Tauben im Gras
Kurzinfo | ||
---|---|---|
|
Inhaltsverzeichnis |
Links
ZUM.de-Seite über "Tauben im Gras"
Wikipedia-Seite zu "Tauben im Gras"
Inhaltsübersicht von Dieter Wunderlich
Uni-Vorlesung zur Nachkriegsliteratur, Wolfgang Koeppen und "Tauben im Gras"
LK Aufgaben für die Woche 14.-19.2. (zu „Tauben im Gras“)
2. Über welchen Zeitraum erstreckt sich die Handlung von „Tauben im Gras“? Beachten Sie während der Romanlektüre die direkten oder indirekten Zeitangaben des Autors und schreiben Sie entsprechende Textstellen heraus. 3. Lesen Sie die Seiten 40-53. Welche Personen begegnen sich an der Kreuzung? Zeichnen Sie nach, wie die Perspektive der beteiligten Figuren wechselt. (Reihenfolge) 4. Verfassen Sie aus der Perspektive einer der Figuren einen Inneren Monolog (Welche Gedanken beschäftigen die Figur? Wie fühlt sie sich gerade? Warum ist sie unterwegs? Welchen Weg verfolgt sie durch die Stadt? Was nimmt die Figur wahr?) dazu: Seminar-Arbeit aus den USA 5. Koeppen lässt in „Tauben im Gras“ viele Figuren unter gesellschaftlichen bzw. persönlichen Kriegsfolgen leiden – oder auch davon profitieren. Fast alle Romangestalten repräsentieren typische Verhältnisse oder Probleme der Nachkriegszeit. Überprüfen Sie diese Behauptung anhand der Figuren, für die sie Steckbriefe angefertigt haben – und während der weiteren Lektüre möglichst auch für die anderen. 6. Sie planen eine Bestandsaufnahme „Deutschland 2011“ in Romanform. Welche zwanzig Figuren würden das Land und seine gesellschaftspolitischen Verhältnisse am besten repräsentieren? Entwerfen Sie kurze Personenskizzen mit Angaben zu Alter, Geschlecht, Nationalität, Beruf und Lebenssituation. |
GK Aufgaben für die Woche 14.-19.2. (zu „Tauben im Gras“)
2. Über welchen Zeitraum erstreckt sich die Handlung von „Tauben im Gras“? Beachten Sie während der Romanlektüre die direkten oder indirekten Zeitangaben des Autors und schreiben Sie entsprechende Textstellen heraus. 3. Sie planen eine Bestandsaufnahme „Deutschland 2011“ in Romanform. Welche zwanzig Figuren würden das Land und seine gesellschaftspolitischen Verhältnisse am besten repräsentieren? Entwerfen Sie kurze Personenskizzen mit Angaben zu Alter, Geschlecht, Nationalität, Beruf und Lebenssituation. |
LK + GK Aufgaben für die Woche 21.-25.2. (zu „Tauben im Gras“) Die Aufgaben sind hier hinterlegt: Aufgaben für die Woche 21.-25.02 sowie Angaben zur Vorabiturklausur und zu den allgemeinen Anforderungen für das Abitur im Fach Deutsch Das Passwort ist erhältlich in der Schule (Aushang) oder unter michaelweyer(at)sjg-rheinbach.de |
Wolfgang Koeppen
1906 - Geburt in Greifswald, wächst alleine bei seiner Mutter auf
1915-1920 - Besuch des Reform-Realprogymnasiums
ab 1920 - Buchhändlerlehre - zusätzlich besucht er Vorlesungen der Fächer Theaterwissenschaft, Literaturgeschichte und Philosophie in Greifswald, Hamburg, Berlin und Würzburg ohne immatrikuliert zu sein
1922/23 - fährt für mehrere Monate als „Kochsjunge“ zur See
1923 - Rolle im Lustspiel Im weißen Röss’l - intensive Beschäftigung mit expressionistischer Lyrik und erste eigene lyrische Versuche
1926/27 - Dramaturg und Assistenzregisseur am Würzburger Stadttheater - Veröffentlichungen in den Blättern des Stadttheaters Würzburg und anderen Zeitschriften
1931-1933 - Feuilletonredakteur beim Berliner Börsencourier, später auch Ressortleiter -Erstellung von mehr als 200 Theater-, Film-, und Literaturkritiken sowie Reportagen, Prosaskizzen und Essays
1934 - Veröffentlichung seines ersten Romans Eine unglückliche Liebe - geht in die Niederlande, ins "freiwillige" Exil, nach dem der Börsencourier der rechtsgerichteten Berliner Börsen-Zeitung zugeschrieben wurde
1935 – Veröffentlichung des zweiten Romans Die Mauer schwankt
1938-1945 - Rückkehr nach Deutschland - lebt zunächst in Berlin und verfasst Drehbücher für Filmgesellschaften, vor allem für die UFA. - Umzug nach München, lebt zurück gezogen um der Einziehung zur Wehrmacht zu entgehen
ab 1945 – Lektor im Verlag Herbert Kluger, München
1948 - Veröffentlichung des Romans Aufzeichnungen aus einem Erdloch
1951-1954 - Veröffentlichung der Nachkriegstrilogie Tauben im Gras (1951), Das Treibhaus (1953) und Der Tod in Rom (1954) literarische Durchbruch in Deutschland
1958-1961 - Veröffentlichung der Reiseessays Nach Russland und anderswo (1958), Amerikafahrt (1959) sowie Reisen nach Frankreich und New York (1961).
1962 - Auszeichnung mit dem Georg-Büchner-Preis
1965 - Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste
1971 - Veröffentlichung des Prosabandes "Romanisches Café
seit 1972 - Mitglied des PEN-Zentrums der Bundesrepublik
1976 - Veröffentlichung des autobiographisch inspirierten Prosastückes Jugend wird als sein Alterswerk hochgelobt
1982 - Verleihung des Münchner Kulturpreises
1984 - Auszeichnung mit dem Arno Schmidt Preis
1990 - Verleihung der Ehrendoktorwürde der Universität Greifswald
1991 - Veröffentlichung des autobiographischen Bandes Es war einmal in Masuren
1994 und 1995 - Letzte Veröffentlichung mit dem Reisebuch Ich bin gern in Venedig warum (1994) und der Interviewsammlung Einer, der schreibt (1995)
1996 - 15. März: Wolfgang Koeppen stirbt in München
Bezüge zum Roman Tauben im Gras:
Wolfgang Koeppen lebte lange Zeit in München, wo der Roman wahrscheinlich spielt erlebte die Zeit des Dritten Reiches und die Nachkriegszeit in Deutschland hautnah mit lernte in seinem Leben viele verschiedene Menschen aus vielen verschiedenen Sozialschichten kennen unterstreicht Authentizität der verschiedenen Charaktere von Tauben im Gras beschreibt durch den Titel wie er die Menschen im Nachkriegsdeutschland wahrnimmt
Informationen zum zeitgeschichtlichen Hintergrund
(Katharina B., 2012)
Das gesellschaftliche und kulturelle Zeitklima als Thema des Romans:
Abwehr der "Trauerarbeit":
typische psysiche Abwehrmechanismen bei den Romanfiguren, die in Studien über die Nachkriegszeit als "die Unfähigkeit zu trauern" bezeichnet werden
keine Bereitschaft zu trauern
setzen sich nicht mit den Ursachen des Krieges auseinander, keine Gedanken an die Opfer des Krieges
deuten die Wirklichkeit so um,dass sie selbst als Opfer erscheinen
rassistische Einstellung - Angriff auf Negerclub, doch auch hier keine Gedanken an die Opfer des Krieges
=> Koeppen weist damit darauf hin, dass jederzeit ein weiterer Krieg entstehen kann, da Ursachen nicht behoben sind
Koeppens Kulturkritik
Verdrängung und Verharmlosung des Nationalsozialismus sowie der Kriegsereignisse wird auch in Mechanismen in der Medienindustrie deutlich
Täter des Krieges werden in Zeitungen von ihrer privaten und menschlichen Seite gezeigt, somit verschwinden Opfer völlig aus dem Blickfeld
Flucht vor den Problemen der Gegenwart auch in Medien völlig außer Acht gelassen
Medienindustrie befriedigt Sehnsucht nach Luxus und Unterhaltung, sowie den Wunsch nach einer geordneten Gesellschaft
zahlreiche wirklichkeitsferne Liebes- und Heimatsfilme sorgen für Unterhaltung und Fluch aus der Realität
Koeppen stellt durch seine Figuren die Scheinheiligkeit einer affirmativen Kultur dar, welche die gesellschaftlichen Probleme beschönigt und sich den drängendsten Fragen der Ziel verweigert
Das Scheitern der Schriftsteller
auch den intellektuellen Schriftstellern gelingt es nicht, gegen die dumpfe gesellschaftliche Stimmung anzukommen
Schriftsteller scheinen selbst den Glauben an einen sinnstiftende Botschaft verloren zu haben
Menschen haben Bereitschaft verloren, an diese Botschaft zu glauben
Resignation, Pessimismus und die tief empfundene Sinnlosigkeit bestimmen die Gedanken der Schriftsteller
Sprachlosigkeit und gestörte Kommunikation
Sprachlosigkeit und Unfähigkeit zur menschlichen Begegnung sind zentrale Themen im Roman
gestörte Kommunikation, da die Personen keine Bereitschaft haben, sich einzufühlen
Koeppen zeigt eine Gesellschaft, die sich der Auseinandersetzung mit der Vergangenheit verweigern
klammern sich stattdessen an Vorurteile und Traumwelten
laut Koeppen verhindert dies den politischen und kulturellen Neuanfang
Rezensionen von Tauben im Gras
Rezension: Eine Rezension ist eine Buchbesprechung, eine literarische Wertung, mit der der Rezensent seine Wahrnehmung eines Werkes vorstellen und Leser für seine Bewertung eines Buches gewinnen will. Eine Rezension ist also ein Sachtext in dem Thesen aufgestellt werden und argumentiert wird. Rezensionen erscheinen in allgemein zugänglichen oder in Fachzeitschriften und dienen dem Leser als erste Orientierung. Sie entscheiden auch immer mit über den Verkaufserfolg eines Werkes.
Hans Schwab-Felisch: Kritik (1952)
- Begriff Gegenwartsroman als Sensation ist insofern unangebracht, als wichtige Aspekte der Gegenwartsbeschreibung fehlen (TiG ist kein „epochales Ereignis“ lediglich ein „literarischer Wurf“
- literarische Doppelschichtigkeit (Reflexion des gesagten durch den Sprecher) nur ungenügend konsequent eingehalten, als Koeppen als Autor öfters selbst kommentiert anstatt das Geschehen neutral wiederzugeben
- Evaluation der Charaktere lediglich aus der Nachkriegszeit. Die Menschen sind durch die Düsternis und Verzweiflung der Nachkriegszeit determiniert allerdings fehlt eine Entwicklung aus anderen („optimistischeren“ Zeiten)
► zynischer Pessimismus und düsterer Grundton des Buches sowie die Enthüllung der desperaten Lage in Deutschland sowohl politisch, als auch wirtschaftlich und zwischenmenschlich verleihen ihm eine gewisse Unglaubwürdigkeit, da essentielle Aspekte, die nicht unbedingt in den morbiden Grundton passen, unbeachtet bleiben.
Hans Schwab-Felisch: Widerruf (1966)
- Gegenwartsroman soll nicht wie anfangs dargestellt die Gegenwart in Gänze beschreiben, sondern den Ton der Zeit wiedergeben. Problematik: Gegenwart stellt sich vielen anders dar als von Koeppen geschildert.
- Gesellschaftskritik in Berlin löst mehr Unbehagen aus, da sich Berlin an der Nahtstelle zwischen Ost und West befand und direkt den Systemunterschieden unterworfen war.
- Grundlegendes Thema im Roman: Angst vor sich selbst. Vor Selbsterkenntnis und daraus resultierende Kontaktlosigkeit und Isolation - Kunstvolle Gestaltung durch Rückgriffe auf Mythen (siehe Odysseus)
- Gestaltung der ersten Seiten, in denen die nebeneinanderher lebenden Charaktere eingeführt werden die auf „der Suche einer verlorenen Welt“ sind, einer in der sie sich zurechtfinden.
- München stellt als melting-pot eine treffende Szenerie für das Durcheinander nach dem 2. WK dar
-innerer Monolog als Technik die Geschehnisse und ihre Wirkung auf den einzelnen, Vergangenheit und Gegenwart, Tradition und die Plötzlichkeit, mit der man mit einer neuen Situation konfrontiert wird, zu verknüpfen.
► Koeppens Pessimismus ist gerechtfertigt, als er Trauer und Ratlosigkeit über die Unruhen und Unheimlichkeiten ausdrückt.
Karl Korn 1951
- sozialpolitisches Pendant zu der Betrachtung der reinen Politik (Besatzung, restaurative Tendenzen in Wirtschaft und Politik, ideologische Entwurzelung, Umerziehung)
- daher würde man den Roman unterschätzen sähe man ihn als reines Zeitdokument, denn trotz der düsteren Illustration, der Irrfahrten und Verzweiflung scheint ein großes Pathos durch:
- Die Angst vor der Selbsterkenntnis der Menschen wird gerade missachtet und Wunden, die man verschleiern oder nicht ansehen wollte werden aufgedeckt. Stumme Klage und Hinweis auf große Gefahr
- das ganze ist möglich durch das Auge des Unbestechlichen Beobachters
- Mahnung vor dem „endgültige[n] Verkommen in geistigen und moralischen [Dahinvegetieren]“ oder die Gefahr jene Kräfte, die Ende 1945 mobilisiert wurden, zu verschütten.