Fremd in Franken/Landjudentum in Franken und Fremd in Franken/Die Exulanten: Unterschied zwischen den Seiten

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Seit 1800 Jahren gibt es jüdisches Leben in Deutschland. In Franken hatte das Landjudentum einige Schwerpunkte und seine Blütezeit im 18. Jahrhundert.
Unter '''Exulanten''' versteht man Zuwanderer, die wegen ihres evangelischen Glaubens aus ihren Herkunftsgebieten flücheteten, weil sie dort den  katholischen Glauben wieder annehmen sollten. Dabei kamen die Exulanten im Dekanat Leutershausen sowohl aus Bayern, Böhmen und aus österreichischen Gebieten.<ref>[https://www.gf-franken.de/de/quf-15-exulanten-leutershause.html Eberhard Krauß: Exulanten im Evang.Luth. Dekanat Leutershausen - Eine familiengeschichtliche Untersuchung] von Eberhard Krauß, (gf-franken.de)


{{Aufgabe|#Recherchiere im Internet, woher die fränkischen Juden kamen.
'''Rezension''': "Dieser Band berichtet über die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und über die Zuwanderung der evangelischen Christen, die aus Österreich vertrieben wurden, in die Kirchengemeinden des Dekanatsbezirks Leutershausen. Darüber hinaus sind Beobachtungen zur wirtschaftlichen und sozialen Situation der Exulanten festgehalten. Auch das Kapitel "Erinnerungen an die Exulanten: Ihr Weg und ihre Bedeutung - Orte und Familien" wird grosses Interesse finden. Es führt die Zuwanderer und uns den Weg durch die Jahrhunderte bis heute. Natürlich sind in einem Verzeichnis Namen und Daten der Exulanten (ca. 1300 Exulanten, ihre Ehepartner und Kinder, insgesamt ca. 2000 Personen) zusammengestellt und durch ausführliche Register erschlossen."
# Aufnahme in Franken
 
## Lies den Antrag auf Schutz und Aufnahme. Nenne die Gründe, warum er um Schutz bittet.
479 Seiten, mit zahlreichen Bildern und Karten.</ref>
## Lies den Schutzbrief weiter unten.
<ref>[http://frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de/login/data/1987_167.pdf#view=FitBV Kuhr, Georg: Österreichische Exulanten: Gründe der Auswanderung, Orte der Zuwanderung und Bedeutung für Franken nach dem Dreißigjährigen Krieg] (frankenland.de, 1987)</ref>
### Nenne, was der Freiherr von Seckendorff für die Aufnahme erhält.
<ref>[https://books.google.de/books?id=pagSAwAAQBAJ&lpg=PA605&dq=Kloster%20Melk%20Gegenreformation&hl=de&pg=PP1#v=onepage&q=Kloster%20Melk%20Gegenreformation&f=false Geschichte der Reformation und der Gegenreformation im Lande unter der Enns] von Theodor Wiedemann, Leseprobe von books.google.de</ref>
### Beschreibe, an welche Bedingungen dies geknüpft wird.<br>("redliche und ehrbare Handelschafft und Gewerbe"; siehe ausgedruckten Artikel)
 
# Recherchiere, was nach dem Judenedikt 1813 mit den jüdischen Landgemeinden passierte.
{{Aufgabe|
## Mögliche Suchbegriffe sind "Levi Strauss", https://www.hagalil.com/2017/05/schnaittach/
# Erkläre den Begriff „Exulant“.
## Nenne Herkunft und Religion. Finde Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu den „Altbürgern“.
# Erkläre, welchen Nutzen man sich von der Aufnahme der Exulanten versprach.
# Überlege, warum die Integration so problemlos verlief.
}}
}}
== Antrag auf Schutz und Aufnahme ==
[[File:Boecklin Salzburger.png|right|400px]]
{{Zitat|"Nach dem Dreißigjährigen Krieg sind viele Bewohner Frankens aus Ober- und Niederösterreich zugewandert. Für sie hat sich, wie oben beschrieben der Begriff "Exulanten" eingebürgert. In den alten Kirchenbüchern werden sie auch "Ländler", als Leute aus dem Land "ob der Enns" bezeichnet.
 
Die Exulanten machten nach dem Dreißigjährigen Krieg in vielen Orten Ober- und Mittelfrankens zwischen 25% und 50% der Bevölkerung aus. Die Gesamtzahl der Exulanten kann mit Sicherheit auf mehr als 100.000 geschätzt werden. Für die damalige Zeit eine ungeheuer große Zahl.
 
Wie konnten so viele Menschen eine neue Heimat, wie konnten sie Haus und Hof, Arbeit und Brot finden? Die Antwort liegt in den Greueln und Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges, liegt in dem großen Menschenverlust, der gerade Franken getroffen hat. Durch Krieg, Flucht, Plünderung, Hungersnöte und Seuchen wurde die Bevölkerung stark dezimiert. Einige kleine Dörfer waren völlig menschenleer. Dazu zwei Zahlen: Um 1634 wurden von den 421 zum Ansbacher Gumbertusstift gehörenden Gütern nur noch 123 bewirtschaftet. Um Weißenburg konnten 78% der bäuerlichen Betriebsflächen nicht mehr bewirtschaftet werden. Es war also genügend Land für Neusiedler vorhanden, und diese Neusiedler waren den Grundherrschaften sehr willkommen, waren es doch die zukünftigen Steuerzahler.


{{zitat|„Reichsfrei Hochwohlgebohrener FreiHerr, Gnädig Hochgebietender Herr!<br>
Österreicher in Franken - in wenigen Jahren sind sie echte Franken geworden. Schon in der zweiten, spätestens in der dritten Generation verbanden sich Franken und Österreicher. Die Integration war so vollständig, daß die eigene Herkunft völlig vergessen werden konnte, obwohl bis heute in Franken die typischen Exulantennamen wie Wagenhöfer, Weberndörfer, Zellfelder, Stürzenhofecker und viele andere vorkommen. Die Integration vollzog sich ohne größere Probleme. Man sprach ja die gleiche Sprache, hatte den gleichen lutherischen Glauben, übte in den meisten Fällen den gleichen Beruf aus, den eines Bauern, für den genügend Land zur Verfügung stand."| gf-franken.de <ref>[https://www.gf-franken.de/de/exulantenforschung.html Exulantenforschung] gf-franken.de</ref>}}
<br>Es ist mir im vorigen Monat von dem wohl löblichen äußeren Schloßes Amt dahier, der Herrschaftl. Gnädige Befehl, auf meine — bei Euer Hoch freiherrl. Exzellenz wegen Schuz Aufnahme überreichte Supplik<ref>{{wpde|Supplik}} = Bitte</ref> zu meiner größten Betrübnis publicirt worden, daß da dermahlen der hiesige Ort mit der Judenschaft zu starck besetzt seie, ich mit meinem Gesuch abgewiesen werden sollte.<br>
{{clear}}
Da ich aber durch die Vermehrung meines Haußhaltens weder Gnädiger Herrschaft, noch dem hiesigen Ort lästig fallen werde, indeme ich meine Handelschaft von wollenen Tüchern, ... und linnenen gestreiften Zeuchens mehrentheils in die benachbarten Orte verkauffe, und deswegen einen guten Anfang hierzu habe, wird Inhalts des anbei anliegenden auf Teutsch übersezten Heirathsberichts nicht nur meine Braut 500 fl. ... bekomt, sondern auch ich 300 fl. fränckisch im Vermögen habe.
[[File:Sendbrief von Joseph Schaitberger.jpg|400px]]
<br>So wage ich hierdurch nochmalen Euer Hochfreiherrl. Exzellenz fußfälligst zu bitten, mir den Schuzz allhier in Gnaden angedeihen, und den SchuzzBrief gegen Bezahlung gewohnlichen Kosten ''clementest'' ausfertigen zu laßen.<br>
{{clear}}
Bin ich hier gebobren und erzogen worden, maßen mein Vatter 40. Jahre unter denn Hoch herrschaftl äußeren Schloßes Schuzz gestanden, und daher ist es fast ohnmöglich unter einer fremden Herrschaft den Schuzz zu erhalten, und zu deme, wenn ich ja das seltene Glück hätte anderwärts angenomen zu werden, würde es mir — bis ich mich bekannt mache — anfangs in meiner Nahrung einen großen Schaden thun, hingegen hier, ich mich wegen meiner in der ganzen Gegend herum gemachten Kundschaft wohl zu ernähren getraue. So sind dermalen nicht mehr als nur Sieben Juden welche unter des Hochfreiherrl äußeres Schloßes Schuzz dahier stehen, und davon ist einer schon im 70ten Jahren.
<br>An Euer Hochfreiherrl. Exzellenz hohen und gnädigen Willfahr, bei so benanndten Umständen zweifele ich nicht und ersterbe in tiefster Verehrung<br>
Euer Hochfreiherrl. Exzellenz demüthiger Knecht
<br>Götz Simon, Jud|aus: Jüdische Landgemeinden im 18./19. Jahrhundert von Hartmut Heller <ref>Staatsarchiv Nürnberg, Herschaft Sugenheim[, Akten 123 und 127<br>[http://frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de/login/data/19782_1.pdf Jüdische Landgemeinden im 18./19. Jahrhundert] von Hartmut Heller (franconia.frankenland.uni-weuerzburg.de)</ref>}}


[[Datei:Geslau-Wüstungen-16Jh.jpg|thumb|left|813px|Geslau in Mttelfranken, Katasterkarte 1636<br>Von den insgesamt  rund 30 archivalisch belegten Hofstellen im Jahr 1635/1636 waren 10 verlassen oder verfallen.]]
{{clear}}


Dieses Gesuch — 1792 gerichtet an den Freiherrn Friedrich Carl v. Seckendorf zu Markt Sugenheim — ist in vielen Punkten symptomatisch für die Lage der ländlichen Judenschaft in Franken im 18./19. Jahrhundert. Es zeigt den Israeliten in der Rolle des ewigen Bittstellers, der nicht fordern, sondern nur argumentieren und hoffen konnte. Auf der anderen Seite steht der Landesherr» der das Niederlassungs- und Wohnrecht als eine Gnade je nach Gusto gewähren oder verweigern konnte.
Alleine im Evangelischen  Dekanat Leutershausen  werden  in der unten angegebenen Quelle  ca. 1370 Exulanten namentlich genannt, darunter für Binzwangen-Stettberg  25  und Geslau 70.  Diese kamen aus 14 verschiedenen Regionen des österreichischen Herrschaftsgebietes.


Um kein falsches Bild entstehen zu lassen, sollte freilich vorausgeschickt werden, dass die Masse der Bevölkerung ähnlichen Einschränkungen der Freizügigkeit unterlag. Seitdem die Menschenverluste des 30jährigen Krieges ausgeglichen waren, kam in vielen Territorien die Angst vor drohender Übervölkerung hoch:


{{Zitat|„So gewiß eine Klasse Menschen seyn muß, die blos als Dienstleute oder Taglohner dem Hof oder Güterbesitzer an die Hand arbeitet, so schädlich wird diese Klasse, wenn sie übersetzt... ist. Betteln, Streunen, Stehlen und was immer noch Wirkun­gen des Mangels und der Noth sind, ist hievon die natürlichste Folge", |Benignus PFEUFER im selben Jahr 1792, ebenda<ref>Benignus PFEUFER im selben Jahr 1792, ebenda</ref>}}
{|class="wikitable"
!Ortsteile von Geslau
!genannte Namen, Beruf in Geslau<br>nach unten angegebener Quelle - Nennung nicht vollständig
|-
|Aidenau
|
* Kratzer (Cratzer) Simon <E-A>
* Kratzer Simon <E-A> Bauer
|-
|Dornhausen
|
* Fehler, Hans <D>
* Fehler Brigitta <D>
* Waltzauer, Thomas, <E?A> Hutman
|-
|Geslau
|
* Acher (Ager), Sebastian (1662 Webersknecht)
* Bauer, Maria
* Böckler, Hans-Christoph<D>, (1667 Wirt)
* Binder, Thomas (1662 Hirte)
* Ebner , Hans <D> (vor 1665 Bauer)
* Ebner, Appollonia <D> (vor 1665 Bauerntochter)
* Felsch, Hans <D>
* Felsch, Barbara
* Freyberger, Balthasar <E-St>
* Freyberger, Christiana  <D>
* Freyberger, Magdalena <E-St>
* Gärtner, Anna Rosina <E-=>
* Gasseneder, Margaretha
* Höffel Hans <E-O>
* Horn Barbara
* Hüpsch (Hüpsel) Apollonia
* Ketzel (Kötzel) Hans <E-St>
* Ketzel , Jörg
* Kohrbacher, Wendel  <E?A>
* Kratzer Georg <E-A>
* Kratzer , Anna <E-AY
* Krauß
* Lang Abraham <E-MY Bettler
* Löder Elisabeth
* Ordner (Orttner) <E-W)
* Petzlinger (Pötzlinger) Thomas <E?A> Hirte
* Reitmeyer Johann <E-O> Wirt in Geslau
* Reitzenadler, Gregor <E-?A> Weber, Köbler
* Rösch, Hans
* Schwembauer (Schwenbauer) Hans <A>
* Schwembauer Maria <E-M>
* Stahl Ursula
* Steinacher , Blasius <E-Kä>
* Waldner, Melchior <E-T>
* Weidner Egidius <E-Opf>
|-
|Gunzendorf
|
* Kammleidner, Georg <E?W> Tagelöhner
*  Steininger (steiniger) Paul <E-A
* Steiniger Matthias
|-
|Hürbel
|
|-
|Kreuth
|
* Bummerl (Bummerlein), Tobias (1663 Strohschneider)
* Gasseneder, Adam <E-M> ***
* Lodermüller, Hans  <E?,A> Hutmann
* Mack, Martin Hutmann
* Mack, magdalena im Dienst in Kreuth
* Wurtzinger, Adam <E?A> Scharwächter,  Schafhirt
|-
|Lauterbach
|
* Hauf , Leonhard
* Hauf  Andreas  (Bauer)
* Hauf Anna
* Hautum, Hans Jerg,
|-
|Oberndorf
|* Brein (Breun/Braun/Prinn/Bräun), Georg (1657 (Leinweber))
* Frühwirth, Maria <E-W> ***
* Glantz, Georg <D>
* Hauff Wolfgang, Köbler
* Hauff Anna
* Hoppenasel, Peter <E-By>****
* Obermüller, Thomas < E-A>
* Schwab, Michael , Bauer
|-
|Oberbreitenau
|
|-
|Schwabsroth
|* Eberlein, Carolus <D>
* Gasseneder, Marcus <E-M>
* Rohringer, Abraham <E?A> Hutmann, Büttner
|-
|Reindswinden
|* Vorlaufer, Adam <E?AX Köbler


== Schutzbrief ==
|-
{{zitat|1='''Schuz-Brieff vor den neu aufgenommenen dißherrschaftl. Schuz Juden Moyses Seeligmann'''<br>
|Stettberg
<br>Ich Friedrich Carl Freyherr von Seckendorff, Herr zu Mt. Sugenheim. Ezelheim, Hürfeld, Rüdern, Deutenheim, Wohnfurth, Rheinhardswinden, auf Unterleinleiter Obern- und Unternzenn dann Weingartsgreuth, des Kayserlichen St. Josephs Ordens und des Chur Pfälzischen Löwens-Ordens Ritter, Ihro König). Kayserl. Mayestät würklicher Rath, und Sr. Hochfürstl. Durchlaucht zu Brandenburg würklicher Ministre und Geheimder Rath, dann dirigirender Ministre und Cammer Pracsideni, wie auch Landschafts Director in denen Hochfürstl. Bayreuthisch. Landen, Einer Reichsfreyen Ritterschaft zu Franken löblichen Orths am Steigerwald erbettener Ritter Rath<br>
|
<br>
* Eder, Wolfgang <E/?A>
Thue hierdurch so vor mich als meine Herren Gebrüdere .. kund mit diesem Brief, dass Wir Moyses Seeligmann, wey!. Seeligmann Simons, geweßenen Hochfürstl. Bayreuthisch, in das Amt Mt. Dachsbach gehörig geweßenen Schuz-Judens zu Ühlfeld hinterlaßenen 3.ten Sohn, nachdem sich dieser mit des hießig Hochfreyherrl. Innern Schloß Schuz Judens Beerlein Kallmanns zu Sugenheim noch leedigen jüngsten Tochter, nahmens Rößel zu verheurathen und … zu … Sugcnhcim häußlich niederzulaßen und anzurichten gedencket, mit deßen künftigen Weib, Kindern und ohn verdächtigen Gesind, also in Unßern Schuz und Verspruch aufgenommen haben, dass Er alldorten wohnen dürffe, und gleich denen übrigen Unterthanen zu recht geschüzet werden solle. Er Moyses Seeligmann Jud und die Seinigen aber keinen unerlaubten Gewinn und Wucher bey Vermeidung der in denen ReichsGesezen dictirten Strafe, von denen Unterthanen nehmen oder nehmen laßen, sondern sich jedesmal mit denen Seinigen eines ehrlich und ehrbaren Lebenswandels befleißigen und denen vorhandenen Herrschaft. Ver­ordnungen in allen Stücken gemäß sich bezeigen solle.<br>
* Eder, Andreas <D> (vor 1705)
<br>
* Eder, Anna  Elisabeth<D>
Sonsten aber mag derselbe auch in Unßcrer Herrschafft allerley redliche und ehrbare Handelschafft und Gewerbe treiben, dagegen Er vor sich und die Seinigen das gewöhnliche jährl. Herrschaftl. Schuz und Neujahr Geld a Sechs Gulden 36 kr. fränkisch und andere Gefälle wie ein dißeithiger Schuz-Jud von dem Tag deßen anfangendem Domicilio zu Sugenheim behörig praestiren ingleichen so lange es Uns gefällig, Ihne in Unßern Schuz zu behalten, an der schuldigen Treu und Gehorsam gegen die Herrschafft niemaln etwas ermangeln laßen solle, da sodann ihme und denen Seinigen gegen Abführung gedachter praestandorum und deßen gebührendes Wohlverhalten alle Sicherheit hierdurch zugesagt wird.<br>
* Keplinger, Johann Jakob <E?A> , Zimmermann
<br>
|-
Urkundlich habe Ich diesen SchuzBrief eigenhändig unterschrieben, und mit meinem Freyherrl. Innsiegel bekräftiget.<br>
|Steinach am Wald
<br>
|
So geschehen Bayreuth den 22. Febr. 1780.
* Hirschmann
<br>
* Kratzer (Cratzer) <E-A>
<br>
|-
In meinem und meiner Herren Brüdere Nahmen
|Schwabsroth
<span style="float:right">Friedrich Carl Frh. von Seckendorf</span>|2=<ref>Staatsarchiv Bamberg: Handelsmatrikel K 3-H, Nr. 560 Staatsarchiv Nürnberg: Herrschaft Sugenheim. Akten Nr. 123 u. 127</ref>}}
|
|-
|Unterbreitenau
|
|}


{{Fremd in Franken}}
{{Fremd in Franken}}


== Weblinks ==
== Quellen  ==
<references/>
Die vorliegende Seite wurde von Bernhard Heim, Rothenburg 2004 verfasst und in der [http://www.zum.de/bheim/frankenhoehe/geslau/html/zu-_und_abwanderung.html ZUM-Classic] veröffentlicht. 2022 wurde sie mit seiner Genehmigung überarbeitet und ins ZUM-Unterrichten-Wiki übernommen.
* [https://www.uni-bamberg.de/judaistik/studierendenseite/judaistik-studierendenseite-landkarte-zu-juedischer-infrastruktur-in-franken/ Franken – einstiges Zentrum jüdischen Lebens im deutschsprachigen Raum] von Rebekka Denz (uni-bamberg.de)
* [https://www.synagoge-obernbreit.de/das-fraenkische-landjudentum/ DAS FRÄNKISCHE LANDJUDENTUM] (synagoge-obernbreit.de)
* [http://frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de/login/index.php?imenu=19782%2016.%20Fr%C3%A4nkisches%20Seminar%20des%20Frankenbundes%20vom%205.%20-%207.%20November%201976,%20Schlo%C3%9F%20Schney%20bei%20Lichtenfeld/Ofr.&left=19782 16. Fränkisches Seminar des Frankenbundes vom 5. - 7. November 1976, Schloß Schney bei Lichtenfeld/Ofr.] (frankenland.franconia.uni-wuerzburg.de)
* [https://www.hagalil.com/2017/05/schnaittach/ Schnaittach – ein halbes Jahrtausend jüdische Geschichte]

Version vom 11. November 2022, 08:31 Uhr

Unter Exulanten versteht man Zuwanderer, die wegen ihres evangelischen Glaubens aus ihren Herkunftsgebieten flücheteten, weil sie dort den katholischen Glauben wieder annehmen sollten. Dabei kamen die Exulanten im Dekanat Leutershausen sowohl aus Bayern, Böhmen und aus österreichischen Gebieten.[1] [2] [3]


Aufgabe
  1. Erkläre den Begriff „Exulant“.
    1. Nenne Herkunft und Religion. Finde Unterschiede und Gemeinsamkeiten zu den „Altbürgern“.
  2. Erkläre, welchen Nutzen man sich von der Aufnahme der Exulanten versprach.
  3. Überlege, warum die Integration so problemlos verlief.
Zitat
"Nach dem Dreißigjährigen Krieg sind viele Bewohner Frankens aus Ober- und Niederösterreich zugewandert. Für sie hat sich, wie oben beschrieben der Begriff "Exulanten" eingebürgert. In den alten Kirchenbüchern werden sie auch "Ländler", als Leute aus dem Land "ob der Enns" bezeichnet.

Die Exulanten machten nach dem Dreißigjährigen Krieg in vielen Orten Ober- und Mittelfrankens zwischen 25% und 50% der Bevölkerung aus. Die Gesamtzahl der Exulanten kann mit Sicherheit auf mehr als 100.000 geschätzt werden. Für die damalige Zeit eine ungeheuer große Zahl.

Wie konnten so viele Menschen eine neue Heimat, wie konnten sie Haus und Hof, Arbeit und Brot finden? Die Antwort liegt in den Greueln und Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges, liegt in dem großen Menschenverlust, der gerade Franken getroffen hat. Durch Krieg, Flucht, Plünderung, Hungersnöte und Seuchen wurde die Bevölkerung stark dezimiert. Einige kleine Dörfer waren völlig menschenleer. Dazu zwei Zahlen: Um 1634 wurden von den 421 zum Ansbacher Gumbertusstift gehörenden Gütern nur noch 123 bewirtschaftet. Um Weißenburg konnten 78% der bäuerlichen Betriebsflächen nicht mehr bewirtschaftet werden. Es war also genügend Land für Neusiedler vorhanden, und diese Neusiedler waren den Grundherrschaften sehr willkommen, waren es doch die zukünftigen Steuerzahler.

Österreicher in Franken - in wenigen Jahren sind sie echte Franken geworden. Schon in der zweiten, spätestens in der dritten Generation verbanden sich Franken und Österreicher. Die Integration war so vollständig, daß die eigene Herkunft völlig vergessen werden konnte, obwohl bis heute in Franken die typischen Exulantennamen wie Wagenhöfer, Weberndörfer, Zellfelder, Stürzenhofecker und viele andere vorkommen. Die Integration vollzog sich ohne größere Probleme. Man sprach ja die gleiche Sprache, hatte den gleichen lutherischen Glauben, übte in den meisten Fällen den gleichen Beruf aus, den eines Bauern, für den genügend Land zur Verfügung stand."
gf-franken.de [4]


Datei:Sendbrief von Joseph Schaitberger.jpg


Geslau in Mttelfranken, Katasterkarte 1636
Von den insgesamt  rund 30 archivalisch belegten Hofstellen im Jahr 1635/1636 waren 10 verlassen oder verfallen.



Alleine im Evangelischen  Dekanat Leutershausen  werden  in der unten angegebenen Quelle  ca. 1370 Exulanten namentlich genannt, darunter für Binzwangen-Stettberg  25  und Geslau 70.  Diese kamen aus 14 verschiedenen Regionen des österreichischen Herrschaftsgebietes.


Ortsteile von Geslau genannte Namen, Beruf in Geslau
nach unten angegebener Quelle - Nennung nicht vollständig
Aidenau
  • Kratzer (Cratzer) Simon <E-A>
  • Kratzer Simon <E-A> Bauer
Dornhausen
  • Fehler, Hans <D>
  • Fehler Brigitta <D>
  • Waltzauer, Thomas, <E?A> Hutman
Geslau
  • Acher (Ager), Sebastian (1662 Webersknecht)
  • Bauer, Maria
  • Böckler, Hans-Christoph<D>, (1667 Wirt)
  • Binder, Thomas (1662 Hirte)
  • Ebner , Hans <D> (vor 1665 Bauer)
  • Ebner, Appollonia <D> (vor 1665 Bauerntochter)
  • Felsch, Hans <D>
  • Felsch, Barbara
  • Freyberger, Balthasar <E-St>
  • Freyberger, Christiana <D>
  • Freyberger, Magdalena <E-St>
  • Gärtner, Anna Rosina <E-=>
  • Gasseneder, Margaretha
  • Höffel Hans <E-O>
  • Horn Barbara
  • Hüpsch (Hüpsel) Apollonia
  • Ketzel (Kötzel) Hans <E-St>
  • Ketzel , Jörg
  • Kohrbacher, Wendel <E?A>
  • Kratzer Georg <E-A>
  • Kratzer , Anna <E-AY
  • Krauß
  • Lang Abraham <E-MY Bettler
  • Löder Elisabeth
  • Ordner (Orttner) <E-W)
  • Petzlinger (Pötzlinger) Thomas <E?A> Hirte
  • Reitmeyer Johann <E-O> Wirt in Geslau
  • Reitzenadler, Gregor <E-?A> Weber, Köbler
  • Rösch, Hans
  • Schwembauer (Schwenbauer) Hans <A>
  • Schwembauer Maria <E-M>
  • Stahl Ursula
  • Steinacher , Blasius <E-Kä>
  • Waldner, Melchior <E-T>
  • Weidner Egidius <E-Opf>
Gunzendorf
  • Kammleidner, Georg <E?W> Tagelöhner
  • Steininger (steiniger) Paul <E-A
  • Steiniger Matthias
Hürbel
Kreuth
  • Bummerl (Bummerlein), Tobias (1663 Strohschneider)
  • Gasseneder, Adam <E-M> ***
  • Lodermüller, Hans <E?,A> Hutmann
  • Mack, Martin Hutmann
  • Mack, magdalena im Dienst in Kreuth
  • Wurtzinger, Adam <E?A> Scharwächter, Schafhirt
Lauterbach
  • Hauf , Leonhard
  • Hauf Andreas (Bauer)
  • Hauf Anna
  • Hautum, Hans Jerg,
Oberndorf * Brein (Breun/Braun/Prinn/Bräun), Georg (1657 (Leinweber))
  • Frühwirth, Maria <E-W> ***
  • Glantz, Georg <D>
  • Hauff Wolfgang, Köbler
  • Hauff Anna
  • Hoppenasel, Peter <E-By>****
  • Obermüller, Thomas < E-A>
  • Schwab, Michael , Bauer
Oberbreitenau
Schwabsroth * Eberlein, Carolus <D>
  • Gasseneder, Marcus <E-M>
  • Rohringer, Abraham <E?A> Hutmann, Büttner
Reindswinden * Vorlaufer, Adam <E?AX Köbler
Stettberg
  • Eder, Wolfgang <E/?A>
  • Eder, Andreas <D> (vor 1705)
  • Eder, Anna Elisabeth<D>
  • Keplinger, Johann Jakob <E?A> , Zimmermann
Steinach am Wald
  • Hirschmann
  • Kratzer (Cratzer) <E-A>
Schwabsroth
Unterbreitenau
Frankenrechen.svg

Fremd in Franken

  1. Die Exulanten
    1. Exulanten im Nürnberger Land
  2. Die Hugenotten
  3. Beutetürken
  4. Landjudentum in Franken

Quellen

Die vorliegende Seite wurde von Bernhard Heim, Rothenburg 2004 verfasst und in der ZUM-Classic veröffentlicht. 2022 wurde sie mit seiner Genehmigung überarbeitet und ins ZUM-Unterrichten-Wiki übernommen.

  1. Eberhard Krauß: Exulanten im Evang.Luth. Dekanat Leutershausen - Eine familiengeschichtliche Untersuchung von Eberhard Krauß, (gf-franken.de) Rezension: "Dieser Band berichtet über die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und über die Zuwanderung der evangelischen Christen, die aus Österreich vertrieben wurden, in die Kirchengemeinden des Dekanatsbezirks Leutershausen. Darüber hinaus sind Beobachtungen zur wirtschaftlichen und sozialen Situation der Exulanten festgehalten. Auch das Kapitel "Erinnerungen an die Exulanten: Ihr Weg und ihre Bedeutung - Orte und Familien" wird grosses Interesse finden. Es führt die Zuwanderer und uns den Weg durch die Jahrhunderte bis heute. Natürlich sind in einem Verzeichnis Namen und Daten der Exulanten (ca. 1300 Exulanten, ihre Ehepartner und Kinder, insgesamt ca. 2000 Personen) zusammengestellt und durch ausführliche Register erschlossen." 479 Seiten, mit zahlreichen Bildern und Karten.
  2. Kuhr, Georg: Österreichische Exulanten: Gründe der Auswanderung, Orte der Zuwanderung und Bedeutung für Franken nach dem Dreißigjährigen Krieg (frankenland.de, 1987)
  3. Geschichte der Reformation und der Gegenreformation im Lande unter der Enns von Theodor Wiedemann, Leseprobe von books.google.de
  4. Exulantenforschung gf-franken.de