Medienbildungskonzept/Phasen der Medienbildungskonzeptentwicklung und Medienbildungskonzept/Visionen entwickeln: Unterschied zwischen den Seiten

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=== Die Praxisphase ===
Wenn man mit einer Gruppe in den Prozess der Medienbildungskonzeptentwicklung einsteigt, darf man auf gar keinen Fall den Fehler machen, dort mit Methoden zu arbeiten, die eher "klassisch" sind. Dazu zählen für mich z.B. Powerpointpräsentationen mit anschließender Diskussion, dazu zählen für mich Strukturen wie "Wir bilden einen Ausschuss" oder auch Absprachen ohne Vereinbarung konkreter Zeitpunkte: Jeder sollte sich aktiv in den Prozess einbringen können, kein Treffen darf ohne konkretes Ergebnis bleiben. Austausch an sich ist für mich schon lange kein Wert mehr. Er muss auch zu etwas führen, damit beteiligte Personen auch Fortschritte wahrnehmen. 


==== Die Mediengruppe als Prozessbegleiter ====
Der Anfang ist das Schwierigste. Oft steht die Aufgabe wie ein Berg vor einem System und Erfahrungen mit Konzeptentwicklung aus der Vergangenheit sind nicht die besten. Meist verschwindet ein solches schnell "geleitzt" wieder im Schrank ohne je in der Breite im Unterricht anzukommen. Medienbildungskonzepte sind zudem wie die digitale Welt vielen Veränderungen unterworfen, weil die Entwicklung eben so schnell voranschreitet. Das kann schnel zu Resignation und Abwehr führen. Genau deswegen stehen so oft Geräte im Mittelpunkt: Tabletklasse oder Notebookklasse? Smartboard oder Beamerlösung? PC-Raum oder nicht? Über diese Dinge lässt sich trefflich diskutieren, denn genau wie ein Overheadprojektor schenen sie das bisherige Unterrichts- und Lebensmodell nicht weiter zu berühren (sie tun es natürlich dann doch über das, was sie in die Schule hineintransportieren). Mir ist der Blick auf genau dieses "Das", also auf die Inhalte wichtig. Zwei Ansätze bzw. Vorgehensweisen haben sich dafür zumindest am Anfang als hilfreich  erwiesen. 


An einigen Schulen, an denen ich bisher aktiv war, gibt es sogenannte Mediengruppen. Das sind sehr oft - aber leider nicht immer - Gruppen mit Mitglieder aus allen relevanten Teilen einer Schulgemeinschaft, z.B.
=== Die Vision ===
* mindestens erweiterte Schulleitung
* Lehrkräfte
* Eltern
* Schülerinnen und Schüler
* ggf. Mitarbeiter (aus z.B. Verwaltung & Pädagogik)
Meist sind es zunächst einfach Menschen, die etwas an der eigenen Schule im Hinblick auf die Mediennutzung verändern wollen. Es ist hilfreich, wenn die Schulleitung selbst diese Mediengruppe "inthronisiert", z.B. auf einer größeren Konferenz. Weiterhin schadet es nicht, diese Gruppe etwas [[https://riecken.de/index.php/2010/06/vordemokratisierung-von-entscheidungen/|vorzudemokratisieren]], indem man im Vorfeld "passende" Menschen anspricht, damit auf der Konferenz selbst bei der "Abfrage" nicht die üblichen peinlichen Lücken entstehen, die diejenigen mit dem geringsten Sitzfleisch dann füllen.


Ich bin ein großer Freund davon, diesen Mediengruppen eine Arbeitsstruktur vorzuschlagen bzw. aufzuerlegen, die das Spannungsfeld zwischen Verlässlichkeit des Prozesses und Motivation der Beteiligten  gut austariert. Dazu müssen ggf. die oft üblichen Strukturbildungsmechanismen von Ausschüssen an Schule unterlaufen werden.  
Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie Unterricht mit digitalen Medien aussehen könnte oder sollte. Während Eltern und Lehrkräfte oft einigermaßen hilflos oder ambivalent den Eigendynamiken der Handywelt gegenüberstehen, sind diese Geräte Schülerinnen und Schülern zu einem selbstverständlichen Begleiter geworden.  


Ich habe gerüchtehalber gehört, dass an Schulen oft Ausschüsse und Arbeitgruppen zu den unterschiedlichsten Themen gebildet werden, deren Aktivität erst zur Deadline hin ein Maximum erreicht. Das Thema Medienbildung ist mir persönlich zu wichtig, als es aus curricularen Vorgaben zusammenzukopieren, wobei dann Kompetenzwüsten herauskommen, bei denen dann nicht klar ist, was eigentlich damit gemeint ist und dann halt jeder macht, was er oder sie will.
Dennoch ist zumindest unterschwellig allen beteiligten Gruppen klar, dass sich die rasante digitale Entwicklung nicht aufhalten lässt und Gesellschaft ihr in irgendeiner Form begegnen sollte.


Mir sind bei jeder Sitzung einer solchen Gruppe folgende Dinge sehr wichtig:
Visionen dürfen utopisch und dystopisch sein. Es gibt keine Denkverbote. Visionen geben aber ein gutes Bild darüber ab, wo die Gruppe insgesamt steht und wie groß eine eventuell unterstellte Heterogenität wirklich ist.  
# Die Sitzung ist '''geplant'''. Die Planung ist auf einer Agenda festgehalten, die allen Beteiligten vor der Sitzung zugeht.
# Die Sitzung bietet '''Möglichkeit zum Austausch'''. Dieser Austausch bleibt kein Selbstzweck, sondern führt jedesmal zu einem Ergebnis.
# Das wichtigste Ergebnis sind '''verbindliche Absprachen''' zu Arbeitspaketen. Diese Pakete sind so klein, dass sie zur nächsten Sitzung bewältigt werden können.
# Die Sitzungen werden mit den '''Tools und Medien gestaltet, die man sich auch selbst später im Unterricht der Schülerinnen und Schüler wünsch'''t. Dazu gehört für mich der konsequente Verzicht auf Papier.
# Jede Sitzung ist Teil eines Prozesses mit einem '''klaren Ziel''', welches die Mediengruppe sich selbst gibt.
# In der Sitzung geht es nicht darum, was alles nicht geht, sondern allein darum, '''was eben geht'''.
# In der Sitzung müssen die '''Interessen jeder Gruppe''' wertgeschätzt werden.


Hilfreich - aber oft nicht vorhanden - ist ein externer Berater, am besten jemand der sich mit der Denkweise im systemischen Projektmanagement etwas auskennt. Das heißt nicht, dass man den Prozess akribisch nach Kriterien des Projektmanagements ausrichten muss. Aber das Wissen um die grundsätzlichen Abläufe hilft ungemein bei der Strukturierung.
Eine erste Aufgabe an die Gruppe könnte folgendermaßen lauten:
 
Entwickele in fünf Sätzen eine Vision davon, wie für dich Unterricht und Schule in 20 Jahren aussehen werden!
 
Ich empfehle, diese Arbeit anonymisiert in einem Etherpad durchzuführen, z.B. in einem [https://zumpad.zum.de/|ZumPad]. Aus den Ergebnissen lässt sich nämlich auch ein öffentlichkeitswirksamer Artikel für die Schulhomepage gestalten und sie können auch schon Teil des Medienkonzeptes sein.
 
Impulse zur Weiterarbeit / Diskussion:
* Was muss geschehen, damit diese Vision Wirklichkeit wird?
* Was davon lässt sich nicht durch Technik allein lösen und warum?
* Was muss unser System Schule lernen?
* Welche technischen Voraussetzungen braucht unser System Schule dafür
* [...]
 
Die Diskussionsergebnisse sollten kurz protokolliert werden, am besten auch digital.

Aktuelle Version vom 28. April 2018, 13:19 Uhr

Die Praxisphase

Wenn man mit einer Gruppe in den Prozess der Medienbildungskonzeptentwicklung einsteigt, darf man auf gar keinen Fall den Fehler machen, dort mit Methoden zu arbeiten, die eher "klassisch" sind. Dazu zählen für mich z.B. Powerpointpräsentationen mit anschließender Diskussion, dazu zählen für mich Strukturen wie "Wir bilden einen Ausschuss" oder auch Absprachen ohne Vereinbarung konkreter Zeitpunkte: Jeder sollte sich aktiv in den Prozess einbringen können, kein Treffen darf ohne konkretes Ergebnis bleiben. Austausch an sich ist für mich schon lange kein Wert mehr. Er muss auch zu etwas führen, damit beteiligte Personen auch Fortschritte wahrnehmen.

Der Anfang ist das Schwierigste. Oft steht die Aufgabe wie ein Berg vor einem System und Erfahrungen mit Konzeptentwicklung aus der Vergangenheit sind nicht die besten. Meist verschwindet ein solches schnell "geleitzt" wieder im Schrank ohne je in der Breite im Unterricht anzukommen. Medienbildungskonzepte sind zudem wie die digitale Welt vielen Veränderungen unterworfen, weil die Entwicklung eben so schnell voranschreitet. Das kann schnel zu Resignation und Abwehr führen. Genau deswegen stehen so oft Geräte im Mittelpunkt: Tabletklasse oder Notebookklasse? Smartboard oder Beamerlösung? PC-Raum oder nicht? Über diese Dinge lässt sich trefflich diskutieren, denn genau wie ein Overheadprojektor schenen sie das bisherige Unterrichts- und Lebensmodell nicht weiter zu berühren (sie tun es natürlich dann doch über das, was sie in die Schule hineintransportieren). Mir ist der Blick auf genau dieses "Das", also auf die Inhalte wichtig. Zwei Ansätze bzw. Vorgehensweisen haben sich dafür zumindest am Anfang als hilfreich erwiesen.

Die Vision

Lehrkräfte, Eltern sowie Schülerinnen und Schüler haben sehr unterschiedliche Vorstellungen davon, wie Unterricht mit digitalen Medien aussehen könnte oder sollte. Während Eltern und Lehrkräfte oft einigermaßen hilflos oder ambivalent den Eigendynamiken der Handywelt gegenüberstehen, sind diese Geräte Schülerinnen und Schülern zu einem selbstverständlichen Begleiter geworden.

Dennoch ist zumindest unterschwellig allen beteiligten Gruppen klar, dass sich die rasante digitale Entwicklung nicht aufhalten lässt und Gesellschaft ihr in irgendeiner Form begegnen sollte.

Visionen dürfen utopisch und dystopisch sein. Es gibt keine Denkverbote. Visionen geben aber ein gutes Bild darüber ab, wo die Gruppe insgesamt steht und wie groß eine eventuell unterstellte Heterogenität wirklich ist.

Eine erste Aufgabe an die Gruppe könnte folgendermaßen lauten:

Entwickele in fünf Sätzen eine Vision davon, wie für dich Unterricht und Schule in 20 Jahren aussehen werden!

Ich empfehle, diese Arbeit anonymisiert in einem Etherpad durchzuführen, z.B. in einem [1]. Aus den Ergebnissen lässt sich nämlich auch ein öffentlichkeitswirksamer Artikel für die Schulhomepage gestalten und sie können auch schon Teil des Medienkonzeptes sein.

Impulse zur Weiterarbeit / Diskussion:

  • Was muss geschehen, damit diese Vision Wirklichkeit wird?
  • Was davon lässt sich nicht durch Technik allein lösen und warum?
  • Was muss unser System Schule lernen?
  • Welche technischen Voraussetzungen braucht unser System Schule dafür
  • [...]

Die Diskussionsergebnisse sollten kurz protokolliert werden, am besten auch digital.