Gewissen und Offenbarung: Unterschied zwischen den Seiten

Aus ZUM-Unterrichten
(Unterschied zwischen Seiten)
K (hat „ZBK Gewissen“ nach „ZBK/Gewissen“ verschoben: Unterseite)
 
Main>Antonius53
 
Zeile 1: Zeile 1:
{{ZBK}}
== Der profane Begriff "Offenbarung" ==
<!--'''ZUM-WIKI-Buch: Katholische Religionslehre''' -->
Der Begriff „Offenbarung“ hat neben der religiösen auch alltägliche Bedeutungen:
== Das Böse ==
* Wenn ein Menu alle Vorstellung sprengt, ein Weinjahrgang alles je dagewesene übertrifft, ein Kunstwerk völlig neue Dimensionen erschließt, dann wird das gelegentlich auch so gesagt: ''Das ist eine Offenbarung!''
{{Kasten_blass|Material
* Wenn jemand zahlungsunfähig ist, sagt man: ''Er muss den Offenbarungseid leisten.''
* Enger bei der religiösen Begriffsverwendung sind wir, wenn jemand einem anderen Menschen etwas Wichtiges miteilt, was er bislang verschwiegen hat, weil es ihm peinlich war, weil es den anderen nichts angeht, weil es dem anderen Macht verleiht oder weil die Mitteilung aus anderen Gründen ein Risiko birgt, dann sagt man: ''Er hat sich ihm offenbart.''
* Schließlich benutzen wir das Adverb ''offenbar'', zum Beispiel in dem Satz: ''Offenbar hat der Präsident über seine Geschäftsbeziehungen im Parlament nicht die volle Wahrheit gesagt.'' Damit ist gemeint, dass die Wahrheit dieser Feststellung nicht bestritten werden kann, und damit ist der Vorwurf verbunden, dass andere ''offenbar'' blind sind und die Wahrheit nicht anerkennen wollen.


Stephen King: Henry und Mike <ref>Ausschnitt aus dem dreizehnten Kapitel Die apokalyptische Steinschlacht des Romans "ES" (1986), deutsche Übersetzung von Alexandra von Reinhardt,  
== Der theologische Begriff "Offenbarung" ==
16. Auflage München 1991, 478-484.
Der Begriff „Offenbarung“ ist Bestandteil '''der monotheistischen Religion'''. Im Mythos sind die Götter '''Bestandteil''' der Welt und benehmen sich wie Menschen: Mal launisch, mal gerecht, mal freundlich, mal feindselig. Man kann gegen den Willen der Götter verstoßen - ''freveln'' - und heftig dafür büßen, aber der Verstoß kann ganz ohne böse Absicht geschehen – wie zum Beispiel Ödipus den ihm unbekannten Vater tötet. Im Mythos ist es am besten, wenn die Götter mit sich selbst beschäftigt sind und sich um die Menschen möglichst wenig kümmern. Götter, die zugunsten des Menschen eingreifen, wie Prometheus, können dafür sehr schmerzhaft bestraft werden.
</ref>}}


Erläuterung: Wir bezeichnen Literatur als "trivial", in welcher die Gegensätze zwischen Gut und Böse so überdeutlich hervortreten. Anderseits kann an dem Fall "Henry und Mike" (oder anderen vergleichbaren Geschichten) sozusagen in Reinkultur studiert werden, was Menschen aggressiv macht.
Der eine Gott aber wird als Gegenüber zur Welt dargestellt; er greift zugunsten der Schwachen und Unterdrückten in den normalen Ablauf der Dinge ein, um ihm eine andere Richtung zu geben. Als zum Beispiel die Könige Israels machen, was alle Könige ringsum auch machen (durch ein korruptes System Macht, Reichtum, Luxus sammeln, Städte, Paläste und Tempel errichten mit Mauern drumherum, willkürlich regieren, geschützt durch die Mauern der Geheimhaltung und die Nebelwände der Intransparenz), dann schickt Gott seine Propheten – Elijah, Amos, Hosea -, die in seinem Namen das Unrecht aufdecken. Als König Joschija die Religion dieser Propheten für seinen eigenen Machtsanspruch einspannt, widerspricht ihm der Prophet Jeremiah; als die Babylonier die Juden deportieren, damit das Volk im Vielvölkergemisch aufgeht, halten Ezechiel, Jeremiah und ein Prophet aus der Schule des Jesaia die Anhänger JHWHs zusammen – bis zur Befreiung durch den Perserkönig Kyros.


{{Aufgabe float|1=
Aber das meistbenutzte Buch der Bibel ist das Buch der Psalmen. Es zeugt davon, dass Menschen von Gott aus der Verzweiflung befreit werden, dass sie von bösen Handlungen abgehalten werden, dass der Gedanke an Gott ihnen Freude, Hoffnung und Trost gibt. Es ist also nicht immer nur die Wende der Religionsgeschichte, die durch einen Eingriff Gottes herbeigeführt wird, sondern Offenbarung kann sich in jedem menschlichen Leben ereignen.


Versuche, folgende Beziehungen zu schildern:
== Beglaubigung der Offenbarung ==
*Henry Bowers zu Oscar Bowers, seinem Vater,
== Die Auslegungsbedürftigkeit der Offenbarung ==
*Mike Hanlon zu Will Hanlon, seinem Vater,
== Das fundamentalistische Fehlverständnis der Offenbarung ==
*Oscar Bowers gegenüber Will Hanlon
== Ziel und Zweck der Offenbarung ==
*Henry Bowers gegenüber den Hanlons.
#Welche Lebensperspektiven hat Henry deiner Meinung nach?
#Welche Lebensperspektiven hat deiner Meinung nach Mike?
#Wie erklärst du Henrys Gewaltbereitschaft?
#Was ist in deinen Augen selbstverständlicher: Dass Menschen gut sind, keinem etwas zu Leide tun, friedlich arbeiten und sich vergnügen - oder dass Menschen böse sind und nur darauf aus, anderen zu schaden und sie zu bestehlen und zu betrügen? - Welche Alternative ist leichter zu erklären?
}}
 
== Aggression ==
 
In vielen Interviews mit Hooligans und
rechtsradikalen Schlägern sind Psychologen
immer wieder auf vier Motive gestoßen, die
offenbar Aggression verursachen:
 
*Das Schwarz-Weiß-Schema
*Das Sündenbock-Schema
*Das Radfahrer-Verhalten
*Die Projektion
 
Nähere Erklärungen finden sich in der Präsentation:
{{pdf|aggression.pdf|Psychologische Erklärung der Aggression (5 Karten)}}
 
{{Aufgabe|1=
Versuche, diese vier Motive in der Geschichte Henrys (siehe Stephen King: Henry und Mike) wieder zu finden.}}
 
== Fremd und Vertraut ==
 
{{Versuch|1=
Stelle sechs Stühle in der Form eines Zugabteils zusammen. Viermal steigen Schülerinnen oder Schüler mit allem, was sie bei sich haben (Taschen, Jacken, Mäntel) zu.
 
Wir beobachten, wie sich das Abteil füllt und interviewen die Beteiligten, was sie erlebt haben.}}
 
{{Versuch|1=
An die Tafel kommt ein Sitzplan aus einem Omnibus, beispielsweise einem Schulbus. Die Sch. der Klasse gehen nacheinander an der Tafel vorbei und tragen eine fortlaufende Nummer bei dem Platz ein, auf den sie sich setzen würden.
 
Variante: Wie würden sich Kindergartenkindern im Bus verhalten?}}
 
{{Merke|1=
Irgendwann zwischen dem vierten und achten Lebensjahr lernen wir den Unterschied zwischen "fremd" und "vertraut". Auch wenn die große Mehrheit der Fremden vermutlich nette und harmlose Leute sind, ergreifen wir viele Maßnahmen, die auf Misstrauen zurückzuführen sind. Zum Beispiel schließen wir ein Fahrrad ab, das wir auf dem Schulhof abstellen.}}
 
== Strafe ==
 
Eine mögliche Reaktion auf das Böse ist die Strafe.
 
Die härteste Strafe ist die Todesstrafe. Zur intellektuellen Auseinandersetzung mit diesem Thema gibt es sehr viele Angebote, die man sich mit dem Wikipediaartikel [http://de.wikipedia.org/wiki/Todesstrafe Todesstrafe] erschließen kann.
 
Die emotionale Auseinandersetzung mit dem Thema ermöglicht eine Fotoserie:
Lucinda Devlin: The Omega Suites (1990-1995): Hinrichtungsstätten in den Vereinigten Staaten.<ref>[http://www.m-bochum.de/artist_info2_en.php?SID=3m2MJeOhZZ29&aid=60&aifid=243 Devlin Omega Suites]</ref>
 
{{Merke-M|1=
Vier Motive bestimmen das Strafen als Antwort auf das Böse:
 
# Rache: Dabei geht es darum, demjenigen Menschen, der Leiden verursacht hat, auch Leiden zuzufügen. Es geht auch darum, dem Zorn über das Unrecht Ausdruck zu verschaffen.
# Sicherheit: Die Gesellschaft möchte vor einem Straftäter geschützt werden. Denn dem, der schon einmal etwas Böses getan hat, traut man zu, dass er es wieder tun wird, wenn er die Gelegenheit hat. Darum sperrt man ihn ein.
# Abschreckung: Die Strafandrohung soll demjenigen, der es sich noch überlegt, ob er eine Straftat begehen will, Angst machen, sodass er es lieber unterlässt.
# Resozialisation: Dem Straftäter soll durch geeignete Maßnahmen - Nachholen eines Schulabschlusses, Erlebnispädagogik, Ausprobieren des Lebens in Freiheit, Arbeitsbeschaffung - ermöglicht werden, ein Leben ohne weitere Straftaten zu führen. Resozialisation ist in der Bundesrepublik Deutschland der vorgegebene Strafzweck.}}
 
== Das Gewissen ==
{{Definition|1=
Das Gewissen ist die Fähigkeit des Menschen, sich selbst zu beobachten und sein eigenes Verhalten zu bewerten.}}
 
[[Datei:Gewissen.jpg|miniatur]]
 
Erläuterungen:
 
Man kann das Gewissen mit verschiedenen Attributen näher bestimmen. Dabei gibt es vier wesentliche Gegensatzpaare (siehe Grafik!):
* Wer irgendeine Hinterhältigkeit begangen hat, kann vielleicht nicht gut schlafen: Man denkt nach über die Möglichkeit nach, dass andere die Gemeinheit entdecken, dass man bloß gestellt und bestraft wird. So wirkt ein '''schlechtes''' Gewissen. Denn das Gewissen ist der Vertreter der anderen im eigenen Geist, es lässt uns unsere Handlungen so sehen, wie sie auf andere wirken müssen.
* Wer sich aber abends sagen kann, dass er im Wesentlichen alle seine Pflichten erfüllt, der schläft mit gutem Gewissen ein. Der Volksmund sagt: '''Ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen.'''
* Manche Menschen lügen und betrügen, haben aber kein schlechtes Gewissen, sondern geben unter Umständen sogar mit ihrer gesetzwidrigen Handlung an und glauben, jeder, der anders handelt, sei blöd. Besonders Betrügereien, bei denen nicht ein einzelnes Opfer den Schaden hat, sondern eine große Gemeinschaft, werden von manchen als Cleverness betrachtet, zum Beispiel: Hinterziehen von Steuern oder Gebühren für Fernsehen, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel; Versicherungsbetrug, Übertretung von Verkehrsregeln wie Geschwindigkeitsbegrenzung oder Parkverbot, Ladendiebstahl, Datenklau. Diese Menschen haben ihr Gewissen teilweise schlafen gelegt; ein '''schlafendes''' Gewissen spielt bei der Bewertung der eigenen Handlungen nicht mehr mit.
* Wünschenswert ist aber ein '''waches''' Gewissen. Wir müssen uns informieren über die Folgen unserer Handlungen, denn keiner von uns kann sich wünschen, dass die Ordnung unserer Gemeinschaft geschwächt wird, so dass am Ende nur noch das Faustrecht des Stärkeren und Gewissenloseren zählt.
* Von einem zweijährigen Kind kann man nicht erwarten, dass es den Unterschied kennt zwischen "mein" und "dein", von einem achtjährigen schon. Ein zwölfjähriger Jugendlicher wäre mit der Aufgabe überfordert, Bürgermeister zu sein, mit Vierzig kann man sich die entsprechende Lebenserfahrung angeeignet haben. Wir wünschen uns also, dass das Gewissen mit den Lebensjahren auch '''reif''' wird.
* Ein '''unreifes''' Gewissen, das Bewusstsein eines Kindes im Körper eines Erwachsenen kann verheerende Folgen haben für die verantwortungsvollen Aufgaben, die ein Erwachsener in Familie und Beruf hat.
* Manche Menschen tappen immer wieder in dieselbe Falle: Ein Mann fährt so oft betrunken Auto, dass er schließlich nach Führerscheinentzug, Beschlagnahme seines Autos und Geldstrafe ins Gefängnis muss.  Natürlich bereut er es nachher immer bitterlich; sein Gewissen wirkt eben nur '''nachträglich''', wenn die Katastrophe schon passiert ist.
* Menschen, die sich selbst aufmerksam beobachten, entwickeln ein '''vorausschauendes''' Gewissen: Sie kennen sich und begeben sich erst gar nicht in die Situationen, in denen sie bislang öfter versagt haben.
 
== Anmerkungen ==
<references/>

Version vom 28. März 2012, 15:39 Uhr

Der profane Begriff "Offenbarung"

Der Begriff „Offenbarung“ hat neben der religiösen auch alltägliche Bedeutungen:

  • Wenn ein Menu alle Vorstellung sprengt, ein Weinjahrgang alles je dagewesene übertrifft, ein Kunstwerk völlig neue Dimensionen erschließt, dann wird das gelegentlich auch so gesagt: Das ist eine Offenbarung!
  • Wenn jemand zahlungsunfähig ist, sagt man: Er muss den Offenbarungseid leisten.
  • Enger bei der religiösen Begriffsverwendung sind wir, wenn jemand einem anderen Menschen etwas Wichtiges miteilt, was er bislang verschwiegen hat, weil es ihm peinlich war, weil es den anderen nichts angeht, weil es dem anderen Macht verleiht oder weil die Mitteilung aus anderen Gründen ein Risiko birgt, dann sagt man: Er hat sich ihm offenbart.
  • Schließlich benutzen wir das Adverb offenbar, zum Beispiel in dem Satz: Offenbar hat der Präsident über seine Geschäftsbeziehungen im Parlament nicht die volle Wahrheit gesagt. Damit ist gemeint, dass die Wahrheit dieser Feststellung nicht bestritten werden kann, und damit ist der Vorwurf verbunden, dass andere offenbar blind sind und die Wahrheit nicht anerkennen wollen.

Der theologische Begriff "Offenbarung"

Der Begriff „Offenbarung“ ist Bestandteil der monotheistischen Religion. Im Mythos sind die Götter Bestandteil der Welt und benehmen sich wie Menschen: Mal launisch, mal gerecht, mal freundlich, mal feindselig. Man kann gegen den Willen der Götter verstoßen - freveln - und heftig dafür büßen, aber der Verstoß kann ganz ohne böse Absicht geschehen – wie zum Beispiel Ödipus den ihm unbekannten Vater tötet. Im Mythos ist es am besten, wenn die Götter mit sich selbst beschäftigt sind und sich um die Menschen möglichst wenig kümmern. Götter, die zugunsten des Menschen eingreifen, wie Prometheus, können dafür sehr schmerzhaft bestraft werden.

Der eine Gott aber wird als Gegenüber zur Welt dargestellt; er greift zugunsten der Schwachen und Unterdrückten in den normalen Ablauf der Dinge ein, um ihm eine andere Richtung zu geben. Als zum Beispiel die Könige Israels machen, was alle Könige ringsum auch machen (durch ein korruptes System Macht, Reichtum, Luxus sammeln, Städte, Paläste und Tempel errichten mit Mauern drumherum, willkürlich regieren, geschützt durch die Mauern der Geheimhaltung und die Nebelwände der Intransparenz), dann schickt Gott seine Propheten – Elijah, Amos, Hosea -, die in seinem Namen das Unrecht aufdecken. Als König Joschija die Religion dieser Propheten für seinen eigenen Machtsanspruch einspannt, widerspricht ihm der Prophet Jeremiah; als die Babylonier die Juden deportieren, damit das Volk im Vielvölkergemisch aufgeht, halten Ezechiel, Jeremiah und ein Prophet aus der Schule des Jesaia die Anhänger JHWHs zusammen – bis zur Befreiung durch den Perserkönig Kyros.

Aber das meistbenutzte Buch der Bibel ist das Buch der Psalmen. Es zeugt davon, dass Menschen von Gott aus der Verzweiflung befreit werden, dass sie von bösen Handlungen abgehalten werden, dass der Gedanke an Gott ihnen Freude, Hoffnung und Trost gibt. Es ist also nicht immer nur die Wende der Religionsgeschichte, die durch einen Eingriff Gottes herbeigeführt wird, sondern Offenbarung kann sich in jedem menschlichen Leben ereignen.

Beglaubigung der Offenbarung

Die Auslegungsbedürftigkeit der Offenbarung

Das fundamentalistische Fehlverständnis der Offenbarung

Ziel und Zweck der Offenbarung