Entkolonialisierung/Befreiung Afrikas

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African nations order of independence 1950-1993.gif

Als Afrikanisches Jahr oder Afrika-Jahr wird das Jahr 1960 bezeichnet, da damals 18 Kolonien in Afrika (14 französische, zwei britische, je eine belgische und italienische) die Unabhängigkeit von ihren Kolonialmächten erlangt haben.

Aufgabe
  1. Stelle anhand der Karte die Unabhängigkeitsdaten der afrikanischen Staaten in einer Tabelle dar.
  2. In welchen Phasen wurden die meisten Staaten unabhängig? Nenne drei Phasen mit Zeitangabe!
Africa independence dates.svg

Beispiel Ghana

Aufgabe
  1. Nenne Sie die Stufen, die von der britischen kolonie zum unabhängigen Staat führten.
  2. Beschreiben Sie in 2 Sätzen, wie Kwame Nkrumah den Tag seiner Regierungsübernahme erlebte.

Der friedliche Weg zur Selbständigkeit am Beispiel der ehemals englischen Kolonie Goldküste:

Die Briten versuchten, die Führungsschichten der Afrikaner mit in die Verwaltung des Landes einzubeziehen. Die eingeborenen Herrscher und Stammeshäuptlinge wurden nach europäischen Vorstellungen geschult, und lokale Verwaltungsaufgaben wurden ihnen übertragen. Örtliche Behörden unter britischer Aufsicht führten schließlich über die Selbstverwaltung zur Selbstregierung. 1950 beteiligten die Briten in der Kolonie Goldküste den bis dahin inhaftierten Dr. Nkrumah an der Regierung, nachdem er aus den von den Engländern ausgeschriebenen Wahlen als Sieger hervor­gegangen war. Die Kolonie benannte sich um in Ghana und erhielt sieben Jahre später die volle Unabhängigkeit, blieb aber im britischen Commonwealth.


Kwame Nkrumah (ca. 1909-1972) gewann mit seiner Convention People's Party (CPP) die ersten demokratischen Wahlen am 8. Februar 1951 - aus dem Gefängnis heraus. Er schreibt darüber in seiner Selbstbiographie:

Ursprünglich war es nicht meine Absicht, mich für die Wahl aufstellen zu lassen, bis ich einsah, daß es wohl schwerhalten dürfte, meine Entlassung , zu erwirken, bevor ich nicht meine Strafe verbüßt hätte. Wenn ich dage­gen die Wahl gewänne, müßte es andererseits den Behörden schwerfallen, mich weiterhin im Gefängnis zu halten.

So bestand ich also zunächst darauf, daß mein Name auf die Wahlliste gesetzt wurde. Hiergegen erhob sich viel Widerspruch, ich blieb jedoch hartnäckig, denn das Gesetz gab mir in dieser Beziehung recht. Kein Mensch konnte es mir verbieten zu kandidieren …

Am Tage nach meiner Entlassung wurde ich vom Gouverneur eingeladen, ihn morgens um neun Uhr aufzusuchen. Als ich durch den Vorhof von Schloß Christiansborg schritt, fiel mir plötzlich ein, daß ich es vorher noch nie gesehen hatte … Ein großer, breitschultriger, sonnengebräunter Mann mit entschlossenem, diszipliniertem Gesicht, aber auch mit einem freund­lichen Zwinkern in den Augen kam mir mit ausgestreckter Hand entge­gen, einer Hand, die, wie mir auffiel, groß und doch fein gefügt war. Er hieß mich willkommen und fragte mich, wie es mir ginge. Als wir beide Platz nahmen, hatte ich das Gefühl, daß er mir gegenüber wohl ebenso vorsichtig und misstrauisch sein mochte wie ich ihm gegenüber. Wir ver­loren jedoch keine Zeit, sondern kamen gleich zum Wesentlichen … Ich verließ das Schloß mit dem Auftrag des Gouverneurs, die Regierung zu bilden. Als ich die Stufen hinabschritt, kam es mir vor, als wäre das Ganze ein Traum, aus dem ich bald erwachen würde, um mich im Ge­fängnis wiederzufinden - auf dem Boden kauernd und einen Topf mit Reisbrei verzehrend …

Kwame Nkrumah, Schwarze Fanfare. München 1958, S. 134 ff.