Keun
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Kurzinfo | ||
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(von Peter)
Irmgard Keun
Inhaltsverzeichnis |
Biografie
* 6.2.1905 in Berlin
† 5.5.1982 in Köln
- 1905: Geburt in Berlin
- 1913: Umzug nach Köln,
- --Aufenthalte in verschiedenen Sprachschulen, sie lernte Stenografie und eignete sich erste Schreibmaschinenkenntnisse an
- => Flucht aus dem Job, Besuch einer Schauspielschule, wenige Engagements.
- Nach Ausbleiben von Angeboten beginnt sie zu schreiben. Erstes Werk: "Gilgi, Eine von Uns" (Berlin 1931), Keun kümmert sich persönlich um Vermarktung und Verfilmung ihres Werkes
- 1932: -Hochzeit mit einem älteren Regisseur und Schauspieler, der später zum Nazi-Opportunisten wird.
- -Veröffentlichung ihres berühmtesten Werkes: "Das kunstseidene Mädchen"
- NS-Zeit: Verbot ihrer Werke aufgrund "antideutscher Tendenzen" => Keine Veröffentlichungen in Deutschland
- 1936: Emigration nach Ostende (Belgien), einem berühmten Treffpunkt für Künstler im Exil
- Seit einiger Zeit mit Josef Roth liiert, dieser stirbt kurze Zeit später. Aufgrund dieser Affäre hatte ihr Ehemann zuvor die Scheidung eingereicht => Leben in Einsamkeit
- 1937-1940: Aufenthalt in Holland. Nach Besetzung durch die Nazis: Immigration nach Deutschland mithilfe gefälschter Papiere, dort lebt sie bei ihren eltern in Köln
- Nach 1945: Weiter Veröffentlichungen, bei denen aber der frühere Erfolg ausbleibt => Depressionen und Alkoholabhängigkeit
- 1951: Geburt ihrer Tochter, den Namen des Vaters hält sie bis zu ihrem Tod geheim.
- 1977: Bericht des Stern "Die verbrannten Dichter" sorgt für neues Interesse an ihren Werken, es folgen Neuauflagen ihrer Bücher
- 1982: Tod in Köln
Bezüge zur neuen Sachlichkeit:
- Zeitbezug von "Gilgi, Eine von Uns" und "Das kunstseidene Mädchen": Ende der Weimarer Republik
- Sehr einfache Alltagssprache
- Kein Happy End
- Hintergründe: Wirtschaftliche Not und Warnzeichen vor aufstrebendem Faschismus
- Frauenbild: Starkes Bemühen um Unabhängigkeit, Selbstversorgung und Selbstständigkeit bei den Protagonistinnen trotzdem bleiben die Charaktere durch Geld und Zuneigung von Männern abhängig und erreichen nicht die gewünschte Unabhängigkeit, Situation der Frauen: alleinstehende Angestelte
- Themen: Ansprechen von Tabu-Themen wie Abtreibung oder alleinstehende Frauen als epochenübliches Thema
- Hoher Wirklichkeitsbezug: Ich Erzähler + z.B. reale Straßen- und Schauplatznamen Berlins und Kölns erzeugen einen hohen Realitätsbezug
- Querverweise auf den Einfluss von Massenmedien: Funk und Film als "Triebfedern" moderner Literatur
- Kontrastierung bzw. Infragestellung von: Verhältnis Mensch-Maschine,
Moderne Frau (Abhängigkeit von Männern bleibt bestehen), Kritik am schönen Schein und Ausstrahlung von Kinostars
- Großstadtmotiv
Rezeption und Wahrnehmung:
- Einfache Sprache und hoher Realitätsbezug und ironische Darstellung sorgten für viel Zulauf in der Bevölkerung
- Kritiker kritisierten besonders das Ansprechen von Tabu-Themen und empfahlen Bibliotheken den Verkauf der Bücher ausschließlich auf erfahrene Leser zu beschränken
- Vorwurf der Vertretung sozialistischer Ideen seitens des Bundes der Angestelleten
- Kritik an fehlender Romantik in der Liebe, Liebe als schaurige Darstellung => Negative Liebeserfahrungen als Tabu-Thema
- Ansprechen bzw. Ankündigen des Untergangs der Weimarer Republik wird vom NS-Regime als "undeutsch" kritisiert und führt zum Verbot ihrer Werke
- 1970er: Entdeckung ihrer frühen Romane durch die feministische Frauenbewegung, die ein besonderes Interesse an dem vermittelten Frauenbild zeigte
Neue Sachlichkeit (allgemein und autorenbezogen):
Wortursprung: Abgrenzung vom Realismus (alte Sachlichkeit) und zugleich Ausdruck der hohen Gemeinsamkeiten. Zeitraum: 1918-1933: Weimarer Republik
Merkmale:
- Nüchterne, realistische, leicht distanzierte, kühle, beobachtende Haltung
- Schlichte Klarheit in Sprache und Inhalt
- sachliche, verständliche Ausdrucksweise
- hohe (häufig brisante) politische Inhalte
Hintergrund: Krieg hatte Illusionen zerstört, Depressionen des Scheiterns der Demokratie, Mensch fühlte sich nur als Teil des gewaltigen Kollektivs => Romantik verliert ihre mystische Einzigartigkeit und wird gesellschaftsfähig
Merkmale der Autorin:
- Meist links-liberaler oder sozialistischer, politischer Standpunkt
- Intention: Realität möglichst genau darstellen, um den Lesern aus der "Seele zu sprechen"
- Themen: Armut der Menschen, soziale, politische und wirtschaftliche Krise => Massenarmut
- Sprache: Kühl, distanziert,Motto: "Ein Minimum an Sprache schafft ein Maximum an Bedeutung"
- Streben nach Objektivität