Das Klima-Buch und Katholische Religionslehre/Rechtfertigung: Unterschied zwischen den Seiten

Aus ZUM-Unterrichten
(Unterschied zwischen Seiten)
Markierung: 2017-Quelltext-Bearbeitung
 
Markierung: 2017-Quelltext-Bearbeitung
 
Zeile 1: Zeile 1:
'''Das Klima-Buch'''<ref>''Das Klima-Buch''. Aus dem Englischen übersetzt von Ulrike und Michael Bischoff. S. Fischer, Frankfurt am Main 2022</ref> von {{wpde|Greta Thunberg}} stellt eine Gemeinschaftsleistung von vielen Wissenschaftlern und Wissenschaftsjournalisten dar, die durch eine übergreifende Gliederung in fünf Teile und Einleitungen von Thunberg zu jedem größeren Abschnitt zusammengehalten werden.
Dieser Lernpfad befasst sich mit '''Rechtfertigung''' - auch Erlösung oder Befreiung -. Das ist eines der Kernthemen des {{wpde|Christentum|Christentums}}. Da Christen glauben, dass Jesus von Nazaret der Messias (gr. [[../Christus|Christus]]) im Sinne der jüdischen Hoffnung gewesen ist, müssen sie eine Antwort auf die Frage entwickeln, was sich durch diesen Menschen in der Weltgeschichte verändert hat. Was soll das heißen, wenn wir im Glaubensbekenntnis aussagen: ''Für uns Menschen und '''zu unserem Heil''' ist er vom Himmel herabgekommen'' ?


==Wie das Klima funktioniert==
Pfarrer Max Heitzer hat in seinem Pfarrbrief „dialog“ 1997 die Vielfalt biblischer Erlösungsdeutungen herausgestellt.<ref name="Pfarrbrief">[http://www.maier-koetzting.de/kr/ab/erloesg.htm Dialog (Pfarrbrief vom 20.4.1997)]</ref>  Auf dieser Arbeit aufbauend habe ich die von ihm erarbeiteten Möglichkeiten ergänzt, mit Schriftzitaten belegt und in die mutmaßliche historische Reihenfolge gestellt. Dies bildet hier den ersten Teil: Biblische Deutungen der Leistung Christi.
===1.1 "Um dieses Problem zu lösen, müssen wir es zunächst verstehen", 2===


''Thunberg'': "[...] Ich bin fest überzeugt, dass wir die schlimmsten Folgen dieser aufkommenden Existenzkrise nur abwenden können, wenn wir eine kritische Masse von Menschen zusammenbringen, die die notwendigen Veränderungen fordern. Damit das geschieht, müssen wir schnell Bewusstsein schaffen, denn noch immer fehlt es in der breiten Öffentlichkeit an grundlegendem Wissen, das notwendig ist um die Notlage zu begreifen, in der wir uns befinden.
Außerdem enthält der Artikel die Zusammenfassung eines Aufsatzes von Wilfried Härle: ''Rechtfertigung heute''.<ref name="Härle">In: Wilfried Härle: ''Spurensuche nach Gott'' Berlin 2008 ''184-201''</ref>
[...Dies] Buch enthüllt das Handeln der Verantwortlichen und das Versagen derer, die den Bürgerinnen und Bürgern der Welt diese Informationen schon längst hätten vermitteln müssen. [...]" (S.2/3)


"Selbstverständlich gibt es Fortschritte, hören wir. Manche Länder und Regionen melden eine recht erstaunliche Reduzierung der CO2-Emissionen – zumindest in den Jahren, seit die Welt erstmals die Rahmenwerke zur Handhabung unserer Statistiken ausgehandelt hat. Aber wie steht es um all diese Reduzierungen, wenn wir statt der sorgfältig manipulierten Landesstatistiken unsere Gesamtemissionen einbeziehen? Also all die Emissionen, die wir so erfolgreich aus diesen Zahlen herausgerechnet haben. Zum Beispiel durch die Verlagerung von Fabriken in ferne Erdteile und das Auslassen der Emissionen von internationalen Flug- und Schiffsverkehr in unseren Statistiken [...]" (S.4)
==Biblische Deutungen der Leistung Christi==


====1.2 Die umfassende Geschichte des Kohlendioxids====
===Paulus===
''Peter Brannen'': "Wegen seiner erstaunlichen Bedeutung für alle Teile des Erdsystems ist Kohlendioxid nicht bloß einer von vielen abträglichen industriellen Schadstoffen wie Fluorkohlenwasserstoff oder Blei. Vielmehr ist es [...] 'der wichtigste Stoff in der Biosphäre'. (S. 6/7)
Paulus deutet Erlösung als '''Befreiung''':


"Angesichts der zentralen Bedeutung des Kohlendioxids für die Biosphäre sollten wir vielleicht nicht überrascht sein, dass es derart zuverlässig zu Verwüstungen planetaren Ausmaßes führen kann, wenn dieses System so sehr aus dem Gleichgewicht gebracht wird." (S. 8)
*''Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen!'' (Galater 5,1)


====1.3 Unser Einfluss auf die Evolution====
Konkret bedeutet das die Befreiung von den gesellschaftlichen Fesseln der Zeit und die Befreiung zu einer neuartigen Gemeinschaft:


====1.4 Zivilisation und Aussterben====
*''Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus.'' (Galater 3,26-28)
"Eine kürzlich in der Zeitschrift ''Current Biology'' veröffentlichte Studie schätzte, dass eine Evolution von 50 Millionen Jahren notwendig wäre, um Neuseelands Vogelvielfalt wieder auf das Niveau vor der Besiedlung durch Menschen zu bringen. [...]


All diese Schäden entstanden durch relativ einfache Mittel – Keulen, Segelboote, Musketen – und nur wenige eingeführte und äußerst vermehrungsfreudige Arten. Dann kam das mechanisierte Töten. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gelang es Jägern mit Entenkanonen, die etwa annähernd ein Pfund Vogelschrot auf einmal ab feuern konnten, die Wandertaube auszurotten, die es früher in Nordamerika zu Milliarden gegeben hatte. [...]
Paulus bietet eine zweite Deutung der Erlösung, indem er sich auf die Gerechtigkeit bezieht. Weil es sich dann aber um die '''Gerechtsprechung des Ungerechten''', also um eine grundlose Begnadigung handelt, bietet Paulus die Hilfsvorstellung des Begnadigungsortes (ilasterion) an, der für Juden das Allerheiligste im Tempel war.
''Über die Entwicklung Der Agrarflächen im 20. Jahrhundert'': Zu Beginn des Jahrhunderts wurden weltweit etwa 8 Millionen Quadratkilometer Land landwirtschaftlich genutzt. [...] Gegen Ende des Jahrhunderts wurden 15 Millionen Quadratkilometer landwirtschaftlich genutzt, d.h., dass Menschen in nur zehn Jahrzehnten so viel Land Urbar machten, wie sie in den vorhergegangenen zehn Jahrtausenden". (S. 13/14)


===1.5 "Die Wissenschaft ist so zuverlässig wie sie nur sein kann", 18===
*''Wie es also durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen, die Leben gibt. Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden.''(Römer 5,18-19)
''Thunberg'': "Die bemerkenswerte klimatische Stabilität des Holozäns ermöglichte es unserer Spezies – dem Homo sapiens –, von der Lebensweise der Jäger und Sammler zu der von Bauern überzugehen, die Land kultivierten. [...] Würden wir die Weltgeschichte in die Zeitspanne von einem Jahr übersetzen, hätte die [[Industrielle Revolution]] am Silvesterabend etwa eineinhalb Sekunden vor Mitternacht stattgefunden. Seit der Entstehung der menschlichen {{wpde|Zivilisation}} haben wir die Hälfte der Bäume auf der Erde gefällt, mehr als zwei Drittel der Wildtiere und Wildpflanzen ausgerottet, die Meere mit Plastik gefüllt und ein potentielles massenhaftes Artensterben und eine Klimakatastrophe in Gang gesetzt. Wir haben angefangen, die Systeme zu destabilisieren, auf denen das Leben basiert und auf die wir alle angewiesen sind. Mit anderen Worten: wir sägen den Ast ab, auf dem wir leben.
*''Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus. Ihn hat Gott als Ort der Begnadigung proklamiert, Begnadigung in seinem Blut, wirksam durch Glauben. So erweist Gott seine Gerechtigkeit durch die Vergebung der Sünden, die früher, in der Zeit seiner Geduld, begangen wurden; er erweist seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen, dass er gerecht ist und den gerecht macht, der an Jesus glaubt.'' (Römer 3,23-25)


Aber die meisten von uns sind sich immer noch nicht darüber im Klaren, was vorgeht, und viele kümmert es offenbar auch gar nicht. Das liegt an diversen Faktoren, von denen dieses Buch viele behandelt. Einer dieser Faktoren, das so genannte '{{wpde|Everything will change|Shifting-Baseline-Syndrom}}' oder die {{wpde|Amnesie|Generationenamnesie}}, bezeichnet den Umstand, dass wir uns an Neues gewöhnen und anfangen, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Für meine Urgroßeltern wäre ein achtspuriges Autobahnkreuz vermutlich unvorstellbar gewesen, aber für meine Generation ist es etwas völlig Normales. Manchen von uns erscheint es sogar als etwas Natürliches, Sicheres und Beruhigendes, je nach den Umständen." (S.18/19)
===Markus===
[[Datei:Heilung.jpg|thumb|right|350px|Die Heilung des Blinden (Rembrandt Hermanesz van Rhijn, 1657)]]


"Die schnell eskalierende Klima- und Ökologiekrise ist eine globale Krise: Sie betrifft alle Pflanzen und Lebewesen. Zu behaupten, die gesamte Menschheit sei dafür verantwortlich, ist jedoch sehr weit von der Wahrheit entfernt. Die meisten Menschen leben gegenwärtig durchaus innerhalb der von der Erde gesetzten Grenzen. Lediglich eine Minderheit von uns hat diese Krise verursacht und treibt sie weiter voran. Aus diesem Grunde ist die gängige Behauptung: 'Es gibt zu viele Menschen', äußerst irreführend. Die Weltbevölkerung spielt zwar eine Rolle, aber nicht alle Menschen verursachen Emissionen und verbrauchen die Ressourcen der Erde, sondern nur manche Menschen – es sind die Gewohnheiten und das Verhalten mancher Menschen in Verbindung mit unseren Wirtschaftsstrukturen, die diese Katastrophe verursachen.
Das erste Evangelium stellt Jesus als einen Menschen dar, der '''die Kranken heilt''':


Die Industrielle Revolution, angetrieben von Sklaverei und Kolonialisierung, brachte dem globalen Norden unvorstellbaren Reichtum, besonders einer kleinen Minderheit der dort lebenden Menschen. Diese extreme Ungerechtigkeit ist die Grundlage, auf der unsere modernen Gesellschaften aufgebaut sind. Das ist der Kern des Problems: ''das Leiden vieler, die zum Nutzen weniger bezahlen''. Der Reichtum dieser wenigen hatte einen Preis: Unterdrückung, Völkermord, ökologische Zerstörung und klimatische Instabilität. Die Rechnung für all diese Zerstörung ist noch nicht beglichen. Tatsächlich ist sie noch nicht einmal zusammengerechnet worden und wartet noch darauf, gestellt zu werden.
*''Er heilte viele, so dass alle, die ein Leiden hatten, sich an ihn herandrängten, um ihn zu berühren.'' (Markus 3,10)


[...] Warum sollten wir in einer solchen Notlage nicht Vergangenes vergangen sein lassen und lieber nach Lösungen für unsere gegenwärtigen Probleme suchen? [...] Die Antwort lautet, dass diese Krise nicht nur hier und jetzt stattfindet. Vielmehr hat sich die Klima- und Ökologiekrise kumulativ entwickelt und reicht letztlich zurück bis in die Kolonialisierung und noch darüber hinaus. Es ist eine Krise, die auf der Vorstellung beruht, manche seien mehr wert als andere und hätten daher das Recht, anderen Menschen Land, Ressourcen, zukünftige Lebensbedingungen und sogar das Leben zu nehmen. Und das geschieht weiterhin.
In einer Grundsatzerklärung stellt sich Jesus das Heilen als seine Aufgabe, erweitert den Begriff allerdings vom Bereich Krankheit auf den Bereich der Sünde:
[...] Es gibt eindeutige Belege, dass große Erdölkonzerne wie Shell und ExxonMobil seit mindestens vier Jahrzehnten über die Folgen ihres Handelns Bescheid wussten. Das gilt auch für die Nationen der Welt [...] Die Welt wusste Bescheid. Es läuft auf die Schwarz-Weiß-Fragen hinaus. [...] Es gibt viele Sachverhalte, die sind schwarz oder weiß. Entweder man stürzt von einer Klippe oder nicht. [...] Entweder alle Bürger dürfen wählen oder nicht." (S.19-21)


"Das Problem ist, das sich die derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse nach sämtlichen Belegen auf einem Kollisionskurs zu unserem gegenwärtigen Wirtschaftssystem und der Lebensweise befinden, auf die viele Menschen im globalen Norden einen Anspruch zu haben glauben. [...]
*''Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten.'' (Markus 2,17)<br>


Was bleibt, ist weitgehend Taktik. Wie soll man die Informationen verpacken, formulieren und vermitteln? Wie störend wagen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aufzutreten? [...] Eine zutiefst spaltende Frage ist heutzutage, ob man Gleichheit und historische Emissionen in die Diskussionen über die erforderlichen Maßnahmen gegen die Umweltkrise einbeziehen sollte. Da solche Zahlen aus unseren internationalen Rahmenwerken herausverhandelt wurden, ist es sicher verlockend, sie zu ignorieren, weil sie eine düstere Botschaft noch trostloser erscheinen lassen. Allerdings lässt es diejenigen, die einen ganzheitlichen Ansatz vertreten und sie einzubeziehen versuchen, nach alarmistischer erscheinen als ihre Kolleginnen und Kollegen, und das ist ein großes Problem." (Seite 21/22)
In einer zweiten Deutung stellt Markus Jesu Tod als Zahlung eines '''Lösegeldes''' für die vielen dar. Man kann daran denken, dass damals fromme Juden Armenkassen einrichteten, um Landsleute aus der Sklaverei freizukaufen:


"Eine amerikanische Wissenschaftlerin, die ein breites heimisches Publikum ansprechen will, dürfte aber kein sonderliches Interesse daran haben, die ganze Netto-Null-Idee bis 2050 als völlig unzureichend abzutun. In der Debatte in den USA gilt die Vorstellung, innerhalb von drei Jahrzehnten auf Netto-Null- Emissionen zu kommen, schon als extrem radikal. Und diese Taktik ergibt durchaus einen Sinn. Das Problem ist jedoch, dass wir Gleichheit und historische Emissionen einbeziehen müssen, wenn das Pariser Abkommen in globalem Maßstab funktionieren soll. Daran geht kein Weg vorbei. [...]
*''Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele.'' (Markus 10,45)<br>


Wir haben es seit unserem Jäger und Sammler-Vorfahren weit gebracht. Aber unsere Instinkte hatten nicht genügend Zeit, Schritt zu halten. Sie funktionieren immer noch weitgehend so wie vor fünfzigtausend Jahren, in einer anderen Welt, lange bevor wir Landwirtschaft, Häuser, Netflix und Supermärkte entwickelt haben. Wir sind für eine völlig andere Wirklichkeit gemacht, und unserem Gehirn fällt es schwer, auf Bedrohungen zu reagieren, die für viele von uns nicht unmittelbar und plötzlich auftauchen, Gefahren wie die Klima– und Ökologiekrise. Gefahren, die wir nicht klar erkennen, weil sie zu komplex, zu langsam und zu weit entfernt sind.
Jesu Lebenshingabe ist drittens Voraussetzung seiner Auferstehung, die in der Sicht des Markus mit der Erlösung identisch ist:


[...] Sind wir imstande, unser Können, unser Wissen und unsere Technologie für einen Kulturwandel einzusetzen, der uns dazu bewegt, uns rechtzeitig zu verändern, um eine Klima- und Umweltkatastrophe abzuwenden? Dazu sind wir eindeutig in der Lage. Ob wir es auch tun, liegt ganz an uns." (S.22)
*''Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen.'' (Markus 9,31)<br>


====1.6 Die Entdeckung des Klimawandels, 23====
Markus bietet ein viertes Modell an, das in gewisser Weise die anderen Modelle in sich vereinigt; die Deutung der Erlösung als  '''Lebensrettung''':
''Michael Oppenheimer'':


====1.7 Warum haben sie nicht gehandelt?====
*''Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwilllen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis könnte ein Mensch sein Leben zurückkaufen?'' (Markus 8,35-37)<br>
''Naomi Oreskes'': "[...] Von 2000 bis 2016 gaben Interessengruppen der auf fossile Energie spezialisierten Brachen allein in den USA schätzungsweise 2 Milliarden Dollar für die Verhinderung von Maßnahmen gegen dir Klimakrise aus." (S.31)


====1.8 Kipppunkte und Rückkopplungsschleifen====
===Lukas===
''Johan Rockström'':
Lukas hat sein Evangelium als Wegbeschreibung Jesu mit seinen Jüngern gestaltet, Erlösung bedeutet für ihn, sich mit Jesus auf den '''Weg''' zu machen. Vor allem die auf Jesus bezogenen Voraussagen enthalten dieses Verständnis, zum Beispiel die Wahrsagung des greisen Zacharias über seinen Sohn Johannes, den Wegbereiter:


===1.9 "Dies ist die größte Geschichte der Welt", 42===
*''Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; denn du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten. Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden. Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens.'' (Lukas 1,76-79)
"Unsere Ursprünge lassen sich wie die aller anderen Lebewesen durch die Tiefen der Zeit bis zu den Quellen des Lebens zurückverfolgen, und daher sind wir untrennbar mit der Natur verbunden, soweit wir uns auch von ihr entfernen mögen.  
[...] Wer ist dafür verantwortlich, diese umfassende, ganzheitliche Geschichte zusammenzufügen? [...] Die Antwort ist: niemand – oder vielmehr wir alle. [...] Der Wandel, den wir brauchen, um diese sichere Zukunft zu gewährleisten, wird nicht aus dem Nichts kommen. Er wird aus einem Wandel der öffentlichen Meinung erwachsen, und dieser Wandel muss von uns mit allen effektiven Mitteln herbeigeführt werden, die wir aufbieten können. Er wird davon getrieben, wie wir entscheiden, diese Geschichte zu vermitteln. Es gibt keine Einheitsbotschaft, die für alle funktioniert. Es sind Tausende – sogar Millionen – unterschiedliche Herangehensweisen notwendig, aber im Augenblick sind unsere Ressourcen, gelinde gesagt, beschränkt. Wir müssen ''koka soppa pa en spik'', wie wir in Schweden sagen, 'aus einem Nagel eine Suppe kochen', also mit dem auskommen, was wir haben. Und was wir haben ist Moral, Empathie, wissenschaftliche Erkenntnisse, Medien und – in einigen glücklichen Teilen der Welt – Demokratie. Das sind einige der besten Instrumente, über die wir gegenwärtig verfügen, und wir alle müssen anfangen, sie zu nutzen." (S.42/43)


==Wie unser Planet verändert wird==
Die Deutung der Erlösung als Heilung wird – in Fortentwicklung von Markus und Matthäus – mit dem Thema der '''Vertreibung der bösen Geister''' verbunden:


===2.1 "Das Wetter scheint auf Steroiden zu sein", 50===
*''Wenn ich aber die bösen Geister durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen.'' (Lukas 11,20)<br>
''Thunberg'':


====2.2 Wärme====
===Die Schüler des Paulus===
''Katharine Hayhoe'':
Unter dem Namen des Paulus sind mehrere Briefe überliefert, die nicht von ihm selbst, sondern von seinen Schülern geschrieben wurden:<br>
Der Colosserbrief beschreibt Erlösung als '''Aufnahme aller in die Liebe Gottes''':


====2.3 Methan und kurzlebige Treiber des Klimawandels====
*''Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht.'' (Colosser 3,12)<br>
''Zeke Hausfather'':


====2.4 Luftverschmutzung und Aerosole====
Der Epheserbrief beschreibt die '''Verwandlung von Ferne in Nähe''' durch Christi Tod und die Verwandlung von Feindschaft in Frieden:
''Björn H. Samset'':


====2.5 Wolken====
*''Jetzt aber seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, durch Christus Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. Denn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder. Er hob das Gesetz samt seinen Geboten und Forderungen auf, um die zwei in seiner Person zu dem einen neuen Menschen zu machen. Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet.'' (Epheser 2, 13-16)<br>
''Paulo Ceppi'': "Wir wissen zwar schon seit langem, dass die Konzentration von Treibhausgasen zu einer Erwärmung der Erde führt, doch das genaue Ausmaß der Erwärmung hängt weitgehend von den Wolken ab. [...] So gilt etwa: je höher die Wolke, desto größer die Wirkung nach Art einer isolierenden Decke. Im globalen Durchschnitt jedoch und unter Berücksichtigung sämtlicher Wolkenarten ist der kühlende Sonnenschirmeffekt etwa doppelt so groß wie die Wirkung nach Art einer isolierenden Decke. Unser Planet wäre erheblich wärmer, wenn es keine Wolken gäbe.


Wenn es gar keine Wolken gäbe, wäre die Wirkung auf das Klima etwa fünf mal so groß wie die einer Verdopplung der Kohlendioxidkonzentration in der Atmosphäre. Daraus folgt, dass selbst geringfügige Veränderungen in der Wolkenbedeckung die zukünftige globale Erwärmung beträchtlich vergrößern oder verkleinern könnten. [...]
===Der Hebräerbrief===
Das Wolkenfeedback war lange Zeit ein großer Unsicherheitsfaktor bei der Prognose des Klimawandels. [...] Neuere wissenschaftliche Fortschritte veranlassen indessen Klimawissenschaftler zu dem Schluss, dass Wolken die globale Erwärmung insgesamt verstärken. Beobachtungen und Modelle zeigen, dass dies auf zweierlei Weise geschieht. Ein Anstieg der Anzahl niedriger Wolken über den Weltmeeren im Bereich der Tropen verringert den Sonnenschirmeffekt und vergrößert entsprechend die Absorption von Sonnenlicht an der Meeresoberfläche. Ein weltweiter Anstieg in der Höhe der Wolken verstärkt zugleich deren Wirkung als isolierende Decke." (S.62/63)
[[Datei:Gnadenstuhl.jpg]]<br><br>
In der Sicht des Hebräerbriefes hat Christus für uns bewirkt, dass wir Gott nahe kommen, indem wir durch seine Vermittlung als ewigen Priester '''vor Gott hintreten''':


====2.6 Die rasche Erwärmung der Arktis und der Jetstream====
*''Eine bessere Hoffnung wird eingeführt, durch die wir Gott nahe kommen.'' (Hebräer 7,19)
''Jennifer Francis'':
*''Jesus hat, weil er auf ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum. Darum kann er auch die, die durch ihn vor Gott hintreten, für immer retten; denn er lebt allezeit, um für sie einzutreten.'' (Hebräer 7,24-25) <br>


====2.7 Gefährliches Wetter====
===Johannes===
''Friederike Otto'':
Johannes deutet die Erlösung so, dass uns Jesus Christus ermöglicht, das ewige Leben Gottes zu erwerben, '''Kinder Gottes''' zu werden als seine Erben und als Teilnehmer an seiner Lebensweise:


*''Allen, die ihn aufnahmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden, .. aus seiner Fülle haben wir empfangen Gnade über Gnade.'' (Johannes 1,12.16)
*''Das ist das ewige Leben: Dich, den einzigen wahren Gott zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast.'' (Johannes 17,3)


===2.8 "Der Schneeball ist ins Rollen gebracht", 74===
===Dogma===
''Thunberg'': '''Vielleicht ist die Bezeichnung''' das Problem. ''Klimawandel''. Das klingt nicht sonderlich schlimm. [...] Menschen, die in einem der zahlreichen Länder des globalen Nordens mit hohen Emissionen leben, könnten die Vorstellung eines Klimawandels durchaus für alles andere als beunruhigend und gefährlich halten. Eine sich ändernde Welt. Ein wärmer werdender Planet. Was sollte man daran nicht mögen?
Es gibt eine kirchliche Sprachregelung, die davor schützen soll, dass die Kirche in Beliebigkeit auseinanderdriftet, weil jeder alles und jedes mit dem gleichen Anspruch auf Wahrheit sagen kann. Diese Sprachregelung ist so organisiert, dass die Bischöfe als Träger des Lehramtes Lehrsätze (Dogmen) formulieren, oft verbunden mit Bannflüchen, die diejenigen aus der Gemeinschaft der Kirche ausschließen, die etwas mit den Dogmen Unvereinbares lehren. Die Dogmen unterscheiden sich hinsichtlich ihres Bekanntheitsgrades und ihrer Nähe zum Kerndogma des Christentums, der Erlösung der Menschen durch Jesus Christus. Die nach diesen Kriterien wichtigsten Dogmen sind im Glaubensbekenntnis zusammengefasst. Im „großen Glaubensbekenntnis“ heißt es knapp:


[...] Aber das Klima verändert sich nicht einfach nur, es destabilisiert sich. Es bricht zusammen. (S. 74)
*''Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er (Jesus Christus, Gottes eingebore¬ner Sohn) vom Himmel herabgekommen.''


====2.9 Dürren und Überschwemmungen====
Die Synode von Quiercy definierte im Jahre 855:
''Kate Marvel'':


====2.10 Eisschilde, Schelfeis und Gletscher====
*''Der allmächtige Gott will alle Menschen ohne Ausnahme heiligen. Es werden aber nicht alle heilig. Die Heiligung der Geheiligten ist ein Geschenk, denen, die zu Grunde gehen, geschieht, was sie verdient haben.''<ref>Denzinger Schönmetzer: Enchiridion Nr. 623 </ref><br>
''Ricarda Winkelmann'':


====2.11 Die Erwärmung der Meere und der Anstieg des Meeresspiegels====
Das Konzil von Trient deutet – wie Luther – Erlösung mit Paulus als Rechtfertigung und zählt in sauberer scholastischer Logik auf: deren Zielursache (die Verherrlichung Gottes und das ewige Leben), deren Wirkursache (Gottes Erbarmen), deren Werkzeug (die Taufe) und deren Form (Gottes gerecht machende Ge¬rechtigkeit). Dazwischen wird auch eine Verdienstursache angegeben:
''Stefan Rahmstorf'':


====2.12 Versauerung der Ozeane und Meeresökosysteme====
*''Die Verdienstursache'' <der Gerechtsprechung des Sünders> ''ist unser Herr Jesus Christus, der uns, als wir noch seine Feinde waren, in unergründlicher Liebe liebte und uns durch sein hochheiliges Leiden am Kreuzesholz Gerechtsprechung verdiente.''<br>
''Hans-Otto Pörtner'':


====2.13 Mikroplastik====
===Dogmatik===
''Karin Kvale'':
Eine der theologischen Wissenschaften, die Dogmatik, erforscht den logischen Zusammenhang der Dogmen der Kirche und bietet damit der kirchlichen Lehrtätigkeit in Universität, Predigt und Schule eine zeitgemäße Grundlage. Weil aber die Menschen verschieden sind und verschiedene Blickrichtungen auf das Ganze des Glaubens haben, kann und muss es mehrere Dogmatiken geben, die sich alle auf dieselben Dog¬men der Kirche beziehen. Man kann auch verbreitete Schwerpunktsetzungen der Lehre in der Kirche bedauern, unglückliche historische Entwicklungen aufzeigen und Korrekturen vorschlagen.<br>
Die Vielfalt biblischer Modelle, zu begreifen, was Jesus für die Menschheit getan hat, ist leider in der Geschichte verengt worden, als eine juristische Analogie als die maßgebliche Erlösungslehre galt. Dabei sind zwei Denkmuster miteinander verbunden worden, die gar nicht gut zusammen passen:<br>


====2.14 Süßwasser====
*Das Modell der Erlösung als Begnadigung, als unverdiente Gerechtsprechung.
''Peter H. Gleick'':
*Das Modell der Begleichung einer Schuld und des Loskaufs aus Schuldknechtschaft. <br>


===2.15 "Es ist viel näher als wir glauben", 96===
Beides sind in einer feudalen Zeit, in der Sklaverei existierte, sehr starke Hoffnungsbilder; Begnadigung und Loskauf aus der Sklaverei waren sicher die stärkste Befreiung, die ein Mensch für einen anderen erwirken konnte. Kombiniert man aber beide Vergleiche, dann entsteht die Vorstellung einer Begnadigung, für die jemand die verdiente Strafe anstelle des Schuldigen auf sich nimmt. Dies aber würden wir keineswegs als gerecht empfinden. Nehmen wir an, der Bruder eines Mörders würde auf¬grund eines falschen Geständnisses verurteilt und nach Verbüßung der Strafe frei gelassen. Durch verbesserte kriminaltechnische Methoden kann man aber Jahrzehnte nach der Tat dem wirklichen Mörder seine Schuld nachweisen. In diesem Fall würde der wirkliche Mörder auch verurteilt werden – und dem fälschlich verurteilten Bruder stünde Rehabilitation und Entschädigung zu.<br>
''Thunberg'': "So schmilzt der Permafrostboden nicht nur an den Küsten des arktischen Ozeans. Er schmilzt auch in Italien, Österreich und anderen alpinen Bergregionen. In der Schweiz machte 2017 ein gewaltiger Erdrutsch, teils ausgelöst durch schmelzende Permafrostböden in großer Höhe, das Dorf Bondo dem Erdboden gleich." (S.97)
In unserer Rechtsordnung dient Strafe nicht der Genugtuung, sondern einerseits dem Schutz der Gesellschaft vor Straftaten, anderseits soll der Straftäter lernen, sich in ein Leben ohne weitere Straftaten hineinzufinden (wodurch ja auch der Schutz vor Straftaten bestmöglich gewährleistet wäre). Die These, bei Gott sei das eben alles anders und seine Wut auf den Sünder könne durch die Hinrichtung dessen, der ohne Sünde war, beruhigt werden, passt daher für uns nicht zu Gott als liebem Vater und treuem Bündnispartner (Römer 8,15; Hebräer 10,23).<br>
Der Christ ist nicht verpflichtet, ein Deutungsmodell der Erlösung zu pflegen, das sich angesichts der Weiterentwicklung des Rechtsverständnisses heute nicht begreiflich machen lässt, ja, absurd erscheint.<br>


====2.16 Waldbrände====
===Liedgut===
''Joëlle Gergis'': "[...] Bei großen Waldbränden werden durch die Verbrennung der Vegetation riesige Mengen Kohlenstoff in die Atmosphäre entlassen. [...] Neben ihren Auswirkungen auf die Emissionen produzieren Waldbrände auch große Rauchwolken, die eine für die menschliche Gesundheit schädliche Luftverschmutzung darstellen; sie kontaminieren das Wasser in den niedergebrannten Wassereinzugsgebieten und vernichten Habitate und wildlebende Tiere, die zur Aufrechterhaltung der globalen Bio Diversität erforderlich sind. Ein Beispiel für die komplexen Wechselwirkungen ist das Amazonasgebiet in Südamerika, eine riesige kohlenstoffsenke, die wegen des Klimawandels heute austrocknet, und zugleich werden die Wälder niedergebrannt oder gefällt, um Platz für eine industrialisierte Landwirtschaft zu schaffen. Das stellt nicht nur eine Gefahr für den globalen Kohlenstoffkreislauf da, sondern droht auch einen der verbliebenen Biodiversitätshotspots der Welt zu zerstören. [...] Die Rekordwaldbrände in Australien vernichteten in einer einzigen Waldbrandsaison phänomenale 24 Millionen Hektar und setzten über 715 Millionen Tonnen Kohlendioxid frei – das ist mehr als die gesamten Emissionen des Landes innerhalb eines ganzen Jahres. Und durch das gewaltige Ausmaß der Zerstörung von Lebensräumen wurden unvorstellbare 3 Milliarden Tiere getötet oder vertrieben. [...]
[[Datei:Effigies.jpg|thumb|right|320px|Pilgerurkunde vom Besuch des Vera Effigies in Rom (19. Jahrhundert)]]
Weiter nördlich setzten Hitze und Dürre beispiellosen Ausmaßes die arktischen Wälder und Torflandschaften Sibiriens und Ostrusslands in Brand, wobei die Rauchfahnen erstmals in der aufgezeichneten Geschichte den Nordpol erreichten." (S.102-104)
In der Karwoche ist das Leiden Jesu Christi als Thema vorgegeben, und die Dichter bedienen sich nahezu aller Deutungen und Vergleiche, die Bibel und Tradition anbieten. Gelegentlich wird vorgeschlagen, beliebte Lieder wegen ihrer problematischen Gedanken ganz aus dem Liedgut der Kirche zu entfernen, zum Beispiel das Lied O Haupt voll Blut und Wunden  , das von dem evangelischen Dichter Paul Gerhardt 1656 als Übersetzung des Chorals Salve Caput Cruentatum von Arnulf von Löwen aus dem Jahr 1250 geschaffen worden ist. Johann Sebastian Bach hat das Lied mehrfach vertont. Es heißt in der vierten Strophe:<blockquote>''Was du Herr hast erduldet, ist alles meine Last''<br />''Ich, ich hab es verschuldet, was du getragen hast.''</blockquote>
Man kann diese Verse auf das Modell der stellvertretenden Strafe beziehen, man muss aber nicht. Dass einer des anderen Last – auch Schuldenlast im direkten und übertragenen Sinn - trägt, lässt sich ohne Rückgriff auf ein juridisches Erlösungsverständnis erklären. Man müsste das Lied nur weiter singen:<blockquote>''Wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein,''<br />''so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Not und Pein.''</blockquote>
Da geht es um den Trost in der Angst durch die Nähe des Herrn, von dem auch  Epheserbrief und Hebräerbrief reden. Dies Motiv eignet sich heute in Katechese und Religionsunterricht besonders gut als Ausgangspunkt des Gesprächs.


====2.17 Das Amazonasgebiet====
===Zusammenfassung===
''Carlos Nobre/Julia Arieira/Natália Nascimento'': "[...] 95 % der Entwaldung erfolgt innerhalb eines Streifens von 5,5 km beiderseits der Straßen." (S.107)
In einer Tabelle sind die angebotenen Erlösungsmodelle noch einmal zusammengefasst. Dass es alleine in den kanonischen Schriften sehr viele gibt, mehr jedenfalls als in der Tabelle, zeigt schon, dass man nicht eines gegen andere ausspielen darf.  
[[Datei:Erlösungsmodelle.jpg|thumb|center|750px|Erlösungsmodelle]]
Fakt ist, dass Jesus von Nazaret aufgrund eines ungerechten Urteils hingerichtet wurde und dass die Kirche Jesu Christi nach seinem Tod entstanden ist und dass viele, viele Menschen froh waren und sind, zu dieser Kirche zu gehören. Diese Fakten sind zu erklären und zwar so zu erklären, dass Menschen heute einen Zugang zur Kirche und zu Christus finden und erfahren, was Erlösung bedeutet.


====2.18 Boreale und gemäßigte Wälder====
==Ein Zugang zur Rechtfertigungslehre==
''Berverly E. Law'': "[...] Besorgniserregend ist indessen, dass in kohlenstoffreichen Wäldern in aller Welt bereits {{wpde|Kippelemente im Erdklimasystem|Kipppunkte}} überschritten wurden, an denen sie sich aus Senken in Quellen verwandelten. So geschah es 2002 in Wäldern in British Columbia, [...]" (S.112)
Dieser Versuch, die Rechtfertigung – Erlösung, Befreiung – des Menschen, die vom Leben und Sterben Jesu von Nazaret ausgeht, Menschen heute zu erklären, ist einer Anregung von Wilfried Härle verpflichtet <ref>siehe Anmerkung 2!</ref> und besteht in fünf Schritten:


====2.19 Terrestrische Biodiversität====
#Das Rahmenproblem: Gelungenes und misslungenes Leben
''[https://scholar.google.com/citations?user=DhrCDz8AAAAJ&hl=de Adriana de Palma] / [https://scholar.google.co.uk/citations?user=6exF7goAAAAJ&hl=en Andy Purvis]:'': [...] Die erste menschengemachte Veränderung liegt weit zurück in der Vorgeschichte, als wir erstmals mit zahlreichen Arten in aller Welt in Berührung kamen. Unsere Jagd trug zur Ausrottung vieler große Säugetiere – und Vogelarten (das 'Aussterben der {{wpde|Megafauna}}') bei, während Ratten und Katzen, für deren Ausbreitung wie auf vielen isolierten Inseln sorgten, diverse Vogelarten vernichteten, die inzwischen flugunfähig waren, weil sie sich in einer von räuberfreien Umwelt entwickelt hatten.
#Der Einfluss anderer Menschen
#Die Fähigkeit Bejahung anzunehmen
#Wie Gott ins Spiel kommt
#Leben und Sterben Jesu


Vor etwa 10.000 Jahren begann die sesshafte Landwirtschaft das Nomadendasein zu ersetzen und löste damit die zweite Veränderungswelle aus. [...]


Ab der Mitte des 18. Jahrhunderts führten miteinander verbundene Revolutionen in Landwirtschaft und produzierenden Gewerbe zur dritten Welle. Aus der Bewirtschaftung der Ökosysteme wurde deren Beherrschung. Das daraus resultierende Bevölkerungswachstum erhöhte den Bedarf an Ackerland und Holz als Bau- und Brennstoff, was zu einer weiteren Entwaldung führte. Heute benutzen wir in fast allen Bereichen der Wirtschaft fossile Brennstoffe und produzieren CO2 weitaus schneller, als die Ökosysteme aufnehmen können. [...] In Regionen mit weit verbreiteter Subsistenzlandwirtschaft ähneln die Auswirkungen eher denen in der zweiten Welle. Dort kommt es lokal zu einem verstärkten Verlust an Biodiversität, wenn komplexe natürliche in weniger komplexe agrarische Ökosysteme umgewandelt werden, doch die so entstehenden Landschaften – ein komplizierter häufig wechselnder, aber von Agrochemie freigehaltener Flickenteppich - vermag die Biodiversität auf einem mittleren Niveau zu halten.
===Das Rahmenproblem: Gelungenes und misslungenes Leben===


In Regionen, in denen die dritte Welle in vollem Gange ist, ist das Gewebe des Lebens inzwischen so dünn, dass es zerreißen kann. Intensiv bewirtschaftetes Ackerland ist derart einfach strukturiert, dass es dort nur wenig Vegetation für wildlebende Arten gibt.
Unter welchen Umständen würde ich sagen „Mein Leben ist gelungen?“ – oder eingestehen müssen „Mein Leben ist misslungen.“ – Kommt man mit jungen Menschen über diese Frage ins Gespräch, werden eine Reihe von Maßstäben vorgeschlagen: „wenn ich Erfolg im Beruf habe“, „wenn ich nicht auf die schiefe Bahn gerate“, „wenn das mit der Familie gut geht“, „wenn ich immer genug Geld habe“.
Da man dem Ökosystemen so viel Biomasse entnimmt, bleibt nur wenig zurück, das als Grundlage für komplexe Nahrungsnetzwerke dienen könnte. Die globale Vegetationsbiomasse und die Baumbedeckung sind heute nur etwa halb so groß, wie sie es unter natürlichen Bedingungen wären. Und der Viehbestand der Erde ist deutlich größer als der Gesamtbestand der mehr als 5000 Arten wildlebender Säugetiere. [...]
Ironischerweise sind die an Schädlingsbekämpfungsmittel am besten angepassten Arten ausgerechnet die Schädlinge selbst, während oft Tausende von Arten, die zur natürlichen Schädlingsbekämpfung, zur Bestäubung und zur Bodenverbesserung hätten beitragen können, vernichtet werden.
Dazu gehören zahlreiche Wespenarten, deren Larven Schädlinge [...] auffressen; außerdem Bienen, Fliegen, Käfer, Nachtfalter und Schmetterlinge, die von den meisten Nutzpflanzen für die Bestäubung benötigt werden; Und schließlich Regenwürmer und zahlreiche Insekten wie {{wpde|Springschwänze}}, die Nährstoffe aus toten Pflanzen recyceln und den Boden düngen. Die intensive Landwirtschaft hat die Agrarproduktion zwar beträchtlich gesteigert, doch fast alle übrigen Vorzüge der Natur für den Menschen sind in den letzten 50 Jahren weltweit zurückgegangen.
Die jüngste Bedrohung für die Natur ist der von Menschen gemachte Klimawandel. [...]
Der Klimawandel hat zwar bisher längst nicht zu solchen Biodiversitätsverlusten geführt wie die Landnutzung durch die Menschen, doch die Alarmglocken läuten. Eine große regionale Artenvielfalt entstand nur, wenn das Klima stabil war. [...] Wenn Ökosysteme an Biodiversität verlieren, speichern Sie auch [weniger] Kohlenstoff und können schlechter mit Extremwetterereignissen und anderen Aspekten des Klimawandels fertig werden. Eine nachhaltige Zukunft ist dennoch möglich, wenn wir der Natur mehr Raum geben ''und'' weniger von ihr verlangen. Wenn wir die Zahl der aussterbenden Arten in den kommenden Jahrzehnten möglichst gering halten und die schlimmsten Auswirkungen der Erwärmung vermeiden wollen, müssen wir uns um die Regionen mit einem reichen Bestand an einzigartigen Arten kümmern, indem wir Ökosysteme wiederherstellen und schützen. Die Wiederherstellung von Ökosystemen mit hoher Kohlenstoffeinlagerung und hoher Biodiversität ist eine wahrhaft auf der Natur basierende – und dringliche Lösung." (S.115/17)


====2.20 Insekten====
Im Gespräch wird auffallen, dass die Ziele nicht vom einzelnen allein abhängen, und dass es geschichtliche Situationen gab und gibt, in denen „Erfolg im Beruf“ (zum Beispiel als Kommandant eines Erschießungskommandos oder als Spitzel) gerade nicht für gelingendes Leben stand, sondern für Anpassung an ein System, das als ganzes „auf die schiefe Bahn geraten ist“. Und Versuchungen zu unrechter Anpassung gibt es nicht nur in diktatorischen Systemen, sondern überall.  
''Dave Goulson'': "Mein Leben lang haben Insekten mich fasziniert. Schon mit fünf oder sechs Jahren sammelte ich gelb-schwarz geringe lte Raupen in dem Unkrautstreifen [...] und fütterte sie, bis sie sich schließlich in [...] Nachtfalter verwandelten (die Sie möglicherweise als {{wpde|Jakobskrautbär|Jakobskrautbären}} erkannt hätten). [...] In den letzten 30 Jahren spezialisierte ich mich auf die Erforschung der Ökologie von Hummeln, den großen, pelzigen, geringelten Bienen, die während des ganzen Frühjahrs und Sommer schwerfällig zwischen den Blumen auf unseren Wiesen umhersummen. Ihre tollpatschige Erscheinung täuscht indessen, denn in der Insektenwelt sind sie intellektuelle Riesen mit einer erstaunlichen Navigations- und Lernfähigkeit und einem komplexen, zuweilen auch blutrünstigen sozialen Leben." (S.118)


"Insekten bilden den Löwenanteil des Lebens auf der Erde. Mehr als zwei Drittel der 1,5 Millionen bekannten Arten sind Insekten.[...]
Es gibt demnach einerseits keine Garantie auf gelingendes Leben, da kann ich mich anstrengen, wie ich will. Anderseits kann ich, wenn ich mich nicht anstrenge oder verzocke, selbst die Ursache meines misslingenden Lebens werden. In diesen beiden Aussagen gründet der Stress, der von dem Thema ausgeht.


'''Ohne Insekten würde unsere Welt zum Stillstand kommen. Sie kann ohne Insekten nicht funktionieren.'''
===Der Einfluss anderer Menschen===


[...] In Großbritannien sind die Schmetterlingspopulationen seit 1976 um 50 Prozent geschrumpft. Die Biomasse der Fluginsekten verringerte sich in deutschen Naturschutzgebieten von 1989-2016 um alarmierende 76 Prozent. In den Niederlanden gegen die Population der Köcher fliegen zwischen 2006 und 2017 um 60 Prozent und die Biomasse der Nachtfalter zwischen 1997 und 2017 um 61 Prozent zurück [...] Versuche zur Berechnung eines durchschnittlichen Rückgangs lassen den Schluss zu, dass dieser Wert bei 1 bis 2 Prozent jährlich liegen dürfte. Das mag nicht viel erscheinen, könnte aber einer Apokalypse der Insekten innerhalb einer einzigen menschlichen Lebenszeit nahekommen. Leider werden wissen wir nicht, wann dieser Rückgang begann, da wir für die Zeit vor den 1970er Jahren keine Daten besitzen. Wahrscheinlich beobachten wir gegenwärtig die Schlussphase eines weitaus längeren Schrumpfungsprozesses. Wir wissen auch nicht, was mit den Insekten in den Tropen geschieht, dem großen Hotspot der Insektenbiodiversität. Es ist besorgniserregend, dass die Datenlage zum Zusammenbruch der Insektenpopulationen bisher nur Stückwerk ist, fast alle Langzeitstudien zu den Insektenpopulationen stammen aus Europa und Nordamerika.  
Den grundlegenden Impuls für ein gelingendes Leben geben die Eltern, später die Erzieherinnen und Erzieher in der Kindertagesstätte, die Lehrerinnen und Lehrer in Schule und Universität, nicht zu vergessen die Gleichaltrigen in den Gruppen und Klassen. Wenn es gut geht, wird dem einzelnen durch viele Zeichen mitgeteilt, dass er, sie liebenswert ist und dass es gut ist, am Leben zu sein. Wenn es gut geht.


[...] Drei Jahre vor meiner Geburt, nämlich 1962, warnte {{wpde|Rachel Carson}} in ihrem Buch ''{{wpde|Der stumme Frühling}}'', wir fügten unserem Planeten fürchterlichen Schaden zu. [...] Die von Carson aufgezeigten Probleme mit Pestiziden und Düngemitteln haben sich noch deutlich verschärft. Jedes Jahr gelangen heute weltweit schätzungsweise 3 Millionen Tonnen Pestizide in die Umwelt [...] die weitaus giftiger für Insekten sind als alles, was es zu Carsons Zeit auf diesem Gebiet gab. So ist das zu den Neonikotinoiden gehörende Insektizid Imidacloprid heute das weltweit meist eingesetzte Insektizid, obwohl die EU es 2018 wegen seiner Bienenschädlichkeit verbot. {{wpde|Imidacloprid}} ist für Bienen 7000 Mal giftiger als das in den 1960er und 1970er Jahren weithin verwendete Insektizid {{wpde|DDT}}." (S.118/119)
===Die Fähigkeit Bejahung anzunehmen===


"Der US-amerikanische Biologe {{wpde|Paul R. Ehrlich|Paul Ehrlich}} verglich den Artenverlust in einer ökologischen Gemeinschaft einmal mit {{wpde|Niet|Nieten}}, die sich zufällig aus den Flügeln eines Flugzeugs lösen. Verliert das Flugzeug eine oder zwei Nieten wird das wahrscheinlich keine Folgen haben. Verliert es da gegen zehn, zwanzig oder gar fünfzig Nieten, versagen irgendwann die Flügel in katastrophaler Weise und das Flugzeug stürzt ab.  
Aber selbst wenn es gut geht, reicht die Mitteilung der anderen nicht aus, sondern es muss auch zum eigenen Bewusstsein werden, dass mein Leben gerechtfertigt ist. Und  dieses Bewusstsein muss sich von dem Urteil der anderen selbständig machen. Dabei gibt es Krisen, die entstehen, wenn Verluste an die Endlichkeit des Lebens erinnern; noch größere Zweifel weckt die Einsicht in die Sünde, wenn ich Anlass sehe Gewohnheiten drastisch zu verändern, umzukehren und mich von Teilen meines Lebens zu distanzieren.  


Die Insekten sind gleichsam die Nieten, die das Funktionieren von Ökosystemen gewährleisten.
===Wie Gott ins Spiel kommt===


Wenn wir den Rückgang der Insekten umkehren wollen, müssen wir handeln, und zwar jetzt. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Gesellschaft den Wert der Insekten erkennt – den Wert dessen, was sie für uns tun, und den Wert, den sie an sich darstellen. Am besten beginnen wir damit natürlich bei unseren Kindern, indem wir ihr Umweltbewusstsein möglichst früh fördern. Wir müssen unsere Städte begründen. Stellen Sie sich vor, die Städte wären voller Bäume, Gemüsegärten, Teiche und wilder Blumen in jeder verfügbaren Ecke: in Hausgärten, Stadtparks, Kleingärten [...] - sie alle frei von Pestiziden und voller Leben. [...] Wir müssen mit der Natur arbeiten, Raubinsekten und Bestäuber aktiv fördern und aufhören, die Insekten zu bekämpfen und zu vernichten. Alternative Anbauformen wie organische und biodynamische Landwirtschaft, {{wpde|Permakultur}} und {{wpde|Agroforstwirtschaft}} haben hier viel zu bieten. Es gibt einen großen Hunger nach Veränderung. [...]
Es leuchtet unmittelbar ein, dass es mir sehr helfen wird, wenn ich glauben kann, dass mein Leben von Gott, dem unendlichen Sein, gewollt ist, dass die Zuwendung der anderen und mein Bewusstsein gelingenden Lebens als endliche Zeichen zurückverweisen auf die unbedingte Bejahung meines Schöpfers.
Es ist noch nicht vollkommen zu spät. Die meisten Insektenarten sind noch nicht ausgestorben, aber viele Bestände haben nur einen Bruchteil ihrer früheren Größe und bewegen sich am Rande der Auslöschung. [...] Wenn wir uns an Paul Ehrlichs Vergleich mit den Nieten an einem Flugzeugflügel halten, könnte es durchaus sein, dass wir dem Punkte nahe sind, an dem die Flügel abfallen." (S.121/122)
Damit sind aber zwei Fragen nicht beantwortet:
 
   
====2.21 Der Naturkalender====
#Widerlegt die Krise nicht die Zuwendung Gottes? Liebende Eltern würden ihr Kind nicht Tod und Verlust aussetzen, wenn sie es verhindern könnten.
''Keith W. Larson'': "[...] Sowohl das Verbreitungsgebiet als auch die {{wpde|Phänologie}} sind unglaublich empfindliche Indikatoren des Klimawandels. Sie werden inzwischen intensiv erforscht, um früher Anzeichen des Wandels in den Ökosystemen der ganzen Welt zu erkennen. Wenn unser Planet wärmer wird, bleiben den Pflanzen und Tieren nur wenige Möglichkeiten. Sie können den für ihr Leben notwendigen Bedingungen folgen, das heißt in der Regel, in größerer Höhe oder höhere Breiten auszuweichen. Oder sie verändern das Timing ihre phänologischen Ereignisse, das heißt etwa für Pflanzen, dass sie im Frühling früher austreiben und blühen. Wenn sie nicht in der Lage sind, räumlich auszuweichen oder ihre phänoogische Uhr an rasche Veränderungen des Klimas oder der Umwelt anzupassen, besteht die Gefahr, dass sie lokal, regional oder weltweit aussterben. Entscheidend ist hier die Geschwindigkeit des Wandels. [...] Im gemäßigten Nordamerika hat mehr als die Hälfte aller Pflanzen- und Tierarten ihr Verbreitungsgebiet in die Höhe oder nordwärts verlagert. Besonders dramatisch ist die Lage in der {{wpde|Kryosphäre}} (den ganzjährig vom Winter beherrschten Gebieten), wo zahlreiche arktische und antarktische Spezialisten wie Eisbären und Pinguine leben. Diese Region schrumpft jährlich um 87.000 Quadratkilometer.
#Kann der gerechte Gott einen Sünder bejahen, hieße das nicht das Unrecht zu rechtfertigen?
 
Faszinierend ist auch, dass manche Arten sich an eine wärmere Welt nicht durch eine geographische Verlagerung, sondern durch eine verringerte Körpergröße anpassen. [...]
 
Im gemäßigten borealen und arktischen Klima kann ein durch extrem warme Winter ausgelöster Scheinfrühling verheerende Folgen für Pflanzen und deren Bestäuber haben, denen warme Frühlingstemperaturen als auslösende Reiz dienen. [...] Nicht nur Arten verlagern ihr Verbreitungsgebiet, ganze {{wpde|Biom|Biome}} verschieben sich. Für das arktische Biom, die Tundra, ist es nicht möglich, nach Norden auszuweichen. (S. 123/124)
 
====2.22 Boden, 125====
''Jennifer L. Soong'': "Weltweit enthält der Boden 3000 Gigatonnen Kohlenstoff – etwa das Vierfache der Kohlenstoffmenge in der Atmosphäre und in allen Pflanzen der Welt zusammen genommen. Dieser riesige unterirdische Speicher reguliert den globalen Kohlenstoffkreislauf [...]
Die organischen Kohlenstoffverbindungen im Boden entstehen, wenn Pflanzen durch Photosynthese CO2 aus der Luft aufnehmen und in ihr Gewebe einbauen, wobei sie dem Boden Nährstoffe als Energielieferanten entziehen. [...] Bei der Zersetzung des pflanzlichen Materials gelangen die Nährstoffe wieder in den Boden, wo sie für weiteres Pflanzenwachstum zur Verfügung stehen, während ein Großteil der Kohlenstoffverbindungen von Mikroorganismen nahezu vollständig zerlegt und als CO2 wieder in die Atmosphäre entlassen wird. Das gilt jedoch nicht für den gesamten Kohlenstoff im Boden. Ein Teil davon bleibt im Boden, vor der Zersetzung geschützt durch klebrige mineralische Oberflächen oder zusammengehalten in Klumpen so genannter Bodenaggregate. [...] Mit der Zeit wurde die von Pflanzen im Boden deponierte Kohlenstoffmenge größer als die durch Zersetzung freigesetzte. So entstand die gewaltige Masse im Boden eingelagerten Kohlenstoffs auf die wir angewiesen sind, um die globale Bilanz der Treibhausgase auszugleichen. Das Atmen der Landflächen bei den Pflanzen Kohlenstoff einsaugen und Pflanzen im Verein mit Mikroorganismen Kohlenstoff ausstoßen, wobei ein kleiner Teil dauerhaft im Boden zurückbleibt, sorgt auf natürlichem Wege für einen um das zehnfache größeren Kohlenstoffdioxidkreislauf zwischen Boden und Atmosphäre als alle anthropogenen Emissionen zusammen genommen. Der natürliche Austausch von Kohlenstoff zwischen Atmosphäre und Boden ist von entscheidender Bedeutung für die Regulierung des Klimas – schon eine kleine Veränderung könnte gewaltige Auswirkungen auf das Klima haben und den globalen Kohlenstoffkreislauf aus dem Gleichgewicht bringen
 
Mit steigenden Temperaturen beschleunigt sich die Aktivität der Mikroorganismen, und die Böden beginnen, mehr CO2 in die Atmosphäre zu entlassen. [...]
Diese positive Rückkopplung könnte besonders verheerend für die Ökosysteme im Norden sein, wo die Erwärmung am schnellsten erfolgt und die kalten klimatischen Bedingungen die Ansammlung eines riesigen Kohlenstoffspools ermöglicht haben. [...] Wir sollten auch mehr Bäume und andere tiefwurzelnde Gewächse anpflanzen und sie schützen. Wir sollten natürliche Ökosysteme erhalten und zu nachhaltigen Formen der Landwirtschaft übergehen. Wir müssen alles in unserer Macht stehende tun, um den Kohlenstoffpool im Boden zu vergrößern und das CO2 in der Atmosphäre zu verringern. Unsere Welt hängt davon ab." (S.125/126)
 
====2.23 Permafrost====
''Örjan Gustavsson'': "Nur wenige Prozesse in der Natur könnten innerhalb von Jahrzehnten einen Nettokohlenstofftransfair vom Boden oder den Meeren in die Atmosphäre verursachen, der groß genug wäre, um die Klimakrise beträchtlich zu verschärfen. Die beiden Topkandidaten sind hier das Auftauen der Permafrostböden und der Zusammenbruch der Unterwasserhydrate – die Destabilisierung gefrorenen Methans – in der Arktis. Der Permafrost ist ein Gemisch aus Boden, Sediment, altem Torf, Steinen, Eis und organischem Material, das über das ganze Jahr hinweg gefroren bleibt und sich sowohl an Land als auch unter Wasser befindet. [...] 60 Prozent der riesigen Landfläche der russischen Föderation bestehen aus Permafrost. [...] Die unzugängliche und wissenschaftlich nahezu unerforschte Küstenregion von der Größe Deutschlands, Polens, Großbritannien, Frankreich und Spanien zusammen genommen, birgt schätzungsweise 80 Prozent des unterirdischen Permafrost der Welt und etwa 75 Prozent der oberflächennahen Hydrate der Erde. [...]
Selbst wenn wir die globale Klimaerwärmung auf 1,5 °C begrenzen können, erwarten Wissenschaftler, dass bis gegen Ende unseres Jahrhunderts zwischen einem Drittel und der Hälfte des Permafrostgebiets verloren gehen wird. [...] Während der Zusammenbruch des Permafrost sich in der Arktis in den letzten Jahrzehnten verdoppelt hat, berichten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler heute, dass dieser Zusammenbruch samt der zugehörigen Freisetzung von Treibhausgasen im Hochland von Tibet zehnmal schneller zunimmt. [...]
Dieser schlafende Riese beginnt aufzuwachen, doch in unseren Kohlenstoffbilanzen wird er bislang nicht berücksichtigt. [...]
 
Wir müssen unverzüglich aufhören, den Lagerstätten in der Arktis fossile Brennstoffe zu entnehmen, und wir müssen es vermeiden, die Atmosphäre weiterhin mit kurzlebigen Schadstoffen wie rußgeladenen Aerosolen zu verschmutzen. [...] ie Emission von Rußpartikeln lässt sich leicht verringern, indem man das Abfackeln von Gas in der arktischen Erdöl- und Erdgasindustrie minimiert und im borealen Gürtel Skandinaviens, Russlands und Kanadas die Verbrennung von Holz in offenen Feuerstellen einschränkt." (S. 127-130)
 
====2.24 Was geschieht bei einer Erwärmung um 1,5 oder 2 oder 4°C? ,131====
''Tamsin Edwards'': "[...] Extreme Wetterereignisse jeder Art werden sich noch weiter verschlimmern (Schaubild 2 [S.132]). Bei einer Erwärmung um 1,5 °C werden die früher einmal pro Jahrzehnt aufgetreten Hitzewellen bis zur Mitte des Jahrhunderts viermal wahrscheinlicher sein, wobei hunderte Millionen von Menschen zusätzlich lebensbedrohlicher Hitze ausgesetzt sein werden. Bei einer Erwärmung um 2 °C werden solche extremen Hitzewellen fast sechsmal so wahrscheinlich sein, und bei einer Erwärmung um 4 °C werden die bisher als extrem Ereignisse angesehenen Hitzewellen fast jedes Jahr auftreten. Extreme Regenfälle und Dürren werden gleichfalls häufiger auftreten und stärker sein.
 
Auch aus dem All wird unsere Erde zunehmend anders aussehen. Selbst bei einer Erwärmung um 1,5 °C wird das Meer als auf dem Nordpolarmeer bis 2050 zumindest gelegentlich im September vollständig verschwunden sein. [...] Die Ozeane werden wärmer werden, die Eisschilde werden schrumpfen, der Meeresspiegel wird ansteigen – und das für Hunderte oder Tausende Jahre. [...] Eine Welt, in der immer mehr fossile Brennstoffe verbrannt würden, dürfte sich bis 2100 um 4-5 °C erwärmen. Glücklicherweise haben wir eine Politik auf den Weg gebracht, die es inzwischen unwahrscheinlicher macht, dass uns diese Zukunft droht. [...] Wenn wir diese Politik erfolgreich umsetzen, dürfte die Erwärmung nach heutigen Voraussetzungen in diesem Jahrhundert unter 3° bleiben.[...]
 
Doch der Kampf um das Klima wird nicht einfach gewonnen oder verloren. Es handelt sich um eine Kurve, die wir in Richtung einer besseren Welt verschieben können. [...] Was als Nächstes geschieht, bestimmen wir selbst. Zukünftige Generationen werden sehen, wie wir uns dabei geschlagen haben." (S.133-135)
 
==Die Folgen für uns==
 
===3.1 "Die Welt hat Fieber", 142===
''Thunberg'': "[...] der Exekutivdirektor des [https://en.wikipedia.org/wiki/Health_Emergencies_Programme_(WHO) Health Emergencies Programme] der {{wpde|Weltgesundheitsorganisation}} erklärte im Februar 2021 in einer Rede:
 
"Wir schaffen die Bedingungen, in denen Epidemien gedeihen, wir zwingen und drängen Menschen, wegen Klimabelastungen ihre Heimat zu verlassen. Wir tun so viel, und wir tun es im Namen der Globalisierung und einem gewissen Gefühl, jenem wunderbaren Ding nachzujagen, das man Wirtschaftswachstum nennt. Nun ja, meiner Ansicht nach ist das ein bösartiger Tumor; kein Wachstum, denn was es bewirkt; ist, dass es unhaltbare Praktiken antreibt in Bezug darauf, wie wir Gemeinden verwalten, Entwicklung verwalten, Wohlstand verwalten; wir stellen Schecks aus, die wir als Zivilisation in der Zukunft nicht einlösen können, und sie werden platzen. Meine Sorge ist, dass unsere Kinder diesen Preis bezahlen werden. Eines Tages, wenn wir nicht mehr da sind, werden unsere Kinder in einer Welt mit einer Pandemie aufwachen, die eine wesentlich höhere fallbezogene Fatalitätsrate hat, und das könnte unsere Zivilisation in die Knie zwingen. Wir brauchen eine Welt, die nachhaltiger ist, in der Profit nicht vor Gemeinschaften geht. Wo das nicht der Kernpunkt ist, wo das sklavische Festhalten an Wirtschaftswachstum aus der Gleichung herausgenommen wird."
 
Menschen, die dieses Buch in einigen Jahren, vielleicht auch in Jahrzehnten lesen, könnten meinen, solche Äußerungen hätten eine gewisse Wirkung erzielt. [...] Aber lassen Sie mich versichern, im Grunde hat niemand darauf reagiert. Wenn es um unsere Gesundheit geht, 'bewerfen wir uns selbst mit Steinen', wie Ana Maria Vicedo-Cabrera sagt. Gegenwärtig sind 37 Prozent der Hitzetode durch den Klimawandel verursacht, alljährlich sterben etwa zehn Millionen Menschen aufgrund von Luftverschmutzung, und da die Erde sich weiter erwärmt, könnten bis zum Ende des Jahrhunderts Milliarden Menschen von Malaria und Denguefieber bedroht sein. Und all das wegen einer Krise, die sich wohl am besten als Preis für das Streben nach kurzsichtigem Wirtschaftswachstum oder schlicht als Ergebnis einer Welt bezeichnen lässt, in der Gier, Selbstsucht und Ungleichheit alles aus dem Gleichgewicht gebracht haben." (S.143)


====3.2 Gesundheitliche Argumente für ein Handeln gegen den Klimawandel, 148====
''Tedros Adhanom Cebreyesus'': "[...] Der Klimawandel selbst verursacht keine Krankheiten, aber er hat Einfluss auf deren Verbreitungsmöglichkeiten und untergräbt unsere Bemühungen, diese zu bekämpfen. Nehmen wir zum Beispiel die Malaria. Der Anstieg der Temperaturen, der Niederschläge und der Feuchtigkeit erlaubt es dem Überträgern der Malaria, der {{wpde|Anophelesmücke}}, sich zu vermehren und ihr Verbreitungsgebiet zu erweitern. [...] Eine Studie der [...] WHO gelangt zu der konservativen Schätzung, der Klimawandel könne von 2030-2050 für zusätzliche 60.000 Malaria Tote verantwortlich sein. [...]


Da die Ärmsten meist keine Krankenversicherung haben, treiben Krankheiten und gesundheitliche Belastungen alljährlich 100 Millionen Menschen in Armut [...] Der Wechsel zu einer nährstoffreicheren, pflanzlich basierten Ernährung könnte die weltweiten Emissionen beträchtlich verringern, ein widerstandsfähigeres Nahrungssystem schaffen und bis 2050 -jährlich nahezu 5,1 Millionen ernährungsbedingte Todesfälle verhindern. [...] Viele Entscheidungsprozesse auf den Gebieten des Klimas berücksichtigen solche positiven gesundheitlichen Nebeneffekte jedoch bislang noch nicht." (S.144-146)
#Der erste Zweifel würde auf die Forderung zulaufen, dass nur unendliche Wesen geschaffen werden dürften, denn alle endlichen, zeitlichen, begrenzten Wesen erfahren in der Krise die Wahrheit über ihr Dasein.
#Der zweite Zweifel berücksichtigt nicht, dass der Sünder umkehren kann und dass es vielleicht Mittel gibt ihn dazu zu bewegen. Wir müssen aber damit rechnen, dass Gott, der in das Innerste des Menschen sieht, mehr weiß als wir mit unseren unvollkommenen Maßstäben.


====3.3 Hitze und Krankheit, 148====
Diese Überlegung hört sich logisch an. Es gibt aber einen letzten Zweifel: Könnte es aber nicht sein, dass sich der Mensch einen menschenfreundlichen Gott ausgedacht hat, um sich selbst akzeptieren zu können?
''Ana M. Vicedo-Cabrera'': "[...] Wenn Menschen hohen Temperaturen ausgesetzt werden, verfügen Sie über mehrere Systeme, die ihre Körpertemperatur innerhalb eines (schmalen) sicheren Bereichs um etwa 37 °C zu halten vermögen. Bei manchen Menschen funktionieren diese Systeme jedoch nicht ausreichend oder versagen bei extremen Wetterbedingungen – meist Hitze gepaart mit Feuchtigkeit. Die Luft um uns herum muss kühl sein, damit sie unsere Körperwärme abführen kann. Wir leben jedoch in Umgebungen, in denen die Luft häufig wärmer ist als unser Körper. Deshalb muss auch die Luftfeuchtigkeit niedrig sein, damit wir uns durch Schwitzen abkühlen und weiterhin Wärme aus unserem Körper ableiten können. Wenn die relative Luftfeuchtigkeit 100 Prozent erreicht, verdunstet der Schweiß jedoch nicht hinreichend und vermag unserer Haut nicht mehr abzukühlen. Temperaturen, die von 100 Prozent Luftfeuchtigkeit begleitet sind, werden als 'Feuchtkugeltemperaturen' oder 'Kühlgrenztemperaturen' bezeichnet. Kühlgrenztemperaturen um etwa 35°C sind tödlich – verursachen aber jedoch auch schon unterhalb dieser Grenze erhebliche Probleme. [...] Todesfälle sind indessen nur die Spitze des Eisbergs. So hat man auch Zusammenhänge zwischen Hitze und zunehmenden Hospitalisiertrungsrisiken aufgrund von Herzkreislauf – und Atemwegserkrankungen wie auch aufgrund von Frühgeburten gefunden. [...]


Klimaanlagen sind schlichtweg keine realistische Lösung für sehr große Zahlen von Menschen. Als nützlich haben sich auch öffentliche Hitzewarnsysteme erwiesen. Doch auch hier sollten wir vorsichtig sein, denn es ist keineswegs sicher, dass Instrumente, die heute funktionieren, auch in Zukunft noch so effizient sein werden, wie wir hoffen.
===Leben und Sterben Jesu===


Die wachsende Ungleichheit, die beschleunigte Urbanisierung und die Erschöpfung der Bodenschätze hängen sämtlich eng mit dem Klimawandel zusammen und haben auch direkte oder indirekte Auswirkung auf unsere Gesundheit." (S. 148-150)
Christlicher Glaube stützt sich aber nicht zuerst auf Logik, sondern auf Fakten.  


====3.4 Luftverschmutzung, 151====
Jesus, unser Messias, lebte unter den Sündern, starb zwischen ihnen, verurteilt, entwürdigt, einsam, von Gott und Menschen verlassen. Auch in dieser Situation blieb er seinen Überzeugungen treu, vergab denen, die ihm die Tortur antaten. So führte er sein Leben konsequent zu Ende, denn sein Leben lang hatte er einen Gott gelehrt, der die Sünder zur Umkehr aufruft, Vergebung anbietet und aus dem Tod befreit. Schaut man auf Jesus, dann ist Gott nicht allein abstrakt existent, der menschlichen Logik mit Mühe erschließbar, sondern er schafft Fakten; er bewirkt Jesu Ja zu seinem Leben, das ein Ja zu seinem Gott ist, trotz Krise und Verurteilung.
[https://de.wikipedia.org/wiki/Drew_Shindell Drew Shindell]: "Eines der wichtigsten Mittel zur Bekämpfung der Luftverschmutzung und der Klimakrise liegt, einfach ausgedrückt, in dem Bemühen, möglichst nichts mehr zu verbrennen. [...] Und wenn wir aufhören, landwirtschaftliche Pflanzenreste zu verbrennen, und sie stattdessen unterpflügen, verringerte sich die Luftverschmutzung und lebenswichtige Nährstoffe kehrten in den Boden zurück. [...]


Es gibt noch weitere wichtige Maßnahmen, die wir ergreifen sollten, um die Luft, die wir atmen, sicherer und sauberer zu machen, etwa die Reduzierung von Emissionen aus Mülldeponien und Dung. Dadurch verringerte sich das emittierte Methan, ein Vorläufer des Ozons, und auch die giftige lokale Verschmutzung der Luft. Außerdem müssen wir den Konsum von Nahrungsmitteln reduzieren, die auf Tierhaltung basieren, denn die riesigen Populationen dieser Tiere führen zu sehr großen Methanemissionen [...] Das ist wichtig, weil im Methanemissionen heute für etwa ein Drittel der klimaaufheizenden Wirkung aller Treibhausgasemissionen verantwortlich sind und jährlich zu circa 500.000 ozonbedingten vorzeitigen Todesfällen führen.
Wer das glaubt, der braucht vor dem misslingenden Leben keine Angst mehr zu haben. Dieser Stress ist überwunden, wenn die Frage der Rechtfertigung des einzelnen Lebens von Gott für den Menschen entschieden ist. Auch der Einwand, das sei ein frommes Märchen zu unserer Entlastung, scheitert an den Fakten: Wir haben Jesus Christus nicht erfunden, sondern er hat unter uns gelebt. Erst danach haben Menschen mühsam begriffen, was das für ihr Verhältnis zueinander, zu Gott und zum eigenen Dasein bedeutet.


Besonders bedeutsam an den Vorteilen sauberer Luft und des Klimaschutzes ist die Tatsache, dass sie sich wechselseitig extrem gut ergänzen. [...] Die Vorteile sauberer Luft machen sich rasch bemerkbar [...] die Vorteile des Klimaschutzes brauchen dagegen generell recht lange Zeit, da das Klimasystem langsam reagiert [...]
==Literatur==
Wenn die USA ihre Emissionen reduzierten, um die Ziele des {{wpde|https://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbereinkommen_von_Paris|Pariser Abkommens}} einzuhalten, so erreichten sie damit für das eigene Land schon im ersten Jahrzehnt Vorteile aus sauberer Luft, die höher wären als die Kosten der gesellschaftlichen Veränderung. [...]


Eine weitere Perspektive, die das Gesamtwohl der Gesellschaft statt nur die Auswirkungen des Klimawandels in den Blick nimmt, vermag zum Handeln motivieren, weil sie den Menschen vor Augen führt, dass sie neben der Verhinderung der langfristigem, für viele nur schwer vorstellbaren Klimakatastrophe auch kurzfristig lokale gesundheitliche Vorteile erzielen können." (S.151-153)
*Wilfried Härle: ''Spurensuche nach Gott'' Berlin 2008
*Denzinger Schönmetzer ''Enchiridion Symbolorum'' Editio XXXVI 1976<ref>Hinweis: Es gibt inzwischen neuere Ausgaben des Handbuches als die hier benutzte.</ref>


====3.5 Vektorübertragene Krankheiten, 154====
==Weblinks==
''[https://scholar.google.com/citations?user=q94wpOEAAAAJ&hl=en Felipe J. Colón-Gonzáles]'': "Vektorübertragene Krankheiten – die auf den Menschen und zwischen ihnen von diversen Lebewesen die Mücken, Sandfliegen und anderen {{wpde|Gliederfüßer|Arthropoden}} übertragen werden – sind für mehr als 17 Prozent der Todesfälle, Krankheiten und Behinderungen in aller Welt verantwortlich [...]
Mehr als 80 Prozent der Weltbevölkerung leben derzeit in Gebieten, in denen die Menschen von mindestens einer dieser Krankheiten bedroht sind,[...] diese Krankheiten [...] stehen in überproportionalem Maße in einem Zusammenhang mit Armut und Ungleichheit und bilden ein großes Hindernis für die soziale und wirtschaftliche Entwicklung. [...]


Bei einem Anstieg der globalen Temperaturen breiten sich die vektorübertragenen Krankheiten nach und nach auch in Gebieten aus, in denen sie bislang nicht auftraten, und kehren in Regionen zurück, in denen sie schon vor Jahrzehnten ausgerottet wurden.[...] Ganz allgemein kann man sagen, dass wärmere Temperaturen besser für die Ausbreitung vektorübertragener Krankheiten sind. Die Übertragung erreicht ihre Höhepunkte bei mittleren Temperaturen von etwa 25 °C. Wird es zu heiß oder zu kalt, verringert sich das Übertragungsrisiko. [...] Auch die Niederschläge sind von großer Bedeutung, vor allem für Insekten wie die Mücken, deren Entwicklung teilweise im Wasser erfolgt. [...] Selbst Dürren könnten indirekt die Entstehung solcher Brutstätten begünstigen, da die Menschen dann für Dürreperioden Wasser sammeln und speichern.[...] Bislang ist die Übertragung [in Hochlandgebieten Afrikas, im östlichen Mittelmeerraum und in Südamerika noch relativ selten,] so dass die Menschen immunologisch vulnerabel sein dürfen, und die öffentlichen Gesundheitssystem sind auf solch einen Anstieg nicht vorbereitet. [...] Zur Vorbereitung auf diese Gefahren wird es notwendig sein, in diesen potentiellen Hotspots epidemiologische Überwachung –, Kontroll- und Frühwarnsysteme einzurichten." (S.154-157)
*[http://www.maier-koetzting.de/kr/ab/erloesg.htm Dialog (Pfarrbrief vom 20.4.1997)]


====3.6 Antibiotikaresistenz, 158 ====
===Die Bibel im www===
''J. Brownstei, D. MacFadden, S.Mc Gough uns M. Santillana'': "Besorgniserregend ist die Tatsache, dass bei der Entwicklung der {{wpde|Antibiotikaresistenz}} offenbar auch ein Zusammenhang mit dem Klimawandel besteht, wobei in wärmeren Regionen ein rascherer Anstieg des Vorkommens der Antibiotikaresistenz zu verzeichnen ist. [...] Diese Befunde erscheinen plausibel – vor allem, wenn wir berücksichtigen, in welcher Weise die Temperatur den Lebenszyklus von Bakterien und ganz allgemein die Aktivitäten von Menschen und Tieren beeinflussen kann. [...] Danach nehmen Infektionen der Haut, der Harnwege und des Blutes sämtlich in wärmeren Monaten zu. [...] Die absehbaren Muster des Klimawandels lösen möglicherweise einen Dominoeffekt aus, der die Auswirkungen der Antibiotikaresistenz in den kommenden Jahrzehnten beträchtlich verschlimmern und zu einem beschleunigten Verlust unserer besten Waffe im Kampf gegen bakterielle Infektionen führen wird. (S.158/159)


====3.7 Nahrung und Ernährung, 160====
*[http://www.bibleserver.com/index.php Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift] (Katholische Bibelanstalt, Stuttgart.)
''[https://www.google.com/search?q=samuel+s.+myers&sxsrf=ALiCzsYUBDgReLAPtUEfuRD8LjJ5AVu1Xw%3A1668504680220&source=hp&ei=aFxzY6meCuGBxc8Pg42yqAQ&iflsig=AJiK0e8AAAAAY3NqeExUeXou74alDo5oQVE4W4g72mYP&gs_ssp=eJzj4tVP1zc0TCsotDA1Ty40YPTiL07MLU3NUSjWU8itTC0qBgCdIgog&oq=Samuel+S.+Myers&gs_lcp=Cgdnd3Mtd2l6EAEYADIKCC4QgAQQ1AIQEzIKCC4QgAQQ1AIQE1AAWABg8UVoAHAAeACAAVmIAVmSAQExmAEAoAECoAEB&sclient=gws-wiz Samuel S. Myers]'': "[...] durch die ständige weitere Zufuhr von CO2 in die Atmosphäre verliert unsere Nahrung an Nährstoffgehalt. [...] Hinsichtlich des Eisens fanden wir heraus, dass in Ländern mit Anämieraten über 20 Prozent die vulnerabelsten Teile der Bevölkerung – 1,4 Milliarden Frauen sowie Kinder unter fünf Jahren – wegen des beschriebenen CO2 Effekts auf den Nährstoffgehalt des Getreides mindestens 4 Prozent des mit der Nahrung aufgenommenen Eisen verlieren werden. [...] Fischer nutzen gut 90 Prozent der weltweiten Fischbestände bis an die Grenzen der Nachhaltigkeit oder deutlich darüber hinaus, und in der Folge gehen die weltweiten Fangerträge seit 1996 ständig zurück. [...] Aus der Perspektive der menschlichen Ernährung sind diese Trends besorgniserregend weil die Versorgung von mehr als 1 Milliarde Menschen mit Omega– 3–Fettsäuren, Vitamin B 12f, Eisen und Zink vom Wildfischfang abhängt." (S.161/162)
*[http://www.bibleserver.com/index.php Bibel im Netz] (Bibleserver.com)
*[http://www-user.uni-bremen.de/~wie/GNT/books.html THE GREEK NEW TESTAMENT] Neues Testament in [[Griechisch|Altgriechisch]]


===3.8 "Wir sitzen nicht alle im selben Boot", 166===
==Einzelnachweise==
 
''Thunberg'': "Wir sollten unser rasch schwindendes Kohlenstoffbudget als genau das sehen, was es ist: eine begrenzte natürliche Ressource, die allen Lebewesen gleichermaßen gehört. Die Tatsache, dass 90 Prozent des verbliebenen Budgets, damit wir eine 67-prozentige Chance haben, die Erderwärmung unter 1,5° C zu halten, bereits überwiegend vom globalen Norden – verbraucht sind, ist gar nicht zu übersehen. Ebenso wenig die Tatsache, dass die reichen Länder - wie meines – den Rest dieses Budgets derzeit mit erheblich größerer Geschwindigkeit verbrauchen als diejenigen, die historisch von eben diesen Staaten ausgebeutet worden.
 
[...] Die Tatsache, dass drei Milliarden Menschen pro Kopf und Jahr weniger Energie verbrauchen als ein amerikanischer Standardkühlschrank, vermittelt eine Vorstellung davon, wie weit wir derzeit von globaler Gleichheit und Klimagerechtigkeit entfernt sind.
 
Die Klimakrise ist nichts, was '''wir''' hervorgebracht haben. [...] Die Menschen in den Teilen der Welt, die für diese Krise am meisten Verantwortung tragen, müssen sich klar machen, dass es auch andere Sichtweisen gibt und sie anfangen müssen, sich damit auseinanderzusetzen. [...] Sie mögen viele Kolonien sich selbst regieren lassen, aber stattdessen kolonialisieren sie nun die Atmosphäre [...]
 
Indem der globale Norden die Reste unseres Kohlenstoffbudgets verbraucht, stiehlt er nicht nur seinen eigenen Kindern die Gegenwart und die Zukunft, sondern vor allen den Menschen, die in den am schlimmsten betroffenen Teilen der Welt leben [...]." (S.166/67)
 
====3.9 Leben bei 1,1° C====
''[https://de.wikipedia.org/wiki/Saleemul_Huq Saleemul Huq]'': "[...] Unser weltweites Bemühen, den Temperaturanstieg unter 1,5 °C zu halten ist eine langfristige Strategie – die ist für die Zukunft. Doch wir haben die Schwelle von 1,1 °C bereits überschritten, und diese 1,1 °C richten heute schon Schäden an. Deshalb ist die Frage, wie wir mit 1,1 °C Erwärmung umgehen, in meinen Augen weitaus wichtiger als die Frage, wie wir einen Anstieg um 1,5 °C verhindern, aber damit haben wir uns noch gar nicht befasst.
 
Die führenden Politiker die am im November 2021 zur [https://de.wikipedia.org/wiki/UN-Klimakonferenz_in_Glasgow_2021 26. UN-Klimakonferenz in Glasgow] (COP26) zusammenkamen, begriffen das einfach nicht. Sie verhielten sich so, als könnten wir die Folgen des Klimawandels noch verhindern. Aber sie lassen sich nicht mehr verhindern. Wir leben bereits in einem Zeitalter 'des Verlusts und der Schäden'. 'Verlust' meint hier etwas, das vollständig verloren ist wie beim Verlust eines Menschenlebens. Wenn es erst einmal verloren ist, kommt es niemals zurück. Ganz gleich, wieviel Geld sie haben, es ist verloren. Dasselbe gilt für den Arten Verlust oder den Verlust eines Ökosystems. [...] 'Schäden' bezieht sich dagegen auf Dinge, die repariert werden können, falls man über das nötige Geld oder die nötigen Ressourcen verfügt. [...]
 
'Verlust und Schäden' ist außerdem eine schön malerische diplomatische Umschreibung für das, über das wir nicht reden dürfen: 'Verantwortung und Schadensersatz'. Diese Worte sind tabu vor allem für Diplomaten aus den USA und anderen reichen Ländern. [...]
 
Wir müssen heute über die globale Ungerechtigkeit nachdenken. Über die eindeutige Ungerechtigkeit, dass Verschmutzer – weitgehend reiche Menschen in aller Welt, die für den größten Teil der Kohlenstoffemissionen und Umweltschäden verantwortlich sind – armen Menschen Schaden zufügen. [...]
 
Die Geschichte Bangladeschs ist jedoch nicht die Geschichte von Opfern, sondern von Helden, eine Geschichte von der Zukunft unseres Planeten. Der Rest des Planeten wird morgen mit dem konfrontiert sein, was wir heute erleben, und der Rest der Planeten wird zu uns kommen, um von uns zu lernen, wie man mit diesem Problem umgehen kann. [...] ich kann einige der Lektionen weitergeben, die wir gelernt haben die erste Lektion lautet, dass sie alles Geld und alle Technologie der Welt haben mögen, aber das wird ihn trotzdem nicht helfen. [...] Man kann zum Schutz einer Stadt ein Sperrwerk bauen wie in London, aber man kann solche Sperrwerke nicht für ein ganzes Land bauen. [...]
 
Wirklich wichtig in Krisenzeiten ist der soziale Zusammenhalt – Menschen helfen einander [...] Als Gemeinschaft zusammenzustehen, wie wir es in Bangladesch tun, trägt zur Stärkung der Widerstandskraft und der Fähigkeit bei, mit Krisen fertig zu werden, wenn sie auftreten.
 
Die zweite Lektion, die wir zu bieten haben, lautet, dass es vor allem auf die jungen Menschen ankommt. Wenn sie organisiert werden, wenn sie Unterstützung und Anleitung erhalten, können Sie eine äußerst starke Kraft sein. Die Bewältigung der Klimakrise erfordert ein Umdenken, das älteren Menschen möglicherweise schwer fällt. Das ist einer der Gründe, weshalb unsere politischen Führer den notwendigen Paradigmenwechsel nicht verstehen. [...] Unsere Kinder und jungen Leute protestieren nicht nur jeden Freitag, sie gehen die ganze Woche hinaus, um anderen Menschen zu helfen, und bereiten unsere Gesellschaft auf die Auswirkungen des Klimawandels vor. [...]
 
'''Wir müssen erkennen dass wir Teil des Problem sind – wir alle sind aufgrund unserer Ernährung und Lebensweise Umweltverschmutzer.'''
Das heißt, wir können etwas an diesem Problem ändern und müssen unsere Emissionen verringern, wo immer das möglich ist. Es gibt jedoch Grenzen für die Möglichkeit eines einzelnen Menschen. [...] Sie müssen sich in solch einer großen Ordnung organisieren, dass Sie politisch tatsächlich etwas verändern können. Sie können Einfluss auf ihre Politiker nehmen, und ganz gleich, wie demokratisch Ihr Land ist oder welche Staatsform ihre Gesellschaft besitzt, es gibt immer Möglichkeiten, etwas zu bewirken und Druck auf politische Führer auszuüben. [...] Sie können auf globaler Ebene etwas bewirken. Beginnen Sie lokal, aber zielen sie auf das Globale!" (S.171-174)
 
====3.10 Umweltrassismus, 175====
 
====3.11 Klimaflüchtlinge====
 
====3.12 Der Anstieg des Meeresspiegels und kleine Inseln, 183====
''Michael Taylor'':
 
====3.13 Regen in der Sahelzone, 186====
 
''Hindou Oumarou Ibrahim'': "In der Sahelzone bedeutet Regen alles. [...] Seit langer Zeit schon kümmern wir uns um die Natur nicht allein um unserer selbst willen, sondern auch für die kommenden sieben Generationen. [...] Die Artenvielfalt ist unser bester Partner. denn wir halten die Natur nicht für ein bloßes Werkzeug, das man besitzt, benutzt und zerstört. Die Natur ist unser Supermarkt, unsere Apotheke, unser Krankenhaus, unsere Schule. [...] Vor jeder wichtigen Entscheidung sollte man sich fragen, was die sieben letzten Generationen in dieser Situation getan hätten und welche Auswirkungen die Entscheidung auf die nächsten sieben Generationen haben wird." (Seite 186 bis 188)
 
====3.14 Winter in Sápmi, 189====
 
''Alien Anna Labba'': [...] {{wpde|Sápmi}} erstreckt sich über vier Länder, den nördlichen Teil Schwedens, Norwegens, Finnlands und der Halbinsel {{wpde|Halbinsel|Kola}} in Russland. Die {{wpde|Samen(Volk)|Samen}}, Europas einziges indigene Volk, haben eine lange Tradition in der Rentierhaltung und in der Tierpflege. [...] Selbst kleine Kinder lernen zu heilen. Aber vor allem lernen sie, für den Wald und die Berge zu kämpfen, als wären sie die letzten, denn genau das lehrt sie das Leben, wenn sie sich neben dem sterbenden Kalb niederkauern. Für alles kämpfen, als wäre es das letzte – und das ist es ja auch. Als Kinder der Sonne müssen die Menschen das Land schützen, denn sonst wären wir nicht hier.
 
'''In Ländern, die ihre eigene Geschichte noch nicht aufgearbeitet haben, sehen die Menschen nicht, dass sie sich wiederholt und dass der Kolonialismus seine Gestalt ändert und neue Argumente, neue Formen findet.''' (S.189-191)
 
====3.15 Kampf für den Wald, 192====
''Sônja Guajajara'':
 
===3.16 "Es warten enorme Herausforderungen", 196===
 
====3.17 Klimawandel und Ungleichheit====
 
====3.18 Wasserknappheit====
 
====3.19 Klimakonflikte====
 
====3.20 Die wahren Kosten des Klimawandels====
 
==Was wir dagegen unternommen haben==
 
===4.1 "Wie können wir unser Versagen ungeschehen machen, wenn wir nicht einmal zugeben können, dass wir versagt haben?", 218===
 
====4.2 Das neue Leugnen S.222====
 
====4.3 Die Wahrheit über staatliche Klimaziele====
 
===4.4 "Wir gehen nicht in die richtige Richtung", 236===
 
''Thunberg zu dem Gedanken, man könne mit neuen Technologien wichtige Erfolge erzielen:'' "weltweit sind bislang nur etwa 20 Anlagen zur {{wpde|CO2-Abscheidung_und_-Speicherung|Kohlenstoffabscheidung und –speicherung}} in Betrieb, von denen einige nachweislich mehr CO2 freisetzen, als sie abscheiden.
 
Wir können uns den Ausweg aus der Klima– und Ökologiekrise nicht einfach mit Geld, Investitionen und Anlagenbau erkaufen. Dennoch steht Geld stark im Zentrum des Problems. Investitionen sind überaus wichtig. [...]
Das häufig vorgebrachte Argument: 'Wir haben nicht genug Geld', wurde schon oft widerlegt. Laut dem Internationalen Währungsfond wurde die Produktion und Verbrennung von Kohle, Öl und Erdgas allein 2020 mit 5,9 Billionen US-Dollar subventioniert. Das sind in jeder Minute über 11 Millionen Dollar für die Zerstörung unseres Planeten. [...] Im Juni 2021 kam die internationale Energieagentur zu dem Schluss, dass von dem historischen globalen Rettungsplan gerade einmal triste 2 Prozent in grüne Energie investiert wurden – was immer 'grün' in diesem Fall heißen mag so konnten die 2 % in der EU durchaus für den Kauf von Erdgas aus Putins Russland oder für die Verbrennung von Biomasse aus Waldrodungen [!] ausgegeben werden, da diese – und viele andere – Aktivitäten nach der neuen EU-Taxonomie im Augenblick als grün gelten.
 
Unsere Regierenden haben also nicht nur 'etwas falsch gemacht' – sie haben völlig versagt. Und das tun sie auch weiterhin; [...]" (S.237)
 
====4.5 Die Hartnäckigkeit der fossilen Brennstoffe, 239====
''Bill McKibben'': "Energie bildet den rot glühenden Kern der Klimakrise. [...] Bis zum 18. Jahrhundert verbrannten die Menschen nur geringe Menden fossiler Brennstoffe. Damals stand Holz im Zentrum unserer Energiewirtschaft. [...] Wenn wir sehen, woher unsere Energie kommt, könnte uns das auch dazu ermahnen, nicht so verschwenderisch damit umzugehen. Elektroautos sind in gewissen Sinne eine Übergangslösung, bis wir ein ordentliches (elektrisch angetriebenes) öffentliches Verkehrssystem aufgebaut haben. Denn wenn wir billige erneuerbare Energie nutzen, um immer größere Häuser zu bauen und sie mit immer mehr Krempel zu füllen, werden wir auch weiterhin die Ackerflächen und Wälder der Welt verbrauchen und die dort lebenden Tiere töten. Eine Energiewende mag unsere dringlichste Krise darstellen, aber sie markiert keineswegs die einzige Gefahr, die uns droht.
[...] Wir haben den Punkt erreicht, wo wir aufhören müssen, Dinge an der Erdoberfläche zu verbrennen. Wir sollten nicht weiterhin Kohle [...]. Stattdessen sollten wir uns auf die brennende Gaskugel in 150 Millionen km Entfernung von unserer Erde verlassen. Auf Energie vom Himmel statt aus der Hölle." (S.239-243)
 
====4.6 Der Aufstieg der Erneuerbaren, 244====
''Glen Peters'': [...] Ein rasches Wachstum bei der Solar- und Windenergie reicht nicht aus, um die steigende Nachfrage zu befriedigen, weshalb der Verbrauch fossiler Energie und die CO2-Emissionen weiter hinzunehmen. Die Länder mit mittlerem oder niedrigem Einkommen tun durchaus viel, um ihre Emissionen zu stabilisieren und schließlich zu reduzieren. Vielfach sind sie sogar weltweit führend in der Nutzung sauberer Technologien. [... ''Technologie, Verhaltensänderungen und Politik werden das Problem nicht je alleine lösen können'' ...]. Der Fortschritt liegt im Schnittbereich der Einflussfaktoren. Mit einer sich wechselseitig ergänzenden Mischung aus Technologie, Verhaltensänderungen und politischen Wandel werden wir einen gesellschaftlichen Wandel herbeiführen, durch den wir die größten Gefahren der Klimakrise abwenden können. '''Die fortschreitende Klimakrise erlaubt es uns nicht, dem langsamen Übergang weg von fossilen Brennstoffe zuzuschauen.''' (S.245-248)
 
====4.7 Wie können Wälder uns helfen?====
 
====4.8 Was ist mit Geoengineering?====
 
====4.9 Entnahmetechnologien====
 
===4.10 "Eine ganz neue Art zu denken", 263===
 
" ''''Der American way of life''' ist nicht verhandelbar. Punkt.'
 
Das sagte US-Präsident George H. W. Busch 1992 vor dem UN-Erdgipfel in Rio de Janeiro. Rückblickend stellt sich heraus, dass er im Namen des gesamten globalen Norden sprach. Und bis heute ist das unsere Position.  [...]  Was wir tun müssen, ist, die Emission von Treibhausgasen einzustellen, was theoretisch ziemlich einfach ist oder zumindest früher einfach gewesen wäre – wenn wir das Problem nicht hätten außer Kontrolle geraten lassen.  [...] 
 
Seit Präsident George H. W. Busch diese Äußerung tat, sind unsere CO2-Emotionen um über 60 Prozent gestiegen und haben das, was damals eine 'große Herausforderung' war, in eine existenzielle Notlage verwandelt. [...] Dennoch hat uns das Wirtschaftswachstum seit dem Erdgipfel in Rio 19 92 zumindest einen großen Vorteil gebracht – es hat zweifelsfrei bewiesen, dass wir nie den Ehrgeiz hatten, das Klima zu retten, sondern dass es uns immer nur darum ging, unsere Lebensweise zu retten. Und das gilt immer noch
 
[...] Wenn wir eine Chance haben sollen, die weiteren irreparablen Schäden möglichst gering zu halten, müssen wir uns jetzt entscheiden. Entweder wir retten die Lebensbedingungen für alle zukünftigen Generationen oder wir lassen einige wenige Reiche ihr ständiges destruktives Streben nach unmittelbarer Profitmaximierung fortsetzen. Wenn wir uns für die erste Möglichkeiten entscheiden und beschließen, als Zivilisation fortzubestehen, müssen wir anfangen Prioritäten zu setzen. [...]
 
Jenseits der einfachsten Grundlagen muss unsere Priorität sein, unsere verbliebenen Kohlenstoffbudgets gerecht und ganzheitlich in der Welt zu verteilen, um unsere enormen historischen Schulden zu begleichen. [...]
 
Wir Klima Aktivistinnen und -aktivisten werden immer wieder gefragt, was wir tun sollten, um das Klima zu retten. Aber vielleicht ist diese Frage an sich schon falsch. Vielleicht sollten wir stattdessen anfangen zu fragen, was wir nicht mehr tun sollten? [...] Ich bin der festen Überzeugung, wenn wir es schaffen, es richtig anzugehen, wird unser Leben mehr Sinn bekommen. [...] Auf keinen Fall sollte das als Rückschritt in unserer Entwicklung gelten. Im Gegenteil wäre es menschliche Evolution – menschliche Revolution."
 
====4.11 Unser Abdruck auf dem Land====
 
====4.12 Die Nahrungsmittelfrage====
 
====4.13 Die Gestaltung neuer Nahrungssysteme====
 
====4.14 Die Kartierung von Emissionen in einer industrialisierten Welt====
 
====4.15 Das Problem der Technik====
 
====4.16 Umweltproblem Verkehr====
 
====4.17 Ist die Zukunft elektrisch?====
 
===4.18 "Ständig sagen sie das eine und tun das andere", 308===
 
====4.19 Die Kosten des Konsumdenkens====
 
====4.20 Wie sollten wir (nicht) kaufen?====
 
====4.21 Der Müll in aller Welt====
 
====4.22 Der Recyclingmythos====
 
===4.23 "Hier ziehen wir die Grenze", 331===
 
"'''Das ist die Seite 331.''' Markiert sie euch. [...] Dieses Buch enthält manche krasse Botschaft, die ein bisschen schwer zu begreifen sein mag. Wann immer ihr Zweifel habt oder diese Fakten und Ideen infrage stellt, schlagt diese Seite auf und lest sie noch einmal. [...]
Es geht nicht um eine Meinung oder einen beliebigen Bericht. Es geht um das, worauf die derzeit besten verfügbaren wissenschaftlichen Ergebnisse mehr oder weniger hinauslaufen. Und wie man wahrscheinlich beim Lesen dieses Buches festgestellt hat, entspricht es dem Wesen der Wissenschaft, alles andere als aller mystisch oder übertrieben vorzugehen. Sie ist vorsichtig und sorgfältig.
 
Die Medien und unsere politischen Führungskräfte haben die Chance, drastische, sofortige Maßnahmen zu ergreifen, aber sie entscheiden sich, es nicht zu tun. [...] Vielleicht sind sie sich der Lage nicht bewusst. Vielleicht haben Sie vor den Lösungen mehr Angst als vor dem Problem. Vielleicht befürchten Sie, soziale Unruhen auszulösen. [...]
 
Im heutigen Wirtschaftssystem können wir nicht nachhaltig leben. Aber man sagt uns ständig, wir könnten genau das tun. [...] Wie soll das möglich sein, wenn wir noch keine technischen Lösungen haben, die diese Krise allein bewältigen können, und die Option, bestimmte Dinge nicht mehr zu tun, von unserem gegenwärtigen wirtschaftlichen Standpunkt aus inakzeptabel ist? Was werden wir tun? Nun ja, die Antwort ist dieselbe wie immer: Wir betrügen. Wir nutzen sämtliche Schlupflöcher und die Mittel kreativer Buchführung [...] Wir verbrennen Bäume, Wälder und Biomasse, da sie aus den offiziellen Statistiken entfernt worden. Wir speichern Jahrzehnte an Emissionen in der Infrastruktur für fossiles Gas und nenne es ''grünes'' Gas. [...]
 
Bei unserem gegenwärtigen Kurs wird die Welt am Ende dieses Jahrhunderts um 3,2 °C wärmer sein – und das gilt, wenn die Länder sämtliche beschlossenen Maßnahmen umsetzen, Maßnahmen die häufig auf mangelhaften und lückenhaften Zahlen basieren. In vielen fällen tun Sie das aber noch nicht einmal annähernd. [...] Hinzukommt unsere bisherige Bilanz des Versagens, wenn es um die Einhaltung all der unverbindlichen Zusagen und Versprechungen geht." (Seite 331-333)
 
====4.24 Emissionen und Wachstum====
 
====4.25 Gerechtigkeit====
 
====4.26 Wachstumsrücknahme====
 
====4.27 Die Wahrnehmungslücke====
 
==Was wir jetzt tun müssen S.356 ff.==
 
===5.1 "Der effektivste Weg aus dieser verfahrenen Lage ist, uns weiterzubilden, 356===
 
====5.2 Individuelles Handeln, gesellschaftliche Transformation====
 
====5.3 Der Weg zu 1,5° C-Lebensstilen====
 
====5.4 Die Klimaapathie überwinden====
 
====5.5 Eine andere Ernährung====
 
====5.6 Zum Gedenken an den Ozean====
 
====5.7 Renaturierung==== 
 
===5.8 "Wir müssen jetzt das scheinbar Unmögliche tun", 390===
 
====5.9 Praktische Utopien - Practical Utopias====
 
====5.10 Die Macht des Volkes====
 
====5.11 Das Medien-Narrativ verändern====
 
====5.12 Dem neuen Leugnen entgegenwirken====
 
====5.13 Eine echte Notfallreaktion====
 
====5.14 Lehren aus der Pandemie====
 
===5.15 "Ehrlichkeit, Solidarität, Integrität und Klimagerechtigkeit", 426===
 
====5.16 Ein gerechter Wandel====
 
====5.17 Was bedeutet dir Gleichheit?====
 
====5.18 Frauen und die Klimakrise====
 
====5.19 Dekarbonisierung erfordert Umverteilung====
 
====5.20 Klima-Reparationen, 450====
 
====5.21 Unser Verhältnis zur Erde in Ordnung bringen====
 
{{wpde|Olúfẹ́mi O. Táíwò}}:
 
====5.21 Unser Verhältnis zur Erde in Ordnung bringen, 455====
 
{{wpde|Robin Wall Kimmerer}}: "[...] 2020 wurden schätzungsweise 30 Millionen Menschen durch Düren, Überschwemmungen Waldbrände und Hitzewellen vertrieben, die aufgrund des Klimawandels an Häufigkeit und Intensität zunehmen. Was ist mit den Vogelpopulationen und den Waldtieren? Was ist mit ihrer Vertreibung und ihrem ungezählten Leid?
 
Meine Pirole fliegen zwischen dem nördlichen Bundesstaat New York und Mittelamerika hin und her. Hier bei mir sind sie sicher, aber auf dem Weg in ihre Winterquartiere überqueren Sie zerstörte Landschaften. In meiner Lebenszeit sind sechzig Prozent aller Singvögel verloren gegangen. [...]
 
Oft werde ich gefragt, woher ich in diesen finsteren Zeiten die Hoffnung nehme. [...] Mit Hoffnung kenne ich mich nicht aus, wohl aber mit Liebe. Ich glaube, wir befinden uns in einem gefährlichen Moment, weil wir die Erde nicht genug geliebt haben, und Liebe ist das, was uns in Sicherheit bringen wird. [...]"(S.455-460)
 
===5.22 "Hoffnung muss man sich verdienen", S. 462 ff.===
''Thunberg'': "[...] Für mich ist Hoffnung nichts, was einem geschenkt wird, sie ist etwas, was man sich verdienen, was man schaffen muss. Sie ist nicht passiv zu bekommen, in dem man dasteht und darauf wartet, dass jemand anderes etwas unternimmt. Hoffnung heißt, etwas zu tun. Es heißt, aus seiner Komfortzone herauszutreten. [...] Wir leben derzeit auf einem Planeten, auf dem Technologie es möglich gemacht hat, dass wir fast alle miteinander in Verbindung stehen. In manchen Ländern lässt das politische Regime dies nicht zu. Wenn irgendwo auf dem Globus etwas ausreichend wichtiges passiert, werden es trotzdem nahezu alle sofort erfahren. [...] Ich bin überzeugt, dass es gesellschaftliche Kipppunkte gibt, die sich zu unseren Gunsten auswirken, sobald genügend von uns sich entschließen, etwas zu unternehmen. Daraus erwachsen unendliche Möglichkeiten. Die Zerstörung der Biosphäre, die Destabilisierung des Klimas und die Vernichtung unserer gemeinsamen zukünftigen Lebensbedingungen sind keineswegs vorherbestimmt und unausweichlich. Sie liegen auch nicht in der Natur des Menschen – wir sind nicht das Problem. Das alles passiert, weil man uns, dem Volk, unsere Lage und die Konsequenzen dessen, was gerade geschieht, noch nicht völlig bewusst gemacht hat. Wir wurden belogen. [...] Wenn wir erst einmal die ganze Geschichte kennen – und nicht nur etwas, was wieder einmal zum Nutzen bestimmter kurzfristiger Wirtschaftsinteressen erfunden wurde –, werden wir wissen, was zu tun ist." (S.462-463)
===='''Was nun?''' S.465====
"Wir brauchen Leuten nicht ständig zu sagen, sie sollten ihre Glühlampen austauschen, zur Wahl gehen oder aufhören, Lebensmittel weg zu werfen. Nicht etwa, weil solche Dinge nicht wichtig wären – das sind sie –, sondern weil wir sicher annehmen dürfen, dass die Leute, die über die Klimakrise Bücher lesen, Fernsehdokumentationen ansehen oder Seminare besuchen, sich der Bedeutung des demokratischen Prozesses und der Tatsache schon bewusst sind, dass Menschen im globalen Norden weniger Ressourcen verbrauchen sollten.
 
Solche Narrative könnten sogar die Gefahr bergen, mehr zu schaden als zu nützen, da sie die Botschaft vermitteln, wir könnten diese Probleme im Rahmen unserer bestehenden Systeme lösen – aber das können wir nicht mehr. Wählen ist die wichtigste Pflicht aller demokratischen Bürgerinnen und Bürger. Aber wen sollen sie wählen, wenn die notwendige Politik nirgendwo in Sicht ist? Und was tun wir als demokratische Bürgerinnen und Bürger, wenn nicht einmal der universelle Kompromiss, die beste verfügbare Kandidatin zu wählen, uns einer Lösung für unsere größten Probleme näherbringt?
 
Im Jahr 2021 lief das Containerschiff ''Ever Given'' im Suezkanal auf Grund, ein Fest für Ersteller von Social Media–{{wpde|Meme (Kulturphänomen)|Memes}}. Da steckte ein gigantisches dunkelgrünes Schiff in der Wüste fest, auf dem Rumpf in großen weißen Lettern das Wort 'Evergreen', während ein einsamer Bagger am ausgedehnten Ufer vor sich hin baggerte. Es war das perfekte Bild für unsere moderne Welt: das 400 Meter lange Schiff, aus Steuergründen in Panama registriert und von einer taiwanesischen Reederei geleast, brachte ganz allein die globalen Lieferketten und weite Teile des Welthandels eine Woche zum Stillstand. Die ''Ever Given'' war auf dem Weg von China und Malaysia in die Niederlande und transportierte gut 18 000 Container voller Waren, die eben in Containern verschifft werden [...]. Heutzutage sind über 5000 solcher Schiffe auf den Meeren unterwegs. Viele werden mit Bunkeröl betrieben, einem extrem schmutzigen Restprodukt der Ölraffinerierung, das extrem billig ist. So billig, dass nur wenige Reedereien es sich leisten können, es nicht zu verwenden. [...] Die Vorstellung, dass diese gigantischen Containerschiffe all unseren wiederverwertbaren Kunststoffmüll transportieren, ist, gelinde gesagt, brisant und provozierend. Aber vielleicht nicht so bestürzend wie die Tatsache, dass diese gigantischen Schiffe häufig leer um die halbe Welt zurück fahren, um erneut mit unserem Müll beladen zu werden. Und so geht der Konsum Kreislauf immer weiter.
 
Jedes Jahr werden schätzungsweise 8 Millionen t Plastikmüll ins Meer gekippt.
 
Jeden Tag verbrauchen wir etwa 100 Millionen Barrel (15,9 Milliarden Liter) Öl.
 
Jede Minute subventionieren wir die Produktion und Verbrennung von Kohle, Öl und Gas mit 11 Millionen US-Dollar.
 
Jede Sekunde wird eine Waldfläche von der Größe eines Fußballfeldes abgeholzt.
 
Auch noch so viele individuelle Verhaltensänderungen können das nicht wett machen. [...] Außerdem gibt es {{wpde|Kippelemente im Erdklimasystem|Kipppunkte}}.
[...] Ich sage niemandem, was zu tun ist, aber aufgrund der Informationen, die Wissenschaftler:innen und Expert:innen in diesem Buch geben, ist im Folgenden eine Liste von Maßnahmen zusammengestellt, die manche von uns ergreifen können, wenn Sie wollen.
 
'''Die Klimakrise lässt sich nicht im Rahmen der heutigen Systeme bewältigen. Das darf uns aber nicht daran hindern, Jetzt alles zu tun was wir können'''." (S.465-469)
 
====='''Was zu tun ist''' S.470=====
 
Anfangen, die Krise als Krise zu behandeln [...]
 
Sich der Notlage stellen [...]
 
Scheitern zugeben [...]
 
Alle Zahlen einbeziehen [...]
 
Die Punkte verbinden [...]
 
Für Gerechtigkeit und historische Reparationen eintreten [...]
 
====='''Was können wir als Gesellschaft tun?''' S.471=====
 
Uns weiterbilden [...]
 
Niemanden zurücklassen [...]
 
Verbindliche Verpflichtungen schaffen [...]
 
Die Natur sich selbst überlassen [...]
 
Renaturierung [...]
 
Bäume pflanzen [...]
 
alle möglichen Kohlenstoff senken maximieren [...]
 
[...]  [...]
 
Falsche Ausgewogenheit (''both-sideism'') vermeiden
 
Falsche Ausgewogenheit bedeutet, dass man beide Seiten eines Problems als gleich wichtig behandelt. In den vergangenen Jahrzehnten war dieses Phänomen insofern zu beobachten, als die Medien Leugnern des Klimawandels und Verzögerern von Maßnahmen ebenso viel Aufmerksamkeit widmeten wie Klimaschützern, um unparteiisch zu wirken,[...]. Das hat dazu beigetragen, eine Existenzkrise zu schüren und an massenhaftes Artensterben einzuleiten. Nun haben sich die Medien darauf verlegt, Wirtschaftsinteressen – bestenfalls – den gleichen Stellenwert einzuräumen wie den ökologischen Interessen wie etwa in der Aussage: 'Ja dieses Bergwerk wird das Trinkwasser und die Luft der gesamten Region kontaminierten, es schafft aber auch 250 Arbeitsplätze.' Überleben ist keine Geschichte, die zwei Seiten hätte. Ein Aussterben ist nichts, was zur Debatte stehen sollte. [...] (S.473/74)
 
[...]  [...]
 
====='''Was kannst du als Individuum tun?''' S.475=====
 
Dich weiterbilden [...]
 
Aktiv werden [...]
 
Demokratie verteidigen[...]
 
Politisch aktiv werden [...]
 
Darüber sprechen [...]
 
Die Stimmen der Menschen an den Frontlinien verstärken
 
Die am stärksten Betroffenen in den am stärksten betroffenen Regionen [...] stehen an der Front der Klimakrise. Aber sie stehen nicht auf den Titelseiten unserer Zeitungen. Ihre Stimmen müssen gehört werden, und dabei können wir alle helfen. Verbreitete ihre Geschichten und ihren Namen.<ref>Vanessa Nakate: [https://nachbarschaftafrika.blogspot.com/2022/11/der-kampf-gegen-die-klimakrise-in-afrika.html Unser Haus steht längst in Flammen. Warum Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden muss]. 2021</ref>
 
Kulturkämpfe vermeiden [...]
 
Zu einem pflanzenbasierten Ernährung übergehen [...]
 
Skeptisch sein [...]
 
Am Boden bleiben [...]
 
Weniger kaufen und weniger verbrauchen [...]
 
 
====='''Manche von uns können mehr tun als andere''' S.477=====
 
Politikerinnen und Politiker [...]
 
Medien und Fernsehproduzenten [...]
 
Journalistinnen und Journalisten [...]
 
Prominente und Influencer [...]
 
Die am stärksten betroffenen Menschen in den am stärksten betroffenen Regionen
[...] Die Wahrheit ist auf Seiten derjenigen von euch, die von dieser Krise am stärksten betroffen sind. Die Moral ist auf eurer Seite. Die Gerechtigkeit ist auf eurer Seite. Ich fordere euch auf, eure Stimme zu erheben und zu fordern, was euch zusteht.<ref>Vanessa Nakate: [https://nachbarschaftafrika.blogspot.com/2022/11/der-kampf-gegen-die-klimakrise-in-afrika.html Unser Haus steht längst in Flammen. Warum Afrikas Stimme in der Klimakrise gehört werden muss]. 2021</ref>
 
Abbildungsnachweis S.480 [...] Register S.484 [...]
 
==Über das Buch==
===Verlagsmitteilung===
[https://www.fischerverlage.de/buch/greta-thunberg-das-klima-buch-von-greta-thunberg-9783103971897 '''Das Klima-Buch von Greta Thunberg''' S. Fischer Verlage 2022]
 
'''»Hört auf die Wissenschaft, bevor es zu spät ist!«'''
 
Greta Thunberg hat die Welt aufgerüttelt und tief bewegt. Mit dem Klima-Buch schafft sie nun ein unverzichtbares Werkzeug – für alle, die sich für die Rettung unseres Planeten einsetzen wollen.
 
Die Aufgabe scheint geradezu unmöglich: eine Zukunft für das Leben auf unserem Planeten zu sichern. So schnell und umfassend zu handeln wie noch nie zuvor. Und sich dabei gegen scheinbar übermächtige Gegner durchzusetzen – nicht nur gegen Ölmultis und Regierungen, sondern auch gegen das im Wandel befindliche Klimasystem selbst. Unsere Chancen stehen nicht besonders gut, und die Zeit läuft uns davon – '''aber es könnte alles auch ganz anders kommen'''.
 
Weltweit haben Expertinnen und Experten aus Geophysik, Mathematik, Ozeanographie, Meteorologie, Ökonomie, Psychologie und Philosophie ihr Fachwissen eingesetzt, um ein tieferes Verständnis der Krisen zu entwickeln, mit denen wir konfrontiert sind. Greta Thunberg hat ihr Klima-Buch in Zusammenarbeit mit über hundert Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zusammengestellt. Außerdem erzählt sie von ihren eigenen Erfahrungen, die sie sammeln konnte. Davon, wie sie das weltweit praktizierte Greenwashing aufgedeckt und somit gezeigt hat, wie sehr wir alle hinters Licht geführt wurden. Dies ist eines der größten Probleme unserer Zeit, aber – wie Greta sagt – zugleich auch unsere größte Hoffnung. Erst wenn wir alle das Gesamtbild kennen, werden wir auch handeln können. Wenn ein einzelnes streikendes Schulkind einen weltweiten Protest lostreten kann, was könnten wir dann gemeinsam alles erreichen?
 
In der heutigen Zeit zu leben – der entscheidendsten Zeit der Menschheitsgeschichte –, bedeutet, eine große Verantwortung zu tragen. Das Klima-Buch zeigt, dass wir gemeinsam das scheinbar Unmögliche schaffen können. Aber '''wir''' müssen es tun – und zwar jetzt!
 
===Rezensionen===
[https://www.perlentaucher.de/buch/greta-thunberg/das-klima-buch-von-greta-thunberg.html '''Perlentaucher:Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.10.2022''']:
Rezensent Joachim Müller-Jung ist fast ein bisschen überrascht, wie zahm Greta Thunberg in diesem Buch daherkommt - auch vor dem Hintergrund der weit medienwirksameren "Verzweiflungstaten" anderer Aktivisten zurzeit. Weniger "How dare you", dafür mehr "Aufklärungsprosa" begegnet dem Kritiker auf den rund 500 Seiten, von denen ca. 50 von Thunberg selbst, der Rest von Expert*innen verfasst wurde. Schlecht findet Müller-Jung den ruhigen Tonfall aber nicht: Gerade den internationalen Verhandlungen fehle es oftmals an der sprachlichen "Klarheit und Direktheit", die Thunberg und ihre Mitautor*innen hier beweisen, unterstützt auch durch ein gutes Lektorat, lobt der Kritiker. Auch bleibe der jungen Aktivistin so immerhin der übliche Shitstorm erspart, überlegt er. Ein informatives Krisenhandbuch vor dem siebenundzwanzigsten Weltklimagipfel, das wieder einmal "entschlossenes" Handeln fordert, dabei aber leider nicht allzu viel mediale Aufmerksamkeit erlangt, so Müller-Jung.
 
==Anmerkungen==
<references />
<references />


==Sieh auch==
[[Kategorie:Katholische Religionslehre]]
 
*[[Klimawandel]]
*[[2052. Der neue Bericht an den Club of Rome]]
*[[Die Entscheidung: Kapitalismus vs. Klima]]
 
[[Kategorie:Politik]]

Aktuelle Version vom 17. November 2022, 11:32 Uhr

Dieser Lernpfad befasst sich mit Rechtfertigung - auch Erlösung oder Befreiung -. Das ist eines der Kernthemen des ChristentumsWikipedia-logo.png. Da Christen glauben, dass Jesus von Nazaret der Messias (gr. Christus) im Sinne der jüdischen Hoffnung gewesen ist, müssen sie eine Antwort auf die Frage entwickeln, was sich durch diesen Menschen in der Weltgeschichte verändert hat. Was soll das heißen, wenn wir im Glaubensbekenntnis aussagen: Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel herabgekommen ?

Pfarrer Max Heitzer hat in seinem Pfarrbrief „dialog“ 1997 die Vielfalt biblischer Erlösungsdeutungen herausgestellt.[1] Auf dieser Arbeit aufbauend habe ich die von ihm erarbeiteten Möglichkeiten ergänzt, mit Schriftzitaten belegt und in die mutmaßliche historische Reihenfolge gestellt. Dies bildet hier den ersten Teil: Biblische Deutungen der Leistung Christi.

Außerdem enthält der Artikel die Zusammenfassung eines Aufsatzes von Wilfried Härle: Rechtfertigung heute.[2]

Biblische Deutungen der Leistung Christi

Paulus

Paulus deutet Erlösung als Befreiung:

  • Zur Freiheit hat uns Christus befreit. Bleibt daher fest und lasst euch nicht von neuem das Joch der Knechtschaft auflegen! (Galater 5,1)

Konkret bedeutet das die Befreiung von den gesellschaftlichen Fesseln der Zeit und die Befreiung zu einer neuartigen Gemeinschaft:

  • Ihr seid alle durch den Glauben Söhne Gottes in Christus Jesus. Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus (als Gewand) angelegt. Es gibt nicht mehr Juden und Griechen, nicht Sklaven und Freie, nicht Mann und Frau; denn ihr alle seid «einer» in Christus Jesus. (Galater 3,26-28)

Paulus bietet eine zweite Deutung der Erlösung, indem er sich auf die Gerechtigkeit bezieht. Weil es sich dann aber um die Gerechtsprechung des Ungerechten, also um eine grundlose Begnadigung handelt, bietet Paulus die Hilfsvorstellung des Begnadigungsortes (ilasterion) an, der für Juden das Allerheiligste im Tempel war.

  • Wie es also durch die Übertretung eines einzigen für alle Menschen zur Verurteilung kam, so wird es auch durch die gerechte Tat eines einzigen für alle Menschen zur Gerechtsprechung kommen, die Leben gibt. Wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die vielen zu Sündern wurden, so werden auch durch den Gehorsam des einen die vielen zu Gerechten gemacht werden.(Römer 5,18-19)
  • Alle haben gesündigt und die Herrlichkeit Gottes verloren. Ohne es verdient zu haben, werden sie gerecht, dank seiner Gnade, durch die Erlösung in Christus Jesus. Ihn hat Gott als Ort der Begnadigung proklamiert, Begnadigung in seinem Blut, wirksam durch Glauben. So erweist Gott seine Gerechtigkeit durch die Vergebung der Sünden, die früher, in der Zeit seiner Geduld, begangen wurden; er erweist seine Gerechtigkeit in der gegenwärtigen Zeit, um zu zeigen, dass er gerecht ist und den gerecht macht, der an Jesus glaubt. (Römer 3,23-25)

Markus

Die Heilung des Blinden (Rembrandt Hermanesz van Rhijn, 1657)

Das erste Evangelium stellt Jesus als einen Menschen dar, der die Kranken heilt:

  • Er heilte viele, so dass alle, die ein Leiden hatten, sich an ihn herandrängten, um ihn zu berühren. (Markus 3,10)

In einer Grundsatzerklärung stellt sich Jesus das Heilen als seine Aufgabe, erweitert den Begriff allerdings vom Bereich Krankheit auf den Bereich der Sünde:

  • Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten. (Markus 2,17)

In einer zweiten Deutung stellt Markus Jesu Tod als Zahlung eines Lösegeldes für die vielen dar. Man kann daran denken, dass damals fromme Juden Armenkassen einrichteten, um Landsleute aus der Sklaverei freizukaufen:

  • Der Menschensohn ist nicht gekommen, um sich dienen zu lassen, sondern um zu dienen und sein Leben hinzugeben als Lösegeld für viele. (Markus 10,45)

Jesu Lebenshingabe ist drittens Voraussetzung seiner Auferstehung, die in der Sicht des Markus mit der Erlösung identisch ist:

  • Der Menschensohn wird den Menschen ausgeliefert, und sie werden ihn töten; doch drei Tage nach seinem Tod wird er auferstehen. (Markus 9,31)

Markus bietet ein viertes Modell an, das in gewisser Weise die anderen Modelle in sich vereinigt; die Deutung der Erlösung als Lebensrettung:

  • Wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwilllen und um des Evangeliums willen verliert, wird es retten. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis könnte ein Mensch sein Leben zurückkaufen? (Markus 8,35-37)

Lukas

Lukas hat sein Evangelium als Wegbeschreibung Jesu mit seinen Jüngern gestaltet, Erlösung bedeutet für ihn, sich mit Jesus auf den Weg zu machen. Vor allem die auf Jesus bezogenen Voraussagen enthalten dieses Verständnis, zum Beispiel die Wahrsagung des greisen Zacharias über seinen Sohn Johannes, den Wegbereiter:

  • Und du, Kind, wirst Prophet des Höchsten heißen; denn du wirst dem Herrn vorangehen und ihm den Weg bereiten. Du wirst sein Volk mit der Erfahrung des Heils beschenken in der Vergebung der Sünden. Durch die barmherzige Liebe unseres Gottes wird uns besuchen das aufstrahlende Licht aus der Höhe, um allen zu leuchten, die in Finsternis sitzen und im Schatten des Todes, und unsre Schritte zu lenken auf den Weg des Friedens. (Lukas 1,76-79)

Die Deutung der Erlösung als Heilung wird – in Fortentwicklung von Markus und Matthäus – mit dem Thema der Vertreibung der bösen Geister verbunden:

  • Wenn ich aber die bösen Geister durch den Finger Gottes austreibe, dann ist doch das Reich Gottes schon zu euch gekommen. (Lukas 11,20)

Die Schüler des Paulus

Unter dem Namen des Paulus sind mehrere Briefe überliefert, die nicht von ihm selbst, sondern von seinen Schülern geschrieben wurden:
Der Colosserbrief beschreibt Erlösung als Aufnahme aller in die Liebe Gottes:

  • Ihr seid von Gott geliebt, seid seine auserwählten Heiligen. Darum bekleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Ertragt euch gegenseitig, und vergebt einander, wenn einer dem andern etwas vorzuwerfen hat. Wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr! Vor allem aber liebt einander, denn die Liebe ist das Band, das alles zusammenhält und vollkommen macht. (Colosser 3,12)

Der Epheserbrief beschreibt die Verwandlung von Ferne in Nähe durch Christi Tod und die Verwandlung von Feindschaft in Frieden:

  • Jetzt aber seid ihr, die ihr einst in der Ferne wart, durch Christus Jesus, nämlich durch sein Blut, in die Nähe gekommen. Denn er ist unser Friede. Er vereinigte die beiden Teile (Juden und Heiden) und riss durch sein Sterben die trennende Wand der Feindschaft nieder. Er hob das Gesetz samt seinen Geboten und Forderungen auf, um die zwei in seiner Person zu dem einen neuen Menschen zu machen. Er stiftete Frieden und versöhnte die beiden durch das Kreuz mit Gott in einem einzigen Leib. Er hat in seiner Person die Feindschaft getötet. (Epheser 2, 13-16)

Der Hebräerbrief

Gnadenstuhl.jpg

In der Sicht des Hebräerbriefes hat Christus für uns bewirkt, dass wir Gott nahe kommen, indem wir durch seine Vermittlung als ewigen Priester vor Gott hintreten:

  • Eine bessere Hoffnung wird eingeführt, durch die wir Gott nahe kommen. (Hebräer 7,19)
  • Jesus hat, weil er auf ewig bleibt, ein unvergängliches Priestertum. Darum kann er auch die, die durch ihn vor Gott hintreten, für immer retten; denn er lebt allezeit, um für sie einzutreten. (Hebräer 7,24-25)

Johannes

Johannes deutet die Erlösung so, dass uns Jesus Christus ermöglicht, das ewige Leben Gottes zu erwerben, Kinder Gottes zu werden als seine Erben und als Teilnehmer an seiner Lebensweise:

  • Allen, die ihn aufnahmen, gab er die Macht, Kinder Gottes zu werden, .. aus seiner Fülle haben wir empfangen Gnade über Gnade. (Johannes 1,12.16)
  • Das ist das ewige Leben: Dich, den einzigen wahren Gott zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast. (Johannes 17,3)

Dogma

Es gibt eine kirchliche Sprachregelung, die davor schützen soll, dass die Kirche in Beliebigkeit auseinanderdriftet, weil jeder alles und jedes mit dem gleichen Anspruch auf Wahrheit sagen kann. Diese Sprachregelung ist so organisiert, dass die Bischöfe als Träger des Lehramtes Lehrsätze (Dogmen) formulieren, oft verbunden mit Bannflüchen, die diejenigen aus der Gemeinschaft der Kirche ausschließen, die etwas mit den Dogmen Unvereinbares lehren. Die Dogmen unterscheiden sich hinsichtlich ihres Bekanntheitsgrades und ihrer Nähe zum Kerndogma des Christentums, der Erlösung der Menschen durch Jesus Christus. Die nach diesen Kriterien wichtigsten Dogmen sind im Glaubensbekenntnis zusammengefasst. Im „großen Glaubensbekenntnis“ heißt es knapp:

  • Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er (Jesus Christus, Gottes eingebore¬ner Sohn) vom Himmel herabgekommen.

Die Synode von Quiercy definierte im Jahre 855:

  • Der allmächtige Gott will alle Menschen ohne Ausnahme heiligen. Es werden aber nicht alle heilig. Die Heiligung der Geheiligten ist ein Geschenk, denen, die zu Grunde gehen, geschieht, was sie verdient haben.[3]

Das Konzil von Trient deutet – wie Luther – Erlösung mit Paulus als Rechtfertigung und zählt in sauberer scholastischer Logik auf: deren Zielursache (die Verherrlichung Gottes und das ewige Leben), deren Wirkursache (Gottes Erbarmen), deren Werkzeug (die Taufe) und deren Form (Gottes gerecht machende Ge¬rechtigkeit). Dazwischen wird auch eine Verdienstursache angegeben:

  • Die Verdienstursache <der Gerechtsprechung des Sünders> ist unser Herr Jesus Christus, der uns, als wir noch seine Feinde waren, in unergründlicher Liebe liebte und uns durch sein hochheiliges Leiden am Kreuzesholz Gerechtsprechung verdiente.

Dogmatik

Eine der theologischen Wissenschaften, die Dogmatik, erforscht den logischen Zusammenhang der Dogmen der Kirche und bietet damit der kirchlichen Lehrtätigkeit in Universität, Predigt und Schule eine zeitgemäße Grundlage. Weil aber die Menschen verschieden sind und verschiedene Blickrichtungen auf das Ganze des Glaubens haben, kann und muss es mehrere Dogmatiken geben, die sich alle auf dieselben Dog¬men der Kirche beziehen. Man kann auch verbreitete Schwerpunktsetzungen der Lehre in der Kirche bedauern, unglückliche historische Entwicklungen aufzeigen und Korrekturen vorschlagen.
Die Vielfalt biblischer Modelle, zu begreifen, was Jesus für die Menschheit getan hat, ist leider in der Geschichte verengt worden, als eine juristische Analogie als die maßgebliche Erlösungslehre galt. Dabei sind zwei Denkmuster miteinander verbunden worden, die gar nicht gut zusammen passen:

  • Das Modell der Erlösung als Begnadigung, als unverdiente Gerechtsprechung.
  • Das Modell der Begleichung einer Schuld und des Loskaufs aus Schuldknechtschaft.

Beides sind in einer feudalen Zeit, in der Sklaverei existierte, sehr starke Hoffnungsbilder; Begnadigung und Loskauf aus der Sklaverei waren sicher die stärkste Befreiung, die ein Mensch für einen anderen erwirken konnte. Kombiniert man aber beide Vergleiche, dann entsteht die Vorstellung einer Begnadigung, für die jemand die verdiente Strafe anstelle des Schuldigen auf sich nimmt. Dies aber würden wir keineswegs als gerecht empfinden. Nehmen wir an, der Bruder eines Mörders würde auf¬grund eines falschen Geständnisses verurteilt und nach Verbüßung der Strafe frei gelassen. Durch verbesserte kriminaltechnische Methoden kann man aber Jahrzehnte nach der Tat dem wirklichen Mörder seine Schuld nachweisen. In diesem Fall würde der wirkliche Mörder auch verurteilt werden – und dem fälschlich verurteilten Bruder stünde Rehabilitation und Entschädigung zu.
In unserer Rechtsordnung dient Strafe nicht der Genugtuung, sondern einerseits dem Schutz der Gesellschaft vor Straftaten, anderseits soll der Straftäter lernen, sich in ein Leben ohne weitere Straftaten hineinzufinden (wodurch ja auch der Schutz vor Straftaten bestmöglich gewährleistet wäre). Die These, bei Gott sei das eben alles anders und seine Wut auf den Sünder könne durch die Hinrichtung dessen, der ohne Sünde war, beruhigt werden, passt daher für uns nicht zu Gott als liebem Vater und treuem Bündnispartner (Römer 8,15; Hebräer 10,23).
Der Christ ist nicht verpflichtet, ein Deutungsmodell der Erlösung zu pflegen, das sich angesichts der Weiterentwicklung des Rechtsverständnisses heute nicht begreiflich machen lässt, ja, absurd erscheint.

Liedgut

Pilgerurkunde vom Besuch des Vera Effigies in Rom (19. Jahrhundert)

In der Karwoche ist das Leiden Jesu Christi als Thema vorgegeben, und die Dichter bedienen sich nahezu aller Deutungen und Vergleiche, die Bibel und Tradition anbieten. Gelegentlich wird vorgeschlagen, beliebte Lieder wegen ihrer problematischen Gedanken ganz aus dem Liedgut der Kirche zu entfernen, zum Beispiel das Lied O Haupt voll Blut und Wunden , das von dem evangelischen Dichter Paul Gerhardt 1656 als Übersetzung des Chorals Salve Caput Cruentatum von Arnulf von Löwen aus dem Jahr 1250 geschaffen worden ist. Johann Sebastian Bach hat das Lied mehrfach vertont. Es heißt in der vierten Strophe:

Was du Herr hast erduldet, ist alles meine Last
Ich, ich hab es verschuldet, was du getragen hast.

Man kann diese Verse auf das Modell der stellvertretenden Strafe beziehen, man muss aber nicht. Dass einer des anderen Last – auch Schuldenlast im direkten und übertragenen Sinn - trägt, lässt sich ohne Rückgriff auf ein juridisches Erlösungsverständnis erklären. Man müsste das Lied nur weiter singen:

Wenn mir am allerbängsten wird um das Herze sein,
so reiß mich aus den Ängsten kraft deiner Not und Pein.

Da geht es um den Trost in der Angst durch die Nähe des Herrn, von dem auch Epheserbrief und Hebräerbrief reden. Dies Motiv eignet sich heute in Katechese und Religionsunterricht besonders gut als Ausgangspunkt des Gesprächs.

Zusammenfassung

In einer Tabelle sind die angebotenen Erlösungsmodelle noch einmal zusammengefasst. Dass es alleine in den kanonischen Schriften sehr viele gibt, mehr jedenfalls als in der Tabelle, zeigt schon, dass man nicht eines gegen andere ausspielen darf.

Erlösungsmodelle

Fakt ist, dass Jesus von Nazaret aufgrund eines ungerechten Urteils hingerichtet wurde und dass die Kirche Jesu Christi nach seinem Tod entstanden ist und dass viele, viele Menschen froh waren und sind, zu dieser Kirche zu gehören. Diese Fakten sind zu erklären und zwar so zu erklären, dass Menschen heute einen Zugang zur Kirche und zu Christus finden und erfahren, was Erlösung bedeutet.

Ein Zugang zur Rechtfertigungslehre

Dieser Versuch, die Rechtfertigung – Erlösung, Befreiung – des Menschen, die vom Leben und Sterben Jesu von Nazaret ausgeht, Menschen heute zu erklären, ist einer Anregung von Wilfried Härle verpflichtet [4] und besteht in fünf Schritten:

  1. Das Rahmenproblem: Gelungenes und misslungenes Leben
  2. Der Einfluss anderer Menschen
  3. Die Fähigkeit Bejahung anzunehmen
  4. Wie Gott ins Spiel kommt
  5. Leben und Sterben Jesu


Das Rahmenproblem: Gelungenes und misslungenes Leben

Unter welchen Umständen würde ich sagen „Mein Leben ist gelungen?“ – oder eingestehen müssen „Mein Leben ist misslungen.“ – Kommt man mit jungen Menschen über diese Frage ins Gespräch, werden eine Reihe von Maßstäben vorgeschlagen: „wenn ich Erfolg im Beruf habe“, „wenn ich nicht auf die schiefe Bahn gerate“, „wenn das mit der Familie gut geht“, „wenn ich immer genug Geld habe“.

Im Gespräch wird auffallen, dass die Ziele nicht vom einzelnen allein abhängen, und dass es geschichtliche Situationen gab und gibt, in denen „Erfolg im Beruf“ (zum Beispiel als Kommandant eines Erschießungskommandos oder als Spitzel) gerade nicht für gelingendes Leben stand, sondern für Anpassung an ein System, das als ganzes „auf die schiefe Bahn geraten ist“. Und Versuchungen zu unrechter Anpassung gibt es nicht nur in diktatorischen Systemen, sondern überall.

Es gibt demnach einerseits keine Garantie auf gelingendes Leben, da kann ich mich anstrengen, wie ich will. Anderseits kann ich, wenn ich mich nicht anstrenge oder verzocke, selbst die Ursache meines misslingenden Lebens werden. In diesen beiden Aussagen gründet der Stress, der von dem Thema ausgeht.

Der Einfluss anderer Menschen

Den grundlegenden Impuls für ein gelingendes Leben geben die Eltern, später die Erzieherinnen und Erzieher in der Kindertagesstätte, die Lehrerinnen und Lehrer in Schule und Universität, nicht zu vergessen die Gleichaltrigen in den Gruppen und Klassen. Wenn es gut geht, wird dem einzelnen durch viele Zeichen mitgeteilt, dass er, sie liebenswert ist und dass es gut ist, am Leben zu sein. Wenn es gut geht.

Die Fähigkeit Bejahung anzunehmen

Aber selbst wenn es gut geht, reicht die Mitteilung der anderen nicht aus, sondern es muss auch zum eigenen Bewusstsein werden, dass mein Leben gerechtfertigt ist. Und dieses Bewusstsein muss sich von dem Urteil der anderen selbständig machen. Dabei gibt es Krisen, die entstehen, wenn Verluste an die Endlichkeit des Lebens erinnern; noch größere Zweifel weckt die Einsicht in die Sünde, wenn ich Anlass sehe Gewohnheiten drastisch zu verändern, umzukehren und mich von Teilen meines Lebens zu distanzieren.

Wie Gott ins Spiel kommt

Es leuchtet unmittelbar ein, dass es mir sehr helfen wird, wenn ich glauben kann, dass mein Leben von Gott, dem unendlichen Sein, gewollt ist, dass die Zuwendung der anderen und mein Bewusstsein gelingenden Lebens als endliche Zeichen zurückverweisen auf die unbedingte Bejahung meines Schöpfers. Damit sind aber zwei Fragen nicht beantwortet:

  1. Widerlegt die Krise nicht die Zuwendung Gottes? Liebende Eltern würden ihr Kind nicht Tod und Verlust aussetzen, wenn sie es verhindern könnten.
  2. Kann der gerechte Gott einen Sünder bejahen, hieße das nicht das Unrecht zu rechtfertigen?


  1. Der erste Zweifel würde auf die Forderung zulaufen, dass nur unendliche Wesen geschaffen werden dürften, denn alle endlichen, zeitlichen, begrenzten Wesen erfahren in der Krise die Wahrheit über ihr Dasein.
  2. Der zweite Zweifel berücksichtigt nicht, dass der Sünder umkehren kann und dass es vielleicht Mittel gibt ihn dazu zu bewegen. Wir müssen aber damit rechnen, dass Gott, der in das Innerste des Menschen sieht, mehr weiß als wir mit unseren unvollkommenen Maßstäben.

Diese Überlegung hört sich logisch an. Es gibt aber einen letzten Zweifel: Könnte es aber nicht sein, dass sich der Mensch einen menschenfreundlichen Gott ausgedacht hat, um sich selbst akzeptieren zu können?

Leben und Sterben Jesu

Christlicher Glaube stützt sich aber nicht zuerst auf Logik, sondern auf Fakten.

Jesus, unser Messias, lebte unter den Sündern, starb zwischen ihnen, verurteilt, entwürdigt, einsam, von Gott und Menschen verlassen. Auch in dieser Situation blieb er seinen Überzeugungen treu, vergab denen, die ihm die Tortur antaten. So führte er sein Leben konsequent zu Ende, denn sein Leben lang hatte er einen Gott gelehrt, der die Sünder zur Umkehr aufruft, Vergebung anbietet und aus dem Tod befreit. Schaut man auf Jesus, dann ist Gott nicht allein abstrakt existent, der menschlichen Logik mit Mühe erschließbar, sondern er schafft Fakten; er bewirkt Jesu Ja zu seinem Leben, das ein Ja zu seinem Gott ist, trotz Krise und Verurteilung.

Wer das glaubt, der braucht vor dem misslingenden Leben keine Angst mehr zu haben. Dieser Stress ist überwunden, wenn die Frage der Rechtfertigung des einzelnen Lebens von Gott für den Menschen entschieden ist. Auch der Einwand, das sei ein frommes Märchen zu unserer Entlastung, scheitert an den Fakten: Wir haben Jesus Christus nicht erfunden, sondern er hat unter uns gelebt. Erst danach haben Menschen mühsam begriffen, was das für ihr Verhältnis zueinander, zu Gott und zum eigenen Dasein bedeutet.

Literatur

  • Wilfried Härle: Spurensuche nach Gott Berlin 2008
  • Denzinger Schönmetzer Enchiridion Symbolorum Editio XXXVI 1976[5]

Weblinks

Die Bibel im www

Einzelnachweise

  1. Dialog (Pfarrbrief vom 20.4.1997)
  2. In: Wilfried Härle: Spurensuche nach Gott Berlin 2008 184-201
  3. Denzinger Schönmetzer: Enchiridion Nr. 623
  4. siehe Anmerkung 2!
  5. Hinweis: Es gibt inzwischen neuere Ausgaben des Handbuches als die hier benutzte.