Erdbeben von Lissabon und Jüdische Sagen: Unterschied zwischen den Seiten

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==Das Erdbeben von Lissabon 1755==
'''Jüdische Sagen''' aus [[Talmud]], {{wpd|Midrasch}} und {{wpd|Aggada}} eröffnen einerseits ein tieferes Verständnis des [[Judentum]]s, andererseits machen sie noch deutlicher, dass die biblischen Schriften vor Abschluss des Kanons auch lebendige Überlieferung waren.


===Immanuel Kant===
== Sagensammlungen ==
'''Geschichte und Naturbeschreibung der merkwürdigsten Vorfälle des Erdbebens, welches an dem Ende des 1755sten Jahres einen großen Theil der Erde erschüttert hat''' von Immanuel Kant. In: Gesammelte Schriften. Akademie-Ausgabe. Abt.1. Bd.1. Berlin 1910 S.434 ff
* Bernhard Kuttner : Jüdische Sagen und Legenden. Für jung und alt gesammelt und wiedererzählt, Arani Verlag 1998 ISBN 978-3760586748
* {{wpd|Micha Josef bin Gorion}}: Die Sagen der Juden, 1913 - 1927
:Bin Gorion hat seine Sagen weitgehend der lange Zeit rein mündlichen Überlieferung, der Aggada, und anderer {{wpde|Rabbinische Literatur|rabbinischer Literatur}} entnommen.
* Daniel Ehrmann (Hrsg.): Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch, Wien 1880
* Paul Rießler (Hrsg.): Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel, Augsburg (Dr. B. Filser), 1928


:Alles, was die Einbildungskraft sich Schreckliches vorstellen kann, muß man zusammen nehmen, um das Entsetzen sich einigermaßen vorzubilden, darin sich die Menschen befinden müssen, wenn die Erde unter ihren Füßen bewegt wird, wenn alles um sie her einstürzt, wenn ein in seinem Grunde bewegtes Wasser das Unglück durch Überströmungen vollkommen macht, wenn die Furcht des Todes, die Verzweifelung wegen des völligen Verlusts aller Güter, endlich der Anblick anderer Elenden den standhaftesten Muth niederschlagen. Eine solche Erzählung würde rührend sein, sie würde, weil sie eine Wirkung auf das Herz hat, vielleicht auch eine auf die Besserung desselben haben können. Allein ich überlasse diese Geschichte geschickteren Händen. Ich beschreibe hier nur die Arbeit der Natur, die merkwürdigen natürlichen Umstände, die die schreckliche Begebenheit begleitet haben, und die Ursachen derselben. (...)
== Auszüge aus Micha Josef bin Gorion: Die Sagen der Juden ==
''Bin Gorion stellt Sagen aus der nachbiblischen Zeit zusammen, beschränkt sich dabei aber auf die hebräisch-aramäische Überlieferung:'' "hier soll nur das Bild von der jüdischen Sage, wie sie in den hebräischen und Aramäischen Urkunden [...] ihren Ausbruch gefunden hat, gegeben werden."
===Von Adam und seinem Geschlecht===
====Des Menschen Reich====
===== Die Barmherzigkeit und die Wahrheit=====


:Das Erdbeben und die Wasserbewegung vom 1. November 1755.
"Der Herr verlieh Adam - so lesen wir - eine Übermacht, die ewig währen sollte, und wies ihm einen Raum zu, der inwendiger war denn der, darin die Engel saßen. Als aber Adam den Willen des Herrn brach und dem Willen der Schlange folgte, veränderte der Herr sein Antlitz und ließ ihn fahren. Wie er ihn jedoch von sich fortschickte, fing der Herr an zu klagen über ihn und sprach: War doch der Mensch wie unser eins, wie ein einziger in der Welt!"
=====Was der Herr verschwieg=====
"Der Herr offenbarte ihnen [den Heerscharen] nur, daß Gerechte von dem Menschen herkommen würden, er sagte ihnen aber nicht, daß auch Böse von ihm herkommen würden. Hätte er's ihnen verraten, so wäre vom Reich der Strenge die Erschaffung des Menschen nicht zugelassen worden."
=====Einer war der Mensch, viele kommen von ihm=====
"Von den Menschen ist nur einer erschaffen worden. Warum denn nur einer? Auf daß die Gerechten nicht sagen sollten: Wir sind Kinder eines Gerechten; und auf dass die Gottlosen nicht sagen sollten: Wir sind Kinder eines Gottlosen, [...]"
=====Von dem Sündenfall=====
'''Das Mahl in Eden und die Schlange'''


:Der Augenblick, in dem dieser Schlag geschah, scheint am richtigsten auf 9 Uhr 50 Minuten Vormittags zu Lissabon bestimmt zu sein, diese Zeit stimmt genau mit derjenigen, da es in Madrid wahrgenommen worden, nämlich 10 Uhr 17 bis 18 Minuten, wenn man den Unterschied der Länge beider Städte in den Unterschied der Zeit verwandelt. Zu derselben Zeit wurden die Gewässer in einem erstaunlichen Umfange, sowohl diejenige, die mit dem Weltmeere eine sichtbare Gemeinschaft haben, als auch welche darin auf eine verborgene Art stehen mögen, in Erschütterung gesetzt. Von Abo in Finnland an bis in den Archipelagus von Westindien sind wenig oder gar keine Küsten davon frei geblieben. Sie hat eine Strecke von 1500 Meilen fast in eben derselben Zeit beherrscht. Wenn man versichert wäre, daß die Zeit, darin sie zu Glückstadt an der Elbe verspürt worden, nach den öffentlichen Nachrichten ganz genau auf 11 Uhr 30 Minuten zu setzen wäre, so würde man daraus schließen, daß die Wasserbewegung 15 Minuten zugebracht habe, von Lissabon bis an die holsteinischen Küsten zu gelangen. In eben dieser Zeit wurde sie auch an allen Küsten des Mittelländischen Meeres verspürt, und man weiß noch nicht die ganze Weite ihrer Erstreckung.
"Adam, der erste Mensch war auch Gottes erste Schöpfung. Gott schuf die ganze Welt durch sein Wort, aber den Menschen machte er mit seinen eigenen Händen.
:Die Gewässer, die auf dem festen Lande von aller Gemeinschaft mit dem Meere scheinen abgeschnitten zu sein, die Brunnquellen, die Seen, wurden in vielen weit von einander entlegenen Ländern zu gleicher Zeit in außerordentliche Regung versetzt. Die meisten Seen in der Schweiz, der See bei Templin in der Mark, einige Seen in Norwegen und Schweden geriethen in eine wallende Bewegung, die weit ungestümer und unordentlicher war als bei einem Sturme, und die Luft war zugleich stille. Der See bei Neuchatel, wenn man sich auf die Nachrichten verlassen darf, verlief sich in verborgene Klüfte, und der bei Meiningen that dieses gleichfalls, kam aber bald wiederum zurück. In eben diesen Minuten blieb das mineralische Wasser zu Töplitz in Böhmen plötzlich aus und kam blutroth wieder. Die Gewalt, womit das Wasser hindurch getrieben war, hatte seine alte Gänge erweitert, und es bekam dadurch einen stärkern Zufluß. Die Einwohner dieser Stadt hatten gut  te Deum laudamus  zu singen, indessen daß die zu Lissabon ganz andere Töne anstimmten. So sind die Zufälle beschaffen, welche das menschliche Geschlecht betreffen. Die Freude der einen und das Unglück der andern haben oft eine gemeinschaftliche Ursache. Im Königreich Fez in Afrika spaltete eine unterirdische Gewalt einen Berg und goß blutrothe Ströme aus seinem Schlunde. Bei Angoulême in Frankreich hörte man ein unterirdisches Getöse, es öffnete sich eine tiefe Gruft auf der Ebene und hielt unergründliches Wasser in sich. Zu Gçmenos in Provence wurde eine Quelle plötzlich schlammicht und ergo sich darauf roth gefärbt. Die umliegende Gegenden berichteten gleiche Veränderungen an ihren Quellen. Alles dieses geschah in denselben Minuten, da das Erdbeben die Küsten von Portugal verheerte. Es wurden auch hin und wieder in eben diesem kurzen Zeitpunkte einige Erderschütterungen in weit entlegenen Ländern wahrgenommen. Allein sie geschahen fast alle dicht an der Seeküste. Zu Cork in Irland, imgleichen zu Glückstadt und an einigen andern Orten, die am Meere liegen, geschahen leichte Bebungen. Mailand ist vielleicht derjenige Ort, der noch in der weitesten Entfernung von dem Seeufer an eben demselben Tage erschüttert worden. Eben diesen Vormittag um 8 Uhr tobte der Vesuvius bei Neapolis und ward stille gegen die Zeit, da die Erschütterung zu Portugal geschah.
Am Anfang reichte Adam von der Erde bis zum Himmel. Als ihn aber die Heerscharen erblickten, erschauerten sie in Furcht [...]"


Quelle: http://www.ikp.uni-bonn.de/cgi-bin/Kant/lade.pl?1&/volltext/Ka01434.htm
'''Adams Buße'''


===J.W.Goethe===
"Der Herr sprach zu der Schrift<ref>Dieses weibliche Gegenüber Gottes erinnert an die ''Weisheit'' in den Sprüchen Salomos 8, 22-31, in der Weisheit Salomos, 7, 25ff, bei Jesus Sirach, 24 und 25 und - entfernter - auch an Maria Magdalena als weibliche Partnerin Jesu Christi im {{wpd|Philippusevangelium}}, vgl. [http://wwwuser.gwdg.de/~rzellwe/nhs/node88.html digitale Textfassung]</ref>: Wir wollen einen Menschen machen, daß er unserem Bilde gleiche. Und die Schrift erwiderte dem Herrn: Herr der Welten! Dein ist das All, aber der Mensch, den du schaffen willst, seiner Tage werden nicht viele sein auf Erden, und voll Gram wird sein Herz sein, und gewisslich wird er der Sünde verfallen; so du nun nicht mit ihm Langmut übest, ist es wohl besser, er käme gar nicht auf die Welt. Da sprach der Herr: Heiße ich denn umsonst ein Gott, der Langmut übt und barmherzig ist?
Und Gott fing an, die Erde zu sammeln für Adams Leib an einem reinen Orte geschah dies, der Nabel der Welt war es; und er formete ihn und richtete ihn zu, aber es war noch kein Odem und keine Seele in dem Menschen. Was tat der Herr? Er blies ihm einen lebendigen Odem ein und gab ihm eine Seele [...]
Der Mensch stand da und war herrlich anzuschauen als ein Bild Gottes; da sahen ihn die Geschöpfe und fürchteten sich vor ihm, denn sie dachten, dies wäre ihr Schöpfer. Und sie kamen alle zu ihm und bückten sich vor ihm. Da sprach der Mensch zu ihnen: Ihr seid zu mir gekommen und wollet euch vor mir bücken, wohlauf, lasset uns zusammen gehen, mich und euch, wir wollen gehen und uns in Stolz und Stärke kleiden und über uns zum König machen, der uns alle schuf, gleich wie ein Volk sich einen zum König macht. Denn wahrlich immer ruft das Volk sich einen König aus, nicht aber ruft der König selbst sich zum König aus.
Und Adam schritt voran und rief zuerst den Herrn als König aus, und nach ihm kamen alle Geschöpfe und schrien: Der Herr ist König und herrlich geschmückt!" [...]


;Johann Wolfgang Goethe: '''Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit.'''
=====Adams Not=====
Erstausgabe Tübingen, Cotta 1811, 1812, 1814. (Zitiert nach Hamburger Ausgabe Bd. IX S.30f)
'''Die Planeten verlangsamten ihren Gang'''


Erster Teil, Erstes Buch
"Als der Herr an das Erschaffen der Welt ging, war sein erstes, daß er den Menschen machte, aber er formte zuerst nur seinen Leib. Schon war er dabei, ihm seinen Odem einzublasen, als er zu sich selber sprach: Wenn ich den Menschen jetzt lebendig vor mich hinstelle, so wird man ihn als Mitschöpfer der Welt ansehen. Ich will ihn noch als Erdklumpen daliegen lassen, bis ich alles erschaffen habe. [...]"


:Durch ein außerordentliches Weltereignis wurde jedoch die Gemütsruhe des Knaben zum erstenmal im tiefsten erschüttert. Am ersten November 1755 ereignete sich das Erdbeben von Lissabon, und verbreitete über die in Frieden und Ruhe schon eingewohnte Welt einen ungeheuren Schrecken. Eine große prächtige Residenz, zugleich Handels- und Hafenstadt, wird ungewarnt von dem furchtbarsten Unglück betroffen. Die Erde bebt und schwankt, das Meer braust auf, die Schiffe schlagen zusammen, die Häuser stürzen ein, Kirchen und Türme darüber her, der königliche Palast zum Teil wird vom Meere verschlungen, die geborstene Erde scheint Flammen zu speien: denn überall meldet sich Rauch und Brand in den Ruinen. Sechzigtausend Menschen, einen Augenblick zuvor noch ruhig und behaglich, gehen mit einander zugrunde, und der Glücklichste darunter ist der zu nennen, dem keine Empfindung, keine Besinnung über das Unglück mehr gestattet ist. Die Flammen wüten fort, und mit ihnen wütet eine Schar sonst verborgner, oder durch dieses Ereignis in Freiheit gesetzter Verbrecher. Die unglücklichen Übriggebliebenen sind dem Raube, dem Morde, allen Mißhandlungen bloßgestellt; und so behauptet von allen Seiten die Natur ihre schrankenlose Willkür.
=====Was noch von Adam erzählt wird=====
:Schneller als die Nachrichten hatten schon Andeutungen von diesem Vorfall sich durch große Landstrecken verbreitet; an vielen Orten waren schwächere Erschütterungen zu verspüren, an manchen Quellen, besonders den heilsamen, ein ungewöhnliches Innehalten zu bemerken gewesen: um desto größer war die Wirkung der Nachrichten selbst, welche erst im allgemeinen, dann aber mit schrecklichen Einzelheiten sich rasch verbreiteten. Hierauf ließen es die Gottesfürchtigen nicht an Betrachtungen, die Philosophen nicht an Trostgründen, an Strafpredigten die Geistlichkeit nicht fehlen. So vieles zusammen richtete die Aufmerksamkeit der Welt eine Zeitlang auf diesen Punkt, und die durch fremdes Unglück aufgeregten Gemüter wurden durch Sorgen für sich selbst und die Ihrigen um so mehr geängstigt, als über die weitverbreitete Wirkung dieser Explosion von allen Orten und Enden immer mehrere und umständlichere Nachrichten einliefen. Ja vielleicht hat der Dämon des Schreckens zu keiner Zeit so schnell und so mächtig seine Schauer über die Erde verbreitet.
'''Adam ein Babylonier'''
:Der Knabe, der alles dieses wiederholt vernehmen mußte, war nicht wenig betroffen. Gott, der Schöpfer und Erhalter Himmels und der Erden, den ihm die Erklärung des ersten Glaubensartikels so weise und gnädig vorstellte, hatte sich, indem er die Gerechten mit den Ungerechten gleichem Verderben preisgab, keineswegs väterlich bewiesen. Vergebens suchte das junge Gemüt sich gegen diese Eindrücke herzustellen, welches überhaupt um so weniger möglich war, als die Weisen und Schriftgelehrten selbst sich über die Art, wie man ein solches Phänomen anzusehen habe, nicht vereinigen konnten.


===Heinrich v. Kleist===
"Es war Adams Leib aus Babylons Erde genommen, sein Kopf war aus der des Landes Israel, seine Glieder waren aus der Erde aller übrigen Länder gemacht.  
Der Herr faßte Adam bei der Hand und führte ihn durch die Welt und sprach zu ihm: Schau, hie ist ein Acker zu bauen, hie ist ein Feld zu säen.
Jedes Land, so Adam darüber bestimmte, daß es besetzt werde, ward auch besetzt; jedes Land aber, das Adam nicht zum Wohlstand bestimmte, blieb unbewohnt.
Man sagt, die Palmenwälder Babylons seien die Urwälder aus der Zeit Adams her."


'''Heinrich von Kleist: Das Erdbeben in Chili''' (1807/1810)
'''Die Cherubim'''


:"Eben stand er ... an einem Wandpfeiler und befestigte den Strick, der ihn dieser jammervollen Welt entreißen sollte, an eine Eisenklammer, die an dem Gesimse derselben eingefugt war; als plötzlich der größte Teil der Stadt, mit einem Gekrache, als ob das Firmament einstürzte, versank, und alles, was Leben atmete, unter seinen Trümmern begrub. Jeronimo Rugera war starr vor Entsetzen; und gleich als ob sein ganzes Bewußtsein zerschmettert worden wäre, hielt er sich jetzt an dem Pfeiler, an welchem er hatte sterben wollen, um nicht umzufallen. Der Boden wankte unter seinen Füßen, alle Wände des Gefängnisses rissen, der ganze Bau neigte sich, nach der Straße zu einzustürzen, und nur der, seinem langsamen Fall begegnende, Fall des gegenüberstehenden Gebäudes verhinderte, durch eine zufällige Wölbung, die gänzliche Zubodenstreckung desselben. Zitternd, mit sträubenden Haaren, und Knieen, die unter ihm brechen wollten, glitt Jeronimo über den schiefgesenkten Fußboden hinweg, der Öffnung zu, die der Zusammenschlag beider Häuser in die vordere Wand des Gefängnisses eingerissen hatte.
"Der Herr vertrieb Adam aus dem Garten Eden und lagerte davor die Cherubim mit dem bloßen hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zum Baum des Lebens."


:Kaum befand er sich im Freien, als die ganze, schon erschütterte Straße auf eine zweite Bewegung der Erde völlig zusammenfiel. Besinnungslos, wie er sich aus diesem allgemeinen Verderben retten würde, eilte er, über Schutt und Gebälk hinweg, indessen der Tod von allen Seiten Angriffe auf ihn machte, nach einem der nächsten Tore der Stadt. Hier stürzte noch ein Haus zusammen, und jagte ihn, die Trümmer weit umherschleudernd, in eine Nebenstraße; hier leckte die Flamme schon, in Dampfwolken blitzend, aus allen Giebeln, und trieb ihn schreckenvoll in eine andere; hier wälzte sich, aus seinem Gestade gehoben, der Mapochofluß auf ihn heran, und riß ihn brüllend in eine dritte. Hier lag ein Haufen Erschlagener, hier ächzte noch eine Stimme unter dem Schutte, hier schrieen Leute von brennenden Dächern herab, hier kämpften Menschen und Tiere mit den Wellen, hier war ein mutiger Retter bemüht, zu helfen; hier stand ein anderer, bleich wie der Tod, und streckte sprachlos zitternde Hände zum Himmel. Als Jeronimo das Tor erreicht, und einen Hügel jenseits desselben bestiegen hatte, sank er ohnmächtig auf demselben nieder."
'''Das flammende Schwert'''


Die Erzählung  erschien 1807 in Cottas »Morgenblatt für gebildete  Stände« unter dem Titel "Jeronimo und Josephe. Eine Szene aus dem  Erdbeben in Chili". Am 13. Mai 1647 zerstörte ein Erdbeben in Chile die  Hauptstadt Santiago. Vermutlich wurde Kleist auch durch Kants Geschichte und Naturbeschreibung der merkwürdigsten Vorfälle des Erdbebens von 1755 angeregt.
"Die Weisen Mazedoniens waren die ersten, welche die Heilkunst ausübten, [...] und als Asklepios, einer der Weisen Mazedoniens, aufstand, zog er im Lande umher und mit ihm vierzig Mann von den Schriftkennern, welche alle in den niedergeschriebenen Büchern Bescheide wußten; sie wanderten durch das Inderland nach dem Lande, das jenseits Eden gen Morgen lag, und dort eine Spur vom Baume des Lebens aufzufinden, wodurch ihr Ruhm größer würde, denn der aller Weisen im Lande.
Und es geschah, als sie an diesen Ort kamen, da fanden sie auch die heilbringenden Gewächse und auch den Baum des Lebens; wie sie aber die Hand ausstreckten, um davon zu nehmen, da zückte der Herr die Flamme des zweischneidigen Schwertes über sie, und sie loheten alle auf in den Funken des Blitzes, und keiner von ihnen entkam.
So ging die Heilkunst den Ärzten verloren, und es war ein Stillstand in der Heilkunde sechshundertdreißig Jahre lang, bis dann der König Arthasasta kam. In seinen Tagen war ein sehr weiser und verständiger Mann, der in den Büchern der Heilkunde sich auskannte [...] namens Hippokrates der Mazedonier; auch kamen dazu mal anderer Völker Weise wie Asaph der Judäer, Dioskorides der Baalathäer, Galenos, der Kaphtorite und noch viele andere Weise; die brachten die Heilkunst wieder zu Ehren, daß sie noch heutigen Tages besteht."


=== Theodizee-Diskussion ===
===Kain und Abel===
====Kain ein Sohn des Satans====
"Semael, der Engel, der Schlange Reiter, ging zu Eva ein, und sie ward schwanger und gebar den Kain."
====Der Fluch====
"Als der Herr die Welt erschaffen hatte, war die Erde breit und eben. Aber da stand Kain auf und tötete seinen Bruder Abel; und Abels Blut gärte im Innern der Erde. Da verfluchte der Herr die Erde, und sie ward uneben, und Berge und Höhen traten aus ihr hervor."


[http://www.tobias-bott.de/ Tobias Bott] veröffentlicht auf den Seiten www.tobias-bott.de seine Zulassungsarbeit:
===Die Erzväter===
:"Der Umsturz aller Verhältnisse? Kleists Erdbeben in Chili als Beitrag zur Theodizeediskussion nach dem Erdbeben von Lissabon."
====Isaak und Ismael====
Darin werden auch die wichtigsten Bilddokumente und Links zu den einschlägigen Forschungseinrichtungen aber auch zu neu erschienen Dissertationen, die sich mit dem Erdbeben von Lissabon beschäftigen, angeboten. Hier einige einleitende Sätze:
=====Die Wunder bei der Geburt Isaaks=====
"In der Stunde, da unserer Erzmutter Sara gedacht wurde, wurde auch vieler unfruchtbarer Frauen gedacht; viele Taube wurden wieder hörend, viele Blinde wurden sehend, viele Irrsinnige wurden verständig. Andere erzählen, daß auch mehr Lichter wurden am Himmel und daß am Tage, da Isaak geboren wurde, der Herr den Schein des Sonnenballs um achtundvierzigmal heller werden ließ."
====Von der Opferung Isaaks====
=====Die Engel=====
"Als der Herr, gelobt sei er, die Welt zu erschaffen gedachte, sprachen die Heerscharen: Was ist der Mensch, daß du sein gedenkest. Da erwiderte ihnen der Herr: Ihr sagt, was ist der Mensch, daß ich sein gedenke, denn ihr seht vor euch das Geschlecht Enos' kommen, ich aber will euch die Herrlichkeit Abrahams zeigen. Und weiter sprach er zu ihnen: Ihr werdet dereinst einen Vater sehen, der gewillt ist, seinen Sohn zu töten, und einen Sohn, der, um meinen Namen zu heiligen, sich opfern läßt."
=====Der Eifer der Brüder=====
''{{wpd|Isaak}} war 37 Jahre alt, als {{wpd|Abraham}} auszog, ihn zu opfern. Gott erschien in einer Feuersäule. {{wpd|Ismael}}, Isaaks Bruder, konnte sie nicht sehen, nur Abraham und Isaak.''


„Entsetzt, bestürzt, seiner Sinne nicht mächtig, über und über blutend und zitternd,
"Als das Schwert an Isaaks Hals kam, floh seine Seele von ihm. Da aber der Herr seine Stimme zwischen den Cherubim erschallen ließ: Lege deinen Hand nicht an den Knaben - kam die Seele wieder in Isaaks Leib. Abraham band ihn los, und er stellte sich auf seine Füße. Da erfuhr Isaak, daß es ein Auferstehen der Toten gibt, daß alle Toten dereinst aufleben werden. In dieser Stunde tat er seinen Mund auf und sprach: Gelobt sei der Herr, der die Toten erweckt."
sagte Candide sich: >Wenn dies die beste aller möglichen Welten ist,  
wie müssen dann erst die anderen sein?<“


"Dieses Zitat aus Voltaires beißender Satire auf die Optimismus-Philosophie ist bezeichnend für die literarische Diskussion, die sich nach dem Erdbeben von Lissabon im Jahr 1755 entwickelte.  Die Frage nach der Rechtfertigung Gottes angesichts des Übels in der Welt wurde nun auch auf dem literarischen Feld ausgetragen und bekam nicht zuletzt durch diese öffentliche Diskussion den Rang eines "außerordentlichen Weltereignisses“  zugesprochen. Nahezu alle zeitgenössischen Dichter und Philosophen beteiligten sich in den folgenden Jahrzehnten an dieser teleologischen Diskussion, u.a. Gottsched, Lessing, Kant, Goethe, Rousseau und Voltaire. Das Erdbeben führte nicht nur zu einer Erschütterung der Erde, sondern das unerklärliche Leid bewirkte auch eine Erschütterung des allgemeinen Sinnzusammenhangs und führte zu einer ernsten Krise  der Philosophie des metaphysischen  Optimismus. "
====Mystisches====
=====Vater und Sohn=====
"Und Isaak betete: Herr der Welt! es sei dein Wille, daß mein Fett und Blut und jedwede Faser meines Fleisches hier vor dir auf dem Altar angesehen werden, als wären es lauter Opfer, die deine Kinder in Zukunft dir darbringen werden. Wenn deine Kinder vor dir sündigen werden, ob mit Absicht, ob ohne Willen, dann aber Buße tun, so nimm sie an und gewähre Ihnen Sühne. Sind sie aber Vernichtung schuldig, so gedenke mein und werde wieder voll Erbarmen über deine Kinder."
=====Uriel=====
"Wisse, daß Adam und Abel beide durch das Sehen sich versündigt hatten. Aber ihrer beider Seelen wanderten weiter, die eine kam in Abraham, die andere in Isaak. Isaak war dazu ausersehen, daß er Abels Sünde wieder gutmachen sollte, Abraham aber sollte die Schuld Adams wieder ausgleichen."


=== Zeitgenössische Bilder ===
===Mose===
Das [http://nisee.berkeley.edu/lisbon/ National Information Service for Earthquake Engineering
====Das Leben Moses====
University of California, Berkeley] zeigt und kommentiert auf seinen Seiten zeitgenössische Bidler und Stiche vom Erdbeben
=====Mose im Mohrenland=====
:"The images presented here are taken from the NISEE Kozak Collection of Images of Historical Earthquakes.
"Mose [...] trat die Herrschaft über das Volk der Mohren an. Siebenundzwanzig Jahre war er damals alt, und er regierte über das Land vierzig Jahre. Der Herr ließ ihn Gnade und Wohlgefallen finden in den Augen aller seiner Untertanen, und es herrschte eitel Güte zwischen Mose und Gott, zwischen Mose und seinem Volk."<ref>Nach dieser Darstellung wird Mose König in {{wpde|Reich_von_Kusch|Kusch}} und heiratet eine Kuschitin ( vgl. auch 4. Buch Mose 12,1). Weil er aber, um Gott zu gefallen, nicht zusammen mit ihr schläft, ruft sie nach vierzig Jahren ihr Volk dazu auf, ihn abzusetzen. Das tun sie auch, entlassen ihn aber ehrenvoll und mit vielen Abschiedsgeschenken. [http://www.michael-klonovsky.de/content/view/41/42/ Gab es Mose?],[http://www.geo.de/GEO/kultur/geschichte/53.html War Moses ein Ägypter?] vgl. Wikipedia: {{wpd|Mose}} und {{wpd|Amenmesse}}</ref>
(bin Gorion: Die Sagen der Juden)
===Fußnoten===
<small><references/></small>


:Although not the strongest or most deadly earthquake in human history, the 1755 Lisbon earthquake's impact, not only on Portugal but on all of Europe, was profound and lasting. Depictions of the earthquake in art and literature can be found in several European countries, and these were produced and reproduced for centuries following the event, which came to be known as "The Great Lisbon Earthquake."


:The earthquake began at 9:30 on November 1st, 1755, and was centered in the Atlantic Ocean, about 200 km WSW of Cape St. Vincent. The total duration of shaking lasted ten minutes and was comprised of three distinct jolts. Effects from the earthquake were far reaching. The worst damage occurred in the south-west of Portugal. Lisbon, the Portuguese capital, was the largest and the most important of the cities damaged. Severe shaking was felt in North Africa and there was heavy loss of life in Fez and Mequinez. Moderate damage was done in Algiers and in southwest Spain. Shaking was also felt in France, Switzerland, and Northern Italy. A devastating fire following the earthquake destroyed a large part of Lisbon, and a very strong tsunami caused heavy destruction along the coasts of Portugal, southwest Spain, and western Morocco.
== Auszüge aus Paul Rießler: Jüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel ==


* [http://de.wikisource.org/wiki/Paul_Rie%C3%9Fler Schriften bei Wikisource]


=== Josef und Asenat ===
Die Schrift Joseph und Asenath ist eine zu den Pseudepigraphen zu rechnende jüdische Doppelnovelle aus dem 1. Jh.n.Chr. Hauptperson ist die Ägyperin Asenath. Die Erzählung handelt von ihrer Bekehrung zum Gott Israels, der Hochzeit mit dem Erzvater Joseph sowie ihre Bewahrung in einer Verschwörung des erstgeborenen Sohn des Pharaos.


Asenat hat alle Freier zurückgewiesen und als man ihr von Josef sprach, ihn als Hirten aus Kanaan als nicht ebenbürtig bezeichnet. Dann sieht sie ihn aus der Ferne und ist von seiner Erscheinung so beeindruckt, dass sie ihn für einen Gottessohn hält. Josef aber weigert sich, sie zu küssen, weil sie falsche Götter anbete.
Sie wird jetzt nicht zornig über die Zurückweisung, sie klagt aber auch nicht über ihre unglückliche Liebe, sondern sie bereut, dass sie nicht schon früher den wahren Gott angebetet hat, hüllt sich in ein Trauergewand und büßt sieben Tage, bevor sie zu Josefs Gott betet, er möge sie als Glaubende annehmen.
Da kommt der Erzengel Gabriel zu ihr, isst mit ihr eine Honigwabe und verkündet ihr, dass Josef ewig ihr Bräutigam sein werde.


[[Kategorie:Deutsch]]
* [http://fontanefan3.blogspot.com/2010/11/josef-und-asenat.html Textauszüge]
[[Kategorie:Geographie]]
* [http://de.wikisource.org/wiki/Joseph_und_Asenath '''vollständiger Text'''] bei Wikisource
[[Kategorie:Gesellschaftslehre]]
 
== Unterrichtsmaterial ==
[http://www.lpb-bw.de/publikationen/ghettos/b04.htm Text und Aufgabenstellung zur Sage:''Wie der Golem die Juden beschützte'']
== Siehe auch ==
* [[Judentum]]
* [[Apokryphen]]
* [[Kabbala]]
 
[[Kategorie:Judentum]]
[[Kategorie:Literatur]]

Version vom 2. April 2011, 20:13 Uhr

Jüdische Sagen aus Talmud, Vorlage:Wpd und Vorlage:Wpd eröffnen einerseits ein tieferes Verständnis des Judentums, andererseits machen sie noch deutlicher, dass die biblischen Schriften vor Abschluss des Kanons auch lebendige Überlieferung waren.

Sagensammlungen

  • Bernhard Kuttner : Jüdische Sagen und Legenden. Für jung und alt gesammelt und wiedererzählt, Arani Verlag 1998 ISBN 978-3760586748
  • Vorlage:Wpd: Die Sagen der Juden, 1913 - 1927
Bin Gorion hat seine Sagen weitgehend der lange Zeit rein mündlichen Überlieferung, der Aggada, und anderer rabbinischer LiteraturWikipedia-logo.png entnommen.
  • Daniel Ehrmann (Hrsg.): Sagen und Legenden aus Talmud und Midrasch, Wien 1880
  • Paul Rießler (Hrsg.): Altjüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel, Augsburg (Dr. B. Filser), 1928

Auszüge aus Micha Josef bin Gorion: Die Sagen der Juden

Bin Gorion stellt Sagen aus der nachbiblischen Zeit zusammen, beschränkt sich dabei aber auf die hebräisch-aramäische Überlieferung: "hier soll nur das Bild von der jüdischen Sage, wie sie in den hebräischen und Aramäischen Urkunden [...] ihren Ausbruch gefunden hat, gegeben werden."

Von Adam und seinem Geschlecht

Des Menschen Reich

Die Barmherzigkeit und die Wahrheit

"Der Herr verlieh Adam - so lesen wir - eine Übermacht, die ewig währen sollte, und wies ihm einen Raum zu, der inwendiger war denn der, darin die Engel saßen. Als aber Adam den Willen des Herrn brach und dem Willen der Schlange folgte, veränderte der Herr sein Antlitz und ließ ihn fahren. Wie er ihn jedoch von sich fortschickte, fing der Herr an zu klagen über ihn und sprach: War doch der Mensch wie unser eins, wie ein einziger in der Welt!"

Was der Herr verschwieg

"Der Herr offenbarte ihnen [den Heerscharen] nur, daß Gerechte von dem Menschen herkommen würden, er sagte ihnen aber nicht, daß auch Böse von ihm herkommen würden. Hätte er's ihnen verraten, so wäre vom Reich der Strenge die Erschaffung des Menschen nicht zugelassen worden."

Einer war der Mensch, viele kommen von ihm

"Von den Menschen ist nur einer erschaffen worden. Warum denn nur einer? Auf daß die Gerechten nicht sagen sollten: Wir sind Kinder eines Gerechten; und auf dass die Gottlosen nicht sagen sollten: Wir sind Kinder eines Gottlosen, [...]"

Von dem Sündenfall

Das Mahl in Eden und die Schlange

"Adam, der erste Mensch war auch Gottes erste Schöpfung. Gott schuf die ganze Welt durch sein Wort, aber den Menschen machte er mit seinen eigenen Händen. Am Anfang reichte Adam von der Erde bis zum Himmel. Als ihn aber die Heerscharen erblickten, erschauerten sie in Furcht [...]"

Adams Buße

"Der Herr sprach zu der Schrift[1]: Wir wollen einen Menschen machen, daß er unserem Bilde gleiche. Und die Schrift erwiderte dem Herrn: Herr der Welten! Dein ist das All, aber der Mensch, den du schaffen willst, seiner Tage werden nicht viele sein auf Erden, und voll Gram wird sein Herz sein, und gewisslich wird er der Sünde verfallen; so du nun nicht mit ihm Langmut übest, ist es wohl besser, er käme gar nicht auf die Welt. Da sprach der Herr: Heiße ich denn umsonst ein Gott, der Langmut übt und barmherzig ist? Und Gott fing an, die Erde zu sammeln für Adams Leib an einem reinen Orte geschah dies, der Nabel der Welt war es; und er formete ihn und richtete ihn zu, aber es war noch kein Odem und keine Seele in dem Menschen. Was tat der Herr? Er blies ihm einen lebendigen Odem ein und gab ihm eine Seele [...] Der Mensch stand da und war herrlich anzuschauen als ein Bild Gottes; da sahen ihn die Geschöpfe und fürchteten sich vor ihm, denn sie dachten, dies wäre ihr Schöpfer. Und sie kamen alle zu ihm und bückten sich vor ihm. Da sprach der Mensch zu ihnen: Ihr seid zu mir gekommen und wollet euch vor mir bücken, wohlauf, lasset uns zusammen gehen, mich und euch, wir wollen gehen und uns in Stolz und Stärke kleiden und über uns zum König machen, der uns alle schuf, gleich wie ein Volk sich einen zum König macht. Denn wahrlich immer ruft das Volk sich einen König aus, nicht aber ruft der König selbst sich zum König aus. Und Adam schritt voran und rief zuerst den Herrn als König aus, und nach ihm kamen alle Geschöpfe und schrien: Der Herr ist König und herrlich geschmückt!" [...]

Adams Not

Die Planeten verlangsamten ihren Gang

"Als der Herr an das Erschaffen der Welt ging, war sein erstes, daß er den Menschen machte, aber er formte zuerst nur seinen Leib. Schon war er dabei, ihm seinen Odem einzublasen, als er zu sich selber sprach: Wenn ich den Menschen jetzt lebendig vor mich hinstelle, so wird man ihn als Mitschöpfer der Welt ansehen. Ich will ihn noch als Erdklumpen daliegen lassen, bis ich alles erschaffen habe. [...]"

Was noch von Adam erzählt wird

Adam ein Babylonier

"Es war Adams Leib aus Babylons Erde genommen, sein Kopf war aus der des Landes Israel, seine Glieder waren aus der Erde aller übrigen Länder gemacht. Der Herr faßte Adam bei der Hand und führte ihn durch die Welt und sprach zu ihm: Schau, hie ist ein Acker zu bauen, hie ist ein Feld zu säen. Jedes Land, so Adam darüber bestimmte, daß es besetzt werde, ward auch besetzt; jedes Land aber, das Adam nicht zum Wohlstand bestimmte, blieb unbewohnt. Man sagt, die Palmenwälder Babylons seien die Urwälder aus der Zeit Adams her."

Die Cherubim

"Der Herr vertrieb Adam aus dem Garten Eden und lagerte davor die Cherubim mit dem bloßen hauenden Schwert, zu bewahren den Weg zum Baum des Lebens."

Das flammende Schwert

"Die Weisen Mazedoniens waren die ersten, welche die Heilkunst ausübten, [...] und als Asklepios, einer der Weisen Mazedoniens, aufstand, zog er im Lande umher und mit ihm vierzig Mann von den Schriftkennern, welche alle in den niedergeschriebenen Büchern Bescheide wußten; sie wanderten durch das Inderland nach dem Lande, das jenseits Eden gen Morgen lag, und dort eine Spur vom Baume des Lebens aufzufinden, wodurch ihr Ruhm größer würde, denn der aller Weisen im Lande. Und es geschah, als sie an diesen Ort kamen, da fanden sie auch die heilbringenden Gewächse und auch den Baum des Lebens; wie sie aber die Hand ausstreckten, um davon zu nehmen, da zückte der Herr die Flamme des zweischneidigen Schwertes über sie, und sie loheten alle auf in den Funken des Blitzes, und keiner von ihnen entkam. So ging die Heilkunst den Ärzten verloren, und es war ein Stillstand in der Heilkunde sechshundertdreißig Jahre lang, bis dann der König Arthasasta kam. In seinen Tagen war ein sehr weiser und verständiger Mann, der in den Büchern der Heilkunde sich auskannte [...] namens Hippokrates der Mazedonier; auch kamen dazu mal anderer Völker Weise wie Asaph der Judäer, Dioskorides der Baalathäer, Galenos, der Kaphtorite und noch viele andere Weise; die brachten die Heilkunst wieder zu Ehren, daß sie noch heutigen Tages besteht."

Kain und Abel

Kain ein Sohn des Satans

"Semael, der Engel, der Schlange Reiter, ging zu Eva ein, und sie ward schwanger und gebar den Kain."

Der Fluch

"Als der Herr die Welt erschaffen hatte, war die Erde breit und eben. Aber da stand Kain auf und tötete seinen Bruder Abel; und Abels Blut gärte im Innern der Erde. Da verfluchte der Herr die Erde, und sie ward uneben, und Berge und Höhen traten aus ihr hervor."

Die Erzväter

Isaak und Ismael

Die Wunder bei der Geburt Isaaks

"In der Stunde, da unserer Erzmutter Sara gedacht wurde, wurde auch vieler unfruchtbarer Frauen gedacht; viele Taube wurden wieder hörend, viele Blinde wurden sehend, viele Irrsinnige wurden verständig. Andere erzählen, daß auch mehr Lichter wurden am Himmel und daß am Tage, da Isaak geboren wurde, der Herr den Schein des Sonnenballs um achtundvierzigmal heller werden ließ."

Von der Opferung Isaaks

Die Engel

"Als der Herr, gelobt sei er, die Welt zu erschaffen gedachte, sprachen die Heerscharen: Was ist der Mensch, daß du sein gedenkest. Da erwiderte ihnen der Herr: Ihr sagt, was ist der Mensch, daß ich sein gedenke, denn ihr seht vor euch das Geschlecht Enos' kommen, ich aber will euch die Herrlichkeit Abrahams zeigen. Und weiter sprach er zu ihnen: Ihr werdet dereinst einen Vater sehen, der gewillt ist, seinen Sohn zu töten, und einen Sohn, der, um meinen Namen zu heiligen, sich opfern läßt."

Der Eifer der Brüder

Vorlage:Wpd war 37 Jahre alt, als Vorlage:Wpd auszog, ihn zu opfern. Gott erschien in einer Feuersäule. Vorlage:Wpd, Isaaks Bruder, konnte sie nicht sehen, nur Abraham und Isaak.

"Als das Schwert an Isaaks Hals kam, floh seine Seele von ihm. Da aber der Herr seine Stimme zwischen den Cherubim erschallen ließ: Lege deinen Hand nicht an den Knaben - kam die Seele wieder in Isaaks Leib. Abraham band ihn los, und er stellte sich auf seine Füße. Da erfuhr Isaak, daß es ein Auferstehen der Toten gibt, daß alle Toten dereinst aufleben werden. In dieser Stunde tat er seinen Mund auf und sprach: Gelobt sei der Herr, der die Toten erweckt."

Mystisches

Vater und Sohn

"Und Isaak betete: Herr der Welt! es sei dein Wille, daß mein Fett und Blut und jedwede Faser meines Fleisches hier vor dir auf dem Altar angesehen werden, als wären es lauter Opfer, die deine Kinder in Zukunft dir darbringen werden. Wenn deine Kinder vor dir sündigen werden, ob mit Absicht, ob ohne Willen, dann aber Buße tun, so nimm sie an und gewähre Ihnen Sühne. Sind sie aber Vernichtung schuldig, so gedenke mein und werde wieder voll Erbarmen über deine Kinder."

Uriel

"Wisse, daß Adam und Abel beide durch das Sehen sich versündigt hatten. Aber ihrer beider Seelen wanderten weiter, die eine kam in Abraham, die andere in Isaak. Isaak war dazu ausersehen, daß er Abels Sünde wieder gutmachen sollte, Abraham aber sollte die Schuld Adams wieder ausgleichen."

Mose

Das Leben Moses

Mose im Mohrenland

"Mose [...] trat die Herrschaft über das Volk der Mohren an. Siebenundzwanzig Jahre war er damals alt, und er regierte über das Land vierzig Jahre. Der Herr ließ ihn Gnade und Wohlgefallen finden in den Augen aller seiner Untertanen, und es herrschte eitel Güte zwischen Mose und Gott, zwischen Mose und seinem Volk."[2] (bin Gorion: Die Sagen der Juden)

Fußnoten

  1. Dieses weibliche Gegenüber Gottes erinnert an die Weisheit in den Sprüchen Salomos 8, 22-31, in der Weisheit Salomos, 7, 25ff, bei Jesus Sirach, 24 und 25 und - entfernter - auch an Maria Magdalena als weibliche Partnerin Jesu Christi im Vorlage:Wpd, vgl. digitale Textfassung
  2. Nach dieser Darstellung wird Mose König in KuschWikipedia-logo.png und heiratet eine Kuschitin ( vgl. auch 4. Buch Mose 12,1). Weil er aber, um Gott zu gefallen, nicht zusammen mit ihr schläft, ruft sie nach vierzig Jahren ihr Volk dazu auf, ihn abzusetzen. Das tun sie auch, entlassen ihn aber ehrenvoll und mit vielen Abschiedsgeschenken. Gab es Mose?,War Moses ein Ägypter? vgl. Wikipedia: Vorlage:Wpd und Vorlage:Wpd


Auszüge aus Paul Rießler: Jüdisches Schrifttum außerhalb der Bibel

Josef und Asenat

Die Schrift Joseph und Asenath ist eine zu den Pseudepigraphen zu rechnende jüdische Doppelnovelle aus dem 1. Jh.n.Chr. Hauptperson ist die Ägyperin Asenath. Die Erzählung handelt von ihrer Bekehrung zum Gott Israels, der Hochzeit mit dem Erzvater Joseph sowie ihre Bewahrung in einer Verschwörung des erstgeborenen Sohn des Pharaos.

Asenat hat alle Freier zurückgewiesen und als man ihr von Josef sprach, ihn als Hirten aus Kanaan als nicht ebenbürtig bezeichnet. Dann sieht sie ihn aus der Ferne und ist von seiner Erscheinung so beeindruckt, dass sie ihn für einen Gottessohn hält. Josef aber weigert sich, sie zu küssen, weil sie falsche Götter anbete. Sie wird jetzt nicht zornig über die Zurückweisung, sie klagt aber auch nicht über ihre unglückliche Liebe, sondern sie bereut, dass sie nicht schon früher den wahren Gott angebetet hat, hüllt sich in ein Trauergewand und büßt sieben Tage, bevor sie zu Josefs Gott betet, er möge sie als Glaubende annehmen. Da kommt der Erzengel Gabriel zu ihr, isst mit ihr eine Honigwabe und verkündet ihr, dass Josef ewig ihr Bräutigam sein werde.

Unterrichtsmaterial

Text und Aufgabenstellung zur Sage:Wie der Golem die Juden beschützte

Siehe auch