Fremd in Franken/Die Exulanten und Benutzer:Matthias Scharwies/Fremd in Franken/Hugenotten: Unterschied zwischen den Seiten

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Unter '''Exulanten''' versteht man Zuwanderer, die wegen ihres evangelischen Glaubens aus ihren Herkunftsgebieten flücheteten, weil sie dort den  katholischen Glauben wieder annehmen sollten. Dabei kamen die Exulanten im Dekanat Leutershausen sowohl aus Bayern, Böhmen und aus österreichischen Gebieten.<ref>[https://www.gf-franken.de/de/quf-15-exulanten-leutershause.html Eberhard Krauß: Exulanten im Evang.Luth. Dekanat Leutershausen - Eine familiengeschichtliche Untersuchung] von Eberhard Krauß, gf-franken.de]<br>'''Rezension''': "Dieser Band berichtet über die Zeit des Dreißigjährigen Krieges und über die Zuwanderung der evangelischen Christen, die aus Österreich vertrieben wurden, in die Kirchengemeinden des Dekanatsbezirks Leutershausen. Darüber hinaus sind Beobachtungen zur wirtschaftlichen und sozialen Situation der Exulanten festgehalten. Auch das Kapitel "Erinnerungen an die Exulanten: Ihr Weg und ihre Bedeutung - Orte und Familien" wird grosses Interesse finden. Es führt die Zuwanderer und uns den Weg durch die Jahrhunderte bis heute. Natürlich sind in einem Verzeichnis Namen und Daten der Exulanten (ca. 1300 Exulanten, ihre Ehepartner und Kinder, insgesamt ca. 2000 Personen) zusammengestellt und durch ausführliche Register erschlossen."
== Die Hugenotten ==
[[Datei:Erlangen_Hugenottenkirche_um_1790_001.JPG|450px|right]]
[[Datei:Hohmann.jpg|450px|right]]
In den 1680-er Jahren spielte eine weitere religiös bedingte "Flüchtlingswelle" in Süddeutschland eine Rolle, die sogenannten "Hugenotten"  aus Frankreich und französisch sprechenden Gebieten der Niederlande.  


479 Seiten, mit zahlreichen Bildern und Karten.</ref>
Über die Gründe ihrer Auswanderung erfährst Du hier etwas: [[Absolutismus/Hugenotten]]
<ref>[http://frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de/login/data/1987_167.pdf#view=FitBV Kuhr, Georg: Österreichische Exulanten: Gründe der Auswanderung, Orte der Zuwanderung und Bedeutung für Franken nach dem Dreißigjährigen Krieg] (frankenland.de, 1987)</ref>
<ref>[https://books.google.de/books?id=pagSAwAAQBAJ&lpg=PA605&dq=Kloster%20Melk%20Gegenreformation&hl=de&pg=PP1#v=onepage&q=Kloster%20Melk%20Gegenreformation&f=false Geschichte der Reformation und der Gegenreformation im Lande unter der Enns] von Theodor Wiedemann, Leseprobe von books.google.de</ref>


[[File:Sendbrief von Joseph Schaitberger.jpg|400px]]
Im Fürstentum Ansbach wollte  Markgraf Johann Friedrich wollte diese eigentlich in Ansbach ansässig machen. Nach ersten Niederlassungen in Hennenbach und Ansbach übersiedelten diese dann nach dem Tod von Markgraf Johann Friedrich 1686 nach Schwabach. Die bedeutendste Gründung aber war die Neustadt "Christian Erlang" im damaligen Fürstentum Bayreuth.  
[[File:Boecklin Salzburger.png|400px]]


{{Zitat|"Nach dem Dreißigjährigen Krieg sind viele Bewohner Frankens aus Ober- und Niederösterreich zugewandert. Für sie hat sich, wie oben beschrieben der Begriff "Exulanten" eingebürgert. In den alten Kirchenbüchern werden sie auch "Ländler", als Leute aus dem Land "ob der Enns" bezeichnet.
{{Zitat|Die Lage dieser Stadt ist äußerst angenehm; sie liegt nur drei Wegstunden von der berühmten Stadt Nürnberg entfernt und an einer für den Handel so vorteilhaften Stelle, dass nur wenige sie darin übertreffen dürften. Auch haben unsere Kaufleute ihre Verbindungen schon über beinahe das gesamte deutsche Land ausgedehnt und darüber hinaus nach Holland und England." |Pfarrer Esprit Tholozan<ref>Hugenotten in Deutschland: Die Einwanderung von französischen Glaubensflüchtlingen von Michael Lausberg s.135, 2011 Tectum Wissenschaftsverlag</ref>}}


Die Exulanten machten nach dem Dreißigjährigen Krieg in vielen Orten Ober- und Mittelfrankens zwischen 25% und 50% der Bevölkerung aus. Die Gesamtzahl der Exulanten kann mit Sicherheit auf mehr als 100.000 geschätzt werden. Für die damalige Zeit eine ungeheuer große Zahl.


Wie konnten so viele Menschen eine neue Heimat, wie konnten sie Haus und Hof, Arbeit und Brot finden? Die Antwort liegt in den Greueln und Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges, liegt in dem großen Menschenverlust, der gerade Franken getroffen hat. Durch Krieg, Flucht, Plünderung, Hungersnöte und Seuchen wurde die Bevölkerung stark dezimiert. Einige kleine Dörfer waren völlig menschenleer. Dazu zwei Zahlen: Um 1634 wurden von den 421 zum Ansbacher Gumbertusstift gehörenden Gütern nur noch 123 bewirtschaftet. Um Weißenburg konnten 78% der bäuerlichen Betriebsflächen nicht mehr bewirtschaftet werden. Es war also genügend Land für Neusiedler vorhanden, und diese Neusiedler waren den Grundherrschaften sehr willkommen, waren es doch die zukünftigen Steuerzahler.


Österreicher in Franken - in wenigen Jahren sind sie echte Franken geworden. Schon in der zweiten, spätestens in der dritten Generation verbanden sich Franken und Österreicher. Die Integration war so vollständig, daß die eigene Herkunft völlig vergessen werden konnte, obwohl bis heute in Franken die typischen Exulantennamen wie Wagenhöfer, Weberndörfer, Zellfelder, Stürzenhofecker und viele andere vorkommen. Die Integration vollzog sich ohne größere Probleme. Man sprach ja die gleiche Sprache, hatte den gleichen lutherischen Glauben, übte in den meisten Fällen den gleichen Beruf aus, den eines Bauern, für den genügend Land zur Verfügung stand."| gf-franken.de <ref>[https://www.gf-franken.de/de/exulantenforschung.html Exulantenforschung] gf-franken.de</ref>}}
Bedeutend waren nach unten angegebenen Quellen insbesondere Textilerzeugung, Strumpfwirkerei, Teppichmanufakturen  in neuen Organisationsformen , Handschuhmacherei.<ref>[https://books.google.de/books?id=zxHg40ffVhAC&dq=hugenotten+ansbach&hl=de&source=gbs_navlinks_s Barbara Dölemeyer; 2006: Die Hugenotten] (books.google.de)</ref><ref>[http://www.bayern-france.info/pdf/Kapitel_3_Beitrag_2_neu.pdf Die Zufluchtsstätte der Hugenotten in Bayern] MICHELLE MAGDELAINE (bayern-france.info)</ref><ref>[https://www.hugenotten.de/hugenotten/deutsche-hugenottengesellschaft.php Deutsche Hugenotten-Gesellschaft e.V.]<br>[http://www.hugenottenbibliothek.de/jsphug/de/index.jsp?lang=de&id=1 Bibliothek der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft]</ref><ref>[http://frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de/login/data/1987_165.pdf Hugenottenansiedlung und die Geschichte der Schwabacher reformierten Gemeinde] von Wolfgang Dippert, pdf (frankenland-franconia.de)</ref>
 
[[Datei:Geslau-Wüstungen-16Jh.jpg|thumb|left|813px|Geslau in Mttelfranken, Katasterkarte 1636<br>Von den insgesamt  rund 30 archivalisch belegten Hofstellen im Jahr 1635/1636 waren 10 verlassen oder verfallen.]]
{{clear}}
 
Alleine im Evangelischen  Dekanat Leutershausen  werden  in der unten angegebenen Quelle  ca. 1370 Exulanten namentlich genannt, darunter für Binzwangen-Stettberg  25  und Geslau 70.  Diese kamen aus 14 verschiedenen Regionen des österreichischen Herrschaftsgebietes.
 
 
{|class="wikitable"
!Ortsteile von Geslau
!genannte Namen, Beruf in Geslau<br>nach unten angegebener Quelle - Nennung nicht vollständig
|-
|Aidenau
|
* Kratzer (Cratzer) Simon <E-A>
* Kratzer Simon <E-A> Bauer
|-
|Dornhausen
|
* Fehler, Hans <D>
* Fehler Brigitta <D>
* Waltzauer, Thomas, <E?A> Hutman
|-
|Geslau
|
* Acher (Ager), Sebastian (1662 Webersknecht)
* Bauer, Maria
* Böckler, Hans-Christoph<D>, (1667 Wirt)
* Binder, Thomas (1662 Hirte)
* Ebner , Hans <D> (vor 1665 Bauer)
* Ebner, Appollonia <D> (vor 1665 Bauerntochter)
* Felsch, Hans <D>
* Felsch, Barbara
* Freyberger, Balthasar <E-St>
* Freyberger, Christiana  <D>
* Freyberger, Magdalena <E-St>
* Gärtner, Anna Rosina <E-=>
* Gasseneder, Margaretha
* Höffel Hans <E-O>
* Horn Barbara
* Hüpsch (Hüpsel) Apollonia
* Ketzel (Kötzel) Hans <E-St>
* Ketzel , Jörg
* Kohrbacher, Wendel  <E?A>
* Kratzer Georg <E-A>
* Kratzer , Anna <E-AY
* Krauß
* Lang Abraham <E-MY Bettler
* Löder Elisabeth
* Ordner (Orttner) <E-W)
* Petzlinger (Pötzlinger) Thomas <E?A> Hirte
* Reitmeyer Johann <E-O> Wirt in Geslau
* Reitzenadler, Gregor <E-?A> Weber, Köbler
* Rösch, Hans
* Schwembauer (Schwenbauer) Hans <A>
* Schwembauer Maria <E-M>
* Stahl Ursula
* Steinacher , Blasius <E-Kä>
* Waldner, Melchior <E-T>
* Weidner Egidius <E-Opf>
|-
|Gunzendorf
|
* Kammleidner, Georg <E?W> Tagelöhner
*  Steininger (steiniger) Paul <E-A
* Steiniger Matthias
|-
|Hürbel
|
|-
|Kreuth
|
* Bummerl (Bummerlein), Tobias (1663 Strohschneider)
* Gasseneder, Adam <E-M> ***
* Lodermüller, Hans  <E?,A> Hutmann
* Mack, Martin Hutmann
* Mack, magdalena im Dienst in Kreuth
* Wurtzinger, Adam <E?A> Scharwächter,  Schafhirt
|-
|Lauterbach
|
* Hauf , Leonhard
* Hauf  Andreas  (Bauer)
* Hauf Anna
* Hautum, Hans Jerg,
|-
|Oberndorf
|* Brein (Breun/Braun/Prinn/Bräun), Georg (1657 (Leinweber))
* Frühwirth, Maria <E-W> ***
* Glantz, Georg <D>
* Hauff Wolfgang, Köbler
* Hauff Anna
* Hoppenasel, Peter <E-By>****
* Obermüller, Thomas < E-A>
* Schwab, Michael , Bauer
|-
|Oberbreitenau
|
|-
|Schwabsroth
|* Eberlein, Carolus <D>
* Gasseneder, Marcus <E-M>
* Rohringer, Abraham <E?A> Hutmann, Büttner
|-
|Reindswinden
|* Vorlaufer, Adam <E?AX Köbler
 
|-
|Stettberg
|
* Eder, Wolfgang <E/?A>
* Eder, Andreas <D>  (vor 1705)
* Eder, Anna  Elisabeth<D>
* Keplinger, Johann Jakob <E?A> , Zimmermann
|-
|Steinach am Wald
|
* Hirschmann
* Kratzer (Cratzer) <E-A>
|-
|Schwabsroth
|
|-
|Unterbreitenau
|
|}
 
{{Fremd in Franken}}

Version vom 7. August 2022, 08:04 Uhr

Die Hugenotten

Erlangen Hugenottenkirche um 1790 001.JPG
Hohmann.jpg

In den 1680-er Jahren spielte eine weitere religiös bedingte "Flüchtlingswelle" in Süddeutschland eine Rolle, die sogenannten "Hugenotten"  aus Frankreich und französisch sprechenden Gebieten der Niederlande.

Über die Gründe ihrer Auswanderung erfährst Du hier etwas: Absolutismus/Hugenotten

Im Fürstentum Ansbach wollte  Markgraf Johann Friedrich wollte diese eigentlich in Ansbach ansässig machen. Nach ersten Niederlassungen in Hennenbach und Ansbach übersiedelten diese dann nach dem Tod von Markgraf Johann Friedrich 1686 nach Schwabach. Die bedeutendste Gründung aber war die Neustadt "Christian Erlang" im damaligen Fürstentum Bayreuth.

Zitat
Die Lage dieser Stadt ist äußerst angenehm; sie liegt nur drei Wegstunden von der berühmten Stadt Nürnberg entfernt und an einer für den Handel so vorteilhaften Stelle, dass nur wenige sie darin übertreffen dürften. Auch haben unsere Kaufleute ihre Verbindungen schon über beinahe das gesamte deutsche Land ausgedehnt und darüber hinaus nach Holland und England."
Pfarrer Esprit Tholozan[1]


Bedeutend waren nach unten angegebenen Quellen insbesondere Textilerzeugung, Strumpfwirkerei, Teppichmanufakturen  in neuen Organisationsformen , Handschuhmacherei.[2][3][4][5]

  1. Hugenotten in Deutschland: Die Einwanderung von französischen Glaubensflüchtlingen von Michael Lausberg s.135, 2011 Tectum Wissenschaftsverlag
  2. Barbara Dölemeyer; 2006: Die Hugenotten (books.google.de)
  3. Die Zufluchtsstätte der Hugenotten in Bayern MICHELLE MAGDELAINE (bayern-france.info)
  4. Deutsche Hugenotten-Gesellschaft e.V.
    Bibliothek der Deutschen Hugenotten-Gesellschaft
  5. Hugenottenansiedlung und die Geschichte der Schwabacher reformierten Gemeinde von Wolfgang Dippert, pdf (frankenland-franconia.de)