Kooperatives Schreiben und Klassik: Unterschied zwischen den Seiten

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{{Kurzinfo-2|Methode|Wikipedia}}
[[Bild:Goetheschiller.gif|right]]
'''Kooperatives Schreiben''' (cooperative writing) hat im Gegensatz zum ''individuellen Schreiben'' das gemeinsame Erstellen von Texten aller Art zum Ziel. Zu unterscheiden ist dabei:
Der Begriff '''Klassik''' bezeichnet eine '''Epoche''' der deutschen Literatur.
* das schrittweise kooperative Schreiben (interactive writing) und
* das gemeinsame kooperative Schreiben (group writing).
[[Bild:frueher.jpg|thumb|200px|"Individuelles Schreiben"]]
<!-- <div style="float: right; margin: 10px;">[[Bild:frueher.jpg|200px]]<br>"Individuelles Schreiben"</div> -->


Beim '''gemeinsamen''' kooperativen Schreiben durchlaufen mehrere Schreibende gemeinsam und gleichzeitig den Prozess des Planens, Formulierens und Überarbeiten des Textes. Sie verantworten das Produkt auch gemeinsam.  
==Denkanstöße==
{{Box|Überlegt:|
Wörter wie 'klassisch' oder 'Klassiker' oder auch 'classic' werden in vielen verschiedenen Situationen verwendet, nicht nur in Kunst und Literatur, sondern z.B. auch im Sportjargon, in der Mode, in der Pop-Musik.
:Sammelt Redewendungen, in denen diese Begriffe vorkommen.
:Überlegt, warum sie so verwendet werden
:und was sie über die bezeichneten Dinge aussagen wollen.|Unterrichtsidee}}


Beim '''schrittweisen''' kooperativen Schreiben tritt der einzelne Schreibende bewusst in Interaktion mit anderen Personen, z.B. auch LehrerInnen, um die Textentwürfe in ihren verschiedenen Phasen lesen, kommentieren und auch überprüfen zu lassen. Dies ist für die Schulpraxis die wohl relevantere Form.
==Klärungen==
{{Box|Zum Begriff „klassisch“|


Der entsprechende Wikipedia-Artikel verwendet auch den Begriff [http://de.wikipedia.org/wiki/Kooperatives_Schreiben "Kollaboratives Schreiben"] für Projekte mit "Mehrautorenschaft". Die Wikipedia selbst versteht sich als kollaboratives Schreibprojekt und verbindet mit diesem Begriff die Ideale: ''Gleiche Möglichkeiten'' aller Mitwirkenden, zum Text beizutragen, und ''reger Diskurs'' aller Beteiligten über die Zielsetzungen (egalitärer Ansatz).
1. gleichbedeutend wie „mustergültig“, allgemeingültig, vorbildhaft und „zeitlos“


==Vorteile==
2. bezeichnet kunst- bzw. literaturgeschichtliche Epochen, in denen versucht wird, sich an den Vorbildern der griechisch-römischen Antike zu orientieren.  
Kooperatives Schreiben/Schreiben im Team
* überwindet den Gegensatz von Leser und Schreiber,
* bindet die Beteiligten in einen kommunikativen Prozess vor und während des Schreibens ein,
* motiviert und inspiriert den einzelnen Schreiber,
* ermöglicht dem einzelnen, seine persönlichen Schreibstrategien zu erkennen, zu reflektieren und auszubilden,
* bereitet auf Schreibverfahren und Schreibsituationen im beruflichen Leben vor,
* fördert die [[Medienkompetenz]] durch den Einsatz digitaler Arbeitsformen und Produktionsmittel.


<center><gallery>
3. Name für eine 10-jährige Phase der Zusammenarbeit von J.W. Goethe und Friedrich Schiller (1795-1805), die mit Schillers Tod endet und lokal mit der Residenzstadt Weimar und der naheliegenden Universität Jena verknüpft ist, darum auch der Begriff '''Weimarer Klassik''', der später im Kaiserreich zur '''Deutschen Klassik''' erhöht wurde - in dem Bedürfnis, dem neugegründeten Deutschen Reich (nach 1871) eine nationale Identität und respektable Vergangenheit zu verschaffen. |Merksatz}}
Bild:groupwriting.jpg |"groupwriting"
Bild:interactivewriting.jpg |"interactive writing"
</gallery></center>
<!--<div style="float: right; margin: 10px;">[[Bild:groupwriting.jpg|180px]]<br>"groupwriting" </div><br><div style="float: right; margin: 10px;">[[Bild:interactivewriting.jpg|180px|]]<br>"interactive writing"</div>-->


==Methoden==
===Traditionell: Offline===
====Schreibkonferenz====
Eine Schreibkonferenz ist eine Form des Beratungsgesprächs, das sich mit einem Textentwurf beschäftigt. Hierzu bildet der/die Verfasser/in eines Textes eine Kleingruppe mit zwei oder drei Mitschülern seiner Wahl.
[[Bild:Schreibkonferenz.png|thumb|right]]
# Der Text wird vorgelesen.
# Die Mitschüler äußern sich spontan zum Inhalt oder verwenden einen Kriterienkatalog (siehe Bild).
# Sie stellen Fragen zu inhaltlichen Einzelheiten, die ihnen unklar sind. Der Verfasser macht sich gegebenenfalls Zeichen im Text, wo noch etwas verändert werden muss.
# Die Schüler gehen den Text durch und besprechen sprachliche wie inhaltliche Aspekte. Der Verfasser markiert Stellen, die es möglicherweise ändern will, und notiert Vorschläge.
# Der Text wird auf Rechtschreibung durchgelesen.
# Anschließend überarbeitet der Verfasser den Text inhaltlich, sprachlich und orthografisch und legt ihn zur Kontrolle der Lehrkraft vor.
# Der Text wird 'veröffentlicht', d.h. vorgelesen, gedruckt, gestaltet ....


  ''Siehe im ZUM-Wiki: [[Schreibkonferenz]]''
==Von der Aufklärung zur Weimarer Klassik==
Das „Klassik-Projekt“ der beiden Weimarer Dichter Goethe und Schiller ist als eine von mehreren intellektuellen Reaktionsweisen auf die '''Aufklärung''' und die '''Französische Revolution''' zu begreifen:


====Textlupe====
{{Box|Überblick|
Hier nehmen Mitschüler die von anderen verfassten Texte genauer unter die Lupe. Die von Schülern verfassten Textentwürfe werden in der Klasse verteilt. Jeder Text bekommt einen Rückmeldezettel (die 'Textlupe') mit auf den Weg, in Lesegruppen von max. 5 Schülern werden nun die Texte gelesen, auf dem Rückmeldezettel mit kurzen Kommentaren versehen und weitergereicht. Die Zettel werden zusammen mit dem Text an die Verfasser zurückgegeben für den Überarbeitungsprozess. Das Verfahren 'Textlupe' hat den Vorteil, dass es eine ruhigere Form des Arbeitens darstellt und der Text durch das schriftliche Feedback intensiver bearbeitet wird.  
* Die ''' Aufklärung ''' hatte zum Ziel die Befreiung des Menschen aus den Fesseln von religiösem Aberglauben und politischer Bevormundung.
[[Bild:Textlupe.png|center]]


Zum Weiterlesen:
* Der philosophische Ausgangspunkt war die Idee einer allgemeinen Vernunft, die allen Menschen gleichermaßen zu Gebote steht und von der vollständigen Gebrauch zu machen jeder aufgefordert ist.
* Bobsin, Julia: Textlupe: neue Sicht aufs Schreiben. In PRAXIS Deutsch, 137/1995, 45-49.
* Baurmann, Jürgen: Schreiben, Überarbeiten, Beurteilen. Ein Arbeitsbuch zur Literaturdidaktik, Kallmeyer 2002 S.108 ff


====Über-den-Rand-hinaus-schreiben ====
* Dieser Vernunftgebrauch führt zur vorurteilsfreien Kritik aller Traditionen, Herrschaftsformen und gesellschaftlichen Instutionen (Adel und Kirche).  
Hier wird das Textblatt (möglichst größer als DIN-A3) selbst von den Lesern beschrieben. Die Leser ermitteln diejenigen Stellen, die ihnen in irgendeiner Hinsicht verbesserungswürdig erscheinen: Stilistisch und/oder inhaltlich. Der Textentwurf wird zum Text mit Leerstellen, die zu ergänzen sind. Diese werden nummeriert, die Teilnehmer der Gruppe wählen sich eine Nummer aus und erarbeiten Veränderungsvorschläge auf Zetteln, die dann an den Rand des Textblattes geheftet werden. Der Autor entscheidet dann, wie er bei der Textrevision mit diesen Vorschlägen umgehen möchte.  
:<big>&dArr;</big>   
* Dann kam das Jahr '''1789''' und die ERSTÜRMUNG DER BASTILLE  in Paris.
:Dieses Ereignis erschien vielen als logische Konsequenz der Aufklärung und wurde begrüßt.
:<big>&dArr;</big>
* Und es folgte das Jahr 1792 mit der HINRICHTUNG LOUIS XVI., den SEPTEMBERMORDEN und der Schreckensherrschaft der JAKOBINER. Bei den meisten deutschen Intellektuellen führte dies zur Ernüchterung und Abwendung von der politischen Ereignissen in Frankreich: So kann die Gesellschaft nicht verändert werden! Wie dann? Und welche Rolle kann die Literatur für die gesellschaftliche Veränderung spielen? Allgemeiner: Wie ist das Verhältnis von Kunst und Politik zu bestimmen?
:<big>&dArr;</big>
*'''Drei Antworten''' wurden gegeben:
# Die Literatur soll sich in den Dienst von Politik und Revolution stellen. <big>&rArr;</big> '''Literarischer Jakobinismus'''
# Die Literatur muss autonom sein und ihr eigenes politisches Programm umsetzen: Nicht durch die Revolution dürfen die Verhältnisse geändert werden, sondern durch die Erziehung des Volkes zu sittlichem Handeln z.B. auf der "Bühne als moralischer Anstalt" (F. Schiller) <big>&rArr;</big> '''Weimarer Klassik'''
# Kunst hat keine soziale Funktion, sie dient der Poetisierung des Lebens und nicht der Politisierung. <big>&rArr;</big> '''[[Romantik]]|Merksatz}}


===Digital: Online===
<small>(im Wesentlichen nach: Deutsche Literaturgeschichte, Verlag J.B. Metzler 1992, S.155 ff)</small>
====Kommentarlawine/Fragelawine====
Da in einem Weblog/Blog dem Leser im Allgemeinen lediglich die Rolle des Kommentators zugeschrieben ist, bietet sich die [[Weblog]]-Software besonders für spontanere Reaktionsweisen an. Die Lehrkraft/der Blogger stellt einen Text (journalistisch, lyrisch, prosaisch) in den Blog und fordert die Leser zu Kommentaren auf. Es können auch gezielt Fragen gestellt werden, um die Kommentatoren nicht völlig im Offenen zu lassen (obwohl dies zuweilen auch ganz reiz- und sinnvoll sein kann). Denkbar ist dieses Verfahren z.B. zur Formulierung von ersten Eindrücken zu einem Gedicht oder einer Kurzprosa. Da die Kommentarfunktion des Weblogs keine logische Beziehungen der Kommentare untereinander erwzingt, sondern diese lediglich nach der zeitlichen Reihenfolge ihrer Entstehung geordnet sind, ist  dann eine Sichtung und Ordnung der Kommentare unter inhaltlichen Gesichtspunkten dann der nächste Arbeitsschritt (von der '''Assoziation''' zur '''Interpretation'''). Anders als im Normalunterricht, wo meistens nur einzelne Stellungnahmen vorgelesen bzw. abgegeben werden, haben durch das Internet alle Schüler die Möglichkeit, alle Kommentare zu lesen, auch zu Hause und in Ruhe. Das sind günstige Voraussetzungen für die weiteren Schreibphasen.


====Transklusion====
==Grundgedanken der Weimarer Klassik==
ist die Verkettung von mehreren Artikeln zu einem einzigen - das ist eine Option, die die aktuelle '''[[MediaWiki]]'''-Software zur Verfügung stellt! Dabei kann an jeder Einzelseite unabhängig von den anderen weitergeschrieben werden. Auf diese Weise aktualisiert und verbessert sich das Gesamtprodukt ständig.
ausgeführt am Beispiel von [[Friedrich Schiller]]s "Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen" (1794/5):


Man kann beliebig viele Artikel zu einem gemeinsamen Text verketten, z.B. die separat erstellten Texte "Text 1", "Text 2" und "Text 3" zu einem gemeinsamen "Text 1/2/3". Die Bezeichnungen sind dabei beliebig. Die Reihenfolge, in der die Artikel aufgeführt sind, legt aber die Reihenfolge ihrer Inhalte fest.
{{Box||
 
Ausgangspunkt ist die Kritik der schlechten Gegenwart, die mit jenen glücklichen Zeiten der Griechen kontrastiert wird: Die Menschen heute haben ihre "Totalität" verloren, sie sind nur noch Rädchen und Schräubchen des seelenlosen "Uhrwerkes" Staat. Darin herrscht Arbeitsteilung, der Mensch kann die Gesamtheit seiner Anlagen nicht mehr ausbilden, sondern muss sich spezialisieren, d.h. sich auf eine bestimmte (möglicherweise ihm fremde) Zweckmäßigkeit reduzieren. '''Der Mensch ist sein Amt!''' In Schillers Worten:
Das ist die Syntax, mit der die einzelnen Artikel in einem neuen Artikel (z.B. "Text 1/2/3") zusammengefügt werden:
:"Wenn das gemeine Wesen das Amt zum Maßstab des Mannes macht; wenn es an dem einen seiner Bürger nur die Memorie, an einem andern den tabellarischen Verstand, an einem dritten nur die mechanische Fertigkeit ehrt; [...] wenn es zugleich diese einzelnen Fertigkeiten zu einer eben so großen Intensität will getrieben wissen, als es dem Subjekt an Extensität erläßt – darf es uns da wundern, daß die übrigen Anlagen des Gemüths vernachlässigt werden, um der einzigen, welche ehrt und lohnt, alle Pflege zuzuwenden." ([http://gutenberg.spiegel.de/buch/ueber-die-asthetische-erziehung-des-menschen-in-einer-reihe-von-briefen-3355/1 6. Brief über die ästhetische Erziehung des Menschen])
<ul>
<nowiki>{{:Text 1}}</nowiki><br>
<nowiki>{{:Text 2}}</nowiki><br>
<nowiki>{{:Text 3}}</nowiki>
</ul>
Das Ergebnis ist dann die automatische Verkettung der drei Artikel (hier im Artikel "Text 1/2/3") durch die Wiki-Software; das neue Inhaltsverzeichnis listet die übernommenen Überschriften korrekt auf.  
 
* ''Siehe auch: [[Hilfe:Transklusion]]''
 
Hiermit lassen sich einfallsreiche Schreibideen umsetzen, ganz im Sinne des 'kooperativen/kollaborativen Schreibens'. Zum Beispiel:
* Gedichtinterpretationen nach dem Baukasten-Prinzip
* Textanalyse und Erörterung
* Fortsetzungsgeschichten
* Kommentar-Lawinen zu vorgegebenen Text-Impulsen
* Gesamtschau von (kreativen) Textvarianten
 
==Instrumente/Tools==
===Editoren für die lokale Festplatte===
Die Software, d.i. der Editor, muss auf der eigenen Festplatte installiert und für den Datenaustausch via Internet eingerichtet werden. Die Arbeitsfläche besteht aus mehreren Fenstern, in denen die Mitschreibenden erkennbar und Informationen (eventuell auch über Chat) austauschbar sind.
   
   
* [http://ace.iserver.ch/ ACE - a collaborative editor]
Hierzu auch eine Stelle aus Friedrich Hölderlins Briefroman '''Hyperion''':
:"ACE is a platform-independent, collaborative text editor. It is a real-time cooperative editing system that allows multiple geographically dispersed users to view and edit a shared text document at the same time." (Ein Schweizer Projekt)
:"So kam ich unter die Deutschen. (...) Es ist ein hartes Wort und dennoch sag ich´s, weil es die Wahrheit ist: ich kann kein Volk mir denken, das zerrißner wäre, wie die Deutschen. Handwerker siehst du, aber keine Menschen. Denker, aber keine Menschen, Priester, aber keine Menschen, Herrn und Knechte, Jungen und gesetzte Leute, aber keine Menschen - ist das nicht wie Schlachtfeld, wo Hände und Arme und alle Glieder zerstückelt untereinander liegen, indessen das vergoßne Blut im Sande zerrinnt!" ([http://gutenberg.spiegel.de/buch/hyperion-264/67 Hyperion an Bellarmin])
 
* [http://mateedit.sourceforge.net/ MateEdit] (Linux only)?
:"MateEdit is a collaborative editor, which lets you share your documents with friends who may be in the next room or all over the world.
:It features different colours and icons for each partcipant, a chat room to coordinate changes, and all changes made are colour highlighted to show contributions from other participants.
:MateEdit works over any network and can be used for quick idea exchanges, brain storming, programming, creative writing, role playing and any other task where two or more people share their thoughts and collaborate."
 
* [[MoonEdit]] - einfach zu bedienender Multiuser-Editor (Windows, Linux, FreeBSD)
 
* [http://www.codingmonkeys.de/subethaedit/ '''SubEthaEdit'''] - collaborative editing for Mac OS
[[Bild:subethaedit.png|thumb|500px|So kann das aussehen.]]
:"SubEthaEdit is a great tool for showing, teaching and helping with any text based task from programming to writing essays. SubEthaEdit allows you to set collaborators in a "Read only" group, preventing them from writing anything, but ideal for showing something or working in turns. By using invitations students can ask for help on a specific problem."
 
 
* [http://darcs.0x539.de/trac/obby/cgi-bin/trac.cgi gobby (für alle)] 
:"What is Gobby? Gobby is a free collaborative editor supporting multiple documents in one session and a multi-user chat. It runs on Microsoft Windows, Mac OS X, Linux and other Unix-like platforms. It uses GTK+ 2.6 as its windowing toolkit and thus integrates nicely into the GNOME desktop environment."
 
===Online Editoren (Schreiben im Browser)===
Der Editor (Die Textverarbeitung) befindet sich auf einem Server bzw. Internet-Anbieter und die zu 'beschreibende Seite' wird über den Browser (Firefox, InternetExplorer, Opera, Safari etc.) bedient. Das fertige Dokument kann dann direkt auf die eigene Festplatte gesichert werden. Um solche Internet-basierten Textverarbeitungsprogramme benutzen zu können muss man sich als Benutzer registrieren und dann zum Schreiben einloggen. Auf diese Weise sind auch die Schreibpartner bekannt. Anbieter dieser kooperativen Schreibwerkzeuge haben z.T. klare kommerzielle Interessen und werden früher oder später Gebühren verlangen (siehe Googles 'Writely').
 
* [http://www.google.com/support/writely/bin/static.py?page=faq_de.html&hl=de '''Writely''']
:"Was macht Writely eigentlich?
:Writely erlaubt es Ihnen, Dokumente online zu bearbeiten, zusammen mit wem auch immer Sie dazu einladen. Darüber hinaus können Sie diese Dokumente online veröffentlichen und bloggen."
:Wie viel kostet Writely?
:Während der Beta-Testphase ist Writely kostenlos.
:Wie viel wird Writely in Zukunft kosten?
:Wir hoffen, die einfache Version weiter kostenlos anbieten zu können. Extras werden einen angemessenen Monatsbeitrag kosten. [...] Ebenso werden wir Lizenzgebühren von Unternehmen, Partnern und für kundenspezifische Installationen erheben.
:Wurde Writely von Google gekauft?
:Ja, wir sind froh mitteilen zu können, dass wir nun ein Teil von Google sind.[...]
:Gibt es ein spezielles Angebot oder Rabatte für Schulen oder den pädagogischen Bereich?
:Writely eignet sich jetzt schon perfekt für Schulen, aber ja, wir planen Rabatte für anerkannte Erziehungseinrichtungen, wenn wir das Betastadium verlassen. Wenn Sie mit uns näher über die Bedürfnisse Ihrer Schule reden wollen: dann sagen Sie uns bitte Bescheid." (Auszüge aus der Selbstdarstellung, Okt. 2006)
 
* [http://www.zohowriter.com/login.sas '''Zohowriter''' - Online Word Processor] - Write • Share • Collaborate
:A tool to create documents, edit them your way, and share with anyone
:"Zoho Writer gives you all the collaboration tools you'd expect in an Ajax application, along with a suite of features that any power user would love. Bloggers will appreciate its ability to link directly into accounts for Blogger, LiveJournal, WordPress and TypePad, and to upload your current document as a post." (www.zohowriter.com)
 
* [http://www.ajaxwrite.com '''Ajaxwrite''']
:"ajaxWrite is a web-based word processor that can read and write Microsoft Word and other standard document formats. Anytime you need to open, read or write a word processor file, simply point your Firefox browser to www.ajaxwrite.com and in seconds a full-featured program will be available for you to open, edit, print and save.
:ajaxWrite has been designed to look like Microsoft Word, making it easy for anyone to start using it without needing to learn a new program. ajaxWrite also handles all the popular document formats so it's easy to share your files and collaborate with your co-workers and friends. Once finished with your document, you can easily save your work right to your hard drive."
 
* [http://www.synchroedit.com '''Synchroedit''']
:"SynchroEdit is a browser-based simultaneous multiuser editor, a form of same-time, different-place groupware. It allows multiple users to edit a single web-based document at the same time, and it continuously synchronizes all changes so that users always have the same version.
:SynchroEdit's main editor is fully WYSIWYG, dynamically displaying bolds, italics, underlines, strikethroughs, with various justifications, indents and listing styles as an author inputs them."
:Mehr Informationen im [http://wiki.synchroedit.com/index.php/Main_Page Synchroedit-Wiki](www.synchroedit.com)
 
Siehe auch im ZUM-Wiki: [[Software zum gemeinsamen Arbeiten]]
 
===Wikis, Blogs und Foren===
Hier öffnet sich ein weites Feld. Gemeinsam ist diesen drei Plattformen, dass auf ihnen '''online''' geschrieben werden kann. Die unterschiedlichen Konzepte legen aber auch unterschiedliche Einsatzgebiete nahe:
#In [[Wiki]]s entsteht - idealerweise - ein gemeinschaftlicher Text ('Artikel') zu einem Thema, in das jeder seine fachliche Kompetenz einbringt.
#In [[Foren und Mailinglisten|Foren]] geht es vornehmlich um den Austausch von Meinungsäußerungen und Fragestellungen zu bestimmten Themen.
#[[Weblog]]s ('Blogs') stellen meistens persönliche Äußerungsplattformen von Einzelpersonen dar: Tagebücher, Reiseberichte ... Andere Beiträge sind lediglich als 'Kommentare' zu den Darstellungen oder Vorgaben des Blog-Betreibers ('Blogger') möglich.
 
:*Zu schulischen Einsatzgebieten hat der schweizerische Telekommunikationsanbieter ''Swisscom'' einen informativen [http://www.swisscom.com/GHQ/content/Schule_Initiativen/Schulservice/Unterricht_online/SchoolNetGuides/SNG_09/ ''SchoolNetGuide'' (9/2006)] zum Thema ''Jeder Leser auch ein Autor: Blogs und Wikis'' herausgebracht. Er ist konzipiert als Leitfaden für Lehrer und stellt unterschiedliche Einsatzmöglichkeiten vor. Auch Bedienungshinweise werden gegeben. Nicht-schweizerische Lehrkräfte können ihn sich als PDF herunterladen.
 
:*Zum Einsatz von Weblogs speziell im Deutschunterricht hat Norbert Tholen verdienstvolle Arbeit geleistet und auf http://www.lehrer-online.de/url/weblog-deutsch dokumentiert.
 
DISKUSSIONSFOREN sind mittlerweile überall zu finden und oft integrierter Bestandteil eines Virtuellen Klassenzimmers, einer Website oder eines [[Content-Management-Systeme|Content Management Systems (CMS)]]. FOREN erlauben Meinungsäußerungen und andere Beiträge zu vorher festgelegten "Themen". Diese Beiträge ('Postings') sind allen zugänglich und ermöglichen die direkte Bezugnahme aufeinander. Sie eignen sich für Meinungsumfragen, mit Einschränkungen auch für Unterrichts-Protokolle und schriftliche Hausaufgaben. Korrekturmöglichkeiten sind allerdings (ohne Sonderrechte) nicht möglich. Dafür sind WIKIS besser geeignet, wo allen Benutzern von Anfang an (fast) alle Rechte gewährt werden. Ein einfaches Beispiel ohne grafische Schmankerl: Das Forum 'Literatur' bei [http://www.zum.de/Foren/literatur/cgi/forum.cgi ZUM.DE]


[[Chat]]s sind zwar eine schriftliche Form der Kommunikation, die Regeln dieser Kommunikation sind jedoch stark dem mündlichen Gespräch angenähert. Die Motivationen und die Verhaltensformen der Chatter sind oft so auseinanderstrebend, dass dies zu sehr undurchsichtigen, sich überkreuzenden Gesprächssträngen führt, die zwar über das Protokoll wieder entwirrt, im Allgemeinen aber weder kooperativ noch ergebnisorientiert genannt werden können.  
Aus dem Gegensatz von
:'''SINNLICHKEIT    und    VERSTAND'''
folgt das Grundproblem:
# Wie wird der sinnliche Mensch vernünftig und umgekehrt? 
# Wie wird er moralisch veredelt?
Die Antwort lautet:
:'''Durch die Kunst!'''
Die Begründung:
:Kunst ist freies '''Spiel''' im Reich des ästhetischen Scheins -
:d.h. frei von  aller Zweckhaftigkeit und Herrschaft spielt der Mensch mit Modellen des versöhnten Lebens.


Dies kann allerdings anders sein in ''[[Lern- und Arbeitsplattformen im Internet#Virtuelle Klassenzimmer|Virtuellen Klassenzimmern]]'', die ebenfalls einen Chat anbieten, um damit die gemeinsamen Lern- und Schreibaktivitäten zu koordinieren. Hier sind interessante Prozesse denkbar, z.B. die Einigung über Ziele und Vorgehensweisen auf dem Whiteboard, also der gemeinsam beschreibbaren Tafel, die Kommentierung der Zwischenergebnisse, die Vereinbarung weiterer Termine oder Hausaufgaben.
*Zusammenfassend
# Die moralische Verbesserung des Menschen ist nur möglich durch AUSGLEICH zwischen der sinnlichen und der rationalen Natur des Menschen. Deren Auseinanderklaffen, das sich in Arbeitsteilung, Funktionalisierung und Entfremdung äußert, ist der Grund aller gesellschaftlichen Mißstände!
# Der Schriftsteller kann diesen Ausgleich idealtypisch im Kunstwerk vorwegnehmen und gestalten. Der "klassische Held" verkörpert die Harmonie von Sinnlichkeit und Rationalität, von Gefühl und Verstand, von Natur und Geist. Er führt dem Publikum Möglichkeiten der sittlichen Vervollkommnung vor Augen.
# Der Künstler ist zugleich Erzieher, das Theater eine moralische Erziehungsanstalt und das Schauspiel eine moralische Veranstaltung, in der die Versöhnung von Ideal und Wirklichkeit vorgeführt wird.
:<big>&dArr;</big>
* Konsequenzen für die KUNST bei Schiller und Goethe (1795-1805):
:* Verzicht auf unmittelbaren Realitätsbezug und politische Wirkung
:* utopisch vorgreifende Idealisierung der Wirklichkeit
:* Abschied vom >Bürgerlichen Trauerspiel< (Kabale und Liebe, Räuber) und Wahl historischer oder mythologischer Stoffe (Don Carlos, Iphigenie)
:* Abkehr von Shakespeare (bei Goethe), Wendung zum französischen Klassizismus und Suche nach geschlossenen, harmonisch ausgewogenen Kunstformen (die klassische Tragödie, Balladen, Elegien, Sonette ...), innerer Gedankenreichtum bei äußerer Handlungsarmut, gehobene Sprache in klassischen Versmaßen, z.B.Hexameter.
*Schillers '''Rat an die Dichter''' lautet:
:"... aber wie kann sich unter den Einflüssen einer barbarischen Staatsverfassung der Charakter veredeln? Man müßte also zu diesem Zwecke ein Werkzeug aufsuchen, welches der Staat nicht hergibt, und Quellen dazu eröffnen, die sich bei aller politischen Verderbnis rein und lauter erhalten (...) Dieses Werkzeug ist die schöne Kunst, diese Quellen eröffnen sich in ihren unsterblichen Mustern (...) Der Künstler ist zwar der Sohn seiner Zeit, aber schlimm für ihn, wenn er zugleich noch ihr Zögling oder gar noch ihr Günstling ist. Eine wohltätige Gottheit reiße den Säugling beizeiten von seiner Mutter Brust, nähre ihn mit der Milch eines besseren Alters und lasse ihn unter fernem griechischen Himmel zur Mündigkeit reifen. Wenn er dann Mann geworden ist, so kehre er, eine fremde Gestalt, in sein Jahrhundert zurück (...) um es zu reinigen (...) Verjage die Willkür, die Frivolität, die Rohigkeit aus der Menschen Vergnügungen, so wirst du sie unvermerkt auch aus ihren Handlungen, endlich aus ihren Gesinnungen verbannen. Wo du sie findest, umgib sie mit edeln, mit großen, mit geistreichen Formen, schließe sie ringsum mit den Symbolen des Vortrefflichen ein, bis der Schein die Wirklichkeit und die Kunst die Natur überwindet." ([http://gutenberg.spiegel.de/buch/uber-die-asthetische-erziehung-des-menschen-3341/10 9. Brief über die ästhetische Erziehung des Menschen])|Zitat}}


==Weitere Informationen==
== Linkliste ==
===Bücher===
* {{wpd|Weimarer Klassik}}
Jürgen Baurmann: Schreiben, überarbieten, beurteilen. Ein Arbeitsbuch zur Schreibdidaktik, Kallmeyer 2002 S. 53 ff


Michael Becker-Mrotzek/Ingrid Böttcher: Schreibkompetenz entwickeln und beurteilen, Cornelsen 2006 S.39-51
==Siehe auch==
* [[Romantik]]


Katrin Lehnen: Kooperative Textproduktion. In: Kruse/Jakobs/Ruhmann (Hrsg.), Schlüsselkompetenz Schreiben. Konzepte, Methoden, Projekte für Schreibberatung und Schreibdidaktik an der Hochschule, Luchterhand 2002, S. 147-170


Peter König: Teamwork im Netz, weltweit und gleichzeitig an denselben Dokumenten arbeiten, c't 2006 Heft 20


===Artikel im ZUM-Wiki===
* [[Portfolio]]
* [[Weblog]]
* [[Software zum gemeinsamen Arbeiten]]
* [[Blended Learning]]
* [[Wiki in der Schule]]
----
[[Kategorie:Fachdidaktik (Deutsch)]]
[[Kategorie:Deutsch]]
[[Kategorie:Deutsch]]
[[Kategorie:Methode]]
[[Kategorie:Literatur]]

Version vom 13. März 2018, 11:23 Uhr

Goetheschiller.gif

Der Begriff Klassik bezeichnet eine Epoche der deutschen Literatur.

Denkanstöße

Überlegt:

Wörter wie 'klassisch' oder 'Klassiker' oder auch 'classic' werden in vielen verschiedenen Situationen verwendet, nicht nur in Kunst und Literatur, sondern z.B. auch im Sportjargon, in der Mode, in der Pop-Musik.

Sammelt Redewendungen, in denen diese Begriffe vorkommen.
Überlegt, warum sie so verwendet werden
und was sie über die bezeichneten Dinge aussagen wollen.

Klärungen

Zum Begriff „klassisch“


1. gleichbedeutend wie „mustergültig“, allgemeingültig, vorbildhaft und „zeitlos“

2. bezeichnet kunst- bzw. literaturgeschichtliche Epochen, in denen versucht wird, sich an den Vorbildern der griechisch-römischen Antike zu orientieren.

3. Name für eine 10-jährige Phase der Zusammenarbeit von J.W. Goethe und Friedrich Schiller (1795-1805), die mit Schillers Tod endet und lokal mit der Residenzstadt Weimar und der naheliegenden Universität Jena verknüpft ist, darum auch der Begriff Weimarer Klassik, der später im Kaiserreich zur Deutschen Klassik erhöht wurde - in dem Bedürfnis, dem neugegründeten Deutschen Reich (nach 1871) eine nationale Identität und respektable Vergangenheit zu verschaffen.


Von der Aufklärung zur Weimarer Klassik

Das „Klassik-Projekt“ der beiden Weimarer Dichter Goethe und Schiller ist als eine von mehreren intellektuellen Reaktionsweisen auf die Aufklärung und die Französische Revolution zu begreifen:

Überblick
  • Die Aufklärung hatte zum Ziel die Befreiung des Menschen aus den Fesseln von religiösem Aberglauben und politischer Bevormundung.
  • Der philosophische Ausgangspunkt war die Idee einer allgemeinen Vernunft, die allen Menschen gleichermaßen zu Gebote steht und von der vollständigen Gebrauch zu machen jeder aufgefordert ist.
  • Dieser Vernunftgebrauch führt zur vorurteilsfreien Kritik aller Traditionen, Herrschaftsformen und gesellschaftlichen Instutionen (Adel und Kirche).
  • Dann kam das Jahr 1789 und die ERSTÜRMUNG DER BASTILLE in Paris.
Dieses Ereignis erschien vielen als logische Konsequenz der Aufklärung und wurde begrüßt.
  • Und es folgte das Jahr 1792 mit der HINRICHTUNG LOUIS XVI., den SEPTEMBERMORDEN und der Schreckensherrschaft der JAKOBINER. Bei den meisten deutschen Intellektuellen führte dies zur Ernüchterung und Abwendung von der politischen Ereignissen in Frankreich: So kann die Gesellschaft nicht verändert werden! Wie dann? Und welche Rolle kann die Literatur für die gesellschaftliche Veränderung spielen? Allgemeiner: Wie ist das Verhältnis von Kunst und Politik zu bestimmen?
  • Drei Antworten wurden gegeben:
  1. Die Literatur soll sich in den Dienst von Politik und Revolution stellen. Literarischer Jakobinismus
  2. Die Literatur muss autonom sein und ihr eigenes politisches Programm umsetzen: Nicht durch die Revolution dürfen die Verhältnisse geändert werden, sondern durch die Erziehung des Volkes zu sittlichem Handeln z.B. auf der "Bühne als moralischer Anstalt" (F. Schiller) Weimarer Klassik
  3. Kunst hat keine soziale Funktion, sie dient der Poetisierung des Lebens und nicht der Politisierung. Romantik

(im Wesentlichen nach: Deutsche Literaturgeschichte, Verlag J.B. Metzler 1992, S.155 ff)

Grundgedanken der Weimarer Klassik

ausgeführt am Beispiel von Friedrich Schillers "Briefe über die ästhetische Erziehung des Menschen" (1794/5):

Ausgangspunkt ist die Kritik der schlechten Gegenwart, die mit jenen glücklichen Zeiten der Griechen kontrastiert wird: Die Menschen heute haben ihre "Totalität" verloren, sie sind nur noch Rädchen und Schräubchen des seelenlosen "Uhrwerkes" Staat. Darin herrscht Arbeitsteilung, der Mensch kann die Gesamtheit seiner Anlagen nicht mehr ausbilden, sondern muss sich spezialisieren, d.h. sich auf eine bestimmte (möglicherweise ihm fremde) Zweckmäßigkeit reduzieren. Der Mensch ist sein Amt! In Schillers Worten:

"Wenn das gemeine Wesen das Amt zum Maßstab des Mannes macht; wenn es an dem einen seiner Bürger nur die Memorie, an einem andern den tabellarischen Verstand, an einem dritten nur die mechanische Fertigkeit ehrt; [...] wenn es zugleich diese einzelnen Fertigkeiten zu einer eben so großen Intensität will getrieben wissen, als es dem Subjekt an Extensität erläßt – darf es uns da wundern, daß die übrigen Anlagen des Gemüths vernachlässigt werden, um der einzigen, welche ehrt und lohnt, alle Pflege zuzuwenden." (6. Brief über die ästhetische Erziehung des Menschen)

Hierzu auch eine Stelle aus Friedrich Hölderlins Briefroman Hyperion:

"So kam ich unter die Deutschen. (...) Es ist ein hartes Wort und dennoch sag ich´s, weil es die Wahrheit ist: ich kann kein Volk mir denken, das zerrißner wäre, wie die Deutschen. Handwerker siehst du, aber keine Menschen. Denker, aber keine Menschen, Priester, aber keine Menschen, Herrn und Knechte, Jungen und gesetzte Leute, aber keine Menschen - ist das nicht wie Schlachtfeld, wo Hände und Arme und alle Glieder zerstückelt untereinander liegen, indessen das vergoßne Blut im Sande zerrinnt!" (Hyperion an Bellarmin)

Aus dem Gegensatz von

SINNLICHKEIT und VERSTAND

folgt das Grundproblem:

  1. Wie wird der sinnliche Mensch vernünftig und umgekehrt?
  2. Wie wird er moralisch veredelt?

Die Antwort lautet:

Durch die Kunst!

Die Begründung:

Kunst ist freies Spiel im Reich des ästhetischen Scheins -
d.h. frei von aller Zweckhaftigkeit und Herrschaft spielt der Mensch mit Modellen des versöhnten Lebens.
  • Zusammenfassend
  1. Die moralische Verbesserung des Menschen ist nur möglich durch AUSGLEICH zwischen der sinnlichen und der rationalen Natur des Menschen. Deren Auseinanderklaffen, das sich in Arbeitsteilung, Funktionalisierung und Entfremdung äußert, ist der Grund aller gesellschaftlichen Mißstände!
  2. Der Schriftsteller kann diesen Ausgleich idealtypisch im Kunstwerk vorwegnehmen und gestalten. Der "klassische Held" verkörpert die Harmonie von Sinnlichkeit und Rationalität, von Gefühl und Verstand, von Natur und Geist. Er führt dem Publikum Möglichkeiten der sittlichen Vervollkommnung vor Augen.
  3. Der Künstler ist zugleich Erzieher, das Theater eine moralische Erziehungsanstalt und das Schauspiel eine moralische Veranstaltung, in der die Versöhnung von Ideal und Wirklichkeit vorgeführt wird.
  • Konsequenzen für die KUNST bei Schiller und Goethe (1795-1805):
  • Verzicht auf unmittelbaren Realitätsbezug und politische Wirkung
  • utopisch vorgreifende Idealisierung der Wirklichkeit
  • Abschied vom >Bürgerlichen Trauerspiel< (Kabale und Liebe, Räuber) und Wahl historischer oder mythologischer Stoffe (Don Carlos, Iphigenie)
  • Abkehr von Shakespeare (bei Goethe), Wendung zum französischen Klassizismus und Suche nach geschlossenen, harmonisch ausgewogenen Kunstformen (die klassische Tragödie, Balladen, Elegien, Sonette ...), innerer Gedankenreichtum bei äußerer Handlungsarmut, gehobene Sprache in klassischen Versmaßen, z.B.Hexameter.
  • Schillers Rat an die Dichter lautet:
"... aber wie kann sich unter den Einflüssen einer barbarischen Staatsverfassung der Charakter veredeln? Man müßte also zu diesem Zwecke ein Werkzeug aufsuchen, welches der Staat nicht hergibt, und Quellen dazu eröffnen, die sich bei aller politischen Verderbnis rein und lauter erhalten (...) Dieses Werkzeug ist die schöne Kunst, diese Quellen eröffnen sich in ihren unsterblichen Mustern (...) Der Künstler ist zwar der Sohn seiner Zeit, aber schlimm für ihn, wenn er zugleich noch ihr Zögling oder gar noch ihr Günstling ist. Eine wohltätige Gottheit reiße den Säugling beizeiten von seiner Mutter Brust, nähre ihn mit der Milch eines besseren Alters und lasse ihn unter fernem griechischen Himmel zur Mündigkeit reifen. Wenn er dann Mann geworden ist, so kehre er, eine fremde Gestalt, in sein Jahrhundert zurück (...) um es zu reinigen (...) Verjage die Willkür, die Frivolität, die Rohigkeit aus der Menschen Vergnügungen, so wirst du sie unvermerkt auch aus ihren Handlungen, endlich aus ihren Gesinnungen verbannen. Wo du sie findest, umgib sie mit edeln, mit großen, mit geistreichen Formen, schließe sie ringsum mit den Symbolen des Vortrefflichen ein, bis der Schein die Wirklichkeit und die Kunst die Natur überwindet." (9. Brief über die ästhetische Erziehung des Menschen)

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