Matthias Claudius: Unterschied zwischen den Versionen
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====Zwischenbetrachtungen über die Bekanntmachung der Menschenrechte==== | ====Zwischenbetrachtungen über die Bekanntmachung der Menschenrechte==== | ||
Den 2. Oktober 1789 anerkannte und deklarierte die französische Nationalversammlung zu Versailles die folgenden Rechte des Menschen und des Bürgers, und legte sie dem Könige zur Genehmigung vor: | {{Zitat|Den 2. Oktober 1789 anerkannte und deklarierte die französische Nationalversammlung zu Versailles die folgenden Rechte des Menschen und des Bürgers, und legte sie dem Könige zur Genehmigung vor: | ||
»1. Artikel. Alle Menschen werden geboren, und bleiben, gleich an Rechten. Die gesellschaftlichen Unterschiede können in nichts als in dem gemeinen Besten gegründet sein. | »1. Artikel. Alle Menschen werden geboren, und bleiben, gleich an Rechten. Die gesellschaftlichen Unterschiede können in nichts als in dem gemeinen Besten gegründet sein. | ||
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Der 3. Artikel ist nur wahr, wenn er wahr ist. Wenn es aber wahr ist, daß alle Oberherrschaft ursprünglich von Gott herkommt; so ruht sie nicht in der Nation. Er steht also bis weiter dahin; denn, daß die Nationalversammlung ihn bekanntgemacht hat: das kann ihn doch nicht wahr machen, und ebensowenig: daß der König ihn genehmigt hat. | Der 3. Artikel ist nur wahr, wenn er wahr ist. Wenn es aber wahr ist, daß alle Oberherrschaft ursprünglich von Gott herkommt; so ruht sie nicht in der Nation. Er steht also bis weiter dahin; denn, daß die Nationalversammlung ihn bekanntgemacht hat: das kann ihn doch nicht wahr machen, und ebensowenig: daß der König ihn genehmigt hat. | ||
Ich lasse die übrigen Sätze in Ruhe. [...] | Ich lasse die übrigen Sätze in Ruhe. [...]| | ||
''Matthias Claudius: [http://www.zeno.org/Literatur/M/Claudius,+Matthias/Gedichte+und+Prosa/Asmus+omnia+sua+secum+portans/Sechster+Teil/%C3%9Cber+die+neue+Politik/Zwischenbetrachtungen+%C3%BCber+die+Bekanntmachung+der+Menschenrechte Zwischenbetrachtungen über die Bekanntmachung der Menschenrechte]'' | ''Matthias Claudius: [http://www.zeno.org/Literatur/M/Claudius,+Matthias/Gedichte+und+Prosa/Asmus+omnia+sua+secum+portans/Sechster+Teil/%C3%9Cber+die+neue+Politik/Zwischenbetrachtungen+%C3%BCber+die+Bekanntmachung+der+Menschenrechte Zwischenbetrachtungen über die Bekanntmachung der Menschenrechte]''}} | ||
====Schreiben eines parforcegejagten Hirschen an den Fürsten der ihn parforcegejagt hatte, d.d. jenseit des Flusses==== | ====Schreiben eines parforcegejagten Hirschen an den Fürsten der ihn parforcegejagt hatte, d.d. jenseit des Flusses==== | ||
Durchlauchtiger Fürst, | {{Zitat|Durchlauchtiger Fürst, | ||
Gnädigster Fürst und Herr! | Gnädigster Fürst und Herr! | ||
Ich habe heute die Gnade gehabt, von Ew. Hochfürstlichen Durchlaucht parforcegejagt zu werden; bitte aber untertänigst, daß Sie gnädigst geruhen, mich künftig damit zu verschonen. Ew. Hochfürstl. Durchl. sollten nur einmal parforcegejagt sein, so würden Sie meine Bitte nicht unbillig finden. Ich liege hier und mag meinen Kopf nicht aufheben, und das Blut läuft mir aus [157] Maul und Nüstern. Wie können Ihr Durchlaucht es doch übers Herz bringen, ein armes unschuldiges Tier, das sich von Gras und Kräutern nährt, zu Tode zu jagen? Lassen Sie mich lieber tot schießen, so bin ich kurz und gut davon. Noch einmal, es kann sein, daß Ew. Durchlaucht ein Vergnügen an dem Parforcejagen haben; wenn Sie aber wüßten, wie mir noch das Herz schlägt, Sie täten's gewiß nicht wieder, der ich die Ehre habe zu sein mit Gut und Blut bis in den Tod etc. etc. | Ich habe heute die Gnade gehabt, von Ew. Hochfürstlichen Durchlaucht parforcegejagt zu werden; bitte aber untertänigst, daß Sie gnädigst geruhen, mich künftig damit zu verschonen. Ew. Hochfürstl. Durchl. sollten nur einmal parforcegejagt sein, so würden Sie meine Bitte nicht unbillig finden. Ich liege hier und mag meinen Kopf nicht aufheben, und das Blut läuft mir aus [157] Maul und Nüstern. Wie können Ihr Durchlaucht es doch übers Herz bringen, ein armes unschuldiges Tier, das sich von Gras und Kräutern nährt, zu Tode zu jagen? Lassen Sie mich lieber tot schießen, so bin ich kurz und gut davon. Noch einmal, es kann sein, daß Ew. Durchlaucht ein Vergnügen an dem Parforcejagen haben; wenn Sie aber wüßten, wie mir noch das Herz schlägt, Sie täten's gewiß nicht wieder, der ich die Ehre habe zu sein mit Gut und Blut bis in den Tod etc. etc.| | ||
''Matthias Claudius: [http://www.zeno.org/Literatur/M/Claudius,+Matthias/Gedichte+und+Prosa/Asmus+omnia+sua+secum+portans/Dritter+Teil/Vorlesung+an+die+Herren+Subskribenten/c)+Schreiben+eines+parforcegejagten+Hirschen Asmus omnia sua secum portans, 3. Teil]'' | ''Matthias Claudius: [http://www.zeno.org/Literatur/M/Claudius,+Matthias/Gedichte+und+Prosa/Asmus+omnia+sua+secum+portans/Dritter+Teil/Vorlesung+an+die+Herren+Subskribenten/c)+Schreiben+eines+parforcegejagten+Hirschen Asmus omnia sua secum portans, 3. Teil]''}} | ||
====Abendlied==== | ====Abendlied==== | ||
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Der Mond ist aufgegangen | |||
Die goldnen Sternlein prangen | Die goldnen Sternlein prangen | ||
Am Himmel hell und klar; | Am Himmel hell und klar; | ||
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Und laß uns ruhig schlafen! | Und laß uns ruhig schlafen! | ||
Und unsern kranken Nachbar auch! | Und unsern kranken Nachbar auch! | ||
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''Matthias Claudius: [http://www.zeno.org/Literatur/M/Claudius,+Matthias/Gedichte+und+Prosa/Asmus+omnia+sua+secum+portans/Vierter+Teil/Abendlied Gedichte]'' | ''Matthias Claudius: [http://www.zeno.org/Literatur/M/Claudius,+Matthias/Gedichte+und+Prosa/Asmus+omnia+sua+secum+portans/Vierter+Teil/Abendlied Gedichte]''}} | ||
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Version vom 8. Dezember 2011, 11:29 Uhr
Matthias Claudius (* 15.8.1740 in Reinfeld (Holstein); † 21.1.1815 in Hamburg) war ein deutscher Dichter der Zeit der Aufklärung und Herausgeber des Wandsbecker Bothen.