Sie sich einen Job in
Solche Narrative könnten sogar die Gefahr bergen, mehr zu schaden als zu nützen, da sie die Botschaft vermitteln, wir könnten diese Probleme im Rahmen unserer bestehenden Systeme lösen – aber das können wir nicht mehr. Wählen ist die wichtigste Pflicht aller demokratischen Bürgerinnen und Bürger. Aber wen sollen sie wählen, wenn die notwendige Politik nirgendwo in Sicht ist? Und was tun wir als demokratische Bürgerinnen und Bürger, wenn nicht einmal der universelle Kompromiss, die beste verfügbare Kandidatin zu wählen, uns einer Lösung für unsere größten Probleme näherbringt?
den Bereichen Energieeffizienz oder erneuerbare Energien.


11. Raten sie ihren Kindern, Mandarin zu lernen.
Im Jahr 2021 lief das Containerschiff ''Ever Given'' im Suezkanal aufgrund, ein Fest für Ersteller von Social Media – {{wpde|Meme (Kulturphänomen)|Memes}}. Da steckte ein gigantisches dunkelgrünes Schiff in der Wüste fest, auf dem Rumpf in großen weißen Lettern das Wort 'Evergreen', während ein einsamer Bagger am ausgedehnten Ufer vor sich hin baggerte. Es war das perfekte Bild für unsere moderne Welt: das 400 Meter lange Schiff, aus Steuergründen in Panama registriert und von einer taiwanesischen Reederei geleast, brachte ganz allein die globalen Lieferketten und weite Teile des Welthandels eine Woche zum Stillstand. Die ''Ever Given'' war auf dem Weg von China und Malaysia in die Niederlande und transportierte gut 18 000 Container voller Waren, die eben in Containern verschifft werden [...]. Heutzutage sind über 5000 solcher Schiffe auf den Meeren unterwegs. Viele werden mit Bunkeröl betrieben, einem extrem schmutzigen Restprodukt der Ölraffinerierung, das extrem billig ist. So billig, dass nur wenige Reedereien es sich leisten können, es nicht zu verwenden. [...] Die Vorstellung, dass diese gigantischen Containerschiffe all unseren wiederverwertbaren Kunststoffmüll transportieren, ist, gelinde gesagt, brisant und provozierend. Aber vielleicht nicht so bestürzend wie die Tatsache, dass diese gigantischen Schiffe häufig leer um die halbe Welt zurück fahren, um erneut mit unserem Müll beladen zu werden. Und so geht der Konsum Kreislauf immer weiter.


12. Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, jedes Wachstum sei gut.
Jedes Jahr werden schätzungsweise 8 Millionen t Plastikmüll ins Meer gekippt.


13. Denken Sie daran, dass Ihre fossilen Wertanlagen eines Tages plötzlich ihren Wert verlieren werden.
Jeden Tag verbrauchen wir etwa 100 Millionen Barrel (15,9 Milliarden Liter) Öl.


14. Investieren sie in Dinge, die robust gegen soziale Unruhen sind.
Jede Minute subventionieren wir die Produktion und Verbrennung von Kohle, Öl und Gas mit 11 Millionen US-Dollar.


15. Tun Sie mehr als sie müssen. So vermeiden Sie später ein schlechtes Gewissen.
Jede Sekunde wird eine Waldfläche von der Größe eines Fußballfeldes abgeholzt.


16. Für Unternehmer: Loten Sie das Geschäftspotential von Verbesserungen der Nachhaltigkeit aus.
Auch noch so viele individuelle Verhaltensänderungen können das nicht wett machen. [...] Außerdem gibt es {{wpde|Kippelemente im Erdklimasystem|Kipppunkte}}.
{{Zitat|<small>Der Klimawandel wirkt sich auf immer mehr Unternehmen aus - oftmals negativ, manchmal auch positiv. Das ergab eine Befragung von rund 1.000 Firmen durch das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) für das Forschungsprogramm "KLIMZUG - Klimawandel in Regionen zukunftsfähig gestalten".  
[...] Ich sage niemandem, was zu tun ist, aber aufgrund der Informationen, die Wissenschaftler:innen und Expert:innen in diesem Buch geben, ist im Folgenden eine Liste von Maßnahmen zusammengestellt, die manche von uns ergreifen können, wenn Sie wollen.


Demnach sahen sich im Jahr 2011 rund 15 Prozent der befragten Unternehmen vom Klimawandel direkt negativ betroffen - beispielsweise, wenn Hitzeperioden die Klimatisierung der Werkshallen verteuerten. Für 2030 erwarten bereits 29 Prozent direkte negative Auswirkungen.  
'''Die Klimakrise lässt sich nicht im Rahmen der heutigen Systeme bewältigen. Das darf uns aber nicht daran hindern, Jetzt alles zu tun was wir können'''." (S.465-469)


Unternehmen sind allerdings nicht nur direkt betroffen, sondern auch indirekt. Denn zum einen gibt es gesetzliche Regelungen zum Klimaschutz und zur Klimaanpassung, wie das Emissionshandelsgesetz. Zum anderen ändert sich durch den Klimawandel die Nachfrage der Verbraucher. Im Jahr 2011 waren entsprechend mehr Unternehmen direkt oder indirekt vom Klimawandel betroffen - nämlich knapp 20 Prozent negativ und 11 Prozent positiv. Bis 2030 werden es laut IW-Befragung bereits 43 respektive 19 Prozent sein.</small>|Umweltmagazin<ref>http://www.umweltmagazin.de/umwelt/news.php?data Der 2. Artikel von oben: '''IW: Immer mehr Unternehmen vom Klimawandel betroffen'''</ref> 10.1.2013}}
====='''Was zu tun ist''' S.470=====


17. Für Unternehmer: Mengenwachstum bedeutet nicht automatisch Gewinnsteigerung.
Anfangen, die Krise als Krise zu behandeln [...]


18. Für Politiker: Wenn Sie wiedergewählt werden wollen, unterstützen sie nur Initiativen, die kurzfristige Gewinne versprechen.
Sich der Notlage stellen [...]


19. Für Politiker: Denken Sie daran, dass wir in Zukunft an viele Grenzen stoßen werden.
Scheitern zugeben [...]


20. Für Politiker: Akzeptieren Sie, dass der gleichberechtigte Zugang zu begrenzten Ressourcen wichtiger werden wird als die Redefreiheit.
Alle Zahlen einbeziehen [...]


== Ansätze zur Diskussion des Berichtes ==
Die Punkte verbinden [...]  
* Schwachpunkte der Berechnungen?
* Unstimmigkeiten in der Argumentation?
* Gibt es wichtige Aspekte, die nicht berücksichtigt worden sind?<ref>[http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/kampf-gegen-erderwaermung-forscher-finden-einfachste-wege-zur-klimakuehlung-a-808824.html Forscher finden einfachste Wege zur Klimakühlung] - zur Kritik an solchen Konzepten sieh [[Die_Entscheidung:_Kapitalismus_vs._Klima#8_Verdunkeln_wir_die_Sonne|Naomi Klein]]</ref><ref>Wo eine technische Lösung denkbar wäre, ist allerdings meist die dafür notwendige Verhaltensänderung der Menschen nicht schnell genug durchzusetzen.</ref>
* ...


* ''Prominente Stimmen:''
Für Gerechtigkeit und historische Reparationen eintreten [...]
''Ernst Ulrich von Weizsäcker:''  "Es ist bereits bekannt, dass man eine dramatische Umstellung der Wirtschaft braucht, um das Ganze noch halbwegs in den Griff zu kriegen. Im Moment wird das Weltgeschehen zudem nicht von dem bestimmt, was Europäer sagen, sondern von dem, was Brasilianer, Chinesen und US-Amerikaner sagen. Und dort stehen Klima und Umwelt im dritten Glied."<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wissen/bericht-an-den-club-of-rome-wir-werden-einen-kollaps-erleben-1.1351454-2 "Wir werden einen Kollaps erleben"], Süddeutsche Zeitung vom 8. Mai 2012</ref>


''Uwe Schneidewind'', Präsident des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie, merkt zu dem Bericht kritisch an, er sei etwas zu pessimistisch, denn er berücksichtige Entwicklungen in Richtung Nachhaltigkeit zu gering. So könne man einen "erheblichen Wertewechsel, der gerade stattfindet vom rein ökonomischen zum nachhaltigen Denken" beobachten. Dieser werde in dem Bericht zwar angesprochen, aber nicht in die Rechenmodelle aufgenommen.<ref>[http://www.sueddeutsche.de/wissen/bericht-an-den-club-of-rome-wir-werden-einen-kollaps-erleben-1.1351454 "Wir werden einen Kollaps erleben"], Süddeutsche Zeitung vom 8. Mai 2012</ref>
====='''Was können wir als Gesellschaft tun?''' S.471=====


Am kritischsten sieht ''Dorothee Landgrebe'', Ökologiereferentin der Heinrich-Böll-Stiftung,  den Bericht. Er kritisiere viel zu einseitig die Demokratien wegen langsamer Entscheidungsfindung und zeichne ein zu optimistisches Bild von China, obwohl dort die Umweltverschmutzung besonders stark voranschreite.<ref>"Einseitig die Demokratie für einen langsamen ökologischen Umbau haftbar zu machen, ignoriert die Erfolge der zivilgesellschaftlichen Ökologiebewegung. Nur in einer demokratischen, pluralistischen Staatsform ist es möglich, dass Bürgerinnen und Bürger für eine umweltverträgliche Lebensweise eintreten und eine ökologische Wende von unten anschieben. [...] Höchst befremdlich ist es zudem China als Vorbild zu preisen. Es hat seine Fähigkeit zu handeln im Bereich des Umweltschutzes mitnichten bewiesen: Kein Land ist zurzeit von so vielen Umwelt- und Lebensmittelskandalen erschüttert, kein Land investiert so viel in Kohle und Atom. Auch Chinas inhumane Ein-Kind-Politik kann man kaum als globales Vorbild loben, auch wenn dies zu einer Familiengröße führt, die unter den geforderten zwei Kindern liegt.", [http://www.boell.de/oekologie/gesellschaft/oekologie-gesellschaft-club-of-rome-bericht-2052-globale-vorhersage-40-jahre-14607.html Club of Rome: 2052 - eine globale Vorhersage für die nächsten 40 Jahre], Heinrich Böll Stiftung vom 14. Mai 2012</ref>
Uns weiterbilden [...]


== Zur Behandlung im Unterricht ==
Niemanden zurücklassen [...]


Mit seinen 20 Ratschlägen liefert Randers bereits gute Ansätze dafür, um zu dem relativ abstrakten Zukunftsstoff einen persönlichen Zugang zu schaffen, ohne mit einem Schreckensszenario zu arbeiten. Welche besonders für die jeweilige Lerngruppe geeignet sind, wird die Lehrkraft zu entscheiden bzw. herauszufinden haben.
Verbindliche Verpflichtungen schaffen [...]


Doch es gibt selbstverständlich auch eine ganze Reihe von Ansatzpunkten, um allgemeine Fertigkeiten einzuüben.  
Die Natur sich selbst überlassen [...]


;Beispiel
Renaturierung [...]
{{Aufgabe|1=Material: Abbildung 3-1 '''Die wichtigsten Ursache-Wirkungs-Beziehungen für die 2052-Prognose''' (S. 81)


In der Abbildung sind die Pfeile des Prozess-Diagramms nicht beschriftet.  
Bäume pflanzen [...]


:1. Beschrifte die Pfeile, indem du die Art der Wirkung angibst (vergrößert,  verringert, stört, fördert, o.a.).  
alle möglichen Kohlenstoff senken maximieren [...]


:2. Begründet / belegt / findet Beispiele und erklärt eure Entscheidung hinsichtlich eurer Wirkungsbeschreibung.
[...]  [...]


Zur Durchführung: Bei der Bearbeitung in Kleingruppen werden Folien der Abbildung beschriftet und darauf nacheinander Teilaufgaben von den Gruppen über OH-Projektor präsentiert.}}
Falsche Ausgewogenheit (''both-sideism'') vermeiden


== Anmerkungen ==
Falsche Ausgewogenheit bedeutet, dass man beide Seiten eines Problems als gleich wichtig behandelt. In den vergangenen Jahrzehnten war dieses Phänomen insofern zu beobachten, als die Medien Leugnern des Klimawandels und Verzögerern von Maßnahmen ebenso viel Aufmerksamkeit widmeten wie Klimaschützern, um unparteiisch zu wirken,[...]. Das hat dazu beigetragen, eine Existenzkrise zu schüren und an massenhaftes Artensterben einzuleiten. Nun haben sich die Medien darauf verlegt, Wirtschaftsinteressen – bestenfalls – den gleichen Stellenwert einzuräumen wie den ökologischen Interessen wie etwa in der Aussage: 'Ja dieses Bergwerk wird das Trinkwasser und die Luft der gesamten Region kontaminierten, es schafft aber auch 250 Arbeitsplätze.' Überleben ist keine Geschichte, die zwei Seiten hätte. Ein Aussterben ist nichts, was zur Debatte stehen sollte. [...]
<small><references/></small>


== Linkliste ==
[...]   [...]
* [http://www.oekom.de/nc/buecher/gesamtprogramm/buch/2052-der-neue-bericht-an-den-club-of-rome.html 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome] (Verlagsankündigung des Buches, enthält eine Leseprobe)
* [http://www.bpb.de/apuz/151298/2052-droht-ein-globaler-kollaps?p=0 J. Randers: 2052: Droht ein globaler Kollaps?] (Kurze Vorstellung der Aussagen des Buches auf 3 Internetseiten) <small>[Dieser Text ist unter der Creative Commons Lizenz veröffentlicht. by-nc-nd/3.0/de/ Der Name des Autors/Rechteinhabers soll wie folgt genannt werden: by-nc-nd/3.0/de/ Autor: Jorgen Randers für bpb.de]</small>
* [http://www.clubofrome.org/?p=703 Kurzvorstellung des Berichtes durch den Club of Rome] (englisch)
* [http://www.weforum.org/sessions/summary/insight-idea-jim-yong-kim Video von Interview mit dem Weltbankpräsidenten Jim Yong Kim über die Folgen des Klimawandels] (englisch)
* [https://twitter.com/search?q=%23Klimawandel&src=hash Tweets zum Klimawandel]
=== Prognosen zum Klimawandel ===
* [http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/neue-studie-klimaerwaermung-langsamer-als-erwartet-a-900784.html Studie in "Nature Geoscience"]


== Siehe auch ==
* [[Klimawandel]]
* Naomi Klein: [[Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima]]


Diese Seite wird in eine unterrichtspraktische Version der früheren Fassung umgearbeitet. Die frühere Fassung war praktisch identisch mit der jetzigen Seite auf der Wikipedia:{{wpde|2052. Der neue Bericht an den Club of Rome}}, die vom selben Verfasser stammt wie die frühere ZUM-Wikiseite.
====='''Was kannst du als Individuum tun?''' S.475=====


Dich weiterbilden [...]


[[Kategorie:Politik]]
Aktiv werden [...]
[[Kategorie:Unterrichtsidee]]
 
[[Kategorie:Klimawandel]]
Demokratie verteidigen[...]
 
Politisch aktiv werden [...]
 
Darüber sprechen [...]
 
Die Stimmen der Menschen an den Frontlinien verstärken
 
Die am stärksten Betroffenen in den am stärksten betroffenen Regionen [...] stehen an der Front der Klimakrise. Aber sie stehen nicht auf den Titelseiten unserer Zeitungen. Ihre Stimmen müssen gehört werden, und dabei können wir alle helfen. Verbreitete ihre Geschichten und ihren Namen.<ref>Vanessa Nakate: [https://nachbarschaftafrika.blogspot.com/2022/11/der-kampf-gegen-die-klimakrise-in-afrika.html Unser Haus steht längst in Flammen. Warum Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden muss]. 2021</ref>
 
Kulturkämpfe vermeiden [...]
 
Zu einem pflanzenbasierten Ernährung übergehen [...]
 
Skeptisch sein [...]
 
Am Boden bleiben [...]
 
Weniger kaufen und weniger verbrauchen [...]
 
 
====='''Manche von uns können mehr tun als andere''' S.477=====
 
Politikerinnen und Politiker [...]
 
Medien und Fernsehproduzenten [...]  
 
Journalistinnen und Journalisten [...]  
 
Prominente und Influencer [...]
 
Die am stärksten betroffenen Menschen in den am stärksten betroffenen Regionen
[...] Die Wahrheit ist auf Seiten derjenigen von euch, die von dieser Krise am stärksten betroffen sind. Die Moral ist auf eurer Seite. Die Gerechtigkeit ist auf eurer Seite. Ich fordere euch auf, eure Stimme zu erheben und zu fordern, was euch zusteht.<ref>Vanessa Nakate: [https://nachbarschaftafrika.blogspot.com/2022/11/der-kampf-gegen-die-klimakrise-in-afrika.html Unser Haus steht längst in Flammen. Warum Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden muss]. 2021</ref>
 
Abbildungsnachweis S.480 [...] Register S.484 [...]
 
==Über das Buch==
===Verlagsmitteilung===
[https://www.fischerverlage.de/buch/greta-thunberg-das-klima-buch-von-greta-thunberg-9783103971897 '''Das Klima-Buch von Greta Thunberg''' S. Fischer Verlage 2022]
 
'''»Hört auf die Wissenschaft, bevor es zu spät ist!«'''
 
Greta Thunberg hat die Welt aufgerüttelt und tief bewegt. Mit dem Klima-Buch schafft sie nun ein unverzichtbares Werkzeug – für alle, die sich für die Rettung unseres Planeten einsetzen wollen.
 
Die Aufgabe scheint geradezu unmöglich: eine Zukunft für das Leben auf unserem Planeten zu sichern. So schnell und umfassend zu handeln wie noch nie zuvor. Und sich dabei gegen scheinbar übermächtige Gegner durchzusetzen – nicht nur gegen Ölmultis und Regierungen, sondern auch gegen das im Wandel befindliche Klimasystem selbst. Unsere Chancen stehen nicht besonders gut, und die Zeit läuft uns davon – '''aber es könnte alles auch ganz anders kommen'''.
 
Weltweit haben Expertinnen und Experten aus Geophysik, Mathematik, Ozeanographie, Meteorologie, Ökonomie, Psychologie und Philosophie ihr Fachwissen eingesetzt, um ein tieferes Verständnis der Krisen zu entwickeln, mit denen wir konfrontiert sind. Greta Thunberg hat ihr Klima-Buch in Zusammenarbeit mit über hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammengestellt. Außerdem erzählt sie von ihren eigenen Erfahrungen, die sie sammeln konnte. Davon, wie sie das weltweit praktizierte Greenwashing aufgedeckt und somit gezeigt hat, wie sehr wir alle hinters Licht geführt wurden. Dies ist eines der größten Probleme unserer Zeit, aber – wie Greta sagt – zugleich auch unsere größte Hoffnung. Erst wenn wir alle das Gesamtbild kennen, werden wir auch handeln können. Wenn ein einzelnes streikendes Schulkind einen weltweiten Protest lostreten kann, was könnten wir dann gemeinsam alles erreichen?
 
In der heutigen Zeit zu leben – der entscheidendsten Zeit der Menschheitsgeschichte –, bedeutet, eine große Verantwortung zu tragen. Das Klima-Buch zeigt, dass wir gemeinsam das scheinbar Unmögliche schaffen können. Aber '''wir''' müssen es tun – und zwar jetzt!
 
===Rezensionen===
[https://www.perlentaucher.de/buch/greta-thunberg/das-klima-buch-von-greta-thunberg.html '''Perlentaucher:Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.10.2022''']:
Rezensent Joachim Müller-Jung ist fast ein bisschen überrascht, wie zahm Greta Thunberg in diesem Buch daherkommt - auch vor dem Hintergrund der weit medienwirksameren "Verzweiflungstaten" anderer Aktivisten zurzeit. Weniger "How dare you", dafür mehr "Aufklärungsprosa" begegnet dem Kritiker auf den rund 500 Seiten, von denen ca. 50 von Thunberg selbst, der Rest von Expert*innen verfasst wurde. Schlecht findet Müller-Jung den ruhigen Tonfall aber nicht: Gerade den internationalen Verhandlungen fehle es oftmals an der sprachlichen "Klarheit und Direktheit", die Thunberg und ihre Mitautor*innen hier beweisen, unterstützt auch durch ein gutes Lektorat, lobt der Kritiker. Auch bleibe der jungen Aktivistin so immerhin der übliche Shitstorm erspart, überlegt er. Ein informatives Krisenhandbuch vor dem siebenundzwanzigsten Weltklimagipfel, das wieder einmal "entschlossenes" Handeln fordert, dabei aber leider nicht allzu viel mediale Aufmerksamkeit erlangt, so Müller-Jung.
 
==Anmerkungen==
<references />
 
==Sieh auch==
*[[2052. Der neue Bericht an den Club of Rome]]

Version vom 10. November 2022, 15:23 Uhr

Das Klima-Buch[1] von Greta Thunberg stellt eine Gemeinschaftsleistung von vielen Wissenschaftlern und Wissenschaftsjournalisten dar, die durch eine übergreifende Gliederung in fünf Teile und Einleitungen von Thunberg zu jedem größeren Abschnitt zusammengehalten werden.

Wie das Klima funktioniert

1.1 "Um dieses Problem zu lösen, müssen wir es zunächst verstehen", 2

Thunberg: "[...] Ich bin fest überzeugt, dass wir die schlimmsten Folgen dieser aufkommenden Existenzkrise nur abwenden können, wenn wir eine kritische Masse von Menschen zusammenbringen, die die notwendigen Veränderungen fordern. Damit das geschieht, müssen wir schnell Bewusstsein schaffen, denn noch immer fehlt es in der breiten Öffentlichkeit an grundlegendem Wissen, das notwendig ist um die Notlage zu begreifen, in der wir uns befinden. [...Dies] Buch enthüllt das Handeln der Verantwortlichen und das Versagen derer, die den Bürgerinnen und Bürgern der Welt diese Informationen schon längst hätten vermitteln müssen. [...]" (S.2/3)

"Selbstverständlich gibt es Fortschritte, hören wir. Manche Länder und Regionen melden eine recht erstaunliche Reduzierung der CO2-Emissionen – zumindest in den Jahren, seit die Welt erstmals die Rahmenwerke zur Handhabung unserer Statistiken ausgehandelt hat. Aber wie steht es um all diese Reduzierungen, wenn wir statt der sorgfältig manipulierten Landesstatistiken unsere Gesamtemissionen einbeziehen? Also all die Emissionen, die wir so erfolgreich aus diesen Zahlen herausgerechnet haben. Zum Beispiel durch die Verlagerung von Fabriken in ferne Erdteile und das Auslassen der Emissionen von internationalen Flug- und Schiffsverkehr in unseren Statistiken [...]" (S.4)

1.2 Die umfassende Geschichte des Kohlendioxids

Peter Brannen: "Wegen seiner erstaunlichen Bedeutung für alle Teile des Erdsystems ist Kohlendioxid nicht bloß einer von vielen abträglichen industriellen Schadstoffen wie Fluorkohlenwasserstoff oder Blei. Vielmehr ist es [...] 'der wichtigste Stoff in der Biosphäre'. (S. 6/7)

"Angesichts der zentralen Bedeutung des Kohlendioxids für die Biosphäre sollten wir vielleicht nicht überrascht sein, dass es derart zuverlässig zu Verwüstungen planetaren Ausmaßes führen kann, wenn dieses System so sehr aus dem Gleichgewicht gebracht wird." (S. 8)

1.3 Unser Einfluss auf die Evolution

1.4 Zivilisation und Ausserben=

1.5 "Die Wissenschaft ist so zuverlässig wie sie nur sein kann", 18

"Die bemerkenswerte klimatische Stabilität des Holozäns ermöglichte es unserer Spezies – dem Homo sapiens –, von der Lebensweise der Jäger und Sammler zu der von Bauern überzugehen, die Land kultivierten. [...] Würden wir die Weltgeschichte in die Zeitspanne von einem Jahr übersetzen, hätte die Industrielle Revolution am Silvesterabend etwa eineinhalb Sekunden vor Mitternacht stattgefunden. Seit der Entstehung der menschlichen ZivilisationWikipedia-logo.png haben wir die Hälfte der Bäume auf der Erde gefällt, mehr als zwei Drittel der Wildtiere und Wildpflanzen ausgerottet, die Meere mit Plastik gefüllt und ein potentielles massenhaftes Artensterben und eine Klimakatastrophe in Gang gesetzt. Wir haben angefangen, die Systeme zu destabilisieren, auf denen das Leben basiert und auf die wir alle angewiesen sind. Mit anderen Worten: wir sägen den Ast ab, auf dem wir leben.

Aber die meisten von uns sind sich immer noch nicht darüber im Klaren, was vorgeht, und viele kümmert es offenbar auch gar nicht. Das liegt an diversen Faktoren, von denen dieses Buch viele behandelt. Einer dieser Faktoren, das so genannte 'Shifting-Baseline-SyndromWikipedia-logo.png' oder die GenerationenamnesieWikipedia-logo.png, bezeichnet den Umstand, dass wir uns an Neues gewöhnen und anfangen, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Für meine Urgroßeltern wäre ein achtspuriges Autobahnkreuz vermutlich unvorstellbar gewesen, aber für meine Generation ist es etwas völlig Normales. Manchen von uns erscheint es sogar als etwas Natürliches, Sicheres und Beruhigendes, je nach den Umständen." (S.18/19)

"Die schnell eskalierende Klima- und Ökologiekrise ist eine globale Krise: Sie betrifft alle Pflanzen und Lebewesen. Zu behaupten, die gesamte Menschheit sei dafür verantwortlich, ist jedoch sehr weit von der Wahrheit entfernt. Die meisten Menschen leben gegenwärtig durchaus innerhalb der von der Erde gesetzten Grenzen. Lediglich eine Minderheit von uns hat diese Krise verursacht und treibt sie weiter voran. Aus diesem Grunde ist die gängige Behauptung: 'Es gibt zu viele Menschen', äußerst irreführend. Die Weltbevölkerung spielt zwar eine Rolle, aber nicht alle Menschen verursachen Emissionen und verbrauchen die Ressourcen der Erde, sondern nur manche Menschen – es sind die Gewohnheiten und das Verhalten mancher Menschen in Verbindung mit unseren Wirtschaftsstrukturen, die diese Katastrophe verursachen.

Die Industrielle Revolution, angetrieben von Sklaverei und Kolonialisierung, brachte dem globalen Norden unvorstellbaren Reichtum, besonders einer kleinen Minderheit der dort lebenden Menschen. Diese extreme Ungerechtigkeit ist die Grundlage, auf der unsere modernen Gesellschaften aufgebaut sind. Das ist der Kern des Problems: das Leiden vieler, die zum Nutzen weniger bezahlen. Der Reichtum dieser wenigen hatte einen Preis: Unterdrückung, Völkermord, ökologische Zerstörung und klimatische Instabilität. Die Rechnung für all diese Zerstörung ist noch nicht beglichen. Tatsächlich ist sie noch nicht einmal zusammengerechnet worden und wartet noch darauf, gestellt zu werden.

[...] Warum sollten wir in einer solchen Notlage nicht Vergangenes vergangen sein lassen und lieber nach Lösungen für unsere gegenwärtigen Probleme suchen? [...] Die Antwort lautet, dass diese Krise nicht nur hier und jetzt stattfindet. Vielmehr hat sich die Klima- und Ökologiekrise kumulativ entwickelt und reicht letztlich zurück bis in die Kolonialisierung und noch darüber hinaus. Es ist eine Krise, die auf der Vorstellung beruht, manche seien mehr wert als andere und hätten daher das Recht, anderen Menschen Land, Ressourcen, zukünftige Lebensbedingungen und sogar das Leben zu nehmen. Und das geschieht weiterhin. [...] Es gibt eindeutige Belege, dass große Erdölkonzerne wie Shell und ExxonMobil seit mindestens vier Jahrzehnten über die Folgen ihres Handelns Bescheid wussten. Das gilt auch für die Nationen der Welt [...] Die Welt wusste Bescheid. Es läuft auf die Schwarz-Weiß-Fragen hinaus. [...] Es gibt viele Sachverhalte, die sind schwarz oder weiß. Entweder man stürzt von einer Klippe oder nicht. [...] Entweder alle Bürger dürfen wählen oder nicht." (S.19-21)

"Das Problem ist, das sich die derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse nach sämtlichen Belegen auf einem Kollisionskurs zu unserem gegenwärtigen Wirtschaftssystem und der Lebensweise befinden, auf die viele Menschen im globalen Norden einen Anspruch zu haben glauben. [...]

Was bleibt, ist weitgehend Taktik. Wie soll man die Informationen verpacken, formulieren und vermitteln? Wie störend wagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufzutreten? [...] Eine zutiefst spaltende Frage ist heutzutage, ob man Gleichheit und historische Emissionen in die Diskussionen über die erforderlichen Maßnahmen gegen die Umweltkrise einbeziehen sollte. Da solche Zahlen aus unseren internationalen Rahmenwerken herausverhandelt wurden, ist es sicher verlockend, sie zu ignorieren, weil sie eine düstere Botschaft noch trostloser erscheinen lassen. Allerdings lässt es diejenigen, die einen ganzheitlichen Ansatz vertreten und sie einzubeziehen versuchen, nach alarmistischer erscheinen als ihre Kolleginnen und Kollegen, und das ist ein großes Problem." (Seite 21/22)

"Eine amerikanische Wissenschaftlerin, die ein breites heimisches Publikum ansprechen will, dürfte aber kein sonderliches Interesse daran haben, die ganze Netto-Null-Idee bis 2050 als völlig unzureichend abzutun. In der Debatte in den USA gilt die Vorstellung, innerhalb von drei Jahrzehnten auf Netto-Null- Emissionen zu kommen, schon als extrem radikal. Und diese Taktik ergibt durchaus einen Sinn. Das Problem ist jedoch, dass wir Gleichheit und historische Emissionen einbeziehen müssen, wenn das Pariser Abkommen in globalem Maßstab funktionieren soll. Daran geht kein Weg vorbei. [...]

Wir haben es seit unserem Jäger und Sammler-Vorfahren weit gebracht. Aber unsere Instinkte hatten nicht genügend Zeit, Schritt zu halten. Sie funktionieren immer noch weitgehend so wie vor fünfzigtausend Jahren, in einer anderen Welt, lange bevor wir Landwirtschaft, Häuser, Netflix und Supermärkte entwickelt haben. Wir sind für eine völlig andere Wirklichkeit gemacht, und unserem Gehirn fällt es schwer, auf Bedrohungen zu reagieren, die für viele von uns nicht unmittelbar und plötzlich auftauchen, Gefahren wie die Klima– und Ökologiekrise. Gefahren, die wir nicht klar erkennen, weil sie zu komplex, zu langsam und zu weit entfernt sind.

[...] Sind wir imstande, unser Können, unser Wissen und unsere Technologie für einen Kulturwandel einzusetzen, der uns dazu bewegt, uns rechtzeitig zu verändern, um eine Klima- und Umweltkatastrophe abzuwenden? Dazu sind wir eindeutig in der Lage. Ob wir es auch tun, liegt ganz an uns." (S.22)

1.9 "Dies ist die größte Geschichte der Welt", 42

"Unsere Ursprünge lassen sich wie die aller anderen Lebewesen durch die Tiefen der Zeit bis zu den Quellen des Lebens zurückverfolgen, und daher sind wir untrennbar mit der Natur verbunden, soweit wir uns auch von ihr entfernen mögen. [...] Wer ist dafür verantwortlich, diese umfassende, ganzheitliche Geschichte zusammenzufügen? [...] Die Antwort ist: niemand – oder vielmehr wir alle. [...] Der Wandel, den wir brauchen, um diese sichere Zukunft zu gewährleisten, wird nicht aus dem Nichts kommen. Er wird aus einem Wandel der öffentlichen Meinung erwachsen, und dieser Wandel muss von uns mit allen effektiven Mitteln herbeigeführt werden, die wir aufbieten können. Er wird davon getrieben, wie wir entscheiden, diese Geschichte zu vermitteln. Es gibt keine Einheitsbotschaft, die für alle funktioniert. Es sind Tausende – sogar Millionen – unterschiedliche Herangehensweisen notwendig, aber im Augenblick sind unsere Ressourcen, gelinde gesagt, beschränkt. Wir müssen koka soppa pa en spik, wie wir in Schweden sagen, 'aus einem Nagel eine Suppe kochen', also mit dem auskommen, was wir haben. Und was wir haben ist Moral, Empathie, wissenschaftliche Erkenntnisse, Medien und – in einigen glücklichen Teilen der Welt – Demokratie. Das sind einige der besten Instrumente, über die wir gegenwärtig verfügen, und wir alle müssen anfangen, sie zu nutzen." (S.42/43)

Wie unser Planet verändert wird

2.1 "Das Wetter scheint auf Steroiden zu sein", 50

2.8 "Der Schneeball ist ins Rollen gebracht", 74

Vielleicht ist die Bezeichnung das Problem. Klimawandel. Das klingt nicht sonderlich schlimm. [...] Menschen, die in einem der zahlreichen Länder des globalen Nordens mit hohen Emissionen leben, könnten die Vorstellung eines Klimawandels durchaus für alles andere als beunruhigend und gefährlich halten. Eine sich ändernde Welt. Ein wärmer werdender Planet. Was sollte man daran nicht mögen?

[...] Aber das Klima verändert sich nicht einfach nur, es destabilisiert sich. Es bricht zusammen. (S. 74)

--

2.15 "Es ist viel näher als wir glauben", 96

Die Folgen für uns

3.1 "Die Welt hat Fieber", 142

3.8 "Wir sitzen nicht alle im selben Boot", 166

"Wir sollten unser rasch schwindendes Kohlenstoffbudget als genau das sehen, was es ist: eine begrenzte natürliche Ressource, die allen Lebewesen gleichermaßen gehört. Die Tatsache, dass 90 Prozent des verbliebenen Budgets, damit wir eine 67-prozentige Chance haben, die Erderwärmung unter 1,5° C zu halten, bereits überwiegend vom globalen Norden – verbraucht sind, ist gar nicht zu übersehen. Ebenso wenig die Tatsache, dass die reichen Länder - wie meines – den Rest dieses Budgets derzeit mit erheblich größerer Geschwindigkeit verbrauchen als diejenigen, die historisch von eben diesen Staaten ausgebeutet worden.

[...] Die Tatsache, dass drei Milliarden Menschen pro Kopf und Jahr weniger Energie verbrauchen als ein amerikanischer Standardkühlschrank, vermittelt eine Vorstellung davon, wie weit wir derzeit von globaler Gleichheit und Klimagerechtigkeit entfernt sind.

Die Klimakrise ist nichts, was wir hervorgebracht haben. [...] Die Menschen in den Teilen der Welt, die für diese Krise am meisten Verantwortung tragen, müssen sich klar machen, dass es auch andere Sichtweisen gibt und sie anfangen müssen, sich damit auseinanderzusetzen. [...] Sie mögen viele Kolonien sich selbst regieren lassen, aber stattdessen kolonialisieren sie nun die Atmosphäre [...]

Indem der globale Norden die Reste unseres Kohlenstoffbudgets verbraucht, stiehlt er nicht nur seinen eigenen Kindern die Gegenwart und die Zukunft, sondern vor allen den Menschen, die in den am schlimmsten betroffenen Teilen der Welt leben [...]." (S.166/67)

3.12 Der Anstieg des Meeresspiegels und kleine Inseln, 183

Michael Taylor:

3.13 Regen in der Sahelzone, 186

Hindou Oumarou Ibrahim: "In der Sahelzone bedeutet Regen alles. [...] Seit langer Zeit schon kümmern wir uns um die Natur nicht allein um unserer selbst willen, sondern auch für die kommenden sieben Generationen. [...] Die Artenvielfalt ist unser bester Partner. denn wir halten die Natur nicht für ein bloßes Werkzeug, das man besitzt, benutzt und zerstört. Die Natur ist unser Supermarkt, unsere Apotheke, unser Krankenhaus, unsere Schule. [...] Vor jeder wichtigen Entscheidung sollte man sich fragen, was die sieben letzten Generationen in dieser Situation getan hätten und welche Auswirkungen die Entscheidung auf die nächsten sieben Generationen haben wird." (Seite 186 bis 188)

3.14 Winter in Sápmi, 189

Alien Anna Labba: [...] SápmiWikipedia-logo.png erstreckt sich über vier Länder, den nördlichen Teil Schwedens, Norwegens, Finnlands und der Halbinsel KolaWikipedia-logo.png in Russland. Die SamenWikipedia-logo.png, Europas einziges indigene Volk, haben eine lange Tradition in der Rentierhaltung und in der Tierpflege. [...] Selbst kleine Kinder lernen zu heilen. Aber vor allem lernen sie, für den Wald und die Berge zu kämpfen, als wären sie die letzten, denn genau das lehrt sie das Leben, wenn sie sich neben dem sterbenden Kalb niederkauern. Für alles kämpfen, als wäre es das letzte – und das ist es ja auch. Als Kinder der Sonne müssen die Menschen das Land schützen, denn sonst wären wir nicht hier.

In Ländern, die ihre eigene Geschichte noch nicht aufgearbeitet haben, sehen die Menschen nicht, dass sie sich wiederholt und dass der Kolonialismus seine Gestalt ändert und neue Argumente, neue Formen findet. (S.189-191)

3.15 Kampf für den Wald, 192

Sônja Guajajara:

3.16 "Es warten enorme Herausforderungen", 196

Was wir dagegen unternommen haben

4.1 "Wie können wir unser Versagen ungeschehen machen, wenn wir nicht einmal zugeben können, dass wir versagt haben?", 218

4.4 "Wir gehen nicht in die richtige Richtung", 236

Thunberg zu dem Gedanken, man könne mit neuen Technologien wichtige Erfolge erzielen: "weltweit sind bislang nur etwa 20 Anlagen zur Kohlenstoffabscheidung und –speicherungWikipedia-logo.png in Betrieb, von denen einige nachweislich mehr CO2 freisetzen, als sie abscheiden.

Wir können uns den Ausweg aus der Klima– und Ökologiekrise nicht einfach mit Geld, Investitionen und Anlagenbau erkaufen. Dennoch steht Geld stark im Zentrum des Problems. Investitionen sind überaus wichtig. [...] Das häufig vorgebrachte Argument: 'Wir haben nicht genug Geld', wurde schon oft widerlegt. Laut dem Internationalen Währungsfond wurde die Produktion und Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas allein 2020 mit 5,9 Billionen US-Dollar subventioniert. Das sind in jeder Minute über 11 Millionen Dollar für die Zerstörung unseres Planeten. [...] Im Juni 2021 kam die internationale Energieagentur zu dem Schluss, dass von dem historischen globalen Rettungsplan gerade einmal triste 2 Prozent in grüne Energie investiert wurden – was immer 'grün' in diesem Fall heißen mag so konnten die 2 % in der EU durchaus für den Kauf von Erdgas aus Putins Russland oder für die Verbrennung von Biomasse aus Waldrodungen [!] ausgegeben werden, da diese – und viele andere – Aktivitäten nach der neuen EU-Taxonomie im Augenblick als grün gelten.

Unsere Regierenden haben also nicht nur 'etwas falsch gemacht' – sie haben völlig versagt. Und das tun sie auch weiterhin; [...]" (S.237)

4.5 Die Hartnäckigkeit der fossilen Brennstoffe, 239

Bill McKibben: "Energie bildet den rot glühenden Kern der Klimakrise. [...] Bis zum 18. Jahrhundert verbrannten die Menschen nur geringe Menden fossiler Brennstoffe. Damals stand Holz im Zentrum unserer Energiewirtschaft. [...] Wenn wir sehen, woher unsere Energie kommt, könnte uns das auch dazu ermahnen, nicht so verschwenderisch damit umzugehen. Elektroautos sind in gewissen Sinne eine Übergangslösung, bis wir ein ordentliches (elektrisch angetriebenes) öffentliches Verkehrssystem aufgebaut haben. Denn wenn wir billige erneuerbare Energie nutzen, um immer größere Häuser zu bauen und sie mit immer mehr Krempel zu füllen, werden wir auch weiterhin die Ackerflächen und Wälder der Welt verbrauchen und die dort lebenden Tiere töten. Eine Energiewende mag unsere dringlichste Krise darstellen, aber sie markiert keineswegs die einzige Gefahr, die uns droht. [...] Wir haben den Punkt erreicht, wo wir aufhören müssen, Dinge an der Erdoberfläche zu verbrennen. Wir sollten nicht weiterhin Kohle [...]. Stattdessen sollten wir uns auf die brennende Gaskugel in 150 Millionen km Entfernung von unserer Erde verlassen. Auf Energie vom Himmel statt aus der Hölle." (S.239-243)

4.6 Der Aufstieg der Erneuerbaren, 244

Glen Peters: [...] Ein rasches Wachstum bei der Solar- und Windenergie reicht nicht aus, um die steigende Nachfrage zu befriedigen, weshalb der Verbrauch fossiler Energie und die CO2-Emissionen weiter hinzunehmen. Die Länder mit mittlerem oder niedrigem Einkommen tun durchaus viel, um ihre Emissionen zu stabilisieren und schließlich zu reduzieren. Vielfach sind sie sogar weltweit führend in der Nutzung sauberer Technologien. [... Technologie, Verhaltensänderungen und Politik werden das Problem nicht je alleine lösen können ...]. Der Fortschritt liegt im Schnittbereich der Einflussfaktoren. Mit einer sich wechselseitig ergänzenden Mischung aus Technologie, Verhaltensänderungen und politischen Wandel werden wir einen gesellschaftlichen Wandel herbeiführen, durch den wir die größten Gefahren der Klimakrise abwenden können. Die fortschreitende Klimakrise erlaubt es uns nicht, dem langsamen Übergang weg von fossilen Brennstoffe zuzuschauen. (S.245-248)

4.10 "Eine ganz neue Art zu denken", 263

" 'Der American way of life ist nicht verhandelbar. Punkt.'

Das sagte US-Präsident George H. W. Busch 1992 vor dem UN-Erdgipfel in Rio de Janeiro. Rückblickend stellt sich heraus, dass er im Namen des gesamten globalen Norden sprach. Und bis heute ist das unsere Position. [...] Was wir tun müssen, ist, die Emission von Treibhausgasen einzustellen, was theoretisch ziemlich einfach ist oder zumindest früher einfach gewesen wäre – wenn wir das Problem nicht hätten außer Kontrolle geraten lassen. [...]

Seit Präsident George H. W. Busch diese Äußerung tat, sind unsere CO2-Emotionen um über 60 Prozent gestiegen und haben das, was damals eine 'große Herausforderung' war, in eine existenzielle Notlage verwandelt. [...] Dennoch hat uns das Wirtschaftswachstum seit dem Erdgipfel in Rio 19 92 zumindest einen großen Vorteil gebracht – es hat zweifelsfrei bewiesen, dass wir nie den Ehrgeiz hatten, das Klima zu retten, sondern dass es uns immer nur darum ging, unsere Lebensweise zu retten. Und das gilt immer noch

[...] Wenn wir eine Chance haben sollen, die weiteren irreparablen Schäden möglichst gering zu halten, müssen wir uns jetzt entscheiden. Entweder wir retten die Lebensbedingungen für alle zukünftigen Generationen oder wir lassen einige wenige Reiche ihr ständiges destruktives Streben nach unmittelbarer Profitmaximierung fortsetzen. Wenn wir uns für die erste Möglichkeiten entscheiden und beschließen, als Zivilisation fortzubestehen, müssen wir anfangen Prioritäten zu setzen. [...]

Jenseits der einfachsten Grundlagen muss unsere Priorität sein, unsere verbliebenen Kohlenstoffbudgets gerecht und ganzheitlich in der Welt zu verteilen, um unsere enormen historischen Schulden zu begleichen. [...]

Wir Klima Aktivistinnen und -aktivisten werden immer wieder gefragt, was wir tun sollten, um das Klima zu retten. Aber vielleicht ist diese Frage an sich schon falsch. Vielleicht sollten wir stattdessen anfangen zu fragen, was wir nicht mehr tun sollten? [...] Ich bin der festen Überzeugung, wenn wir es schaffen, es richtig anzugehen, wird unser Leben mehr Sinn bekommen. [...] Auf keinen Fall sollte das als Rückschritt in unserer Entwicklung gelten. Im Gegenteil wäre es menschliche Evolution – menschliche Revolution."

4.18 "Ständig sagen sie das eine und tun das andere", 308

4.23 "Hier ziehen wir die Grenze", 331

"Das ist die Seite 331. Markiert sie euch. [...] Dieses Buch enthält manche krasse Botschaft, die ein bisschen schwer zu begreifen sein mag. Wann immer ihr Zweifel habt oder diese Fakten und Ideen infrage stellt, schlagt diese Seite auf und lest sie noch einmal. [...] Es geht nicht um eine Meinung oder einen beliebigen Bericht. Es geht um das, worauf die derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Ergebnisse mehr oder weniger hinauslaufen. Und wie man wahrscheinlich beim Lesen dieses Buches festgestellt hat, entspricht es dem Wesen der Wissenschaft, alles andere als aller mystisch oder übertrieben vorzugehen. Sie ist vorsichtig und sorgfältig.

Die Medien und unsere politischen Führungskräfte haben die Chance, drastische, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, aber sie entscheiden sich, es nicht zu tun. [...] Vielleicht sind sie sich der Lage nicht bewusst. Vielleicht haben Sie vor den Lösungen mehr Angst als vor dem Problem. Vielleicht befürchten Sie, soziale Unruhen auszulösen. [...]

Im heutigen Wirtschaftssystem können wir nicht nachhaltig leben. Aber man sagt uns ständig, wir könnten genau das tun. [...] Wie soll das möglich sein, wenn wir noch keine technischen Lösungen haben, die diese Krise allein bewältigen können, und die Option, bestimmte Dinge nicht mehr zu tun, von unserem gegenwärtigen wirtschaftlichen Standpunkt aus inakzeptabel ist? Was werden wir tun? Nun ja, die Antwort ist dieselbe wie immer: Wir betrügen. Wir nutzen sämtliche Schlupflöcher und die Mittel kreativer Buchführung [...] Wir verbrennen Bäume, Wälder und Biomasse, da sie aus den offiziellen Statistiken entfernt worden. Wir speichern Jahrzehnte an Emissionen in der Infrastruktur für fossiles Gas und nenne es grünes Gas. [...]

Bei unserem gegenwärtigen Kurs wird die Welt am Ende dieses Jahrhunderts um 3,2 °C wärmer sein – und das gilt, wenn die Länder sämtliche beschlossenen Maßnahmen umsetzen, Maßnahmen die häufig auf mangelhaften und lückenhaften Zahlen basieren. In vielen fällen tun Sie das aber noch nicht einmal annähernd. [...] Hinzukommt unsere bisherige Bilanz des Versagens, wenn es um die Einhaltung all der unverbindlichen Zusagen und Versprechungen geht." (Seite 331-333)

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Was wir jetzt tun müssen S.356 ff.

5.1 "Der effektivste Weg aus dieser verfahrenen Lage ist, uns weiterzubilden, 356

5.8 "Wir müssen jetzt das scheinbar Unmögliche tun", 390

5.15 "Ehrlichkeit, Solidarität, Integrität und Klimagerechtigkeit", 426

5.20 Klima-Reparationen, 450

Olúfemi O. TáíwòWikipedia-logo.png:

5.21 Unser Verhältnis zur Erde in Ordnung bringen, 455

Robin Wall KimmererWikipedia-logo.png: "[...] 2020 wurden schätzungsweise 30 Millionen Menschen durch Düren, Überschwemmungen Waldbrände und Hitzewellen vertrieben, die aufgrund des Klimawandels an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Was ist mit den Vogelpopulationen und den Waldtieren? Was ist mit ihrer Vertreibung und ihrem ungezählten Leid?

Meine Pirole fliegen zwischen dem nördlichen Bundesstaat New York und Mittelamerika hin und her. Hier bei mir sind sie sicher, aber auf dem Weg in ihre Winterquartiere überqueren Sie zerstörte Landschaften. In meiner Lebenszeit sind sechzig Prozent aller Singvögel verloren gegangen. [...]

Oft werde ich gefragt, woher ich in diesen finsteren Zeiten die Hoffnung nehme. [...] Mit Hoffnung kenne ich mich nicht aus, wohl aber mit Liebe. Ich glaube, wir befinden uns in einem gefährlichen Moment, weil wir die Erde nicht genug geliebt haben, und Liebe ist das, was uns in Sicherheit bringen wird. [...]"(S.455-460)

5.22 "Hoffnung muss man sich verdienen", S. 462 ff.

Thunberg: "[...] Für mich ist Hoffnung nichts, was einem geschenkt wird, sie ist etwas, was man sich verdienen, was man schaffen muss. Sie ist nicht passiv zu bekommen, in dem man dasteht und darauf wartet, dass jemand anderes etwas unternimmt. Hoffnung heißt, etwas zu tun. Es heißt, aus seiner Komfortzone herauszutreten. [...] Wir leben derzeit auf einem Planeten, auf dem Technologie es möglich gemacht hat, dass wir fast alle miteinander in Verbindung stehen. In manchen Ländern lässt das politische Regime dies nicht zu. Wenn irgendwo auf dem Globus etwas ausreichend wichtiges passiert, werden es trotzdem nahezu alle sofort erfahren. [...] Ich bin überzeugt, dass es gesellschaftliche Kipppunkte gibt, die sich zu unseren Gunsten auswirken, sobald genügend von uns sich entschließen, etwas zu unternehmen. Daraus erwachsen unendliche Möglichkeiten. Die Zerstörung der Biosphäre, die Destabilisierung des Klimas und die Vernichtung unserer gemeinsamen zukünftigen Lebensbedingungen sind keineswegs vorherbestimmt und unausweichlich. Sie liegen auch nicht in der Natur des Menschen – wir sind nicht das Problem. Das alles passiert, weil man uns, dem Volk, unsere Lage und die Konsequenzen dessen, was gerade geschieht, noch nicht völlig bewusst gemacht hat. Wir wurden belogen. [...] Wenn wir erst einmal die ganze Geschichte kennen – und nicht nur etwas, was wieder einmal zum Nutzen bestimmter kurzfristiger Wirtschaftsinteressen erfunden wurde –, werden wir wissen, was zu tun ist." (S.462-463)

Was nun? S.465

"Wir brauchen Leuten nicht ständig zu sagen, sie sollten ihre Glühlampen austauschen, zur Wahl gehen oder aufhören, Lebensmittel weg zu werfen. Nicht etwa, weil solche Dinge nicht wichtig wären – das sind sie –, sondern weil wir sicher annehmen dürfen, dass die Leute, die über die Klimakrise Bücher lesen, Fernsehdokumentationen ansehen oder Seminare besuchen, sich der Bedeutung des demokratischen Prozesses und der Tatsache schon bewusst sind, dass Menschen im globalen Norden weniger Ressourcen verbrauchen sollten.

Solche Narrative könnten sogar die Gefahr bergen, mehr zu schaden als zu nützen, da sie die Botschaft vermitteln, wir könnten diese Probleme im Rahmen unserer bestehenden Systeme lösen – aber das können wir nicht mehr. Wählen ist die wichtigste Pflicht aller demokratischen Bürgerinnen und Bürger. Aber wen sollen sie wählen, wenn die notwendige Politik nirgendwo in Sicht ist? Und was tun wir als demokratische Bürgerinnen und Bürger, wenn nicht einmal der universelle Kompromiss, die beste verfügbare Kandidatin zu wählen, uns einer Lösung für unsere größten Probleme näherbringt?

Im Jahr 2021 lief das Containerschiff Ever Given im Suezkanal aufgrund, ein Fest für Ersteller von Social Media – MemesWikipedia-logo.png. Da steckte ein gigantisches dunkelgrünes Schiff in der Wüste fest, auf dem Rumpf in großen weißen Lettern das Wort 'Evergreen', während ein einsamer Bagger am ausgedehnten Ufer vor sich hin baggerte. Es war das perfekte Bild für unsere moderne Welt: das 400 Meter lange Schiff, aus Steuergründen in Panama registriert und von einer taiwanesischen Reederei geleast, brachte ganz allein die globalen Lieferketten und weite Teile des Welthandels eine Woche zum Stillstand. Die Ever Given war auf dem Weg von China und Malaysia in die Niederlande und transportierte gut 18 000 Container voller Waren, die eben in Containern verschifft werden [...]. Heutzutage sind über 5000 solcher Schiffe auf den Meeren unterwegs. Viele werden mit Bunkeröl betrieben, einem extrem schmutzigen Restprodukt der Ölraffinerierung, das extrem billig ist. So billig, dass nur wenige Reedereien es sich leisten können, es nicht zu verwenden. [...] Die Vorstellung, dass diese gigantischen Containerschiffe all unseren wiederverwertbaren Kunststoffmüll transportieren, ist, gelinde gesagt, brisant und provozierend. Aber vielleicht nicht so bestürzend wie die Tatsache, dass diese gigantischen Schiffe häufig leer um die halbe Welt zurück fahren, um erneut mit unserem Müll beladen zu werden. Und so geht der Konsum Kreislauf immer weiter.

Jedes Jahr werden schätzungsweise 8 Millionen t Plastikmüll ins Meer gekippt.

Jeden Tag verbrauchen wir etwa 100 Millionen Barrel (15,9 Milliarden Liter) Öl.

Jede Minute subventionieren wir die Produktion und Verbrennung von Kohle, Öl und Gas mit 11 Millionen US-Dollar.

Jede Sekunde wird eine Waldfläche von der Größe eines Fußballfeldes abgeholzt.

Auch noch so viele individuelle Verhaltensänderungen können das nicht wett machen. [...] Außerdem gibt es KipppunkteWikipedia-logo.png. [...] Ich sage niemandem, was zu tun ist, aber aufgrund der Informationen, die Wissenschaftler:innen und Expert:innen in diesem Buch geben, ist im Folgenden eine Liste von Maßnahmen zusammengestellt, die manche von uns ergreifen können, wenn Sie wollen.

Die Klimakrise lässt sich nicht im Rahmen der heutigen Systeme bewältigen. Das darf uns aber nicht daran hindern, Jetzt alles zu tun was wir können." (S.465-469)

Was zu tun ist S.470

Anfangen, die Krise als Krise zu behandeln [...]

Sich der Notlage stellen [...]

Scheitern zugeben [...]

Alle Zahlen einbeziehen [...]

Die Punkte verbinden [...]

Für Gerechtigkeit und historische Reparationen eintreten [...]

Was können wir als Gesellschaft tun? S.471

Uns weiterbilden [...]

Niemanden zurücklassen [...]

Verbindliche Verpflichtungen schaffen [...]

Die Natur sich selbst überlassen [...]

Renaturierung [...]

Bäume pflanzen [...]

alle möglichen Kohlenstoff senken maximieren [...]

[...] [...]

Falsche Ausgewogenheit (both-sideism) vermeiden

Falsche Ausgewogenheit bedeutet, dass man beide Seiten eines Problems als gleich wichtig behandelt. In den vergangenen Jahrzehnten war dieses Phänomen insofern zu beobachten, als die Medien Leugnern des Klimawandels und Verzögerern von Maßnahmen ebenso viel Aufmerksamkeit widmeten wie Klimaschützern, um unparteiisch zu wirken,[...]. Das hat dazu beigetragen, eine Existenzkrise zu schüren und an massenhaftes Artensterben einzuleiten. Nun haben sich die Medien darauf verlegt, Wirtschaftsinteressen – bestenfalls – den gleichen Stellenwert einzuräumen wie den ökologischen Interessen wie etwa in der Aussage: 'Ja dieses Bergwerk wird das Trinkwasser und die Luft der gesamten Region kontaminierten, es schafft aber auch 250 Arbeitsplätze.' Überleben ist keine Geschichte, die zwei Seiten hätte. Ein Aussterben ist nichts, was zur Debatte stehen sollte. [...]

[...] [...]


Was kannst du als Individuum tun? S.475

Dich weiterbilden [...]

Aktiv werden [...]

Demokratie verteidigen[...]

Politisch aktiv werden [...]

Darüber sprechen [...]

Die Stimmen der Menschen an den Frontlinien verstärken

Die am stärksten Betroffenen in den am stärksten betroffenen Regionen [...] stehen an der Front der Klimakrise. Aber sie stehen nicht auf den Titelseiten unserer Zeitungen. Ihre Stimmen müssen gehört werden, und dabei können wir alle helfen. Verbreitete ihre Geschichten und ihren Namen.[2]

Kulturkämpfe vermeiden [...]

Zu einem pflanzenbasierten Ernährung übergehen [...]

Skeptisch sein [...]

Am Boden bleiben [...]

Weniger kaufen und weniger verbrauchen [...]


Manche von uns können mehr tun als andere S.477

Politikerinnen und Politiker [...]

Medien und Fernsehproduzenten [...]

Journalistinnen und Journalisten [...]

Prominente und Influencer [...]

Die am stärksten betroffenen Menschen in den am stärksten betroffenen Regionen

[...] Die Wahrheit ist auf Seiten derjenigen von euch, die von dieser Krise am stärksten betroffen sind. Die Moral ist auf eurer Seite. Die Gerechtigkeit ist auf eurer Seite. Ich fordere euch auf, eure Stimme zu erheben und zu fordern, was euch zusteht.[3]

Abbildungsnachweis S.480 [...] Register S.484 [...]

Über das Buch

Verlagsmitteilung

Das Klima-Buch von Greta Thunberg S. Fischer Verlage 2022

»Hört auf die Wissenschaft, bevor es zu spät ist!«

Greta Thunberg hat die Welt aufgerüttelt und tief bewegt. Mit dem Klima-Buch schafft sie nun ein unverzichtbares Werkzeug – für alle, die sich für die Rettung unseres Planeten einsetzen wollen.

Die Aufgabe scheint geradezu unmöglich: eine Zukunft für das Leben auf unserem Planeten zu sichern. So schnell und umfassend zu handeln wie noch nie zuvor. Und sich dabei gegen scheinbar übermächtige Gegner durchzusetzen – nicht nur gegen Ölmultis und Regierungen, sondern auch gegen das im Wandel befindliche Klimasystem selbst. Unsere Chancen stehen nicht besonders gut, und die Zeit läuft uns davon – aber es könnte alles auch ganz anders kommen.

Weltweit haben Expertinnen und Experten aus Geophysik, Mathematik, Ozeanographie, Meteorologie, Ökonomie, Psychologie und Philosophie ihr Fachwissen eingesetzt, um ein tieferes Verständnis der Krisen zu entwickeln, mit denen wir konfrontiert sind. Greta Thunberg hat ihr Klima-Buch in Zusammenarbeit mit über hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammengestellt. Außerdem erzählt sie von ihren eigenen Erfahrungen, die sie sammeln konnte. Davon, wie sie das weltweit praktizierte Greenwashing aufgedeckt und somit gezeigt hat, wie sehr wir alle hinters Licht geführt wurden. Dies ist eines der größten Probleme unserer Zeit, aber – wie Greta sagt – zugleich auch unsere größte Hoffnung. Erst wenn wir alle das Gesamtbild kennen, werden wir auch handeln können. Wenn ein einzelnes streikendes Schulkind einen weltweiten Protest lostreten kann, was könnten wir dann gemeinsam alles erreichen?

In der heutigen Zeit zu leben – der entscheidendsten Zeit der Menschheitsgeschichte –, bedeutet, eine große Verantwortung zu tragen. Das Klima-Buch zeigt, dass wir gemeinsam das scheinbar Unmögliche schaffen können. Aber wir müssen es tun – und zwar jetzt!

Rezensionen

Perlentaucher:Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.10.2022: Rezensent Joachim Müller-Jung ist fast ein bisschen überrascht, wie zahm Greta Thunberg in diesem Buch daherkommt - auch vor dem Hintergrund der weit medienwirksameren "Verzweiflungstaten" anderer Aktivisten zurzeit. Weniger "How dare you", dafür mehr "Aufklärungsprosa" begegnet dem Kritiker auf den rund 500 Seiten, von denen ca. 50 von Thunberg selbst, der Rest von Expert*innen verfasst wurde. Schlecht findet Müller-Jung den ruhigen Tonfall aber nicht: Gerade den internationalen Verhandlungen fehle es oftmals an der sprachlichen "Klarheit und Direktheit", die Thunberg und ihre Mitautor*innen hier beweisen, unterstützt auch durch ein gutes Lektorat, lobt der Kritiker. Auch bleibe der jungen Aktivistin so immerhin der übliche Shitstorm erspart, überlegt er. Ein informatives Krisenhandbuch vor dem siebenundzwanzigsten Weltklimagipfel, das wieder einmal "entschlossenes" Handeln fordert, dabei aber leider nicht allzu viel mediale Aufmerksamkeit erlangt, so Müller-Jung.

Anmerkungen

  1. Das Klima-Buch. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrike und Michael Bischoff. S. Fischer, Frankfurt am Main 2022
  2. Vanessa Nakate: Unser Haus steht längst in Flammen. Warum Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden muss. 2021
  3. Vanessa Nakate: Unser Haus steht längst in Flammen. Warum Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden muss. 2021

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