Machtergreifung/Gleichschaltung: Unterschied zwischen den Versionen

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== Aus- oder eintreten? ==
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'''M1:'''
<span class="float:right;text-align:right;">3. März 1933</span>
Erkläre hiermit meinen Austritt aus der Partei und sende gleichzeitig das Mitgliedsbuch zurück. Irgendwelche Anfragen nach dem Grunde sind zwecklos, da dieselben nicht beantwortet werden können.
<span class="float:right;text-align:right;">H. M.</span>
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'''M2:'''
<span class="float:right;text-align:right;">6. März 1933</span>
Äußere Gründe zwingen mich, meinen Austritt aus der Partei zu erklären. Ich bitte daher, mich in den Mitgliederlisten zu streichen.
<span class="float:right;text-align:right;">H. M.</span>
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{{Aufgabe|
# Erkläre, worum es in den Briefen geht.
# Überlege, …
#* welche Gründe es geben kann.
#* warum diese nicht genannt werden.
# Lies M3 und entscheide, ob die dort genannten Gründe mit deinen übereinstimmen.
}}
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'''M3:'''
<span class="float:right;text-align:right;">21. März 1933</span>
Die Entwicklung der politischen Verhältnisse im Deutschen Reiche verlangt von mir als Beamten, dass ich mich entscheide, ob ich meine Mitgliedschaft bei der SPD aufrechterhalten und demgemäß aus dem Staatsdienst scheiden oder ob ich weiterhin Beamter bleiben und meine Beziehungen zu Ihrer Partei lösen soll.
Nach gewissenhafter Überlegung habe ich mich ent­schlossen, diesen zweiten Weg zu gehen. Bestimmend war dabei für mich der Gedanke, dass der Dienst am Volke höher steht, als die Gefolgschaftstreue zu einer Partei.
Ich erkläre daher hiermit meinen Austritt aus Ihrer Partei und bitte Sie, mich in Ihren Mitgliedslisten —unter Nr. 4442 20 — zu streichen.
<span class="float:right;text-align:right;">O.</span>
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'''M4:'''
<span class="float:right;text-align:right;">9. März 1933</span>
Gemäß § 9 des Organisationsstatuts erkläre ich hier­mit meinen sowie auch meiner Frau Austritt mit sofortiger Wirkung . . .
Als Behördenangestellter stehe ich vor einem Scheide­wege. Einerseits sehe ich, wie sich mit Sicherheit bei meinem Arbeitgeber, dem Reich, die Tendenz durchsetzt, diejenigen Arbeitskräfte, die regierungsfeindlichen Vereinigungen angehören, nicht mehr zu dulden. Auf der anderen Seite steht die Treue zur Partei. Leider sehe ich keine andere Möglichkeit als meinen Austritt. Steht doch die Existenz meiner Familie auf dem Spiele. Sollte dennoch das Los der Arbeitslosigkeit nicht abzuwenden sein, das aus eigener Anschauung sehr, sehr hart sein kann, so brauche ich mir nicht vorzuwerfen, nicht alles getan zu haben im Interesse meiner Frau und meines Kindes.
<span class="float:right;text-align:right;">Hans J.</span>
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{{Zitat|"Diese Jugend, die lernt ja nichts anderes als deutsch denken, deutsch handeln, und wenn diese Knaben mit zehn Jahren in unsere Organisation hineinkommen und dort oft zum erstenmal überhaupt eine frische Luft bekommen und fühlen, dann kommen sie vier Jahre später vom Jungvolk in die Hitlerjugend, und dort behalten wir Sie wieder vier Jahre. Und dann geben wir Sie erst recht nicht zurück in die Hände unsrer alten Klassen-und Standeserzeuger, sondern dann nehmen wir Sie sofort in die Partei, in die Arbeitsfront, in die SA oder in die SS, in das NSKK und so weiter. Und wenn sie dort zwei Jahre oder anderthalb Jahre sind und noch nicht ganze Nationalsozialisten geworden sein sollten, dann kommen sie in den Arbeitsdienst und werden dort wieder sechs und sieben Monate geschliffen, alles mit einem Symbol, dem deutschen Spaten. Und was dann nach sechs oder sieben Monaten noch an Klassen- und Standesdünkel da oder da noch vorhanden sein sollte, das übernimmt die Wehrmacht zur weiteren Behandlung auf zwei Jahre, und wenn sie nach zwei, drei oder vier Jahren zurückkehren, dann nehmen wir sie, damit sie auf keinen Fall rückfällig werden, sofort wieder in die SA, SS und so weiter, und sie werden nicht mehr frei ihr ganzes Leben und sie sind glücklich dabei.


Und wenn mir einer sagt, ja, da werden aber immer noch welche übrig bleiben: Der Nationalsozialismus steht nicht am Ende seiner Tage, sondern erst am Anfang!"|Hitler, Reichenberger Rede(1938)}}


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* [https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/etablierung-der-ns-herrschaft/gleichschaltung.html Gleichschaltung 1933] (LeMO)
* [https://www.dhm.de/lemo/kapitel/ns-regime/etablierung-der-ns-herrschaft/gleichschaltung.html Gleichschaltung 1933] (LeMO)
* [http://www.spiegel.de/spiegel/spiegelspecialgeschichte/d-55573697.html CHRONIK 1933-1934 - DIE GLEICHSCHALTUNG] (SPIEGEL SPECIAL Geschichte 1/2008 vom 29.01.2008, Seite 64)

Version vom 6. Januar 2023, 06:33 Uhr

Wahlplakat Deutschland 1936

Die so genannte „Gleichschaltung“ folgte bald nach der „Machtergreifung“ durch die Nationalsozialisten. Der Begriff entstammt der nationalsozialistischen Terminologie und entstand 1933, als der Prozess der Vereinheitlichung des gesamten gesellschaftlichen und politischen Lebens in der Machteroberungsphase in Deutschland eingeleitet wurde.

Ziel war es, bis 1934 den als Zerrissenheit verstandenen Pluralismus in Staat und Gesellschaft aufzuheben und eine Diktatur mit nur einem Machtzentrum zu errichten. Mit der Gleichschaltung strebte man an, alle Bereiche von Politik, Gesellschaft und Kultur gemäß den nationalsozialistischen Vorstellungen zu reorganisieren. Dies hatte oftmals die Eingliederung bestehender Organisationen in die NS-Verbände zur Folge.

Für Organisationen und Institutionen, deren Existenz nicht infrage gestellt wurde, „bedeutete Gleichschaltung im Wesentlichen dreierlei:

  • Beseitigung demokratischer Strukturen zugunsten des ‚Führerprinzips‘,
  • Implementierung antisemitischer Grundsätze, indem Juden aus leitenden Positionen entfernt oder gänzlich aus der Organisation verstoßen wurden,
  • sowie ein vollständiger oder partieller Führungswechsel zugunsten von Anhängern des neuen Regimes.“[1]




Aus- oder eintreten?

M1: 3. März 1933

Erkläre hiermit meinen Austritt aus der Partei und sende gleichzeitig das Mitgliedsbuch zurück. Irgendwelche Anfragen nach dem Grunde sind zwecklos, da dieselben nicht beantwortet werden können.

H. M.

M2: 6. März 1933

Äußere Gründe zwingen mich, meinen Austritt aus der Partei zu erklären. Ich bitte daher, mich in den Mitgliederlisten zu streichen.

H. M.



Aufgabe
  1. Erkläre, worum es in den Briefen geht.
  2. Überlege, …
    • welche Gründe es geben kann.
    • warum diese nicht genannt werden.
  3. Lies M3 und entscheide, ob die dort genannten Gründe mit deinen übereinstimmen.

M3: 21. März 1933

Die Entwicklung der politischen Verhältnisse im Deutschen Reiche verlangt von mir als Beamten, dass ich mich entscheide, ob ich meine Mitgliedschaft bei der SPD aufrechterhalten und demgemäß aus dem Staatsdienst scheiden oder ob ich weiterhin Beamter bleiben und meine Beziehungen zu Ihrer Partei lösen soll.

Nach gewissenhafter Überlegung habe ich mich ent­schlossen, diesen zweiten Weg zu gehen. Bestimmend war dabei für mich der Gedanke, dass der Dienst am Volke höher steht, als die Gefolgschaftstreue zu einer Partei.

Ich erkläre daher hiermit meinen Austritt aus Ihrer Partei und bitte Sie, mich in Ihren Mitgliedslisten —unter Nr. 4442 20 — zu streichen.

O.

M4: 9. März 1933

Gemäß § 9 des Organisationsstatuts erkläre ich hier­mit meinen sowie auch meiner Frau Austritt mit sofortiger Wirkung . . .

Als Behördenangestellter stehe ich vor einem Scheide­wege. Einerseits sehe ich, wie sich mit Sicherheit bei meinem Arbeitgeber, dem Reich, die Tendenz durchsetzt, diejenigen Arbeitskräfte, die regierungsfeindlichen Vereinigungen angehören, nicht mehr zu dulden. Auf der anderen Seite steht die Treue zur Partei. Leider sehe ich keine andere Möglichkeit als meinen Austritt. Steht doch die Existenz meiner Familie auf dem Spiele. Sollte dennoch das Los der Arbeitslosigkeit nicht abzuwenden sein, das aus eigener Anschauung sehr, sehr hart sein kann, so brauche ich mir nicht vorzuwerfen, nicht alles getan zu haben im Interesse meiner Frau und meines Kindes.

Hans J.



Führerprinzip

Zitat
Führer, befiehl, wir folgen Dir!

Datei:Der Weg des gleichgeschalteten Staatsbürgers-lighter cropped etc.jpg





Weblinks

  1. Michael Grüttner, Brandstifter und Biedermänner. Deutschland 1933–1939, Stuttgart 2015, S. 40. Die politische Willensbildung erfolgte schließlich allein durch den Führer Adolf Hitler, dessen Wille nach nationalsozialistischer Ansicht allein den wahren Volkswillen verkörperte.