Tornados in Deutschland

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Meinung
Tornado in Oklahoma
In der Zeit, als ich Student war, und das war die Zeit von 1975 bis 1980, lachten wir, als in der Vorlesung von Tornados in Deutschland die Rede war. Nicht unbegründet, denn es gab einen einzigen Aufsatz in der Geographischen Rundschau über die Beobachtung eines Wirbelsturmes in Deutschland. Tornados waren schließlich eine typische Erscheinung der Neuen Welt. Jahre später gab es im Sommersturm von 1995 Erscheinungen um Rothenburg o. d. T. , die sich - auch wenn man den Begriff Tornado noch vermied - nur durch einen Wirbelsturm bzw. Tornado beschreiben ließen: die Zugbahn, die auf eine seitwärts eng beschränkte Region von 500 - 1000 m gekennzeichnet war, Schäden, die denen von normalen Stürmen nicht entsprachen. Es stellte sich angesichts weiterer Beobachtungen die Frage: Sind diese Wirbelstürme oder Tornados ein Zeichen des Klimawandels? --Bernhard Heim) 19:34, 6. Mai 2015 (CEST)


Wie entsteht ein Tornado?


Allgemein

Weitere Phänomene


Maisteufel/Heuteufel

Staubteufel

Tornado

Wasserhose

Einteilung der Stärke eines Tornados nach Fujita

Fujita scale technical.svg


Gustnado

5.6. 2015 Gustnado in Belgien


Was ist ein GustnadoWikipedia-logo.png

Tornado am 29. 5. 2015 Freystadt/Oberpfalz
Tornado am 13. 5. 2015 bei Augsburg
Tornado am 5.5.2015 in Norddeutschland
.
Unwetter mit Tornados richten am 5. Mai 2015 schwere Schäden in Norddeutschland an - Analyse des Deutschen Wetterdienstes (DWD)

Vorhersagbarkeit von Tornados

Die Vorhersage für das Auftreten von Tornados ist relativ schwierig. Die Entwicklung von Großwetterlagen, die Tornados begünstigt liegt im Bereich eines Tages. Ende der 1990-er Jahre gelang es amerikanischen Forschern 30 Minuten vorher vorherzusagen. Mitte des letzten Jahrzehnts gab es eine Projekt, das in Deutschland ein Warnsystem errichten sollte. Trotzdem sind kleinräumige Warnungen nur sehr kurzfristig möglich. Eine Tornadowarnung am 5.5.2015 für den Großraum Mecklenburg-Vorpommern wurde von verschiedenen Wetterwarneinrichtungen bereits Stunden vorher gegeben. Trotzdem ist das genaue örtliche Auftreten sehr schwierig/unmöglich. Beim Tornado von Augsburg am 13.5.2015 dagegen wurde die Gefahr für einen Tornado als zu gering eingeschätzt. [1] Bei der Vorhersage von Tornados verlässt man sich nicht alleine auf die Auswertung von Wettersatelliten und Wettermessdaten: Der Deutsche Wetterdienst arbeitet für eine kurzfristige Vorhersage z.B. mit dem Verein Skywarn.de zusammen, der ehrenamtliche, geschulte Mitarbeiter einsetzt und regionale Warnungen nach Bodenbeobachtungen erstellt. Trotzdem betragen die Vorwarnzeiten minimal nur wenige Minuten.

Tornados und Klimawandel sowie historische Tornados

Ohne den Klimawandel in Europa anzweifeln zu wollen, ist es doch fraglich, ob die scheinbar zunehmendene Häufigkeit des Auftretens von Tornados in Mitteleuropa ein Beweis für den Klimawandel ist:

  • historische Dokumente, die zunehmend erschlossen werden, belegen das Phänomen von Wirbelstürmen in Europa bereits seit Jahrhunderten
  • die stark zugenommene Bevölkerungsdichte und damit die Besiedlungsichte seit 1800 bewirkten eine zunehmende Betroffenheit durch Wirbelstürme
  • die zunehmende Dokumentation durch Zeitungen, seit den 90-er Jahren auch durch das Internet dokumentieren das Auftreten von Wetterphänomenen
Historische Zeitungen und Dokumente stehen in zunehmendem Maße in digitalen Bibliotheken und digitalen Zeitungsarchiven zur Verfügung. Nicht alle können jedoch mit einer Volltextsuche durchsucht werden. Bei der Möglichkeit der Volltextsuche können historische Wetterextreme mit geeigneten Schlagworte durchsucht werden.

Es wird auch in den Geowissenschaften ernsthaft diskutiert, ob das Phänomen Tornado zugenommen hat oder nur dessen Dokumentation.

Rüdiger Glaser (2001) beschreibt in seiner Klimageschichte Mitteleuropas eine Tornado in Mecklenenburug vom 19. Juni 1753. Auch das unten dargestellte Dokument belegt einen Tornado im Jahr 1869 ebenso wie zahlreich andere Dokumente aus anderen Jahren.

Thomas Sävert dokumentiert nicht nur die in den letzten Jahrzenten und aktuell auftretenden bestätigten und vermutlichen Tornados in Deutschland, sondern dokumentiert auch vermutliche Tornadas seit dem Jahr 700 durch historische Quellenangaben

Einige Tornados in Mitteleuropa vor 1900

Neben den heute gebräuchlichen Begriffen Tornado als eine Art von Wirbelsturm gibt es zahlreiche ältere Bezeichnungen wie Windhose und Wasserhose . In historischen Dokumenten existieren weitere, die aber oft nicht eindeutig definiert sind und deren Einordnung nur durch ihre Wirkungen möglich ist: Windteufel, Windsbraut, Windsbraus, Staubteufel

(unvollständig) ---> Thomas Säverts Tornadoliste

1758 - St. Annaberg

Umständliche und zuverläßige Nachricht von einem ungewöhnlichen Wirbelwind und Winsbraut zu Land in Frohnau, einem Dorfe bei St. Annaberg, den 15. Juni des ietztlaufenden Jahres 1758 entstanden, und eine wunderliche Zerstörung in den Gebäuden angerichtet.
Direktlink zum Dokument bei der SLUB-Dresden

18. Juli 1791 - Eichstätt

Geschichte des Hochstiftes und der Stadt Eichstädt : ein Versuch 

23. April 1800 – Hainichen/Sachsen

Die gesammten Naturwissenschaften: für das Verständniß weiterer ..., Band 1


29. April 1806 – Lausanne

Natur-Wunder und L ander Merkw urdigkeiten: ein Beitrag zur Verdr ..., Band 6


1810 – Vietz/ Neumark (heute Witnica)

Hertha, zeitschrift für erd-, völker- und staatenkunde, Band 11

1818 - Schreckliches Naturereignis in Böhmen

Vaterländische Merkwürdigkeiten Bände 3-4

8.Mai 1821 Rosenberg Schlesien

Schweizer Bote

März 1821 – Kurisches Haff

Beiträge zur Kunde Preußens, Band 5

4. Mai 1821 - Rosenberg/Schlesien

Brünner Zeitung


21./27 Juli 1822 - Düsseldorf

Mittheilungen der kais. Königl. Mährisch-Schlesischen ..., Bände 2-3

4. August 1824 - Bonn

Archiv für die gesammte Naturlehre, Band 3

4. August 1824 – Wesseling

Der bayerische Volksfreund, Band 1

1825 - Bensheim

Link zur Quelle

1825 - Hessen

Am 19. Juny, Abends gegen 5 Uhr, zeigte sich bay dem ziemlich hoch gelegenen Oertchen Hasseroth im Großherzogthume Hessen , eine seltene Naturerscheinung. Unmittelbar vor dem Ausbruche eines, übrigens gar nicht bedeutenden Gewitters, entstand ein außerordentlich heftiger Wirbelwind (Windsbraut), welcher nicht nur in wenigen Minuten die meisten Gebäude abdeckte, [...]
Der Wanderer auf das Jahr 1825 - Link zum Dokument

4. August 1826 – Böhmen

Österreichischer Beobachter, Ausgabe 3

26. Juli 1829 Bruchhausen, Hoyn

Inland, Tagblatt für das öffentliche Leben in Deutschland, mit ...


14. April 1831 -Horb /Neckar

Bürgerblatt für Verstand, Herz und gute Laune, Band 12
Neue Augsburger Zeitung

April 1831 - Malachin/Mecklenburg

Neue Augsburger Zeitung

16. August 1833 - Saaz/Böhmen

Der Unparteiische: E. Encyclopäd. Zeitbl. Für Deutschland, Band 1


1. Juli 1835 - Lasdehnen/Königsberg

Preussische Provinzial-Blätter, Band 13

1. Mai 1835 – Koblenz

Der Eil-Bote aus dem Bezirk
Neue Speyerer Zeitung

1835 - Harz

Sturmschäden durch eine sogenannte Windsbraut
Allgemeine Forst- und Jagdzeitung

1836 - mehrere Erwähnungen

Correspondenzblatt des Königlich Württembergischen Landwirthschaftlichen Vereins

31. Mai 1838 - Maulbronn (Württemberg)

Bayerische Landbötin

31. Juli 1840 - Echterdingen

Bayreuther Zeitung


1842 - Schweiz und Frankreich

Furchtbare Stürme haben am 22. und 23. Juni 1842 am Genfer See und in den französischen Dapartements der Loire, der Saone und Loire und der Rhohne gewüthet, und besonders ein Wirbelwind in der Gegend von Lyon große Verwüstungen angerichtet. In der kleinen Pfarre Cubans alleine wurden 130 Häuser nicht umgestürtzt, sondern fortgetragen. […] Lastwagen auf Dächer hinaufgeschleudert […] Ziegeln und Schindeln flogen wie Feder in der Luft umher, die Bäume wurden wie Rohr geknickt und aus gerissen. Dies war nur auf dem Nebenwege der Windhose. In dem Hauptwege wüthete sie noch ganz anzders. Sie hat ganze Wälder entwurzelt, einzelne Bäume in die Lüfte geführt [...]
Bayerischer neuer Volkskalender für den Bürger und Bauersmann für das Jahr 1848 Quelle: BSB

25. Mai 1843 - Klattau

– Beiblätter zu Ost und West
Unterhaltungsblätter. - Prag, Haase 1828-1938
Der Sammler, Band 12
Der Bote von Tyrol

23. Juni 1845 -Straubing

Münchener politische Zeitung : mit allerhöchstem Privilegium ; 1845 = Jg. 46


1853 - Mehr als 10 Windhosen in Mitteleuropa

Jahreshefte des Vereins für Vaterländische Naturkunde Band 10

1. Juni 1853 Wieliezka

Jahrbücher der k.k. Central-Anstalt für Meteorologie und Erdmagnetismus, Band 5

3. Juli 1853 – Wien

Der Siebenbürger Bote

1855 - München

"München, 27. Aug. Das gestrige Unwetter hat, wie bereits erwähnt arge Zerstörungen angerichtet , wie dies wohl bei dem Zusammenwirken einer Windhose, eines Wolkenbruchs und gewaltigen Hagelschlages nicht anderes zu erwarten war. […] In der inneren Stadt regnete es nur , und am südwestlichen Ende der Stadt hatte man zu derselben Zeit den schönsten Sonnenschein. Die äußere Maxvorstadt, Schwabing, der engliche Garten, Brunntal, Bogenhausen und kurz vor Bruck, Olching, Maisach u. s. w. Haben außerordentlich gelitten. […] Heute Vormittag war der englische Garten sehr von Neugierigken belebt, welche die außerordentlichen Zerstörungen des Sturmes, die wie ein südamerikanisher Tornado unter den Bäumen gehaust, betrachteten. "
Neue Münchener Zeitung Bd. 1855, 7 – 12 - Link zum Original bei der Bayerischen Landesbibliothek

1. Mai 1835 – Koblenz

1841 - Jagow/Ukermark

Neueste Weltkunde Bd. 4,1841

8. August 1844 – Eisenstadt/Österreich

Ost und West, Blätter für Kunst, Literatur und geselliges Leben.

30. Juli 1845 - Schwetzingen/Baden

Aschaffenburger Zeitung

7. Oktober 1845 – Basel

Bericht über die Verhandlungen der Naturforschenden Gesellschaft in Basel, Bände 6-10

1846 Bericht über mehrere Windhosen

Verhandlungen und Mittheilungen der k.k. patriotisch-ökonomischen ..., Band

10. Juni 1854 Wien und Umgebung

Über den Orkan am 30. Juni 1854: (aus dem Octoberhefte des Jahrganges 1854 ...

1855 Marburg

Donau-Zeitung Passau

1855/1856 Berichte über mehrere Windhosen in Süddeutschland

Jahresbericht über die Witterungs-Verhältnisse in Württemberg: Herausgegeben

28. Juli 1857 – Schw. Gmünd

Neueste Nachrichten aus dem Gebiete der Politik

26. Juli 1864 Süsel/Holstein

Mittheilungen des Vereins Nördlich der Elbe zur Verbreitung ..., Band 7

1. Juni 1866 - Bischdorf/Schlesien

Allgäuer Zeitung

11. April 1867 – Mittellipka/Grulich

Neue Gleichnisse, Beispiele und Erzählungen über die katholischen ..., Band 4

27. August 1867 – Oppenheim/Rheinhessen

WOCHENSCHRIFT FUR ASTRONOMIE, METEOROLOGIE UND GEOGRAPHIE

18. /19. August 1868 Rouen/Frankreich – Trier – 22. Juni 1868 Straubing

Der Oesterreichische Beobachter

2. August 1868 Schaumburg/Cüstrin

Augsburger Postzeitung

Mai 1868 Sagan

Der schlesischen Provinzialblätter

30.April/1. Mai 1868 – Böhmen/Schlesien

Pfälzer Zeitung: 1868, 1 – 6

13. Oktober 1870 - Brünn

Allgemeine Zeitung München
Verhandlungen des Naturforschenden Vereines in Brünn, Bände 9-10

Der Hagelsturm des 10. (22.) Mai 1872 - Ostseeraum

Arbeiten des naturforschenden Vereins Riga

1876 - Schlesien u. a.

Zum Dokument

1890 Windhose Oldenburg

[2]

Wirbelwinderscheinungen in Sagen und Legenden

Dass Schilderungen über Wirbelwinderscheinungen alleine der Phantasie entstammen, erscheint unmöglich. Die genaue Schilderung der Vorgänge die bei der Beobachtung der Windsbraut erfolgen müssen reale Erlebnisse zugrunde liegen, auch wenn deren Auftreten zeitlich meist nicht bestimmt werden kann. So sind Windsbrautsagen unterschiedlicher Art aus vielen Regionen Deutschlands bekannt.

Walpurgishalle Windsbraut.jpg
Windsbraut - Wandgemälde in der Walpurgishalle]]

Einige Beispiele:

Bayern

Des Teufels Windsbraut
En alter Häcker hat mer e G´schicht derzelt, wu sein Vater begegent is. Der is e mol in Summer drauß sein Wengert (Weinberg) gewest. Neba sein Wengert war a großer Kleeacker, und doa hat grad a Meed (Magd) en Kleea zammgerechent und auf Haufa gemacht. Mei Vater war grad an so en Kleeahaufa ander Owella (Pfad zwischen zwei Feldern) g´seßa und hat e Käs und Broad ess´well. Auf e mol is a Windsbraut kumma und hat alla Kleehaufa aus enaner gejagt. Doa hat die Meed g´flucht: „Doa sell aber glei der Teifel neischlag!“ - Und in den Augeblick is die Meed vom Wind aufg´hoba worn und is in die Luft verschwunda. Mein Vater aber hat die Windsbraut sein Käs mit samm en Paier mit forgenumma. Ueber a Weil is sei leers Käspapier wieder runterg´floga. Doa hat er g´sagt: „Hast en Käs g´fressa, kannst a es Papier behalt.“ - Über a Weil sen dera Meed ihr Schlappa (Pontoffel) wieder runter g´falla, von ihr hat mer aber nix mehr g´sena, und ke Mensch weß, wu sie hi kumma is.
aus: Sagenbuch der Bayerischen Lande, 1852 - Link zur Quelle bei der BSB
989 - Der Fischregen von Quedlinburg/Harz


Sie können in diesem Buch Auszüge lesen.