Anglizismen und Konditional: Unterschied zwischen den Seiten

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Ein '''Anglizismus''' ist ein aus der englischen Sprache übernommener Begriff bzw. eine andere vom Englischen beeinflusste sprachliche Form, z.B. in der Syntax, in der Rechtschreibung, Aussprache,  Lexik oder Idiomatik. Anglizismen und die zum "''Denglisch''" werdende Vermischung werden einerseits als Bereicherung, andererseits auch als Bedrohung der deutschen Sprache empfunden.


== Der Begriff ==
{{Box|Eine wichtige Verwendungsform des Konjunktivs|
{{Zitat wpde|'''Anglizismus''' lässt sich unterschiedlich gebrauchen:
[[Datei:Grammatik-wordle3.jpg|300px|rechts]]
# für Wörter und Wendungen, die aus dem [[Englisch]]en in andere Sprachen übernommen wurden und als solche noch erkennbar sind
Jeder kennt den Ausruf: "Wenn ich reich wäre ...!"
# für Wörter und Wendungen, die aus dem [[Englisch]]en stammen, auch wenn man es ihnen heute nicht mehr ansieht
# für alle sprachlichen Formen, für die das [[Englisch]]e Modell gestanden hat
|Anglizismus|17.02.2006}}


== Formen von Anglizismen ==
Das kann eine Stimmung ausdrücken und jeder versteht sie: "Ach, wenn ich nur reich wäre!"
{{Zitat wpde|
* Wortentlehnungen: Übernahme englischer [[Lexem]]e, die dann unterschiedlich stark an das Laut-, Schreib- und Grammatiksystem der aufnehmenden Sprache angepasst werden (vgl. dt. Mehrzahl ''Computer'' = angepasst vs. Mehrzahl ''Songs'' oder ''Kids'' = unangepasst). Eine scharfe Abgrenzung zwischen (angepasstem) [[Lehnwort]] und (unangepasstem) [[Fremdwort]] gibt es nicht.


* Lehnübersetzungen: Eins-zu-eins-Übersetzungen der Bestandteile des fremden Wortes, z.B. ''brainwashing'' > ''Gehirnwäsche''
Wenn es aber um Satz- und Sprachlogik geht, müsste der Satz irgendwie weitergehen, im Allgemeinen mit einem 'dann'.


* Lehnübertragungen: Übersetzung der Idee hinter der Bildung des fremden Wortes, z. B. ''skyscraper'' > ''Wolkenkratzer'' (nicht ''Himmelskratzer'', wie es bei einer Lehnübersetzung zu erwarten wäre)
<pre>Wenn ich reich wäre,  
      (dann) würde ich mir ... kaufen /
      hätte ich keine Sorgen /
      bräuchte ich nicht zu arbeiten .. usw.
</pre>
Das ''dann'' muss gar nicht ausgesprochen werden, es muss aber gedacht sein, nämlich als eine wenn-dann-Beziehung.


* Lehnbedeutung: Übernahme des Bedeutungsspektrums des fremden Wortes, von dem Teilbedeutungen bereits bei einem deutschen Wort zu finden sind, z.&nbsp;B. dt. „realisieren“ im Sinne von „etw. verwirklichen + etw. bemerken“ nach engl. ''realize'' „etw. verwirklichen, etw. bemerken“.
Der Wenn-Teil des Satzes stellt die Bedingung oder Voraussetzung dar, unter der dies oder jenes 'dann' der Fall sein könnte. Deshalb wird dieser manchmal auch ''Bedingungssatz''' genannt, der Fachbegriff ist aber KONDITIONALSATZ (conditio - Bedingung, Voraussetzung).
|Hervorhebung1}}
{{Box|Basiswissen|
Es gibt Ereignisse, die mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit eintreffen, je nach Voraussetzung. Man unterscheidet drei Wahrscheinlichkeits-Typen:
1. Immer: Wenn es regnet, (dann) ist die Straße nass.
2. Möglich: Wenn es denn endlich regnete (regnen würde), dann wären die Blumen frischer.
3. Unmöglich: Wenn es gestern geregnet hätte, (dann) wären die Blumen frischer gewesen.


* syntaktische Entlehnungen: Aus dem Englischen ins Deutsche übernommene Satzkonstruktionen, zum Beispiel: ''„wir entschuldigen uns für die Unannehmlichkeiten“'' nach ''“we apologize for the inconvenience”'' statt der ursprünglichen '''Bitte''' um Entschuldigung: ''„wir bitten, die Unannehmlichkeiten zu entschuldigen“''
:(1) drückt einen immer wiederkehrenden Sachverhalt aus (Realis)
:(2) einen Wunsch, der noch in Erfüllung gehen kann (Potentialis oder Irrealis der Gegenwart)
:(3) die Tatsache, dass nicht eingetroffen ist, was gewünscht wurde (Irrealis der Vergangenheit)


* Sprachschöpfungen innerhalb der deutschen Sprachgemeinschaft mit englischem Klang wie ''Handy'', ''Talkmaster'', ''Service Point'' – diese werden als [[Scheinanglizismus|Schein- oder Pseudoanglizismen]] bezeichnet
Wichtig ist, dass nur (2) und (3) den Konjunktiv verlangen:
|Anglizismus|17.02.2006}}
Bei (2) ist es grammatikalisch die Präteritumsform: wäre,  
bei (3) ist es grammatikalisch die Plusquamperfekt-Form: wäre gewesen.
|Merksatz}}
==Siehe auch==
* [http://www.zum.de/Faecher/D/BW/gym/grammatik/wenndann.htm Der Wenn-Dann-Dreisprung] - Grammatik in Bildern (von Klaus Dautel}


== Denglisch ==
[[Kategorie: Grammatik]]
:Unter '''Denglisch''' wird ein Sprachgemisch aus [[Deutsch]] und [[Englisch]] verstanden oder anders gesagt wird mit Denglisch ein stark von [[Anglizismen]] geprägtes Deutsch bezeichnet.
[[Kategorie: Deutsch]]
 
[[Kategorie: Sekundarstufe 1]]
:Anschaulich demonstrieren die ''Wise Guys'' das Phänomen ''Denglisch'' in ihrem gleichnamigen Song:
:<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/xlQI0mfJbCc" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>
:Quelle: [http://www.youtube.com/watch?v=xlQI0mfJbCc YouTube]
:In einer anderen Aufzeichnung:
:<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/UHZLbZpzms4" frameborder="0" allowfullscreen></iframe>
:Quelle: [http://www.youtube.com/watch?v=UHZLbZpzms4 YouTube]
 
== Materialien ==
* [http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/0,1518,655050,00.html Unverständliche Werbeslogans: "Geschmack dreht dich um"] - Von Mirja Pape (Spiegel-Online, 16.10.2009)
:"It's an addiction" steht auf dem Plakat - "Es ist ein Süchtiger!" denkt sich der Kunde. Studie um Studie zeigt, dass die Deutschen englische Slogans einfach nicht verstehen. Warum nur nutzen Werber sie dann immer und immer wieder? SPIEGEL ONLINE präsentiert neue, skurrile Reklame-Missverständnisse."
 
* [http://lbs.hh.schule.de/welcome.phtml?unten=/faecher/deutsch/sprachwandel/index.htm Sprachwandel] - Linkliste - mit Abschnitt "Denglisch" (Hamburger Bildungsserver)
* {{video}} [http://www.spiegel.de/videoplayer/0,6298,24446,00.html Weisheit der Straße: Conny, der Sprachpolizist] (Spiegel-TV, 27.11.2007)
:"Warum setzt man mir eigentlich News vor, wenn ich Nachrichten sehen will?" - Diese und andere Fragen werden unterhaltsam mit Berliner Schnauze gestellt.
:Gut als Anstoß für eine Diskussion zu verwenden.
 
* {{pdf-extern|http://www.klett.de/sixcms/media.php/229/347469_0011.pdf|„Die Sprache ist eben flexibel“ – Sprachentwicklung und Sprachwandel heute und gestern (347469-0011)}} - Texte und Aufgaben zum Themenbereich Anglizismen (klett.de)
 
== Unterrichtsmodelle ==
 
* Frank Schneider, EinFach Deutsch Unterrichtsmodelle. Sprachursprung - Sprachskepsis - Sprachwandel: Diskussionen über die Sprache von Herder bis heute. Gymnasiale Oberstufe. Schöningh. ISBN 3140224559 - umfangreiches Material, gut aufbereitet; ermöglicht einen flexibel gestalteten Unterricht
 
== In den Nachrichten ==
* [http://www.aktionlebendigesdeutsch.de/wortarchiv.php Aktion "Lebendiges Deutsch"] Von ''Airbag'' bis ''Workshop'' - ein Wortarchiv mit '''Eindeutschungsvorschlägen'''
:"Was wollen wir? Wir wollen für jenes unbefangene Vertrauen in die eigene Muttersprache werben, wie es Engländern und Franzosen, Polen, Spaniern und Italienern selbstverständlich ist. Als Beitrag dazu werden wir jeden Monat zwei Vorschläge machen oder erbitten, welche griffigen und treffenden deutschen Wörter an die Stelle englischer Wörter treten können, wenn die überflüssig, hässlich oder nicht allgemein verständlich sind." (ADL - Aktion "Lebendiges Deutsch")
 
*[http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,491035,00.html "Ab heute nur noch mit Prallkissen"]
:"Mit einem Public-Brainstorming fightet die Stiftung Deutsche Sprache gegen Anglizismen. Sorry, äh Entschuldigung, noch mal von vorn: Eine Denkrunde im Internet sucht nach deutschen Entsprechungen für englische Begriffe. A propos, was heißt eigentlich Internet auf deutsch?" (27.06.2007 www.spiegel.de)
 
* [http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/0,1518,440120,00.html SPRACHE DER WISSENSCHAFT: Say it in broken English] (Spiegel-Online, 03.10.2006)
:"Publikationen, Laborbesprechungen, Tagungen - in der akademischen Welt spricht man Englisch, mitunter sogar, wenn deutsche Forscher unter sich sind. Manchen Wissenschaftlern geht das inzwischen zu weit. Sie warnen, dass die deutsche Fachsprache verkümmert."
 
== Linkliste ==
 
* [http://www.fachdidaktik-einecke.de/9_Diagnose_Bewertung/zentralabi_nrw2007-2009_deutsch_arbeitshilfen.htm#Anglizismen Spracherwerb, Sprachentwicklung, Ursprung der Sprache, Sprachwandel (Anglizismen)] - Linkliste  (Fachdidaktik-Einecke.de)
 
* [http://www.goethe.de/kue/lit/dos/dds/de139769.htm Heute schon gemailt? Zur Rolle der Anglizismen in der deutschen Sprache] (Goethe-Institut)
* [http://www.dooden.de/ DOODEN] (Martin Pittelkow): Eine satirisch gemeinte Anglizismenliste
* [http://www.spiegel.de/unispiegel/wunderbar/0,1518,druck-336842,00.html Anti-Anglizismen-WG - Man spricht deutsch]
:Drei Berliner StudentInnen ersetzen konsequent Anglizismen aus ihrem Sprachgebrauch. Verstöße dagegen kosten Geld für die Haushaltskasse.
 
*[http://www.weikopf.de/Sprache/sprache.html Die Welt der Sprache - Die Sprachen der Welt]
:Ursprung und Entwicklung der Sprachen der Welt - Sprachfamilien - Sprachvergleich - Sprachwandel; Unbekanntes und Interessantes und zugleich der Versuch, ein zu Unrecht als trocken bezeichnetes Gebiet unterhaltsam darzustellen, von Otto Weikopf, Fachanwalt für Arbeitsrecht und Steuerrecht. O. Weikopf setzt sich dort auch mit dem Thema [http://www.weikopf.de/Sprache/Englisch/Denglish/denglish.html Denglish] auseinander. Zum Beispiel könnte ein Wiesnordner auf dem Oktoberfest seinen Job etwa wie folgt erläutern:
:"Schauns, mir san praktisch global players, das Team von Bayern Munich, internationaler gehts fei nimmer! An Goalgetter aus Brasilien und an Tschämpion aus Frankreich! Überhaupts: an polyglotten Flair hamer hier herunten an der Isar. Quasi sind wir beim Wiesn-Event eine große family: Blonde, Schwarze, Gelbe und Preißn - ein Ethnomix, wies sagn. Als Wiesnordner musst allweil English speaken: Welcome to Bavaria ...".
 
*[http://www.detlev-mahnert.de/deutsch.html Bitte auf deutsch!]
: Detlev Mahnert stellt auf diesen Seiten Links, Meinungen und Beispiele zum Sprachwandel (Sprachverfall?) zusammen: "Das ist eine Seite, auf der ich diese Entwicklung kritisch verfolgen möchte - auch wenn ich mir dabei manchmal wie Don Quixote vorkomme, der gegen die Windmühlenflügel eines verqueren Zeitgeists ankämpft... " Dabei geht es nicht nur um Anglizismen und Amerikanismen und die Rettung des Dativs, es geht auch um
 
* [http://lars-thielemann.de/heidi/hausarbeiten/Anglizismen2.htm Anglizismen im Deutschen] - Hausarbeit von [http://www.heidi-skirde.de/ Heidi Skirde]
 
* [http://www.vds-ev.de/denglisch/anglizismen/ Verein Deutsche Sprache e. V.: Denglisch - Der Anglizismen-Index]
 
== Siehe auch ==
* [[Sprachwandel]]
* [[Sprachwandel/Einfluss neuer Medien]]
* [[Englisch/Wortschatz/Falsche Freunde|Falsche Freunde (Englisch)]]
 
 
[[Kategorie:Deutsch]]
[[Kategorie:Englisch]]

Version vom 4. Mai 2018, 15:18 Uhr

Eine wichtige Verwendungsform des Konjunktivs
Grammatik-wordle3.jpg

Jeder kennt den Ausruf: "Wenn ich reich wäre ...!"

Das kann eine Stimmung ausdrücken und jeder versteht sie: "Ach, wenn ich nur reich wäre!"

Wenn es aber um Satz- und Sprachlogik geht, müsste der Satz irgendwie weitergehen, im Allgemeinen mit einem 'dann'.

Wenn ich reich wäre, 
       (dann) würde ich mir ... kaufen / 
       hätte ich keine Sorgen / 
       bräuchte ich nicht zu arbeiten .. usw.

Das dann muss gar nicht ausgesprochen werden, es muss aber gedacht sein, nämlich als eine wenn-dann-Beziehung.

Der Wenn-Teil des Satzes stellt die Bedingung oder Voraussetzung dar, unter der dies oder jenes 'dann' der Fall sein könnte. Deshalb wird dieser manchmal auch Bedingungssatz' genannt, der Fachbegriff ist aber KONDITIONALSATZ (conditio - Bedingung, Voraussetzung).

Basiswissen

Es gibt Ereignisse, die mit unterschiedlicher Wahrscheinlichkeit eintreffen, je nach Voraussetzung. Man unterscheidet drei Wahrscheinlichkeits-Typen:

1. Immer: Wenn es regnet, (dann) ist die Straße nass.
2. Möglich: Wenn es denn endlich regnete (regnen würde), dann wären die Blumen frischer.
3. Unmöglich: Wenn es gestern geregnet hätte, (dann) wären die Blumen frischer gewesen.
(1) drückt einen immer wiederkehrenden Sachverhalt aus (Realis)
(2) einen Wunsch, der noch in Erfüllung gehen kann (Potentialis oder Irrealis der Gegenwart)
(3) die Tatsache, dass nicht eingetroffen ist, was gewünscht wurde (Irrealis der Vergangenheit)

Wichtig ist, dass nur (2) und (3) den Konjunktiv verlangen:

Bei (2) ist es grammatikalisch die Präteritumsform: wäre, 
bei (3) ist es grammatikalisch die Plusquamperfekt-Form: wäre gewesen.

Siehe auch