Arbeit mit Quellen/Kartenarbeit im Geschichtsunterricht und Altern und Tod/Tod in der Philosophie: Unterschied zwischen den Seiten

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In dieser Doppelstunde widmen wir uns der Sicht der Philosophie auf den Tod.  
[[Datei:Deutscher Bund.svg|thumb|Eine Geschichtskarte: <br>Der Deutsche Bund 1815-1866]]
'''Karten''' sind '''im [[Geschichte|Geschichtsunterricht]]''' eine wichtige Informations'''quelle'''. Geschichtskarten bieten dem kundigen Leser im wahrsten Sinn des Wortes "auf einen Blick" eine Fülle von Informationen. Die [[Kartenarbeit|Analyse und Interpretation von Karten]] muss jedoch geübt werden.


== Geschichtskarten ==
==Einstieg: Kurzfilm==
Bei '''Karten im Geschichtsunterricht''' sind [[#Historische Karten|Historische Karten]] und [[#Geschichtskarten|Geschichtskarten]] zu unterscheiden:
{{Box|Aufgabe 1|Lest die Dialoge mit verteilten Rollen.
*Beschreibt die Situation. In welchem Umfeld könnte sich dieser Dialog ereignen?
*Charakterisiert die Personen.
|Arbeitsmethode}}


„[[#Historische Karten|Historische Karten]] sind in der Vergangenheit entstandene Karten, die nicht unbedingt historische Themen behandeln müssen.“ <ref>Michael Sauer 2008, S. 246.</ref>
{{pdf|http://www.goethe.de/mmo/priv/909441-STANDARD.pdf|Dialoge zum Download}}


„[[#Geschichtskarten|Geschichtskarten]] dagegen sind heutige Darstellungen der Verhältnisse in vergangener Zeit.“ Michael Sauer 2008.<ref>Michael Sauer 2008, S. 246.</ref> Zu beachten ist, dass Geschichtskarten mit der Zeit selber wieder zu Quellen werden.
{{Box|Aufgabe 2|Schaut den Kurzfilm "Zur Zeit verstorben".
*Äußert euch spontan zur Wirkung des Film (evtl. im Vergleich zum gelesenen Dialog)
*Beschreibt die Situation. Vergleicht sie mit euren Vermutungen.
*Beschreibt die filmischen Mittel, mit denen im Film gearbeitet wird. Welche Wirkung haben diese, was tragen sie zur Gesamtstimmung / zum Gesamtverständnis bei?
*Wie wird der Tod charakterisiert. Was kennzeichnet ihn?
|Meinung}}Links zum Kurzfilm: Der Film ist auf der [http://www.goethe.de/ins/us/bos/prj/kgs/kur/zzv/deindex.htm DVD Kurz und Gut vom Goethe-Institut] zu finden.


=== Geschichtskarten interpretieren ===
==Erarbeitung: verschiedene Philosophen==
Nach Sauer sind folgende '''Fragen an eine Karte''' zu stellen:
(Methode: arbeitsteilige Gruppenarbeit oder Stationenarbeit)


* Welches Thema hat die Karte?
===Sokrates===
* Welcher Raum ist dargestellt?
{{Box|Aufgabe 3a|[https://www.textlog.de/platon-sokrates-hoffnungen-tod.html Lest den Text.]
* Welche Zeit wird behandelt?
*Fasse die Grundaussage des Textes zusammen.
* Welche Bedeutung haben besondere Zeichen?
*Was bedeutet: "Ich wenigstens will gern oftmals sterben, wenn dies wahr ist."? Erläutere.
* Welche Informationen kann ich aus der Karte (im Hinblick auf die Fragestellung) entnehmen?
*Nimm Stellung zu Sokrates' Thesen.
* Welche Erkenntnisse ergeben sich, wenn ich diese Informationen mit meinen Vorkenntnissen und den Aussagen anderer Materialien verbinde?
*Vergleiche Sokrates' Meinung zum Tod mit der Grundaussage des Kurzfilms "Zur Zeit verstorben.
* Welche Auskünfte, die für das Thema wichtig sind, erhalte ich aus der Karte nicht?
*Vergleiche die Thesen Sokrates' mit der Sicht der Weltreligionen auf den Tod.
|Üben}}


* {{pdf|http://ammermann.de/Karten.pdf|Analyse und Interpretation von Geschichtskarten}} (Dorothee Ammermann)
===[[Epikur]]===
{{Box|Aufgabe 3b|Lest den Text (s.u.).
*Fasse die Grundaussage des Textes zusammen.
*Was bedeutet: "Der Tod ist ein Nichts"? Erläutere.
*Nimm Stellung zu Epikurs Thesen.
*Vergleiche Epikurs Meinung zum Tod mit der Grundaussage des Kurzfilms "Zur Zeit verstorben.
*Vergleiche die Thesen Epikurs mit der Sicht der Weltreligionen auf den Tod.
|Üben}}


=== Handlungsorientierte Verfahren ===
Aus: Epikur. Brief an Menoikeus. Zitiert nach: Epikur. Philosophie der Freude. Eine Auswahl aus seinen Schriften übersetzt, erläutert und eingeleitet von Johannes Mewaldt. Stuttgart 1973, S. 40 - 42.


Beim Einsatz von Geschichtskarten sind handlungsorientierte Verfahren denkbar.<ref>Sauer <sup>7</sup>2008, S. 251-252</ref> Dazu zählen:
Ferner gewöhne Dich an den Gedanken, daß der Tod für uns ein Nichts ist. Beruht doch alles Gute und alles Üble nur auf Empfindung, der Tod aber ist Aufhebung der Empfindung. Darum macht die Erkenntnis, daß der Tod ein Nichts ist, uns das vergängliche Leben erst köstlich. Dieses Wissen hebt natürlich die zeitliche Grenze unseres Daseins nicht auf, aber es nimmt uns das Verlangen, unsterblich zu sein, denn wer eingesehen hat, daß am Nichtleben gar nichts Schreckliches ist, den kann auch am Leben nichts schrecken. Sagt aber einer, er fürchte den Tod ja nicht deshalb, weil er Leid bringt, wenn er da ist, sondern weil sein Bevorstehen schon schmerzlich sei, der ist ein Tor; denn es ist doch Unsinn, daß etwas, dessen Vorhandensein uns nicht beunruhigen kann, uns dennoch Leid bereiten soll, weil und solange es nur erwartet wird!


Arbeit mit bestehenden Karten:
So ist also der Tod, das schrecklichste der Übel, für uns ein Nichts: Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht mehr. Folglich betrifft er weder die Lebenden noch die Gestorbenen, denn wo jene sind, ist er nicht, und diese sind ja überhaupt nicht mehr da.


* Thematische Reduktion (d. h. Abzeichnung der Karte auf Folie oder Transparentpapier unter Verzicht auf einzelne Informationsschichten)
Freilich, die große Masse meidet den Tod als das größte der Übel, sehnt ihn aber andererseits herbei als ein Ausruhen von den Mühsalen des Lebens. Der Weise dagegen lehnt weder das Leben ab, noch fürchtet er sich vor dem Nichtmehrleben, denn ihn widert das Leben nicht an, und er betrachtet das Nichtmehrleben nicht als ein Übel. Und wie er beim Essen nicht unbedingt möglichst viel haben will, sondern mehr Wert auf die gute Zubereitung legt, so ist er auch beim Leben nicht auf dessen Dauer bedacht, sondern auf die Köstlichkeit der Ernte, die es ihm einträgt.
* Räumliche Reduktion (Nur einen Teil der Karte beachten, Vergrößerung eines Ausschnitts durch Kopie oder Umzeichnung)
* Zeitliche Reduktion (bei dynamischen Karten => Zustandskarten)
* Transformation einer Karte in eine statistische Darstellungsform (Karte => Tabelle oder Diagramm)
* Transformation einer Karte in eine sprachliche Darstellungsform (Karte => Text)


Erstellung neuer Karten:
Wer nun aber verkündet, der junge Mensch müsse ein schönes Leben haben, der alte aber brauche einen schönen Tod, der ist albern, und zwar nicht nur, weil das Leben stets erwünscht ist, sondern auch darum, weil die Übung eines schönen Lebens gleichbedeutend ist mit der Vorübung für ein schönes Sterben. Noch viel minderer aber ist, wer da sagt:


* Informationen aus Texten oder statistischen Darstellungen angemessen kartografisch umsetzen.
"Schön ist's, gar nicht geboren zu sein, . . . Ist man geboren, aufs schnellste des Hades Tor zu durchschreiten."(1)
* Bildkarten erstellen (Bild/Zeichnung, Text und Karte kombinieren)


Karten und Texte
Ist dies nämlich seine wirkliche Überzeugung, warum gibt er dann das Leben nicht auf? Das steht ihm ja frei, wenn er es sich fest vornimmt. Redet er aber nur aus Spott so daher, dann gilt er bei denen, die solches Gerede nicht mögen, erst recht als Narr.


* sich mittels Texten auf Karten orientieren bzw. Texte über Karten nachvollziehen
(1) Homer im "Wettkampf Homers und Hesiods", S. 37,7f. (Wilamowitz-Möllendorf), ferner Theognis, Elegien V. 425. 427.
 
[http://www.uni-hildesheim.de/~stegmann/epikur.htm Quelle des Textes]
== Historische Karten ==
[[Kategorie:Ethik]]
[[Datei:OrteliusWorldMap.jpeg|thumb|Weltkarte des Theatrum Orbis Terrarum von 1570]]
[[Kategorie:Sekundarstufe 1]]
 
[[Kategorie:Kurzfilm]]
'''Historische Karten''' sind für den Geschichtsunterricht von Interesse. Michael Sauer definiert historische Karten wie folgt: „Historische Karten sind in der Vergangenheit entstandene Karten, die nicht unbedingt historische Themen behandeln müssen.“<ref>Sauer <sup>7</sup>2008, S. 246.</ref>
 
Für die Bearbeitung von historischen Karten werden drei Schritte empfohlen:
 
* Genaues Betrachten und Beschreiben
 
* Symbole und Beschriftungen deuten
 
* Rückschlüsse auf die Vorstellungen und Kenntnisse der Menschen ziehen
 
== Weblinks ==
* {{wpde|Geschichtsatlas}}
* {{wpde|wikipedia:v:de:Wikiversity:Kartensammlung|Wikiversity:Kartensammlung}}
* [[wikipedia:commons:Atlas|Atlas]] in Wikimedia Commons
** [[wikipedia:commons:Atlas of Germany|Atlas of Germany]] mit geografischen und historischen Karten
** [[wikipedia:commons:Atlas of Austria|Atlas of Austria]] mit geografischen und historischen Karten
** [[wikipedia:commons:Atlas of Switzerland|Atlas of Switzerland]] mit geografischen und historischen Karten
* [[wikipedia:commons:Atlas of world history|Atlas of world history]] in Wikimedia Commons
* {{zum|http://www.zum.de/whkmla/|World History at KLMA}}<br>Große Sammlung von Geschichtskarten u.a.
* Wikimedia.Commons: [https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Maps_by_century_shown?uselang=de Category:Maps by century shown]
* [http://www.hgis-germany.de/ HGIS Germany] (historisches Informationssystem der deutschen Staatenwelt des [[19. Jahrhundert]]s.)<br>Das Angebot der Website entsteht in Zusammenarbeit zwischen dem Institut für Europäische Geschichte Mainz (IEG) und dem Institut für Raumbezogene Informations- und Messtechnik (i3mainz) der Fachhochschule Mainz.  
* [http://geacron.com/home-de/?lang=de&sid=GeaCron757599 geacron.com] Interaktiver Historischer Welt-Atlas ab 3000 v. Chr.<br>(maximale Zoomstufe: Mitteleuropa)
* [http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/enter.htm '''IEG-MAPS''' · Server für digitale historische Karten] (Institut für Europäische Geschichte Mainz)
* [http://141.84.81.24/lexikothek/droysen/ Gustav Droysen: Allgemeiner historischer Handatlas in 96 Karten mit erläuterndem Text (1886) - Übersicht über die digitalisierten Karten]
 
=== Animierte Karten ===
Animierte digitale Karten können Veränderungen über längere Zeiträume leicht nachvollziehbar und prägnant verdeutlichen.
[[Datei:Roman Republic Empire map edited.gif|miniatur|links|400px|Expansion und Zerfall des [[Römisches Reich|Römischen Reiches]]]]
[[Datei:HRR.gif|thumb|400px|rechts|[[Heiliges Römisches Reich]]]]
==== Beispiel: Entwicklung der Eisenbahn in Deutschland im 19. Jahrhundert ====
 
Ein gutes Beispiel einer animierten Karte ist "'''[http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/mapsp/mapebga0.htm Eisenbahnen in Deutschland 1835-1885]'''":
[[Bild:EB1835-85Anim.gif|center|Eisenbahnen in Deutschland 1835-1885]]
<center>Quelle: [http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/mapsp/mapebga0.htm Eisenbahnen in Deutschland 1835-1885]</center>
 
Auf [http://www.ieg-maps.uni-mainz.de/mapA-K.htm IEG-MAPS · Server für digitale historische Karten - Serie A-K: Animierte Karten] finden sich auch Animationen für die Entwicklung der Eisenbahnen in Deutschland in kleinere Zeitabschnitte desselben Zeitraums
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
=== Google Earth für Geschichte ===
 
[[Google Earth]] bietet einige Erweiterungen, die direkt für den Geschichtsunterricht genutzt werden können.
 
* [http://web.archive.org/web/20051124115123/http://www.xonio.com/features/feature_unterseite_16666216.html Google Earth: Die besten Erweiterungen und Zusatztools - Reise durch die Vergangenheit]
:"Nicht nur aktuelle Geschehnisse kann man auf dem 3D-Globus nachverfolgen. Viele kostenlose Plug-ins zeigen geschichtliche Karten und historische Bauten, wie die Berliner Mauer."
 
* Michael Sauer: Geschichtskarten. In: Ders.: Geschichte unterrichten. Eine Einführung in die Didaktik und Methodik. Seelze-Velber: Kallmeyer Verlag <sup>7</sup>2008, S. 246-254.
* [http://de.engadget.com/2013/05/02/historische-karten-uberlagern-google-maps/ Historische Karten überlagern Google Maps] (Franziska Weiss, de.engadget.com, 2. Mai 2013)
 
=== Anmerkungen ===
 
<references />
 
 
* [https://segu-geschichte.de/?s=Karten Lernmodule] für den Geschichtsunterricht der Sek I - {{segu}} Suchbegriff: Karten
* [http://web.archive.org/web/20190806061716/http://geoges.ph-karlsruhe.de/mhwiki/index.php5/Arbeit_mit_Karten Arbeit mit Karten ] sehr ausführlicher Artikel der ph Karlsruhe
 
== Siehe auch ==
* [[Kartenarbeit|Karten im Geographieunterricht]]
* [[Karikatur|Karikaturen im Geschichtsunterricht]]
* [[Materialien für den Geschichtsunterricht]]
* [[Digitale Atlanten]]
 
* [[Google Maps im Unterricht]]
** [[Google Maps im Unterricht/Der Limes]]
** [[Google Maps im Unterricht/Barocke Residenzbauten]]
** [[Google Maps im Unterricht/Los Moros - Die Mauren in Spanien]]
** [[Google Maps im Unterricht/Geographie Südamerikas und der Anden]]
 
[[Kategorie:Geschichte]]
[[Kategorie:Unterrichtsidee]]
[[Kategorie:Unterrichtsidee]]
[[Kategorie:Kartenarbeit]]
[[Kategorie:Kartenarbeit im Geschichtsunterricht|!]]
[[Kategorie:Medien]]
[[Kategorie:Atlas]]

Aktuelle Version vom 7. Mai 2022, 05:37 Uhr

In dieser Doppelstunde widmen wir uns der Sicht der Philosophie auf den Tod.

Einstieg: Kurzfilm

Aufgabe 1

Lest die Dialoge mit verteilten Rollen.

  • Beschreibt die Situation. In welchem Umfeld könnte sich dieser Dialog ereignen?
  • Charakterisiert die Personen.

Pdf20.gif Dialoge zum Download


Aufgabe 2

Schaut den Kurzfilm "Zur Zeit verstorben".

  • Äußert euch spontan zur Wirkung des Film (evtl. im Vergleich zum gelesenen Dialog)
  • Beschreibt die Situation. Vergleicht sie mit euren Vermutungen.
  • Beschreibt die filmischen Mittel, mit denen im Film gearbeitet wird. Welche Wirkung haben diese, was tragen sie zur Gesamtstimmung / zum Gesamtverständnis bei?
  • Wie wird der Tod charakterisiert. Was kennzeichnet ihn?

Links zum Kurzfilm: Der Film ist auf der DVD Kurz und Gut vom Goethe-Institut zu finden.

Erarbeitung: verschiedene Philosophen

(Methode: arbeitsteilige Gruppenarbeit oder Stationenarbeit)

Sokrates

Aufgabe 3a

Lest den Text.

  • Fasse die Grundaussage des Textes zusammen.
  • Was bedeutet: "Ich wenigstens will gern oftmals sterben, wenn dies wahr ist."? Erläutere.
  • Nimm Stellung zu Sokrates' Thesen.
  • Vergleiche Sokrates' Meinung zum Tod mit der Grundaussage des Kurzfilms "Zur Zeit verstorben.
  • Vergleiche die Thesen Sokrates' mit der Sicht der Weltreligionen auf den Tod.

Epikur

Aufgabe 3b

Lest den Text (s.u.).

  • Fasse die Grundaussage des Textes zusammen.
  • Was bedeutet: "Der Tod ist ein Nichts"? Erläutere.
  • Nimm Stellung zu Epikurs Thesen.
  • Vergleiche Epikurs Meinung zum Tod mit der Grundaussage des Kurzfilms "Zur Zeit verstorben.
  • Vergleiche die Thesen Epikurs mit der Sicht der Weltreligionen auf den Tod.

Aus: Epikur. Brief an Menoikeus. Zitiert nach: Epikur. Philosophie der Freude. Eine Auswahl aus seinen Schriften übersetzt, erläutert und eingeleitet von Johannes Mewaldt. Stuttgart 1973, S. 40 - 42.

Ferner gewöhne Dich an den Gedanken, daß der Tod für uns ein Nichts ist. Beruht doch alles Gute und alles Üble nur auf Empfindung, der Tod aber ist Aufhebung der Empfindung. Darum macht die Erkenntnis, daß der Tod ein Nichts ist, uns das vergängliche Leben erst köstlich. Dieses Wissen hebt natürlich die zeitliche Grenze unseres Daseins nicht auf, aber es nimmt uns das Verlangen, unsterblich zu sein, denn wer eingesehen hat, daß am Nichtleben gar nichts Schreckliches ist, den kann auch am Leben nichts schrecken. Sagt aber einer, er fürchte den Tod ja nicht deshalb, weil er Leid bringt, wenn er da ist, sondern weil sein Bevorstehen schon schmerzlich sei, der ist ein Tor; denn es ist doch Unsinn, daß etwas, dessen Vorhandensein uns nicht beunruhigen kann, uns dennoch Leid bereiten soll, weil und solange es nur erwartet wird!

So ist also der Tod, das schrecklichste der Übel, für uns ein Nichts: Solange wir da sind, ist er nicht da, und wenn er da ist, sind wir nicht mehr. Folglich betrifft er weder die Lebenden noch die Gestorbenen, denn wo jene sind, ist er nicht, und diese sind ja überhaupt nicht mehr da.

Freilich, die große Masse meidet den Tod als das größte der Übel, sehnt ihn aber andererseits herbei als ein Ausruhen von den Mühsalen des Lebens. Der Weise dagegen lehnt weder das Leben ab, noch fürchtet er sich vor dem Nichtmehrleben, denn ihn widert das Leben nicht an, und er betrachtet das Nichtmehrleben nicht als ein Übel. Und wie er beim Essen nicht unbedingt möglichst viel haben will, sondern mehr Wert auf die gute Zubereitung legt, so ist er auch beim Leben nicht auf dessen Dauer bedacht, sondern auf die Köstlichkeit der Ernte, die es ihm einträgt.

Wer nun aber verkündet, der junge Mensch müsse ein schönes Leben haben, der alte aber brauche einen schönen Tod, der ist albern, und zwar nicht nur, weil das Leben stets erwünscht ist, sondern auch darum, weil die Übung eines schönen Lebens gleichbedeutend ist mit der Vorübung für ein schönes Sterben. Noch viel minderer aber ist, wer da sagt:

"Schön ist's, gar nicht geboren zu sein, . . . Ist man geboren, aufs schnellste des Hades Tor zu durchschreiten."(1)

Ist dies nämlich seine wirkliche Überzeugung, warum gibt er dann das Leben nicht auf? Das steht ihm ja frei, wenn er es sich fest vornimmt. Redet er aber nur aus Spott so daher, dann gilt er bei denen, die solches Gerede nicht mögen, erst recht als Narr.

(1) Homer im "Wettkampf Homers und Hesiods", S. 37,7f. (Wilamowitz-Möllendorf), ferner Theognis, Elegien V. 425. 427. Quelle des Textes