Rockmusik und Jugend

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Version vom 24. Juni 2005, 03:59 Uhr von Karl Kirst (Diskussion | Beiträge) (Wiederhergestellt zur letzten Änderung von Karl.Kirst)

In den fünfziger Jahren erfährt die Musikwelt eine Revolution. Zum einen ermöglichte die Einführung der billigen Vinylschallplatte den Verkauf von Musik an der Ladentheke als Konsumgut. Zum anderen ermöglichte der Wohlstand der Gesellschaft auch Jugendlichen, sich ihre Musik zu kaufen, und führte zur massenhaften Produktion von Musik speziell für Jugendliche.

Vorgeschichte

Um zu verstehen, welche Revolution der Rock and Roll in den Ohren besorgter Eltern auslöste, muss man sich die Verklemmtheit der fünfziger Jahre vor Augen führen. Beispielhaft kann hier Doris Day mit ihrem Song "Che Sera Sera" angeführt werden.

Rock and Roll

Rock and Roll war in den Ohren der Erwachsenen der fünfziger Jahre unanständige Musik. Es war die Musik der Schwarzen, war "Negermusik" und sie handelte von Sex und Vergnügen, auch wenn sie in unseren heutigen Ohren schon fast harmlos klingt. Rock and Roll war nicht nur Musik, sondern war auch Protest der Jugendlichen gegen die Werte und Ideen ihrer Eltern, die nicht mehr in die neue Welt passten.

Bill Haley 1955 Rock Around the Clock aus dem Film "The Blackboard Jungle" Little Richard Elvis Presley

Kommerz: Beach Boys

Anfang der sechziger Jahre schaffen die Beach Boys an der Ostküste in Kalifornien den Surf Sound. Mit der Fender Stratocaster, einer Staccato-Spielweise sowie Tremolo- und Nachhalleffekten spielen sie "Soft Rock". Vom Rock and Roll der fünfziger Jahre übernehmen sie den Rhythmus, verzichten aber auf alles Sexuelle, Snstößige und singen einen harmlosen und banalen Dreiklang aus Surfing, Girls and Sun.

Natürlich war der Rock and Roll der fünfziger Jahre auch kommerzielle Musik. Little Richard ist ein reicher Mann geworden und Bill Haley war ein kalkulierender Geschäftsmann. Nur Elvis konnte nicht mit Geld umgehen, hat dafür aber andere reich gemacht. Die Beach Boys sind ein besonders gutes Beispiel dafür, wie aus der Musik protestierender Jugendlicher ein massentauglich gestyltes Produkt wird.

Dieser Prozess soll hier exemplarisch mit einem Vergleich von "Surfin U.S.A." mit dem Original von Chuck Berry "Sweet Little Sixteen" gezeigt werden. Ähnliches lässt sich an vielen Beispielen bis heute zeigen, z.B. "Peter, Paul & Mary" als Kommerzialisierung der Folk-Music.

Aber keine Regel ohne Ausnahme: Mit "Good Vibrations" haben auch die Beach Boys etwas musikalisch neues geschaffen und sind Vorläufer von psychedelic und underground rock. Gleichzeitig ist der Song ein Beispiel für sogenannte "Drug-Songs".

Bob Dylan

Mit dem Song "Tom Dooley" knüpfte das Kingston Trio 1958 an die Bemühungen von Woody Guthrie, Pete Seeger an, den Folk-Song zu popularisieren. Damit bereiteten sie den Boden für Peter, Paul & Mary (1962), die ihrerseits von Bob Dylan abgelöst wurden. Dieses Folk-Revival löste die bloße Ablehnende Haltung des Rock and Roll ab. Folk Songs waren nicht nur gegen etwas sondern auch für etwas, sie übten konstruktive und differenzierte Kritik. Und sie befassten sich nicht nur mit den unmittelbaren Problemen der Jugend sondern blickten über den Horizont der eigenen Bedürfnisse hinaus auf Politik, Umwelt und Gesellschaft. Verständlich wird diese Entwicklung zum politischen vor dem Hintergrund der vielen spektakulären Ereignisse der sechziger Jahre:

  • 1962: Kuba Krise
  • 1963: Ermordung John F. Kennedys
  • 1964: Auseinandersetzungen zwischen schwarzen und weißen Amerikanern
  • 1965: Eintritt der USA in den Vietnamkrieg

Beat

Die Beatles verbanden den amerikanischen Rock and Roll mit der klassischen Musik Europas und schufen daraus die Beat-Musik. Die Rolling Stones hatten das Image des Bürgerschrecks und schockten mit ihrer Musik und kultivierten damit die schockierende Wirkung des Rock and Roll.

Hard Rock

Ende der 60er gab es als Reaktion auf Psychedelic Rock und die immer subtiler und sanfter werdenden Beatles den Versuch eines Rock'n'Roll Revival. Viele Alt-Stars der 50er Jahre wie etwa Bill Haley hatten ein kurzes Comeback.

Diese Hinwendung zum ursprünglichen, harten Rock brachte den Hard Rock: Wollte man das gleiche Gefühl erzeugen wie damals in den fünfziger, so konnte man die Musik nicht 1:1 kopieren sondern musste sich den neuen Hörgewohnheiten anpassen. Man spielte nun eine verzerrte Gitarre, die gegenüber dem Gesang deutlich an Bedeutung zunahm und die Hammond Orgel (child in time).

Deep Purple (engl.: tiefes Purpur; im Slang ein Synonym für LSD), gegründet im April 1968, gehört zu den ersten Hard Rock-Bands. Die Besetzung der Band änderte sich öfter. Kern der Band war Ritchie Blackmore.

Weitere Vertreter des Hard Rocks sind: The Who, Led Zeppelin, Black Sabbath, Uriah Heep.

Der Song "Speed King" ist mit seinen Textzitaten ein Rückblick auf einige Väter des R'n'R:

  • "Good Golly Miss Molly", "Tutti Frutti", "Lucille" - Little Richard;
  • "Saturday night and I just got paid" zitiert den Song "Rip It Up"
  • "Hard Headed Woman" (Z.17f) - Elvis Presley

Speed King
(Blackmore/Gillan/Glover/Lord/Paice)

Good golly said little Miss Molly
When she was rocking in the house of blue light
Tutti Frutti was oh so rooty
When she was rocking to the east and west
Lucille, oh so real
When she didn't do her daddy's will
Come on baby, drive me crazy, do it, do it

I'm a speed king, you gotta hear me sing
I'm a speed king, see me fly

Saturday night and I just got paid
Gonna fool about ain't gonna save
Some people gonna rock, some people gonna roll
Gonna have a party to save my soul
Hard headed woman, soft hearted man
They been causing trouble since it all began
Take a little rice, take a little beans
Gonna rock and roll down to New Orleans

I'm a speed king...

Good golly said little Miss Molly
When she was rocking in the house of blue light
Tutti Frutti was oh so rooty
When she was rocking in the east and west
Hard headed woman, soft hearted man
They been causing trouble since it all began
Take a little rice, take a little beans
Gonna rock and roll down to New Orleans

I'm a speed king...

postrock: Disco Music

ABBA wurde 1972 gegründet. Erste große internationale Popularität erreichte ABBA durch den Sieg beim Eurovision Song Contest 1974 mit dem Titel Waterloo.

Der typische ABBA-Sound entstand, indem mehrere Aufnahmen (Takes) des Gesanges zusammengemischt wurden. Das bedeutet, dass ABBA niemals live gesungen hat. Die Musik war aber auch weniger für Livekonzerte als für Discos gedacht. Zu den meisten Liedern von ABBA lässt sich Disco-Fox tanzen, z.B. zu Waterloo, Honey Honey, Mamma Mia, Money, Does your Mother know, Gimme, Super Trouper.

Bei Disco-Fox sind alle Zählzeiten gleichberechtigt, z.B. in Summer Night City.

Ein Beispiel für Jive: So Long (deutlicher Beat auf 2).

ABBA hatte nicht den Anspruch, über die Realität zu singen, sondern über Traumwelten und gehört daher in die Kategorie Schlager. Beispiel für diese Traumwelten ist auch die Kleidung von ABBA, die sich z.B. sehr oft in Weiß kleideten.

Punk

Anti-Ästhetik mit herausforderndem Dilletantismus Sex Pistols (Anarchy in the U.K., 1977) Boomtown Rats (Do the Rat, 1977)

Literatur

  • Faulstich, Werner: Tübinger Vorlesungen zur Rockgeschichte. 3 Bände: 1983, 1985, 1986
  • "Von Rock'n'Roll bis Techno" aus dem Klett Verlag Behandelt die wichtigsten Station von Rhythm&Blues bis Techno.
  • Rolf Esser: "Arbeitsblätter Musik für die Sek I", Verlag an der Ruhr


Weblinks